Beiträge von Bas

    Bas sah sich als Teil einer wenn auch winzigen Streitmacht. Er führte alles aus, was ihm gesagt wurde, daher lief nach den Überraschungen am Anfang später alles reibungslos. Er schaute sich ab, wie die anderen die Gefangenen banden, machte es nach und schob wenig später einen der Christen vor sich her, als sie abmarschierten. Der Widerstand der Gefangenen ließ nach und so beschränkte sich sein Einsatz auf den Schutz der Flanke. Entsprechend geordnet strebten sie der Castra zu.

    Die Castra Praetoria lag zwar nicht auf dem Weg der Vigilesstreife, aber die Aktion besaß Vorgang.

    Milon befreite Bas aus der misslichen Lage, wofür er einen dankbaren Blick erntete. Außerdem prägte sich Bas ein, zukünftig umsichtiger zu sein und die Lage zu allen Seiten abzuklären, um nicht noch einmal überrascht zu werden. Wie von Milon bestimmt, fesselte er den Christen, der ihn eben noch umklammerte. Dazu benutze er seinen Gürtel, weil er nichts Besseres zur Hand hatte. Er improvisierte und es blieb keine Zeit, sich zu fragen, wie alles koordinierter ablaufen könnte. Milon und er besaßen noch keine Erfahrung.

    Ab sofort hielt er sich zurück, sicherte die Kameraden im Rücken ab, baute mit anderen Vigillen einen menschlichen Wall, durch den er keinen Christen ließ. Sein Blick huschte durch den Tempel. Er bemerkte, wie ein Mann aus der Höhe auf sie herabsah und sie provozierte, er sah, wie Milon sich ins Kampfgetümmel stürzte, und er bewunderte die Milites mit ihren Schildern. So etwas hatte er noch nicht gesehen.

    Während Milon inzwischen auf dem von ihm überwältigten Mann saß, rückte die Formation der Milites zusammen und zog dadurch den für die Christen verbliebenen Raum enger. Der Optio erteilte Befehle, die Milon betrafen. Bas sah zwischen Milon und dem Optio hin und her, aber auch die Christen behielt er im Auge. Die rückten näher zusammen und standen zuletzt Rücken an Rücken. Er selbst stand Schulter an Schulter mit den Vigillen seiner Nachtstreife und kesselte zusammen mit den Milites die Gruppe der Tempelschänder ein.

    Die Mahnung, auf der Hut zu sein, kam auch bei Bas an, der sofort den Blickkontakt zu Milon suche. Anschließend teile Teres die Vigiles auf. Der vordere Teil der Streife wurde nach rechts geschickt, der hintere nach links, aber zuvor mussten sie den Weg zur Kuppe hinter sich bringen. Zum Glück kamen Milon und Bas unmittelbar aus der Ausbildung, und wenn ihr Herz schneller schlug, dann höchstens vor Aufregung, aber nicht wegen dem zügigen Anstieg.

    Oben angelangt zog sich eine Rundum-Linie um die verdächtige Tempelanlsge herum, bestehend aus Vigilen und Urbanern. Der Abstand zwischen den Männern hätte kleiner sein müssen, aber sie planten vorzurücken, was die Abstände automatisch etwas verkleinerte.

    Bas hörte Stimmen, die ihm den genauen Standort der Personen verrieten. Er zeigte in diese Richtung.


    Plötzlich durchschnitt der Befehl des Optio die angespannte Stille und Bas fuhr zusammen. Der Urbaneroffizier rannte mit seinen Leuten los, während Teres den Vigillen ein Zeichen gab, den Tempel zu umstellen und die Ausgänge zu sichern. Da der Optio den Tempeleingang zueilte und über wenig Soldaten verfügte, schicke Teres einen Teil der Vigillen hinterher. Bas war unter ihnen.


    Kaum stand er mit einem Fuß im Tempel, brach der Kampf los. Er hoffte, die Erfahrenen würden den Überblick behalten, denn er musste sich - anstatt anzugreifen - eines Gegenangriffs erwehren. Er kam nicht zum Durchzählen ihrer Feinde, als er von jemand gepackt und umklammert wurde. Wenn er überhaupt Skrupel hatte, Menschen anzugreifen, jetzt nicht mehr.

    „Du blödes Aas!“ Er schrie und trat um sich. Mit dem Bein holte er aus und zielte auf das Knie des Angreifers.

    Teres lief in Höhe des Urbaneroptio, um das Vorgehen zu besprechen, wobei er eigentlich nur zuhörte, aber nicht mitplante. Er bestätigte den Plan mit einem Nicken und antwortete anschließend auf die Frage.

