Beiträge von Marcus Claudius Marcellus

    Beim hinausgehen hatte Marcellus auch noch einmal zu Eldrid hin gesehen und seine Empfindungen ihr gegenüber sorgten nicht gerade für Ruhe in seinem aufgewühlten Seelenleben. Natürlich hatte er weit wichtigeres, was ihm im Kopf herum ging und er beschäftigte sich nicht pausenlos gedanklich mit dem germanischen Mädchen. Trotzdem bereitete sie ihm oft genug Kopfzerbrechen. Manches Mal war er versucht sie einfach nach Germanien zurück gehen zu lassen, denn selbst ihm war klar, dass er sie unter eher zweifelhaften Bedingungen hier behielt. Ja er könnte nun, da sein Großvater tot war, sogar für eine Eskorte sorgen ohne dass er sich jemandem gegenüber rechtfertigen müsste. Manchmal dachte er über diese Möglichkeit nach. Dann aber, ja dann dachte er weiter. Alleine sie anzusehen bereitete ihm Freude. Er hatte sie mögen gelernt, seitdem sie gemeinsam vor diesen Banditen in den Alpen geflohen waren. Und wenn er sie nun gehen lassen würde, dann wäre sie weg und würde im kalten Germanien vor sich hin darben. Und schließlich, so rechtfertigte er sich, war sie eine Sklavin gewesen, als er sie gefunden hatte. Marcellus Reisegesellschaft war auf der Straße von Banditen überfallen und er selbst als Geisel genommen und gegen Lösegeld gehalten worden. Sie hingegen war von den Räubern in Germanien geraubt worden und sollte als Sklavin verkauft werden. Warum sollte er sie also gehen lassen? Nicht er hatte sie in die Sklaverei gepresst, im Gegenteil. Er hatte sie vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt. Kaum ein Mensch lebte besser als ein Sklave im Haushalt der Claudia! Nun, abgesehen von den letzten Wochen vielleicht. Doch von den Unruhen im Haus war Eldrid verschont geblieben.


    Meistens endeten seine Gedanken also an dem Punkt, dass er sie einfach nicht gehen lassen wollte. Sie war sein Eigentum und er war nicht mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass die Sklaverei etwas unnatürliches war. Eldrid würde ihr neues Leben noch zu schätzen lernen, immerhin war er kein grausamer Herr!


    Vor dem Neuankömmling stehend, blickte Marcellus noch einmal zu Romana hin, ehe er beschloss diesem Fremden erst einmal Glauben zu schenken. Immerhin erkannte er Romana. Misstrauisch würde Marcellus dennoch bleiben. Der Name der Gens Claudia alleine war viel wert und niemand wusste genau was im fernen Aegyptus alles passiert sein mochte. Es konnte gut sein, dass dieser Mann dort nicht Sabinus war, sondern ein Betrüger der sich im Vorfeld gut informiert hatte.


    "Mein Name ist Marcus Claudius Marcellus, Sohn des Galeo Claudius Gallus." Marcellus zögerte kurz, denn ganz und gar hatte er noch nicht gelernt seine neue Rolle anzunehmen. Dann aber strafte er sich. "Du erreichst uns in dunklen Zeiten, die von Trauer überschattet werden. Vor wenigen Wochen hat mein verehrter Großvater diese Welt verlassen. Menecrates starb nach einem langen und ehrenvollen Leben und mein Vater kehrte bereits vor einem Jahr von einer Reise nicht heim. Somit bin ich das Oberhaupt der Gens Claudia und der Herr dieses Anwesens. Ich heiße dich willkommen, Sabinus. Komm, speise mit uns und berichte uns von deiner Reise, die gewiss beschwerlich war." Marcellus machte eine einladende Geste zum Triclinium hin, wo er und Romana bis eben verweilt waren. Dort war kein Festmahl aufgetafelt worden, aber einige kleinere und größere Knabbereien hatten sie sich bringen lassen. Wein, Brot, Oliven, Obst... es war unnötig zu sagen, dass von dem was dort auf dem Tisch zwischen den Klinen stand, eine ganze Familie einen Tag lang gesättigt werden könnte.

    Proculus, Ianitor im Hause der Claudier


    Es fehlte nicht viel, da hätte Proculus sich am Kopf gekratzt und dabei zweifellos nicht unbedingt intelligenter gewirkt. Der reiche Römer dort behauptete ein Verwandter seines Herrn zu sein. Das war ein Problem, denn sein Herr hatte wirklich viele Verwandte. Die meisten lebten aber nicht in Rom und so war Proculus zwar grundsätlich dazu geneigt dem Römer nicht zu glauben (denn es könnte ja jeder daher kommen und behaupten sein Name wäre Claudius) auf der anderen Seite aber wusste Proculus auch nicht was dieser Mann nun davon haben sollte zu lügen.


    Unterm Strich war es ihm einfach viel zu viel Entscheidungsgewalt und mit grimmigem Gesicht machte er einen Schritt zur Seite. Er erinnerte sich daran höflich zu sein und verbeugte sich nochmals. "Tritt bitte ein Herr." sagte er und nachdem der korpulente Römer herein gekommen war, führte er ihn in das Atrium des Hauses. Dort wurde dem Römer von einem jungen Sklaven ein kleiner Trunk angeboten und Proculus bat ihn zu warten.


    Hier geht es weiter.

