Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Irgendwann ging die Tür, Tarpa fragte, ob sie reinkommen dürften. Es sei spät. Scato bejahte. Er konnte die Kameraden nicht ewig aussperren, das hier war ihrer aller zu Hause.


    Als er sich herumwälzte und aufsetzte, deckte Quietus gerade den Tisch. Seit man ihm die Meinung über sein Verhalten unter Zuhilfenahme eines Xylospongiums etwas nachhaltiger deutlich gemacht hatte, hatte er sich keinen Fehltritt mehr geleistet und zeigte sich bemüht, sich mit seinen Kameraden wieder gutzustellen. Wenngleich Scato ihn noch immer misstrauisch beäugte, nahm er die Bemühungen doch zur Kenntnis und ging weitestgehend normal mit ihm um. Als Quietus acht Teller hinstellte, ging ein Stich durch Scatos Herz.


    "Sieben reichen", sagte er bitter.


    Es waren Scatos überreizte Nerven, die ihn gelegentlich giftig werden ließen. Von der Sache her war er ein gutherziger Mensch, und nicht streitlustig, doch hier ging es um das Leben seines Gefährten. Und der hatte nichts Besseres zu tun, als in sein Verderben zu wandern. Lurco wurde in solchen Situationen ruhig, Scato wurde laut. Dabei riss er sich noch zusammen. Doch was hatte es genützt? Nichts! Weder seine Heilkunst noch seine Waffen, weder sein Verstand noch seine Worte hatten Lurco retten können.


    "Ich werde überhaupt nie wieder glücklich sein! Ohne dich ist die Casa Leonis eine Ruine und mein Leben eine Existenz. Ich liebe dich auch ... ich liebe dich, Löwenherz."


    Es waren die letzten Worte, den Rest schluckte er herunter, bis die Tür ins Schloss fiel. All die Anklage an Lurco, wieso er es immer gut meinen musste mit einer Menschheit, die ihre Arbeit mit Füßen trat, warum er nicht Scatos gereichte Hand genommen hatte und alles, was ihm sonst noch auf den Herzen lag - all das blieb ungesagt. Wenn dies das Ende war, dann sollten das ihre letzten gemeinsamen Worte sein.


    Danach konnte Scato nicht mehr. Er warf sich in sein Bett und brüllte in sein Kissen wie ein waidwundes Tier, schlug die Fäuste auf die Matratze und donnerte das Gesicht in sein Kissen.

    Jemand riss die Tür auf, Scato fuhr aggressiv herum. Jetzt wurde der Arzt schon beim Seelentrösten unterbrochen!


    "Wir reden gerade", giftete er Tarpa an, der halb zur Tür reinschaute und genau wusste, dass er störte.


    Dennoch schob Tarpa eine Hand mit erhobenem Zeigefinger durch die Tür, um anzuzeigen, dass wichtig war, was er zu verkünden hatte. "Eine Bekanntmachung vom Praefectus Urbi. Lurcos Gegenwart im Vorzimmer wird gewünscht. Vorzimmer wurde unterstrichen, es scheint wichtig zu sein, dass er sich genau dort meldet und nicht den Urbi persönlich behelligt. Das war es schon." Etwas grantig schon Tarpa nach: "Tut mir leid, dass ich wegen solchem Kleinkram gestört habe."


    "Zicke", garstete Scato ihm hinterher.


    Als die Tür wieder zu war, warf Scato resigniert die Hände in die Luft. Es ging um Lurcos Hinrichtung und Tarpa maulte, weil ihm Scatos Tonfall nicht gefallen hatte! Armer Narr ... armer verblödeter Narr!


    "Asinia hat ihm sein Hirn abgesaugt. Und dir hat man deins scheinbar beim Waffentraining weichgeklopft. Jeder normale Mensch hätte die Gelegenheit zur Flucht genutzt, nur du marschierst aufrechten Hauptes deiner Hinrichtung entgegen und fühlst dich dabei vermutlich auch noch gut. Hast du mal an mich gedacht, wenn du dir schon selber egal bist? Was soll aus mir werden?"


