Cimber hörte Fango aufmerksam zu und hielt ihn fest. Fango brauchte mehr als körperlichen Halt, er benötige einen seelischen Anker.
"Harte Hunde Fango? Die vermeintlichen harten Hunde teilen sich in genau zwei Kategorien ein, Lügner und Wahnsinnige. Erzählt Dir ein Kamerad oder Vorgesetzter, dass er keine Furcht verspürt, dass ihn das alles nicht trifft, dass es ihm sonst irgendwo vorbei geht und dass man mit all dem klarkommen muss, pass gut auf. Erzählt Dir ein Mann, dass er sich nicht in der Schlacht fürchtet, dass ihm der Anblick von zerhackten Körpern, eingeschlagenen Schädeln und rausgerissenen Eingeweiden völlig kalt lässt, musst Du extremer aufpassen.
Denn wie gesagt, es gibt nur zwei Sorten von Menschen die das von sich behaupten, Lügner und Wahnsinnige.
Der Lügner spielt Dir etwas vor, dass er nicht ist. Er behauptet dass, von dem er meint, dass alle diese Meinung vertreten. Leider gibt es so viele Lügner auf der Welt, dass Personen wie Du oder ich einst als junger Mann, davon ausgehen dieser Unsinn den sie von sich geben wäre die Wahrheit. Es ist nicht die Wahrheit Fango. Verwechsele die Mehrheit niemals mit der Wahrheit.
Der Wahnsinnige Fango hat wirklich keine Angst auf dem Schlachtfeld. Ihm ist das Grauen egal. Oder schlimmer noch, er genießt es. Dem Wahnsinnigen ist es gleich was mit anderen geschieht, es interessiert ihn nicht, was mit seinen Kameraden geschieht und oft interessiert es ihn nicht einmal, was mit ihm geschieht. Solche Männer führen andere nur in eine Richtung und die heißt Abgrund.
Ein wahrer Krieger Fango sieht all das was Du siehst.
Merke Dir eines Fango. Den Tod nicht zu fürchten, weil einem das Leben nichts bedeutet, ist leicht. Es ist der Weg des Wahnsinns.
Ein wahrer Krieger kämpft, weil er kämpfen muss, nicht weil er kämpfen möchte!
Er kämpft um das Leben anderer und sein eigenes zu schützen, weil er das Leben liebt.
Und manchmal gibt er dafür sein eigenes, um das anderer zu schützen.
Es ist auch keine Frage gegen wen Du kämpfst, wenn Du kämpfen musst Fango. Die Frage die Du Dir stellen musst, ist für wen oder was kämpfst Du? Du kämpfst für Deine Familie, Dein Land, Dein Leben und Deine Werte. Kämpfst Du nicht, wird das keinen Feind davon abhalten, trotzdem den Kampf aufzunehmen. Das ist leider die traurige Wahrheit.
Nur weil Du in Frieden leben möchtest, heißt das andere Dir dies zugestehen.
Diplomatie Fango ist ebenso Krieg, er wird mit Worten geführt anstatt mit dem Schwert. Leider werden dabei oft ebenso reale Waffen im Hintergrund gezogen. Diplomatie ist ein Ränkespiel, das voller Worte, Gift und Dolche nur so tropft. Es ist das Schlachtfeld der Verwaltungsbeamten und Politiker. Es ist dennoch Krieg, der nur einen anderen Namen trägt.
Deine Selbsterkenntnis ist falsch Fango. Du taugst mehr für die Armee als Du glaubst. Jemand der über seinen Tellerrand hinausschaut, der sieht und sehen möchte was geschieht, taugt sehr viel für die Armee. Du würdest Deine Männer niemals blind in den Tod schicken. Denn Du siehst, verstehst Du?
Du bist kein Weichei und Du hältst auch niemanden auf. Bist Du als Letzter angekommen? War die Schlacht schon geschlagen? Haben Deine Kameraden auf Dich warten müssen? Hast Du einen Kameraden durch Deine Handlung oder Nicht-Handlung gefährdet? Nein? Dann hast Du auch niemanden aufgehalten.
Ocella ist vermutlich nicht an Deinem Kuchen gestorben. Das hoffe ich jedenfalls.
Niemand kann Dir beibringen ein Lügner oder Wahnsinniger zu sein, es sei denn Du gehst bei einem derartigen Mann in die Lehre. Und ich glaube Ocella war weder das eine, noch das andere.
Was Du benötigst ist mehr Selbstvertrauen. Nimm das Wort mal wörtlich, vertraue in Deine eigenen Fähigkeiten. Zähle Dir einmal auf was Du kannst und sei stolz drauf. Dann zählst Du Dir auf, was Du nicht kannst. Daran arbeitest Du oder nimmst es als gegeben hin. Kenne Deine Stärken und Schwächen Fango. Jeder hat sie.
Fango mir macht es etwas aus. Mich schmerzt jeder gefallene Kamerad, mich schmerzt jede Person die zu Unrecht niedergemacht wurde. Aber wären wir beide nicht, wäre die Legion nicht Fango, dann wären es noch viel mehr Menschen die sterben würden. Wir sind jene die genau das verhindern sollen. Daran halte ich mich fest. Das ist meine Mauer zwischen mir und dem Abgrund.
Wie oft wollte ich schon alles hinschmeißen? Unzählige Male Fango. Hast Du schon einmal einen sterbenden Kameraden gehalten? Sein Blut rinnt zwischen Deinen Fingern hindurch, genau wie sein Leben? Was soll ich diesem Mann sagen? Es gibt keine Worte, die man ihm mit auf den Weg geben kann. Man fühlt sich hilflos, machtlos, ohnmächtig und allein.
Aber würde ich meinen Platz räumen, würde ich wirklich gehen und all das an den Nagel hängen Fango, dann hätte der Feind ohne einen Schwertstreich gewonnen. Wieder einer weniger, der für das aufsteht, was richtig und wichtig ist.
Und ich hätte all jene verraten, die einst an meiner Seite kämpfen. Und die Männer, die heute an meiner Seite kämpfen, denn sie verlassen sich auf mich, wie ich mich auf sie. Verwechsele Gelassenheit nicht mit Gleichgültigkeit Fango. Ich reagiere gelassen um die Kontrolle über meine Handlungen zu behalten. Wut und Hass sind keine guten Ratgeber. Oft wollen Dich Deine Feinde zu einer unüberlegten Tat verleiten. Wut und Hass führen Dich genau dorthin.
Also gehe gelassen ein Problem an. Lass Dich nicht am Nasenring durch die Arena führen. Einmal mehr überlegt, heißt nicht, dass Dir etwas gleichgültig wäre. Du rastest nur nicht aus, Du lässt Dich nicht von Gefühlen mitreißen. Du bleibst gelassen und genauso wirst Du Deine Feinde in den Staub schicken. In aller Ruhe und Gründlichkeit. Vielleicht bist Du damit nicht der Schnellste, aber in einer Schlacht zählt nur, wer am Ende noch steht.
Also behalte die Augen und das Herz offen Fango, sieh hin und benutze Deinen Kopf um zu erreichen was Du möchtest. Weglaufen war noch nie eine Lösung. Ich nehme Dich unter meine Fittiche, Du wirst kein Lügner und kein Wahnsinniger. Du wirst auch kein strahlender Held Fango.
Alles was Du wirst ist ein Kavallerist, ein Mann der Ala", antwortete Cimber tröstend.