    Es war eine düstere Zeit und Marcellus knabberte lustlos an einer Olive herum, während er wie so oft in letzter Zeit seinen Gedanken nachhing. In den letzten Wochen war vieles passiert. Nun, eigentlich war nur eines passiert. Herius Claudius Menecrates war gestorben. Er war ein Vater gewesen und ein Großvater, aber er war gleichzeitig noch so vieles mehr gewesen. Er war das Oberhaupt der Familie gewesen, der Fels in der Brandung, das Leuchtfeuer an dem sich alle orientiert hatten. Menecrates war das Sinnbild römischer Ideale und Tugenden gewesen. Als Praefectus Urbi und angesehener Senator war er einer der wichtigsten Männer Roms gewesen. Sein Wort hatte Gewicht gehabt und nun, nun war er fort.


    Und was blieb? Es blieb eine Gens Claudia ohne nennenswerte politische Persönlichkeiten, ja fast komplett ohne Persönlichkeiten. Da war Claudia Romana, welche Marcellus gerade gegenübersaß. Sie war eine Tochter von Menecrates und somit seine Tante. Als Vestalin war sie eine ehrbare Persönlichkeit, aber sie würde natürlich die Lücke niemals ausfüllen können, welche Menecrates ließ. Dann waren da Marcellus und seine Schwester, sowie noch einige entferntere Verwandte, welche sich auf Landgütern ein ruhiges Leben machten und Rom den rücken gekehrt hatten. Niemand würde Menecrates ersetzen können. Nicht einmal ansatzweise. Marcellus Vater, Galeo Claudius Gallus, war seit einiger Zeit verschollen. Er war von einer längeren Reise nie zurückgekehrt und Marcellus hatte es aufgegeben auf diese Rückkehr zu warten.


    Also blieb er selber. Er hatte Ambitionen, oh und was für Ambitionen er hatte. Doch im Vergleich zu Menecrates war er ein Niemand und er hatte auf dem Weg zu einem erfolgreichen Staatsmann erst die ersten kleinen Schritte getan. Als sein Großvater noch lebte, da hatte er sich ausgemalt wie er sich Stück für Stück seiner Karriere hingeben wollte. Alles unter der Anleitung seines großen Vorbilds. Aber nun... nun fühlte er sich wie ins kalte Wasser geworfen.


    Sein Blick ging zu Romana hin und ihm wurde bewusst, dass er kein guter Gesprächspartner war. Zu still. Er suchte nach einem Thema, doch dann kam Proculus herein und meldete jemanden an. Marcellus stutzte. "Sabinus, Sabinus... diesen Namen habe ich doch schon einmal gehört. Romana, lebt der nicht in Alexandria?" die Familie war nicht so groß, dass man sich nicht mehr untereinander kannte. Und auch wenn Marcellus kein Gesicht zu dem Namen im Kopf hatte so wusste er doch, dass Sabinus ein Sohn von Menecrates jüngerem, inzwischen verstorbenen Bruder war. Und er wusste, dass dieser Verwandte im weit entfernten Alexandria seine Heimat gefunden hatte. Nun war er hier. Ohne ein Wort von sich hören zu lassen, kurios.


    Doch Familie war Familie und so erhob sich Marcellus und verließ das Triclinium, vermutlich mit Romana im Schlepptau. Mit geöffneten Armen trat er in das Peristyl hinaus und sah dort einen wahrlich... beleibten Mann stehen. "Sabinus?" fragte er und man mochte seiner Stimme die Skepsis heraushören. Sein Blick ging zu Romana hin, bei der er hoffte sie möge entscheiden ob dies nun ein Schwindler war oder nicht. Eine Idee kam ihm allerdings noch. "Unser entfernter Verwandter aus Antiochia. Wie schön, dass es dich nach Rom verschlagen hat!" es war kein Versprecher, der ihm da unterlaufen war. Wenn er einen Schwindler vor sich hatte, dann würde dieser die Sache mit Antiochia nicht richtig stellen. Wenn es der richtige Sabinus war, dann war dieser Fehler für Marcellus höchstens ein bisschen peinlich.

    Proculus, Ianitor im Hause der Claudier


    Mit einem strengen Gesichtsausdruck bewachte Proculus den Eingang zur Villa Claudia. Das Tor war natürlich geschlossen, also musste er nicht fortwährend auf der Hut sein, aber dennoch war er es. Dies war seine Aufgabe. Auf der Hut sein. In der Villa Claudia hatte sich in den letzten Monaten einiges geändert und die Claudier hatten sich einige neue Sklaven ins Haus geholt und alte ausgetauscht. Proculus war einer der neuen Sklaven. Er war groß, hatte breite Schultern und war loyal. Das war sozusagen sein Markenzeichen, seine Garantie für ein gutes Leben. Er war groß, stark und loyal. Im Gegenzug wurde er gut behandelt, bekam gutes Essen und gute Kleidung. Sein letzter Herr war gestorben. In hohem Alter und eines natürlichen Todes. Darauf legte Proculus wert. Nun diente er den Claudiern, hier hatte es vor einigen Wochen einen Giftmord gegeben. So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Proculus passte auf!


    Am heutigen Tage kam ein Besucher an und Proculus öffnete die Tür. Dort stand ein fetter Römer, neben ihm ein gegängelt wirkender Sklave und dahinter war eine teure Sänfte zu sehen. Proculus hatte es nicht so mit unterwürfiger Höflichkeit, wenn er einen Fehler hatte, dann war es dieser. Kurz zögerte er, dann verbeugte er sich.


