Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Als Tacitus so hart über ungeduldige und schlecht beobachtende Kollegen urteilte, musste Scato schmunzeln. Tacitus gab sich große Mühe, ein rationaler, förmlicher und bisweilen kühl wirkender Mensch zu sein. Doch im Inneren war er nicht so kalt, wie er gern vorgab, zumindest nicht immer. Scato hatte es daran gesehen, wie Tacitus mit seiner Schwester umging, aber er merkte es auch an winzigen Kleinigkeiten des Alltags. Er schätzte seinen Verwandten und begann ihn zu mögen. Aber er fragte sich auch, warum Tacitus so handelte. War das dem mächtigen Einfluss eines charismatischen Mentors im Museion geschuldet? Dem eigenen Streben nach höchstmöglicher Professionalität? War es der Schutzmantel eines sensiblen Mannes, der lieber einen Schritt Abstand hielt, als sich zu verbrennen? Hatte er schlechte Erfahrungen gemacht? Oder war Tacitus jemand, der tatsächlich einfach von Natur aus so war, ohne dass es einen Anlass gab? Solche Leute gab es, doch Scato verumtete, dass bei Tacitus ein handfester Grund dahintersteckte, der über die Ausbildung hinausging, und dass er bewusst an sich arbeitete. Er würde Tacitus noch besser kennenlernen müssen, um ihn wirklich zu verstehen.


    Scato las den Brief aufmerksam, das Schäufelchen in der Hand haltend. Er beließ den Brief beim Lesen in Tacitus' Händen, damit er keinen Schaden nahm. "Der Brief ist inhaltlich gut! Und natürlich finde ich es stark, dass du dich an diese Kreise heranwagst, wobei meine Meinung dazu unerheblich ist. Aber ja, eine kurze Zusammenfassung wäre nicht schlecht. Irgendwas Knackiges, damit der Brief nicht ewig auf einem Arbeitstisch versauert, ehe er bearbeitet wird. Nichts gegen die Schreiber, aber sie sind oft überarbeitet. Ich kann mir notfalls auch was ausdenken, aber mir wäre es lieber, du würdest mir sagen, was die Schreibstube in deinem Sinne hören soll, damit die Scribae sofort in den Brief hineinschauen und nicht erst irgendwann."

    "Den kenne ich tatsächlich", sagte Scato. Länger und besser, als Matidia vielleicht ahnte. Onkel Seius Stilo hatte ihn manchmal mitgeschleppt auf seinen jährlichen Verwandtschaftsbesuchen. Damals war Scato noch ein Jüngling gewesen. "Ein guter Offizier ist Matinius Sabaco auf jeden Fall." Aber ob er auch ein guter Mann war? Den bösen Blick beantwortete er mit Freundlichkeit, denn es lag ihm nicht daran zu streiten. Matidia schien es ernst mit Sabaco zu sein. Von allen möglichen Männern hatte sie ihr Herz ausgerechnet an ihn verschenkt.


    Dann sagte Scato vorerst nichts mehr, weil der Ball bei Tacitus lag.

    Scato neigte bisweilen zu unhöflicher Sprunghaftigkeit. Das Gespräch zwischen ihnen erachtete er jedoch noch nicht als beendet, weshalb er Stilo, als dieser sich in seine Gedankenwelt zurückzuziehen begann, eigenhändig etwas zu Trinken nachschenkte und ihm das Glas rüberschob. Er sollte sich nicht an den Rand abgeschoben fühlen, weil Scato in seiner Neugier kurz das Thema wechselte. Er wurde weder abserviert noch vergessen.

