Beiträge von Aulus Furius Saturninus

    "Mir geht es ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Und ich war bei dem Senator in seinem Officium, ja. ", erwiderte ich:

    "Es gäbe für mich überhaupt nur zwei Gründe, die Domus Annaea aufuzusuchen: Der erste Grund ist allgemein bekannt, der zweite Grund ist einer, den du vielleicht errätst oder auch nicht."


    Oje, das klang schroff. Dabei hatte ich nicht schroff sein wollen. Aber Crispina saß da, wirkte unschuldig und kühl und schien keine Ahnung zu haben, was ihre Gegenwart auslöste. Sie rührte mich an. Und ich wusste nicht einmal, ob sie mich überhaupt leiden konnte, und wenn sie mich leiden konnte, dann ob mehr als die anderen jungen Männer, die sich zweifellos den Türklopfer in die Hand gaben. Sie war so gut erzogen, dass sie nichts von sich preisgab.


    "Entschuldige", sagte ich gleich: "Ich habe das anders gemeint. Der zweite Grund wäre, dich wieder zusehen, mit dir zu Nivalis zu gehen und nur noch einmal in meinem Leben beobachten zu können, wie du dich freuen kannst, Annaea Crispina."

    Ich sprach ihren Namen sehr ernst aus. Dabei machte ich mir keine Hoffnung: Ich war noch jung, noch unbedeutend, ohne den kleinsten Purpurstreifen auf meiner Toga, und wie gesagt, mit keiner Geste hatte mir Annaea Crispina zu verstehen gegeben, dass sie mich über die gebotene Höflichkeit heraus mochte. Und wenn ich weiter so schroff war, brachte ich sie nicht einmal zum Lachen. Es lief gerade schlecht.

    Ich hatte mich wieder einmal in die Politeia Platons vertieft, verglich sie in Gedanken mit Cicero und dachte daran, dass mir der große Traum, nämlich eine moderne Res Republica für unser kosmopolitisches Staatswesen zu schreiben, über den Tagesgeschäften immer mehr entfleuchte. Ich kam zu nichts.....

    Da unterbrach mich Diocles (der das eigentlich nicht durfte) und mit zusammengezogenen Brauen blickte ich auf. Er brachte mir einen Jüngling, gesandt von meinem Patron, ja, das konnte wichtig sein, also durfte er meine Lektürestunde stören.

    Die Schriftrolle legte ich zur Seite.

    Der annaeische Sklave hatte sich hingekniet, welch reizende Demutsgeste, die ich seit Alexandria nicht mehr gesehen hatte; schon war ich versöhnt und sagte freundlich:

    "Du darfst dich erheben, puer. Wir sind hier nicht im Orient", ich redete ihn mit Junge an, denn den Namen hatte ich nicht mitbekommen: "Gib mir das Schreiben, wenn du schon hier bist. Du hättest es freilich auch dem Diocles überlassen können, er ist meine rechte Hand."

    Ich streckte meine Hand nach dem Brief aus, den der blonde Sklave mit sich trug.

    Unter den togati war auch ich, um der Rede meines Patrons zu lauschen (und mich unauffällig nach ein paar geeigneten weißen Wänden umzusehen, die man mit weiteren Wahlaufrufen verzieren konnte, rote Farbe hatte ich noch über). Natürlich sah ich Ravilla (der Mann war auch so etwas von nicht zu übersehen), gewandet in veilchenblauer Toga(?), umgeben von seinem Anaxis, der stets fürs Auge einen erfreulichen Anblick bot.

    Ich nickte ihm zu und wollte etwas zum Gruße sagen, da trat Senator Annaeus auf die Rostra und hob die Arme, zum Zeichen, dass er zu sprechen wünschte.

    Das allgemeine Gemurmel erstarb.... was sah Florus Minor von seiner erhöhten Position wohl, dachte ich einen Moment lang sinnend: Hunderte von Gesichtern ihm zugewandt in gespannter Erwartung...? populus romanus, der zu höchsten Ehren führen konnte, die ein Sterblicher sich vorstellen mochte oder in den tiefsten Abgrund...doch heute war ein fröhlicher Tag, es sollte eine Wahlkampfrede geben und danach Geschenke....

