Beiträge von Cressida

    Noch immer war die Zwergin wie betäubt, als sie sich von dem flavischen Ianitor durch die Gänge führen ließ. Den Göttern sei gedankt stolperte Cressida nicht. Ihr Gesicht wirkte aschfahl. Während ihr das Blut in den Ohren rauschte und sie ihre Fingerchen noch immer schmerzhaft miteinander verkrampft hielt.


    Die musternden, teils besorgten, teils schaulustigen Blicke der übrigen Sklavenschaft ignorierte die Zwergin vollkommen. Denn ihr Blick wirkte nun stumpf und ihre Lippen bewegten sich in einem fort, ohne jedoch Worte darüber entfliehen zu lassen.


    “Darf ich hier bleiben? Wirklich?“


    Piepste die aurelische Sklavin mit leiser Stimme und blickte aus großen Augen zu dem flavischen Ianitor empor.


    “Hoffentlich erinnert sich Azita an mich.“

    Das 'Oh Oh' des Ianitors klang in den Ohren der Zwergin bedrohlich. Und so hob Cressida ihren Kopf ruckartig an und starrte zu Acanthus empor.


    “Was weißt du über meinen Dominus? Wo steckt er? Ich habe diese Aushänge gesehen. Da stand etwas von relegatio. Aber das ist bestimmt ein Irrtum. Mein Dominus würde nie etwas böses tun.“


    Sprudelte es aufgeregt über Cressidas Lippen. Wobei sie den Blickkontakt zu dem Ianitor aufrecht hielt. Nein. Einschüchtern ließ sich die Kleinwüchsige schon einmal gar nicht. Auch wenn ihr das Herz vor Aufregung bis zum Hals pochte und sie ihre Fingerchen gar schmerzhaft miteinander verkrampfte.


    Und dann sprach der Ianitor den Verlust ihres Dominus an. Sodass die Zwergin erstickt aufschluchzte und ihren Kopf schüttelte. Ihr Dominus war nicht mehr am Leben? Wurde er hinterrücks gemeuchelt? Aber wieso?


    “Mein.. mein Dominus ist nicht mehr am Leben? Wie..so. Was hat er nur schreckliches getan? Wo ist sein Körper? Aufgebahrt an einem geheimen Ort? Kann ich mich noch von ihm verabschieden?“


    Mit glänzenden Augen blickte Cressida schließlich zu Acanthus empor und erhoffte sich von dem Ianitor Antworten. Wie betäubt ließ sie sich in das Innere der Villa schieben und schließlich in Richtung des Sklaventraktes.


    Wie ein treues Schoßtier kauerte die Zwergin weiterhin zu Füßen der Tiberia. Schmiegte sich gar gegen die junge Frau und linste doch aus dem Augenwinkel gen der blitzenden Klinge, die nicht unweit der jungen Römerin auf dem Boden lag. Eine rasche Drehung ihrer Hand und die Tiberia könnte ihrem Leben doch noch ein Ende setzen. Dies aber würde der stattliche Römer, der zu ihrer offensichtlichen Rettung geeilt war, nicht zulassen. Dies erhoffte sich zumindest die Zwergin.


    Zwar war die Tiberia nicht ihre Herrin. Mitnichten war sie dies und würde es wohl niemals sein. Und dennoch fühlte sie sich ihr verbunden. Auch wenn Cressida diese Gedanken für sich behielt und stattdessen langsam ihren Kopf anhob, um mit dem Blick der Tiberia zu kollidieren.


    Ihre Worte und die des römischen Herrn fühlten sich gar magisch an und hallten von den Wänden dieses unterirdischen Tempels wider. Denn was sollte diese Örtlichkeit sonst sein als ein Tempel? Zumindest wenn man die aurelische Sklavin befragen würde.


    Würde sich die Tiberia nun erheben wollen, würde die Zwetgin zurück weichen, um ihr das aufstehen zu ermöglichen. Und dennoch wie ein lautloser Schatten an ihrer Seite verweilen.

