Beiträge von Aulus Furius Saturninus

    Oecus >>>

    Die Werbung


    Ich kam aus dem Oecus, in dem ich meine Crispina umfasst, trunken vor Glück, das Blut war mir in die Wangen geschossen. Auf Flügeln gar.... ich räusperte mich und rief mich selbst zur Ordnung.

    Es gehörte sich nicht, so fürchterlich glücklich zu sein, das Versprechen meiner Schönsten errungen zu haben. Hier ging es um die kalte Hoheit eines Rechtsgeschäftes, eines Bundes, von Würde und Pflichtgefühl getragen. Es ging um einen Ehevertrag.

    Ernst und gemessen blickte ich drein, als ich wieder an die Porta klopfte, und ich hoffte sehr, dass mein Patron den Raum noch nicht verlassen hatte.

    Crispina fand es besser, wenn ich das Gespräch mit meinem Patron ganz traditionell unter Männern führen würde.

    Als sie mich dabei so liebevoll ansah, hätte ich sie am liebsten erneut in die Arme genommen.

    Heimlich flehte ich zu Venus, sie möge sie wieder stolpern lassen und das möglichst in meine Richtung....

    Stattdessen lächelte ich und antwortete:

    "Ich denke, du hast recht damit, dass es besser ist, auf althergebrachte Weise zu verfahren, Crispina.

    Auch ich denke nur das Beste von Annaeus Florus, und daran, dass er auch für dich, seine liebe Verwandte, das Beste möchte.“,

    Ich schaute ihr noch einmal in ihre braunen ausdrucksvollen Augen, bevor ich den Weg, den ich gekommen war, zurück ging.


    Mein Patron würde sich sehr wundern, wie schnell ich nach unserem Gespräch wieder an die Tür seines Officium klopfen würde. Es hatte nicht lange gedauert, zu prüfen, ob auch meiner Crispinas Herz frei war.



    >>> Officium Annaeus Florus Minor

    Einen persönlichen Kondolenzbrief zum Andenken an meinen verstorbenen Kollegen aus der Kanzlei, Titus Decimus Varenus, ließ ich durch einen meiner Sklaven in die Casa Decima Mercator bringen. Wie es üblich war, war sie an den nächsten männlichen Verwandten, Decimus Serapio, gerichtet:


    Ad F. Decimus Serapio

    Casa Decima Mercator

    Roma


    A. Furius Saturninus grüßt den Decimus Serapio und wünscht ihm Kraft in dieser dunklen Stunde, da er seinen Vetter Decimus Varenus verloren hat.


    Verzeih mir, dass ich dir vielleicht etwas persönlicher schreibe, als üblich, doch es ist mir wichtig, den Verstorbenen in persönlichen Worten zu würdigen.

    Als Primicerii waren wir Kollegen in der Kanzlei, doch sein Erfahrungsschatz und sein würdiges Alter haben mich zu ihm aufsehen lassen. Seine freundliche Art, mir Neuling zur Seite zu stehen und mich gar bei Gelegenheit dem verehrten Caesar Augustus vorzustellen, beeindruckten mich und sollten uns allen Ansporn sein, uns jüngeren Leuten auf die Weise anzunehmen, die er vorlebte. Ich vermisse ihn als väterlichen Kollegen und aufrechten Römer.

    Vale bene

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    Ein Bote der kaiserlichen Kanzlei brachte folgendes Schreiben in die Casa Germanica:



    Ad

    Curatorem Calendarii

    P. Germanicus Aculeo

    Casa Germanica


    Primicerius ab Epistulis A. Furius Saturninus s.d.


    Bezüglich deines Schreibens vom ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (25.8.2021/118 n.Chr.) habe ich die Ehre, dich hiermit am

    ANTE DIEM VII ID SEP DCCCLXXI A.U.C. (7.9.2021/118 n.Chr.) zur vierten Stunde


    zu einer kaiserlichen Audienz in das

    an jenem Tage bezeichnete Officium Imperatoris in die Casa Flaviana zu bitten.


    Dieses Schreiben gilt als Legitimation für den Eintritt.