    "Ich denke, dies ist sein Name"

    "Dann danke ich dir recht herzlich für die Grüße. Es freut mich, dass Ferox noch manchmal an mich denkt. Ich kann über ihn auch nur Gutes sagen." Auch wenn Ferox das wohl anders sah mit all seinen Zweifeln und seiner Unsicherheit, wenn es zur Abwechslung einmal um ihn selbst ging und nicht um andere. "Wenn er in der Domus Iunia nach dem Rechten sieht, wird alles seinen Gang gehen. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen." Und das hatte Scato auch, zu jener Zeit, da sie noch gemeinsam ihren Dienst bei den Cohortes Urbanae versehen hatten. Freundschaften wie diese hatte er bei den Prätorianern bislang nicht geschlossen, das war ein anderer Schlag Mensch.


    "Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Musterung! Ich muss dir aber deine Hoffnung auf Ausgang nehmen, zumindest für die erste Zeit. Während der Grundausbildung gilt für die Tirones eine strickte Ausgangssperre. Die berüchtigten wilden Feiern mit Wein, Weib und Gesang gibt es auch später in Wahrheit ausgesprochen selten - man muss als Soldat jederzeit einsatzbereit sein. Die entsprechenden Strafen sind brachial." Er grinste. "Willst du jetzt immer noch zum Militär?"


    Mit einem Ohr lauschte er Matidia und Tacitus. Das Wiedersehen der Geschwister ließ auf eine tiefe Bindung schließen. Scato dachte darüber nach, wann er seinen eigenen Bruder das letzte Mal umarmt und ihm etwas Nettes gesagt hatte. Falls es einen solchen Zeitpunkt je gegeben hatte, lag dieser schon so weit zurück, dass er sich nicht mehr daran erinnerte. Wahrscheinlich würde es Fango sogar verstören, wenn Scato ihn plötzlich an sich drückte und ein paar liebe Worte sagte.

    Er lächtelte, als Tacitus davon sprach, stolz auf sie alle zu sein. "Ja, wir können stolz auf uns sein. Die Eltern von einigen von uns mögen noch leben, doch die Zukunft gehört nicht den Alten, sondern den Jungen. Nutzen wir unsere Zeit, denn in wenigen Jahren schon sind wir die Alten."


    Als Matidia von einem Stadtführer sprach, einem Decurio, horchte er auf. Hatte er also Recht gehabt mit seiner Vermutung! Doch es freute ihn, dass sie ihr Schicksal im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst in die Hand nahm und sich nicht allein auf ihre männliche Verwandtschaft verließ. Sie würde den geheimnisvollen Decurio nicht erwähnt haben, wenn er ihr nicht auf die eine oder andere Weise wichtig war. "Wie heißt er denn?", hakte Scato neugierig nach. Mit einem frechen Zwinkern fügte er hinzu: "Vielleicht kenne ich ihn und kann dir von ihm abraten." Oder ihm mal freundlich unter vier Augen nahelegen, die Finger von Matidia zu lassen, falls das der Wunsch von Tacitus sein sollte ...

    "Du scheinst eine gute Beobachtungsgabe zu besitzen", attestierte Scato, "wenn du ohne Erfahrung Kräuter pflegen kannst, ohne dass sie dir eingehen, und einen Zitronenbaum aufgezogen bekommst. Das geht nur, indem man vorsichtig mit einer kleinen Kanne gießt anstatt mit der großen alles einzuwässern, sich bei Wasser und Licht eher am Minimum orientiert und dann langsam vortastet. Die Farbe und Beschaffenheit der Blätter können zwar Anhaltspunkte liefern, doch manchmal täuscht das einen über die tatsächliche Natur seines Pfleglings hinweg. Man muss sie beobachten und Geduld haben. Vielleicht kannst du mir auch bei meinem Granatapfelbaum helfen? Der müsste doch ähnlich zu pflegen sein wie ein Zitrus, aber er hat leider bislang nur ein einziges Mal geblüht und Früchte getragen."


