Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus raffte nicht, weshalb Tarpa einen Flunsch zog und sogar von Lurco getröstet werden musste, der auch nicht viel glücklicher dreinblickte auf Ramnus' Vorschlag hin. Was war mit denen los? Ramnus hatte doch gut ausgeholfen bei Asinia, nachdem Tarpa schlappgemacht hatte. Und wenn Lurco aus religiösen Gründen das Angebot verschmähte, konnte ihm auch keiner helfen. Ramnus schob seine beiden Kameraden vor, damit sie unterwegs nicht heimlich abdampften.


    "Vorne links, die Straße runter bis zum Barbier, dann rechts abbiegen. Von dort aus sieht man es schon."


    Wo war eigentlich die Fackel? Tarpa hatte sie drin vergessen. Egal. Ramnus kannte den Weg.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90r/1hus6uTarpa


    Tarpa musste sich geschlagen geben. Wenn Ramnus und Lurco unbedingt ins Lupanar wollte, konnte er nicht die Spaßbremse markieren. Jetzt wünschte er sich Scato her, der sich immer besinnungslos betrank, wenn der Weg in diese Richtung hatte führen sollen und offenbar meinte, der Zusammenhang wäre noch niemandem aufgefallen. Ramnus raffte alle verbliebenen Bratwürste zusammen und stapfte mit Lurco nach draußen. Tarpa blieb noch kurz im Inneren. Er wollte von Asinia unter vier Augen Abschied nehmen.


    Er legte die Arme um ihren Körper, um sie zu halten. Ohne es bewusst zu merken, achtete er darauf, ihren Bauch nicht zu drücken. Auf Asinias Ehemann und Tarpas in ihrem Leib heranreifendes Kind sprach er sie nicht an. Was geschehen war, war geschehen und er war machtlos dagegen, es sei denn, er wollte einen Familienstreit zwischen seiner und der Gens seiner Freundin heraufbeschwören. Falls ihr Mann sich von ihr scheiden ließ, würde sie schwanger zurück zu ihren Eltern ziehen und nie wieder unter die Haube kommen. Alternativ konnte Tarpa seinen Dienst als Soldat unehrenhaft quittieren und sein Glück als arbeitsloser Familienvater versuchen. Keine der beiden Varianten hörte sich gut an. Am besten für Asinia und das Kind war es, wenn es in einer intakten Familie aufwuchs.


    Mit einem langen Kuss nahm Tarpa schließlich Abschied. Vermutlich war es ein Abschied für immer.


    Er fühlte sich leer, als er nach draußen kam, wo Ramnus vor der Haustür gerade lautstark mit Lurco herumalberte und schon die Hälfte der Bratwürste verzehrt hatte. Tarpa gesellte sich zu seinen beiden Kameraden. "Also, wo lang geht`s?", fragte er.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus kratzte sich nachdenklich die Wampe. "Ich wusste nicht, dass du nur nur entweder so oder so segnen darfst. Falls Faunus jetzt sauer ist, leg ein gutes Wort für mich bei ihm ein." Er hörte auf sich zu kratzen und klatschte Asinia auf den Hintern, damit sie sich wieder hinstellte und das Kleid runterzog. Dann schaute Ramnus, was Lurco da einhändig trieb und schüttelte den Kopf. "Wir sollten in ein Lupanar gehen." Konnte ja nicht angehen, dass er der Einzige war, der zum Zug gekommen war. Er angelte eine Bratwurst, die er hungrig vertilgte.


    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90r/1hus6uTarpa


    "Du wirst immer fetter, Ramnus", meinte Tarpa. "Das kann nicht gesund sein! Alle werden wandelnde Muskelprotze während der Ausbildung, du wirst ein wandelnder Fleischklops. Frag Scato, der kann dir sicher eine Diät empfehlen."