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    Einladungsschreiben für Germanicus Aculeo zu einer Kaiserlichen Audienz


    Der Befehl war auf Grund des plötzlichen Todesfalles des guten Varenus* zu uns zur Ab Epistulis gekommen, den genannten Ritter einzuladen, doch da es nicht um eine dringliche Angelegenheit zu gehen schien, zumindest stand in der Bittschrift nichts davon, und der Herr der Welt ein viel beschäftigter Mann war, überlegte ich hin und her, bis ich den Curator Calendarii zeitnahe zu einer Audienz unterbringen konnte.

    (Als ich noch entdeckte, dass er ein Sodalis aus der Veneta war, freute es mich um so mehr, dass es zeitnahe klappte.)



    Ad

    Curatorem Calendarii

    P. Germanicus Aculeo

    Casa Germanica


    Primicerius ab Epistulis A. Furius Saturninus s.d.


    Bezüglich deines Schreibens vom ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (25.8.2021/118 n.Chr.) habe ich die Ehre, dich hiermit am

    ANTE DIEM VII ID SEP DCCCLXXI A.U.C. (7.9.2021/118 n.Chr.) zur vierten Stunde


    zu einer kaiserlichen Audienz in das

    an jenem Tage bezeichnete Officium Imperatoris in die Casa Flaviana zu bitten.


    Dieses Schreiben gilt als Legitimation für den Eintritt.


    205-0e9e6afa.png


    Ich sah den Aushang wohl kurz nach meinem Vorgesetzten. Für einen Scherz hielt ich es nicht, sondern der Dienstweg war schlicht nicht eingehalten worden.

    In dem beruhigenden Bewusstsein, dass unsere Abteilung es nicht verbockt hatte, schüttelte ich nachsinnend mein Haupt, legte einen Finger an meine Stirn und tat so, als würde ich erst einmal nachdenken. Dabei wusste ich jetzt schon, wer das ganze überarbeiten durfte.

    Procurator Cornelius Lentulus rauschte derweilen zum a Libellis. Schade, dass ich keinen wirklichen Grund hatte, mitzukommen.

    Crispina sagte ja, und ich fühlte mich, als sei ich zu den Heroen ins Elysium erhoben, so sehr klopfte mein Herz und solch ein Glück bewegte mich. Doch mehr als bei einem Händedruck durfte es nicht bleiben.

    "Ich spreche mit Annaeus Florus.", sagte ich, und da ich aus Alexandria durchaus manch moderne Vorstellung bezüglich Frauen mitgebracht hatte, zum Beispiel, dass sie genauso Menschen mit allen Entwicklungsmöglichkeiten wie wir waren, sofern man sie gleich erzog, fuhr ich fort:

    "Annaea Crispina, möchtest du denn mitkommen zum Gespräch? Ich möchte es so und in aller Zukunft halten, dass ich nie etwas entscheide, ohne dass du in allem eine Mitsprache hast. So liegt es bei dir, ob wir Hand in Hand vor deinen Tutor treten oder ob ich auf althergebrachte Weise um deine Hand bitte."

    Wie ich meinen Patron einschätzte, bevorzugte er vermutlich letzteres, aber ich wollte wissen, wie Crispina - meine Crispina - darüber dachte.

    Wenn ohnehin jeder politische Gegner (und sogar jeder Feldherr) eine "Schwuchtel" ist, welchen Effekt hat diese Bezeichnung dann überhaupt noch auf die Rezipienten?

    Es war Teil eines Rituales. Wenn ein Politiker nicht derbe beleidigt wurde, war er nicht wichtig genug. Vielleicht hat diese Ritualisierung, das römische Dissen, aber gerade vor tiefen seelischen Verletzungen bewahrt, wie das heutzutage ja in den Social Media geschieht.

