Beiträge von Tiberius Cornelius Scipio

    Als Teil einer nicht eingesetzten Centurie hatte Tiberius das Scharmützel unbeteiligt aus der Ferne betrachten müssen, während er in Reih und Glied in Formation stand, ohne sich wirklich zu regen.


    Den Befehl Victors folgend, rückte er zusammen mit seiner Centurie im Gleichschritt gen Limes vor. Sie bildeten eine Einheit, niemand tanze aus der Reihe, trotz des wohl nahenden Gemetzels...

    Bereits zwei Stunden hatten Scipio und seine Kameraden damit verbracht, die Ziele mit Pilen zu bewerfen. Einigen schmerzte bereits der Arm, als Centurio Industrius und Optio Maximus zusammen mit einer Gruppe Probaten und frischgebackener Legionäre den Exerzierplatz betraten, sichtlich erschöpft. Es war wohl ohnehin Zeit, diese Übung zu beenden. Einige seiner Kameraden konnten ihre jeweiligen Ziele kaum noch treffen, so kraftlos wie ihre Arme nun waren.

    Scipio betrat mit einigen Kameraden den Exerzierplatz und sah sich um. Es war niemand sonst da, doch der Dienstplan schien ihnen ohnehin keine konkreten Anweisungen zu geben, weswegen Scipio sich dazu entschloss, sich in Abwesenheit eines Optios selbst um die Gestaltung seines Übungsprogramms zu kümmern.
    Nach einigen Runden zum Aufwärmen begann die kleine Gruppe, sich mit dem Pilumwurf zu beschäftigen.

    Gemeinsam mit zwei seiner Contubernienkameraden betrat Scipio die Taverne. Sie setzten sich und bestellten sogleich eine Runde Mulsum.


    Wenige Minuten später wurden ihnen drei Becher mit dem Getränk vorgesetzt, von denen jeder nun eines anhob.


    "Worauf sollen wir anstoßen?", fragte einer der Legionäre. Eine kurze zeitlang bedächtige Stille. Klar, im Zweifelsfalle könnte man immer auf die Legion, die Republik oder den Imperator anstoßen, doch das war irgendwie einfallslos.


    "Öhm, auf das Ende des Wachdienstes!", sagte Scipio und erzwang bei seinen Kameraden ein schmerzverzogenes Grinsen. Sie waren alle drei zu zwei Wochen Torwache eingeteilt und diese zwei Wochen schienen einfach nicht vorübergehen zu wollen.


    "Auf das Ende des Wachdienstes.", sprachen sie im Chor, stießen mit den Bechern an und nahmen jeweils einen langen Zug.

    "Da sage ich nicht nein, Centurio.", antwortete Scipio prompt. Er hatte sich gegen einen Großteil seiner Centurienkameraden im Würfelspiel durchsetzen können, was er persönlich eher seinem Glück zusprach als Können. Ihm fiel jedoch plötzlich ein, dass man ihn an diesem Abend für eine weitere Wachschicht eingeteilt hatte, aus welchem Grund auch immer.


    "Verzeihe, Centurio, mir ist gerade eingefallen, dass ich heute Abend für eine weitere Schicht eingeteilt wurde. Doch ein ander mal würde ich gerne auf deine Herausforderung zurückkommen, wenn sie dann noch gilt."


    Sim-Off:

    Fürchte, ich bin über das Wochenende weg und kann da entsprechend nicht posten. Zudem habe ich den neuen Dienstplan übersehen, deswegen erst meine späte Antwort, tut mir Leid.

    Scipio grinste müde zurück: "Du musst doch zugeben, Signifer, es gibt weitaus angenehmere und vor allem abwechslungsreichere Arbeiten als die hier. Obwohl... Ziegelsteine herstellen zu müssen ist auch nicht viel besser, nicht wahr?"

    Scipio sah noch ein letztes mal auf den brennenden Haufen Fleisch, ehe er sich abwandte, seinen Helm abnahm und sich übergab. Er hatte getötet, zwar nicht zum ersten mal, aber nun auch Unbewaffnete. Dies war kein Kampf gewesen, die Legionäre hatten ein gnadenlosen Schlachten veranstaltet. Als sich sein Magen geleert hatte setzte Tiberius wieder seinen Helm auf zog er vorsichtig sein Gladius um sich zu vergewissern, dass es wirklich kein Traum gewesen war. Die Klinge war rot, teilweise vertrocknetes Blut klebte an ihr, das noch flüssige lief langsam zur Spitze und tropfte von dort auf den kalten Erdboden. Beim Anblick des Schwertes hätte er ein weiteres mal brechen können, doch sein Magen war nun schon leer. Er schob es vorsichtig wieder in die Scheide und ging zu seinen Kameraden.

