Beiträge von Selenus

    Selenus wurde von der Flut an Fragen regelrecht überfahren, doch er war schon lange genug der Chef dieser Bruderschaft, dass er sich davon nichts anmerken liess. Die Fragen, welche er beantworten konnte, merkte er sich, die anderen würde er einfach übergehen.


    In der Subura herrscht im Moment eine Auseinandersetzung zwischen sicher zwei unterschiedlichen Gruppen. Eine davon gehört in die Umgebung des Collegium Maniae und damit auch mehr oder weniger zu den Kreuzwegbruderschaften. Die andere kenne ich nicht. Wir haben in der Subura nichts verloren und kümmern uns daher nicht um deren Angelegenheiten. Doch kann ich dir sagen, dass es bei diesem Konflikt nicht bloss um Gaunereien geht. Es handelt sich um einen bewaffneten und äusserst kämpferisch geführten Zwist. Ob es dabei um Schutzgeld geht oder um das Privileg den Laren zu dienen, das wissen wir nicht. Wie gesagt, die Subura ist nicht unser Gebiet.


    Sollte es sich bei der Leiche um Pontius Liber handeln, so wirst du mehr Informationen in den Kreisen der Ritter und Senatoren erhalten. Dorthin hatte er zweifellos gewisse Beziehungen. Wir hatten mit dem Mann nichts zu tun. Alles was wir wissen ist, dass er mit dem Collegium Maniae zu tun hatte, was zu der Puppe passt.


    Das Collegium Maniae wiederum ist eine Art Gesellschaft der Kreuzwegbruderschaften, in welcher die verschiedenen Gruppierungen sich treffen und gemeinsame Interessen diskutieren. Traditionell hat sie in der Subura gewisse Aufgaben, weil es dort immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt und die gemeinsame Organisation deswegen bessere Chancen hat, die Laren korrekt zu versorgen.*


    Mehr bot Selenus nicht an. Entweder wusste er nicht mehr, oder er hatte die weiteren Fragen vergessen.


    Sim-Off:

    * Diese Information ist vielleicht nicht ganz historisch, doch ergibt sie in unserem Kontext meiner Meinung nach die besten Spielmöglichkeiten.

    Selenus stellte sich ebenfalls mit Namen vor und deutete dem Mann, welcher die Urbani begleitet hatte, den gewünschten Poska zu servieren, was wenig später geschah.


    Dann hörte er aufmerksam zu. Die Bemerkungen zur Bezahlung nahm er zur Kenntnis, doch er hatte nicht vor darauf einzugehen. Es war besser, wenn die Urbani in seiner Schuld standen, als wenn sie ihn als bezahlten Informanten auf ihrer Liste hatten.


    Der Mord war zwar schon einige Zeit her, jedoch erinnerte sich Selenus sehr genau an die Schilderung seiner Brüder, welche bei ihrer Arbeit ebenfalls über die Leiche gestolpert waren bevor die Cohors Urbana sich des Falles angenommen hatte. Zur Identität des Opfers konnte er vielleicht einen Hinweis geben, hatte ihn doch einer seiner Brüder erkannt. Vom Püppchen hingegen hörte er heute zum ersten Mal und war daher äusserst aufmerksam gewesen, als es um dieses Detail ging. Schon seit dem Ende der Königszeit war es üblich, Puppen aus Stoff oder Wolle an den Heiligtümern der Kreuzweglaren aufzuhängen. Jede Bruderschaft hatte eigene solche Puppen und deswegen könnte es durchaus möglich sein, dass Selenus die ihm gezeigte erkennen würde.


    Das sind sehr viele Informationen. Die meisten davon sagen mir gar nichts, aber gewisse Dinge kann ich bestätigen, respektive ergänzen:


    - Du hast die Krähen genannt und gefragt, ob das Püppchen ein Markenzeichen sein könnte. Davon gehe ich schwer aus. Jede Bruderschaft nutzt solche Puppen, um sie an den Heiligtümern der Kreuzweglaren aufzuhängen. Dieser Brauch existiert seit dem Ende der Königszeit. Vorher wurden Menschen geopfert, was zum Glück heute nicht mehr erlaubt ist. Daher die Puppen. Jede Bruderschaft nutzt andere Puppen, daher könnte es durchaus möglich sein, von ihr auf eine gewisse Bruderschaft oder Gruppe zu schliessen.


    - Der Ermordete wurde von einem meiner Brüder mit einer gewissen Sicherheit erkannt. Ganz sicher ist er sich auf Grund des Zustandes der Leiche nicht, aber er meint, es könnte sich um den Eques Pontius Liber handeln. Mehr wissen wir jedoch nicht über diesen Mann. Wir haben oder hatten mit ihm nichts zu tun.


