Beiträge von Titus Sempronius Carus

    Das Officium war so eingerichtet, wie Sempronius es sich vorgestellt hatte. Es diente dem Zweck. Sie standen beieinander und hörte zu, was der Ausbilder zu sagen hatte, bis er Unterlagen verteilte. Sempronius griff zu und warf einen Blick darauf. Die Befehle erschlossen sich von selbst, denn Sempronius verstand ja seine Muttersprache, aber die Anleitung zum Gruß fand er hilfreich, weil er damit bisher nicht konfrontiert wurde und sicherlich jeder Tiro eine anderen Vorstellung vom korrekten Gruß besaß. Er las sich alles in Ruhe durch, zumindest so weit, wie er dafür Zeit bekam, dann blickte er auf. Merken würde er sich nicht alles auf einmal können. Er musste üben und sich die Vorgaben einprägen, was sie in der Baracke machen sollten.

    Tettius' Bitte verstand Sempronius nicht und demzufolge sah er gespannt zum Ausbilder. Der Tiro bekam tatsächlich die Erlaubnis. Sempronius würde nicht mitgehen. Er legte sich stattdessen auf seine Bettstatt, nahm die Unterlagen zur Hand und lernte.

    Sie gelangten zur Taberna, die Sempronius vermutlich lange nicht von innen sehen würde, weil sein Sold knapp ausfiel und er derart zu Sparsamkeit neigte, dass es fast schon an Geiz grenzte. Er geizte aber nicht bei anderen, sondern in erster Linie bei sich. An seinem Ausbildungsende würde er bestimmt die Taberna aufsuchen. Das nahm er sich heute vor.

    Sie marschierten weiter und gelangten in die Principia der Castra.

    Als sie sich den Therme näherten, meinte Sempronius, dass sich der Umgebungsgeruch änderte. Möglicherweise bildete er sich das auch nur ein. Noch nie zuvor war ihm aufgefallen, dass er eine taugliche Nase besaß. Die meiste Zeit roch er Einerlei, aber heute wechselten die Variationen, daher stellte er sie erstmalig fest. Auch hier galt es wieder, die Einrichtung sozial verträglich zu benutzen. Er gab keine Fragen, also liefen sie weiter.

    Das ging ja schnell, dachte Sempronius bei sich, als sie die Latrinen nur von außen betrachteten und sofort weiterzogen. Da hatte er sich ganz umsonst die Lungen voll frische Luft gepumpt. Ganz umsonst war es natürlich nicht, weil sich sein Magen begünstigt durch die tiefen Atemzüge geruhigte und er mittlerweile auch den unangenehmen Geschmack nicht mehr verspürte. Die Latrinen sauber und ordentlich zu verlassen, fand Sempronius selbstverständlich, ahnte aber, dass dies nicht für jeden Miles galt. Ihr nächstes Ziel stellten die Thermen dar. Den Ort der Erholung und Entspannung wollte er gerne kennenlernen, allerdings nahm er an, dass er auch diesen nur von außen betrachten konnte.

    Als sein Name fiel, blickte Sempronius noch einmal zum Optio. Beim ersten Satz nickte er, denn wenn sich die Möglichkeit ergab, würde er bei den Kameraden einmal fragen, nur beim zweiten Satz stutzte er. Der Hinweis galt nicht als Empfehlung? Als was galt er dann? Dies zu ergründen, blieb Sempronius verwehrt, denn sie brachen auf, was er seit einiger Zeit wünschte und jetzt nicht durch Nachfragen verzögern wollte.

    Angekündigt war die Besichtigung der Latrinen, daher atmete Sempronius mehrmals tief durch, um nach dem Brechreiz bestens für die neuen Gerüche gewappnet zu sein. Der Latrinenbesuch würde ein Spaziergang werden. Außerdem nahm er sich vor, nicht noch einmal Opfer seiner bildhaften Fantasie zu werden.

