Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    << Baracke VII


    Auf Scato gestützt gelangte Lurco zur Tür des Valetudinariums. "Den Weg hinein findest du alleine. Gute Besserung, ich komm dich nach Dienstschluss besuchen." Scato war etwas gehetzt, weil Cerretanus Stress machte. Der Drill war wichtig, es galt vor der Öffentlichkeit und dem Kaiser eine gute Figur zu machen, vielleicht war der sonst entspannte Optio deswegen so gereizt. Scato tätschelte kurz Lurcos Bauch, dann flitzte er davon.


    Exerzierplatz >>

    "Was machst du da?!" schrie Scato, kaum, dass Cerretanus außer Hörweite war, da Lurco anstalten machte, diesem zu folgen. "Lass den Mist. Ich bring dich jetzt zurück ins Valetudinarium. Vorher solltest du dir was anziehen!"


    Lurco, der die Angewohnheit hatte, splitterfasernackt zu schlafen, wollte scheinbar in seiner geistigen Umnebelung auch in jenem unbekleideten Zustand zum Exerzierplatz wandeln. Scato zog ihm die Tunika über, wobei er auf die ganzen Verbände achtgab, besonders auf den im Gesicht. Bei den Sandalen half derweil Asper, so dass Lurco ziemlich schnell wieder angekleidet war. Den Gürtel und alles brauchte Lurco nicht, er gehörte ins Bett. Und während das Contubernium sich exerzierfertig machte, brachte Scato den Verletzten ins Lazarett.


    Valetudinarium >>

    << Valetudinarium


    Das Contubernium der Baracke VII machte seiner Nummer heute alle Ehre. Ohne Lurco wirkte die Truppe asymmetrisch. Aber auf das Armilustrium freuten sie sich. Sie hofften, dass der Kamerad noch rechtzeitig genesen würde. Niemand außer Scato und Pullus wussten, warum er überhaupt in solch einem üblen Zustand war und diese beiden hüllten sich in Schweigen. Wann immer jemand fragte, behaupteten sie, Pullus hätte versucht, Lurco beim Rasieren zu helfen. Da Lurco fehlte, stand Scato heute neben Asper, der sonst immer auf Lurcos anderer Seite anzutreffen war.


    Asper sah aus wie aus dem Ei gepellt, seine Zähne waren frisch gebleicht und seine Augenbrauen sorgfältig gezupft. Die verwegene Unfrisur verschwand unter einem im Sonnenlicht blitzenden Helm. In all seiner Zeit bei den Cohortes Urbanae hatte Asper nicht ein einziges Mal eine Rüge für den Zustand seiner Ausrüstung erhalten oder dafür, wie er sie trug. Sein Panzer glänzte aufgrund einer geheimnisvollen Politur dermaßen, dass es einen blendete, wenn man in einem ungünstigen Winkel zu ihm stand. In Scatos Augen war der Kerl ein eitler Gockel und während sie sich früher gut verstanden haben, verlief inzwischen ein unsichtbarer Graben zwischen ihnen, dessen Herkunft Scato nicht verstand.


    Ramnus, der noch mehr in die Breite gegangen war, hatte sich einen neuen Panzer anfertigen lassen müssen, da keiner der zur Verfügung stehenden Standardgrößen ihm mehr passte.


    Pullus wirkte nicht ganz anwesend, er machte sich große Sorgen um Lurco. An seinem Auftreten gab es ansonsten jedoch nichts auszusetzen, der Mann machte seinen Dienst zuverlässig.


    Quietus war fast so penibel herausgeputzt wie Asper, aber auf eine weniger auffällige Weise, da er darauf verzichtet hatte, seinen Panzer mit irgendeiner geheimnisvollen Politur zu bearbeiten, der ihn glänzen ließ, als käme er frisch aus der Waffenfabrik und seine Tunika und die Caligae waren auch schon älter, während Asper sich ständig neues Zeug kaufte, sobald ein Faden abstand oder es anderweitig benutzt wirkte.