    „Wir sichern den Rücken ab und überlassen die Handlungen euch.“

    Die Entscheidung gab er sogleich an seinen längsten Vertrauten in der Vigilesstreife weiter.

    „Sobald du das Zeichen gibst, rücken wir in Deckung vor. Es bleibt dann abzuwarten, ob die Verdächtigen nach hinten ausweichen. Sie könnten auch einen Ausfall nach vorn wagen.“


    Bas hörte nicht viel, aber die Informationen sickerten durch, sodass alle die Lage und das Vorgehen kannten. Vor Ort angekommen, warteten sie auf die Anweisungen des Optio. Bas traute sich nicht mehr, mit Milon zu quatschen. Sein Herz schlug schnell.

    Keine Nacht wie jede andere, das wurde Vigil Teres schnell klar, als er von Optio Furius in Kenntnis gesetzt wurde. Sie mussten unverzüglich aufbrechen, daher gab er parallel zum Kommando des Urbaneroptio einen Wink an seine Streife, dass sie den Urbanern folgen sollten. Teres wies mittels Handzeichen an, in schnellem Schritttempo.

    Bas beobachtete, verstand aber wenig. Er trat es einfach den Kameraden nach und schritt nach einem kleinen Schwenk zügig aus.

    „Das wird was anderes, Milon. Hier gibt es kein Feuer.“

    Teres hörte zu und nickte verstehend. „Salve Cornicularius!“ Sein Blick wandte sich Richtung Capitol, als der Name fiel, danach beantwortete er die Frage. „Vigil Teres von der VI. Kohorte der Stadtvigiles, Centuria I.“ Er sah sich um und sein Blick blieb bei dem genannten Optio hängen. In Fällen wie diesen, redete er nicht lange, gehandelt musste werden.

    „Optio Furius, wie lauten die Anweisungen?“

    Die Ausbildung lag hinter Bas und seinem Freund Milon. Die letzten Tage boten eine Überraschung nach der nächsten. Zuerst dieser ungeplante Brand während sie die Einhaltung des Brandschutzes kontrollierten, dann gab es den Rest des Tages frei, am nächsten Tag erfuhren sie, dass ihr Einsatz vom Vortrag als Abschlussprüfung zählte und während alle anderen Tirones zur Prüfung mussten, hatten Bas und Milon wieder frei.

    Der freie Tag diente allerdings der Erholung, weil sie am Abend ihren ersten Dienst als Nachtstreife antraten.

    Bas hielt sich immer an Milon, demnach lief er auch neben ihm. Die Streife führte Teres an, dem sie bis auf Weiteres zugeteilt wurden. Der Vigil galt als erfahren. Sein Gesicht wies unzählige Falten und diverse Brandwunden auf. Die Meisten der Streife kannte Bas noch nicht, nur Sophron und Paches, die an der Spitze liefen, und Tigranes, der den Abschluss bildete.


    Stimmen hörten sie beim Gang durch die Straßen die ganze Zeit, aber die jetzigen unterschieden sich von den üblichen Verständigungen nächtlicher Passanten, weil sie schärfer klangen. Prompt ließ Teres die Männer halten und legte in Begleitung von Paches die wenigen Schritte bis zu den Urbanern zurück.

    „Können wir helfen?“
    Etwas schien nicht in Ordnung zu sein oder einer Kontrolle bedürfen, spekulierte Bas. Er sah Milon fragend an. „Siehst du was?“ Ihm fiel auf, dass er diesen Satz häufiger sagte.

    Das Leben bot bisher für Bas Enttäuschungen, Plage, Schelte und manchmal sogar Prügel. Lob hörte er selten, Erfolg kannte er nicht, das Glück besuchte ihn nie. Als der Optio nach dem gestrigen Lob heute die Übernahme in den Dienst der Vigiles verkündete, konnte Bas es kaum glauben. Er starrte den Optio ungläubig an, danach Milon, von dem er einen Schlag auf den Rücken bekam, der ihn immer noch nicht erwachen ließ. Erst als er von seinem Freund hochgehoben und durch die Luft gewirbelt wurde, löste sich die Verkrampfung und er lachte aus vollem Hals.

    „Wir haben es tatsächlich geschafft, Milon! Geschafft!“

    Nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte, lachte er weiter. Anstrengung und Sorge fielen von ihm ab. „Wir… haben… es… geschafft!“ Langsam glaubte er es.

    „Pause ja, aber meine Tante würde ich auch gerne wiedersehen. Die backt bestimmt zur Feier des Tages Pastetchen.“ Er strahlte. „Lass uns erst einmal in die Stube gehen und faulenzen, was essen und unsere Ernennung genießen.“ Er drückte Milon noch einmal, dann schlenderte er mit ihm langsam vom Platz.

