Beiträge von Selenus

    Selenus hatte in den letzten Tagen emsig Schuldscheine eingelöst, alte Gefallen des Senators eingefordert und bei diversen Geldverleihern Forderungen des Senators geltend gemacht. So kam am Ende die genannte Summe für die 3 Grundstücke in Italia zusammen, welche er wie vereinbart an Petronia Octavena überbrachte.


    Die entsprechende Kaufsurkunde war korrekt ausgestellt und gesiegelt und Selenus achtete darauf, dass auch die Lederhülle, in welche die Urkunde nun gesteckt wurde, korrekt gesiegelt wurde. So würde er nun dieses Schreiben wieder zurück nach Italia transportieren. Der Frühling hielt langsam Einzug und der Weg zurück nach Italia würde bald frei sein.


    Ich danke dir ganz herzlich, auch im Namen des Senators Annaeus Florus Minor, domina Petronia Octavena. Solltest du einmal nach Rom kommen, bitte sei so gut und melde dich in der Domus Annaea. Der Senator wird dir gerne auch persönlich danken.


    Somit verabschiedete sich Selenus und kehrte zu seinen Männern zurück, die ihn in den letzten Tagen von allem Unnötigen abgeschirmt hatten.

    Danke Domina, dann bitte ich darum, das Schreiben sehen zu dürfen, damit ich die nötigen Mittel beschaffen kann, denn der Senator hat mich nicht darüber informiert, welche Summe er angeboten hat. Danach werde ich die Mittel beschaffen und für den Abschluss des Vertrages wieder zurückkehren.


    Ich war erleichtert, dass ich keine grosse Verhandlungsrunde durchmachen musste. Es zeugte ausserdem einmal mehr von der Fairness und dem Feingefühl des Senators.

    Das ist korrekt Domina, ich bin befugt für den Senator zu sprechen. Allerdings hat er mir für den Fall, dass du keinen Kaufpreis nennen möchtest, ein weiteres Schreiben überlassen.


    Selenus war nicht darüber informiert, welche Summe in diesem Schreiben stand. Annaeus Florus hatte ihn darüber informiert, dass er in diesem Falle halt seine Erfahrung und sein Verhandlungsgeschick, welches er schon vielfach unter Beweis gestellt hatte, nutzen müsse. Also zog Selenus nun ein weiteres Schreiben aus seiner Tasche hervor. Dieses jedoch war eine normale Wachstafel, deren Schnürung gemäss geltendem Gesetz für Verträge versteckt war, so dass man sie nicht aufschneiden und einfach ersetzen konnte. Das Holz war für Germanien ungewöhnlich. Hier wurde meist Tannenholz genutzt, in Italia jedoch üblicherweise Buchen- oder Pinienholz. Daher erschien diese Tafel auf den ersten Blick wie eine noblere Version dessen, was in Germania üblich war, auch wenn es bloss eine ganz normale Wachstafel war. Auch dieses Schreiben war versiegelt.


    Der Senator nennt in diesem Schreiben eine Summe, die er als Angebot für angemessen hält. sagte Selenus, während er die Tabula überreichte.

    Selenus blickte sich im Raum um, der in grossartiger Weise die germanische und die römische Kultur zu vereinen schien. Es war so einfach, diese beiden Kulturen als Gegner darzustellen und doch gab es vermutlich mindestens ebenso viele Menschen, welche sie als gemeinsames Nebeneinander oder sogar Zusammen anschauten. Er war immer wieder überrascht und erfreut dies zu sehen, denn so konnte man viel mehr erreichen, als mit ständigem Krieg.


    Da Petronia Octavena ihn nicht bat sich zu setzen und selbst auch keinerlei Anstalten in diese Richtung machte, blieb auch Selenus in höflichem Abstand zur Dame stehen und hörte ihr zu. An gewissen Orten nickte er höflich, denn ihre Worte waren weise gewählt und logisch.


    Es freut mich sehr, dass du das Angebot meines Auftraggebers bereit bist anzunehmen. Selbstverständlich verfüge ich über ein entsprechendes Schriftstück, welches meine Kompetenzen darlegt und mit dem Siegel des Senators versehen ist.


    Selenus nahm das genannte Schreiben aus seiner Ledertasche, wo es ganz zuoberst gelegen hatte, und übergab es Petronia Octavena. Er war ja vorbereitet.