    Doch er wusste, es würde nichts nützen. Lurco konnte stur sein, was den Dienst betraf. So spielte Scato einen Moment mit dem Gedanken, Lurco zu vergiften, damit er behaupten könne, er sei tot, um seine vermeintliche Leiche fortzuschaffen, die in Wahrheit nur bewusstlos war. Doch bei Lurcos Pech würde man darauf bestehen, seine Leiche vor versammelter Mannschaft zu verbuddeln. Scato wurde blass, denn bald würde er wirklich Lurco zu Grabe tragen müssen. Er schaute in Richtung des kleinen Schreins, doch befand sich kalt und tot an der Wand als wäre er nur Dekoration, vollkommen nutzlos. Kein Gott konnte Lurco retten, wenn der Praefectus Urbi ihn tot sehen wollte.

    "Zu den Löwen?! Bei Faunus, wen hast du da geholt?!"


    Irgendeinen Senator aus einer mächtigen Familie, so wie es sich anhörte! Vielleicht mehrere davon! Falten gruben sich wie Ackerfurchen in seine sonst jugendglatte Stirn, während er Lurco festhielt. Dessen Herz schlug schnell vor Angst, Scato konnte an seiner Brust spüren, wie es pochte. Es wollte leben. Aber Lurco hatte sein eigenes Grab geschaufelt und seinen Fehltritt auch noch gebeichtet. So, wie er sprach, stand sein Schicksal bereits fest. Die Krähen mussten eine Bande gewesen sein, die in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen vernetzt gewesen war und Lurco einen Tod bescherte, der sonst vor allem Kriegsgefangenen vorbehalten war. Scheinbar wollte man ihm nicht einmal eine Enthauptung gönnen, sondern ihn ad bestias schicken. So konnte es nicht enden, so durfte es nicht enden und so würde es auch nicht enden!


    Scatos Blick war entschlossen. "Das kommt nicht infrage. Ich will dein Erbe nicht, schieb dir deine Häuser, Grundstücke und Sklaven in den Arsch, wenn da noch Platz ist. Dein Krempel bleibt, wo er ist - in deinem Besitz. Lass mich nachdenken ..."


    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, Daumen und Zeigefinger an die Schläfe gelegt, die er nun langsam rieb, um sich das Nachdenken zu erleichtern, während er Lurco betrachtete. Nie war ihm die Arbeit im Lazarett so hilfreich gewesen wie jetzt, denn trotz der horrenden Aussichten übermannte ihn nicht die Panik, sondern er dachte scharf nach, was zu tun sei. Aber sein wippender Fuß verriet seine Nervosität.


    "Wir haben nur einen einzigen Versuch", sprach er schließlich leise. "Noch bist du nur in der Baracke arrestiert. Wenn man dich bei einem Fluchtversuch erwischt, wird es dabei nicht bleiben und du landest im Carcer, aus dem niemand dich herausholen kann außer jener, der dich hineinwerfen ließ. Dies ist die einzige Gelegenheit. Verlasse die Castra. Schnapp dir Terpander und setze dich mit ihm nach Athen ab, ich schenke ihn dir. Ich werde hierbleiben und mir etwas ausdenken ... deinen Tod inszenieren. Du warst auf der Flucht und der Subura-Dreck hat dich geholt. Die Rache der Krähen."


    Wie er das ohne Leiche machen wollte, wusste er nicht, aber entscheidend war, dass Lurco erstmal aus der Gefahrenzone herauskam.


