Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Soweit Lurco wusste, war das Ordo Decurionum ein Teil der Stadtelite einer römischen Civitas. Dieser bildete den Rat, der den Senat als Vorbild hatte. Jedenfalls war er wohl ganz ähnlich aufgebaut, so genau wusste es Lurco dann doch nicht. Jährlich wählten die Decuriones drei Aedile, die verschiedene Aufgaben in der Verwaltung zu bearbeiten hatten. Eine davon war die lokale Infrastruktur, also sicher auch das Meldewesen, wer in Rom wo lebte. Oder zumindest wer in Rom lebte.


    Nun die Frage war, welcher Aedil hatte genau diese Aufgabe? Und worin war das Mordopfer verstrickt? Der Bruder der Kreuzwegbruderschaft hatte einiges zu berichten gehabt. Bandenkrieg, Machenschaften, Verwicklungen und wer wusste schon in was Pontius Liber verwickelt gewesen war? Möglicherweise spazierte er genau zu jenem Mann, der irgendwie in der Sache mit drin hing.


    Er konnte es nicht ändern, im Grunde war dieser Fall nichts als eine einzige Suche - eine Bratwurstjagd, auf ein Hinweis folgte der nächste. Dieser brachte keine Aufklärung, er brachte nur weitere Fragen mit sich.


    Leiche.

    Pontius Liber.

    Kreuzwegbruderschaft.

    Bandenkrieg.

    Ordo Decurionum.

    Aedil.

    Und dann sah man weiter.

    Da Lurco mit weiteren Aufgaben betraut war und diesen nachging, war Pullus so freundlich, den Bericht im Vorzimmer des Officium des Praefectus abzugeben.




    Bericht Neuzugänge der Garde


    Bis zum heutigen Tag den ANTE DIEM XIII KAL MAR DCCCLXXII A.U.C. (17.2.2022/119 n.Chr.) konnten zwei Neuzugänge

    bei den Prätorianern ausfindig gemacht werden und zwar:


    Gaius Sempronius Sophus

    Sisenna Seius Stilo


    Cornicularius Manius Purgitius Lurco

    Cohortes Urbanae

    Zwölfte Kohorte

    dritte Zenturie

    siebtes Contubernium


    Lurco freute sich über die liebevolle Beschwerde von Scato und wartete ab, bis dieser so lag, wie er es sich wünschte. Purgitius hielt einen Moment still, ehe er Scato fest in beide Arme schloss und an sich drückte. Gemütlich legte er den Kopf auf dem von Scato ab und schloss für einen Moment die Augen. Sollte die Welt dort draußen bleiben, das hier war ihr Haus, ihr Zufluchtsort an dem es nichts Schlechtes gab. Alles innerhalb dieser Mauern war mit einem Wort zu beschreiben - Familie.


    "Hier bin ich", flüsterte Lurco Scato zu und küsste ihn auf den Kopf.


    Die Beschreibung die Scato von seinem Bruder gab, freute Lurco sehr. Er selbst hatte keine Geschwister, er war stets ein Einzelkind gewesen. Was hatte er die anderen Kinder beneidet, die mit ihren Brüdern durch die Straßen jagten, spielten oder sich gegenseitig beistanden. Die sich zofften und piesakten und am Ende des Streits doch wieder in den Armen lagen. Er hingegen hatte niemanden. Scato wusste all dies, er wusste sogar wie er auf die Welt gekommen war.


    Mehr noch er wusste, dass Lurcos einziger Freund ein Blich war, ein Tier in einem Tonkrug für den er alles gegeben hatte. Im Grunde besaß Lurco als Kind alles und dennoch nichts. Er hatte viel gelernt, er lebte als einziger Sohn sicher im Haus. Sein Traum war die Legion gewesen, die Urbaner. Kameraden, Freundschaft, eine eigene Art von Familie die einander beistand.


    Noch bevor er den Urbanern beigetreten war, hatte er Scato gefunden. Sie hatten sich kennengelernt, als hätte Mars sie zusammengeführt. Heute lagen sie hier in ihrem Haus, der Casa Leonis und es war erstaunlich still.