    Tarpa wirkte erschöpft. Ihm machte immer noch die Sache mit Asinia zu schaffen, der mit einem anderen Mann verheirateten Bratwurstfrau, die sein Kind unter ihrem Herzen trug. Alle Versuche, ihm das Verantwortungsgefühl auszureden und dem Kind ein verwöhntes Kuckucksdasein zu gönnen, waren gescheitert. Der deprimierende Tarpa diente seither als erschreckendes Beispiel dafür, was geschah, wenn man sich da draußen verliebte. Auch seine Ausrüstung wirkte entsprechend mehr schlecht als recht gepflegt.


    Stilo sah aus wie immer - als hätte er die letzten Nächte gebechert und gehurt, was auch zutraf. Er wirkte nun entsprechend übernächtigt und mürrisch, versah aber seinen Dienst dennoch so weit ordentlich, auch wenn er nicht als Vorzeige-Miles hätte herhalten können.


    Sieben Augenpaare starrten nach vorn, eines fehlte.

    "Danke für die Einladung, Optio! Ich nehme Obst, Fleisch und Falerner, dazu eine Schale Puls."


    Damit hatte Scato den größten Berg Essen bestellt. Dass er der Dünnste der Anwesenden war, ließ das Ganze etwas skurril wirken. Charislaus hatte den Eintopf so liebevoll zubereitet, dass Scato unbedingt davon essen wollte, auch, weil Charislaus neu war und er auszutesten gedachte, wie gut der junge Mann kochen konnte. Scato zog seine Schüssel mit Blutsuppe an sich heran und löffelte sofort los, während er darauf wartete, dass man ihm den Rest servierte. Da er Terpander seit Jahren schon kannte, kannte er natürlich auch dessen kulinarischen Ausflüge nach Griechenland. Dass ausgerechnet die Griechen, denen man eine gewisse Weichheit nachsagte, Blutsuppe aßen, fand er ulkig. Besonders bei einem Lehrer aus Athen.


    Ramnus schaufelte los, kaum, dass Terpander ihm die Schüssel hingestellt hatte. Die länglichen rosa Kugeln, die vielleicht gekochte Eier waren, schlang er besonders gierig herunter. Asper musterte ihn angewidert von der Seite.


    "Ein Rosenwasser und drei Würste, bitte. Ramnus! Iss doch mal langsamer, du spritzt alles voll!" Da Asper sich besonders in Schale geworfen hatte - Scato fand ihn trotz der Ausgeh-Tunika und dem in stundenlanger Sorgfalt mit irgendeiner Klebepaste versteiften Haar immer noch hässlich - schien ihm das besonders missfallen.


    Die Antwort war ein schlürfendes Grunzen von Ramnus.


    "Ich nehme Falerner", bestellte Stilo, der scheinbar nichts essen wollte.


    "Mir erscheint das Gebäck einladend", meinte Tarpa, angelte sich einen Keks, ditschte ihn in die Blutsuppe und lutschte die aufgeweichte Ecke ab. Das schien zu schmecken, denn in dieser Manier machte er weiter.

    Der Senator hatte sein Päckchen zu tragen. Sein Kind zu verlieren, stellte Scato sich von allen Schicksalsschlägen als den schlimmsten vor. Wohlstand und gesellschaftlicher Status hin oder her - auch der Iulius hatte den Tod seiner Verwandten nicht verhindern können und litt so wie Stella und alle anderen Betroffenen darunter, was in letzter Zeit in der Urbs Aeterna geschehen war und was vielleicht noch geschehen würde. Zwischen den beiden Möglichkeiten eines zukünftigen Schicksals standen die Truppen, deren Teil Scato war. Scato war still geworden, als erst der Iulius und dann auch das Fräulein ihrer Verzweiflung Luft machten. Denn das war es zumindest in Stellas Fall, wenngleich Zorn in ihrer Stimme flammte - in Wahrheit spürte sie nach seiner Einschätzung abgrundtiefe Verzweiflung. Seine Vermutung, dass sie eine Freigelassene der Tiberii sein musste, die nun ohne ihre geliebten Herren dastand, festigte sich. Scato unterbrach niemanden, der gerade so emotional sprach, doch plötzlich starrte das Mädchen ihn an, erwartungsvoll, als wolle sie seine Meinung dazu hören. Vielleicht wollte sie, dass er ihr in ihrer Anklage widersprach, doch das tat Scato nicht.