    Tarpa hoffte, dass es zum Streit kam, damit Ramnus und Lurco die Lust auf ein Lupanar verging. Doch Ramnus lachte nur und griff nach der Amphore.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90r/1hus6uTarpa


    Tarpa griff nach der Amphore, die Lurco ihm reichte, und gönnte sich mehr als nur einen Schluck. Als er ihm den Wein zurückreichte, war nur noch ein Höflichkeitsrest darin. Unglücklich beobachtete Tarpa das Geschehen und fragte sich, ob sein Kind eigentlich Schaden davon nehmen würde, wenn ein Typ wie Ramnus sich an der werdenden Mutter bediente. Wurde es nur durchgeschüttelt oder wurde es durchgeboxt? Sah es, was da zu Besuch in seine Bruthöhle kam? Tarpa wurde immer elender zumute. Er schaute, ob er noch eine zweite Weinamphore fand.



    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus ließ keinen Quadratzentimeter an Asinia unberührt, als er sie gierig begrabschte, um sich in Stimmung zu bringen. Er war einen Kopf größer und wog sicher das Doppelte von ihr. Ein letzter rückversichernder Blick zu Tarpa - der nickte knapp - dann drehte Ramnus die Bratwurstfrau um, drückte ihren Oberkörper herunter und begann zu ackern, was das Zeug hielt. Schnaufend und brummend wie ein Auerochse in der Brunft genoss er Tarpas vorzügliches Versöhnungsgeschenk. Er kam mit einem wollüstigen Röhren, dass Tarpa zusammenfahren und sich umblicken ließ. Unmittelbar darauf zog Ramnus seinen glitschigen Kolben heraus, ging grunzend zu Lurco und schob ihn mit aufmunterndem Getätschel zu Asinia. Auch Lurco sollte für die Würste bezahlen dürfen. Ehrensache.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90r/1hus6uTarpa


    Aus Tarpas Gesicht sprach das blanke Entsetzen. "Asinia ist verheiratet?" Und dann: "Sie erwartet ein Kind - von mir?"


    Da kam seine Liebste auch schon wieder, hakte sich ein und führte die drei Urbaniciani zu den vorbereiten Bratwürsten, deren Duft den Raum erfüllte. Während Lurco und Ramnus sich auf das Essen stürzten, war Tarpa der Appetit vergangen. So und so. Seine Freundin war gar nicht seine Freundin - sie gehörte einem anderen. Er war bloß der Samenspender. Und das Kind würde er auch nicht im Arm halten dürfen. Er küsste Asinias Gesicht, ihren Hals und ihre Brust. Dann wich er zurück.


    Offenbar war gänzlich klar, was nun passieren sollte, denn Ramnus lutschte sich die Finger sauber, nahm ohne zu zögern seinen Platz ein und begann, sich um die Frau zu kümmern. Das Ganze schien ein abgekartetes Spiel zu sein. Und in der Tat war Tarpa kein Geizkragen. Er teilte seine Freundin gerne mit guten Freunden - nur dass sie verheiratet und von ihm schwanger war, gefiel ihm ganz und gar nicht.


    Nervös schaute er sich um und hoffte, dass der Ehemann nicht in der Wohnung war.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90r/1hus6uTarpa


    Tarpa begrüßte die Bratwurstfrau mit einem genüsslichen Kuss. Indem er seine Hüfte an sie drückte, ließ er keinen Zweifel daran, womit er die Gefälligkeit zu bezahlen gedachte.


    "Bratwurst für drei", raunte er und bekam in seiner Balzstimmung nicht mit, dass Asinia Ramnus mit Scato verwechselte. Während er seine Freundin küssend und streichelnd ins Innere der Räumlichkeiten drängte, winkte er Ramnus und Lurco, ihm zu folgen.


    Ramnus schob Lurco vor und bildete den Abschluss.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Als Lurco an der Porta eintraf, warteten dort schon zwei Gestalten. Die große, massige von Ramnus und eine weitere, die gar nicht so klein und zierlich gewirkt hätte, wenn sie nicht neben ihm stehen würde. Als Lurco näher kam, grinste ihm Tarpa entgegen, der in Anbetracht seiner Beziehungen und seiner frischen Versöhnung von Ramnus sehr zuvorkommend behandelt wurde. In der Hand hielt er eine brennende Fackel.


