Valetudinarium - Krankenhaus

  • Scato nickte knapp, auf die Anweisung, sich zusammenzureißen. Jedoch wurde das Zittern seiner Hände davon auch nicht besser. Er war froh, als Maro endlich einen Medicus anschleppte. Lucius Murena bot Scato an, zu gehen, da er wohl sah, wie elend es ihm ging. Doch Scato wollte bleiben, zuschauen und lernen, damit er das nächste Mal besser helfen konnte. Murena trennte die Nähte wieder auf, bis auf zwei kleinere, mit denen er so zufrieden war, dass sie bleiben konnte. Dann nähte er nach einer kurzen Kontrolle der Sauberkeit, wobei er noch ein kleines Steinchen fand, das recht tief steckte, die Wunden noch einmal neu. Besondere Sorgfalt legte er bei Lurcos Gesich an den Tag, damit die Narbe nicht schlimmer endete, als sie unbedingt aussehen musste. Es dauerte, obwohl der Medicus routiniert war, nach Scatos Empfinden sehr lange. Doch als er fertig war, sahen die Schnitte viel besser aus, als nachdem Scato sie verarztet hatte.


    "Danke", wisperte Scato, dem schlecht war. Kaum war der Medicus verschwunden, ging auch der andere Capsarius, nachdem er Scato noch ein paar Tipps gegeben hatte, wie die Nachsorge auszusehen hatte.


    Erschöpft wischte Scato sich mit dem Handrücken über das von Lurcos Blut rot und braun gefleckte Gesicht.

  • Lurco hatte das Treiben um sich herum halbwegs mitbekommen. Scato verarztete ihn und schwitzte im wahrsten Sinne des Wortes Blut und Wasser. Auf einmal stand Maro im Raum und wollte mit ihm reden. Statt Maro stand plötzlich ein Arzt dort. Oder war es immer der Arzt gewesen?


    Warum sollte Maro jetzt mit ihm reden wollen und ausgerechnet hier? Das ergab keinen Sinn, vermutlich war es der Arzt gewesen und er hatte sich Maros Stimme eingebildet. Er würde Scato fragen, was er da wirklich gehört hatte.


    Jetzt war es still. Beruhigend und schmerzstillend still.


    Lurco öffnete die Augen, seine Augenlider waren schwer wie Blei. Scato sah so aus wie er sich fühlte. Fertig. Zerschlagen. Blutig. Ende seiner Kräfte. Er streckte vorsichtig eine Hand nach Scato aus. Die langen Schnitte die von seinen Unterarmen bis fast zu seinen Händen reichten waren genäht worden. Irgendwie hatte er einen Teil von der Versorgung verpasst.


    "Scato... es tut mir... leid... hab Dir so viel Ärger und... Angst gemacht....", nuschelte Lurco, da er durch die genähte Wange nicht anders sprechen konnte.


    Manius blinzelte und schaute sich im Raum um, sie waren allein. Sein Blick verfinsterte sich und ein winziges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    "Haben... sie alle zu Leichen... verarbeitet...
    Sie abgeschlachtet... für die... Kameraden. Mars... wa...r war mit uns... ",
    flüsterte er so leise dass nur Scato ihn hören konnte.


    Lurco wälzte sich etwas herum, so dass er Scato genau in die Augen schauen konnte.
    "Ich... lieb Dich", flüsterte er noch leiser.

  • Die brüchigen Mauern von Scatos Selbstbeherrschung brachen zusammen. Er drückte die Stirn neben Lurcos Kopf auf den Rand der Pritsche. Das Zucken seines Körpers verriet, dass er lautlos Tränen vergoss. Einer der Capsarii stellte ihm einen Becher Wasser hin - ein guter Trick, um jemanden zu beruhigen, der die Nerven verloren hatte, denn die Geste bedeutete stummen Beistand und durch das Trinken beruhigten sich die Atmung und der Puls. So griff Scato nun also mit tränennassem Gesicht nach dem Becher und trank ihn langsam in kleinen Schlucken aus. Danach ging es ihm zumindest äußerlich besser.


    Ein Blick in den Raum offenbarte, dass niemand außer ihnen hier war. Er brachte Mund und Nase neben Lurcos Ohr, um "Ich liebe dich auch" zu flüstern und ihm einen Kuss auf die Schläfe zu drücken. Danach setzte Scato sich wieder gerade hin und schaute sich die Nähte an. Egal, was er gerade fühlte - in erster Linie war Lurco gerade Patient. Und er würde sich um ihn kümmern. Alles andere musste später kommen.