    "Herr? Was ist dein Begehren bei der Gens Claudia?" fragte er und fast hätte er statt dem Familiennamen der Claudier jenen seines vorherigen Herren herausgeplaudert. So etwas war ihm schon einmal passiert, das durfte nicht so weiter gehen! Innerlich ohrfeigte der große Mann sich. Trotz seines römischen Namens sah man ihm im übrigen an, dass er nicht wirklich italienische Wurzeln hatte. Soweit Proculus wusste, war seine Mutter eine Hispanierin gewesen und sein Vater ein Barbar weit aus dem Norden. Allerdings war er in der Sklaverei aufgewachsen und konnte sich an beide nicht erinnern.

    Mit einem neutralen und wenig sagenden Gesichtsausdruck setzte sich Marcellus hin. Er war ziemlich erstaunt darüber, dass er sich selber einschenken sollte. Wenn hier schon kein Sklave zur Hand war, dann sollte doch zumindest der Magister den Anstand besitzen ihm einzuschenken. Marcellus war sich seiner noblen Abstammung bewusst und er war nicht bereit in dieser Hinsicht Abstriche zu machen. Folglich verzichtete er auf ein Getränk und sah stattdessen sein Gegenüber an.


    "Salve verehrter Magister. Mein Begehren ist es, in die Reihen der Salii Palatini aufgenommen zu werden." antwortete er dann also weiterhin knapp. "Der Name meiner Familie ist fest mit dem Kult verbunden, ich wünsche diese Tradition fortzuführen." ein leichtes Lächeln lag nun auf Marcellus Zügen. Er würde einige der Traditionen seiner Familie fortführen.

    Marcellus hatte ja nun beinahe ein schlechtes Gewissen. Er liebte seine Schwester, eine Tatsache welche auch nicht dadurch geschmälert wurde, dass er manches Mal zynisch auf ihre Launen reagierte. Es tat ihm nun Leid, dass er sie eben so abgebügelt hatte und er setzte eine versöhnlichere Miene auf. Gleichzeitig setzte er sich etwas gerader hin, als sie weiter sprach. Eine Überraschung? Doch noch ehe er fragen konnte, kam wieder so ein lästernder Kommentar von ihr und gleich darauf, als könne sie seine Gedanken lesen, fragte sie nach seinen Heiratsplänen. Marcellus seufzte und stieß etwas Luft zwischen den Lippen hervor.


    "Nun..." begann er. "Ehe ich ans heiraten denke, denke ich an meine Verpflichtungen gegenüber Rom. Ich habe andere Dinge zu tun, ich kann mich nicht um eine Frau kümmern." damit wäre dieses Thema wohl erledigt. Tatsächlich hatte er es wirklich nicht besonders eilig mit einer Ehe. Eine Ehe würde zwar Vorteile bringen, aber sie würde auch Verpflichtung bedeuten. Außerdem hatte er gerade wirklich anderes im Kopf!


    "Ich hoffe, es wartet eine gute Überraschung auf mich, denn du scheinst heute Gefallen daran zu finden mich aufzuziehen. Schwäche..." Marcellus schüttelte den Kopf. "So etwas wie Schwäche gibt es bei mir nicht liebe Schwester, merke dir das." vielleicht würde er ja Eldrid einmal mit zu einem Rennen nehmen. Was sprach schon dagegen? Und wer sollte ihn deswegen rügen?

    Auch Marcellus bemerkte dass Tante Romana etwa betrübt zu sein schien. Es musste schon traurig sein wenn man sich den Vestalinnen anschloss, das eigene Leben und die eigene Familie hintenan stellte und diese Familie dann mehr und mehr zerfiel. Wie lange war es her dass die Claudier hier in großer Zahl versammelt waren? Die Villa war riesig groß und dennoch hatte der Großteil der Familie - sofern er nicht bereits verstorben war - der Politik und Rom den Rücken gekehrt. Würde Marcellus die Gedanken seiner Tante kennen, würde er sie teilen.


    Stattdessen aber führte er die beiden nach draußen, wo das Frühstück angerichtet war. Nachdem Romana und Livineia sich niedergelassen hatten, nahm auch er seinen Platz ein. Im Angesichts eines guten Mahles wirkte doch gleich alles weniger düster. Marcellus selber immerhin würde sich darum bemühen die alte Familienehre hoch zu halten.


    "Ja, mich ruft die Pflicht liebe Romana. Ich habe mich entschlossen nun endlich den Weg unserer Vorfahren einzuschlagen und für ein Vigintivirat zu kandidieren. In Vorbereitung darauf unterstütze ich Großvater in seiner Arbeit als Praefectus Urbi." Botengänge und die Anwesenheit bei manchen Besprechungen - das war im wesentlichen das was seinen Tag ausmachte. Als Claudier und als Enkel des großen Claudius Menecrates hatte er keinerlei Scheu mit den großen Persönlichkeiten des Reiches in Kontakt zu treten. Die meisten kannte er von diversen Festen und anderen Anlässen. Marcellus mochte sicherlich den einen oder anderen Makel haben. doch mangelndes Selbstbewusstsein gehörte nicht dazu.


    "Du musst von den gebratenen Wachteln kosten Romana. Dieses Rezept ist ganz neu. Sie werden in Honig eingelegt und dann ganz langsam gegart." schlug er nun vor und deutete auf ein Tablett auf welchem ein Dutzend der kleinen Vögel lagen. Die Reste vom reichhaltigen Frühstück würden später die Sklaven bekommen, man konnte sich also in der Villa Claudia wirklich nicht beschweren - selbst wenn man ein Sklave war.