    Acanthus, der Torwächter blickte skeptisch und weiterhin mürrisch auf die junge Frau hinab. Azita? Was hatte sie wieder angestellt? Acanthus mochte die Sklavin der Dame Domitilla, denn letztendlich mochte er alle Mitglieder des Hauses. Aber sie war durchaus ein wenig eigen und setzte sich ab und an über die Grenzen ihres Daseins hinweg.

    "Azita kann dir nichts anbieten, sie hat hier nichts zu sagen." Er schaute über die Zwergin hinweg nach rechts und links die Straße entlang. "Wo ist dein Herr?" Vielleicht war ihm etwas geschehen, und seine Sklavin war verwirrt und brauchte Hilfe.


    Unter dem mürrischen Blick des Torwächters schrumpfte die Zwergin tatsächlich um weitere Zentimeter und knabberte sich nervös auf ihrer Unterlippe herum. Hm. Irgendwie hatte es die aurelische Sklavin im Gefühl gehabt das sie an der Porta der flavischen Villa nicht mit offenen Armen empfangen wurde.


    Als der Torwächter auch noch verlauten ließ das sie sich auf die Nennung von Azitas Nmen nichts einzubilden brauchte, zuckte die Zwergin dann doch zusammen und verkrallte ihre Finger hinter ihrem Rücken miteinander.


    “Mein Dominus ist Faustus Aurelius Tigellinus und...“


    Dann jedoch verstummte die Zwergin und schluckte hart.


    “Mein Dominus ist.. ist verschwunden und.. ich bin alleine.“


    Wiederholte die Kleinwüchsige mit leiser Stimme.

    Doch nicht die parthische Prinzessin lief ihr über den Weg. Es war der aurelische maiordomus und dieser wirkte alles andere als ausgeschlafen. Sodass die Zwergin spürte wie ihr Herz bis zum Hals pochte und sie sich am liebsten irgendwo unsichrbar gemacht hätte. Hauptsache sie wurde nicht bemerkt. Das gegenteilige war jedoch der Fall und die schlurfenden Schritte des maiordomus hielten direkt vor ihr inne. Augenblicklich spürte Cressida wie ihr innerlich der Schweiß ausbrach und sie unwillkürlich ihren Kopf zwischen ihre Schultern zog. So machte sie sich tatsächlich noch kleiner und duckte sich unwillkürlich.


    Und tatsächlich sprach er sie an. Wie hätte es auch anders sein können.


    “Ich.. ich wollte nur... mein Dominus ist fort und ich... bin so alleine.“


    Murmelte Cressida mit leiser Stimme und schluckte im nächsten Augenblick vernehmlich.


    “Ich weiß das ich nur eine Sklavin bin!“


    Platzte es auf einmal über die Lippen der Zwergin. Als sie die wedelnde Handbewegung des aurelischen maiordomus wahrnahm und ihr Köpfchen augenblicklich gen Boden senkte.


    “Es tut mir Leid.“


    Und mit diesen Worten huschte die Kleinwüchsige an dem maiordomus vorüber. Die Gänge entlang. Hinaus in den Hortus. Hin gen ihres Verstecks.

    Auch der Zwergin blieben die überraschten Geräusche der anderen Sklaven nicht verborgen. Und so drehte sie doch tatsächlich ihren Kopf, während sie Azita stolpernd folgte. Wurden sie bemerkt? Offensichtlich nicht. Denn sonst hätten sich ihnen Schritte nähern müssen. Und diese blieben aus. Zumindest noch. Im nächsten Moment spürte Cressida auch schon die Feuchtigkeit der Nacht auf ihren nackten Armen und blickte sogleich in den Himmel empor.


    Ob ihr Dominus in diesem Moment den gleichen Sternenhimmel betrachtete, wo auch immer sich der Aurelier verborgen hielt. Ein Geheimnis das wohl niemals gelüftet werden würde. Doch noch bevor sich die Zwergin tiefer in ihre düster-melancholischen Gedanken verstricken konnte, riss sie die Stimme der Älteren aus ihrem gedanklichen Chaos. So dass sich Cressidas Blick blinzelnd auf der Dunkelhaarigen niederlegte.


