Immerhin war der Mann so gnädig, Tiberios bei Scato zu lassen. Das hätte er nicht gemusst. Das gegenseitige Gezicke - beide drohten mit ihren beruflichen Vollmachten - war für Scato ein Abstecken von Grenzen. Weder hatte er vor, dem Primicerius irgendetwas anzuhängen, noch nahm er an, dass dieser seinerseits ihm beruflich in die Kniekehlen zu hacken gedachte. Solche Rangeleien gehörten für Scato zum Sozialverhalten dazu. Es war ein Säbelrasseln, ein gegenseitiges Präsentieren der Waffen, ein Zähnefletschen, ohne diese einzusetzen, wenn es nicht sein musste. Ob Saturninus das genau so sah, hinterfragte er nicht. Besonders, da die weiche Hand von Tiberios in seinem Gesicht ihn wieder ablenkte und beruhigte.
"Ich werde dich sehr vermissen, Tiberios. Bitte komm noch einmal her. Diese Furier wissen nicht, was für einen Goldschatz sie mit dir haben, der durch keine 700 Sesterzen aufzuwiegen ist und auch durch keine 700 000."
Die wichtigsten Dinge konnte man von keinem Geld der Welt kaufen. Man bekam sie geschenkt oder man bekam sie nie. Ohne die Reaktion abzuwarten, setzte Scato sich auf die Bank und zog Tiberios zwischen seine Beine, um ihn um den Bauch zu umarmen und das Ohr auf sein Herz zu legen. Er fürchtete, dass sein Gesicht allzu viel verraten mochte. Die finsteren Gedanken, die er gehegt hatte, waren fort. Sanft kraulte er Tiberios´ schmalen Rücken, während er versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das vorbei sein würde. Nach wie vor ging Scato davon aus, dass sie sich niemals wiedersahen und dass Tiberios nur versuchte, ihm einen kleinen Funken Hoffnung zu erhalten.