    Die Papyrusrolle war in einem Ledereinband geschützt aufbewahrt. Sowohl die Schnürung des Ledereinbandes, als auch die darin verborgene Rolle waren mit dem Siegel des Senators Lucius Annaeus Florus Minor versiegelt. Es mussten also 2 Siegel gebrochen werden, bevor man den Inhalt lesen konnte:


    An Petronia Octavena

    Wohnhaft in Mogontiacum


    Von Senator Lucius Annaeus Florus Minor

    Geschrieben in Roma


    Salve Petronia Octavena, geschätzte Witwe des leider zu früh verstorbenen Numerius Duccius Marsus. Durch die Ehen meiner Vorfahren mit der Gens Duccia verbunden, teile ich deine Trauer und erbitte den Segen unserer Götter für dich und deine Familie. Mögen sie deine Trauer lindern und dir einen sonnigen Blick auf dein Leben und deine Zukunft ermöglichen.


    Vor dir steht Selenus, ein Mann, dessen Talente und Fähigkeiten in Sachen Organisation mich schon seit meiner frühen Jugend begleiten und der mir ein treuer Freund geworden ist. Er steht heute an meiner Statt vor dir und vertritt meine Bitte an dich, die Ländereien des Numerius Duccius Marsus in Italia, welche an die meinen grenzen, kaufen zu dürfen.


    Er verfügt über die schriftlichen Genehmigungen meinerseits, um liquide Mittel in meinem Namen in Germania beschaffen zu können, welche für einen fairen Kaufpreis genügen werden.


    Sein Wort ist mein Wort, sein Versprechen mein Gelöbnis. Solltest du mit ihm einen Kaufpreis aushandeln, so wird er dir binnen zweier Tage die abgemachte Summe liefern können.


    Ich verspreche dir im Falle eines Verkaufes, die Ländereien in Ehren zu halten, für dich, Duccius Marsus, meine Tante Duccia Sorana und die Ehre der Gens Annaea.


    Ich verbleibe mit den besten Wünschen und dem Dank, dass du mit meinem Vertreter Selenus gesprochen hast.


    Dein Lucius Annaeus Florus Minor

    Senator Roms - amtierender Volkstribun

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    Auch am Ende des Schreibens war im Innern erneut das Siegel angebracht, so dass man deutlich erkennen konnte, dass Inhalt und Verpackung mit demselben Siegel gesichert worden waren.

    Selenus war unterrichtet worden, dass Petronia Octavena eine Entscheidung gefällt hatte und ihn noch einmal empfangen würde.

    Sorgfältig hatte er also alle nötigen Unterlagen noch einmal überprüft und eingepackt. Griffbereit lag zuoberst das Ermächtigungsschreiben des Senators Annaeus, da er nicht annahm, dass er ohne Überprüfung seiner Befugnisse auch nur einen einzigen Schritt weiter kommen würde.


    In der Villa Duccia angekommen, wurde er direkt in ein Zimmer geführt, wo ein grosser Kamin hell erleuchtet mit einem herrlichen Feuer den ganzen Raum wärmte und zusätzlich erhellte. Ein wahres Kunstwerk.


    Selenus begrüsste Petronia Octavena erneut respektvoll und dankte für die erneute Bereitschaft mit ihm zu sprechen. Dann wartete er ab, denn nun lag die Führung des Gesprächs bei der Dame und nicht länger bei ihm.

    Natürlich verstand Selenus dies. Er hatte ja eigentlich gar nicht erwartet auf Anhieb mit der Dame sprechen zu können.


    Natürlich Domina. Ich bin in der Taverna neben dem Forum einquartiert und stehe dir für spätere Fragen oder Erläuterungen zur Verfügung, wenn du mich rufen lässt.


    Damit nahm Selenus an, dass der heutige Tag erfolgreich beendet sein würde und er nun wieder aus dem Haus geführt werden würde. Der erste und wichtigste Teil seiner Aufgabe war erfüllt. Die Dame war informiert über die Bedürfnisse ihrer Verwalter und über das mögliche Angebot seines Auftraggebers. Den Brief von Senator Annaeus Florus hatte er bewusst noch zurückgehalten. Dieser war im Moment noch nicht relevant und sollte gemäss ausdrücklicher Anweisung auch nur bei Problemen eingesetzt werden. Probleme hiess dabei explizit nicht, dass die Dame die Ländereien behalten wollte, sondern effektiv Probleme, also dass sie Selenus zum Beispiel als Hochstapler verhaften lassen wollte, oder er sonst unangenehmen Besuch von Beneficiarii oder Soldaten erhalten würde. Die Wahl, was mit den Ländern geschehen sollte, lag ganz klar bei der Domina. Dies hatte Annaeus Florus äusserst deutlich gemacht.

