Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Oder sie haben alles in Theaterstücken zum Ausdruck gebracht, was in den Tiefen ihrer Seelen rottete.


    Dann würde ich den Namensvorschlag "Bibliotheca" unterstützen, das ist allgemein genug, um allen möglichen selbst fabrizierten Machwerken einen Platz zu bieten.

    Aufgrund deiner Geschichte kam ich wieder darauf, wenngleich der Gedanke schon mal hier und da via Konversation angesprochen wurde. :) Auch von anderen weiß ich, dass sie gern (Vor-)Geschichten schreiben. Einige davon verstauben tragischerweise auf den heimischen Festplatten, da sie hier keinen Raum zum Posten finden. Es gibt zwar die Möglichkeit, im Tabularium Biografien zu posten, doch wirkt das auf mich unbefriedigend, denn es gibt auch Geschichten, die über Biografien hinausgehen.

    Salvete,


    ich darf immer wieder wundervolle Geschichten aus der Vergangenheit der Figuren des IR lesen. Da die Reiseregeln momentan außer Kraft gesetzt sind (fehlendes Meldeamt), wäre es theoretisch möglich, solche Geschichten unkompliziert im richtigen Forum zu posten, da sie oft in einer anderen Provinz spielen als das Rollenspiel. Jedoch gäbe es auch die Möglichkeit, solche Vorgeschichten - und andere Geschichten - in einem eigenen Unterforum zu sammeln, wenn das Interesse dazu bestünde. Ist ein solcher Bedarf vorhanden?


    Ich freue mich auf eure Meinung zum Thema und ggf. auf eure Vorschläge zum möglichen Namen eines solchen Unterforums!


    Valete

    Scato

    Es wurde Zeit. Die Kontrolle hatte nur wenige Sekunden in Anspruch genommen, doch um Zeit ging es so einem Fall. Scato zögerte also nicht, beugte sich über den Mann, stützte sich mit gestreckten Armen auf die Mitte der Brust, beide Hände übereinander, und begann mit der Reanimation.


    Dreißig mal drückte er in rascher Folge mit einem Teil seines Körpergewichts den Brustkorb ein, nicht ein bisschen, sondern ordentlich, so dass man deutlich sah, wie der gesamte Brustkorb gequetscht wurde, um das darunter liegende Herz zusammenzupressen und das Blut künstlich ein Stück weiterzupumpen. Wenn Rippen brachen, war das schnurz. Gesunde Rippen nützten einem Toten auch nichts. Scato pumpte also, was das Zeug hielt. Zwischen jeder Kompression entlastete er kurz den Brustkorb vollständig, ehe er ihn wieder zusammenpresste. Als Merkhilfe für das Tempo hatte er sich "Links, zwo, drei, vier" eingeprägt - ihr Marschtempo. Jeder einzelne Schritt, markierte eine Kompression, denn diese mussten in ziemlich schneller Folge kommen.*


    Dann bog den Kopf des Mannes nach hinten, indem er das Kinn überstreckte, so dass der Hals lang und die Atemwege offen war war, hielt ihm die Nase zu, drückte ihm zwei Atemzüge von seiner eigenen Atemluft tief durch den Mund, bis der Brustkorb sich deutlich hob. Dann wartete er kurz mit dem Ohr über dem Mund und dem Gesicht in Richtung Brustkorb gedreht, ob er wieder von allein atmen würde, dann pumpte er weiter, erneut dreißig Mal, ehe er zwei Mal beatmete und danach kurz kontrollierte, ob der Kreislauf sich wieder gefangen hatte.


    Wenn man sich im Stress diese Zahlen nicht merken konnte, genügte es zu wissen, dass man "oft" das Herz zusammenpressen musste und dazwischen nur "selten" beatmen. Auch andere Intervalle waren machbar, entscheidend war, dass man überhaupt reanimierte! Fehler war hier nahezu gleichgültig - selbst eine falsche Reanimation hatte deutlich mehr Nutzen als Schaden, besonders, wenn der Mensch, wie hier, ohnehin bereits an der Schwelle des Todes stand. Welcher Fehler sollte fataler sein, als wegzusehen und ihn seinem Schicksal zu überantworten?