    Lurco freute sich über jeden Gast in ihrem Haus, der Teil der Familie wurde. Scatos Bruder gehörte dazu und er merkte sich genau, was dieser mochte. Nett sein, ihn nicht beim Lesen vollquatschen und ansonsten war die Zwiebel umgänglich. Also besser hätten sie es nicht treffen können. Ihr Haus hatte sich mit Leben und Liebe gefüllt. Es war ein Zuhause, ein Heim.


    "Dein Bruder wäre glücklich, würde er die Beschreibung über sich hören Stöckchen. Das hast Du lieb gesagt. Es ist leise geworden Scato, wir sind leise geworden. Was geht Dir durch den Kopf und hat Deine Stimmung gedrückt? Vielleicht kann ich Dir helfen", sagte Lurco liebevoll und drückte Scato fester.

    von hier kommend:

    RE: ~ Cubiculum ~ | Gästezimmer Caius Iunius Caepio



    Patron-Suche


    Lurco wartete darauf, dass Terpander die Zwiebel regelrecht aus dem Ei pellte. Wie hieß es so schön? Für den ersten Eindruck gab es keine zweite Chance. Das galt natürlich ebenso für die Zwiebel, zudem würde Scatos Bruder sie alle in einem schlechten Licht dastehen lassen, würde er nicht ordnungsgemäß und ordentlich bei Lurcos Patron um ein Patronat bitten. Allein der Respekt verlangte ein passendes Auftreten.


    Müde setzte sich Purtigitus auf das Bett und streckte die Beine lang aus. Es war ein langer Tag gewesen und sobald Scatos Bruder fertig war, würde er noch länger werden. Er hoffte sein Patron war in guter Stimmung und die Zwiebel ebenso. Mit müdem Blick schaute er Scato an.


    "Terpander widmet sich gerade Deinem Bruder, sobald er fertig ist geht es los. Was muss ich über die Zwiebel wissen Scato? Wo muss ich dick auftragen, was muss ich kaschieren?", fragte Lurco, um sich vorzubereiten.

    "Genau darum geht es Didius, Du sollst nicht im Carcer enden. Du kannst Recht haben, vielleicht ist es ein Zeichen dafür, dass alles noch steht, dass die Götter nicht eingegriffen haben.


    Aber was wäre, wenn der Umkehrschluss gilt? Vielleicht haben die Götter damit gar nichts zu tun, sondern Dein Gott. Möglicherweise hielt er die Hand schützend über Rom, weil eines seiner Kinder in den Carcer geriet. Weil Du hier unten festsitzt, damit Du eben nicht im Carcer umkommst. Sagtest Du nicht, er ist ein Vater? Welcher Vater würde zulassen, dass eines seiner Kinder unter Tonnen von Gestein begraben wird, um anderen die Augen zu öffnen?


    Bist Du tot Didius, ist Dein Werk beendet. Du kannst nichts mehr in der Welt bewirken, weder für Deine Brüder und Schwestern, noch für Menschen die nur darauf warten von Dir erweckt zu werden. Jene die Deine Hilfe benötigen Didius und es heute nicht einmal wissen. Von denen Du heute nicht einmal weißt, aber es Deine Aufgabe ist die Dir Dein Vater anvertraute.


    Du bist ein Mann der sogar hier und jetzt noch kämpft. Lass Deinen Kampf nicht umsonst gewesen sein. Was nützt es Dir den Kaiser und die anderen mit Hass zu betrachten und auf sie zu spucken, wenn Dein Vater ihnen doch sowieso die gerechte Strafe zukommen lassen wird? Ist dem so, dann habe Vertrauen in Deinen Vater. Ist es Deine Aufgabe sie zu richten? Oder ist es Deine Aufgabe anderen zu helfen?


    Eine Frage die nicht leicht zu beantworten ist Didius und manchmal ist es sehr schwer, sich von Rachegedanken zu lösen. Ich weiß wovon ich spreche. Deshalb versuche Dich im eigenen Interesse zu beruhigen. Du hast noch eine Aufgabe vor Dir und der Weg sollte nicht mit Tod und Verdammnis gepflastert sein, sondern mit dem wofür Du eigentlich einstehst.