    “Du.. du weißt nicht? Wer kann mir meine Frage beantworten?“


    Murmelte die aurelische Sklavin und biss sich im nächsten Moment auf ihre deutlich bebende Unterlippe. Während ihre Augen erneut in Tränen schwammen. Doch noch tropften sie nicht über ihre Wangen und zu Boden. Noch hielt die kleine Griechin ihre Tränen tapfer zurück. Was mitunter auch an Azitas Stimme lag, der Cressida mit gespitzten Ohren lauschte.


    “Ich werde also nie erfahren was passiert ist.“


    Augenblicklich begann Cressidas Unterlippe stärker zu beben. Sodass sich die Zwergin auf ihre Lippe biss, um dieses unkontrollierte zittern in den Griff zu bekommen.


    “Einen Rückzugsort.“


    Murmelte sie und folgte Azita durch den Hortus, hin gen eines Holzschuppen, der mit allerlei Gerümpel und Krams vollgestellt war. Schweigend beobachtete Cressida wie Azita auf allen Vieren in das Innere des Schuppen krabbelte. Und auch Cressida ließ sich zu Boden sinken und folgte Azita krabbelnderweise in das Innere des hölzernen Schuppens.


    Unter Azitas eindringlichem Blick zuckte Cressida gar schuldbewusst zusammen und senkte ihr Köpfchen


    “Ich werde nichts sagen Azita.“


    Bevor die Zwergin auch schon tief durchatmete und sich schließlich doch über ihre Augen wischte.


    “Mh..?“


    Machte die Griechin. Hob ihren Kopf vorsichtig an und blickte zu der Älteren empor. Als sie schweigend Azitas Stimme lauschte. Azita würde sie beschützen, wenn sie im Gegenzug keine Dummheiten machte.


    “Ich versuche mich nur zu schützen Azita.“


    Sprach's und rollte sich auch schon zu einer kleinen, gar handlichen Kugel zusammen. Die Knie eng gegen ihren Körper gezogen, während sie ihre Arme um ihre Knie geschlungen hatte.


    “Ich werde dich nicht enttäuschen Azita.“


    Gut gesprochen. =):dafuer::app:

    Das Herz der Zwergin pochte dumpf in ihrer Brust, als sie ihre Fingerchen zur Faust ballte und diese gegen die Porta presste. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann neigte Cressida ihren Kopf lauschend auf die Seite. Waren da nicht Schritte zu vernehmen? Schlurfende Schritte? Oder bildete sie sich dieses Geräusch lediglich ein, weil sie sich wünschte das ihr geöffnet wurde?


    “Hallo?“


    Piepste die Kleinwüchsige und presste nun tatsächlich ihr Ohr gegen das Holz der Porta. Doch die vermeintlich schlurfenden Schritte waren verstummt und Cressida schluckte vernehmlich. Vielleicht war es ein Fehler gewesen das sie die flavische Villa aufgesucht hatte. Aber an wen hätte sich die aurelische Sklavin sonst wenden sollen? Und so pochte sie tatsächlich noch einmal, ein letztes mal gegen die Porta und ... wurde belohnt. Denn die Türe öffnete sich und die Zwergin blickte in ein überaus mürrisches Gesicht.


    “S.. Salve. Ich bin Cressida. Sklavin des Faustus Aurelius Tigellinus und.. und ich suche Azita. Weil.. Azita hat mir angeboten das ich bei ihr bleiben kann. Ich fühle mich so alleine in der aurelischen Villa.“


    Sprudelte es aufgeregt über die bebenden Lippen der Zwergin. Während sie mit leuchtenden Augen zu Acanthus empor blickte. Würde er ihre Worte glauben oder sie davonscheuchen, als wäre sie ihm lästig?

    Wie ein Blatt im Wind fühlte sich die Zwergin. Heimatlos und alleine. Selbst in der Villa Aurelia herrschte Stille. Eine Stille die Cressida in den Ohren dröhnte und sie wimmernd ihre Fingerchen gegen ihre Ohren presste. Bevor sich ihr Kopf lauschend auf die Seite neigte und sie ihre Fingerchen zögernd von ihren Ohren zog. Doch auch jetzt dröhnte diese Stille in ihren Ohren und ließ Cressida taumelnd zurück weichen.