    "Wofür ich dann allerdings vielleicht doch ein Testament von dir bräuchte, sonst geht dein Besitz an irgendwelche Verwandten. Terpander kennt sich in Athen aus, er ist dort als freier Mann geboren. Sicher hat er noch seine Familie in der Polis? Er wird dir mit ihrer Hilfe helfen, dort Fuß zu fassen und eine neue Identität aufzubauen. Griechisch kannst du ja hoffentlich ausreichend gut und wenn nicht, wirst du es bald lernen. Ich komme später nach. Nicht in einer Woche, nicht in einem Monat, das würde auffallen. Sondern dann, wenn es passt. Bis dahin regel ich hier alles. Wenn du mich, falls ich dich beerbe, oder Charislaus ermächtigst, deine Häuser zu verkaufen, kann er zu gegebener Zeit mit mir gemeinsam nach Griechenland reisen und dir dein Vermögen bringen. Davon kaufen wir uns eine einsame Insel, Griechenland hat ja genügend, und machen uns ein schönes Leben. Oder wir bleiben direkt in Athen, wenn es dort hübsch ist. Wir wollten unseren Altersruhesitz ohnehin im schönen Hellas einrichten. So wird es eben ein wenig früher."

    Kurz darauf kam Scato zur Taberna hinein, die so vollgerammelt war wie noch nie. Wären das nur alles zahlende Kunden! Wäre die Parfumwolke nicht in seine Nase gestiegen, hätte er vor Aufregung seinen Onkel nicht bemerkt - seine zwei Onkel! Wo kam jetzt auch noch der Atticus her? Aber darum konnte er sich später kümmern.


    "Salve, Aedil", grüßte er und stand verkrampft vor dem Mann. "Was darf ich für dich tun?"


    Sim-Off:

    Sorry, ich hatte Lurco reinspazieren lassen statt Scato, weil ich den zuvor gelesen hatte. Danke für den Hinweis. ^^


    "Unter Arrest? Bei den Göttern ... wenn Quietus wieder irgendwas erzählt hat!"


    Die Sache mit dem Xylospongium zum Beispiel, doch Scato schwante Schlimmeres ... er wusste, auf welche Weise Lurco damals im Hinblick auf die Krähenbande "ermittelt" hatte. Er legte ihm beide Hände auf die Schultern und führte ihn so zu Lurcos Bett, wo er ihn mit sanfter Gewalt hinsetzte. Wenn es einem schlecht ging, saß man nicht stocksteif am Tisch, sondern wollte sich im Bett einrollen. Scato zerrte sich einen Stuhl heran und setzte sich dazu.


    Die übrigen Anwesenden schauten betreten. Asper entschied sich dafür, Lurco ein Leinentuch aufs Kopfkissen zu legen, in dem mehrere Kekse eingeschlagen waren, ehe er die Baracke verließ. Tarpa nahm Lurcos Wäsche mit nach draußen, so dass er sich darum nicht zu kümmern brauchte. Ramnus rückte ein paar Mal brummelnd einen Stuhl hin und her und ging dann, ohne etwas Sinnvolles zu Lurcos Wohlergehen beigetragen zu haben. Die übrigen Barackenbrüder weichten sich schon in den Thermen ein. Sie beide waren allein.


    Scato saß mit dem Rücken zur Tür und verdeckte somit den Blick auf das Geschehen. Er streichelte mit der Rückseite seiner Finger Lurcos Wange. "Was ist, Löwenherz", fragte er leise.

    Das Problem ist, dass nicht alle momentan von uns regelmäßig Zeit für die internen Diskussionen finden, weshalb sich selbst Kleinigkeiten momentan sehr ziehen ... tut mir leid, dass das zu Verwirrung führt. Wir kümmern uns darum, die Verwirrung wieder zu entwirren!

    Wenn die Amtsperiode freiwillig verlängert würde, würde sich dann auch die Res Gestae nach hinten verschieben? Würde dann der Narrator eine neue Ankündigung machen oder wie wird vorgegangen?

    Besorgt beobachtete Scato das Treiben der beiden Männer, die mit ihrer Verwandten sprachen. Ihm gefiel der Gedanke, dass sie zu den Vigiles wollten - davon gab es zu wenig in der Stadt und es waren gute Männer. Scato mochte die Vigiles. Als er sah, dass die beiden zurechtkamen und es auch sonst nicht mehr für ihn zu tun gab, klopfte er seine Kleider sauber von der herumtrudelnden Asche, wobei er feststellte, dass er in die Therme gehörte, wollte er nicht in der heimischen Baracke eine olfaktorische Vergiftung seiner Kameraden verursachen.


