Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Immerhin war der Mann so gnädig, Tiberios bei Scato zu lassen. Das hätte er nicht gemusst. Das gegenseitige Gezicke - beide drohten mit ihren beruflichen Vollmachten - war für Scato ein Abstecken von Grenzen. Weder hatte er vor, dem Primicerius irgendetwas anzuhängen, noch nahm er an, dass dieser seinerseits ihm beruflich in die Kniekehlen zu hacken gedachte. Solche Rangeleien gehörten für Scato zum Sozialverhalten dazu. Es war ein Säbelrasseln, ein gegenseitiges Präsentieren der Waffen, ein Zähnefletschen, ohne diese einzusetzen, wenn es nicht sein musste. Ob Saturninus das genau so sah, hinterfragte er nicht. Besonders, da die weiche Hand von Tiberios in seinem Gesicht ihn wieder ablenkte und beruhigte.


    "Ich werde dich sehr vermissen, Tiberios. Bitte komm noch einmal her. Diese Furier wissen nicht, was für einen Goldschatz sie mit dir haben, der durch keine 700 Sesterzen aufzuwiegen ist und auch durch keine 700 000."


    Die wichtigsten Dinge konnte man von keinem Geld der Welt kaufen. Man bekam sie geschenkt oder man bekam sie nie. Ohne die Reaktion abzuwarten, setzte Scato sich auf die Bank und zog Tiberios zwischen seine Beine, um ihn um den Bauch zu umarmen und das Ohr auf sein Herz zu legen. Er fürchtete, dass sein Gesicht allzu viel verraten mochte. Die finsteren Gedanken, die er gehegt hatte, waren fort. Sanft kraulte er Tiberios´ schmalen Rücken, während er versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das vorbei sein würde. Nach wie vor ging Scato davon aus, dass sie sich niemals wiedersahen und dass Tiberios nur versuchte, ihm einen kleinen Funken Hoffnung zu erhalten.

    Auch Scato hob das Glas. Der Falerner war extrem aromatisch.


    "Ja, Milites", bestätigte auch Scato. "Lurco hatte das Haus, ich den Sklaven, der es renoviert.


    Inzwischen waren es zwei Sklaven mehr. Die Casa war trotz ihres Alters gepflegt, es gab hier weder Schimmel noch Ungeziefer. Der Garten und die genutzten Räume entsprachen dem, was ein durchschnittlicher Stadtrömer als annehmlich empfunden hätte, von ein paar verwilderten Ecken abgesehen, wie die mit den moosigen Tonkübeln, die Scato aber als gemütlich empfand. Wenn man ein wenig herumstromerte, stellte man fest, dass die meisten Räume entweder leer standen oder als Materiallager genutzt wurden und die Fußbodenheizung funktionierte nicht, da sie noch ein paar Sklaven mehr hätten besitzen müssen, um die gewaltigen Öfen am Brennen zu halten. Aber auch das würde sich im Laufe der Zeit geben, da war Scato zuversichtlich.


    Wo wohnte eigentlich sein Vetter Ravilla, der neu nach Rom gezogen war? Wenn der feststellte, dass er bei Scato einziehen konnte, würde er vermutlich auch mit Sack und Pack vor der Tür aufkreuzen und die Bewohner mit seiner Anwesenheit ... beglücken. Dann würde es den Sklaven nicht langweilig werden.


    "Und du bist ein neuer Tribun?", hakte Scato neugierig nach. "Ich habe dich noch nie in der Castra Praetoria gesehen."

    Scato senkte leicht das Haupt, den Blick unablässig auf die Augen seines Gegenübers gerichtet. Noch ging es hier nur um einen Sklaven, doch wenn irgendjemand auf die Idee kam, weiter nachzuforschen, was Scato noch so trieb, könnte das Ergebnis verheerend enden.


    "Vielleicht bin ich zu kurzsichtig, um zu sehen, wenn ein bestimmter Mann dereinst in Not ist. Es sind gefährliche Zeiten für gut betuchte Bürger. Helvetius Archias, ein guter Wirt ... Tiberius Caudex, Iulius Caesoninus, Iulia Phoebe. Nichts weiter mehr als Namen in einer Statistik. Vielleicht bin ich aber auch dermaßen kurzsichtig, dass ich in anderen Situationen besonders genau hinsehen muss, damit mir auch kein Detail entgeht, kein noch so winziges Indiz für eine Straftat ... wir arbeiten gründlich. Sehr gründlich."


    Alles, was er wollte, war Abschied nehmen von einem Menschen, der ihm wichtig war und den er nie wieder sehen würde, stattdessen musste er sich auslachen und beleidigen lassen. Da der Furius obendrein Recht hatte mit seinen Unterstellungen, so dass eine unausgesprochene Drohung im Raum stand, schlug Scatos Herz bis zum Hals. Der Mann war verwandt mit seinem Vorgesetzten. Die Reaktion der Offiziere konnte in so einem Fall von einer bloßen Ermahnung über eine unehrenhafte Entlassung bis hin zur Todesstrafe alles beinhalten. Gute Soldaten waren für die falschen Vorlieben schon von ihren eigenen Kameraden zu Tode gesteinigt worden. Eine solche Aussage konnte und durfte er nicht auf sich sitzen lassen.