    Unsichere Schritte führten die aurelische Sklavin schließlich durch den Hortus und hinaus auf die Straßen der Urbs Aeterna. Wohin nur sollte sie sich wenden? Ihr Dominus war verschwunden und Azita verweilte an der Seite ihrer Domina in der Villa der Flavier. Hm. Azita. Schnuppernd wie ein Hund der eine Fährte aufgenommen hatte, huschte die Kleinwüchsige durch die Gässchen. Bis sie schließlich jenen Teil der Wohngegenden erreichte, in der sich die Villa der Flavier befinden musste. Würde man sie überhaupt anhören? Etwas mulmig war Cressida schon, als sie sich der Porta näherte und erst einmal tief durchatmete. Bevor sie sich dann tapfer streckte und gegen das Holz der Porta pochte. Dann wartete die Zwergin darauf ob ihr geöffnet werden würde.

    Ihr Name klang wie ein Hauch über Stellas Lippen. Wie der Hauch einer Sterbenden, geisterte es durch die Gedanken der Zwergin. Während sie vollkommen regungslos verharrte und ihren Kopf noch immer in Stellas Schoß gebettet ließ. Unwillkürlich ließ sie ihren Atem langsamer über ihre Lippen fließen, in der stillen Hoffnung die junge Tiberia aus ihrem tranceähnlichen Zustand zu reißen.


    Als dann der junge Mann seine Stimme erklingen ließ, spitzte die Kleinwüchsige unwillkürlich ihre Ohren. Vielleicht würde seine Stimme zu der Tiberia durchdringen und sie somit aus Plutos Armen reißen. Denn das Pluto bereits seine Arme nach der jungen Römerin ausgestreckt hatte, stand kristallklar vor ihrer aller Augen. Dann jedoch fiel die Waffe aus ihren Fingern und das Geräusch der zu Boden stürzenden Klinge brach sich tausendfach in dieser Höhle. Sodass Cressida am liebsten ihre Ohren bedeckt hätte. Denn ihre Ohren waren besonders empfindlich. Und dennoch hielt sie tapfer stand, auch wenn sie bereits den dumpfen Schmerz in ihren Ohren heranbranden spürte.


    “Pluto will das du lebst. Es ist zu früh. Noch ist es zu früh.“


    Bei diesen Worten hatte die Zwergin ihren Kopf angehoben und streckte ihre Finger aus, um Stella behutsam über die Wange zu streicheln. Sofern es die Tiberia zulassen würde.

    Die Villa Aurelia suchte die Zwergin eigentlich nur noch auf, wenn sie müde war und ihr schon beinahe die Augen zufielen. Ansonsten hielt sich die Dunkelhaarige die meiste Zeit auf den Straßen der Urbs Aeterna auf. Dort hielt man sie mittlerweile für eine Bettlerin . Eine Bezeichnung über die Cressida lediglich nur Lächeln konnte. Bettlerin war immerhin besser als Sklavin eines Geächteten. Während sie bei dem Gedanken an ihren vertriebenen Dominus hart schluckte und ihre Lippen fest aufeinander drängte. Das Rätsel um die Ächtung des Aureliers und dessen Vertreibung, besser gesagt spurlosem verschwinden, würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Und normalerweise war es an Cressida solche Geheimnisse für ihre domini zu entschlüsseln. Doch in diesem speziellen Fall blieb ihr die Lösung des Rätsels verwehrt. So schlich die Zwergin mit schlurfenden Schritten durch die Straßen und Gässchen. Bis sie aus dem Augenwinkel ein flackerndes Licht entdeckte, das aus einem Kellerschacht empor drang und die Kleinwüchsige zu locken schien.


    “Oh süßes Licht. Verführe mich nicht.“


    Schmunzelte die Sklavin dem flackernden Lichtschein entgegen und warf im nächsten Augenblick sämtliche Bedenken über Bord. Zwar pochte ihr Herz vor innerer Aufregung rascher in ihrer Brust. Jedoch näherte sie sich dem Treppenschacht und stieg schließlich furchtlos in die Tiefe. Immer tiefer ging es, sodass die Zwergin den Eindruck gewann tatsächlich in den Tartaros hinab zu steigen. Und hatte sich da nicht eine feine Gänsehaut auf ihren Armen gebildet? Sämtliche Furcht schüttelte die Zwergin sofort von sich und stand endlich am Fuß der Treppe. Jetzt nur noch dem flackernden Schein folgen. Gesagt. Getan. Was die Zwergin dann jedoch beobachten konnte, ließ sämtliches Blut in ihren Adern gefrieren. Die Tiberia und diese blitzende Klinge in ihren Händen. Wer war der fremde Herr an Stellas Seite?