    Die Ratschläge kamen nun doch und Marcellus lauschte seiner Schwester eher pflichtschuldig als ergeben. Er sollte am Anfang hart sein, damit es sich einprägte. Er sah nachdenkend in seinen Kelch hinein und fragte sich ob Livineia wohl recht hatte. Schnell kam er aber zu dem Schluss, dass es nicht so war und vor allem ihre Bemerkung zur Sklavin Corona ließ ihm dann wieder ein unbegeistertes Schnauben entfahren. Natürlich war Eldrid nicht wie Corona. Corona war eine folgsame, zahme Sklavin und Eldrid, ja Eldrid war nun einmal anders! Er hatte jetzt auch wirklich genug von dem Thema.


    "Livi, wenn ich es nicht schaffe eine Sklavin in den Griff zu bekommen, werde ich wohl auch kaum einmal bereit sein die Gens Claudia anzuführen oder nicht? Sie ist ein junges germanisches Mädchen, mach dir keine Sorgen ihretwegen." schlug er ihre Ratschläge nun in den Wind? Ohja, genau das tat er! Ein wenig war sie ja auch selber schuld. Warum weigerte sie sich mit zu den Rennen zu kommen? Sie wusste doch wie gerne Marcellus das mochte. Aber nunja, dann würde er sich eben andere Bekanntschaften suchen um den Rennen beizuwohnen.


    "Natürlich, ja." meinte er dann auf ihre Frage nach seiner Rückkehr hin. Warum fragte sie? Seit wann interessierte es sie wann er zuhause war? Ein wenig skeptisch betrachtete er sie jetzt schon. Dass sie ihm ungefragt ihren Erfahrungsschatz im Thema Sklavenschikanierung servierte, das war nicht ungewöhnlich. Dass sie es aber so sehr interessierte was er machte und wann er zuhause war, das wunderte ihn durchaus.


    "Hast du Langeweile, wenn ich nicht bei dir bin?" fragte er nun grinsend. Livineias Tagesablauf war wirklich momentan nicht besonders spannend.

    Mit leicht angefressener Miene betrachtete Marcellus seine Schwester als diese meinte, sie hatte keine Lust Eldrids Laune auszubaden. Das war wirklich gut, denn Marcellus legte auch keinen größeren Wert darauf seine neue Lieblingssklavin von der eigenen Schwester schikaniert zu sehen. Livineia konnte sehr deutlich und direkt mit Sklaven sein, manche würden sagen brutal oder grausam.


    "Um den kleinen Wildfang werde ich mich alleine kümmern, keine Sorge Schwester." meinte er dann und schenkte Livineia einen Kelch Wein ein, während er sich selber auch einen nahm. Ja er musste wirklich oft an seinen Großvater denken, welcher wie ein großes leuchtendes Vorbild über ihm schwebte. Menecrates war wie das Abbild eines römischen Staatsmannes aus alten Zeiten. Er war Soldat, Politiker, Ehrenmann... Alles was Marcellus über die Gens Claudia dachte, das war von Menecrates beeinflusst. Und ebenso wie er wollte auch Marcellus eines Tages dem römischen Volk dienen. Und dem eigenen Familiennamen. Die Gens Claudia hatte eine ruhmreiche und große Geschichte. Marcellus wollte dafür sorgen, dass sie auch eine ebensolche Zukunft hatte.


    Nun aber musste er wieder grinsen als Livineia weiter sprach. Sie wollte von seinen Plänen wissen.


    "Ich habe viel zu tun, das weißt du doch. Ich will dem Kollegium der Salii Palatinii beitreten, ich muss alte Kontakte wieder auffrischen... die restliche Zeit werde ich der Eroberung Germaniens widmen, ganz recht. Aber wie auch Gallien, wird auch Germanien nicht an einem Tag zu erobern sein." er trank von seinem Wein und sah sie an. Eigentlich besprach er solche Themen nicht gerne mit seiner Schwester.


    "Apropos Pläne. Morgen finden Wagenrennen statt. Möchtest du mich dorthin begleiten?" wechselte er nun das Thema und stellte seinen Kelch fort. Marcellus liebte die Rennen, die Aufregung und Spannung. Ebenso liebte er Pferde und das Reiten.

    Mit innerlicher Genugtuung bemerkte Marcellus, dass er erkannt und mit dem nötigen Respekt behandelt wurde. Ja, er legte durchaus wert auf so etwas. Die Standesdünkel hatte er bereits in frühester Kindheit erlernt und mittlerweile verinnerlicht. Zwar strebte er beileibe nicht nach einem Leben in unendlichem Luxus, aber er legte wert darauf den Respekt zu erhalten welchen sein Name gebot.


    Tatsächlich trachtete der junge Claudier danach seiner Familie Ehre zu machen. Zahlreiche Helden Roms zählten zu seinen Vorfahren und die Ahnen sollten stolz auf ihn blicken und ihn nicht belächeln.


    "Hab dank." antwortete er also und bereitete sich darauf vor dem Mann zu folgen.

    Die junge blonde Frau ging hinaus und Marcellus entspannte sein Gesicht ein kleines bisschen. Jetzt noch darüber nachzudenken ob er diese Situation besser hätte lösen können war unnütz, beschloss er. Er hätte sicherlich keinen Weg gefunden ihr die Tränen zu ersparen und ohnehin waren die Würfel nun bereits gefallen und er konnte sie nicht mehr aufnehmen. Es war vorbei. Nun würde er sehen wie es weiter ging. Eldrid lag ihm wirklich am Herzen, mehr als die restliche Familie dies billigen würde, das wusste er. Um sich Spott zu ersparen durfte er dieses gesteigerte Interesse niemandem zeigen. Großvater Menecrates brachte es am Ende noch fertig und ließ Eldrid fort schaffen. Nein er musste acht geben.


