Beiträge von Magrus

    Magrus hörte aus dem Atrium eine weibliche Stimme seinen Namen rufen. Da er in der Nähe war, benötigte er nur einige Augenblicke, dort hin zu eilen. Er trat ein und sah Claudia Sisenna. Sie schien nicht gerade bester Laune zu sein. Er ging auf sie zu und sprach:


    "Domina, du hast nach mir gerufen. Was kann ich für dich tun?"

    Magrus hörte, wie die Herrin Claudia Sassia seinen Namen rief. Es kam aus der Richtung der thermae. So eilte er sofort dort hin und er hörte auch die Stimmen von Claudia Sassia und ihrer Schwester. Er wollte gerade eintreten, aber im letzten Moment kamen ihm Zweifel. So blieb er am Eingang stehen und sagte:


    "Domina, du hast mich gerufen. Darf ich eintreten?"

    Nachdem Magrus so schnell wie möglich ins Cobicilum seines Herrn geeilt war, sprach er:


    "Dominus, Memnon hat gesagt, du brauchst mich dringend. Sag mir, was ich für dich tun kann."


    Den Kopf leicht gesenkt wartete er auf seine Befehle.

    Magrus hörte Memnon seinen Namen rufen und vernahm, dass der Dominus eine Aufgabe für ihn hat. Umgehend antwortete er:


    "Ja, Memnon, ich bin schon unterwegs."

    Magnus sah vor dem Atrium einige Sklaven stehen, die einen Besucher begleitet hatten. Er sah, dass es ein hoher Herr sein müsste, der zur Schwester seines Herrn, der Domina Claudia Sassia geführt wurde. Er sprach mit den Sklaven und fragte, wer denn der Besucher sei. So erfuhr er, dass es sich um Caius Flavius Scato handelt. Nach kurzem Nachdenken konnte dieser Besuch für ihn doch nur bedeuten, dass er sich für Claudia Sassia interessiert. Und ihm war auch klar, dass, wenn Claudia Sassia das Haus verließ, Cara mir Ihr gehen würde. Allein der Gedanke daran, sie dann nicht mehr sehen zu können, machte ihn unendlich traurig. Aber er wusste, dass er sich damit abfinden müßte, wenn es so käme.

    Magrus fand schnell ein Paar, das ihm passte. Er hatte zwar den Aufenthalt am Markt genossen, aber er wollte auch so schnell wie möglich zur Villa zurück. Einerseits war er sicher, dass Arbeit auf ihn wartete, andererseits konnte er nicht erwarten, sich im hortus mir Cara zu treffen. So brachen sie, nachdem Memnon bezahlt hatte umgehend auf, um rechtzeitig zurück zu sein.

    Nachdem Cara gegangen war, blieb Magrus noch eine Weile sitzen. Er fühlte sich sehr einsam und traurig. Mehr und mehr wurde ihm bewusst, dass er sein Leben lang nichts als ein Sklave sein würde. Er hatte zwar das Glück, in einem vornehmen Haus zu dienen, was bedeutete, nie Hunger zu haben und auch sonst mit den wesentlichen Dingen des täglichen Gebrauchs versorgt zu sein. Es bedeutete aber auch, allein und einsam zu sein, auch wen man immer von anderen Menschen umgeben war. Nach einer Weile stand er auf und ging ins Haus, um zu sehen, ob sein Dominus noch etwas brauchte. Dann wollte er zu Bett gehen und wenigstens im Schlaf nicht an sein Schicksal denken müssen.

    Magrus schaute sich um und war absolut unschlüssig, welche Schuhe er nehmen sollte. Dass er aber dringend welche brauchte, stand außer Frage.


    "Cara, ich bin mir nicht sicher, welche für mich geeignet sind. Was meinst du? Ich glaube auch, dass ich viel laufen muss, daher sollen sie was aushalten und gut passen. Hilf mir bitte."

    Magnus hörte sich aufmerksam an, was Cara sagte. Als Cara fertig gesprochen hatte, blieb er einige Augenblicke stumm, dann sagte er:


    "Cara, ich respektiere natürlich was du willst. Ich kann dir nur sagen, dass ich ausgesprochen glücklich bin, dich hier getroffen zu haben. Das Dasein als Sklave ist für mich sicher nicht angenehm, aber wenn ich daran denke, dass du auch hier bist wird es für mich leichter. Ich bin dir auch für jede Hilfe, mich hier einzuleben, sehr dankbar. Ich hatte seit meiner Veschleppung kaum Gelegenheit, mit Frauen zusammen zu sein. Du hast in mir etwas ausgelöst, was ich bisher nicht kannte. Du musst aber keine Angst haben, dass ich dich in irgendeiner Art bedrängen will. Für mich ist es schon das Größte, dass du irgendwo in meiner Nähe bist. Allein das macht mich froh."