    Lautlos näherte sich die Zwergin dieser grotesken Szenerie und schmiegte sich gegen die Tiberia. Wie ein Hündchen, bettete die Zwergin ihren Kopf in Tiberia Stellas Schoß.


    “Dieser Herr und dein Gott haben Recht. Dein Lebenslicht wird heute noch nicht ausgepustet.“

    Die Bekanntmachung über den Fall ihres Dominus konnte man an jeder Straßenecke erblicken. Und dies ängstigte die Zwergin sichtlich. Denn mittlerweile musste auch der ärmste Bettler herausgefunden haben das die kleinwüchsige Zwergin die Sklavin des in Ungnade gefallenen Scriba Personalis des Augustus war. Und noch immer wusste die Griechin nicht was mit ihrem Dominus geschehen war. Nachdem sie von den Praetorianerwachen regelrecht davon gescheucht wurde.


    “Dominus, was hast du nur getan?“


    Ein jeder wusste das der Aurelier kompliziert in seinem handeln und seiner Denkweise war. War das der Grund wieso der Aurelier geächtet wurde? Wer nur könnte ihr diese Frage beantworten? Wer innerhalb der Villa Aurelia? Vielleicht sollte sie Azita befragen. Auch wenn sich die Ältere hauptsächlich in der Villa Flavia Felix aufhielt; an der Seite ihrer Domina. Bei diesem Gedanken entschlüpfte ein leises seufzen Cressidas Lippen. Denn noch nie hatte sie sich so hilflos und alleine gefühlt. All' ihre Bemühungen waren im Winde verstreut worden. Wer der hohen Römer und Römerinnen gab auch schon einer einfachen Sklavin eine Antwort auf ihre so dringliche Frage? Niemand.


    Und so schlich die kleinwüchsige Sklavin durch die Gässchen, am Rande der Subura entlang. Als sie im nächsten Augenblick über etwas stolperte. Bei näherem hinsehen entpuppte sich dieses etwas als ein verkrüppelter Fuß, der im merkwürdigen Winkel vom Rest des Körpers abstand. Erschrocken wich Cressida einige Schritte zurück, drehte sich abrupt herum und flüchtete in eine der Seitengassen. Ungeachtet der Tatsache das sie sich dadurch tiefer in die Subura vorwagte.


    Als ihr Herz nicht mehr ganz so hart in ihrer Brust pochte, verlangsamte die aurelische Sklavin ihre Schritte und ließ ihren Blick von links nach rechts gleiten. In diesem Teil der Urbs Aeterna war sie bisher auch noch nie gewesen.

    Die sich nähernden Schritte hatte die Zwergin komplett ausgeblendet. Schließlich galt ihre Aufmerksamkeit der älteren Sklavin und deren Worte. Als Azita dann jedoch zu zischen begann, zumindest interpretierte Cressida dieses Geräusch als zischen. Hob sich ihr Kopf an, während ihr Blick aus großen Augen den schwach beleuchteten Gang entlang huschte.


    Und waren da nicht auch Stimmen an ihr Gehör gedrungen? Nicht mehr lange und sie würde erwischt werden und dann... Nicht auszumalen. So war es nicht verwunderlich das Cressidas Augen tränenfeucht schimmerten und sie sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte. Doch ihr Körper war wie in Stein gemeißelt und ihre Füße bewegten sich keinen Milimeter. Blickte die Kleinwüchsige aus diesem Grund mit diesem bittenden Glanz zu Azita empor, weil sie Angst hatte? Durchaus möglich.


    Zum Glück durchbrach Azitas Stimme die unheilvolle Stille und ließ ihren angehaltenen Atem langsam zwischen ihren leicht geöffneten Lippen entweichen.