    "Tarpa ist unser Mann", grölte Ramnus und drosch die Pranke auf Tarpas Schulter.


    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90r/1hus6uTarpa


    Da Tarpa wieder genesen war, blieb er stehen wie ein Fels. "Ich weiß, was ihr wollt und wo man es bekommt", wisperte er verschwörerisch. "Folgt mir."


    Sie verließen die Castra und der Weg führte hinaus in die Nacht. Durch die stockfinsteren Straßen wäre es ohne Fackel ein sehr unangenehmer Weg gewesen, da der Mond von Wolken verhangen war. Doch Tarpa kannte den Weg offenbar auswendig, er musste an keiner Kreuzung überlegen, sondern marschierte schnurstracks voran. An einem Haus blieb er stehen. Sein Weg war jedoch nicht die Tür, sondern er stellte sich unter eines der Fenster und pfiff eine Melodie hinauf. Die Fackel hielt er so, dass sein Gesicht gut ausgeleuchtet war.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus grunzte amüsiert ob Lurcos Formulierungen. Wobei er selbst ja damit angefangen hatte.


    "Scato braucht keinen Grund, damit es bei ihm aushakt. Der ist einfach manchmal bescheuert, darum will er Arzt werden. Eine Bratwurst um diese Uhrzeit ist überhaupt kein Problem", sagte er. "Ich kenne da jemanden, der hat so seine Beziehungen ... erhol dich noch ein paar Minuten. Ich organisiere uns denjenigen, der uns so viele Bratwürste besorgen kann, wie wir brauchen. Wir treffen uns an der Porta."


    Ramnus rieb sich mit den Händen im Wasser ab, wenn er schon mal drin war, wusch sich auch schnell die Haare und kletterte dann so unelegant, wie nur er es vermochte, aus dem Beckenrand. Ohne sich extra zu ölen, rubbelte er sich mit der Tunika trocken (ein Handtuch hatte er nicht dabei), zog sich die feuchte Tunika über und die Sandalen an die Füße und verschwand.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    "Scato, du Trottel", rief Ramnus. "Irgendwann therapierst du jemanden zu Tode!"


    Rasch schaufelte er seine Puls in den Magen, was ratzfatz ging, dann folgte er Lurco nach draußen, die amüsierten Kameraden und einen kleinlaut vor sich hinbrabbelnden Scato zurücklassend. Wohin Lurco gegangen war, war nicht zu übersehen, weil er in die Pfütze vor der Tür gelatscht war und die ersten Meter Spuren hinterlassen hatte. Wenige Minuten später ließ Ramnus sich mit genüsslichem Stöhnen neben Lurco ins heiße Wasser sinken.


    "Na, alles klar?", fragte er. "Brauchst du was zwischen die Zähne, damit dir nicht mehr so flau im Magen ist? Eine schöne stramme Bratwurst?"

    Scatos Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, als Lurco kreideweiß wurde und erneut kurz vor dem Erbrechen stand. Sogar die Lippen seines Freundes waren blass, das war kein gutes Zeichen.


    "Meine Güte, setz dich hin, bevor du zusammenklappst", verlangte Scato, schwang einen Stuhl herum und stieß ihn in Lurcos Kniekehlen, so dass seine Beine einknickten und er sich zwangsläufig setzen musste.


    Scato musste Lurco helfen. So ging das nicht weiter, eine Kette war immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Kein Kamerad konnte so dahängen nur wegen dem Anblick von einem toten Bandwurm! Scato dachte an Terpanders weise Ratschläge und dessen Tipps zur "Entweichlichung", wie er es in Ermangelung eines besseren lateinischen Begriffes genannt hatte, der wohl "Abhärtung" hätte lauten müssen. Scato vertraute seinen pädagogischen Fähigkeiten, schließlich war Terpander Athener und die waren für ihre guten Lehrer berühmt. Bei ihm selbst hatten seine Methoden ja auch gefruchtet. So griff Scato also voll Zuversicht nach der Flasche und hielt sie dicht vor Lurcos Gesicht.


