Mit lauter Stimme begann Corvus zu erklären, was nun geschehen sollte:
“Die nächste Übung, die wir vorführen werden, nennt sich ‚Schildkröte’, vielleicht kennt der eine oder andere sie bereits.
Jeweils zwei Turmae werden sie paarweise durchführen, die Erste mit der Zweiten und die Dritte mit der Vierten.
Es wird Angreifer und Verteidiger geben. Die Erste und die Dritte greifen zuerst an, nach zwei Durchgängen wird gewechselt.
Es wird Halbkreisförmig gegenüberstehend Aufstellung genommen. Jeweils ein Angreifer reitet an und wirft den Übungsspeer auf den ihm gegenüberstehenden Verteidiger, der diesen mit dem Schild abwehrt. Anschließend reiten beide ans andere Ende ihrer Formation und reihen sich wieder ein. Die anderen rücken jeweils auf. Das alles soll letztlich in einer flüssigen, stetigen Bewegung geschehen, so dass beide Gruppen in einer ständigen, gegenläufigen Bewegung sind.
Alles verstanden? Dann nehmt euch jetzt die Speere. Für jeden sollen vier da sein.
Auf, auf, hier wird nicht getrödelt!“
Beiträge von Decius Germanicus Corvus
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Herzlichen Glückwunsch!
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Während die Reiter und ihre Pferde ausruhten, trugen eifrige Legionäre scheinbar Unmengen von Übungsspeeren an den Rand des Platzes. Sie waren etwa ebenso schwer wie die richtigen, waren an der Spitze jedoch stumpf und zusätzlich noch mit einer gepolsterten Lederkappe versehen, die schlimmere Verletzungen vermeiden helfen sollte.
“So, genug gerastet!“, rief Corvus: “Aufsitzen und Aufstellung nehmen."
Aus dem Augenwinkel hatte er die Gestalt des Legaten entdeckt, der nicht weit von den bereitgestellten Übungsspeeren stand und sie beobachtete.
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…und er ließ einen nachdenklichen Corvus zurück, der sich noch gut an den Mann erinnerte, der nun Centurio Statorum in Colonia Claudia Ara Agrippinesium war.
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Als ein junger, germanisch und etwas abgerissen aussehender Bursche die Straße entlang kam, fuhr der inzwischen ungeduldig gewordene Corvus ihn an:
“He, ist das hier die Via Pelvarii?““Via Pelvarii? Neee, da bist du falsch, mein römischer Herr. Das ist die Via Pastellatori, die Strasse der Pfannenschmiede. Die Kesselschmiede findest du auf der anderen Seite der Via Bingia, Richtung Stadttor die erste rechts ein, gleich hinter dem Tempelbezirk. Man kann es gar nicht verfehlen, denn man hört sie tagsüber meist rumhämmern.“
Das Letzte sagte er überdeutlich und gegen die hämmernden Geräusche aus dem nahen Haus anredend. Ein freches Grinsen entblößte ein äußerst lückenhaftes Gebiss.
Corvus stieß eine Verwünschung aus, die den Anderen mit einschloss und ließ ihn eiligen Schrittes stehen.
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Etwas unschlüssig blieb Corvus vor dem Haus stehen. Er war der Beschreibung gefolgt: Vom Forum in die Via Bingia, hinter dem Theatrum Germanica venustrus artis Mogontiaci nach links in die erste Seitengasse, grade über die nächste Kreuzung und dann das zweite Haus rechts. Da stand er nun, doch keiner war da um ihn zu empfangen. Aus dem Gebäude auf der anderen Straßenseite konnte er die rhythmischen Schläge auf Metall vernehmen, etwas weiter weg kläffte ein Hund und irgendwo schien es auch Hühner zu geben. Sonst aber war es ruhig und fast menschenleer. Zu ruhig und zu menschenleer!