    “J.. Ja Azita.“


    Gelang es der Sklavin stammelnd hervor zu stoßen. Als sie der Dunkelhaarigen auch schon stolpernden Schrittes folgte. Zum Glück fiel Cressida nicht. Denn dies hätte der Älteren garantiert nicht gefallen. Ihren Blick hielt die Zwergin starr geradeaus gerichtet, als sie auch schon von kühler Luft umfangen wurde. Und ihr der Geruch von Erde und Blumen in die Nase stieg. Der Hortus.


    Hart trommelte der Griechin das Herz bis zum Hals, während sie aus großen Augen zu Azita empor blickte , als sie sich einigen wunderschön angeordneten Orchideenpflanzen näherten.


    “Wohin bringst du mich Azita? Bin ich in der Villa nicht mehr erwünscht? Was hat mein Dominus nur schreckliches getan.“

    Die Worte der Praetorianerwachen pfiffen regelrecht wie Gewehrkugeln um Cressidas Köpfchen. Während sie sich eilig auf den Rückweg zur aurelischen Villa begab. Zusätzlich schwirrten die mahnenden Worte des Furiers durch ihren Kopf. Ihr Dominus war in Ungnade gefallen? Beim Kaiser. War ihr Dominus aus diesem Grund untergetaucht und musste die Urbs Aeterna Hals über Kopf verlassen? Was hatte ihr Dominus nur so schreckliches getan, dass man ihn regelrecht geächtet hatte. Und was bedeutete dies in Bezug auf die kleine Griechin? Sklavin eines geächteten Römers zu sein? Bei diesem Gedanken spürte Cressida wie ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinab rieselte und sich ihre Zähne in ihrer Unterlippe vergruben.


    Als sie schließlich die aurelische Villa erreichte und sich dem Sklaveneingang näherte.
    Rasch betrat Cressida durch diesen ihr sicheres zu Hause. Erst als die Porta hinter ihr ins Schloß fiel, konnte sich die kleine Zwergin halbwegs entspannen. Was man an ihren herabsackenden Schultern erkennen konnte. Dennoch stand die Zwergin innerlich weiterhin unter Strom. Wen sollte sie um Rat fragen? Wer könnte ihre Fragen beantworten? Domina Aurelia Prisca. Nur wo hielt sich die hübsche Römerin gegenwärtig auf? Oder sollte sie ihre Neuigkeiten erst einmal Azita erzählen und gemeinsam würden sie dann die Domina aufsuchen? Fragen über Fragen die der Sklavin durch den Kopf geisterten.


    “Azita? Steckst du hier irgendwo?“


    Versuchte Cressida einfach mal ihr Glück und neigte lauschend ihren Kopf auf die Seite.

    Zitat

    Original von Aulus Furius Saturninus


    Vielleicht würde ihr der Furier eine Antwort auf ihre so dringlichen Worte geben können, durchzuckte es die Gedanken der Zwergin. Als sie ihren Blick vorsichtig anhob und mit großen Augen zu dem Römer empor blickte. Hoffnungsvoll mutete der Glanz in Cressidas hell strahlenden Augen an, während sie spürte wie ihr das Herz bis zum Hals pochte. Das der Römer ihr gegenüber sich im direkten Umfeld des Palastgeländes aufhielt, konnte nur eines bedeuten. Er war Gast im Palast des Augustus und konnte ihr bestimmt eine Antwort geben. Doch noch bevor Cressida ein weiteres mal ihre Stimme erklingen lassen konnte, spürte sie auch schon wie sich die Finger des Furiers grob um ihren Oberarm krallten.


    Augenblicklich hob sie erneut ihren Blick und kollidierte mit dem des jungen Mannes. Hoffnung überflutete tatsächlich das Gesicht der Zwergin. Welche jedoch im nächsten Augenblick bitterböse enttäuscht wurde. Der Römer erlaubte sich einen bösen Scherz mit ihr, oder? Vorsichtig neigte sich ihr Köpfchen auf die Seite, während ihr Herz lautstark in ihrer Brust hämmerte.
    “Mein Dominus ... in Ungnade gefallen? Aber.. wieso? Was ist passiert?“
    Murmelte die Kleinwüchsige verwirrt und wich einige Schritte zurück.