    So hob er den Blick also wenig begeistert, als seine Schwester herein kam. Sie hatte Eldrid offenbar gesehen und die richtigen Schlüsse gezogen. Marcellus zeigte nicht viel Regung und blickte wieder zu seinen Briefen hin.


    "Es gab da wohl Missverständnisse." bemerkte er, dann konnte er sich aber ein Grinsen doch nicht verkneifen. Dass er ein besonderes Interesse an Eldrid hatte würde er vor Livineia nicht verbergen können und solange dieses Interesse nicht in die falschen Bahnen geriet, war dagegen ja auch nichts einzuwenden.


    "Weißt du, sie fasziniert mich einfach. Du weißt wie sehr mich Germanien fasziniert. Und sie kommt von dort, ist dort geboren... Ja vielleicht ist es die Herausforderung. Oder das Abenteuer." Er grinste. Ja, sie war wirklich wie ein kleines Abenteuer. Die Pflichten seiner Geburt und seine politischen Pläne hielten ihn einstweilen in Rom. Und solange er nicht selber den Spuren seines Großvaters folgen und die weite Welt sehen konnte, solange würde er eben ein Stück der weiten Welt hier haben. Eldrid war so viel interessanter und so viel aufregender als die übrigen Sklaven... Außerdem, ja außerdem mochte er sie einfach. Aber das musste Livineia nicht wissen.


    "Aber was ist mit dir? Du wirkst gut gelaunt, beinahe schon frisch und lebendig. Sind die Kopfschmerzen heute weniger schlimm?" natürlich hatte Marcellus schon eine Ahnung woher ihre gute Laune kam. Ihn zu ärgern machte ihr meistens gute Laune.

    Mit versteinertem Gesicht sah Marcellus der jungen Germanin dabei zu wie sie Träne um Träne vergoss und schließlich zu Schluchzen anfing. Diverse Gefühle machten sich in ihm breit. Ratlosigkeit, Enttäuschung, Verstimmung, Wut... er hatte sich das wirklich anders vorgestellt. Es war ihm als eine gute Lösung erschienen. Er mochte sie, war fasziniert von ihr, ja fühlte sich zu dieser goldhaarigen Schönheit hingezogen, die so lieb und rein wirkte... Wie hätte er sie da gehen lassen können? Er der es nicht wirklich gewohnt war etwas nicht zu bekommen was er wollte! Ja es war doch nur folgerichtig, dass er sie hier behielt. Wo es doch sogar nicht einmal eine Lüge war, dass sie rechtmäßig sein war? Und wer sollte ihn schon auch zur Rechenschaft ziehen? Niemand könnte ihn verurteilen. Nur ihre enttäuschten, traurigen Augen konnten das.


    Aus Mitleid, Zweifel und schlechtem Gewissen erwuchsen schnell Frustration und Aggression. Wieso konnte sie nicht einfach seine Worte annehmen? Die Vorteile für sich selbst sehen? Stattdessen weinte sie, sprach von... vermutlich von ihrer Familie und weinte weil sie nach Hause wollte. Woher auch immer genau sie stammte. Vermutlich aus irgend einem abgelegenen kleinen germanischen Dorf. Sie weinte um dieses Dorf, um ihre Familie und ihre Zukunft dort, wo sie doch eine Zukunft hier haben konnte! Eine sichere und behagliche Zukunft in welcher sie lediglich ein paar kleinere Aufgaben erledigen musste. Sicherlich war das Leben hier weniger anstrengend als jenes in Gemanien!


    "Schweig!" herrschte er sie an. Ja er war frustriert vom Verlauf des Gesprächs. Seine hohe Herkunft hing an ihm und erinnerte ihn daran wie die Verhältnisse hier waren. Er war ein nobler Spross Roms, ein Sohn der Claudier. Und sie, sie war eine germanische Sklavin! Warum sollten ihre Tränen ihn berühren? Er verhärtete sein Gesicht. Sie würde hier bleiben und wenn sie das nicht akzeptieren konnte, ja wenn sie nicht einmal die kleinsten Vorzüge daran finden konnte, dann eben nicht. Warum sollte ihn das kümmern?


    "Du wirst hier leben, hier in diesem Haus. Als meine Sklavin! Du wirst mich Herr nennen und du wirst tun was von dir verlangt wird. Du wirst mir dankbar sein, dass ich dich gerettet habe und du wirst lernen das Leben hier zu mögen." er presste die Lippen aufeinander. Seine Hand hatte er eben schon von ihrer Stirn fort gezogen und er sah mit harter Miene zu ihr hinunter. Sie würde das alles akzeptieren. Früher oder später. Und er konnte warten.


    "Und jetzt geh! Bald wirst du deine Aufgaben bekommen." es schmerzte ihn ziemlich, dass es so hatte enden müssen. Er hatte mit so etwas zuvor noch keinen Kontakt gehabt. Die übrigen Sklaven im Haus haderten nicht mit ihrem Leben, zumindest taten sie das nicht öffentlich. Vielleicht war es ein Fehler gewesen. Vielleicht hätte er sie gehen lassen sollen. Aber er dachte wieder an ihr Lächeln, an diese Augen... er wollte so angelächelt werden. Wenn er sie nun gehen ließ, wäre das für immer vorbei. So wie es jetzt war, nun... da gab es noch Hoffnung. Bestärkt in seinem Tun sah er wieder zu ihr hinab.