“Wo bleibt der Dreckskerl?!“, schimpfte er leise. -
“Natürlich, ich verstehe. Ich werde mich dann bereithalten, Legatus Legionis.“
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“Ohne die näheren Umstände zu kennen scheint mir auch ein offenes Vorgehen am ehesten Erfolg zu versprechen. Verdeckte Ermittlungen können zudem sehr viel Zeit kosten. Wenn du mir du mir eine offizielle, schriftliche Ermächtigung für diese Ermittlungen ausstellst, die einen gewissen Nachdruck vermittelt, könnte mir das helfen. Gerade bei Amtsträgern verfehlt das selten seine Wirkung.“
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“Also eher eine polizeiliche Untersuchung, weniger ein Militärischer Auftrag.“, stellte Corvus fest.
“Soll ich offiziell ermitteln oder diskret?“ -
“Das ist richtig. Mit speziellen… Nachforschungen habe ich bereits Erfahrung sammeln können.“, sagte Corvus zögerlich, denn bei allem, was seinen Dienst bei den Speculatores betraf, hatte er sich eine gewisse Zurückhaltung angewöhnt.
“Worum geht es genau, wenn ich das fragen darf?“ -
“Legatus Legionis, bitte, nimm platz.“, antwortete Corvus, nachdem er dem eintretenden Legionskommandeur salutiert hatte.
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“Viele Fragen auf einmal, Hadrianus Subdolus, und auf alle habe ich auch noch keine Antwort. Die Feinde hinter dem Limes scheinen momentan ruhig zu sein. Wenn du mich fragst, dann wurde ihnen im letzten Jahr ein gehöriger Schlag versetzt. Aber wir kennen die Germanen, man darf sich bei ihnen niemals zu sicher fühlen. Ich hoffe, dass wir zumindest den Winter über Ruhe haben werden. Was das Frühjahr und der Sommer bringt, dass wird man sehen müssen. Ich fürchte, uns fehlt es im Augenblick an genügend Informationen über die Vorgänge im Osten. Unsere Informationswege wurden zerstört, es fehlt an Verbündeten oder zumindest an zur Zusammenarbeit mit uns bereiten Barbarenfürsten. Das wird sich ändern müssen, meine ich.
Ansonsten hoffe ich, dass die Zweite im Laufe des Jahres ihre Reihen wieder vollständig auffüllen kann, damit wir dem Feind jederzeit gut gewappnet entgegentreten können, sollte er sich nochmals vorwagen.“ -
Corvus sah ihr nach und schüttelte den Kopf. “Dumm wie ein Pfahl… aber ein hübscher Hintern!“, murmelte er und lächelte dann doch etwas versonnen.
Sein Gesicht nahm erneut einen strengen Ausdruck an und er widmete sich wieder den Akten. -
“Warum sie sich ausgerechnet diese Jahreszeit ausgesucht hat, dass weiß ich auch nicht, Hadrianus Subdolus. Solche weiten Reisen sind ohnehin ungewöhnlich für sie, vielleicht hat es einen politischen Hintergrund, aber vielleicht wurde es ihr in Rom auch einfach nur zu langweilig. Was ich weiß ist, dass sie nicht nur unsere Provinz besucht. Hispania und Gallia bereist sie auch, wenn ich richtig informiert bin.“
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“Ja, aber geh nicht ohne diese Schreiben.“
Er drückte ihr eine lederne, gut verschlossene Rolle in die Hand.
“Es ist wichtig, gib das deiner Herrin Germanica Aelia!“ -
“Was? Nicht? Wartest du auf irgendjemanden?“
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Nachdem sie dreimal diese Einführungsformation geübt hatten, gewährte Corvus den Männern, vor allem aber den Pferden, eine Pause. Während also alle absaßen und den Tieren etwas Ruhe gönnten, beisammen standen und schwatzten oder einfach nur herumlungerten, ging er langsam durch die Reihen.
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“Wieso, ist das Lager noch nicht aufgewärmt?“
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“Hier sind der Brief und die Ermächtigung. Beides sollst du deiner Herrin bringen.“