    Magnus blieb dann stumm neben Cara sitzen.

    Magrus beeilte sich, die ihm aufgetragenen Arbeiten so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um in den hortus zu gehen und dort Cara zu sehen. Als er dort angelangt war, sah er zu seiner Freude Cara, die bereits auf ihn wartete. Er setzte sich neben sie und blieb eine Weile stumm. Dann aber fasste er sich ein Herz und sprach:


    "Ich bin sehr froh dich hier zu sehen und mit dir allein zu sein. Ich kenne dich erst seit so kurzer Zeit und dennoch muss ich immerzu nur an dich denken. Ich bin meinem Schicksal so dankbar, dass es mich in das gleiche Haus gebracht hat wie dich. Ich weiß natürlich, dass wir beide Sklaven sind und damit vom Willen unserer Herrschaft abhängig sind. Aber allein dein Anblick und deine Anwesenheit lässt mich vieles vergessen. Doch sage mir, was dich bedrückt."

    Magrus war erleichtert, als er hörte, dass es nicht an ihm lag. Aber natürlich war er neugierig, woran das für ihn eigenartige Verhalten Caras lag. Aber heute Abend würde er ja näheres erfahren und darauf freute er sich, aber er war auch ein bisschen ängstlich, entwa für ihn unangenehmes zu erfahren.


    "Ja, Cara, wir sehen uns heute Abend im hortus, ich werde so bald es geht dort sein."

    Magrus wurde von Memnon und Cara zum Markt begleitet. Er war beeindruckt von dem geschäftigen Treiben. Allein hätte er sich hier sicher nicht zurecht gefunden. Nach einer Zeit kamen sie zu dem Händler, der wohl ihr Ziel war. Die Auswahl war groß und die Qualität der Waren schien ihm gut zu sein. Cara forderte ihn nun auf, sich eine Tunika auszusuchen. Nach etwas Zeit hatte er eine gefunden, die ihm gut gefiel.


    "Cara, ich denke, dass diese sehr schön ist. Was sagst du dazu?"


    Da er im Moment mit Cara allein war und Memnon nicht zu sehen war fasste er sich ein Herz und setzte fort:


    "Außerdem möchte ich dich fragen, warum du gestern, als wir allein im Garten waren, so plötzlich weg wolltest. Habe ich irgend etwas falsches gesagt? Habe ich dich beleidigt?"

    Nachdem Magrus seinem Herrn das Frühstück serviert hatte, eilte er sofort in die culina zurück. Er konnte es ja nicht erwarten, den Markt zu besuchen.


    "Cara, Memnon, ich bin bereit zu gehen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie ich mich auf den Markt freue. Bisher habe ich ja nur den Sklavenmarkt gesehen. Das ist aus meiner Sicht eher der unerfreulichste Teil des Marktes. ich hoffe es ist genug Zeit dass ihr mir alles zeigen könnt."

    Magrus war froh, dass Memnon ein netter und freundlicher Mann war. Mit ihm könnte er sich sicher gut verstehen. Er nahm die Aufforderung Memnons, seinem Herrn das Frühstück zu bringen, freudig auf. Er ging sofort zur Köchin, um die Speisen, die Memnon erwähnt hat zu holen. Nachdem er sich noch einmal versichert hatte, dass seine Kleidung in Ordnung war und dass die Tafel, die er immer zu tragen hatte, am richtigen Platz und gut sichtbar war, ging er mir dem Speisentablett zu seinem Herrn.


    "Salve, Dominus. Ich bringe dir dein Frühstück so wie du es gerne magst. Wenn es dir recht ist, gehe ich jetzt anschließend mit Cara und Memnon zum Markt, wie du es mir aufgetragen hast. Hast du noch Aufträgefür mich?"

    Als Magrus Cara sah, fühlte er sich sofort gut. Und als er hörte, dass sie ihn gestern auch noch gerne gesehen hätte, sie Abdruck ihre Pflichten daran gehindert wurde, war er froh.


    "Cara, ich weiß, dass für uns der Dienst an unserer Herrschaft den absoluten Vorrang hat. Ich bin aber sehr froh, dich jetzt hier zu sehen. Wie ist das nun mit unserem Gang zum Markt, wie es mein Herr gestern befohlen hat. Es hat ja geheißen, dass du und Memnon mich begleiten sollt. Ich hoffe, daran hat sich nichts geändert. Mein Herr hat mir dafür frei gegeben."