    Als Scato das sagte, musste er kurz eine Pause machen, die er überspielte, indem er das Werkzeug in der Schubkarre durchwühlte. Man sah es ihm nicht an, doch er fühlte einen Kloß im Hals, und es dauerte einen Augenblick, bis der kurze Anfall von Trauer unterdrückt war und er normal weitersprechen konnte. Dieser Granatapfelbaum stand für vieles: für Hoffnung, für Glück und dafür, dass am Ende von all dem doch nur ein großer Scherbenhaufen geblieben war. Scato hatte bei den Cohortes Praetoriae gelernt, zu schauspielern. Er war gelobt worden dafür, dass er ruhiger geworden sei und - wie man es wenig schmeichelhaft nannte - erwachsener, doch letzten Endes hatte er nur gelernt, sich zu verstellen. Er nahm ein schmiedeeisernes Schäufelchen zur Hand, dessen Eisen gut geölt glänzte.


    "Deinen Brief kann ich dem Caesar gern zukommen lassen. Es mag jedoch sein, dass er ihn nicht persönlich liest, sondern von seinen privaten Schreibern bearbeiten lässt - besonders, wenn der Absender nicht aus der Militärführung stammt. Weder du noch ich sind bedeutend genug, um einen solchen Gefallen vom Caesar zu erbitten. Ich muss also die richtigen Worte finden, um sein Interesse zu wecken. Du bist doch sicher rhetorisch ausgebildet worden während deiner Zeit in Alexandria. Was soll ich dem Scriba sagen, damit der Brief tatsächlich die Hände des Caesar erreicht?"

    Scato hatte schon vieles erlebt und hielt sich für sehr professionell, aber der junge Sklave tat ihm dennoch unsagbar leid. Es gab Fälle, die auch einem erfahrenen Medicus nicht gleichgültig waren. Als Sporus bittend die Hände zusammenlegte, legte Scato ihm eine Hand auf die Schulter und streichelte ihn beruhigend mit dem Daumen.


    "Ich werde mich vorher noch zu dieser Art Operation erkundigen und mich von einem Experten beraten lassen, denn das ist für mich Neuland. Hier in Mogontiacum gibt es einen Tempel der Magna Mater, in der Eunuchen dienen. Dort wird es die eine oder andere Empfehlung geben, wie Kastrationsnarben am besten zu behandeln und zu pflegen sind." Die Eunuchen der Großen Mutter waren im Gegensatz zu Sporus freiwllig ihren blutigen Weg gegangen. Wenn jemand wusste, wie mit Kastrationsnarben zu verfahren sei, dann diese Menschen. Scato hoffte, dass sein Anliegen keinem Tabu unterlag und sie mit ihm darüber sprechen würden.


    "Ich gebe dir ein Narbenöl mit, das du mindestens morgens und abends bitte dünn aufträgst. Wenn sich die Narbe trocken anfühlt, brennt, juckt oder spannt, kannst du es ruhig auch öfter verwenden. Das Narbenöl besteht hauptsächlich aus Johanniskrautöl, Wildrose und Weihrauch, aber das genaue Rezept gebe ich nicht heraus. Ich finde, es riecht ziemlich gut und die Patienten sind mit der Wirkung zufrieden. Bitte laufe in nächster Zeit nicht so viel herum, damit die Narben sich erstmal beruhigen können. Probleme beim Wasserlassen hast du keine?"

    Scatos Lächeln wurde breiter, als er sich Tacitus bei der Gartenarbeit vorstellte. Der viele Dreck und das Gefummel mit feinen Wurzeln und Blättern war nicht für jeden etwas. Er war gespannt, wie Tacitus sich anstellen würde und wie es ihm schlussendlich gefiel. Scato für seinen Teil entspannte sich bei nichts anderem so gut wie beim Gärtnern.


    "Sehr gut, ich muss das Wetterfenster dringend nutzen! Wer weiß, wann es wieder regnet. Je schneller wir mit dem Umsetzen der Zwiebeln fertig werden, umso besser. Weder Unauris noch Terpander haben ein Händchen für Pflanzen, und ich habe in meiner Sammlung mittlerweile einige Arten, an die man nicht so ohne Weiteres herankommt. Um die kümmere ich mich lieber selbst." Eine Pflanze war schnell zu Tode gegossen, erfroren oder bei zu viel Sonne verbrannt. Dann konnte auch der fachkundigste Gärtner sie nicht mehr retten.


