Beiträge von Nero Tiberius Caudex

    Ich machte mir nun also Notizen, was benötigt wurde.


    Adoptionen:
    Übersicht was bereits schriftlich geregelt ist
    was per Usus geregelt ist
    was gar nicht geregelt ist


    Ich sah kurz auf. „Soll ich dir das entsprechend raussuchen und die eine Übersicht erstellen?“


    Dann hob ich abwehrend die Hände. „Oh ich denke, du hast mich falsch verstanden. Nichts wäre fataler, als die Subura zu räumen. Gerade das wäre doch der Nährboden für neue Unruhen. Was ich eher meinte, dass man die überhöhte Preise zum Beispiel für Wohnraum regelt. Dann sollte man auch jene überprüfen, die für die Arbeitskraft viel zu wenig Lohn zahlen. Viele nutzen die Notlagen aus. Dann gibt es noch jene Häuser in der Subura, die baufällig und nicht bewohnbar sin. Jene sollte man renovieren und schafft so etwas mehr Wohnraum. Natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich denken gerade jene Maßnahmen würden den Menschen dir dort leben zeigen, dass man sie eben nicht vergessen hat.“ Sagte ich bevor ich zu dem von mir vermuteten Grund kam. „Ich denke nämlich, dass genau das die Ursache ist, warum diese Varia so viel Unterstützung erhalten hat. All die kleine Gründe Hygiene, Nahrungs- und Wohnungsmangel zusammengenommen haben sich wohl zu dem Gefühl manifestiert, das man sie vergessen hat und sich nicht um die Bewohner der Subura schert. Sie sehen auf der einen Seite die Dekadenz, die einige wohlhabende Römer unzweifelhaft an den Tag legen. Sie sehen, wie edelste Waren aus aller Welt vertrieben werden. Sie sehen, dass einige wenige im überschwänglichen Luxus leben. Und dann sehen sie, die Zustände bei sich selbst vor der Haustür. Dies erzeugt Neid. Und wenn dieser nur langgenug geschürt wird entsteht daraus eine Wut. Eine Wut auf all jene, die sich vermeintlich nicht um ihre Belange scheren.
    Und diese Wut gipfelte in diesem unsäglichen Aufstand. Sie verschafften sich Aufmerksamkeit und Gehört damit. Ja sie nahmen wahrscheinlich sogar Rache an jene, die in ihren Augen Schuld sind.“
    Sagte ich und musste schluckte, denn meine Familie hatte der Aufstand schwer getroffen. Auch wenn ich es selbst nicht gesehen hatte, kroch immer noch die Wut in mir hoch, wenn ich daran dachte, dass man einen Tiberii an die Außenmauer gekreuzigt hatte. Und doch sprach ich ruhig weiter.
    „Sie blicken zum Senat und sehen dort nur für sie belanglose Debatten. Sie hören keine Reden, die sich mit ihren Problemen beschäftigen. Keine im Senat und keine auf der Rosta. Diesen Menschen muss das Gefühl wiedergegeben werden, dass sie gehört, verstanden und nicht vergessen werden. Die Volksseele ist nicht immer logisch, sie ist von Gefühlen und eigenen Wahrnehmungen geprägt.“ So schloss ich schließlich meine kleine Rede ab und blickte nun zu meinem Lehrmeister.

    Ich hielt mich wie immer im Hintergrund auf. Ein Tribun der Vigiles. Das konnte interessant werden. Als der Name Iulius Caesoninus vernahm stellen sich mir alle Nackenhaare auf. Dieser Mann war mir mehr als nur unsympathisch nach seinem Auftritt im Garten. Ach der behauptete nun also, dass er der Tiro wäre? Interessant. Ich hob also meinen Blick und sah den jungen Tribun nun direkt an.

