Lurco nickte beipflichtend.
"Du hast die Verbrechen gesehen Didius, die Ignoranz, das fehlen jeder Moral und Du hast in Deinem alten Leben geschwiegen, genau wie ich es lange Zeit getan habe. So wie es ein Großteil aller Römer zu tun pflegt. Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei Didius, aber Dir muss ich das nicht erklären. Wenn gute Menschen sterben, sollten sie gerächt werden. Weißt Du was geschah Didius, als gute Männer gefallen sind? Weißt Du, was befohlen wurde? Nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Es hat niemanden interessiert. Jedenfalls zu Anfang nicht, da waren jene Männer einfach tot. Abgeschrieben wie Korn in einer Billanz.
Natürlich ist sich jeder der Unseren der Gefahr bewusst, die der Beruf mit sich bringt. Aber das ein Leben so wenig wert ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Das waren nicht irgendwelche Leute Didius, dass waren Kollegen, es waren Kameraden, Freunde.
Männer die tagtäglich für die Werte Roms eingestanden hatten.
Aber wo war ihr Rom?
Nicht alle waren der Meinung, dass es Recht wäre auf einen Befehl zu warten, der das anordnet, was wir als Gerechtigkeit bezeichnen Didius. Der Befehl kam nicht. Weder vom unmittelbaren Vorgesetzten, noch von jemand anderem. Es war, als hätte es diese Kollegen niemals gegeben. Und so betete ich Didius und meine Gebete wurden erhört. Möglicherweise nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch letztendlich hatte die Gerechtigkeit gesiegt.
Ich glaube die meisten haben Angst genau hinzuschauen Didius, denn in genau jenem Moment, könnte auch jemand auf sie schauen. Die Leute verschließen die Augen, aus Angst. Weil sie es so gelernt haben. Und irgendwann Didius, ist die Angst Alltag geworden, genau wie das was sie sehen und aus Eigenschutz schon lange nicht mehr wahrnehmen.
Manchmal denkt man, man hätte jemanden gefunden der all das versteht. Das war ein Irrglaube. Ebenso wenig hätte ich vermutet hier im Carcer jemanden zu treffen, der mit der gleichen Leidenschaft für seine Ziele kämpft wie ich. Du erinnerst mich an Leo, einen Löwen im Kollosseum. Auch jemand, der nicht hinter Gitter gehört, nur weil er für seine Rechte brüllt und einsteht.
Apóstolos aus Hierosolyma lehrte Dich Deinen Glauben? Wie Du richtig sagst, um das ganze Bild zu sehen, muss man einen Schritt zurücktreten. Manchmal habe ich mich gefragt, wofür ich all dies mache. Wofür ich eigentlich kämpfe. Wofür ist irgendwie im Laufe der Zeit verloren gegangen, aber für wen.... das nie. Manchmal bin ich einfach müde Didius und ich glaube Dir erging es ganz ähnlich.
So wie Du Deinen Gott beschreibst, so würde ich Mars beschreiben. Vielleicht geschah es nicht grundlos, dass ausgerechnet ich Dich befrage Didius.
Eigentlich wollte ich Dich befragen und nun sprechen wir beide tiefer und unbefangener als ich es je für möglich gehalten hätte. Danke für Deine Ehrlichkeit Didius.
Warum ist Euer Zeichen ein Fisch? Und ist es ein bestimmter Fisch? Das möchte ich gerne wissen. Allerdings kannst Du Dir mit der Antwort ein bisschen Zeit lassen. Du bist geschwächt und kannst Dich nicht wirklich auf die Fragen konzentrieren nicht wahr? Wenn wir die heutige Befragung beenden, werde ich wiederkommen müssen. Mit etwas mehr Brot und Poska. Damit Du zu Kräften kommst und antworten kannst. Es ist nicht viel, aber es ist alles was ich für Dich tun kann.
Möchtest Du etwas bestimmtes wissen? Etwas dass ich Dir sagen kann und darf? Dann frage. Das Anrecht hast Du Dir redlich verdient. Oder möchtest Du einfach noch etwas sprechen? Hier unten ist es ziemlich einsam", antwortete Lurco und schaute sich um.
Dieser Mann gehörte zu Mars, dessen war sich Lurco sicher. So wie er sprach, so wie kämpfte, selbst hier unten wo seine Lage aussichtsloser nicht sein konnte. Selbst hier ließ er von seiner Überzeugung nicht ab. Und das wovon Didius sprach, klang nicht nur nach Mars, es klang nach Ultor - dem Rächer. Jenem der die Angriffe auf die seinen mit Blut vergolten sehen wollte. Jener in dessen Namen er das Schwert geführt hatte und führte.
Er wollte gut über die Worte von Didius nachdenken und er musste sie mit Scato besprechen. Einen weiteren Tag würde er Didius schenken, dass musste möglich sein. Einen Tag wo er satt war und sein Durst gestillt. Es schmerzte Lurco zu wissen, dass dieser Mann hier in Vergessenheit versinken würde. Es sei denn.... jemand ermittelte in diesem Fall und klärte auf, was geschehen war.
Falls er den Fall aufklärte, dann würde Didius den Glauben an die Gerechtigkeit wiederfinden und damit den Glauben an das Rom, von dem er sich verraten fühlte. Darüber musste er mit Scato beratschlagen, er behielt in solchen Dingen einen kühlen Kopf.