    "Siehst du, es passiert dir nichts, der Wurm ist da drin und kann nicht rauskommen! Außerdem ist er schon tot. Guck dir mal den lustigen Kopf an, er hat vier Saugnäpfe und ein Maul, das wie eine Krone aussieht!"

    "Ich hab nur gesagt, dass Ramnus den Scato gleich auffrisst", stellte Tarpa freundlich klar. "Über Scatos Heilkünste würde ich mich nicht beklagen!"


    Ramnus brummelte der Form halber, fand mit dem Löffel den Käse in seiner Puls und war zufrieden. Sein Grollen verstummte und er widmete sich genussvoll seinem neuen Teller. Er hat sein Essen, für ihn war die Welt wieder in Ordnung.


    "Würmer", begann Scato erneut, "legen ihre Eier in Gedärme, auch in die von Fischen. Wenn wir aus diesen Fischinnereien nun Soße herstellen und damit unser Essen würzen respektive verseuchen, nehmen wir die Eier mit der Nahrung auf! Dem Wurm ist es egal, ob er in einem Fischdarm wohnt oder in einem Menschendarm, er fühlt sich in beiden gleich wohl. Aber es gibt noch andere Würmer! Und sie alle lieben Innereien, in denen sie sich winden und hausen, sich mehren und ihre Eier legen."


    Ihm kam ein Einfall. Sein verschlagener Blick verhieß nichts Gutes, als er sich erhob.


    "Entschuldigt mich bitte einen Moment."


    Er verschwand. Asper, der ihm aus der Tür nachsah, sah, dass er in Richtung Valetudinarium verschwand. Kurz darauf kehrte Scato mit einer großen Glasflasche zurück. Die knallte er auf den Tisch. Sie war bis unter den Deckel mit einer transparenten Flüssigkeit gefüllt und darin schwamm reglos eine mehrere Meter lange Fleischschnur mit einem kugelförmigen Ende.


    "Das ist Brutus", rief er triumphierend. "Der kam bei einem Patienten aus dem Arsch! Die Medis haben ihn vor lauter Entzückung konserviert. Das ist ein Bandwurm! Den holt man sich durch rohen Fisch oder nicht ausreichend gegartes Fleisch. Und durch Garum! Guck ihn dir an, Ramnus!"


    Ramnus hob kurz den Blick. "Sieht aus wie ein langes Würstchen." Damit war für ihn die Sache erledigt und er aß weiter. Tarpa hingegen fand das Konservat faszinierend und schaute es sich genau an, während er aß. Auch die anderen kamen neugierig an den Tisch.


    "Lurco", sagte Scato auffordernd, "schau dir Brutus an!" Er zeigte auf die Flasche.

    Alle sahen dem rennenden Lurco nach. Scato hoffte, dass dieser sich nicht einfach auf den Boden, sondern in einen herumstehenden Eimer erbrach und die Sauerei anschließend noch wegschaffte, sonst würde der Anschiss nicht lange auf sich warten lassen. Insgesamt war Scato sehr zufrieden mit der Wirkung seiner Darlegung. Lurco schien sich seine Warnung zu Herzen zu nehmen.


    "Warum diese Soße nicht verboten wird, ist nur durch Ignoranz zu erklären." Er nickte nachdrücklich in Richtung von Ramnus, der mürrisch dreinblickte, weil sein Essen weggenommen worden war, und Tarpa, der auch nach der bildhaften Schilderung noch ziemlich hungrig wirkte. "Was jeder braucht, der Garum in sein Essen gab, ist kein Durchfall, sondern eine Diät aus geriebenen rohen Möhren und Honig, dazu Unmengen von Knoblauch. Und", Scato betrachtete beiläufig seine Fingernägel, "bei starkem Befall ein Einlauf mit Salzwasser." Mit einem Einlauf zu drohen sorgte hoffentlich für genügend Schrecken, wenn die Möhrendiät nicht genügte.