    Ich zog meine Augenbraue nach oben. „Ich denke ich habe mich klar ausgedrückt. Du schläfst hier. Ende der Diskussion.“ Meine Stimme war ernst, dennoch hatte ich ein Lächeln im Gesicht. „Um deine Frage zu beantworte ja es war wie die vergangenen Nächte. Wo ich mit dir übereinstimme ist, dass es so nicht weitergeht.“ Ich sah sie nun wieder nachdenklich an. „Ich weiß du willst das nicht hören und bist vielleicht sogar froh, dass du dich an nichts erinnern kannst, aber irgendetwas frisst an dir. Irgendetwas belastet dich und dem werden wir auf den Grund gehen müssen.“ Ich zog sie in meine Arme. „Ich habe mit Luna gesprochen, sie kann dir helfen dich zu erinnern, sagt sie.“ Ich sah Adria forschend an. „Also ich weiß zwar nicht wie, ich denke du wirst es vielleicht sogar eher wissen als ich was sie kann“ Also zumindest nahm ich das an, denn immerhin kamen sie ja aus dem selben Kulturkreis Luna und sie. „Also wenn du es auch willst, sann treffen wir uns nachher mit Luna im Wildgarten.“ Meine tiefblauen Augen lagen nun fragend auf ihr.

    „Ja habe ich.“ Glatt gelogen was wohl auch die dunklen Ringen unter meinen Augen nur allzu deutlich zeigten. Eigentlich hatte ich in den gesamten vergangenen Nächten kaum Schlaf bekommen. Aber das war mir egal. Ich zog es nicht mal in Erwägung das Adria oder ich in einem anderen Zimmer nächtigte. Nein es beruhigte sie, wenn ich sie in den Arm nahm. Sie wurde jedes Mal wieder merklich ruhiger, wenn ich sie im Arm hielt und auf sie einredete. Meistens hatte ich irgendetwas vor mich hin erzählt. Wahrscheinlich konnte Adrias Unterbewusstsein inzwischen die ein oder andere Rede die Cicero auswendig herunter beten. „Und du?“ Fragte ich lächelnd.

    Und so war es auch die nächsten Tage. Ich versuchte meine Termine außerhalb auf das Nötigste zu beschränken. Wenn ich nicht da war, war es Luna, die immer mal wieder nach Adria sah und bei ihr blieb wenn sie es brauchte.


    Heute war der Überfall sieben Tage her. Und ich hatte es geschafft, dass ich heute keinen Termin hatte. So war ich heute Morgen auch noch da und sie würde in meinen Armen wach werden. Ihr Albträume jedoch hatten immer noch nicht abgenommen. Sie wimmerte und schrie im Schlaf. Ja sie schlug sogar um sich. Ich hatte sie nicht mehr auf ihre Träume angesprochen. Und doch hatte ich mir geau das für den heutigen Tag vorgenommen.
    Ich strich also langsam und sanft über ihren Wange, die nun nur noch ganz leichte Spuren des Schlages trug. Nachdem die Wange in der vergangenen Woche alle möglichen Farben durchlaufen hatte war nun kaum noch etwas davon zu sehen. „Guten Morgen.“ flüstere ich leise in ihr Ohr.

    Ich nickte verstehend. „Gut. Wenn du dich erinnern kamst rede bitte mit mir ja?“ Ich sah sie eindringlich an. „Bitte. Versprich es mir. Du darfst diese Erinnerung nicht in dich hineinfressen.“ Ich streichelte ihr immer noch beruhigend über den Rücken. Dann lachte ich leise. „Du bleibst wo du bist. Das ist übrigens auch nicht verhandelbar.“ Ich hob ihren Kopf an, damit sie mir in die Augen blicken konnte und ein liebevolles Lächeln traf sie. „Ich würde kam mehr Schlaf bekommen, wenn du in einem andere Zimmer schläfst. Ich würde nur viel weiter laufen müssen um zu sehen ob es dir gut geht.“
    Auch wenn ich vorgehabt hatte im Officium zu nächtigen hatte ich doch eh schon gewusst, dass das eine schwachsinnige Idee war, denn ich wäre bestimmt hundert Mal in der nach hier hoch gelaufen um zu sehen wie es ihr geht. Um mich zu vergewissern, dass es ihr gut geht.

    Ich schüttelte den Kopf. „Du hast mich nicht gestört. Ich war schon fertig.“ Log ich ohne rot zu werde. Ich streichelte ihr über den Rücken und meine Züge wurden sanfter. „Ja du hast geschrien und um die geschlagen.“ Sagte ich und sah sie nachdenklich an. „Ich denke nicht, dass das in ein paar Tagen vorbei ist. Kannst du dich an irgendetwas erinnern? Erzähl mir was du in deinem Traum gesehen hast.“ Ich sprach leise mit ruhiger Stimme genau in ihr Ohr. Ich wollte sie beruhigen, aber zeitgleich wollte ich auch, dass sie sich erinnerte. Ich wusste, dass sie darüber reden musste. Es würde sie sonst irgendwann auffressen.