    "Ich verbinde ... die Schnitte jetzt noch", erklärte er stockend. "Danach bringe ich dich zu Centurio Octavius Maro ins Officium." Gesagt, getan.


    Officium >>

  • << Baracke VII


    Auf Scato gestützt gelangte Lurco zur Tür des Valetudinariums. "Den Weg hinein findest du alleine. Gute Besserung, ich komm dich nach Dienstschluss besuchen." Scato war etwas gehetzt, weil Cerretanus Stress machte. Der Drill war wichtig, es galt vor der Öffentlichkeit und dem Kaiser eine gute Figur zu machen, vielleicht war der sonst entspannte Optio deswegen so gereizt. Scato tätschelte kurz Lurcos Bauch, dann flitzte er davon.


    Exerzierplatz >>

  • Lurco nickte knapp auf Scatos Worte hin.
    "Danke...", konnte er noch sagen, da wurde er liebevoll getätschelt und ehe er sich versah, war Scato schon mit fliegenden Sandalen davon geteilt.


    Missmutig betrachtete Lurco das Krankenhaus. Für eine Sekunde zuckte der Gedanke durch sein Schädel, das Krankenhaus Krankenhaus sein zu lassen und zur geplanten Razzia zu schlurfen.


    Dann gab er sich einen Ruck und betrat das Gebäude.


    Wo beim Abgrund sollte er sich melden? Lurco suchte sich das nächstbeste freie Zimmer, streifte die Sandalen ab und legte sich ins Bett.

  • << Porta Praetoria


    Im Valetudinarium fand sich rasch ein freies Zimmer. Da Scato nun schon eine Weile hier arbeitete, durfte er sich allein um den Patienten kümmern und ihn für den Medicus vorbereiten. So wurde Ferox von seiner dreckstarrenden Tunika befreit, die gleich in der Tonne landete, zusammen mit den schimmelnden Caligae und dem Cingulum. Sämtliche Kleider waren nur noch Abfall. Anschließend wurde Ferox mit Waschschüssel und Lappen gesäubert, nur um anschließend auch noch in die Therme gebracht zu werden. Zwei Waschgänge waren hier angeraten, sonst wäre das Wasser in der Therme dermaßen verschmutzt gewesen, dass niemand anderes mehr hätte darin baden können. Nach dem Bad kümmerte Scato sich auch um Ferox´ Nägel, die in alle Himmelsrichtungen gewachsen waren. Es wäre zwar zu dem Zeitpunkt nicht schon unbedingt nötig gewesen, aber er spendierte ihm auch eine Bartrasur, damit er sich wieder wie ein Mensch fühlen konnte. Am Ende durfte Ferox sich, sauber und umgekleidet, in das Krankenbett legen, während Scato ihm etwas zu Essen und zu Trinken holte.


    Tarpa und Asper hatten sich derweil zwei Faltschemel organisiert und sich bequem gemacht. Sie schoben Wache, während sie leise plauderten.

  • Nachdem Ferox sich ausgeheult hatte, ließ er sich dazu überreden, etwas Wasser zu sich zu nehmen. Die Trauer wurde darob nicht geringer, doch sie wich einem düsteren Schweigen. Nach einer Weile wurden seine Lider schwer. Im Bechermusste irgendein Mittelchen sein, er spürte, wie sein Herzschlag sich beruhigte und ein starkes Hungergefühl sich einstellte. Den dargereichten, dünnflüssigen Brei schlang er gierig herunter und fragte nach mehr. Jedoch kam er nicht mehr dazu, herauszufinden, ob die Bitte ihm gewährt wurde - der Trunk vollzog seine Wirkung bis zum Ende, der Kopf sank Ferox in das Kissen und er schlief für lange Zeit, ohne von Alpträumen oder plötzlichem Erwachen geplagt zu werden. Den Schlaf hatte er bitter nötig.

  • Der Zustand des Mannes, welcher Tags zuvor vom Tor direkt in die Krankenstation verfrachtet würde, war augenscheinlich schlecht. Und das hatte der Furier nicht vergessen.


    Das Auftauchen hier im Valedutinarium verwunderte manch einen. Man könnte es an den Gesichtern ablesen.