    Ich war froh, dass die Dame bis hierher freundlich war und mich ausreden gelassen hatte. Dies war nicht selbstverständlich, denn sie kannte weder mich, noch meinen Auftraggeber. Als sie mich jedoch zu entlassen schien, ohne dass ich das Angebot des Senators auch nur angesprochen hatte, musste ich trotzdem noch einmal das Wort ergreifen.


    Domina, verzeih mir, doch ich habe noch eine weitere Information. Der Senator hat mir die Vollmacht erteilt, dir ein Kaufangebot für die betroffenen 3 Ländereien zu machen. Solltest du also in Betracht ziehen wollen, diese weit von deinem Wohnort gelegenen Besitztümer abzustossen und somit an Stelle grösserer Aufwendungen vielmehr einen beträchtlichen Gewinn zu erzielen, so stehe ich an des Senators statt für die Verhandlungen zur Verfügung.


    Es war ein Angebot, mehr nicht und als solches präsentierte ich es auch. Es sollte eine Möglichkeit darstellen, ohne die Dame unter Druck zu setzen. Sie sollte selbst aus freien Stücken entscheiden können, ob sie sich mit dem Thema weiter beschäftigen wollte, oder es schnell und mit Gewinn loswerden wollte.

    Was ich nicht erwartet hatte, geschah. Petronia Octavena öffnete die Tür und lud mich ins Haus ein. Ich folgte der Einladung bis in die grosse Halle dahinter. Die Häuser hier waren anders gebaut als jene in Italia, aber das erstaunte kaum jemanden ausser die Ignoranten, welche dachten, dass jeder zivilisierte Mensch automatisch reinrassiger Römer sein musste.


    In der dann folgenden Frage schwebte eine gewisse Portion Unsicherheit mit, doch das war Petronia Octavena nicht zu verdenken. Immerhin war sie gerade von einem "Niemand" überrascht worden. Geduldig setzte ich an, um ihr den Sachverhalt zu erklären.


    Domina, es geht um Ländereien in Italia. Sie liegen alle in der Nachbarschaft der Ländereien des Senators Annaeus Florus Minor. Dies ist sicherlich kein Zufall, denn die Duccii und die Annaei sind durch Heirat verwandt. Duccia Sorana war eine Art Tante des Senators durch die Heirat mit Kaeso Annaeus Modestus. Kaeso Annaeus Modestus war ein Cousin des Lucius Annaeus Florus, Vater des jungen Senators.
    Die familiären Bande spielten nicht nur bei den Römern eine Rolle, sondern noch viel mehr bei den germanischen Stämmen. Daher empfand ich es als wichtig, diese Information gleich am Anfang zu präsentieren. Hier ging es nicht um irgendeinen Senator weit weg in Rom, nein, hier ging es im weitesten Sinne um Familie. Immerhin war auch Petronia Octavena in der Villa Duccia verblieben, nachdem ihr Ehemann verstorben war.


    Der Senator und ich haben bei unserer letzten Kontrolle seiner Ländereien bemerkt, dass die Ländereien deines .... nein, entschuldige, DEINE Ländereien, scheinbar ein Problem haben mit der Wasserzufuhr oder der Anzahl der Arbeitskräfte. Auf jeden Fall war es offensichtlich, dass diese Gebiete nicht den möglichen Ertrag erbrachten. Daher haben wir uns erlaubt, die Verwalter aufzusuchen und nachzufragen, ob wir helfen könnten. So haben wir erfahren, dass es tatsächlich Probleme mit der Wasserversorgung gibt. Da die Gebiete wie gesagt direkt an die des Senators grenzen und familiäre Bande bestehen, kennen sich die Männer schon länger. Der Senator hat mich daher beauftragt, den langen Weg hierher nach Germania zu machen und dich über die Probleme zu informieren.
    Dass ich auch ermächtigt war, der Dame ein Kaufangebot zu unterbreiten, das war hier noch zu früh auszusprechen. Zuerst sollte sie die Möglichkeit haben, sich mit den Begebenheiten vertraut zu machen.