    Unter den Zuschauern befand sich auch Sempronius. Er kannte Veranstaltungen wie diese, aber anders als in früheren Zeiten stand er bei der Militäreinheit, wobei er keiner Pflicht nachkommen musste. Auch als Tiro zählte er zu den Zuschauern, ebenso seine neuen Kameraden. Er beobachtete die letzten Vorbereitungen und registrierte, wie immer mehr Menschen herbeiströmten. Das öffentliche Interesse an der Bauplatzweihung war groß, was eine Spannung am zukünftigen Bauplatz erzeugte. Ein Tuscheln und Raunen erfüllte den Platz, bis Ruhe geboten wurde. Das Publikum um Mithilfe bei der Ansprache an die Götter und Geister zu bitten, kannte er und er wusste, dass es nie schadete, wenn möglichst viele Leute die Bitten unterstützten. Das bedeutete allerdings, dass auch er den Kopf bedecken musste, denn kein Betender, niemand, der vor die Götter trat, durfte dies mit unverhülltem Haupt tun.

    Der Ritus nahm seinen Lauf und als die ersten Rauchsäulen aufstiegen, wurde sichtbar, dass die Götter gewillt waren zuzuhören.

    Sempronius bremste den Schwung des Scherenstuhls mit dem Fuß ab, aber setzen wollte er sich nicht, denn er wollte ja gehen. Mit den nachfolgenden Hinweisen des Optio Valetudinarii konnte er wenig anfangen, denn er ekelte sich nicht vor Sachen, die äußerlich an anderen oder ihm klebten. In sich drin wollte er nichts Bewegliches haben. Alles, was sich nicht rührte, durfte auch in seinem Körper herumlungern. Er zuckte daher die Schultern und bezog die Erläuterungen nicht auf sich, zumal der Optio auch jemand anderen ansah. Ganz zum Schluss galt ihm aber doch die Aufmerksamkeit, wenngleich sie sich nur auf seine Verspannungen richtete.

    "Nein, ich habe noch niemand gefunden, aber auch keinen gefragt. Ich bin ja erst seit gestern hier und es gab viele Wege zu erledigen." Das entsprach der Wahrheit, obwohl für Sempronius feststand, dass er höchstens im akuten Notfall das Valetudinarium betreten würde. Außerhalb dieser Mauern würde er sich bestimmt freier mit dem Optio austauschen können.


    Myrtilus aus Ostia fragte natürlich weiter, aber zum Glück fuhr ihm der aus Cappadocia über den Mund. Gekochtes und damit abgetötetes Zeugs würde Sempronius essen, aber er sparte sich einen Kommentar, weil reden die Verabschiedung hinauszögerte. Er freute sich regelrecht auf die Latrinen. "Lasst uns Bandwürmern suchen gehen." Er merkte, dass ihn weniger die Optik des Wurmes angeekelt hatte, sondern vielmehr die Ausdrucksweise des Optio, die dafür gesorgt hatte, dass er in seiner Fantasie den Bandwurm fast schon in sich spürte. Er schalt sich einen Narr, denn der Wurm war im Glas und noch nicht einmal mehr zu sehen. Bei diesem Gedanken angekommen, atmete Sempronius auf. Er hatte sich zu sehr beeindrucken lassen und nahm sich vor, dass ihm das kein zweites Mal passierte.

    Drei Dinge retteten Sempronius vor der Blamage: eine Schale, in der er die sich sammelnde Spucke loswurde, frische Luft und dass endlich dieser Wurm aus dem Sichtfeld genommen wurde. Die Verbindung vom Hinternkratzen zum Essen provozierte noch einmal einen Rückfall, aber danach ging es mit dem Befinden bergauf. Abwechselnd spuckte Sempronius und japste nach Luft. Es blieb abzuwarten, von welchem Kamerad er zukünftig gekochtes Essen anrühren würde, allerdings hoffte er auch, dass er heute Gehörtes im Verlauf der Zeit verdrängen würde. Bilder und Geschichten verblassten, so lief das immer ab.