    Als der erste Schrei von ihr kam schoss ich hoch und eilte zu ihr um sie in die Arme zu nehmen. Die Hände die um sich schlugen fing ich ein und redete leise auf sie ein. „Adria ganz ruhig, du bist in Sicherheit.“ Ja ich hatte es gewusst. Ich hatte gewusst, dass die Erinnerungen zurückkommen würden, sobald sie das Opium nicht mehr nahm. Ich konnte ihr nicht helfen und das machte mich gerade wieder so unglaublich wütend. „Schschsch...Adria es ist nur ein Traum.“ Sagte ich und versuchte es ihr einzureden. Natürlich wusste ich es besser. Ihr Unterbewusstsein durchlebte den gestrigen Tag wieder und wieder. Ich schloss meine Arme fest um sie, damit sie sich nicht zu sehr bewegte. „Schsch Adria du bist in Sicherheit. Ich bin da... es ist nur ein Traum.“

    Ich seufzte und nickte. „Ja kann ich. Ich hol dann nur schnell ein paar Sachen.“ Sagte ich. „Ich bin gleich wieder da.“ Ich löste ihre Hand von mir und wie versprochen war ich nach nur kurzer Zeit wieder da. Der Tisch war schnell leergeräumt und diverse Schriftrollen und Wachstafeln fanden ihren Platz. Ich warf Adria einen liebevollen Blick zu, goss mir einen Becher Wasser ein. „Auch etwas Wasser?“ Fragte ich sie, danach würde ich mich dann aber an die Arbeit machen. Ja ich hatte noch einiges aufzuholen. Ich würde wohl mindestens so lange Arbeiten bis Luna mit dem essen kam.

    Ich strich ihr sachte über die Oberlippen und berührte ganz vorsichtig den Bluterguss unter ihrem Auge. Und ich schüttelte den Kopf. „Sie waren zu fünft Adria. Du hättest es wohl kaum verhindern können.“ Sagte ich leise und ruhig. „Ich weiß, dass du dich verteidigen kannst, aber sie waren zu fünft. Du hättest kaum etwas tun können. Und ich denke es war wohl gut, dass du nicht bei Bewusstsein warst.“ Ich musste die Augen schließen, denn allein der Gedanke daran, was sie ihr angetan hatten, als sie nicht bei Bewusstsein war ließ mich meine freie Hand zu Faust ballen. Als ich meine Augen wieder öffnete hatten sie diesen dunklen Glanz, der eben jene dunkle Seite in mir zum Vorschein brachte. „Und ja Adria, dass bin ich. Ich bin wie er. Ich habe dem gestern in der Hütte nachgegeben. Ja wir hätten sie auch vor Gericht stellen können. Aber kein Gericht hätte eine gerechte Strafe für diese Bastarde aussprechen können.“ Sagte ich und meine Hand die eben noch ihre Wange streichelte senkte sich mit einem leichten Zittern. „Ich werde dich in Zukunft besser beschützen.“ Ja das war ein Versprechen, was sich für sie wohl eher nach einer Drohung anhören musste. „Du musst nicht mein Puffern sein. Wenn du den Anweisungen folge leistest nimmst du mir eine große Last von der Seele.“ Sagte ich, bevor ich ihr sanft über den Kopf strich und sie wieder hinlegte. „Du musst dich wirtlich ausruhen. Du brauchst Ruhe viele Ruhe.“ Sagte ich und streichelte ihr abwesend über den Rücken. „Luna wird dir später etwas zu Essen bringen. Ich werde noch etwas im Officium arbeiten.“ Das ich auch vorhatte da zu schlafen, teilte ich ihr natürlich nicht mit, nein ich hatte gerade wirklich keine Lust auf Diskussionen, nicht solange die Dämonen in mir noch tobten.