    Bas verspürte etwas wie Stolz, aber auch Erleichterung. Sein Blut kreiste auf dem Rückweg in erhöhtem Tempo, weil er noch voller Adrenalin steckte.

    „Wir sind ein super Gespann, wir werden alles schaffen, Milon.“ Natürlich freue er sich auch über das Lob und den freien Nachmittag, aber das Erfolgserlebnis zusammen mit Milon überstrahlte alles. Deswegen sind sie zu den Vigiles gegangen.


    Bas schlief spät ein, weil er immer wieder die Situation durchdachte. Was könnte er noch besser machen? Was lief optimal? Seite an Seite mit Milon lief er zum Innenhof und trat in geordneter Linie an.

    Bas sah nichts außer einem breiten Rücken vor dich. Klein von Statur konnte er kaum über die Schulter des Freundes sehen, weswegen bestenfalls der Blick zur Decke oder geradeaus in Kopfhöhe gelang. Was sich in Bodennähe abspielte, sah er genauso wenig wie den größten Teil der Tür. Hatte Milon die Tür eingeschlagen oder eingedrückt? Hatte er die Klinke angefasst? Bas wusste es nicht und das machte ihn verrückt.

    „Was siehst du?“ Er merkte selbst, er redete Mist.

    Der geöffnete Eingang gewährte dem Qualm Gelegenheit zum Ausbreiten, was zur Folge hatte, dass er sich in den Gang ergoss und dort ausbreitete.

    Von hinten hörte Bas Fußgetrappel, das sich näherte. Die Kameraden mussten über die Treppe kommen, aber er blickte sich nicht um.

    „Lüften, Durchzug Milon.“ Wenn er schon nichts tun konnte, dann wenigstens reden. Bald klang es aber nach Entwarnung, nach dem, was Milon sagte. Bas atmete auf und nahm den Knirps in Empfang.

    „Hände weg vom Feuer! Du siehst, was daraus entstehen kann!“

    In seinen Rücken hörte er Rufe und kurz darauf drängelte sich eine Frau an ihm vorbei. Es musste sich um die Mutter handeln, die zugleich schimpfte und weinte.

    Bas sah nichts außer einem breiten Rücken vor sich. Klein von Statur konnte er kaum über die Schulter des Freundes sehen, weswegen bestenfalls der Blick zur Decke oder geradeaus in Kopfhöhe gelang. Was sich in Bodennähe abspielte, sah er genauso wenig wie den größten Teil der Tür. Hatte Milon die Tür eingeschlagen oder eingedrückt? Hatte er die Klinke angefasst? Bas wusste es nicht und das machte ihn verrückt.

    „Was siehst du?“

    Der geöffnete Eingang ermöglichte dem Qualm Platz, was zur Folge hatte, dass der sich in den Gang ergoss und dort ausbreitete.

    Von hinten hörte Bas Fußgetrappel, das sich näherte. Wahrscheinlich kamen die Kameraden über die Treppe.

    „Hierher!“ Seine Stimme klang dunkel unter dem feuchten Tuch und weit war sie nicht zu hören. Er wusste auch nicht, wie viele Gaffer den Schall stoppten und den Gang blockierten. Sein Blick richtete sich nach vorn, wo er wenig sah, weil der Qualm das kleine Sichtfenster ausfüllte und alles dahinter verschwommen wiedergab.

    „Milon, was stehst du?“

    Milon fungierte als Rammbock und bahnte den Weg. Bas hätte bestenfalls Kinder zur Seite schieben können, daher hielt er sich im Rücken des Freundes, denn panische Menschen reagierten unvorhersehbar und Bas wollte nicht von Milon getrennt werden.

    Als Rauch in seine Nase stieg, rief er noch im Treppenhaus.

    „Feuer!“ Jetzt hatte er den Beweis und hoffte, die Kameraden würden Verstärkung schicken.

    Er hetzte Milon hinterher in den Gang. Die Sicht wurde durch den Freund verdeckt, aber Anweisungen konnte Bas geben. Er zeigte auf einen Mann. „Axt besorgen!“ Zu einer Frau rief er „Feuchte Tücher, schnell!“

    Er wusste, sie durften nicht ungeschützt einen Raum betreten, in dem Rauchentwicklung herrschte.

    „Warte Milon! Nicht ohne Mundschutz!“ Er wusste noch, welche schlimmen Nachwirkungen eingeatmeter Rauch bei ihm hatten.

