Nach dem Darben kam das große Fressen. Die himmlischen Heerscharen hatten mich erhört! Und sandten den Lohn für meine irdischen Mühen! Halleluja und hosianna! Vielleicht war ich doch schon tot und das hier eine Art Vorhof zum Himmel. Ein Warteraum. Wie wenn man in einem Haus darauf wartete, in das Tablinum des Patrons vorgelassen zu werden. Sozusagen das Atrium von Gott. Ein etwas schäbiges Atrium zugegeben. Aber die Verpflegung war gut!
Meistens sah ich sie nicht. Die Engel. Sie schoben das Essen in die Zelle. Dann waren sie auch schon wieder weg. Verschluckt von der Dunkelheit. Den ersten Tag konnte ich gar nicht glauben, was da stand. Speck und Eier! Ausgehungert (gierig!) wie ich war fiel ich darüber her. Und verdarb mir direkt den Magen. Die ganze Nacht (oder das, was ich dafür hielt als ich versuchte zu schlafen) quälte mich das Rumoren in meinem Bauch. Was mich nicht davon abhielt, am nächsten Morgen über den Käse und Schinken her zu fallen.
Die Stärkung meines Körpers hatte leider auch eine Stärkung meines Geistes zur Folge. Ich versuchte das zu ignorieren. Und konzentrierte mich ganz auf das Essen. Das Essen wurde nun zu meinem einzigen Lebenszweck. Gott ließ mich ziemlich lange in seinem Atrium warten. Aber dass er mich schlecht bewirtete, das konnte man ihm nun wirklich nicht vorhalten!
Bald kam auch Bier. Kein Getränk, das mir normalerweise über die Lippen gekommen wäre. Dieser bittere Geschmack. Aber hier war jeder Geschmack besser als kein Geschmack. Und ich muss schon sagen, man gewöhnt sich doch irgendwie daran. Bald war es doch irgendwie ganz süffig. Lecker!
Und meine Laune wurde besser. Um Gott zu zeigen, dass ich ein guter Klient war, fing ich an in seinem Atrium kleine Messen zu halten. Ich sang lauthals seine Lieder. Ziemlich schief? Ach was, nur die Lautstärke zählte! Außerdem predigte ich die Predigten, die Philotima uns erzählt hatte. Zumindest das, was ich noch zusammen brachte in meinem verwirrten Hirn (erst ausgetrocknet, dann mit Bier getränkt). Wenn meine Kehle befeuchtet war ging das besonders gut! Dann erzählte ich dem Atrium vom Kampf von David gegen Goliath und wie die Christenzwerge den römischen Zyklopen besiegen würden. Von der Gerechtigkeit des Königs Salomon, der die guten Kinder (wir!) von den schlechten (Götzendiener) teilte. Und wie der Sohn Gottes aus Wasser Bier werden ließ. Gottes Kinder waren schon ein verrückter Haufen wenn man es so betrachtete!
"HERR, HERR, HERR" sang ich lauthals durch das Atrium des Paradieses. "Du bist der Hirte und ich bin dein Schaf! Preiset den Herrn! Preiset den Herrn! Den Heeeeeerrrrrrnnnnnn!"