    Ich legte meine Hände auf die ihren und sah sie lange schweigend an, bevor ich sie hochhob und zum Bett trug. „Du sollst dich nicht so viel bewegen.“ Sagte ich doch meine Stimme klang abwesend. „Ich will nicht über gestern reden.“ Sagte ich und machte ihre Hände von mir los. „Ich bin ganz sicher nicht wütend auf dich Adria. Ganz sicher nicht auf dich.“ Sagte ich und streichelte ihre Wange, denn ja da swar ich wirklich nicht. Ich war zwar wütend, aber nicht auf sie. Eher auf mich, auf diese Mistkerle, aber nicht auf Adria. Sie war hier nur das Opfer. Opfer dieser Mistkerle und jetz twohl auch das Opfer meiner Entscheidungen. Wie konnte ich es ihr auch erzählen, was gestern passiert ist? Wie sollte ich ihr etwas erklären können, was ich mir selbst kaum erklären konnte. Wieder sah ich sie lange an, bis ich leise sagte. „In mir steckt wohl doch mehr von Vater als ich dachte.“ Sagte ich kaum wahrnehmbar.

    Ich verstand beim besten Willen nicht, warum sie es als Strafe und Einsperren empfand. Und ja ich merkte sehr wohl, das sie Streit suchte, aber ich würde mich jetzt bestimmt nicht darauf einlassen. Ja in mir tobte immer noch die Wut. Die Wut darüber, dass man sie entführt hatte. Die Wut darüber, dass ein Anderer ihren Körper besessen hatte. Aber dies konnte und wollte ich ihr nicht vorwerfen. Ich erhob mich vom Bett und schaute sie mit eben jener nichtssagenden ernsten Miene an. „Oh sei versichert ich habe die Mittel und die Möglichkeiten dich einzusperren. Und du weißt selbst, wenn es dir erlaubt gewesen wäre eine Waffe zu tragen, hättest du auch mit einem Messer nichts gegen sie ausrichten können.“ Wie denn auch wenn man bewusstlos war. „Und nein wir fangen nicht am Anfang an. Du hattest zwei Mal die Möglichkeit dich zu entscheiden und du hast deine Wahl getroffen.“ Sagte ich und wandte mich zum Gehen. „Ich will nicht mit dir streiten und ich werde auch nicht mit dir streiten. Und Adria ich lasse nicht mit mir verhandeln. Ich habe entschieden und ich sagte dir bereits, dass diese Entscheidung unumstößlich ist.“ Ich drehte mich noch einmal zu ihr um und sie konnte wohl einen kleinen Blick auf das dunkle wütenden Monster in mir erhaschen, das immer noch in mir tobte. „Selbst wenn du dich jetzt entscheidest nur noch eine normale folgsame Sklavin des Hauses zu sein, fällt die Entscheidung nicht anders aus. Mit der Einschränkung, dass du dann das Haus gar nicht mehr verlasen wirst.“ Ja es gab keine Alternativen für sie. Sie kannte mich und wusste sehr wohl, wie kontrollversessen ich war. Und sie wusste auch, dass ich auf meinen Besitz achtete. Und all das war ihr bewusst, als sie sich entschieden hat bei mir zu bleiben und zwar freiwillig.

    Ich sah sie resigniert an. „Adria, ich habe dir gesagt, dass es nicht verhandelbar ist. Es tut mir leid, dass du es als Einsperren empfindest. Denn das tue ich ganz und gar nicht.“ Sagte ich leise. „Was ich tue dient deiner Sicherheit.“ Stellte ich klar. „Du wirst dich damit abfinden. Wenn ich kann nehme ich dich mit. Wenn es nicht geht, dann musst du entweder hier bleiben oder du nimmst wie ich es angeordnet habe jemanden mit.“ Nun veränderte sich mein Blick und er wurde wieder kühl. Ja ich zog mich in mich zurück und verbarg mein Innerstes selbst vor ihr. „Es wird kein Aufsehen erregen, wenn ich meinen Besitz entsprechend schütze. Und du gehörst mir. Du wirst dich damit arrangieren oder..„ Ich atmete tief durch. „...oder ich sperre dich wirklich ein.“ Sagte ich und ließ wohl keinen Zweifel daran, dass ich dies tatsächlich tun würde.