    Hinter ihm rief jemand. Bas drehte sich um, nahm die gereichte Axt und schloss zu Milon auf.

    „Die Axt, Milon. Nimm nicht die Hände.“ Damit übergab er das Werkzeug dem kräftigeren Milon. Von hinten wurden feuchte Tücher gereicht. Bas riss sie in passende Stücke und band Milon eins von hinten um den Mund. Anschließend schlang er sich selbst ein Tuch um.

    Bas sprang wie von jemand gebissen auf. „Feuer, Milon! Feuer!“ Die Erinnerung an den Brand bei seiner Tante brach über ihn herein, denn sie saßen in obersten Stock, so wie die Tante früher wohnte. Damals war er unerfahren, heute fast fertig ausgebildet. Er riss sich zusammen und dachte nach.

    „Wir müssen herausfinden, wo es brennt, was brennt und wer im der größten Gefahr schwebt. Ich selbst rufe erst Feuer, wenn ich es sehe. Stell dir mal vor, jemand macht sich einen Spaß und wir fallen darauf rein. Glaub ich zwar nicht, aber besser erst nachsehen. Hier in der Wohnung brennt es nicht, also raus und das Treppenhaus kontrollieren.“

    Gefüllte Eimer mussten in jeder Wohnung bereitstehen, das wusste Bas. Die Frage nach den anderen Werkzeugen und Brandbekämpfungssachen stellte einen Test dar, denn jeder Bewohner musste wissen, wohin er laufen sollte, wenn er die Sachen brauche.

    Aber die Eimer neben der Feuerstelle fehlten… Außerdem lagerten brennbare Sachen daneben.

    „Der Holzstapel muss ein Stück weg vom Feuer, denn wenn Glut rausspringt, fliegt sie darauf.“

    Die penible Tante hatte Bas regelmäßig zur Ordnung erzogen, wenn er aus Faulheit nachlässig wurde. Man sparte sich bei jedem Holzscheit mindestens einen Schritt, wenn das Holz näher beim Feuer lag, aber die Tante bestand zurecht auf den Abstand.

    „Außerdem wird sofort Wasser besorgt! Wir warten hier darauf.“

    Das war zwar Zeitverschwendung, aber Bas befürchtete, dass sonst ihre Belehrung ignoriert wurde. Er selbst wusste noch, wie anstrengend es war, volle Eimer bis ins oberste Stockwerk zu schleppen.

    Der Mann ging murrend und Bas sah zu Milon.

    „Läuft doch. Komm, lass uns hinsetzen. Fühlst du dich auch wichtig?“ Er grinste.

    Milon schlug das oberste Stockwerk vor und während Bas die Treppen hoch stapfte, kamen Erinnerungen an seine alte Bleibe bei der Tante auf. Die Insula seiner Tante stand nicht mehr, aber diese hoffentlich noch recht lange. Die Treppen stellen den Test für seine Lunge dar. Er wusste noch genau, ab wann er ermüdete und ob der Atem schneller ging. Da er sonst einen langen Arbeitstag hinter sich hatte, fühlte er sich heute fitter als früher, was bedeutete, dass seine Lunge wieder ganz in Ordnung war.

    „Sie arbeitet wieder.“ Er schlug sich auf die Brust und sah zu Milon. Das Anklopfen übernahm der Freund und auch die erste Inspektion der Wohnung. Bas meldete sich später zu Wort.

    „Wir wollen die Eimer sehen. Stehen volle Eimer neben der Feuerstelle? Wo sind Äxte gelagert? Wo weitere Eimer, Decken usw.?“

    Sie sollten eine Zweierreihe bilden, ohne dass der Nebenmann vorgeschrieben wurde, also kam für Bas nur Milon in Frage. Damit nichts den Plan durchkreuzte, schritt er eilig nach vorn und bildete den Kopf der Reihe.

    „Milon! Komm.“ Er grinste und winkte mehrmals.

    Als die Gruppe aufgereiht stand, ging es los, raus aus der Castra und rauf auf Roms Straßen. Vorn gab es die beste Sicht, aber die Vordersten mussten auch den Weg für alle finden, Waagen ausweichen und Menschengruppen umgehen.

    „Sieh mal, Milon. Schon der zweite Brunnen.“ Bas sog alles, was er sehen und was irgendwann nützen konnte, in sich auf.