    Als er Scato sah schnappte sich Cerretanus und zog ihn beiseite. " Wie geht es denn dem Patienten?" erkundigte er sich.

  • Scato freute sich, dass Cerretanus persönlich nach dem Rechten sah. Er begleitete ihn ein kleines Stück, so dass sie miteinander sprechen konnten.


    "Der Patient ist stabil. Aber auch ausgehungert, dehydriert und erschöpft. Und, ja, verwahrlost, wobei ich das Schlimmste schon behoben habe. Wenn er wieder richtig munter ist, geht Asper mit ihm noch mal in die Therme Haareschneiden und so weiter. Asper kann das."


    Er schnitt auch Scato und den meisten anderen ihres Contuberniums die Haare und verdiente sich auf die Weise etwas dazu.


    "Der Patient hat seit gestern fast durchgeschlafen, wobei ein bisschen nachgeholfen wurde mit beruhigenden Kräutern. Wenn er aufgewacht ist, hat er gegessen und getrunken und dann weitergeschlafen. Er schien froh zu sein, dass er wieder in der Castra ist. Wo auch immer er vorher war - ich denke nicht, dass er freiwillig fortgeblieben ist."

  • Nicht weit entfernt von seiner Baracke überlegte Lupus. Wo bekomme ich etwas zu essen? Noch wichtiger, wo bekomme ich das nötige Kleingeld her? Grübelnd ging er zwischen den Baracken. Wo befindet sich hier eine Gruppe mehr oder weniger unaufmerksamer Menschen? Tavernen, Thermen und richtig im Valetudinarium. Den Weg dorthin kannte er.

    Dort angekommen späte er vorsichtig umher. Notfalls konnte er noch immer sagen, er wolle einen Kameraden besuchen. Ich muss dorthin wo die richtig Kranken liegen, die bekommen nicht viel mit.

    Trotz der manchmal nicht angenehmen Gerüche zirkulierte ein frischer Luftstrom, der die Vorhänge leicht bewegte. Dies kam ihm natürlich zu gute.

    Hin und wieder starrten ihn ein paar Augenpaare an, er legte dann seinen Zeigefinger auf seine Lippen. Wenn ein Stöhnen erklang hielt er erschrocken inne ehe er weiter schlich. Als plötzlich einer der Patienten vor Schmerz aufschrie, wäre fast los gerannt, doch er hörte wie sich eilige Schritte näherten und er konnte gerade noch rechtzeitig um die nächste Ecke verschwinden.

    Alles umherschleichen nutzte ihm nicht, er fand einfach nichts brauchbares. Vielleicht liegen sie auf ihren Geldbeuteln, überlegte er.

    Endlich kam er auf, wie er fand, einen guten Einfall. Die Kranken konnten sich kaum ihr Essen selber zubereiten, also gab es bestimmt einen Raum in dem sich Vorräte befanden. Vorsichtig schlich er weiter.

  • "He du!" Der Centurio war gerade bei einer Krankenvisite bei einem Miles gewesen. Dem war eine Dachlatte auf den Deckel gefallen. Aber dieser Miles war normalerweise einer seiner besten Maurer, also sah Maro besser mal nach ob der wieder wurde. Wurde er den Göttern sei dank.

    "Bist du nicht der neue Rekrut mit dem komischen Namen?" Wiesel. Nein. Vulpis, ja genau das wars.

  • Erschrocken, bei der scharfen Stimme, blieb Lupus zuerst stehen. Ein Ruck ging dann durch ihn, weil er dachte Frechheit siegt. "Was geht es dich an? Lass mich in Ruhe und kümmere dich gefälligst um deinen Kram."

  • Maro grinste, trat auf den Rekruten zu und klatschte diesem seinen Centurionen-Stab mit voller Wucht ins Gesicht.

    "Das brauch ich wohl nicht zu erklären. Und jetzt raus hier, wenn du mir nicht einen verdammt guten Grund für deine Anwenheit hier geben kannst. Krank siehst du nämlich nicht aus, musst du wissen."


    Sim-Off:

    Vulpis könnte auch gelegentlich bei seinem Ausbildungsthread auf dem Exerzierplatz aufkreuzen :D

  • Mit einer schmerzverzerrter Grimasse rieb sich Lupus über den brennenden Striemen in seinem Gesicht. Durfte der Kerl das? Waren hier körperliche Strafen an der Tagesordnung? Das konnte ja lustig werden.