    Wie die meisten Römer liebte auch ich öffentliche Reden.

    Ich klopfte kurz an und steckte meinen Kopf durch den Türspalt: "Salve Procurator Lentulus, ich bringe dir den Bürger Sergius Collega, der bei uns als Notarius anfangen möchte", verkündete ich, trat zurück und ließ dem Sergius Raum, auf dass er vor den zukünftigen Vorgesetzten trete.

    Ich hatte drei der Jüngeren aus der Familia, die Spaß an einer Nacht- und Nebelaktion finden mochten (oder auch nicht), mitgenommen. Wir hatten wasserfeste leuchtendrote Farbe dabei und eine strahlend weiße Wand an einer Taberna in der Nähe des Mercatus ausgesucht. Während wir pinselten, stand einer der Jungen Schmiere wegen eventuell erboster Eigentümer und auch den Vigilen, obwohl ich hoffte, die würden ein Auge zudrücken. Wir arbeiteten im Schein einer trüben Laterne.


    Am nächsten Morgen konnten die Bürger Romas folgendes lesen:



    L . ANNAEUS FLORUS MINOR ZUM TRIBUNUS PLEBIS

    D. R. PUB. O. V. F*



    *

    Sim-Off:

    d(ignus) r(ei) pub(licae) o(ro) v(os) f(aciatis) Er ist würdig, die öffentliche Interessen zu vertreten. Ich bitte euch, ihr möget ihn wählen.

    Die Euphorie verführte mich dazu, redundantes Zeug zu reden. Natürlich war Sergius Collega noch nicht bei Procurator Lentulus drin gewesen, sonst wäre er ja nicht bei mir.

    Ich erhob mich: "Es ist mir eine Ehre, dich persönlich zu meinem Vorgesetzten zu begleiten, werter Sergius Collega. Auf gute Zusammenarbeit."

    Cornelius Lentulus sollte ruhig sehen, wie ich mich darum bemühte, neue gute Mitarbeiter ans Haus zu binden.


    >>> Officium XXI

    Ich begegnete meinem Patron so oft, dass ich mich bereits wie sein Schatten fühlte. "Salve o Senator Florus Minor!", grüßte ich, und nannte absichtlich laut den Titel, damit die Umstehenden bemerkten, welch illustre Zuhörerschaft dem Ravilla lauschte. Ravilla selbst war schon nahezu so etwas wie ein amicus für mich, nachdem wir gemeinsam den Rhetorikwettbewerb von Tiberius Flaccus gewonnen hatte.

    Das Ravilla seine Herkunft aus dem Osten betonte anstatt sie zu verbergen, fand ich, sprach für seine Aufrichtigkeit: Ein stolzer Römer mit genau dem Schuss Exotik, um interessant zu wirken (Bei mir rannte er da eh offene Türen ein, ich liebte die bunte Welt des östlichen Imperiums ohnehin und erinnerte mich gerne daran)

    Auch die Rede war von dieser Aufrichtigkeit geprägt und verriet Feuer. Ich applaudierte ebenso Seius Ravilla wie auch dem

    farblich harmonischen Schauspiel, welches sein Gefolge bot.

    Etwas traf mich am Arm, und instinktiv griff ich zu. Es war eine Mappa, die um ein Küchlein verschnürt war.

    Ich steckte es für später ein und applaudierte weiter. Ich wusste, dass sich mein Patron und Ravilla gegenseitig unterstützten, daher skandierte ich:

    "Seius Ravilla, Sohn des Seius Victor, zum Tresvir Capitalis!" und war zufrieden, dass einige Bürger mit einfielen.