    "So, aber jetzt erstmal zu dir. Wie kann ich dir helfen?"

    "Nero? Meinst du Nero Germanicus Ferox?" Scato wartete auf die Bestätigung oder Verneinung. Er hatte verschiedene Neros kennengelernt, aber Ferox traute er am ehesten zu, ihm Grüße auszurichten, da er mit ihm recht viel zu tun gehabt hatte. Er war ein ruhiger Mann, der vor lauter Anstand regelmäßig an den Übeln der Welt verzweifelte - und den Prätorianern zutiefst misstraute. Umso mehr hätte Scato ihm angerechnet, wenn er ihre Freundschaft anscheinend auch nach Scatos Versetzung zu den Schwarzgepanzerten aufrecht erhalten wollte.


    "Es gibt viele Wege, um die Familie zu ehren, aber vergiss dich dabei nicht selbst. Es freut mich, dass ich dir die Entscheidung etwas leichter machen könnte. Bei der Ala bist du in guten Händen und hättest dort auch Verwandtschaft - mein kleiner Bruder Fango dient dort als Eques. Das Reiten lernst du während der Grundausbildung. Und falls du dich später doch noch umentscheiden solltest, könntest du immer noch um eine Versetzung zur Legio ersuchen."

    Salvete liebe IR-Gemeinde,


    ich möchte das Gesuch erneuern:


    Möchte jemand aus der Community für die Versteigerung unserer neuen Sklavin Amytis zur Abwechslung einmal den fiesen Sklavenhändler Titus Tranquillus mimen?

    Rückmeldungen gern hier, per PN an mich oder via Ticket.


    Falls sich binnen 24 Stunden niemand meldet, übernimmt die Spielleitung, damit die ID nicht festhängt.


    Viele Grüße

    Scato

    Tacitus musste nicht lange warten, bis ein Rumpeln ertönte und Scato mit einer Schubkarre um die Ecke bog, in der lauter Gartenwerkzeug und ein paar Säcke und zwei Kübel lagen. Er trug eine braune Arbeitstunika und geschlossenes Schuhwerk, außerdem enge Lederhandschuhe. Sein heutiger Plan sah vor, die Zwiebeln einiger Frühblüher zu bergen, um sie bis nach der Blüte in den Kübeln rechts und links des Eingangs der Domus Iunia gedeihen zu lassen, um jeden zu erfreuen, der nach Hause kam. Danach würde er sie nicht entsorgen, wie es leider oft aus Bequemlichkeit Mode war, sondern an einem guten Platz zurück in den Garten setzen, wo sie bis zum nächsten Jahr neue Kraft schöpfen konnten und sich vielleicht sogar teilten.


    "Ah, Salve Tacitus!" Er lächelte seinen Verwandten breit an. Es war schön, dass die Domus Iunia sich mit Leben füllte. Sie fühlte sich für ihn immer mehr nach "zu Hause" an. Anhand des Schriftstücks in dessen Händen vermutete Scato jedoch, dass sie nicht aus Zufall aufeinandertrafen.

    "Was wäre dein Weg, wenn ich fragen darf?"

    "Ich bin bei den Cohortes Urbanae eingestiegen. Dort war ich sehr gern, doch irgendwer fand, dass meine Dienste bei den Prätorianern gebraucht werden würden und schlussendlich durfte ich den Caesar mit dessen Leibgarde nach Germania superior begleiten, weshalb ich nun hier meinen Dienst verrichte. Wenn ich also die Chance hätte, die Zeit zurückzudrehen, würde ich wieder bei den Cohortes Urbanae anfangen. Es sind ein paar sehr anständige Männer dort und man ist direkt in Rom stationiert. Nun geht es aber um dich und du hast Rom freiwillig verlassen, um hier in der Provinz zu leben. Es liegen also andere Voraussetzungen vor."