    Nach einem hasserfüllten Blick zum Centurio verließ er das Krankenhaus.

  • Endlich war Frugi dazu gekommen Ferox in der Krankenstation zu besuchen. Jetzt stand er dort und schaute sich suchend um. Ob sich sein alter Freund sehr verändert hatte? Scato hatte ihnen ja erzählt er wäre sehr abgezehrt gewesen. Leise kam von ihm: „Ferox bist du hier?“

    Außer einem unwilligen Stöhnen, wie ein Husten hörte er nichts. Zögernd ging er weiter den Gang entlang, ein wenig lauter kam von im dann: „Ferox?“

  • Ferox hörte, wie jemand seinen rief. Die Stimme kam ihm vertraut vor. Ein wenig Vertrautheit hatte er nie so sehr gebraucht wie jetzt.


    "Hier", antwortete er heiser.


    Er war gut gepäppelt worden, aber sein Hals fühlte sich noch kratzig an. In seiner Schlaftunika und mit klappernden Holzschlappen an den Füßen schlurfte er auf den Gang. Ferox starrte den Mann an, den er dort sah und sofort erkannte. Das war Frugi! Der kleine Frugi! Dabei wirkte er gar nicht mehr so klein, wie er ihn im Gedächtnis hatte. Überglücklich ging Ferox zu ihm und drückte ihn herzlich an sich. Dass Frugi inzwischen Optio war, war noch nicht zu ihm durchgesickert. Er war einfach froh, seinen Stubenkameraden nach so langer Zeit gesund und munter wiederzutreffen.


    "Frugi, du alte Socke, wie geht´s? Jetzt wird alles gut."

  • Ehe Frugi sich versah hatte Ferox ihn an sich gedrückt. Er hatte ihn gar nicht richtig ansehen können, so schnell war alles gegangen. Langsam löste er sich von Ferox und schob ihn vorsichtig von sich. Mit sorgenvoller Miene betrachtete er ihn. „Man Alter was ist bloß mit dir geschehen? Du fragst mich wie es mir geht? Viel wichtiger ist die Frage wie es dir geht. Du darfst doch bestimmt raus oder? Dann lass uns ein paar Schritte machen. Muss du dich abmelden?“ Suchend blickte Frugi sich um. Vielleicht war Scato in der Nähe und konnte ihnen weiter helfen.

  • Ferox lächelte gequält.


    "Ich bin der wandelnde Grund dafür, warum Tirones keinen Ausgang bekommen sollten. Ich wurde bei einem Ausflug entführt und habe die letzte Zeit in einem Keller verbracht. Meine Entführer wollten irgendwen mit mir freipressen, haben es sich dann aber anders überlegt und mich aufgespart. Irgendwas ist jedoch geschehen, vielleicht einer der Bandenkämpfe, der alles durcheinander gebracht hat, sodass ich abhauen konnte. Warte, ich gebe kurz Bescheid."


    Er stakste zu einem Capsarius, meldete sich für einen Spaziergang ab und kehrte zu Frugi zurück.


    "Wir können. Inzwischen bin ich ja wieder halbwegs vorzeigbar." Zwar kränkelnd, aber gepflegt, sodass er sich nicht mehr zu schämen brauchte.

  • Frugi betrachtete seinen alten Kameraden voller Mitleid. So wie Ferox aussah, hatte man ihn sehr übel mitgespielt. Es würde bestimmt noch lange dauern bis er wieder seine alte Konstitution hatte, abgesehen von seinem alten Witz und seiner Lebensfreude.

    „Dann lass uns einen kleinen Gang zur Lagertaverne machen, über eine andere Kost wirst du dich bestimmt freuen oder?“

  • Der mitleidige Blick sorgte dafür, dass Ferox sich ein wenig unwohl fühlte, weil das hieß, dass er so erbärmlich anzusehen war, wie er sich fühlte. Sonst hatte er mit seinem Gewicht eher in die andere Richtung zu kämpfen. Vermutlich bedeutete das aber auch, dass er bald wieder die alte Wuchtbrumme war. Eine Einladung zum Essen kam ihm mehr als Recht, besonders mit seinem alten Kameraden zur Gesellschaft.


    "Dazu sag ich nicht Nein! Was haben sie heute im Angebot?"


    Guter Dinge begleitete er Frugi nach draußen. Zwar im Schneckentempo, aber auf seinen eigenen Beinen und ohne Krücke.

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