    Ich kam erst nach einer ganzen Weile aus der Besprechung. In der Domus Annaea war es recht still, die Mauern spendeten Schatten und irgendwo schlug eine Amsel. Eine fast ländliche Idylle, und doch würde gleich über mir die Hitze der Urbs zusammenschlagen, wenn ich aus der Porta trat.

    In einem Korbsessel im Oecus saß Annaea Crispina. Sie sah so versunken in Gedanken aus, dass ich vorsichtig die Hand hob, um sie nicht aufzuschrecken. Es war ein zu liebliches Bild.

    "Salve Annaea Crispina", sagte ich leise und sah auf ihren dunklen Scheitel hinab:

    "Wie geht es dir? Träumst dich an diesem schönen Sommertag auf den Rücken von Nivalis, dem Schimmelhengst?"

    Nivalis war das Hochzeitsgeschenk von Tribun Serapio für meinen Patron und Iulia Stella gewesen. Diese reine, unschuldige Freude, die sich im Gesicht der Annaea wiedergespiegelt hatte, als sie das edle Tier streichelte, hatte ich nicht vergessen.

    Wäre net Menecrates in diesem Fall der Richter? Gg

    Ubd wieviel aktive Advokaten es gibt weiß ich leider nicht. Wüsste auch nicht wo ich die info erlesen kann.

    Center ist glaub ich einer. Aber de ist nicht aktiv bzw sitzt in Cappadokia.

    *grübel*

    Evtl Tiberius Flaccus als Anwalt?

    Saturninus als Leumundzeuge? (Befangen? Ja klar) ich schreibe noch später was dazu, wenn ihr erstmal mit Germania durch seid. Lurco wollte ohnehin noch in der Casa Furia vorbeikommen.

    Bitte wie?

    Zitat


    Ca. 200 Jahre später hegte ein weiterer römischer Kaiser namens Elagabal besonderes Interesse an Lotterien. Was als Spiel mit Preisen wie Sklaven und Land begann, wurde bald zu einer öffentlichen Zwangslotterie, bei der Lose mit einem Katapult in die Menge geschossen wurden.

    Auch aufgrund der Tatsache, dass zusammen mit den Losen lebendige Schlangen und Preise wie Wespen, Bienen, tote Tiere und Todesurteile vergeben wurden, wurde der junge Kaiser bereits im Alter von 18 Jahren ermordet.

    https://www.pinnacle.com/de/be…otteries/Z5YJXP3HEG45YM3Z


    OMG ! Todesurteile?!

    Also Lotterien finde ich ja interessant, so lange es keine "Preise" wie bei Elagabalus gibt. 😉

    Bei unserem Augustus doch nicht. Dieser ist nicht wie Elagabalus, sondern eher eine Mischung aus Octavianus Augustus, Traianus und Marcus Aurelius. ;) (kann man für Schmeicheleien auch was gewinnen??)

    Varenus hatte schon mal Lotterien gemacht, gell?

    Ich hatte es gelesen.

    Das ist auch eine meiner Lieblingsideen, so mit tesserae bei Zirkusspielen. Historisch ist es auch.

    Man könnte Geld, Kleidung, Sklaven und natürlich Grundstücke (also nicht übertrieben, eines als Hauptgewinn!)verlosen.


    Und vorher Lose verkaufen.

    Um den Hafen in Mogontiacum zu finanzieren.;)

    Ihre Wangen samt Grübchen erröteten. Sie fühlten sich sogar warm an, als hätte sie zuvor ein heißes Bad genommen. "Ja, findest du? Denn der Mut ist eigentlich nicht gerade meine Stärke." Verlegen blickte sie weiterhin den jungen Furius an. "Er ist ganz lieb. Kein Griesgram oder dergleichen. Er war lange Zeit Proconsul in Hispania. Warst du mal dort? Es ist meine gebürtige Heimat. Dort gibt es viele Pferde! Magst du Pferde?" Huch, sie hatte selbst viele Fragen, die sie ihm gerne stellen wollten. "Danke!", sagte sich leise. Sie nahm die Rose entgegen, fummelte ein wenige herum, und zack sie stecke in ihrem Haar. "Gut, dass ich braune Augen habe.", sagte sie mit einem Lächeln. "Für Liebende? Sind wir das?". Es kribbelte. Ein neuartiges Gefühl. Sie nahm seine Hand. "Was möchtest du denn über mich wissen?" Sie würde ihn überall hinbegleiten. Nur nicht in die Subura.