    Schließlich drehte sie sich auf dem Absatz herum und taumelte regelrecht davon. Zurück in die aurelische Villa. Dabei wiederholte sie immer wieder die Worte des Furiers. Ungläubig und angstvoll zugleich.

    Nachdem Cressida geendet hatte. Musste sie erst einmal tief durchatmen. Denn ihr Herz pochte lautstark in ihrer Brust. Während sie mit großen Augen zu den Praetorianerwachen empor blickte. Doch diese nahmen keinerlel Notiz von ihr. Sodass sich die Zwergin abrupt auf die Unterlippe biss und spürte wie ihre Kehle eng wurde. Nein. Sie würde doch nicht hier vor den Wachen in Tränen ausbrechen. Nein. Würde sie nicht. Und so wischte sich die Kleinwüchsige energisch über ihre tränenfeuchten Augen. Bevor sie ihre Handinnenflächen unbeholfen an ihrer Tunika abwischte.


    Und in diesem Augenblick bemerkte die kleine Griechin den Furier aus dem Augenwinkel, wie er ihr ein Zeichen gab. Was hatte das zu bedeuten? Sollte sie sich ihm nähern? Von den Praetorianern würde sie ohnehin keine Antwort auf ihre so dringliche Frage erhalten. Zumindest noch nicht. Und dennoch wirkte die aurelische Sklavin uneins mit sich. Sollte sie weiterhin die Wachen beobachten und hoffen das man von ihr Notiz nahm? Oder sollte sie sich dem Römer nähern? Als sich die Praetorianerwachen schließlich demonstrativ wegdrehten, biss sich Cressida auf ihre Unterlippe. Und fällte ihren Entschluß.


    Mit zögerlichen Schritten näherte sie sich dann doch dem Furier und blieb in respektvollem Abstand zu ihm stehen. Ihren Kopf hielt sie dabei gesenkt.


    “Salve Dominus. Ich habe dich in Gegenwart meines Dominus Aurelius Tigellinus in der Villa Aurelia gesehen.“


    Dann verstummte die Zwergin für einen kurzen Augenblick.


    “Mein Dominus ist verschwunden. Keiner kann mir sagen wo mein Dominus ist. Und ich habe gedacht das ich ihn hier finde. Mein Dominus ist schließlich Scriba Personalis des Augustus.“

    Als Sklavin des Faustus Aurelius Tigellinus wusste die Zwergin natürlich das ihr Dominus als Scriba Personalis des Augustus tätig ist. Ja. Ist. Denn noch immer klammerte sich die kleine Griechin verzweifelt an dem Gedanken fest das ihr Dominus nur eine ungeplante Reise unternommen hatte. Im Auftrag des Augustus. Eine geheime Reise, über die er absolutes Stillschweigen bewahren musste. Ihr Dominus auf geheimer Mission. Welch' aufregender Gedanke. Über diese Gedanken sprach die Kleinwüchsige mit niemandem ein Wort. Nicht das man sie noch auslachte. Was man ob ihrer geringen Körpergröße oft genug tat. Selbst wenn sich die Griechin in die Höhe reckte, wurde sie lediglich belächelt. Ob ihr dies am heutigen Tag wieder passieren würde? Nein. Hoffentlich nicht. Und so streifte Cressida beinahe ziellos durch die Gässchen der Urbs Aeterna. Seitdem ihr Dominus verschwunden war, fühlte sie sich in der aurelischen Villa wie eingesperrt. Und so fand man Cressida häufiger denn je auf den Straßen. Wobei sie es tunlichst vermied Aufsehen zu erregen. Auch wenn ihr dies alleine durch ihre geringe Körpergröße meistens misslang. Und dies ärgerte Cressida.


    Nachdem sie das Colloseum einmal umrundet hatte, fasste sie einen Entschluss. Sie würde im Palast des Augustus nachfragen ob man dort etwas von ihrem Dominus gehört hatte. Und so nahm Cressida ihre kurzen Stummelbeinchen in die Hand und flitzte beinahe durch die Gässchen. Bis sich vor ihr das weiträumige Palastgelände auftat und die Griechin mit großen Augen auf die wunderschönen Bauten starrte. Erst nach einigen Augenblicken realisierte sie, wieso sie sich überhaupt hier befand. Schließlich atmetet die Zwergin tief durch. Straffte ihre Schultern und reckte ihr Kinn, bevor sie sich todesmutig der Wache näherte.