    Ich ließ mich von ihr heranziehen und setzte mich auf das Bett, mein Blick lag auf ihr. Ja ich konnte ihre Verzweiflung sehen und als sie anfing zu weine, nahm ich sie tröstend in meine Arme. „Adria.“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Ich sperre dich nicht ein. Du kannst überall hin wo du willst.“ sagte ich und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Du bekommst lediglich jemanden an die Seite gestellt, der auf dich acht gibt. Hier in Rom und außerhalb der Stadt. Ich will lediglich sicherstellen, dass dir nie wieder etwas passiert.“ Leise und eindringlich war meine Stimme. „Ich weiß, dass du gern allein bist. Aber das kannst du auch hier sein. Ich denke es ist kein Problem, dass du in Wildgarten hinter der Villa ganz für dich ein kannst. Gut du musste ihn mit Fenrir teilen, aber das sollte kein Problem sein oder?“ Ich holte tief Luft bevor ich weiter sprach. „Es tut mir wirklich leid, auch das du es als einsperren empfindest. Aber ich lasse wirklich nicht mit mir verhandeln.“ Ich zog sie fester in meine Arme. „Corvina ist doch auch nicht eingesperrte und sie darf das Haus auch nur in Begleitung verlassen und dennoch fühlt sie sich nicht eingesperrt. Ich schreibe dir nicht vor wo du hingehen sollst. Ich schreibe dir nicht mal vor wen du mitnehmen sollst. Das einzige was ich verlange ist das jemand an deiner Seite sein soll und wird.“ Ich wusste, dass sie sich gerade hilflos und bestraft vorkam, ich wollte das nicht, aber ich konnte es auch nicht ändern. Ich konnte nur hoffen, dass sie es verstand. Das sie mich verstand. „Du hast gesagt, das es besser gewesen wäre, wenn du dich nicht in mich verliebt hättest.“ Nun hob ich ihr Kinn an, damit sie mich ansah. „Ich denke, für dich wäre es wohl besser gewesen, wenn ich mich nicht in dich verliebt hätte.“ Sagte ich und sah sie aus traurigen Augen an. „Du weißt wie wichtig du mir bist und du weißt, wie sehr ich leiden würde, wenn du nicht mehr da wärst.“ Sagte ich und nun stand da wohl tatsächlich eine Träne in meinen Augen. „Ich weiß, dass es jederzeit und überall passieren kann, aber ich will und ich werde das Risiko vermindern.“ Ich ließ meine Hand und damit auch ihr Kinn wieder sinken. „Es tut mir wirklich leid Adria. Ich hoffe, dass du es verstehst warum ich so handle so handeln muss.“

    Bei ihrer Reaktion krampfte sich alles in mir zusammen. Ich kannte dies schon und das Ja Dominus unterstrich es nur noch. Aber ich wollte jetzt nicht darüber diskutieren. Nein wollte ich wirklich nicht. Ich seufzte, als ich meine Hand zurückzog. „Adria tut das nicht.“ sagte ich leise und eindringlich. Ja das Ganze hier erinnerte mich nur zu gut an den Vorfall auf dem Landgut, wo sie schon mal für sich beschlossen hatte nur noch Sklavin zu sein. Nur einen Unterschied gab es. Ich würde ihr dieses Mal nicht die Wahl lassen. Ich konnte und würde sie nicht gehen lassen. Ich erhob mich aus meiner hockenden Position und legte ihr nur ganz kurz die Hand auf den Rücken. „Tu das nicht.“ Meine Stimme war ruhig und doch schwang ein unendlicher Schmerz mit. "Ich lasse dich wohl besser allein." Sagte ich und zog meine Hand zurück. Doch noch lag meien Blick auf ihr.