    (Oder die Römer waren da allgemein resilienter, scheint mir, wenn man sich betrachtet, was sie so unter "Unterhaltung" verstanden. )

    Zitat

    Dennis Pausch: „Die Meinungsfreiheit der Römischen Republik ging stets mit Schmähfreiheit einher“


    Von der Antike herrscht bis heute oft ein verklärtes Bild. Der Philologe Dennis Pausch zeigt in seinem neuen Buch jedoch, wie robust zu Ciceros Zeiten diskutiert und beleidigt wurde. Im Interview erklärt er, warum Beschimpfungen in Athen und Rom so allgegenwärtig waren – und welche bemerkenswerten Parallelen es dabei zur Gegenwart gibt.

    https://www.philomag.de/artike…stets-mit-schmaehfreiheit


    über Schmähungen, Inszenierungen, Rhetorik, soldatische Spottverse, sexuelle Beleidigungen und agusteische Zensur.

    Ich griff nach Crispinas Hand, denn mehr ging nicht, da die Anstandsdame von Sklave sich in Positur gebracht hatte - wie ich den Mann weit weg wünschte - und drückte sie.

    Dann sagte ich und es war mir so ernst, wie mir wenig ernst gewesen war:
    „Ich möchte dich heiraten, Crispina! Ich möchte bei dir sein und deine Hand in der meinen halten und dass du meine ewig geliebte Gattin und die Mutter meiner Kinder bist.

    Ich bin nicht reich, aber zu einem ruhigen Leben, in dem es dir an nichts fehlen wird, reicht es. Ich bin auch nicht bedeutsam, doch mit dir zusammen wüsste ich, um was es sich zu kämpfen lohnt.

    Bitte bedenke genau, ob du das auch möchtest. Nimm dir dazu die Zeit, die du brauchst.

    Nicht eine Absage ist es, die ich fürchte, das würde ich ertragen, und dir gewogen bleiben.

    Doch ich bitte dich: Spiele nicht mit mir. Ich spiele nicht...“,

    ich zog ihre Hand an mein Gesicht und legte sie an meine erhitzte Wange, als sei sie etwas unendlich Kostbares, einen Moment nur spürte ich ihren schnellen Pulsschlag wie das Schwirren eines Vögelchens, bevor ich sie wieder losließ, und forschend in ihr Gesicht blickte.

    Die Sklaven:


    19130-83faf79ae1b13065b3b0d7750ba986cf0bd31558.png Furianus Tiberios, Alexandriner* Maiordomus, freigelassen
    15062-dab2f642600f22b13fdb7885928a32a9d028ca18.jpg Lyda, Spartanerin * Köchin Auf Reisen mit ihrer Domina Furia Stella
    15013-5c40202d4bef3be65000a332c4f7471dd7eae249.jpg Aischylos, Thraker (NSC) * Ianitor, Gärtner
    Nestor, Thraker Custos Corporis Auf Reisen mit seiner Domina Furia Stella
    11259-0c91e986ead339a39f110c2b23321cd65c862f7e.jpg Diocles, Byzantiner * Scriba Personalis
    Glafira, Italia Ornatrix Auf Reisen mit ihrer Domina Furia Stella
    Rhea, Sklavin der Gens Furia Rhea, Britannierin Küchenhilfe
    Chloe, Sklavin der Gens Furia Chloe, Germania Wäscherin
    Krates, Syria alle Arbeiten
    Gadir, Sklave der Gens Furia Gadir, Syria Ministrator Vini
    Andreas, Sklave der Gens Furia Andreas, Hispanier stellvertr. Maiordomus, Cursor
    Timon, Sklave der Gens Furia Timon, Hispanier Tierpfleger
    19156-76c36b3f8d3d78e15fa4196ec905d405171c9a0e.jpg Ancillus,... * Cubicularius Sklave von Annaeus Florus Minor, stundenweise ausgeliehen


    * = selbstständige Ids.

    Alle anderen dürfen von den Angehörigen der Gens Furia mitgespielt werden.

    Der Moment, Crispina im Arm zu halten, hätte sich unendlich ausdehnen dürfen und hätte es einem neidischen Gott gefallen, mich in diesem Moment mit einem Blitz zu fällen, so wäre ich mit einem seligen Lächeln auf den Lippen gestorben.