    Das Einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun.**


    Und so rackerte Scato sich ab. Schon nach kurzer Zeit lief ihm der Schweiß aus den Haaren und den Rücken hinab. Eine Herz-Lungen-Wiederbelebung war körperlich sehr anstrengend, doch Scato hatte den Vorteil, gut trainiert zu sein und konnte eine ganze Weile durchhalten. Wenn es gar nicht mehr ging, würde er irgendwen dazu bringen, ihm zu helfen.


    Sim-Off:

    * Man kann im Kopf auch Lieder mit etwa 100 bpm (Beats pro Minute) singen - dann kommt man genau auf die erforderlichen 100 Kompressionen je Minute - zum Beispiel ‚Stayin Alive‘ von den Bee Gees.

    Sim-Off:

    **Empfehlenswerte kostenlose Lektüre für Ersthelfer: Reanimation 2021 - Leitlinien Kompakt, E-Book vom Deutschen Rat für Wiederbelebung und Erste Hilfe - Alle wichtigen Schritte und Maßnahmen verständlich zusammengefasst vom Arbeiter-Samariter-Bund.

    Sim-Off:

    Darüber, wie man zu Zeiten des IR bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand reanimierte (und ob), habe ich nichts gefunden und daher die modernen Leitlinien befolgt.

    Scato unterdrückte ein Seufzen. Lurco also wieder, ihr unsichtbarer Rächer. Scato fand es ja klasse von ihm und den Kameraden, dass sie den Verrat von Quietus am Stadttor gerächt hatten ... aber der Miles Medicus in ihm konnte die Methodik nicht gutheißen. Er griff nach Lurcos Hand. Im Dunkeln spielten sie kurz mit den Fingern und liebkosten einander, ehe jeder wieder in seinem Bett zur Ruhe kam.


    Nur das leise Stöhnen von Quietus und das Knistern der Glut waren noch zu hören.

    Scato hatte Quietus vom Valetudinarium aus begleitet. Gekicher, so so. Etwas in der Art hatte Scato sich schon gedacht. Er schaute sich streng um, ob er herausfand, wo am lautesten gekichert wurde. Mit demjenigen würde er morgen ein Wörtchen reden.

    "Warte noch, ich komme mit! Ich habe Schichtende."


    Scato wollte die Gesichter der Barackenbrüder sehen, wenn Quietus in seinen Winzschritten hineintippelte. So sorgte er dafür, dass der Capsarius alles aufräumte, wusch seine Hände, nahm Abschied beim Optio valetudinarii und begleitete Quietus zurück zur Baracke, wobei er sich sehr wohlmeinend und verständnisvoll gab. Die guten Ratschläge hörten nicht auf, bis sie die Baracke VII erreichten.

    Scato war gerade im Gehen, weil er Material benötigte. So bekam er das Wölkchen nicht ab, dessen Nachwirkungen er bei der Rückkehr professionell ignorierte. Er kehrte zurück mit einem Capsarius, der ihm alles vorbereitete, während Scato das Unheil untersuchte. Danach verkrümelte der Capsarius sich wieder. Scato blieb.


    "Musstest du die Schwammseite nehmen", jammerte er. "Mit der anderen hättest du keine Probleme gehabt."


    Er griff seufzend nach dem Spreizer, schmierte ihn mit Öl ein und dann musste Quietus etwas erdulden, was kaum ein Mann gerne über sich ergehen ließ. Der Spreizer kam seiner Aufgabe nach und schuf Raum zum Arbeiten. Scato zog danach vorsichtig an dem Stock, den er auch bald befreit hatte, doch der Schwamm blieb natürlich an Ort und Stelle stecken. So bekam Quietus Scatos Finger zu spüren, als er nach dem Schwamm angelte. Zum Glück konnte dieser im Ganzen entfernt werden. Blut fand sich daran keines. Zu guter Letzt wurde Quietus wieder vorsichtig um den Spreizer erleichtert. Ein paar Schrammen hatte er von dem Xylospongium davongetragen, die ihm Scato mit nasser Watte sauber machte und dann einsalbte.