    - Es gibt im Moment mehrere Konflikte zwischen Bruderschaften und kriminellen Banden, vorallem in der Subura. Dort scheint eine gewisse Unsicherheit vorhanden zu sein, wer sich im Moment um die Laren und die Betriebe kümmert.


    Lass mich doch bitte einmal die Puppe genauer ansehen.

    Er nahm die Puppe von dem Urbaner entgegen und betrachtete sie genau.

    Wenig später fuhr er fort:


    Diese Puppe sieht denjenigen sehr ähnlich, welche das Collegium Maniae benutzt. Eine Gruppe, welche dem Collegium nahe steht, ist in der Subura in die vorhin genannten Probleme verwickelt.

    Die Zusammenarbeit zwischen den Urbanern und den Bruderschaften in Rom war kompliziert. Einerseits wurde sie von der ständigen Angst geleitet, dass eine der halblegalen Machenschaften einer Bruderschaft um die Ohren fliegen könnte, andererseits waren die Bruderschaften unter sich ständig in Bandenkriege verstrickt, wobei es meist um die genaue Festlegung der Grenzen zwischen den einzelnen Machtbereichen ging. Drittens wiederum hatten die Urbani sehr oft keine Chance irgend etwas zu wissen oder herauszufinden, wenn sie nicht mit den Bruderschaften zusammenarbeiten würden. Daher war es eine ständige Gratwanderung und jedes Wort wurde auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt.


    In diesem Fall schien alles friedlich und freundlich zu sein, weshalb der Mann an der Porta die Herren umgehend eintreten liess und sie zum Officium des Anführers brachte, wo Selenus diese bereits erwartete.


    Salvete die Herren! Bitte nehmt Platz. Getränke zur Erfrischung?

    Die Ankunft der Soldaten der Cohortes Urbanae war natürlich schon längst vorher angekündet worden und die Bruderschaft hatte alles weggeräumt, was irgendwelchen Verdacht auf unerlaubte Geschäfte hätte erwecken können. Gut versteckte Geheimtüren, welche schon so manche Durchsuchung unerkannt überlebt hatten, erlaubten den Männern, welche vielleicht gesucht wurden, sich entweder zu verstecken, oder das Haus unerkannt auf geheimen Wegen oder durch Tunnel zu verlassen.


    Selenus würde die Herren, falls dies am Ende erwünscht war, in seinem Officium empfangen.


    Doch zuvor öffnete einer der völlig unauffälligen und nicht einschlägig bekannten Männer die Porta.


    Ja, bitte. Was wünschen die Herren?

    In der unbekannten Masse der Menschen, welche sich immer mehr dem Zug anschlossen, war auch ich, zusammen mit meinen Brüdern der Kreuzwegbruderschaft anwesend. Die Verbindung zwischen den Annaei und der Bruderschaft war zwar nicht allgemein bekannt und sollte dies auch nicht werden, doch diese Gefahr war verschwindend gering. Niemand wusste, wer von den Bürgern im Zug hinter dem Senator zu welcher Bruderschaft, Gruppierung, Factio oder Societas gehörte. Niemand interessierte sich heute dafür.


    Heute ging es um das Opfer zur Findung der Gunst der Götter für einen Wahlkampf, mehr nicht, aber auch nicht weniger.

    Als die Gesellschaft ausgiebig gespiesen hatte begab ich mich unauffällig zur Porta, um sicherzustellen, dass dort beim Eindunkeln alles für den nächsten Schritt vorbereitet war. Tibicines, Flötenspieler, sowie 3 Knaben, deren Eltern noch lebten und sie begleiteten, warteten vor der Porta auf das, was nun schon bald aus derselben strömen würde.

    Ebenfalls waren Fackeln aus Weissdornholz in grösseren Mengen vorhanden, um den Weg zu leuchten und eine Sklavin hielt Rocken und Spindel bereit, damit diese hinter der Braut hergetragen werden konnten.


    Nachdem ich mich versichert hatte, dass alles in bester Ordnung war, ging ich zurück in die Domus Iulia, blickte in den Raum, in welchem das Brautpaar lag und sich weiterhin grossartig unterhielt und gab Florus wie vereinbart das Zeichen.


    Bereits wurden Öllampen angezündet, so dass alle wussten, dass es nun gleich so weit sein würde und die Sonne sich verabschieden würde.

    Natürlich war ich auch im Gefolge der Annaei mitgekommen. Die Verbindung zur Familie war noch immer stark, auch wenn wir diese in der Öffentlichkeit meist nicht zelebrierten. Vorallem die Verbindung zwischen Florus Minor und mir war speziell. Wir hatten viel zusammen erlebt, während er in Mantua aufwuchs und sich die Hörner abstiess.