    Doch die Realität war, ich stammelte recht verwirrt, anstatt dass zu tun, was ich am liebsten getan hätte, nämlich die Schöne zu küssen, und dann kam der gerufene Sklave und Crispina löste sich von mir. Damit wurden auch alle unziemlichen Gedanken vertrieben.


    Doch da nannte sie meinen Namen, und ich sah ihre Augen, und ich merkte, dass auch sie viel sagen wollte.

    Ich legte meine Hände auf den Rücken. Annaeus Florus hatte mir gestattet, zu fragen, zumindest interpretierte ich seine Worte dahingehend. Aber bevor ich bei ihm offiziell warb, musste ich wissen, was Annaea Crispina empfand. In früheren Zeiten waren junge Leute nur formell nach ihrer Meinung gefragt worden, bevor sie verheiratet wurden, doch ich wollte jemanden, der mir Liebe schenkte und dem ich welche geben konnte.


    Ein zweites war mir bei Crispina aufgefallen: Sie konnte sich nicht nur freuen wie ein kleines Mädchen, sie hatte auch noch sprechende große braune Augen. Ich hoffte, ich las ihren Blick richtig.

    „Annaea Crispina“, sprach ich ( Wie gerne ich ihren Namen aussprach.):

    "Bitte nur eine Frage: Sag mir, gibt es jemanden in deinem Leben, der dir etwas bedeutet?“

    Vielleicht wusste sie nichts von diesen Dingen, daher verdeutlichte ich:

    „Ich meine, gibt es schon jemanden, den du liebst.“

    Ob sich Annaeus Florus eine einflussreichere Partie gewünscht hatte?
    Vermutlich ja, aber was sollte es, ich war noch jung, und die Zukunft lag noch vor mir wie eine goldglänzende, verheißungsvolle Aurora am Horizont.

    Ich konnte meine Freude darüber, dass mir der Senator erlaubte, um seine Verwandte zu werben, kaum nicht unterdrücken, als ich sagte:

    „Ich danke dir, mein Patron, für diese Auskunft. Das mit dem Herzen werde ich mich bemühen, selbst herauszufinden.“

    Da die Angelegenheit nun auch fürs Erste besprochen war, wartete ich noch, dass er mich aus dem Gespräch entließ.

    Ja, hier trat ich selbstsicher und eloquent auf; wie sollte ich ahnen, dass mich Crispinas Gegenwart schüchtern wie einen Schuljungen werden lassen würde.

    Selbstverständlich! Es ist Tradition, dass die Türen des Tribunus Plebis für die Bürger der Stadt offen stehen. Dies wird auch in meiner Amtszeit der Fall sein.
    Ein Sklave der Annaei trat dabei an den Fragesteller heran und übergab ihm eine kleine Amphore mit Wein, damit er auch den Namen des Kandidaten nicht vergessen würde.

    Bei dem Frager grinste ich in mich hinein. Auch wenn die Porta der Domus Annaea offen stehen würde, gab es doch noch immer genügend custodes, und auch der wackere Selenus war auch nie weit entfernt... Langfinger hätten also keine Chance.


    "Fast revolutionär," rief Stella mit ihrer starken aber melodischen Stimme, fast so, als ob eine Demigöttin vom Himmel herab rief.

    Was wollte diese junge Frau denn? Rückkehr zur Republik? Aus welchem Jahrhundert stammte sie denn? Hoffnungslos anachronistisch diese Forderung, schien mir. Fast hätte ich Lust, sie aufzufordern, sich in der Kanzlei einmal die anfallende Aktenarbeit von nur einem einzigen Tag anzuschauen, dann würde sie sehen, dass es Ewigkeiten dauern würde, jede einzelne Abstimmung durch den Senat zu jagen. Mit Republik war das Imperium in dieser Ausdehnung, das ich selbst zugegebenermaßen respektlos und mit einem Taschenspielertrick einst mit einer Schweineblase verglichen hatte, nicht zu regieren.