    Sie verstand es nicht, sie verstand einfach nicht dass ihr Anliegen, ja ihre Wünsche... vollkommen unsinnig waren. Sie war eine Sklavin, das war sie ab jenem Moment geworden in welchem diese Räuber sie gefangen hatten. Wäre er nicht ebenfalls gefangen genommen worden, dann wäre sie bestenfalls die Haussklavin irgend eines Plebejers geworden und schlimmstenfalls hätte ein Hurenhaus auf sie gewartet. Das hier, das war für sie das große Los. Und natürlich war es mit ihm nicht dasselbe. Nicht nur war er ein Römer, er war ein Patrizier, ein Claudier. Das Lösegeld welches die Räuber für ihn erhalten hätten, war mehr wert als eintausend Sklaven. Natürlich könnte er sie nun gehen lassen, er könnte ihr sogar eine Eskorte nach Germanien finanzieren oder zumindest eine Mitreisegelegenheit. Aber warum sollte er das tun? Ja warum?


    Er wollte sie nicht gehen lassen und er würde auch seinen übrigen Sklaven nicht die Freiheit schenken. Zumindest nicht inflationär. Wieder versuchte er ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Ihr Unverständnis und ihre Tränen machten ihn etwas ratlos. Er wollte, dass sie verstand. Oder vielmehr sollte sie ihr Schicksal akzeptieren.


    "Wir sind Freunde. Ja." bestätigte er nun. Das war vielleicht eine ungewöhnliche Aussage und er würde so etwas nicht unbedingt in der Öffentlichkeit sagen. Ebenso wie er es beileibe nicht zu jedem Sklaven sagen würde. Aber er und Eldrid, sie beide hatten viel erlebt. Und er verdankte ihr etwas. Das musste er zugeben. Dennoch... "Wir sind Freunde und deswegen sorge ich für dich. Du hast ein gutes Leben hier." sprach er erneut.


    "Hättest du mich nicht getroffen, wärst du jetzt eine Sklavin bei weniger netten Menschen. Und wenn du zurück nach Germanien gehst, wirst du es nicht so gut haben wie hier." eine Überzeugung, welche Marcellus absolut hatte. Als Sklavin im Hause Claudius hatte sie ein deutlich besseres Leben als im heimischen Germanien an der Seite irgend eines Barbaren. Er legte nun eine Hand an ihre Wange.


    "Außerdem mag ich dich. Wenn du nach Germanien gehst, werde ich dich nicht wieder sehen." sagte er dann noch. Wieder ein Satz, welcher ihre besondere Stellung betonte. Livineia würde ihn wohl auslachen würde sie ihn jetzt sehen können. Vermutlich auch zurecht. Aber was half es? Er mochte sie nun einmal wirklich und er war nicht bereit sie einfach aus seinem Leben verschwinden zu lassen. Warum sollte er es also tun wenn er es nicht musste? Er lächelte nun wieder, in der Hoffnung dass sie vielleicht beginnen konnte sich mit diesem Leben anzufreunden.

    Es kam leider wie Marcellus es befürchtet hatte. Sie war der Meinung, dass er sie wieder nach Hause bringen würde. Dass er sie über die Alpen schicken und in ihr Dorf zurückgehen lassen würde. Das war.. schlecht. Es passte ihm nicht. Er wollte sie nicht brechen, sie nicht unglücklich sehen oder ihren Hass auf sich ziehen, aber er wollte sie auch auf keinen Fall gehen lassen. Sie war, rein rechtlich gesehen, seine Sklavin. Daran gab es nichts zu rütteln. Er hätte das gleich klarstellen sollen. Nur damals, da war er von Emotionen überrannt gewesen, er hatte wirklich vorgehabt sie gehen zu lassen. Aber seitdem. Er seufzte...


    Wie sollte er nun vorgehen? Er setzte sich nun wieder und sah zu ihr hin. "Nein, du gehst nicht nach Hause." begann er dann. Das war vielleicht hart, aber er würde nun einfach die Fakten auf den Tisch legen. Er gab sich wirklich Mühe einfache Sätze zu wählen, damit sie ihn verstand. Innerlich seufzte er ob des Zwiespalts, aber er zeigte diesen Zwiespalt nicht. Eigentlich gab es ihn auch nicht. Zwar wollte er eigentlich eine Eldrid die ihn mochte und nett zu ihm war, aber vor allem wollte er sie auf keinen Fall freilassen und gehen sehen.


    "Du gehörst mir. Du warst eine Sklavin als ich dich gefunden und befreit habe. Jetzt bist du bei mir und ich bin dein Herr. Du hast dich zwei Wochen ausruhen können und ab heute wirst du hier im Haus Aufgaben bekommen." mit diesen Worten sollten nun alle Unklarheiten beseitigt sein. Marcellus Blick lag nicht unfreundlich auf ihr, aber er machte durchaus klar, dass er seine Worte ernst meinte. Dann erhob er sich wieder und machte einen Schritt auf sie zu. Er legte jeweils eine Hand auf ihre Schultern und spürte die Haut ihrer Oberarme unter den Händen. Ein wenig streichelte er sie dort mit den Daumen.