    Ramnus stützt mürrisch das Kinn in die Hand. "Wenn ich abmagere, dann nicht wegen der Soße, sondern wegen deiner Behandlung! Wer hat dich eigentlich gebeten, uns mit deinen Wurmgeschichten zu nerven? Die Leute essen seit Jahrhunderten Garum und du tust so, als wäre das Gift! Demnächst erklärst du Wein für ungesund. Das hat schon seinen Grund, warum du nicht die Ausbildung zum Miles medicus genehmigt bekommst."


    Scato knallte die Karaffe voll Garum wieder auf den Tisch. "Dann vergiftet euch halt! Mir ist das doch Schnurz, wenn ihr vor lauter Würmern dürr und aufgebläht werdet. Wäre nur freundlich, wenn ihr nicht in mein Lupanar geht, sondern in ein anderes!" Damit marschierte er zu Tode beleidigt nach draußen.

    Camerinus lachte und verschwand wieder. Scato lachte nicht.


    "Mein lieber Lurco", sagte er ernst. "Du sprichst von ausgewachsenen Würmern. Aber was ist mit ihren Eiern, hm? Die sind kleiner als Sandkörner, kein Sieb kann sie beseitigen. Weißt du, wie groß ein Bandwurm werden kann? Der wird so lang wie du und das ist keine Übertreibung! Stell dir vor, unser Ramnus, bleich und abgemagert, weil die Würmer alles verzehren, was er zu sich nimmt. Und willst du Schuld sein, dass Tarpas Freundin beim Liebesspiel weiße Würmer aus ihrem Liebsten entgegenwinken? Die schauen munter hinten raus, wenn sie zahlreich genug sind. Und dann ..." Er schaute Lurco durchdringend an. " ... dann setzt sich Tarpa mit seinem Würmer tropfenden Hintern auf den selben Stuhl, auf dem wenig später du deinen Allerwertesten niederlässt."


    Er setzte einen Blick auf, der dem des Optio valetudinarii in nichts nachstand, wenn der eine Predigt hielt.


    "Diese - Soße - ist - übel. Und nebenbei verbreitet sie Miasmen, sie stinkt. Tut euch und uns allen einen Gefallen und schüttet die Karaffe voll Garum samt der verseuchten Puls weg!"

    Es klopfte, die Köpfe fuhren herum. Camerinus vom 8. Contubernium, das gleich nebenan wohnte, schaute besorgt hinein. "Alles in Ordnung bei euch? Klang, als wäre einer abgestochen worden."

    "Danke, Lurc, du bist ein Freund", freute Ramnus sich. Er griff nach einer Flache Garum und schüttete erst Tarpa und dann sich großzügig von der Fischsoße in seine Puls.


    Ein markerschütternder Schrei drang durch die Baracke. "WAS MACHST DU DENN DA!" Scato raufte sich die Haare. "Jetzt müssen wir die ganze Puls wegkippen! Schaff das fort, in die Latrine!"


    Aus den Gesichtern der Kameraden sprach vollkommenes Unverständnis. Die Soße verwendete jeder seit seiner Kindheit. Ramnus schaute in die Karaffe und schnüffelte. "Die ist noch gut." Ein weiterer Schluck folgte, was Scato fast durch die Decke gehen ließ. Er riss Ramnus die Karaffe aus der Hand. Anklagend hob er sie in die Höhe und zeigte sie allen.


    "Freunde, Kameraden", rief er. "Hört auf mit diesem ungesunden Brauch! Diese Soße besteht aus in der Sonne vergorenen Fischgedärmen. Wisst ihr, was Darmparasiten sind? Würmer, hm? Weil Garum nicht gekocht wird, veranstalten die Würmer während des Herstellungsprozesses eine Feier! Sie vermehren sich exorbitant! RAMNUS, iss das nicht! Lurco, nimm ihm den Löffel weg! Oder besser die Schüssel! Das Essen ist verseucht."