    "Versucht, in den folgenden Tagen viel zu schlafen und über den Durst hinaus zu trinken. Damit helft ihr eurem Körper, sich zu regenerieren. Einen Medicus werdet ihr euch jetzt vermutlich nicht leisten können, aber bei den Vigiles haben sie welche. Wenn ihr die Grundausbildung schafft, werden wir uns in Zukunft sicher das eine oder andere Mal begegnen. Urbaner und Vigiles arbeiten gelegentlich zusammen. Viel Erfolg und haltet die Ohren steif."


    Er konnte sich kein Kopftheater verkneifen, wie der molligere der beiden Männer sich über einen Hindernisparcours walzte. Das war auch bei Ramnus immer ein amüsanter Anblick, er hatte was von einer Hummel im Bienenstock, nur, dass Ramnus zuzüglich zum Speck noch deutlich mehr Muskeln hatte als das Klöpslein vor ihm. Aber das würde sich noch ändern, wenn das Kerlchen durchhielt. Scatos Lächeln fiel etwas breiter aus, er tippte sich an die Schläfe, nickte auch noch Kyriakos zu und ging seiner Wege.

    Ich spreche hier nur als Spieler und freudiger Mit-Leser des politischen Rollenspiels:


    Und finde die Idee sehr gut. Mir persönlich erscheinen die aktuellen Amtsperioden generell zu kurz, um sie gebührend auszuspielen, weshalb ich eine freiwillige Verlängerung in die ansonsten brach liegende Zeit nicht nur in Ordnung, sondern sehr gut finde.


    Ich werde den Vorschlag mal in den Modbereich posten. :)

    Scato freute sich, dass es den beiden wieder besser ging. Er selbst war ziemlich außer Puste, doch das spielte keine Rolle, es gehörte dazu. Er blieb noch, um zu beobachten, ob alles gut war, und gegebenenfalls zu helfen. Doch als eine Frau, vermutlich eine Verwandte der Verletzten, ihm Geld geben wollte, hob er abwehrend die Hände.


    "Ihr habt gerade alles verloren, eure Wohnung ist abgefackelt. Und da bietest du mir Geld? Um der Götter willen, behalte die Münzen! Mietet euch für die Nacht irgendwo ein und kauft euch was zu Essen!"

    Scato hatte sich lange genug unsichtbar gestellt. Nun war es an ihm, das Trüppchen anzuführen. Bei Stress empfahl es sich, so zu tun, als hätte man alles im Griff und sei sich seiner Sache vollkommen sicher. Entschlossen marschierte er über den Platz, als würde er dies jeden Tag machen, den Anweisungen mechanisch folgend. Inzwischen lief ihm der Schweiß am Rücken hinab, denn sie schritten zügig voran. Als das Kommando zum Halten kam, blieb er stehen. Etwas unsicher blickte er sich nach den Kameraden um, ob sie noch hinter ihm waren, oder ob sie sonst wo standen. An der Stelle gelang es ihm nicht mehr, seine Nervosität zu verbergen.


    Sim-Off:

    • 38 - Blick Süden
    • Unus - duo - tres - quatuor - unus - duo. - 98 - Blick Süden
    • Ad dextram pergite! - Blick Westen Unus. - 97 Blick Westen
    • Retro pergite! - 97 - Blick Osten
    • Unus - duo. - 99 - Blick Osten
    • Ad sinistram pergite! - 99 - Blick Norden
    • Unus - duo - tres - quatuor. - 59 - Blick Norden
    • Ad sinistram pergite! - 59 Blick Westen
    • Unus - duo - tres - quatuor - unus - duo - tres - quatuor. - 51 - Blick Westen
    • Retro pergite! - 51 - Blick Osten
    • Unus - duo - tres - quatuor - unus - duo - tres. - 58 - Blick Osten
    • Ad sinistram pergite! - 58 - Blick Norden
    • Unus - duo. - 38 - Blick Norden
    • Consitite! - Anhalten
    • Die Lösung ist: Feld 38 - Blick Norden