    Meine Augen verdüsterten sich, als sie versuchte eine Erklärung zu finden. „Egal was du trägst, ob Tafel, Brandmal oder einen Anhänger. Es hätte dich beschützen müssen.“ Sagte ich und ich war von meinen Worten. Ja es war meine tiefst Überzeugung. Es hätte sie beschützen müssen. So wie es jeden Römer innerhalb des Imperiums beschützte, wenn er sagt, dass er ein Bürger Roms ist. Genau darauf fußte unser Imperium. Und genau diese Überzeugung haben diese Räuber gestern erschüttert. Ja dieses Mistkerle hatten keine Achtung vor Rom und seinem recht. Ich hatte tatsächlich darauf vertraut, dass sie hier in der Nähe Roms sicher war, egal ob nun in der Stadt oder vor ihren Toren. Hier mitten im Zentrum dieses reiches durfte derartiges nicht passieren. Aber es war passiert und das erschütterte mich zu tiefst. Genau so wie ihre Aussage, dass sie hätte gehen sollen.
    „Du weißt, dass du kaum eine Wahl hattest oder?“ Fragte ich sie, dieses Mal jedoch ohne den üblichen Sarkasmus in der Stimme. „Du hattest keine Wahl, als die Räuber in der Heimat einfingen. Du hattest keine Wahl, als du auf dem Sklavenmarkt verkauft wurdest.Weißt du noch was ich dir an deinem ersten Tag sagte?“ Ich sah sie fragend an, beantwortete die Frage aber sogleich. „Ich sagte dir, dass du dich entscheiden kannst welche Art von Sklavin du sein willst. Das war die einzige Wahl, die du hattest. Das du dich verliebt hast ist ein glücklicher Umstand, denn du weißt sehr genau, dass ich dich hätte nicht gehen lassen.“ Den Vorfall auf dem Landgut klammerte ich gerade ganz bewusst aus. Ja da hatte ich ihr eine Wahl gelassen, aber sie hatte sich entschieden und zwar für mich. „Ich habe es dir nun schon so of gesagt und ich sage es dir wieder.“ Ich umfasste vorsichtig ihr Kinn und zwang sie mir in die Augen zu sehen, die gerade eine Mischung aus Angst, Wut, Sorgen und eine Spur von Entschlossenheit zeigten. „Du gehörst mir und nichts aber auch gar nichts auf dieser Welt wird das ändern.“
    Das ich diese Worte todernst meinte hatte ich gestern wohl mehr als unter Beweis gestellt Ja ich war bereit für sie zu töten. Jeder der sich an Adria vergriff schwebte in der Gefahr durch meine Hand zu sterben.
    Sanft fuhr ihr mein Daumen über die unverletzte Wange. „Ja es ist richtig ich kann nicht alles kontrollieren, Aber ich kann dich kontrollieren. Und Adria? Ich werde nicht darüber diskutieren.“ Sagte ich und sah sie nun eindringlich an. „Du wirst das Haus nicht mehr allein verlassen. Hier in der Stadt können dich andere Sklaven begleiten. Wenn du ausreiten willst, wird einer der Veteranen an deiner Seite sein. Es tut mir leid Adria. Ich weiß, dass du gern mal für dich bist. Aber wie ich sagte ich werde über diese Punkt nicht verhandeln.“ Sagte ich und mein Blick wurde unnachgiebig. „Es tut mir leid das ich dich so einschränken muss, aber es ist nötig. Es ist nur zu deinem Schutz. Wenn wir auf dem Land sind, dann können wir gern nochmal neu verhandeln, aber diese Regeln gelten ab sofort und sind unumstößlich.“

    Das war wohl leichter gesagt als getan. Aber ich versuchte es zumindest und so lächelte ich nun, als ich leise flüsterte. „ Für mich siehst du immer wunderschön aus.“ Sagte ich und hauchte ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. Doch dann schüttelte ich nachdenklich wieder den Kopf. „Nichts ist in Ordnung Adria.“ Sagte ich und sah sie mit einer Mischung aus Traurigkeit und Sorge an. „Nichts ist in Ordnung.“ Sachte streichelte ich ihr über die Haare. Dann barg ich meinen Kopf an ihrer Schulter. „Es tut mir leid.“ Sagte ich leise. „Es tut mir leid das ich dich nicht beschützen konnte.“ Sagte ich und offenbarte damit, was gerade in mir tobte. Ja ich hatte versagt. Ich hatte ihr versprochen, dass ihr nie etwas passieren würde und nun das hier.

    Auf den Schlag war ich nun wirklich nicht vorbereitet und so erwischte sie mich recht schmerzhaft. Und doch gab es keinerlei Reaktion von mir. Nur eine Augenbraue hob ich, als ich ihr Zithern wahrnahm. Ich legte meine Hand auf die ihre. „Ist schon gut.“ Sagte ich leise und streichelte sanft über ihre Hand. „Es ist schon später Nachmittag.“ sagte ich und fuhr auch gleich fort. „Meine Tag war vollkommen ruhig. Nur Studium von gesetzten, Akten... nichts besonderes.“ Dann sah ich sie wieder an. „Wie geht es dir?“ fragte ich sie mit sorgenvollem Blick.