    "Schließe nicht von dir auf andere, Furius Saturninus. Zu erfragen, was Tiberios bei dir mit seiner Schreibhand noch so anstellt, verstößt gegen die guten Sitten, aber bei mir hätte er die Buchführung machen sollen. Tiberios steht also nicht zum Verkauf, danke für die Information. Dann kannst du jetzt gehen. Tiberios wird dir sicher folgen, sobald wir die Übersetzung fertig besprochen haben."

    Zitat

    Die Umzugsvorbereitungen von Rusticus dauerten ca. 540 Stunden.


    Ganz großes Kino, Rusty! :app: Besonders wenn man bedenkt, wie schnell die Uhr für diese Forenversion tickt und wie es geendet wäre, hättest du das nicht rechtzeitig geschafft. Vielen Dank im Namen aller, die hier gern schreiben und es weiterhin können!

    Scato ließ Tiberios los und erhob sich. Die Körperhaltung des anderen Mannes wirkte offensiv und seine höflich gewählten Worte änderten nichts an dem Eindruck. Wenn Scatos Laune zuvor schon schlecht gewesen war, sank sie nun in frostige Gefilde. Ein entsprechender Blick traf den Furius.


    "Da ich keine siebenhundert Sesterze habe, habe ich das furische Eigentum auf wertmindernde Umstände geprüft. Die Schreibhand eines Scriba muss tadellos funktionieren."


    Jene hatte er in sein Gesicht geführt.


    "Was willst du mir unterstellen?", fragte Scato lauernd.

    Scato griff nach Tiberios´ Hand und zog sie an sein Gesicht, um sie zu küssen, ehe er sie sich an die Wange legte und dort festhielt. Sein Gesicht war voller Schmerz.


    "Ich wünschte, ich könnte die Dinge so gelassen sehen wie du. Aber da ist nur grenzenlose Wut."


    In seinen Gedanken schlug Scato Tiberios mit einem Fausthieb nieder, um ihn nach Hause zu tragen und im Keller der Casa Leonis einzusperren, wo er ihn jeden Tag besuchen könnte. Wer auch immer nach ihm suchte - niemand würde je erfahren, was aus dem Sklaven geworden war, bis man ihn für entlaufen oder tot hielt. Doch Tiberios würde leben. Er würde einen Schreibtisch zur Verfügung haben, Papyri und Tinte, dazu würde Scato ihm nach und nach eine Bibliothek aufbauen. Ein weiches Bett würde auch dazu gehören und Terpander kochte köstlich für sie alle. Auch Charislaus könnte Tiberios sehen. Es würde ihm gut gehen dort unten, von allen verwöhnt und den ganzen Tag zur Verfügung habend für seine Studien. Er wäre endlich frei von dieser Herrin, die ihn dafür vergeudete, Tabellen für das Handelshaus in Ostia aufzustellen oder als Vorleser zu fungieren oder was auch immer sie sonst mit ihm trieb, das Tiberios´ Naturell nicht würdig war. Sie schändete diesen klugen Geist regelrecht. Bei Scato aber ginge es Tiberios gut ...


    Scato hob die Lider und suchte Tiberios´ Blick. "Dies ist ein Abschied für immer, nicht wahr?"

    "Ich rede doch gar nicht von Stilo, den interessiert nur sein Wein und wo es die billigsten Huren gibt. Sogar wie die Huren aussehen ist ihm egal. Ich sprach von Tarpa, der mir ein wenig zu zielgerichtet scherzt. Wie kommst du darauf, dass ich noch in Lupanare gehe? Aus dem Alter bin ich raus und früher habe ich mich jedes Mal betrunken. Nicht, um mir die Damen dort schönzusaufen, sondern im Gegenteil, damit nichts mehr geht und ich umfalle! Außer Velia habe ich keine einzige Hure je benutzt. Und selbst bei der war es umgedreht, sie hat vielmehr mich benutzt!"


    Scato schaute prüfend nach den Pferden.


    "Terpander spricht immer die Wahrheit, Lurco. Er war immerhin mein Lehrer. Wenn er sagt, in Griechenland sei es wunderbar, dann ist das so."


    Zudem machte ein grauer oder weißer Bart einen Mann in Scatos Augen automatisch eine Spur sympathischer und vertrauenserweckender als wenn jemand in dem Alter glatt rasiert war. Vielleicht, weil das Väterliche auf diese Weise betont wurde, genau wie wenn jemand Bauch hatte. Scato griff nach Lurcos Hand, zog ihn an sich und küsste ihn noch einmal voller Liebe, denn nun würden sie eine Weile einfach nebeneinander her gehen.


    "Können wir die Pferde hierlassen oder nehmen wir sie mit und stellen sie bei einer Poststation unter?"

