"Nein, das darf man nicht", kreischte Scato Lurco ins Gesicht. "Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, seit ich hier auf dich warte!" Er packte Lurcos Kopf und drehte ihn zum Caesar. "Siehst du da die Prätorianer um ihn stehen? Die hauen uns in Scheibchen, wenn wir nur falsch gucken! Vermutlich nicht einmal diese Exemplare, die dort so offensichtlich stehen, sondern irgendwelche, die sich in zivil unters Volk gemischt haben und so tun, als ob sie gar nicht da sind. Die sind mit in der Castra Praetoria einquartiert, hast du das mitbekommen? Sobald wir die Ausbildung beginnen, lerne ich ihre ganzen Visagen auswendig! Jeder hier könnte einer von ihnen sein!"
Er griff vom Kopf um zu den Schultern, zwei blutige Handabdrücke blieben in Lurcos Gesicht prangen. Er schüttelte Lurco, beziehungsweise versuchte es, aber genau so gut hätte er versuchen können, eine Marmorsäule zu schütteln.
"Es kann nicht erwartet werden, dass wir den Caesar da segnen, das ergibt keinen Sinn, zu viel Interpretationsspielraum in eine fatale Richtung! Es sei denn, der Mann lässt explizit darum bitten. Es ist doch pure Absicht von Verax, uns hier in diese Situation zu bringen. Der Sauhund hat uns vorrennen lassen, damit wir einen Fehler begehen, damit er mich rausschmeißen kann. Er wollte mich von Anfang an nicht dabei haben, weil ich ein jungfräulicher Nichtskönner bin! Aber ich begehe keinen Fehler! Ich mache alles richtig, penibel nach Vorschrift, Punkt für Punkt! Und keiner der Punkte sah vor, ein Mitglied der kaiserlichen Familie unaufgefordert zu segnen!"
Scato keuchte, er hatte sich gewaltig aufgeregt. Erst, als Lurco ihn darauf aufmerksam machte, bemerkte er noch die Sänfte, die ziemlich weit vorne stand, umgeben von muskelstrotzenden Trägern. Dazwischen stand ein gar zierliches Persönchen von einer Frau, zumindest im Verhältnis zu den Männern. Bei ihr war eine Sklavin.
"Ich glaube, die Frau da ist eine Patrizierin", raunte Scato, während seine Finger sich in Lurcos Schultern krallten. Neuer Mut erfasste ihn, jetzt, wo die Dinge klar zu sein schienen. "Die Dame da steht doch wie auf dem Präsentierteller. Als ob sie sich bewusst so gut sichtbar platziert hat. Sie könnte unseren Segen wünschen. Ob wir mal fragen sollen, ob wir sie segnen dürfen?"
Endlich ließ er Lurco los, nahm seine blutige, inzwischen ziemlich weich geklopfte Geißel wieder zur Hand und ließ sie durch seine Finger gleiten.
"Erst die Sklaven", rief er dann plötzlich guter Dinge. "Lachen nicht vergessen!" Er zog Lurco die Geißel mit einem lauten Knall quer über den Hintern. Das würde einen schönen Striemen geben. Dann rannte er johlend weg, die Geißel in der Luft schwingend, wobei er Blut in alle Richtungen verspritzte. Allerdings rannte er nicht zu schnell, schließlich wollten sie die beiden artigen Sklaven gemeinsam segnen. Im Rennen wählte keinen frontalen Weg, sondern eine Kurve. Vermutlich wäre es für den Sklaven etwas unheimlich, wenn jemand geißelschwingend und irre lachend frontal auf ihn zustürmen würde.