    Es war später Nachmittag als ich das Haus wieder betrat. Ich hatte den ganzen Tag sämtliche Gedanken an die gestrigen Vorfälle verdrängt. Ja ich war damit sogar recht erfolgreich gewesen und hatte mich auf meine Arbeit konzentrieren können. Aber nun kam alles wieder hoch und zwar geballt. Ich zog mich also erst mal in mein Arbeitszimmer zurück um Herr meiner Gedanken und der in mir brodelnden Gefühle zu werden. Luna kam und berichtete mir, das Adria im Bett geblieben war. Was mich nicht verwunderte, schließlich hatte ich sie ja dort festgebunden und genau das sagte ich Luna auch, dass Adria ja wohl kaum eine Wahl hatte. Die Germanin jedoch hatte leise gelacht und nur gemeint, dass ich wohl meine Fesselkünste verbessern müsste. Ich runzelte die Stirn las Luna mir berichtete, dass sie die Seile neben dem Bett gefunden hatte. Adria selbst habe aber den ganzen Tag viel geschlafen. Ich war zumindest erleichtert, dass sie sich Ruhe gegönnt hatte. Ich trank heute keinen Wein, sondern nur Wasser, ja ich hatte zugehört. So wie ich immer zuhörte. Und diese Mistkerle hatten nach Wein gestunken. So wollte ich ihr nicht mit eben jenem Weingeruch gegenübertreten. Ich wollte keine negativen Erinnerungen wecken. Ich betrat nun also leise das Zimmer. Maya hüpfte mir fröhlich entgegen und nachdem ich sie gestreichelt hatte entschwand sie in Richtung Garten. Leise seufzend schloss ich nun die Tür und fand Adria schlafend vor. So hockte ich mich neben das Bett um sie in Ruhe zu betrachten. Der Bluterguss unter ihrem Auge, der von einem mehr als kräftigen Schlag zeugte. Die Beule samt der Wunde an ihrem Kopf, wo der Stein sie getroffen hatte. All das machte mich so unsagbar wütend. So unsagbar hilflos. Ich hatte sie nicht beschützt. Ich hatte sie davor nicht beschützen können. Die Wut stieg wieder in mir hoch. Die gleiche unbändige Wut, wie ich sie gestern in dieser Hütte gefühlt hatte. Eine Wut, die ich gestern nicht kontrollieren konnte und wollte. Ja ich hatte ihr gestern einfach freien Lauf gelassen, hatte das Monster losgelassen und einmal in Freiheit ließ es sich nur schwer wieder unterdrücken. Es wollte nicht wieder zurück.
    Kurz schloss ich die Augen um der aufsteigenden Wut Einhalt zu gebieten. Aber egal wie oft ich mir sagt, das es vorbei war, war da doch immer noch die Stimme, die mir sagte, dass so etwas jeder Zeit wieder passieren konnte.
    Langsam hob ich die Lider und meine Hand und streichelte ihr mit diesem von ihr so verhassten nichtssagenden Blick ganz sanft über den Bluterguss unter ihrem Auge.

    Ich zog meine Stirn kraus. Ja ihre Wut auf mich war vollkommen irrational. Auch ihr Kommentar zeugte nicht davon, dass sie geistig voll auf der Höhe war. Aber ich war übernächtigt und sie nicht ganz klar. Ich wollte jetzt nicht mit ihr streiten oder diskutieren. So schob ich sie von mir runter und erhob mich. Ich brauchte nicht lange in der Truhe zu kramen. Ich fand schnell was ich suchte. „Es tut mir leid Adria. Es ist nur zu deinem Besten.“ Sagte ich, als ich nun ihre Hände anfingt und sich mit geschickten Handgriffen am Bett festmachte. „Ich will jetzt nicht mit dir streiten. Ich muss bald los.“ Sagte ich und meine Augen lagen mit einem traurigen Schimmer auf ihr. „Es tut mir wirklich leid, aber du scheinst nicht klar denken zu können.“ Sagte ich während ich mir die Untertunika überstreifte und die Toga über den Arm legte. „Wir reden später.“ Versprach ich ihr, als ich mich herabbeugte und ihr eien Kuss auf de Stirn hauchte. Ich wusste nur zu gut, dass sie jetzt sicherlich wütend auf mich war, aber damit konnte ich leben. Womit ich hätte nicht leben können, wäre das ich mir den ganzen Tag Sorgen um sie machen müsste. „Versuch noch etwas zu schlafen." Luna wird gleich hier sein. Sagte ich und verließ leise den Raum.