    Bas nickte. „Es reicht. Ich habe für jeden einen gemacht.“ Als er den Blick bemerkte, bekam er ein schlechtes Gewissen, denn er verriet die Gedanken des Freundes. Die Überraschung war nicht ausreichend groß, und damit die anderen in der Stube ebenfalls etwas abbekamen, musste er Milon den Nachschlag verwehren. „Tut mit leid!“

    Der Freund tröstete sich selbst, indem er Bas an das Vorhaben erinnerte, abnehmen zu wollen. Ungeplant hatte Bas ihn darin unterstützt, weswegen er gern noch einen obendrauf setzte. „Du kannst schneller laufen als früher. Ich muss mich mehr anstrengen, wenn ich Erster bleiben will.“ Er lachte, ließ die Hand auf Milons Schulter fallen und zwinkerte ihm zu. „Apfel ist definitiv gut, aber essen im Laufen. Wir kommen sonst zu spät.“

    Er rückte seine Tunika zurecht und winkte Milon, damit sie zusammen zum Treffpunkt gingen, von wo aus heute die Straßenkontrolle starten würde.

    Das morgendliche Waschen hatte er vergessen.

    Bas grinste, weil sein Plan aufging. Milon kroch unter der Decke hervor, war guter Stimmung und voller Appetit. All die Mühe hatte sich gelohnt. Das zeitige Aufstehen, das leise Hantieren, die Mehrarbeit.

    „Nimm und lass es dir schmecken!“ Bas bemerke, dass es mehr Freude machte, jemand zu verwöhnen, als nur an das eigene Essen zu denken. Es störte ihn kein bisschen, dass Milon kaum nach rechts und links sah, als ihn der Fladen in seinen Bann zog. Er schüttelte lachend den Kopf und kam hinterher.

    „Das freut mich.“ Währende Milon genüsslich kaute, groß Bas neuen Teig in den Tiegel, stellte ihn auf die Feuerstelle und dachte an den Tag.

    „Heute laufen wir zum ersten Mal als Vigiles durch Rom. Niemand sieht, dass wir noch in der Ausbildung sind. Alle werden auf uns hören und uns ernst nehmen. Ich freue mich drauf. Komm, lass uns beeilen und dann zum Treff gehen.“

    Er griff nach einem vorbereiteten Fladen und biss hinein. Nebenbei passte er auf, dass der im Tiegel nicht anbrannte, denn die Kameraden in der Stube sollen auch was zum Essen haben.

    Während die erste Portion im Tiegel brutzelte, setze Gemurmel ein. Ab sofort musste Bas nicht mehr vorsichtig hantieren, so ging das Frühstückzubereiten schneller. Der frühe Morgen wurde vom einem harschen Ruf durchschnitten, der Bas unvorbereitet traf und ihn zusammenzucken ließ. Der Löffel klirrte auf dem Tiegelrand.

    „Bei meiner Tante.“ Er murmelte nur, denn wem die Stimme gehörte, hatte er sofort erkannt. Im Schlafen machte er Milon Konkurrenz und am Morgen brauchte Bas normalerweise auch Ruhe. Hoffentlich würde ein leckeres Essen den Freund entschädigen, denn in der Regel löffelten sie morgens nur Brei, aber heute gab es Fladen.

    Er griff zum Honigglas und nahm eine Löffelspitze, um die Süßigkeit in einem dünnen Fantasiemuster auf dem Fladen zu verteilen.

    Gern hätte er Milon schnuppern lassen, aber dessen Kopf lag unter der Decke. Was tun? Sollte er singen? Die Decke wegziehen war keine Option, denn dann würde Milon sauer sein.

    Er hockte sich in Kopfhöhe hin und säuselte Milon ins bedeckte Ohr. „Lecker, lecker, lecker. Es ist lecker, lecker.“ Normalerweise kurbelte Essen Milons Lebensgeister an.

    Der Tag kam Bas kürzer als andere vor, was vermutlich am aufregenden Ausbildungsinhalt lag. Müde war er trotzdem, vielleicht sogar gerade deswegen. „Weißt du, was hier viel besser als bei unserer ersten Löschaktion ist?“ Er sah Milon verschwörerisch an. „Hier sind wir viele und nicht nur zu zweit. Zusammen können wir alles schaffen, glaube ich.“ Mit diesem guten Gefühl ließ er sich auf seine Liegestatt fallen. Er lächelte auf der Seite liegend Milon noch einmal an, dann fielen ihm die Augen zu. Die Abendmahlzeit musste ausfallen.


    Mit einem herzhaften Gähnen erwachte er noch vor Tagesanbruch. Er stand auf, zog sich etwas über und begann, Getreide zu mahlen. Er hörte von ganz hinten ein Grunzen, aber der Kameras schlief weiter. Bas grinste. Er wollte die ausgefallene Mahlzeit nachholen und den anderen auch gleich etwas anbieten.

    Als er mit dem Tiegel hantierte, wache der erste auf.