    Magnus hoffte natürlich insgeheim, mit Cara auch etwas allein sein zu können und dass nicht Memnon ununterbrochen bei ihnen war. Denn da wäre natürlich kein privates Wort möglich. Und genau das war für ihn das Wichtigste an dem geplanten Marktbesuch.

    Nachdem Magrus am Vorabend eine Kleinigkeit gegessen hatte und sich mit einigen Sklaven, die er neu kennen lernte, unterhalten hatte, ging er, um die Frage seines Schlafplatzes zu klären. Sein Herr gab ihm noch einige Aufträge, die er sogleich erledigte. Dann schlief er in der Nähe seines Herrn, obwohl er keinen guten und tiefen Schlaf fand. Zu viele Dinge gingen ihm im Kopf herum. Aber am meisten beschäftigte ihn Cara. Er hätte sie gerne noch in der Culina getroffen.


    Am nächsten Morgen kümmerte er sich zuerst um seinen Herrn, dann ging er in die Culina um zu frühstücken und auch in der Hoffnung, dort Cara zu treffen. Sie sollte ihn ja heute auf den Markt begleiten.

    Magrus war hungrig und da er dachte, dass es Zeit für die cena war, ging er in die culina. Er betrat den Raum und sprach:


    "Ich bin der neue Sklave und mein Name ist Magrus. Ist es Zeit für die cena? "

    Magrus war froh, dass er die Gelegenheit gehabt hat, Cara mehr von ihm zu erzählen. Hier im hortus war soetwas wie Privatsphäre möglich. Als er mit seiner Erzählung geendet hatte, saß er ruhig neben Cara. Er spürte dass Cara irgendwas beschäftigte. Als sie plötzlich aufstand und sich von ihm verabschiedete, blieb er wie gelähmt sitzen. Was war passiert? Hatte er irgendwas falsch gemacht? Er hatte keine Ahnung und er fühlte sich plötzlich sehr einsam. Er nahm sich aber vor, Cara morgen beim Einkauf zu fragen, ob er sie vielleicht durch irgendwas gekränkt hat. Dann ging er langsam ins Haus zurück.

    "Cara, danke dass du mir alles gezeigt hast und dass ich nun etwas mehr über das Haus und seine Bewohner weiß. Ich denke, dass ich wirklich Glück hatte, hierher zu kommen. Du musst wissen dass ich eine schlimme Zeit hinter mir habe. Ich werde dir kurz erzählen woher ich komme und wie ich in die Sklaverei geriet. Ich war der einzige Sohn einer Kaufmannfamilie in Gallien. Mein Vater war zwar nicht sehr reich, aber es fehlte uns an nichts. Er konnte es sich leisten, mir eine sehr gute Ausbildung zukommen zu lassen. Als ich 13 war starb meine Mutter, mein Vater verstarb 2 Jahre später. Ich kam in die Obhut von Verwandten, die mir Wohlwollen vortäuschten. In Wirklichkeit waren sie nur hinter dem Vermögen her, das ich von meinen Eltern geerbt hatte. Da sie die Vormundschaft über mich hatten, war es ein leichtes, sich nach und nach alles anzueignen. Als ich das nach einer gewissen Zeit bemerkte, wurde ich Ihnen zu gefährlich. Sie ließen mich entführen und in die Sklaverei verkaufen. Nach einigen schrecklichen Monaten landete ich in Rom auf den Sklavenmarkt. Den Rest kennst du ja."


    Magnus war froh, dass er Cara seine Lebensgeschichte erzählen konnte. Er merkte auch, dass er sich immer mehr zu ihr hingezogen fühlte. Aber er wusste, dass für ihn und Cara keine realistische Chance gab. Sie waren beide Sklaven und hatten zu 100% für Ihre Herschaft dazusein. Ein Abweichen davon würde sicher schwere Bestrafung nach sich ziehen. Diese Gedanken trübten sein Glück.

    Magrus sah die Sklaverunterkünfte und auch sie waren durchaus zu seiner Zufriedenheit.


    "Ich weiß noch nicht, ob ich hier schlafen werde oder in der Hähe des Herrn. Nachdem ich sein Leibsklave sein soll, denke ich, dass er mich nicht weit weg von ihm haben will. Wie ist eigentlich deine Herrin. Mir wurde gesagt dass sie ja auch meine Herrin ist und dass ich ihre Befehle zu befolgen habe. Ist sie gut zu dir oder muss man sich vor ihr fürchten?"