    Heute würde diese Verbindung sich für immer ändern. Eine neue Person würde fest in sein Leben treten und seinen Lebensmittelpunkt bilden. Aber das störte mich nicht. Ich hatte meine eigene kleine Firma und mir ging es gut. Die Annaei würden weiterhin Teil meines Lebens sein und Senator Florus Minor brauchte auch in Zukunft meine Talente.


    Doch nun galt meine volle Aufmerksamkeit der Zeremonie, welche ihrem Höhepunkt entgegen ging.

    Als ich in Richtung der Feuerwache VI rannte und zum Kapitol kam, kam mir plötzlich ein Vigil entgegen.



    Ich stoppte meinen Lauf sofort und informierte ihn über das ausgebrochene Feuer. Er übernahm sofort alles Weitere und ich setzte mich erst einmal in eine Taberna, um meine läuferische Anstrengung mit einem sauren Wein herunterzuspülen.


    Einige Zeit später würde ich mich auf dem Heimweg wieder dem Ort des Feuers nähern, um zu sehen, was passiert war, aber für den Moment konnte ich nichts mehr tun.

    Ich wusste nicht mehr ganz so recht, warum ich eigentlich in der Subura gelandet war. Es war nicht mein Revier und ich hatte auch keinen Job zu erledigen gehabt. Vermutlich war es einfach der schnellste Weg gewesen, um von meinem letzten Ort zum nächsten zu gelangen.


    Plötzlich hörte ich beim Vorbeigehen an einigen Menschen den Ruf "Feuer". Ein Blick zeigte in der Tat aufsteigende Rauchschwaden bei einer Insula.


    Feuer, Feeeeeuuuuuer! brüllte ich so laut es ging und rannt in die Richtung, wo ich wusste, dass die nächste Station der Vigiles lag.


    Feuer, Feuer, Feuer!!!!!!! brüllte ich rennend weiter, denn in der Subura konnte das verheerende Folgen haben. Hier war nichts so gebaut, wie es sein sollte und wenn nicht sofort alle Leute mithalfen, dann waren immer gleich mehrere Häuser dem Untergang geweiht.

    Ich war nach der Pompa möglichst schnell zum Tempel geeilt und hatte noch gerade so einen passablen Platz ergattern können, wo ich noch etwas sah. Die unblutigen Opfer waren scheinbar gut verlaufen, der Dampf und Rauch vom Altar stieg in unterschiedlichen Winkeln vom Altar hoch, aber immer nach oben und nicht auf die Seiten oder sogar dem Boden entlang. Das wäre ein etwas weniger gutes Zeichen gewesen, vorallem an einem Tag an welchem nur wenig Wind herrschte.


    Nun wartete das Volk gespannt auf den grossen Moment des blutigen Opfers. Würde das majestätische Tier weiter so ruhig seinem Ende entgegen sehen oder sich vielleicht im letzten Moment dagegen wehren?

    Als durchaus den Göttern geneigter Einwohner Roms war ich an hohen Feiertagen wie den Equirria oft auch unterwegs in den Strassen, um die Umzüge zu geniessen oder an einem Opfer teilzuhaben. Meist gab es am Ende der Opfer ja auch Körbe mit Fleisch, die entweder zu kaufen waren, oder einfach an das Volk verteilt wurden. Daher war ich auch heute dabei, als die Pompa sich am Circus Maximus formierte.


    Der Stier sah gross genug aus, dass es eine Menge kleiner Körbchen mit Fleisch geben würde, falls der Opferherr gut ausgewählt hatte und das Tier auch tatsächlich von Mars angenommen wurde.

    Der Mord an der Kreuzung des Tigillum Sororium machte mir und der Bruderschaft noch immer zu schaffen. Aus irgendwelchen Gründen hatten wir keinerlei, aber wirklich keinerlei Ideen oder Gerüchte, oder gar Ahnungen, warum dieser geschehen war. Dies war absolut ungewöhnlich für die Bruderschaft, deren Aufgabe es ja auch war, alles zu wissen, was in unserem Quartier vor sich ging. Nur so konnte es uns gelingen, die Ruhe und Ordnung zu garantieren, die Sicherheit unserer gehobenen Bürger zu gewährleisten und den Frieden mit den Kreuzweglaren aufrecht zu erhalten.


    Dass die Truppen der CU unsere Basis noch nicht gestürmt hatten war zwar ein gutes Zeichen, dann gab es vermutlich keine Hinweise darauf, dass jemand versuchte UNS die Schuld in die Schuhe zu schieben, also war es schon einmal kein Racheakt des Bordellbesitzers, wo wir Awidan gerettet hatten, doch beruhigen konnte mich das nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die CU hier ihre Fragen stellen würde.