    "In, beziehungsweise um einem kompletten Castellum wie das unsrige findet zuerst einmal man eine Lagermauer mit Toranlagen. Innen befindet sich die Principia, in der die Verwaltung untergebracht ist, das Praetorium, ein Valetudinarium, also das Krankenhaus, sowie ein Veterinarium zur medizinischen Versorgung der Maultiere und Pferde. Neben der Scholae in der wir uns gerade befinden bestehen zudem noch Werkstätten und Magazine sowie legionseigene Thermen. Für die Unterbringung der Reiter und Legionäre stehen Reiter- und Infanteriekasernen zur Verfügung, während für die Offiziere eigene Wohnbereiche vorhanden sind.
    Die Kasernen sind in mehrere Insolae [OFF: Mehrzahl von Insola?] eingeteilt, welche jeweils eine Manipel bzw. zwei Centurien beherbergen. Die Gebäude sind ringförmig im Lager verteilt, sodass jede Einheit im Falle eines Angriffs möglichst schnell zu ihrem Wehrabschnitt gelangen kann.
    In einer Centurien-Kommandantur lebt ein Centurio zusammen mit seiner gesamten Centurie und seinem Optio, Signifer, Cornicen und Tesserarius untergebracht ist. Während dem Centurio und seine Unteroffiziere eigene Räume zur Verfügung stehen, teilen sich mehrere Legionäre eine Stube.
    Legionäre sind in Contubernien zu je acht Männern in den Infanteriekasernen untergebracht. Sie bilden eine Art Wohngemeinschaft, teilen sich Werkzeuge wie zum Beispiel eine Handmühle und stellen somit gemeinsam ihren Proviant her, zudem teilen sie bei Einsätzen außerhalb des Castellums ein Zelt und ein Maultier um dieses Zelt und anderes gemeinsam verwendetes Gerät zu transportieren."

    "Ein Troß, beziehungsweise eine Maultierkolonne folgt dicht hinter dem Hauptteil der marschierenden Legion, um unter anderem schweres Gerät zu transportieren. Meist steht jeder Contubernia ein Maultier zur Verfügung, welches das Zelt, Werkzeuge, Schanzpfähle sowie die Handmühle der Zeltgemeinschaft zu tragen hat. Zudem werden mit Hilfe dieser Tiere auch schwere Waffen, Legionsvorräte und weitere nötige Utensilien, unter anderem für den Befehlsstab transportiert."

    Sim-Off:

    Ich und meine große Klappe... :D


    "Jawohl, Centurio", sagte Scipio und räusperte sich kurz ehe er begann:


    "Man unterscheidet zwischen dem Miles Impeditus und dem Miles Expeditus, d.h. dem kampfbereiten bzw. dem marschbereiten Legionär. Während ersterer nicht viel mehr als seine Waffen, seine Rüstung und sein Scutum mit sich führt, hat letzterer während eines Marsches insgesamt fast einhundert Pfund Gepäck zu tragen. Neben der üblichen Kampfausrüstung führt ein Miles Expeditus seine persönliche Ausrüstung mit, zu der natürlich Verpflegung gehört sowie Reservekleidung und Werkzeuge. Dieses Marschgepäck, bzw. Sarcina wird in Beuteln und Netzen an eine Stange gehängt, die wir üblicherweise als Furca bezeichnen. Zudem hängt an dieser Furca noch eine Feldflasche aus Metall, sowie Koch- und Essgeschirr. Ob und welche weiteren persönlichen Gegenstände ein Legionär mit sich führt, zum Beispiel Spielwürfel, bleibt ihm selbst überlassen."