    Ich drehte mich zu der Ruferin um, fasste sie ins Auge, schüttelte missbilligend den Kopf, rief halblaut: "Tace!" und legte den Finger auf die Lippen. Einige Umstehende zischten mit und nickten Zustimmung.


    Aber da antwortete Annaeus Florus, dem alles Umstürzlerische fern lag, auf die besorgte Bürgerin.


    Quirites, Bürger! Hört mich an! Die Rückkehr zur Staatsform der Republik ist völlig ausgeschlossen! Weder strebe ich diese an, noch stehen dem Staat die notwendigen Bürger zur Verfügung, um auch nur annähernd die Positionen zu füllen, welche für so eine Rückwendung in der Geschichte notwendig wären. Nein! Wir sollten nicht nach hinten schauen, nicht dem nacheifern, was früher einmal gewesen ist, sondern unseren Blick in die Zukunft wenden!

    Und ich applaudierte wieder: "An -naeus ! An - naeus!"

    „Trink ruhig“, sagte ich mit einem Kopfnicken: „Denn ich werde gleich einige Fragen an dich haben, und ich mag es nicht, wenn du dich dann ständig räusperst und gar hustest, weil deine Kehle trocken ist. Lesen und Schreiben musst du hier nicht, dafür habe ich andere Diener.

    Ich lese dir das Schreiben deines Dominus vor.“

    Das tat ich und schwieg einen Moment, damit Ancillus den Inhalt auf sich wirken lassen konnte.


    Dann lachte ich leise und fuhr fort: „Man sagt ja zuweilen, dass ein Sklave nicht zwei Herren dienen kann. Das Senator Florus Minor dich mir überlässt, ist also ein großer Vertrauensbeweis und ich bin geehrt. Ich diktiere dem Diocles später noch das Antwortschreiben, das kannst du deinem Dominus wieder mit zurücknehmen.

    Ob dein Dienst funktionieren wird, hängt freilich an deinem Verhalten und auch an deiner Loyalität, Sklave.“


    Ich lehnte mich zurück, trank selbst einen Schluck Wasser und machte zu Ancillus die entsprechende Handbewegung, dass auch er trinken sollte:

    „Erzähl mir ein wenig von dir und was du bisher für Dienste geleistest hast. Aus welchem Volk stammst du?"

    Eine junge schöne und begehrenswerte Frau, mit der ich ernste Absichten hatte, hatte auf mich mit voller Absicht gewartet, und anstatt mich wie der glücklichste Mann unter der Sonne zu fühlen, hatte ich sie dermaßen angefahren, dass sie mich nun fliehen wollte.

    Ich sah gerade vor meinem geistigen Auge, wie mein Genius entschieden den Kopf schüttelte.


    Ich hob eine Hand: „Crispina...“, begann ich fast flehend, da schritt sie schnell an mir vorbei und stolperte… stolperte aber nur
    fast, denn geistesgegenwärtig streckte ich meine Arme aus und hielt sie fest.

    Mein Blick fiel auf ihre schweren Haarflechten, denen das Sonnenlicht kupferne Reflexe verlieh. Ich hielt Annaea Crispina, und
    ich hoffte, sie würde mir in die Augen sehen und nicht wirklich davon laufen, weil ich mich so ungeschickt benahm wie ich mich nie gegenüber der übrigen Damenwelt benommen hatte.

    Das hier ging mir nahe, und ich hatte nie gewollt, dass mir etwas nahe ging, zumindest keine Frau.

    Es war einfacher, der ein wenig spöttische Beobachter zu sein, wenn zwei sich fanden „Ja, ganz nett, aber für meinereins ist das
    nichts“
    , den Olivenblätterkranz auf dem Haupt, geharzten Wein im Krug und papaver im Ärmel.

    Jetzt aber gerade war es etwas für mich.


