"Mir geht es ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Und ich war bei dem Senator in seinem Officium, ja. ", erwiderte ich:
"Es gäbe für mich überhaupt nur zwei Gründe, die Domus Annaea aufuzusuchen: Der erste Grund ist allgemein bekannt, der zweite Grund ist einer, den du vielleicht errätst oder auch nicht."
Oje, das klang schroff. Dabei hatte ich nicht schroff sein wollen. Aber Crispina saß da, wirkte unschuldig und kühl und schien keine Ahnung zu haben, was ihre Gegenwart auslöste. Sie rührte mich an. Und ich wusste nicht einmal, ob sie mich überhaupt leiden konnte, und wenn sie mich leiden konnte, dann ob mehr als die anderen jungen Männer, die sich zweifellos den Türklopfer in die Hand gaben. Sie war so gut erzogen, dass sie nichts von sich preisgab.
"Entschuldige", sagte ich gleich: "Ich habe das anders gemeint. Der zweite Grund wäre, dich wieder zusehen, mit dir zu Nivalis zu gehen und nur noch einmal in meinem Leben beobachten zu können, wie du dich freuen kannst, Annaea Crispina."
Ich sprach ihren Namen sehr ernst aus. Dabei machte ich mir keine Hoffnung: Ich war noch jung, noch unbedeutend, ohne den kleinsten Purpurstreifen auf meiner Toga, und wie gesagt, mit keiner Geste hatte mir Annaea Crispina zu verstehen gegeben, dass sie mich über die gebotene Höflichkeit heraus mochte. Und wenn ich weiter so schroff war, brachte ich sie nicht einmal zum Lachen. Es lief gerade schlecht.