Scatos Brauen spannten sich minimal an, als Sporus von seinem ehemaligen Herrn berichtete. Doch jetzt lag der Fokus auf dem Opfer und nicht auf dem Täter, weshalb er im Moment nichts weiter über diesen Mann hören wollte. Vielleicht später, falls es Sporus half, darüber zu reden. Was ihn selbst betraf, so hatte Scato festgestellt, das Worte ihm keinerlei Erleichterung brachten, weshalb er lieber alles in sich hineinfraß, was in ihm vorging, besonders, seit er die Verantwortung als Optio valetudinarii trug, aber da war jeder Mensch anders. Er fegte alle Gedanken, die ihn selbst betrafen, aus dem Kopf und konzentrierte sich auf seinen Patienten.
Während Sporus sich hinlegte, wusch Scato sich die Hände und trocknete sie gründlich mit einem Baumwolltuch ab. Dass kein Dreck in Wunden und Narben kommen sollte, war eine seiner ersten Lektionen gewesen. Er verzog keine Miene, als er die wulstige Narbe betrachtete, doch ihm wurde ein wenig übel. Er hatte schon viele Verletzungen und Narben gesehen, auch Amputationsstümpfe behandelt, aber das hier war keine Kriegsverletzung, sondern das Ergebnis eines Verbrechens. Man merkte Sporus an, dass er nicht nur körperlich, sondern auch seelisch Qualen litt. Scatos Aufgabe war es, Qualen zu mindern, aber ob er das in diesem Fall konnte?
Vorsichtig drückte er erst auf das gesunde Fleisch im Umkreis der Narbe ab, dann näherte er sich dem wulstigen rosa Narbengewebe, um den Schmerz zu lokalisieren und die Intensität abzuschätzen. "Wie wurde die frische Wunde denn damals behandelt?"