    "Ich habe meinen Vater auch früh verloren", erklärte er ruhig. Und mit dem Vater auch die Mutter, wenngleich sie noch unter den Lebenden wandelte - innerlich war sie gestorben und das war für ihre Söhne vielleicht schlimmer gewesen als ihr endgültiger Tod. Ihr Wahnsinn hatte mehr Leid über Scato und Fango gebracht als die Trauer über den Verlust des Vaters es vermocht hatte. Und von dem verschollenen ältesten Bruder Caepio sprach keiner mehr. "Rom ist, was wir alle daraus machen, Stella. Tag für Tag trägt jeder von uns dazu bei, im Guten wie im Schlechten. Rom ist so viel mehr als eine Stadt oder ein Reich." Er legte die Hand auf sein Herz. "Hier ist Rom. Wenn da draußen das Schlechte überwiegt, dann darf das Gute für Rom nicht untätig bleiben. Und der Senator Iulius hat einen guten Hinweis gegeben, was man tun kann, wenn man sich allein und hilflos fühlt. Denn Rom ist auch das."


    Scato lächelte aufmunternd. Er war sicher, dass der Iulius diesen Punkt nicht ohne Grund angesprochen hatte, sei es, weil er selbst indirekt seine Hilfe anbieten wollte oder weil er das aufgebrachte Fräulein daran zu erinnern gedachte, wie sie sich selbst helfen konnte.


    "Soll ich dich im Anschluss an das Gespräch nach Hause geleiten?", fragte er Stella.


    Vielleicht wohnte sie in der Subura und Scato, der außerhalb seiner Dienstzeit unterwegs war, konnte einen kleinen Umweg ruhig auf sich nehmen. Er wusste, dass es nicht einfach war, als junge Frau allein durch manche Viertel zu gehen. Der Senator hingegen hatte mittels seiner Begleiter dafür Sorge getragen, sich unbehelligt durch die Stadt bewegen zu können.

    Zitat

    Das geht. Be menem Patron und mir machen wir das so. Ich bin der Eigentümer und er der Besitzer. Ich habe nichts mehr mit der Verwaltung der Betriebe zu tun

    Ist nicht so, dass dir nicht bereits mehrmals gesagt wurde, das du da Murks verzapfst und das nicht nur von Dives.

    Scato hielt den Brief in seinen Händen. Das war ein guter, wenn auch schwacher Vorwand, um Tiberios sehen zu wollen. Er konnte schlecht sagen, dass er den Sklaven besuchen wollte. Man besuchte keine Sklaven. Nicht, ohne sich vollends der Lächerlichkeit preiszugeben. Wenn überhaupt, dann ließ man nach ihnen schicken.


    "Salve, Ianitor", grüßte er in freundlichem Ton. "Ich habe hier einen Brief, den ich Tiberos persönlich überreichen möchte. Ist das möglich?"

    Zitat

    Das Schaubild, das ihr gemacht habt, beinhaltet in der Tat viele Ränge, die wir - aus den hier genannten Historizitäts-Gründen - längst begraben hatten.