    "Du wirst es hier gut haben. Ich bin kein grausamer Mann und deine Aufgaben werden angenehm sein. Du wirst keinen Hunger leiden und nicht krank werden." erklärte er nun. Wieder lächelte er. Sie würd es verstehen. Sicherlich würde sie es einsehen. Das Leben hier war einfach auch für sie besser! Ganz unabhängig davon, dass sie keine Wahl hatte. Sie würde sich daran gewöhnen und in ein paar Wochen würde sie die Vorzüge des Lebens unter dem Schutze Roms zu schätzen wissen. Ja und sie würde auch seine Vorzüge zu schätzen wissen. Wieder streichelte er ihre Haut und sehr intensiv nahm er ihren Geruch wahr. Dann ließ er ihre Arme wieder los.

    Es war ein schöner Tag und die Sonne schien hell und freundlich durch die Fenster seines Gemachs herein. Draußen war es ziemlich warm, hier drinnen aber war es angenehm und solange man keine schwere körperliche Arbeit erledigen musste, konnte man das Klima in Rom wirklich gut aushalten. Vor allem wenn man an den Hängen des Esquilin lebte. Marcellus sah aus dem Fenster und blickte auf die Stadt und die Hänge des Quirinal. Rom war seine Heimat, sein ganzes Leben lang schon. Doch mehr noch, war es auch die Heimat seiner Vorfahren. Bereits vor hunderten von Jahren hatten die Claudier hier gelebt. Er war stolz. Stolz auf das was er war.


    Gerade war er dabei einige Schriftstücke zu lesen. Briefe seiner Familie, von Freunden und Bekannten. Er las und antwortete. Kontakte aufrecht zu erhalten war wichtig. Wichtiger noch war es aber neue Kontakte hier in Rom zu knüpfen. Denn Bekanntschaften konnten niemals schaden.


    Jäh wurde er nun aber aus seinen Überlegungen gerissen, als er hörte wie jemand herein kam. Ungehalten drehte er sich um, sah dann aber das helle Gesicht und die blonden Haare von Eldrid. Seine Wut verrauchte und ein milderer Ausdruck trat auf sein Gesicht. Sie kam herein und Marcellus bestaunte ihr goldenes Haar, welches vom Sonnenlicht beschienen wurde und beinahe selber zu leuchten schien. Er betrachtete ihre wunderschönen blauen Augen und ihre Haut die so hell und rein war. Mit einem Lächeln erhob er sich.


    "Du möchtest fragen wie ich mich fühle?" wiederholte er ihre Frage noch einmal. Ihr Latein war noch nicht perfekt, wurde aber besser. "Habe keine Sorge, du störst nicht." fügte er dann noch an. Marcellus stand etwa einen Schritt von ihr entfernt und es gelang ihm gar nicht richtig sich von ihrem Anblick zu lösen.


    "Es geht mir gut. Es ist ein schöner Tag." antwortete er dann. Sie war eine freundliche, hilfsbereite und liebe junge Frau. Er hätte es wirklich nicht ertragen können sie bei diesen groben Gesetzlosen und Sklavenhändlern zu lassen. Diese Männer hatten ihn und seine Begleiter damals überfallen und ihn gefangen genommen. Aber er war entkommen und ja, sie hatte dabei durchaus geholfen. Aber sie hatte auch Glück gehabt, denn wäre er nicht dort gewesen wäre sie längst auf irgend einem Sklavenmarkt verkauft worden. Und das sicherlich nicht in einen so vornehmen Haushalt wie diesen hier.


    "Ich sehe dir geht es wieder besser. Du siehst kräftiger aus und du wirkst stärker. Du wirst bald deine Aufgaben erfüllen können." sprach er nun wieder. Ja, sie würde hier als Haussklavin leben können. Sie würde leichte, wenig beschwerliche Aufgaben erhalten, darin hatte Marcellus den Majordomus schon angewiesen. Sie würde ein gutes Leben haben. Und er, er würde sie ansehen können wann immer er wollte. Diese Haare, diese blauen Augen... ein Lächeln trat auf seine Züge. Er hatte ihr versprochen sich um ihre Rückreise nach Germanien zu kümmern. Ja, das hatte er. Aber... er hatte noch einmal nachgedacht. Bei diesen Gesetzlosen war sie bereits eine Sklavin gewesen. Er hatte sie von dort befreit. Also war es nur folgerichtig, dass sie nun seine Sklavin war. Wenn er sie gehen ließ, dann wäre sie fort. Für immer. Sie würde in irgend einem germanischen Dorf dahin fristen. Wenn sie überhaupt heil in Germanien ankäme. Sie würde irgend einen groben Germanen heiraten und ein unbedeutendes, vermutlich kurzes Leben führen. Hier konnte sie es so viel besser haben. Ja und er, er wollte nicht dass sie weg ging. Er wollte sie nicht gehen lassen. Am Anfang war es nur ein Gefühl gewesen. Doch dann war es immer stärker geworden. Das Gefühl. Der Unwille sie ziehen zu lassen. Sie war sein! Ohne ihn würde sie es schlecht haben. Hier aber würde sie ein schönes Leben führen. Wieder lächelte er.


    "Du hast so sanfte, geschickte Hände. Massiere mir die Schultern. Bitte..." er war sich nicht ganz sicher ob sie ihre Position bereits verstanden hatte. Das musste er nun klären. Ganz sicher war er sich nicht wie er das angehen sollte, denn womöglich hatte sie irgendwelche überzogenen Vorstellungen. Dass sie ihn einfach so Marcus nannte, das musste auch aufhören. Er würde sich im ganzen Haus zum Gespött machen.