    „Crispina!“, sagte ich: „Das damals war ein schöner Tag, und alle Tage, an denen ich dich einfach nur sehen darf, wären für mich genauso schön. Nun müsste ich nur noch wissen, was Du denn denkst und fühlst, natürlich mehr fühlst als denkst....“


    „Wenn ich etwas für deinen Wahlkampf tun kann, lass es mich wissen.“, sagte ich sofort. Florus Minor lobte mich und bedankte sich, und das bedeutete mir viel von meinem Patron, den ich als Römer vom alten Schlag so aufrichtig schätzte. Doch war es kairós, der rechte Moment, etwas zu fragen, von dem ich wusste, dass es gewagt war? Gar zu unbedeutend war ich, und die Betreffende immerhin die Verwandte eines Senators.


    Nachdem ich mich nach der Gesundheit und dem Wohlergehen des Annaeus Conservator und von Vindex erkundigt hatte, die mir beide bekannt waren und auch nach der der Gattin Iulia Stella, näherte ich mich meinem eigentlichen Anliegen:


    „Unter deinem Dach habe ich übrigens eine junge Verwandte von dir kennen lernen dürfen. Sie ist wohlerzogen und von großer Schönheit.“

    Ich redete über das junge Mädchen, als ging es um den Beurteilung eines Kälbchen in einer Villa Rustica, da schlug ganz und gar das latinische Bauernvolk durch.
    Aber was hätte ich meinem Patron sagen sollen: Sie kann sich freuen wie keine Zweite? Und ihre Augen leuchten, wenn sie spricht, das mag ich so gerne sehen?

    „Ich sprach von Annaea Crispina. Sag mir bitte, Senator Florus Minor, ist ihr Herz noch frei oder ist ihre Hand schon versprochen?“

    „Es war absolut richtig, dass du den Befehl deines Herren genau ausführst“, sagte ich, während ich das Siegel brach und den Brief las:

    An

    Furius Saturninus

    Von

    Lucius Annaeus Florus Minor


    Mögen meine Worte dich bei guter Gesundheit und mit viel Freude im Herzen finden, sei gegrüsst.

    Der Überbringer dieses Briefes ist der Sklave Ancillus, den ich vor

    einigen Tagen auf dem Forum vor deiner Nase weggekauft habe.


    Ich hatte den Eindruck, dass auch du auf der Suche nach einem Sklaven

    warst. Ich biete dir daher an, diesen Mann auch in deinen Dienst zu

    stellen. Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden, wie er uns

    beiden nützlich sein kann. Ich verbringe ja die Morgenstunden nach

    der Salutatio jeweils im Senat. In dieser Zeit kann er durchaus in

    deinem Dienst stehen. Nach der Arbeit im Senat, in den späteren

    Abendstunden wäre er für mich wieder nützlich bis zum nächsten

    Morgen nach der Salutatio.


    Wenn

    du dieses Angebot annehmen möchtest, dann kommt der Sklave nicht

    umgehend zurück zur Domus Annaea sondern steht dir heute zur

    Verfügung, damit du ihn kennenlernen kannst. Ansonsten schickst du

    ihn mit deiner Antwort wieder zurück.


    Mit

    den besten Wünschen für dich, Lucius Annaeus Florus Minor

    Ich war erfreut. Florus Minor war aufgefallen, dass ich damals hatte bieten wollen, aber mich dann zurückgehalten hatte, weil er mein Patron war. Das war aufmerksam. Und der Brief war in sehr freundlichem wertschätzendenden Ton gehalten, auch war gut. Nun hatte ich also einen Teilzeitsklaven, wenn man so wollte.


    Ich rückte zwei Becher auf dem Schreibtisch zurecht und deutete auf den Wasserkrug, der daneben stand.
    "Schenk ein und nimm dir auch einen.", sagte ich und wies auf den Hocker am Fuße einer der Sessel für Besucher:

    „Setz dich“, sagte ich:

    „Weißt du denn, was in dem Brief deines Herren steht, Ancillus?“ Jetzt hatte ich den Namen behalten.


    Es gab ja die Geschichte von Bellerophon, der von seinem königlich Stiefvater mit einem Brief zu einem Nachbarkönig geschickt wurde. Der Inhalt des Briefes war, dass man ihn töten solle. Vermutlich kannte Ancillus die Geschichte gar nicht, dennoch wollte ich ihn dahingehend erstmal beruhigen.