    "Zurück mit euch!", rief Scipio zu den Sklaven. Sein Turmschild hielt er mit der linken Hand schützend vor seinem Körper, in der rechten hielt er sein Gladius so, dass die Sklaven das Schwert sehen konnten. Scipio wollte nicht auf Unbewaffnete einstechen, aber so wie es aussah würde er dies wohl tun müssen, denn die Sklaven hatten anscheinend nicht mehr viel zu verlieren.


    Er wähnte sich glücklich, dass er nicht zu den Legionären gehört hatte, die die sieben exekutierten Sklaven richten mussten doch er hätte es, dessen war er sich sicher, getan wenn man es ihm befohlen hatte. Ein Befehl war ein Befehl, und sich einer solchen Anweisung zu verweigern hätte seinen eigenen vorzeitigen Tod eingeleitet. Derart grober Ungehorsam wurde nicht geduldet, auch wenn Tiberius selbst nie einen Legionär gekannt hatte, der wegen eines solchen Deliktes exekutiert worden war.


    Er stieß einem Sklaven, der zornig auf ihn zurannte, heftig mit seinem Scutum zurück. Der bärtige jedoch schmächtige Mann, anscheinend Germane, wich wimmernd zurück, aus seiner Nase floss Blut. Geschieht dir recht, dachte sich Scipio. Mit etwas Glück würde dieses bestimmte Individuum nun Ruhe geben. Nun lag er am Boden, die Hand an seiner Nase. Die anderen Sklaven ignorierten ihn und schienen dadurch nur noch mehr angestachelt zu werden. Dem nächsten, der angerannt kam, rammte Tiberius sein Schild flach gegen den Torso und schlug dem Sklaven mit dem Griff seines Gladius gegen die Schläfe. Der Angreifer ging zwar nicht zu Boden, wich jedoch zurück.


    Scipios Hoffnungen, diesen kleinen Aufstand niederschlagen zu können ohne Blut vergießen zu müssen, erschienen ihm immer berechtigter. Die Legionäre hatten nun einen mehr oder weniger dichten Ring um die Sklaven gebildet, was einige von ihnen jedoch noch immer nicht zur Besinnung zu bringen schien.

    Scipio fühlte sich auf einmal ein wenig unwohl, als die gesamte Legion stillstand und trotz der Menschenmassen, die ihnen noch wenige Momente zuvor zugejubelt hatten, nun nicht ein Mucks mehr zu hören war. Tausende von Menschen, die alle in totaler Stille auf die Ansprache warteten. Scipio hätte nie für möglich gehalten, dass eine solche Disziplin bei solchen Massen möglich wäre.

    Obgleich Scipio nicht am Hispaniafeldzug selbst beteiligt gewesen war, reihte er sich zwischen seinen Kameraden ein. Viele von ihnen hatten sich verändert, das sah er sofort. Nicht alle waren mehr die jungen Draufgänger wie er sie noch vor drei Monaten gekannt hatte. Sie hatten, anders als er, den Krieg erlebt und dies hatte sich auf ihren Gesichtern abgezeichnet. Tiberius fühlte sich fremd, er bereute es ein wenig dass er bei den Kämpfen nicht mitgewirkt hatte.
    Wenn er sich jedoch so umsah, schienen nicht wenige Legionäre zu fehlen, die Legion war kleiner geworden, auch wenn ihre Größe für den Laien noch immer imposant war. Scipio stellte sich nun die Frage, ob er wohl nun auch unter den Toten weilen würde, hätte der Tod des Tribuns Patientam ihn nicht drei Monate lang ferngehalten. Er verwarf diesen Gedanken jedoch sofort, als der Abmarschbefehl erteilt wurde.

    Scipio verbrachte nicht weniger als vier Stunden in den Thermen, woraufhin er sich wie neugeboren fühlte. Ja, nach all diesen Monaten hatte er ein Bad bitter nötig gehabt. Entspannt wie er war, fühlte er sich jeder neuen Aufgabe gewachsen und beschloß sofort nach einer gründlichen Rasur dem Dienstplan Folge zu leisten.

    Scipio war erleichtert, dass er trotz aller Umstände immer noch bei bester Gesundheit zu sein schien. Er grinste den Centurio an, als dieser ihm die Frage stellte:
    "Nein, Centurio, anscheinend geht es mir bestens. Allerdings meint auch der Medicus, dass ich als nächstes die Thermen besuchen sollte. Mit deiner Erlaubnis würde ich das auch sogleich tun."