    Der Eindruck hatte also nicht getäuscht. Ich hatte nicht eine Sklavin vor mir, sondern eine Dame aus gehobenem Hause. Wenn die Informationen von Florus korrekt waren, dann gehörte sie sogar dem Ordo Equester an. Entsprechend verhielt ich mich nun also:


    Domina Petronia Octavena. Es freut mich sehr, dich gefunden zu haben. Senator Lucius Annaeus Florus Minor hat mich mit einem Auftrag zu dir geschickt, der nicht durch das Überbringen einer einfachen Nachricht zu erledigen ist. Die Angelegenheit betrifft einige Ländereien deines verstorbenen Mannes, welche an diejenigen des Senators angrenzen. Die dortigen Verwalter haben den Senator gebeten, seine Ressourcen zu mobilisieren, um dich zu kontaktieren, weil es ihnen nach dem Tode deines Mannes nicht gelungen zu sein scheint.


    Sollte meine Anwesenheit heute ungelegen sein, so nenne mir doch bitte einen Termin, wann ich mich mit dir über die Anliegen deiner Verwalter und das Angebot des Senators in Ruhe unterhalten kann.


    Ich erwartete keineswegs, dass man mich so unangemeldet in einer derartigen Angelegenheit sofort empfangen würde. Die Dame wollte sicherlich auch zuerst Erkundigungen anstellen und die Unterlagen zu den betroffenen Grundstücken suchen und sichten, bevor sie sich mit mir unterhielt. Doch es war wichtig, dass sie von Anfang an wusste, dass es um ein grösseres Anliegen ging, nicht bloss um eine Nachricht.

    Eine Dame öffnete die Tür und grüsste höflich. Gleichzeitig fragte sie auch sofort, ob sie mir helfen konnte. Sie sah nicht aus wie eine Sklavin, dafür die Kleidung und Ausstattung der Dame zu gehoben, also entschied ich mich schnell, sie wie die Domina des Hauses zu behandeln. Im schlimmsten Fall war sie trotzdem eine Sklavin, dann war das vielleicht ungewohnt, aber falsch konnte es nie sein.


    Salve domina, vielleicht kannst du mir wirklich helfen. Mein Name ist Selenus und ich bin aus Roma gekommen, um eine Dame mit Namen Petronia Octavena zu suchen. Senator Lucius Annaeus Florus Minor schickt mich mit einem Auftrag zu genannter Dame. Ich habe die Information erhalten, dass die Dame hier zu sprechen sein könnte.

    Mit seiner Reisegesellschaft hatte es nun auch Selenus endlich bis nach Mogontiacum geschafft. Die letzten Etappen auf dem Wege von Geneva bis hierher waren beschwerlich gewesen, obwohl sie immer bloss kurze Wege eingeplant hatten. Der Winter hatte voll zugeschlagen. Schnee war zwar nicht das Problem, aber durch das anhaltend schöne Wetter mit eisiger Kälte hatte sich auf den meisten Wegen eine dicke Eisschicht gebildet. Die Militärstrassen durfte die Gruppe nicht benutzen, daher war jeder Weg, auch wenn noch so kurz, ein Risiko gewesen.


    Doch nun waren sie da. Vor ihnen erhob sich das Stadttor von Mogontiacum. Doch Selenus wusste genau, dass der nächste Schritt, die von ihm gesuchte Dame zu finden, nicht einfacher werden würde als das, was er bis jetzt durchgemacht hatte.

    Selenus war mit seiner Reisegesellschaft noch im Herbst aus Italia aufgebrochen, doch in den Alpen waren sie vom Winter eingeholt worden. Mit viel Mühe schafften sie es noch über die Pässe, bevor diese vermutlich nicht mehr passierbar gewesen waren. Erfrierungen bei seinen Männern und allgemeine Entkräftung führten jedoch dazu, dass sie in Geneva einen Halt von mehreren Wochen einlegen mussten. Medizinische Betreuung war zum Teil auch nötig gewesen, doch nun waren sie wieder bereit weiter zu reisen. Natürlich würde das nicht einfach werden, denn im Winter waren selbst kurze Wege auf den verschneiten Wegen und Strassen Germanias eine grosse Herausforderung, doch Selenus kannte sich hier aus und er wusste, dass es durchaus möglich war auch in kleinen Tagesetappen ihr Endziel zu erreichen, Mogontiacum. Dort, so hatte man ihm gesagt, würde er die gesuchte Dame finden können.