    Ich hätte nochmal eine kleine Frage:


    Gibt es irgendwo eine Zusammenfassung oder Übersicht über die Ereignisse des Bürgerkrieges? Oder überhaupt über die jüngere Geschichte des Imperium Romanum?


    Ich habe zum Bürgerkrieg nur sehr grobes Wissen, wüsste aber gerne mehr darüber. Im Profil unseres Augustus steht ja schon ein bisschen was und das hilft einigermaßen. Trotzdem wäre eine etwas ausführlichere Information super. :)

    Mit einem freundlichen Gesichtsausdruck begrüßte Marcellus seine stets übellaunige Schwester. Livineia litt an beinahe dauerhaften Kopfschmerzen und schien auch nicht besonders gut zu schlafen. Er konnte das Leiden seiner Schwester schon nachvollziehen, hatte aber dennoch keinerlei Ambitionen den lieben langen Tag lang besorgt und mitfühlend hinter ihr her zu rennen. Er hatte den Eindruck, dass Livineia ihre schlechte Laune inzwischen auch ein Stück weit zum Programm gemacht hatte.


    "Guten Morgen liebe Schwester." sagte er also gut gelaunt und betrachtete schmunzelnd die finsteren Augen Livineias. Danach wurde dann auch schon Romana angekündigt und Marcellus wandte seine Aufmerksamkeit dem Eingang zu. Romana war wirklich tadellos. Sie war eine Vestalin und genau diese Ausstrahlung trug sie auch mit sich. Sie wirkte rein, edel, sanftmütig und erhaben. Sie war in der Familie sehr beliebt und das nicht nur, weil sie durch ihre Berufung das Ansehen der Claudier auf einem hohen Niveau hielt.


    "Geliebte Tante, willkommen Zuhause." sagte Marcellus mit einer Stimme welche tatsächlich warm klang. Er erwiderte die Umarmung und überließ dann Livineia erst einmal das Wort.


    "Den größten Teil der Familie scheint es vermehrt aus Rom fort zu ziehen." fügte er dann noch an. Er selber hielt eigentlich gar nichts von Severus Augustus. Der Mann hatte keinerlei Anspruch auf die Kaiserwürde. Allerdings musste selbst ein Claudier mit solch einer Meinung lieber vorsichtig sein, denn seit den Tagen des Bürgerkrieges war man in Rom nicht gerade Tolerant was Kritik am Augustus anging.


    "Im Garten wartet ein Frühstück auf uns." meint Marcellus dann mit einer einladenden Geste. Immerhin, trotz aller politischen Umwälzungen, als Claudier konnte man sich ein Leben im absoluten Luxus erlauben. Das war vielleicht manches Mal mehr wert als politische Ambitionen. Dennoch - Marcellus strebte nach größerem.

    Es dauerte nicht lange, da wurde jemand auf ihn aufmerksam und Marcellus sah zu dem Mann hin. Offensichtlich arbeitete dieser hier und Marcellus hielt seinen Sklaven mit einer Geste zurück als dieser sich anschickte für ihn zu antworten. Hier in diesem Hause würde er für sich selbst sprechen. Das hier war kein Marktstand, sondern ein ehrwürdiger Kult Roms.


    "Mein Name ist Marcus Claudius Marcellus." stellte er sich vor, davon ausgehend dass man seinen Namen kannte. Nun, natürlich kannte man den Namen seiner Familie, das stand ohnehin vollkommen außer Frage. Nicht nur war ihr Name alt und ehrwürdig, Marcellus Großvater, Herius Claudius Menecrates war einer der einflussreichsten Senatoren Roms. Er war ein verdienter General in Germanien gewesen und seit einiger Zeit war er der Stadtpräfekt von Rom. Sorge hier abgewiesen zu werden hatte der junge Patrizier also wirklich nicht.


    "Ich wünsche den Salii Palatinii beizutreten, wie es Brauch ist in meiner Familie." tatsächlich war auch mein Großvater Mitglied in diesem Kult und würde er gerade nicht das Krankenlager hüten, hätte er mich heute sicherlich begleitet.

    Vielen Dank für die Mühe und die aufschlussreiche Antwort!


    Da ich ja bis zu den nächsten Wahlen ohnehin noch etwas Zeit habe, habe ich mir überlegt das Tirocinium Fori Sim-On noch etwas auszuschreiben. Es war früher schon einmal mit Menecrates vereinbart, dass wir Sim-On davon ausgehen dass Marcellus dieses bei seinem Großvater absolviert hat. Ich könnte also einfach ein paar Sim-On Postings zu dieser Thematik verfassen, dann habe ich auch einen Grund mich in die Arbeit des Senat einzulesen.


    Zitat

    Das Vigintivirat selbst ist dann leider meist eine Frage deiner persönlichen Fantasie. Wenn du dir eine bestimmte Position am besten vorstellen kannst, dann darfst du das in deiner Rede vor den Senatoren wünschen und meist wird diesem Wunsch entsprochen. Wenn du das Amt dann einigermassen aktiv ausübst, dann wirst du keine Probleme haben.


    Hierzu werde ich mir dann nochmal Gedanken machen.


    Zitat

    Ein Militärtribunat ist für einen Patrizier nicht vorgeschrieben. Das ist der Vorteil dieses Standes. ;)


    Da Marcellus ziemlich Militäraffin ist, wird er das auf jedenfall mitnehmen wollen. :)