    "Die Salbe beugt Entzündungen vor und unterstützt die Heilung. Gut auf Hygiene achten." Er senkte die Stimme. "Unter uns, lass solchen Unfug künftig. Man kann Spielzeuge aus Holz oder Glas kaufen, niemand muss auf Alltagsgegenstände zurückgreifen. Schau dich mal auf dem Markt um. Ich schreibe dir außerdem noch ein Rezept für das Lupanar Ganymed auf."


    Das drückte er Quietus zusammen mit der restlichen Salbe in die Hand.

    "Jaaa, klar! Weil Xylospongien ja auch aufrecht in der Gegend rumstehen, so dass man sich schon mal versehentlich darauf pfählen kann. Eine blödere Ausrede ist dir nicht eingefallen."


    Kopfschüttelnd brachte er Quietus in den Raum und zeigte auf die Pritsche.


    "Auf alle viere da rauf, Hintern zu mir."

    Scato hatte Nachtschicht. Er kam gerade aus dem "Reinen Raum", wo er gerade die unbenutzten, hygienisch verwahrten Materialien sichtete, weil ein Capsarius gemeint hatte, es würde "ständig alles" fehlen. Das Gegenstück dazu war der "Unreine Raum", in welchem benutzte Verbandsmaterialien landeten, Putzlappen, Inkontinenzmaterial und so weiter, alles eben, was dreckig war. Durch diese räumliche Trennung wurde eine Kontaminierung der sauberen Materialien verhindert und - ganz wichtig - eine Verwechslung mit dem benutzten Zeug. Jedenfalls hatte der Capsarius recht, man musste das mal wieder ordentlich auffüllen. Man konnte nicht vernünftig arbeiten, wenn man wegen jedem einzelnen Verband ins Lager rennen musste.


    Da hallte eine vertraute Stimme kläglich durch den nachtstillen Gang. Aus Quietus war ein Quietschus geworden.


    "Was bei den Göttern ...!" Scato entdeckte das Xylospongium, das Quietus aus dem Hinterteil ragte und die Tunika hinten hochhob. "Also ehrlich", meckerte Scato. "Für so was gibt es hygienischere Lösungen! Da musst du nicht unsere Kackschwämme zweckentfremden. Und jetzt steckt er fest, stimmt´s? Komm mit."


    Er griff Quietus am Oberarm und führte ihn in dessen Tempo um die Ecke in einen freien Raum.

    Wenn der Patient atmete, schlug das Herz normalerweise. Deswegen erübrigte es sich in der Regel, den Puls zu kontrollieren, so lange Atemzüge zu verzeichnen waren. Da es sich hier jedoch nicht um eine normale Atmung, sondern um eine Schnappatmung handelte, die eine lebensbedrohliche Situation anzeigte, konnte diese durchaus ein Hinweis auf einen Herzstillstand sein. Scato drückte die Finger noch etwas tiefer in das Handgelenk, die Aufmerksamkeit auf seine Fingerkuppen gelenkt, behielt jedoch auch den anderen Patienten im Auge.

    Oha. Nicht gut. Die Schnappatmung war ein Symptom, was von Laien oft unterschätzt wurde, da man davon ausging, dass der Betroffene ja noch atmete. In Wahrheit war dies in Kombination mit der Bewusstlosigkeit ein lebensbedrohlicher Zustand, ein akutes Alarmsignal!