    Finde ich genial. :D Man könnte es eventuell kleiner machen in der Box, nur die aktuelle Wetterlage plus Temperaturen, und dann erhält man die Vollansicht nur auf Klick hin? Die vier Leisten - sind die der Tagesverlauf oder die vier Hauptstädte?

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/k/b45o/jt6x/] Ramnus
    Alles voller Octavier. Nachdenklich kratzte Ramnus seine gepanzerte Wampe. "Wir haben einen Centurio Octavius Maro und einen Optio Octavius Frugi. Der Praefectus Urbi Octavius Victor muss ganz neu sein, von dem weiß ich noch nichts. Soll ich´s in Erfahrung bringen, ob er hier ist?"


    Im Aushang war nichts verlautbart worden und mündlich hatte diese Neuerung auch noch nicht die Runde gemacht. Aber wer gezielt nachfragte, würde sicher etwas herausfinden.

    Scato fiel da spontan jemand ein ... aber er war auf Cerretanus´ Antwort gespannt. Er rührte in seiner Blutsuppe, angelte eins der glatten rosa Bällchen mit dem Löffel, beäugte es und legte es dann Lurco auf den Teller. Terpander kochte lecker, aber manche Zutaten waren weniger nach Scatos Geschmack.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/k/b45o/jt6x/] Ramnus
    Der eindrucksvoll gebaute Miles nahm Haltung an und salutierte, genau wie die Kameraden, die in der Nähe standen. "Willkommen in der Castra, Tribun, ich bin Miles Rufius Ramnus, zwölfte Stadtkohorte, dritte Zentrurie", dröhnte Ramnus. Aufgrund seiner Größe und Masse konnte er ein vorbildliches Stimmvolumen erzeugen.


    Ramnus wartete auf weitere Anweisungen. Konnte sein, dass der neue Tribun wünschte, dass er ihm den Weg beschrieb oder ihn hinbrachte - konnte aber genau so gut sein, dass der Mann sich nur am Tor anmelden wollte und den Rest lieber allein klärte.

    Ein Eques bei den Cohortes Urbanae? Dann musste das ein Tribun sein! Scato wich alle Farbe aus dem Gesicht, als er sich ebenfalls setzte. Dieser verdammte Grieche!


    "Miles Iunius Scato, Capsarius", korrigierte er seine Selbstvorstellung. "Cohors XII Urbana, dritte Zenturie."


    Damit der Mann auch wusste, wem er das nächste Mal einen besonders beschissenen Auftrag erteilen konnte.


    "Geräumig ist die Casa Leonis", stellte Scato fest, da er davon ausging, dass Terpander den Gast deswegen zu ihnen geführt hatte. "Wir sind hier nur zu zweit, von den drei Sklaven abgesehen. Bis du eine eigene Bleibe gefunden hast, könntest du dich hier einmieten. Auf die Füße tritt man sich nicht."


    Im Gegenteil, da drei Sklaven kaum Lärm machten, war hier meist nur das Vogelgezwitscher zu hören und das gelegentliche Schreien des Pfaus Narcissus, der sie vom Dach aus beobachtete. Genau genommen stand das Anwesen, das für eine drei Generationen umfassende Großfamilie samt Sklaven und Libertini gereicht hätte, bis auf vielleicht fünf genutzte Räume leer. Der eigentliche Wert des Hauses lag aber nach Scatos Meinung in der Lage - man war zu Fuß in wenigen Minuten in der Castra Praetoria, so dass man nach Dienstschluss kurz hierher schlüpfen konnte, ehe man zum Schlafen wieder in die Castra zurückkehrte.

    Während Lurco entspannt sitzen blieb, schoss Scato in die Höhe.


    "Salve, es ist uns eine Freude und eine Ehre! Sisenna Iunius Scato. Darf ich dir einen Stuhl anbieten?"


    Genügend Stühle gab es und ein kurzer Blick verriet, dass sie alle sauber waren. Irgendwie musste er den Fehltritt seines Sklaven wieder ausbügeln, der gerade erfolgreich seinen Herrn bis auf die Knochen blamiert hatte. Sein Blick suchte den von Terpander, der sich vor der Mauer herumdrückte und so tat, als könne er kein Wässerchen trüben. Wie konnte er den Eques herumscheuchen? Diesmal war er zu weit gegangen, diesmal würde es Konsequenzen geben!


    "Terpander! Geh eine ... geh DIE Weinamphore holen. Die Gute!"

    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco


    Für die Dauer eines Wimpernschlags huschte Scatos Blick nach rechts. Scheinbar hatte er einen derart traurigen Flusch gezogen, dass es Lurco der mögliche Hieb mit dem Rebenstock wert war und er sich nach seinem Befinden erkundigte. Für Lurco beging Scato darum seinerseits den Fehltritt, ihm kurz Antwort zu geben, damit er sich nicht den Kopf zerbrach oder annahm, Scato ginge es körperlich schlecht. "Jemand geht", raunte Scato, fast ohne die Lippen zu bewegen und gerade laut genug, dass man die Worte durch den Lärm der genagelten Sohlen noch verstand. "Ich erzähl´s dir dann!"