    Erinnere Dich an Deine Werte, auch wenn Dich andere dafür verspotten. All jene die über Dich richten und selbst nie einen Handschlag für andere getan haben. All jene die meinen Dein Leben und Dein Wirken beurteilen zu können, aber keinen einzigen Tag, nicht mal einen Augenblick in Deinen Sandalen laufen mussten. Versuche mit leichtem Gepäck die Reise des Lebens anzutreten und Groll hinter Dir zu lassen. Ich weiß das ist leicht gesagt und für mich selbst die größte Bürde. Aber damit stehen wir uns nur selbst im Weg Didius. Und noch etwas. Diese Menschen sind unsere Aufmerksamkeit gar nicht wert, sie werden nicht verrotten, denn sie sind es innerlich schon. Leere Hüllen, die nichts in sich tragen als Hass und Undank.


    Wir kämpfen für jene die selbst nicht für sich kämpfen können, jene die Rettung verdienen. Und vielleicht ist einer unter ihnen Didius, der sich ein Beispiel an unserem Handeln nimmt und sich ebenfalls der Aufgabe annimmt für das Gute und Werte einzustehen, die das Leben lebenswert machen. Aber bis dahin, musst Du durchhalten und darfst Dich nicht von anderen provozieren lassen. Glaube mir, ich weiß wovon ich spreche. Manchmal ist es besser zu schweigen, gerade im Beisein von Personen die niemals verstehen werden. Versprich mir das Didius", bat Lurco leise.

    "Vielen Dank für die Erläuterung, ich habe keine weiteren Fragen mehr", antwortete Lurco.


    Purgitius beschloss die Ausbildung nach den üblichen Vorgehensweisen vorzunehmen, allerdings auch ebenso um das zu ergänzen, was er sich in der Ausbildung gewünscht hätte. Pflichtprogramm stand auf der Tagesordnung, würde aber mit Praxis gewürzt werden. Schlichte Theorie nützte nichts, er würde versuchen seine Auszubildenden mit in aktuelle Fälle und Geschehnisse einzubinden, soweit dies möglich und für sie ungefährlich war.

    Lurco betrat das Officium und grüßte nach Dienstvorschrift.


    "Salve Praefectus, ich bin bezüglich des Aushangs und der dazugehörigen Interessenbekundung hier. Da ich mein Interesse bezüglich eines Aufstiegs bereits bekundet habe, entzieht es sich meiner Kenntnis, ob ich dieses aufgrund des Aushangs erneut vorbringen muss. Zwecks Bekräftigung meines weiterhin bestehenden Interesses bin ich hier", antwortete Lurco.

    "Didius, Du bist hier im Carcer, dass ist geschehen. Rom steht noch und die Tempel stehen ebenso noch. Wem nützt Deine Haft oder die Schändung eines Tempels? Bedenke welches Bild Du auf Dich und Deine Brüdern und Schwestern wirfst. Schau wenn jemand nicht Dich, sondern nur diese einzige Tat beurteilt, wirst Du sehr schlecht abschneiden. Aber nicht nur Du. Es wir nicht heißen Didius hat einen Tempel geschändet. Es wird einen Moment heißen, ein Christ hat den Tempel geschändet. Und Du weißt genauso gut wie ich, wie Menschen sind. Aus dem Christ, werden die Christen. Genau wie aus dem Urbaner, die Urbaner werden.


    Anstatt das zu sehen, was Du mir von Dir offenbart hast, Deine Leidenschaft, Deine Sorge, Deine Mühe und Deine Fürsorge für andere, werden sie nichts weiter sehen als diese eine Tat. Du magst damit etwas beweisen wollen, etwas das ihnen die Augen öffnet Didius. Das verstehe ich, aber wie vielen Menschen öffnest Du damit die Augen? Ist es nicht vielmehr so, dass Du ihnen die Augen verschließt, vor all dem Guten, was Du leistest und wozu Du zu leisten noch im Stande bist?


    Du schaffst ein Bild von Dir, das überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Menschen sind kurzsichtig und ihnen bleibt leider auch nur das Schlechte lange in Erinnerung. Die Erfahrung haben wir beide gemacht Didius. Wir beide standen für unsere Überzeugung ein, kämpften dafür und was haben wir geerntet? Schau Dich um. Undank ist der Weltenlohn Didius. Dennoch stehen wir hier, stehen für unsere Werte ein, weil wir Pflichtgefühl besitzen. Und wenn wir nur einen retten können. Wir erwarten nicht einmal Dankbarkeit oder? Ich denke Du so wenig wie ich.