    "Ich liebe Pferde.", erwiderte ich: "Und ich fahre selbst Wagenrennen, allerdings nur zum Spaß. Und doch, du bist mutig, da du gekommen bist".

    Matinia Musa war so liebreizend, dass ich an mich halten musste, ihr nicht vorzuschlagen, hier und jetzt an dieser Stelle mit mir durchzubrennen.

    Ja, ich hätte die Matinia lieben können. Sie war schön, gescheit und lieblich. Außerdem hatte sie einen Faible für Poesie.

    Aber eine wilde, sich über alle Konventionen hinwegsetzende Liebe war nur für etwas für dubiose Ausländer und Freigelassene.

    Das kam für uns beide nicht in Frage.


    Sie nahm meine Hand.

    Die Berührung war, als durchzöge mich ein Blitz.

    "Mich interessiert alles von dir.", wiederholte ich: "Denn eigentlich möchte ich dich nur ansehen, wenn du sprichst und dabei deine Stimme hören."


    Ihre so unschuldig gestellte Frage nach den Liebenden beantwortete ich nicht. Dafür schaute ich mich öfter um, ob uns jemand beobachtete oder uns gar folgte.

    Die Matinii hatten Einfluss. Sie würden mir vermutlich nichts antun, aber sie könnten durchaus dafür sorgen, dass ich irgendwo ins Sumpfland von Germania oder in die staubige Einöde Cappadocia versetzt und wie ein klagender Ovid an den Ufern des Schwarzen Meeres die Patria nie wieder sehen würde.

    Ich drückte die zarte helle Hand, die so vertrauensvoll in meiner lag.

    Einen Moment lang, und es war bittersüß.

    Göttliche Venus, einen Moment lang tat es weh in meinem Gemüt, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass ich ein solches besaß.

    Sklavenmarkt>>>


    Vom Sklavenmarkt war ich in Begleitung der reizenden Sergia Severa, die mir jedoch einst gestanden hatte, allein schwesterliche Gefühle für mich zu hegen, bis zu der Garküche gelangt, die den Namen "Melitta" trug, was "Biene" bedeutete und ein sinniger Name für einen Ort war, an dem es laut der Sergia gute Honigkuchen gab.

    Ich winkte Diocles, der meine Geldbörse trug, zu mir:

    "Wie viele Honigkuchen möchtest du, werte Aurora?", fragte ich sie, in dem ich sie bei dem Namen nannte, den nur ihre Freunde gebrauchen durften: "Ich für meinen Teil schaffe drei."

    Auf der Straße zu essen war so ein bisschen tunicatus populus* aber ich fand es sehr gemütlich.



    Sim-Off:

    * Tunikatragendes Volk - im Gegensatz zur Toga

    "Ich begleite dich zu der Garküche", sagte ich zuvorkommend. Hier im Licht der Öffentlichkeit würde niemand etwas Schlechtes denken:

    "Ich suche immer noch nach einem tüchtigen Cubicularius und einen Artifex*, und der blasse Jüngling versteht sich wohl darauf.

    Aber bei den Summen, die geboten wurden, bot ich nicht länger, zumal einer der Bieter mein Patron Florus Minor war. Mitnichten ist der Sklave arm, denn Senator Florus erhielt den Zuschlag. Er ist ein strenger, jedoch gerechter Hausvater nach altrömischer Sitte, also hatte der Bursche großes Glück."


    Ich lächelte vergnügt.


    >>> An der Garküche "Melitta"


    Sim-Off:

    * ein für das Anlegen der Toga extra ausgebildeter Sklave