    Die Grafik wurde nicht von uns erstellt, sondern wurde uns zur Verfügung gestellt. Sie ist schon sehr alt und entsprechend teilweise auch veraltet, drum bitten wir um Mithilfe, um sie auf einen aktuellen Stand zu bringen. :)

    Scato wusste nicht, dass Tiberios nicht mehr lange in der Casa Furia weilen würde, als er hierher kam, um seinen Brief abzugeben, falls ein persönliches Dankeschön nicht möglich war.


    Ad
    Tiberios
    Casa Furia
    Roma



    Betreff: Danke



    Salve Tiberios,


    vielen Dank für das wundervolle Geschenk. Ich bin noch nicht in der Kunst des Schröpfens bewandert, aber ich werde es eines Tages sein und dann wird es den Patienten gute Dienste leisten. Ich habe mich sehr darüber gefreut.


    Vale bene,
    Sisenna Iunius Scato


    Das klang sehr nüchtern, doch es war für Scato bereits Überwindung gewesen, überhaupt ein persönliches Schreiben an Tiberios zu richten aus Angst, es könnte von dem Falschen gelesen werden. Nicht darin stand all das, was niemand wissen sollte und was auch keiner Worte bedurfte. Scato schaute unschlüssig die Tür an, ehe er es wagte, zu klopfen.

    Zitat

    Ich möchte aus diesem Grund eine Frage voranstellen, bevor wir hier inhaltlich über bestimmte Posten reden: Bedarf es gerade überhaupt einer Überarbeitung des Rangsystems? Mit "Überarbeitung" meine ich dabei die Abschaffung alter, Umstellung bestehender oder Schaffung neuer Karriereposten.


    Es bedarf lediglich einer Anpassung an die Historie und keiner "Erfindungen", nur damit irgendetwas passend gebogen wird. Da bin ich strikt dagegen. Mir raucht hier der Kopf und mich regt es auf, dass ständig überall neue Baustellen aufpluppen.


    Zitat

    Ich hänge nicht an den Namen, sondern an den damit verbundenen Aufgaben. Das die Namen nicht historisch sind hat ja dazu geführt, dass die Positionen jetzt neue Namen haben.


    Das sollte doch bitte mit dem Rest von uns abgesprochen werden! Das ist NICHT die Ansicht der Gesamtspielleitung!

    Scato nickte und wer genau hinsah, erkannte neben der Sorge auch einen triumphierenden Gesichtsausdruck. Scato war stolz, dass seine Erziehungsbemühungen endlich Früchte trugen und Lurco gelernt hatte, auf seinen Körper zu hören und sich auch zu schonen, wenn er krank war!

    Das Contubernium begann, durcheinander zu wuseln. Es bildete sich eine Kette, mit der die Ausrüstung vom Vorraum bis nach hinten durchgereicht wurde. Das hatten sie sich angewöhnt, damit es nicht zu einem Stau kam.


    "Guten Morgen, Optio! Lurco ist krank", erinnerte Scato im Tonfall höchster Besorgnis, als ihm Tarpa seinen Panzer reichte, den er nun wie eine Weste überzog und ihn dann vorn zuschnürte. Die Caligae hatte er bereits an den Füßen.

    Natürlich war auch Scato dabei. Direkt hinter Cerretanus und Lurco grinste er in die Taberna.


    "Huhu, Terpsi", flötete er. "Unser Optio und die Jungs wollten mal schauen, wie gut du kochst."


    Nun wusste der Grieche, wer die ganzen Leute waren. Der Vorgesetzte seines Herrn war dabei, Terpander dürfte nun schön Muffensausen haben. Zum Glück war alles sauber und ordentlich. Die Atomsphäre war sehr rustikal, aber gemütlich. Irgendjemand - mit Sicherheit nicht Terpander - hatte die Tische mit Deckchen und Blumenvasen geschmückt. Tonlampen, die wie kleine Kannen geformt waren, aus deren Tülle der Docht ragte, spendeten zusätzliches Licht.


    "Kommt alle rein, Männer, es ist genügend Platz."