    Scato wog gut ab, was er nun sagte, denn er wollte Stilo keine Empfehlung geben, sondern ihm helfen, seine eigene Entscheidung zu treffen: "Es haben sowohl die Ala als auch die Legio ihre Vorteile. Beides sind angesehene Einheiten und der Dienst in beiden kann eine solide Basis für eine spätere Karriere bilden.


    Als Römer kannst du bei der Ala recht schnell innerhalb des Militärs Karriere machen, da die Offiziere dort ausschließlich von den Römern gestellt werden, während die Mannschaften Peregrini sind. Meist handelt es sich um Germanen. Dort dienst du hauptsächlich zu Pferd, was für begeisterte Reiter sicher interessant ist.


    Bei der Legio erhältst du einen höheren Sold und lebst ausschließlich unter Römern. Kulturell ist das sicher einfacher, als unter romanisierten Germanen zu leben, aber du bist eben auch nur einer unter vielen und es mag sein, dass der Aufstieg härter erarbeitet werden muss. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du dort als Infanterist dienen wirst."

    "Irgendwie wurden sie behandelt, da du sonst nicht mehr am Leben wärst. Aber die Behandlung hätte anders stattfinden müssen."


    Scato tastete die Narben nun mit etwas mehr Druck ab, um ihre Dicke zu ergründen. Es war eine nicht gerade alltägliche Untersuchung und für den Patienten wahrscheinlich mit viel Scham verbunden, weshalb es ihm umso mehr anzurechnen war, wie geduldig und tapfer er alles über sich ergehen ließ.


    "Diese Narben haben eine Wucherung entwickelt, festes und völlig unelastisches Gewebe", diagnostizierte Scato schließlich. "Da dein Körper sich bewegt, in dieser Region naturgemäß besonders, führt das zu chronischen Schmerzen und ständiger Reizung."


    Er ließ von Sporus' Unterleib ab und setzte sich an dessen Kopfende. "Wir haben nun zwei Möglichkeiten. Entweder, wir versuchen, die Narben mit einer speziellen Narbensalbe geschmeidiger zu bekommen, oder wir entfernen das gewucherte Gewebe und versuchen, es diesmal besser zu machen. Dein Körper, deine Entscheidung. Mein Rat wäre, es ersteinmal mit einer Salbe zu versuchen, die du über einige Wochen anwendest, da jede Operation mit einem Risiko behaftet ist. Aber die Entscheidung hängt auch davon ab, wie stark du unter der Entzündung leidest. Wenn die Schmerzen wirklich quälend sind, wird die Salbe allein vermutlich nicht viel ausrichten können."


    Die Worte waren so leicht ausgesprochen, doch Scato mochte sich nicht ausmalen, was im Kopf des armen Sklaven vorgehen mochte, dem so übel mitgespielt worden war. Er hoffte, dass er ihm zumindest Linderung verschaffen konnte, doch wenn er ehrlich war, rechnete er sich nicht viele Chancen aus. Das würde er dem Patienten jedoch nicht sagen. Er teilte auch niemandem mit, wenn er todgeweiht war. Scatos Aufgabe war es, bis zum Schluss um jeden einzelnen zu kämpfen und nicht, ihn aufzugeben.

    Scato nahm sich die Freiheit heraus, neben Stilo Platz zu nehmen, während die Gewschwister einander begrüßten. Er freute sich, dass das Wiedersehen so positiv verlief. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn die Streitigkeiten unter Geschwistern konnten durchaus sehr scharf ausfallen. "Zur Legio oder zur Ala soll es also gehen", griff er Stilos Worte auf. "Wie kommt es, dass du dich noch nicht entschieden hast? Hast du noch Fragen?"