    Scato beobachtete diesen Prozess nur wenige Sekunden, gerade ausreichend, um die Schnappatmung als solche zu identifizieren, dann griff er rasch ans Handgelenk des Mannes, um den Herzschlag zu überprüfen. Bei der Ausbildung hatte er angemerkt, dass es in Stresssituationen doch schwierig sei, diese blöde Ader auf diese umständliche Weise zu finden, doch letztlich hätte er den Puls genauso gut an den Halsschlagadern oder direkt auf der Brust fühlen können, hatte ihm Sextus erklärt - es wäre alles richtig. Entscheidend war, dass man es tat. Nach endlosen Übungseinheiten griff Scato nun jedoch automatisch nach dem Handgelenk, drückte Zeigefinger und Mittelfinger unterhalb des Daumens in die Haut und hoffte, das sanfte Pochen eines schlagenden Herzens unter seinen Fingerkuppen zu fühlen.


    Er gab derweil Kyriakos ein Zeichen, sich um den anderen Mann zu kümmern. Schwierig wurde es, wenn der andere Mann ebenso Luftnot hatte, doch auch das würde Scato hinbekommen. Es würde dann eben etwas anstrengender sein.


    "Vorhin schien er noch zu atmen, überprüf mal, ob das immer noch so ist! Wenn er atmet, dreh ihn auf die Seite und überstreck seinen Hals, falls er kotzen muss. Atmet er nicht, leg ihn parallel zu dem hier auf den Rücken, mit einer Armlänge Abstand."


    Zu sprechen war in Ordnung - er ermittelte den Puls ja nicht akustisch.

    Diese Leute hatten mehr Glück als Verstand, denn zufällig kam gerade Scato des Weges. Der trug seine Verbandstasche bei sich, deren Instrumente er hatte schleifen lassen, weil ihm die Wartezeit in der Fabrica der Castra dafür zu lange war. Er hatte jetzt ein scharfes Skalpell und eine scharfe Schere haben wollen und nicht morgen oder übermorgen! Dann schnupperte er den Brand und hörte das Geschrei der Anwohner. Bei der Aussicht auf Verwundete begann er aufgeregt zu hibbeln und beeilte sich, zur Unfallstelle zu kommen. Da ansonsten nichts Dringendes anstand, konnte er sich diese Zeit guten Gewissens nehmen.


    Kaum war er da, stürzte er sich gierig auf die Brandopfer. War das nicht Kyriakos, der da zwei Bewusstlose ohrfeigte? Scato scheuchte ihn liebevoll beiseite. "Du hast den falschen Beruf, denk mal drüber nach. Jetzt mach Platz - ich bin ARZT."


    Das war gelogen, aber wen interessierte das? Als er genügend Raum hatte, überprüfte er die Vitalfunktionen der Bewusstlosen. Die Ansprechbarkeit hatte der Lupo ja schon mit negativem Resultat kontrolliert. Herzschlag war vorhanden, aber bei einem der beiden kaum noch Atmung zu verzeichnen. Er überstreckte den Hals, wobei er bei der Blickkontrolle feststellte, dass die Zunge ungünstig lag. Er fasste mit den Fingern in den Mund und zog die Zunge kurzerhand lang. Nun waren die Atemwege frei. Er ging mit dem Ohr an den Mund des Bewusstlosen, den Blick zu dessen Brust gedreht und wartete, ob er von selbst anfangen würde zu atmen, oder ob er ein wenig Hilfe benötigte.

    367-29baeaaf.jpg Kaeso Rufius Ramnus


    Während Scato noch seinem Onkel nachsah, schob der imposante Schatten von Ramnus sich über den Nächsten. Er musterte den Mann langsam von oben bis unten, während laut vernehmlich sein Magen knurrte. Dann wies er mit dem klobigen Schädel in Richtung Tor.


    "Weitergehen."


    "An dem war wohl zu wenig dran", lästerte Tarpa leise und Asper feixte.



    Sim-Off:

    Du darfst gern die deutsche Sprache bemühen, damit dich auch die Leute ohne Latinum verstehen. ;)