    Deshalb lass es Dir von mir gesagt sein, wäge gut ab welche Schlachten Du schlagen musst. Nicht alles ist eine Reaktion wert. Vor allem dann nicht, wenn Du damit Dich selbst und Deine Brüder und Schwestern in Verruf und Gefahr bringst. Ich weiß wovon ich spreche. Du weißt es ebenso. Du hättest keine Soldaten in die Subura geschickt, sondern jene die statt mit dem Schwert mit Brot kommen. Aber Du bist selbst mit dem Schwert ausgerückt Didius.


    Vielleicht hat Dich die Verzweiflung und Wut getrieben, wie mich einst. Aber beide sind schlechte Ratgeber. Ich weiß wen ich hier vor mir sehe Didius, ich möchte nicht dass Du im Carcer verrottest", antwortete Lurco sanft.

    Lurco betrachtete die Zeichnung die Didius fertigte. Er hockte sich auf die andere Seite der Gefängnistür und schaute sich den Fisch an. Zuerst malte Didius die erste Hälfte und ergänzte dann die zweite. Lurco nickte, als Zeichen dass er verstanden hatte und malte mit dem eigenen Finger die zweite Hälfte nach. Einer gab der andere nahm, geben und nehmen war bereits das Zeichen des Fisches. Und ebenso hieß es, dass man großzügig sein sollte.


    "Das bedeutet der Fisch, er besteht aus zwei Hälften. Jede Person malt eine Hälfte, jeder gibt und jeder erhält etwas", flüsterte Lurco.


    Purgitius stand wieder auf und betrachtete den Gefangenen. Es war soviel Rechtschaffenes was Didius von seinem Glauben erzählte. Lurco musste mit Scato sprechen, es war eine Schande dass dieser Mann hier im Carcer verrottete. Er sollte nicht fragen, was dieser verbrochen hatte. Aber ohne die Frage, würde er nicht ermitteln können. Bestenfalls konnte er den Fall zugunsten Didius aufklären. Schlimmstenfalls erreichte er gar nichts.


    "Ich verstehe Didius, Danke für Deine Erläuterung. Sage mir weshalb Du hier einsitzt und wie lange schon. Alles was Du mir erzählt hast Didius, weißt darauf hin, dass Du ein ehrlicher, aufrichtiger und rechtschaffener Mann bist. Warum bist Du hier? Beantworte mir das bitte", bat Lurco.


    Er würde Didius kein Versprechen geben. Nichts war schlimmer, als falsche Hoffnung zu wecken, an die sich jemand klammerte. Nein er würde zusehen was er tun konnte. Würde nach Besten Wissen und Gewissen diesen Fall aufrollen und dann wenn Mars Didius hold war, würde er ihn freibekommen. Aber erst dann würde er sprechen. Vorher würde er diesem Mann nichts davon sagen. Gute Nachrichten überbringen, oder besser schweigen, dass war das Motto. Jedenfalls dann, wenn dies möglich war. Nicht immer war einem dieses Geschenk vergönnt.


    Morgen würde er wieder kommen mit frischem Proviant und hoffentlich Scatos Hintergrundwissen im Kopf. Dann konnte er weitersehen. Aufmunternd schaute Lurco Didius an.

    Lurco war zufrieden, er wusste Caepio in guten Händen.


    "Das ist eine sehr gute Idee Terpander. Sobald Du fertig bist und sich alles ein kleines bisschen gesetzt hat, werden Caepio und ich zu meinem Patron aufbrechen. Das ist ein wichtiger Termin, vielleicht schlicht der Termin für die Zwiebel. Sollte mein Patron Caepio als seinen Klienten aufnehmen, wird ab dato ein völlig neuer Lebensabschnitt für ihn beginnen. Deshalb muss er einen sehr guten ersten Eindruck hinterlassen. Sage mir Bescheid, sobald Du fertig bist Terpander. Und Danke für Deine Mühe", antwortete Lurco.