    “Salve. Ich bin Sklavin des Faustus Aurelius Tigellinus. Und.. mein Dominus ist .. verschwunden. Ich weiß nicht wo sich mein Dominus befindet und ich .. mache mir Sorgen. Mein Dominus ist Scriba Personalis des Augustus. Und.. vielleicht weiß der Augustus über den Verbleib meines Dominus etwas.“


    Sprudelte es auch schon über Cressidas Lippen. Wobei sie mit großen Augen zu der Wache empor blickte. Hoffentlich wurde sie hier ernst genommen und nicht mit Gelächter davon gejagt.

    Zitat

    Original von Aulus Furius Saturninus


    Noch immer hielt die zwergenhafte Sklavin den Kelch in den Händen und blickte mit großen Augen zwischen ihrem Dominus und dem Furier hin- und her. Bis zu dem Moment, als Cressida eine Münze in die Hände gedrückt wurde. Ein Blick auf die Münze und Cressidas Wangen begannen augenblicklich zu glühen. Ein ganzer Sesterz. Nur für sie alleine. Um die Echtheit der Münze zu überprüfen biss Cressida in die Münze und strahlte anschließend über das ganze Gesicht.


    “Vielen Dank ehrenwerter Dominus.“


    Wisperte die zwergenhafte Griechin mit niedergeschlagenem Blick. Bevor sie sich Schritt für Schritt zurück zog und schließlich ihren vorherigen Gedankengang in die Tat umsetzte. Die Culina wurde aufgesucht.

    Die Zwergin war zurück gekehrt. Zurück an den Ort, an dem sie von ihrem Dominus diesen merkwürdigen Auftrag erhielt, ein Auge auf die rothaarige Römerin zu haben. Pflichtbewusst hatte Cressida diesen Auftrag ausgeführt. Nur war ihr Dominus nun verschwunden und die kleine Griechin hatte keinerlei Möglichkeit über ihren Erfolg, wohl eher Nicht-Erfolg zu berichten. Eigentlich konnte sich Cressida darüber glücklich schätzen. Und dennoch nagte es an ihr das sich ihr Dominus still und leise davon geschlichen hatte. Blieb nur noch die Frage nach dem warum und wieso zu klären. Bei diesen Gedanken huschte ein bitteres Lächeln über Cressidas Lippen, als sie schließlich aus den Gässchen trat, in denen sich die Häuser der Reichen und mächtigen befand; ebenso die aurelische Villa.


    “Was ist nur mit dir geschehen Dominus?“


    Murmelte die Zwergin an sich selbst gewandt und ließ ihren Blick im nächsten Moment an den steinernen Mauern des Colloseums empor gleiten.


    “Du hast dich bestimmt nur irgendwo verkrochen und hältst uns alle zum Narren.“


    Grinste die aurelische Sklavin. Auch wenn sie spürte wie ihr das Herz schwer wurde und sie vernehmlich schluckte.


    “Das kannst du uns doch nicht antun.“


    Am liebsten hätte Cressida ihre Frustration laut hinaus geschrien. Jedoch hielt sie sich zurück und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. Denn noch immer war sie eine Sklavin der aurelischen Gens und würde das Haus ihres Dominus garantiert nicht in der Öffentlichkeit brüskieren. Unbewusst hatte sie sich dem Colosseum genähert und blickte an den steinernen Mauern empor. Schließlich streckte sie ihre kleine Hand aus und presste diese gegen den sich langsam abkühlenden Stein. Nicht mehr lange und die Urbs Aeterna würde in tiefste Nacht getaucht werden. Und dies bedeutete die zwergenhafte Sklavin müsste dann schon längst in der aurelischen Villa sein. Doch noch war es nicht so weit. Und so atmete Cressida tief durch und setzte ihre trippelnden Schritte voran. Bereit das Colloseum einmal zu umwandern. Vielleicht würden ihre Gedanken dann nicht mehr so ziellos durch ihr Köpfchen kreisen.