    Ich hielt mich während dieser Zeremonie etwas abseits von Annaeus Florus und den anderen Gästen. Zwar war ich froh, dass ich mich ihnen nun etwas anschliessen konnte, aber ich gehörte halt eben eigentlich auch nicht dazu. Während ich noch so vor mich hin sann und der Zeremonie nur am Rande folgte, erspähte ich aus den Augenwinkeln einen Mann, der ebenfalls nicht wirklich in die Gesellschaft passte. Er widmete sich auch nicht der Zeremonie sondern dem Buffet und seine Augen schienen die Gäste prüfend abzusuchen. Mein sechster Sinn für Verbrecher schlug Alarm, da ich selbst ja nicht immer nur mit beiden Beinen auf der legalen Seite des Gesetzes stand.

    Ich bewegte mich langsam in seine Richtung, als er in einen wohlbeleibten Mann stiess und danach in Richtung Ausgang schritt. Vielleicht konnte ich ihn noch vor dem Verlassen der Casa aufhalten?

    Ich fühlte mich noch immer etwas fehl am Platz, aber da nun die Opferzeremonie beginnen sollte, hatte ich meine Chance verpasst, mich zu verabschieden. In der Nähe sah ich Annaeus Florus und Iulia Stella, sowie die junge Valeria Maximilla. Unauffällig und ohne sie zu stören begab ich mich in ihre Nähe, damit ich wenigstens bei Menschen war, die ich kannte.

    Draussen vor der Porta war der Abend nicht langweilig geworden. Ständig kamen neue Leute, welche wir sorgfältig musterten, aber wir erkannten niemanden aus dem Bereich der Gesellschaft, der hier nicht erwünscht gewesen wäre.


    Dann erschien endlich die lange erwartete Patrouille der Cohortes Urbanae, deren Rundgang deutlich signalisierte, dass die Hälfte der Nacht vorbei war, also der neue Tag und damit auch das neue Jahr begonnen hatten.


    Ich liess mich daher schnell ablösen und betrat die Domus und das Atrium unter lautem: BONUM ANNUM NOVUM FAUSTUM FELICEM!

    Als die ersten Gäste den Spruch aufnahmen und sich gegenseitig gratulierten, ging ich wieder zurück vor die Porta, mein Auftrag war ausgeführt.

    Ich musterte die beiden Herren, der eine schien mir östlicher Herkunft, mit einem Sklaven, den anderen erkannte ich nicht, also niemand aus den unerwünschten Kreisen.


    Möge Ianus euch wohlgesonnen sein. Bitte die Herren, tretet ein.


    Und mit einer Handbewegung deutete ich durch die Porta, direkt ins Atrium, welches wirklich geradeaus erreichbar war und wohin mit Fakeln fast schon eine leuchtende Strasse führte.

    Selenus war heute mit seinen Männern der Kreuzweg-Bruderschaft an der Domus Annaea angestellt. Der Lohn war gut und die Aufgabe einfach: Niemanden reinlassen, den er aus der Unterwelt kannte. Nichts leichter als das!


    So nahm er mit verschränkten Armen auf der einen Seite der Porta Aufstellung, während der "Schrank" wie ihn alle nur nannten auf der anderen Seite stand.


    Und das einfach verdiente Geld für die Bruderschaft war auch willkommen zum Start eines neuen Jahres.

    In einem Nebenraum schepperte es gewaltig, was meinen Blick und den dutzender anderer Gäste in jene Richtung lenkte. Dabei erkannte ich auch Annaeus Florus in der Nähe, der mit einem anderen Herrn gesprochen hatte und nun ebenfalls in Richtung des Lärms blickte. Hoffentlich war es nur ein Sklave, der etwas fallen gelassen hatte. Dann würde hier ganz schnell alles wieder seinen geplanten Verlauf nehmen.

    Einen Gelehrten? entfuhr es mir, auf die entsprechende Ankündigung hin. Davon war Awidan nach meinem Wissen so weit entfernt wie ich von der Königswürde Persiens. Ob die junge Dame nun von alleine drauf kam und Awidan nichts unternomen hatte, um sie davon abzubringen, oder ob er ihr das sogar selbst eingeflüstert hatte, spielte keine Rolle.


    Wenn ich Valeria Maximilla nicht besuchen darf, dann kann ich auch nichts für dich tun. Ein Verkauf kann nur über Bürger getätigt werden, also nicht von dir selbst. Entweder es entsteht ein Kontakt zwischen den Valeriern und mir, oder du musst das vergessen.


    Dann kam mir eine weitere Idee: Ich werde heute Nachmittag mit Annaeus Florus Minor auf eine Hochzeit gehen. Ich hörte, ganz Rom sei dazu eingeladen, also müsste sich besagte Dame dort auch finden. Vielleicht ergibt sich dabei eine Möglichkeit? Was meinst du, soll ich dich da mitnehmen?