    Purgitius schaute Terpander für einen Moment in die Augen, ehe er knapp nickte. Er wusste wer der Mann wirklich war und vor allem wusste er was Terpander tatsächlich war. Er war kein Sklave, er war mehr Soldat und Krieger als sie alle hier zusammen. Und dieser Mann kümmerte sich nun um die Pflege von Caepio, damit dieser endlich einen Job ergreifen konnte. Was sich Terpander dabei wohl dachte? Ein Mann der von Kindesbeinen an, für sich selbst hatte einstehen müssen. Der durch die härteste Schule der Welt gegangen war.


    Nun er kannte die Familie länger, als Lurco seinen Scato. Aber das hieß nichts. Trotzdem war dieser Mann sicher einsam und vermisste trotz aller Nähe zu den Mitgliedern ihres Hauses sein eigenes Leben. Die Tarnung sorgte dafür, dass er stets in ihrer Nähe und dennoch ein Stück entfernt war. Sie beide mussten miteinander reden, aber nicht hier vor der Zwiebel. Lurco wollte mit Terpander bezüglich einer Zusatzausbildung sprechen. Aber das war nur zweitrangig. Der Mann gehörte zur Familie und irgendwie war er auch etwas Vater für sie alle.


    Zudem brauchte auch jemand wie Terpander ein offenes Ohr. Denn selbst dem Fels in der Brandung lauschte das Meer.

    Lurco freute sich wie tatkräftig Terpander das Vorhaben der Familie unterstützte. Das Caepio einen Beruf ergreifen musste stand fest, dass er den Willen dazu hatte war ein gutes Zeichen. Und schon war Terpander auch bei ihnen und fragte freundlich was sich Caepio wünschte.


    "Terpander, was immer Caepio sich wünscht, spielt heute keine Rolle. Er muss aussehen wie aus dem Ei gepellt. Rasiere ihn so gründlich, als wäre er ein Senator. Er muss beim meinem Patron einen guten Eindruck hinterlassen. Mit Bartschatten und Augenringen ist er nicht vorzeigbar. Zudem hat er seine beste Tunika anzuziehen. Falls er keine hat, wird er eine von mir ausleihen. Das ist ernst Terpander und extrem wichtig", erklärte Lurco gewichtig. Er fasste Terpander bei den Schultern und schaute ihm in die Augen, um seine Aussage zu untermalen.

    Lurco klopfte kurz an, trat ein und betrachtete Caepio.


    "Also wegen Deinem Wunsch, bezüglich eines Patron und einem Job Zwiebel, mein Patron heißt Lucius Annaeus Florus Minor. Ein sehr anständiger und kluger Mann, der mir schon oft zur Seite gestanden hat. Wir werden bei ihm vorsprechen und darum bitten, dass er Dich als seinen Klienten aufnimmt. Alles weitere wirst Du dann mit ihm selbst besprechen, falls er einwilligt. Einen Moment", bat Lurco und steckte den Kopf aus dem Zimmer.


    "Terpander? Komm bitte einmal hoch mit Rasierzeug und dergleichen. Du musst die Zwiebel ausgehfein hinbekommen. Patron-Tauglich", rief Lurco in der Hoffnung Terpander war in Geberlaune.




    Lurco nickte beipflichtend.

    "Du hast die Verbrechen gesehen Didius, die Ignoranz, das fehlen jeder Moral und Du hast in Deinem alten Leben geschwiegen, genau wie ich es lange Zeit getan habe. So wie es ein Großteil aller Römer zu tun pflegt. Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei Didius, aber Dir muss ich das nicht erklären. Wenn gute Menschen sterben, sollten sie gerächt werden. Weißt Du was geschah Didius, als gute Männer gefallen sind? Weißt Du, was befohlen wurde? Nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Es hat niemanden interessiert. Jedenfalls zu Anfang nicht, da waren jene Männer einfach tot. Abgeschrieben wie Korn in einer Billanz.


    Natürlich ist sich jeder der Unseren der Gefahr bewusst, die der Beruf mit sich bringt. Aber das ein Leben so wenig wert ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Das waren nicht irgendwelche Leute Didius, dass waren Kollegen, es waren Kameraden, Freunde.


    Männer die tagtäglich für die Werte Roms eingestanden hatten.

    Aber wo war ihr Rom?