    Nebenbei schaute er, ob Terpander seine Bestellung mitbekommen hatte. Der ältere Herr hörte vielleicht inwzwischen nicht mehr so gut ... Scato hatte sich noch nicht einmal danach erkundigt, wie es ihm in Rom ergangen war. Andererseits schien Terpander ihm auch aus dem Weg gegangen zu sein. Wahrscheinlich war er wieder mal beleidigt. Scato war trotzdem froh, ihn wieder bei sich in Mogontiacum zu wissen.

    Hach ja, die Herzlichkeit von Familienzusammenkünften ... Scato hätte davon ein sehr zermürbendes Lied singen können, doch da es sich hier um eher entfernte Verwandtschaft handelte, konnte er die Dinge mit Humor nehmen. So ließ er es sich auch nicht nehmen, überflüssiger Weise zuerst die Geschwister einander vorzustellen. "Aulus Iunius Tacitus, das ist Iunia Matidia. Iunia Matidia, das ist Aulus Iunius Tacitus." Scato fand seinen eigenen Scherz sehr lustig und grinste zufrieden. "Sextus Iunius Stilo, das ist Iunia Matidia, die Schwester von Aulus Iunius Tacitus. Iunia Matidia, das ist Sextus Iunius Stilo, ein Vetter von uns."


    Matidias Kleiderordnung offenbarte ihr zartes Schülterchen. Scato war es längst gewohnt, dass sie sich daheim gern gemütlich und locker kleidete, und hatte nie etwas dazu gesagt, da es ihn seiner Meinung nach nichts anging. Eigentlich fand er es sogar recht niedlich, da es ihm zeigte, dass seine Verwandte sich unter seiner Obhut wohl und sicher fühlte. Nur, was ihre Füße betraf, hatte er ein Auge darauf, dass diese nicht kalt wurden, und schaute auch jetzt, was sie an den Füßen trug. Die Fußbodenheizung erstreckte sich leider nicht durch das gesamte Haus.

    Scatos Brauen spannten sich minimal an, als Sporus von seinem ehemaligen Herrn berichtete. Doch jetzt lag der Fokus auf dem Opfer und nicht auf dem Täter, weshalb er im Moment nichts weiter über diesen Mann hören wollte. Vielleicht später, falls es Sporus half, darüber zu reden. Was ihn selbst betraf, so hatte Scato festgestellt, das Worte ihm keinerlei Erleichterung brachten, weshalb er lieber alles in sich hineinfraß, was in ihm vorging, besonders, seit er die Verantwortung als Optio valetudinarii trug, aber da war jeder Mensch anders. Er fegte alle Gedanken, die ihn selbst betrafen, aus dem Kopf und konzentrierte sich auf seinen Patienten.


    Während Sporus sich hinlegte, wusch Scato sich die Hände und trocknete sie gründlich mit einem Baumwolltuch ab. Dass kein Dreck in Wunden und Narben kommen sollte, war eine seiner ersten Lektionen gewesen. Er verzog keine Miene, als er die wulstige Narbe betrachtete, doch ihm wurde ein wenig übel. Er hatte schon viele Verletzungen und Narben gesehen, auch Amputationsstümpfe behandelt, aber das hier war keine Kriegsverletzung, sondern das Ergebnis eines Verbrechens. Man merkte Sporus an, dass er nicht nur körperlich, sondern auch seelisch Qualen litt. Scatos Aufgabe war es, Qualen zu mindern, aber ob er das in diesem Fall konnte?


    Vorsichtig drückte er erst auf das gesunde Fleisch im Umkreis der Narbe ab, dann näherte er sich dem wulstigen rosa Narbengewebe, um den Schmerz zu lokalisieren und die Intensität abzuschätzen. "Wie wurde die frische Wunde denn damals behandelt?"

    Bin wieder im Boot! :hallo:


    Die Lage hat sich zwar nicht entspannt, aber es wurde eine technische Lösung gefunden, so dass die Feuerwehr vorerst nicht noch mehr graue Haare bekommt. Das Einsatzaufkommen hat sich der Kotzgrenze genähert, besonders für unsere Führungskräfte, aber jetzt gibt es erstmal wieder eine Verschnaufpause.