    "Es gibt gleich Haue, du Lauch", drohte Ramnus mit einem feindseligen Blick in Scatos Richtung. Er zog seine Puls an sich heran und umklammerte den Löffel wie einen Schwertgriff. Demonstrativ aß er einen Löffel.


    "Ramnus frisst dich auf", bestätigte Tarpa und aß ebenfalls einen Löffel Puls. "Ich weiß, wovon ich spreche!"


    "Und du, Tarpa", rief Scato in einem Ton, als würde er '[URL=https://en.wikipedia.org/wiki/Et_tu,_Brute%3F]Et tu, Brute[/URL]' rezitieren. "Lurco, mach irgendwas, die begehen vor unseren Augen Selbstmord!"

    Die Tür öffnete sich und ein frischer Hauch von Nachtluft kam hinein. Eine Gestalt trat ins Licht der Öllampen, mit der niemand gerechnet hatte.


    "Tarpa!", kreischte Scato dermaßen schrill, dass Asper im Bett hochfuhr und sich den Schädel stieß. Alle Gesichter wendeten sich zum Vorraum, durch den Tarpa blass, aber quietschfidel marschierte, um dann in der Tür zum Schlafraum stehen zu bleiben und sich grinsend umzuschauen.


    Fröhlich stakste Scato auf Tarpa zu. Herzlich wie er war, drückte den Kameraden, der lange krank darniedergelegen hatte und nun endlich genesen war. Von allen Seiten langten Hände zu Tarpa, um ihn zu klopfen und zu tätscheln und ihre Freude auszudrücken. Nur Ramnus hielt sich im Hintergrund.


    Als Tarpa an der Tunika ins Innere gezogen wurde, erhob Ramnus sich langsam und mächtig wie ein Bär. Schweigen senkte sich auf die Stube. Sein riesiger Schatten fiel auf Tarpa, der unweigerlich schluckte. Ramnus schlang die Arme ganz vorsichtig um ihn, grunzte etwas, das nur sie beide verstanden und genau so leise antwortete Tarpa. Und damit schien der wochenlange Streit endlich beendet zu sein. Ramnus schob Tarpa endgültig ins Innere.


    Damit war das 7. Contubernium der 3. Kohorte der 12. Centurie der Cohortes Urbanae endlich wieder komplett.

    "Moschus? Was gibt es denn als animalische Alternative?", erkundigte er sich. "Holzig und moosig, das mag ich, aber Moschus ist mir etwas zu scharf. Ähm ... am besten wir sprechen später darüber."


    Der Sklave ließ ihm keine Zeit, sondern schob ihn ins Hinterzimmer, was Scato aber ganz angenehm fand. Das gab ihm einen Vorgeschmack auf sicher vorhandene Massagekünste und genau das wurde ihm auch versprochen. Gerade eben betrat eine junge Dame den Laden, vielmehr noch ein kleines Dämchen. Dann waren Dame und Lurco aber schon aus seinem Blickfeld verschwunden und Scato stand im Hinterzimmer. Er machte es sich auf der Liege bequem und stellte sich auf das Verwöhnprogramm ein.


    "Ich habe keinen Durst", verkündete Scato, der sich schon auf die Handmassage freute, dabei wären irgendwelche Getränke nur störend. Hoffentlich schlief er vor lauter Entspannung nicht ein, das passierte ihm dauernd in den öffentlichen Thermen, wo es Massagesklaven gab. Mit einem Ohr lauschte er, was draußen so gesprochen wurde, so weit er es verstehen konnte.

    Der Keil hatte Erfolg - die Angreifer wurden von der sich formierenden Spitze auseinandergedrängt. Sie versuchten noch einmal, Scatos Trick zu wiederholen, doch die Verteidiger waren darauf nun vorbereitet und niemandem gelang es, das Dach der Testudo zu erklimmen. Und dann geschah etwas, das nicht geplant war - Asper, der zu den Angreifern gehörte, stolperte, stürzte und verschwand unter den Caligae der vorrückenden Schildkröte. Scato konnte gerade noch sehen, wie er sich reflexartig zusammenrollte.