    Nicht alle waren der Meinung, dass es Recht wäre auf einen Befehl zu warten, der das anordnet, was wir als Gerechtigkeit bezeichnen Didius. Der Befehl kam nicht. Weder vom unmittelbaren Vorgesetzten, noch von jemand anderem. Es war, als hätte es diese Kollegen niemals gegeben. Und so betete ich Didius und meine Gebete wurden erhört. Möglicherweise nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch letztendlich hatte die Gerechtigkeit gesiegt.


    Ich glaube die meisten haben Angst genau hinzuschauen Didius, denn in genau jenem Moment, könnte auch jemand auf sie schauen. Die Leute verschließen die Augen, aus Angst. Weil sie es so gelernt haben. Und irgendwann Didius, ist die Angst Alltag geworden, genau wie das was sie sehen und aus Eigenschutz schon lange nicht mehr wahrnehmen.


    Manchmal denkt man, man hätte jemanden gefunden der all das versteht. Das war ein Irrglaube. Ebenso wenig hätte ich vermutet hier im Carcer jemanden zu treffen, der mit der gleichen Leidenschaft für seine Ziele kämpft wie ich. Du erinnerst mich an Leo, einen Löwen im Kollosseum. Auch jemand, der nicht hinter Gitter gehört, nur weil er für seine Rechte brüllt und einsteht.


    Apóstolos aus Hierosolyma lehrte Dich Deinen Glauben? Wie Du richtig sagst, um das ganze Bild zu sehen, muss man einen Schritt zurücktreten. Manchmal habe ich mich gefragt, wofür ich all dies mache. Wofür ich eigentlich kämpfe. Wofür ist irgendwie im Laufe der Zeit verloren gegangen, aber für wen.... das nie. Manchmal bin ich einfach müde Didius und ich glaube Dir erging es ganz ähnlich.


    So wie Du Deinen Gott beschreibst, so würde ich Mars beschreiben. Vielleicht geschah es nicht grundlos, dass ausgerechnet ich Dich befrage Didius.

    Eigentlich wollte ich Dich befragen und nun sprechen wir beide tiefer und unbefangener als ich es je für möglich gehalten hätte. Danke für Deine Ehrlichkeit Didius.


    Warum ist Euer Zeichen ein Fisch? Und ist es ein bestimmter Fisch? Das möchte ich gerne wissen. Allerdings kannst Du Dir mit der Antwort ein bisschen Zeit lassen. Du bist geschwächt und kannst Dich nicht wirklich auf die Fragen konzentrieren nicht wahr? Wenn wir die heutige Befragung beenden, werde ich wiederkommen müssen. Mit etwas mehr Brot und Poska. Damit Du zu Kräften kommst und antworten kannst. Es ist nicht viel, aber es ist alles was ich für Dich tun kann.


    Möchtest Du etwas bestimmtes wissen? Etwas dass ich Dir sagen kann und darf? Dann frage. Das Anrecht hast Du Dir redlich verdient. Oder möchtest Du einfach noch etwas sprechen? Hier unten ist es ziemlich einsam", antwortete Lurco und schaute sich um.


    Dieser Mann gehörte zu Mars, dessen war sich Lurco sicher. So wie er sprach, so wie kämpfte, selbst hier unten wo seine Lage aussichtsloser nicht sein konnte. Selbst hier ließ er von seiner Überzeugung nicht ab. Und das wovon Didius sprach, klang nicht nur nach Mars, es klang nach Ultor - dem Rächer. Jenem der die Angriffe auf die seinen mit Blut vergolten sehen wollte. Jener in dessen Namen er das Schwert geführt hatte und führte.


    Er wollte gut über die Worte von Didius nachdenken und er musste sie mit Scato besprechen. Einen weiteren Tag würde er Didius schenken, dass musste möglich sein. Einen Tag wo er satt war und sein Durst gestillt. Es schmerzte Lurco zu wissen, dass dieser Mann hier in Vergessenheit versinken würde. Es sei denn.... jemand ermittelte in diesem Fall und klärte auf, was geschehen war.


    Falls er den Fall aufklärte, dann würde Didius den Glauben an die Gerechtigkeit wiederfinden und damit den Glauben an das Rom, von dem er sich verraten fühlte. Darüber musste er mit Scato beratschlagen, er behielt in solchen Dingen einen kühlen Kopf.