    Das Gespräch mit dem benachbarten Verwalter überliess ich Senator Annaeus Florus. Er war der Mann mit Macht und ich war bloss ein kleiner Bürger. Naja, wenn man es genau nahm, nicht mal das, aber das sah man mir natürlich nicht auf den ersten Blick an.


    Das Resultat war, dass ich eine Reise nach Germania planen durfte. Das war für mich nicht weiter schlimm oder schwer, denn ich kannte Germania schon gut und würde auch leicht gute Männer für eine Begleitung finden. Trotzdem war die auf mich wartende Aufgabe nicht zu unterschätzen. Ich sollte eine Frau finden, eine Petronia Octavena, der scheinbar das Erbe des Duccius Marsus zugesprochen worden war, da sie seine Frau war. Ich sollte mit ihr über die Ländereien in Italia sprechen und falls notwendig ein Kaufangebot durch Senator Annaeus Florus unterbreiten.


    Das tönte ja alles reichlich einfach, aber ob ich diese Dame in Germania finden würde?

    Ja, wir werden es wohl sehen, Dominus.

    Gemeinsam ritten wir auf die Grenze zu. Als wir näher kamen zeigte sich vor uns bereits der Unterschied. Während auf unserer Seite die Felder in kräftigen Farben prangten, dunkles braun bei frisch gepflügten Teilen, sattes grün oder gelb bei Brachen oder Feldern kurz vor der Ernte, so waren die Farben auf der anderen Seite alle etwas schwächer. Wo bei uns auf einen Blick mehrere Dutzend Leute auf einem Feld bei der Arbeit zu sehen waren, da waren auf der anderen Seite nur wenige Menschen aktiv.


    Es war nicht so, dass man sich sorgen musste, aber es war ein deutlicher Unterschied zu sehen und die Felder lieferten sicherlich nicht den Ertrag, den sie vielleicht hätten liefern können.

    Schweigend ritten wir die Grenze ab. Die Steinhaufen waren sauber bemalt und unterhalten. Es war also nicht so, dass hier ein riesiges Unglück sich anbahnte.

    Dominus, dies ist die Grenze über welche der Verwalter sprach. Hier beginnt das Land, welches Duccius Marsus gehörte. Du wirst selbst sehen, dass es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in demselben Zustand ist, wie du es in Erinnerung hast. Vielleicht könnte ein Gespräch mit dem Verwalter auch mehr Klarheit bringen. Doch sieh es dir zuerst selbst an.


    Wir ritten auf die Grenze zwischen den Landgütern zu, welche wie in ganz Italia üblich nur durch grosse bemalte Steine oder Steinhaufen in regelmässigen Abständen markiert war. Bei der Feldarbeit wurden immer wieder gefundene Steine auf diese Haufen geworfen, so dass sie im Verlaufe der Jahre anwuchsen und nach einiger Zeit nicht mehr so leicht verschoben werden konnten wie zu Beginn. Es ging also weniger darum die Grenzen zu prüfen, als die Farbe an den Haufen zu prüfen, damit allerseits klar war, dass dies eine Grenzmarkierung war und nicht ein zufälliger Steinhaufen.


    Ich nannte Annaeus Florus zwar Dominus, doch wir waren mehr Freunde als Herr und Angestellter.


    Sim-Off:

    Wie die Grenzen zwischen Latifundien tatsächlich markiert waren, ist nicht (oder nur sehr spärlich) überliefert. Diese einfache Variante erscheint mir sinnvoller als überall Mauern oder Holzzäune zu bauen.

    Der Urbaner wusste sehr wohl, dass ich sein Angebot auf Bezahlung ausschlagen würde, trotzdem versuchte er es erneut. Ich beschloss die Frage aktiv zu ignorieren und erhob mich, als Zeichen, dass unser Gespräch hiermit beendet war.


    Ich bin froh, wenn ihr es schafft, in der Subura und dem dortigen Gewühl an Kriminellen etwas mehr Ordnung zu erzwingen. Je mehr von diesem Pöbel in den Strassen Roms herumläuft, umso unsicherer werden diese, auch für uns, die wir für den Frieden der Strassen sorgen und unsere Riten pflegen wollen.


    Hoffentlich hilft unser Wissen, diesen schrecklichen Mord an einem heiligen Ort zu sühnen und das Gleichgewicht mit den Göttern wiederherzustellen.


    So sülzte ich noch und wies dem Besuch dann den Weg, welcher in Richtung des Ausganges führte.