    Scato freute sich sehr über den Ausflug. Er genoss die Freizeit nach dem schweißtreibenden Dienst, genau wie die käsegefüllte Brottasche. Während sie im Gehen aßen, schaute Scato sich die Trajansmärkte neugierig an. Er entdeckte ein paar Kameraden, die Dienst hatten und gerade irgendwen die Taschen leeren ließen, aber das war zum Glück gerade nicht sein Problem. Er hatte keines, er war glücklich. Im Gehen rempelte er leicht gegen Lurco, während er den letzten Zipfel Brot in seinem Mund verschwinden ließ.


    "Einen Duft für mich? Das ist eine gute Idee, ich glaube, wenn ich mir einfach irgendwas kaufe, wird das Murks. Wirklich schön hier", stimmte Scato zu, doch die Märkte selbst waren es nicht, was er meinte. Als Lurco auf seinen Anhänger tippte, lächelte Scato. Ihm fiel auf, dass sie schon einige Tage keinen Wein mehr getrunken hatten und ihm das gemeinsame Ausnüchtern fehlte. "Lass uns auf dem Rückweg ein paar Flaschen Wein organisieren", schlug er mit verschlagenem Gesichtsausdruck vor.


    Kurz darauf erreichten sie den Laden vom duften Viri, dessen Inhaber sie offenbar schon erwartet hatte.


    "Salve, Viri", grüßte Scato und weiter kam er nicht.


    Scato, der keinerlei Vorwissen in dem Bereich hatte, wurde von der schieren Flut an Informationen regelrecht erschlagen, als der feiste Mann ihn beriet. Er blinzelte nervös und fragte sich, ob man ihn für einen barbarischen Trampel halten würde, wenn jemand mitbekam, dass er sich überhaupt nicht mit solchen Dingen auskannte. Er nickte hin und wieder höflich. Als Viridomarus davon plauderte, wie sich feine Damen die Brustspitzen vergolden ließen, fasste Scato sich mit entsetztem Blick unwillkürlich an die Brust und dachte an den blutig-eitrigen Matsch, den Ramnus mit seinen Zähnen an Tarpas Brust angerichtet hatten, als Viridomarus schon wieder in den höchsten Tönen von Pinzetten und Wachs zu schwärmen begann. Die Enthaarungswut der Römer teilte Scato nicht. Faunus ging schließlich auch nicht rasiert, notfalls würde Scato seinen Unwillen dahingehend auf seine Religion schieben.


    Als Viridomarus geendet hatte, rieb Scato sich verlegen lächelnd die Hände. "Kannst du mich beraten wegen Parfums und Duftölen? Er sollte nicht nach Zimt riechen. Zumindest nicht stark."


    Er liebte diesen Duft, allerdings war er damit nicht der einzige im Haushalt. Er hatte den Verdacht, dass Terpander nicht ganz uneigennützig jedem einen Zimtduft aufschwatzte, vermutlich war das wieder einer seiner humoristischen Anflüge, denn Scato war aufgefallen, dass es auch im Ganymed ziemlich zimtig in manchen Ecken gerochen hatte - zumindest, bevor es den Flammen zum Opfer gefallen war.


    "Und irgendwas gegen raue Hände wäre nicht schlecht." Er zeigte seine Handflächen, die vom täglichen Waffentraining furchtbar aussahen. Hornhaut und Schwielen unterschiedlicher Alterstadien bildeten eine futuristische Hügellandschaft. Etwas leiser sagte er: "Und wenn man sich mal schick machen will ... was ist da für einen Soldaten angemessen?"


    Wie der bis zur Unkenntlichkeit geschminkte Kyriakos mit seiner falschen Lockenpracht wollte er nicht gerade aussehen, nur weil er ausnahmsweise versuchte, sich herauszuputzen.