    Auf die Spezialdiät würde er verzichten, das stand fest. Er wollte auch nicht wissen, was passierte, wenn "alle normale Fälle" nicht zutrafen. Er wollte nur eins: hier raus. Einen Dank von seiner Seite würde es nicht geben. Fast schon bittend sah er den Ausbilder an, bevor sein Blick zur Tür glitt und er sich bereit für den Abmarsch zeigte. Die Spuckschale stellte er an erstbester Stelle ab.

    Zu seinem Glück beschäftigten sich seine Sinne nicht mehr mit dem Ekeltier, sondern mit den aufgezählten Gewürzen, von denen Sempronius einzelne schon gehört, aber die meisten nicht kannte. Er tröstete sich damit, keine Taberna führen zu wollen und vielleicht schloss er mit den Kameraden auf der Stube einen Packt, indem er das gebrauchte Geschirr aller reinigte, dafür aber nicht kochen musste. Andererseits dürfte Puls nicht schwer herzustellen sein, wenn selbst kleine Mädchen den Brei anrühren durften. Auf alle Fälle würde sich Sempronius nicht als kleines Mädchen beschimpfen lassen, weder indem er beim Kochen versagte, noch indem er sich die Blöße gab und von einem widerlichen Wurm umhauen ließ. Der Kamerad, der das Thema erneut auf den Wurm brachte, erntete allerdings von ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen.

    "Muss das sein? Nicht essen und gut ist! Kommt er nicht oben rein, kommt er auch nicht unten raus."


    Zu Sempronius' Leidwesen fragte ein anderer Kamerad weiter und er fühlte, wie der Speichel in seinem Mund zusammenlief. Er begann schneller zu atmen und rülpste wieder mehrmals. Erste Würgreflexe ließen seinen Körper erbeben. Seine Gesichtsfarbe wechselte zu grau und er schlug reflexartig die Hand vor den Mund.

    Ob der Wurm lebte oder nicht, wie man ihn loswurde und ob er von einem Römer zum anderen schlich, war Sempronius herzlich egal. Das Valetudinarium speicherte er als Schreckenskabinett ab und er würde gewiss nicht hier um die Behandlung seiner Verspannungen bitten. Verspannungen, das war ein gutes Stichwort. Er spürte sich in den Schmerz hinein, um nicht an diesen Wurm zu denken.

    Nicht als Erster, sondern mittendrin in der Tirogruppe trat Sempronius nach seinem Ausbilder ins Officium. Er grüßte den Optio nur mit Blickkontakt und nicht per Wort, weil die Offiziere redeten. Es ging erneut um das Garum, und da Sempronius bereits beim ersten Sezieren der Gewürzsoße beinahe übel geworden wäre, hoffe er, dieser zweite Vortrag würde erträglicher ausfallen. Eigentlich wollte er nicht wissen, was er jeweils aß. Im Grunde kochte er auch nie, aber das würde sich ändern. Beim Militär wurde er vom Bewirteten zum Selbstversorger, zumindest was die Zubereitung betraf. Einkaufen musste er bis auf Weiteres nicht.

    Er atmete einmal tief durch und strengte sich an, noch einmal zuzuhören, obwohl es ihm widerstrebte.

    Leider wurde es noch übler als beim ersten Mal: Sie bekamen etwas Widerliches zu sehen. Sempronius' kleinste Härchen stellten sich auf, als er den Inhalt im Glas anstierte. Als dann aber noch die Erklärung folgte, das Ding würde nachts aus dem Hintern kriechen, rülpste Sempronius mehrmals laut. Nur er wusste, dass dies Vorläufer des Übergebens waren, so fing es bei ihm immer an.

    Um sich abzulenken und das Thema zu wechseln, stellte er eine Frage. "Mit was würze ich dann?" Er hoffte, dass Fragen stellen erlaubt war. Für ihn entschied dieser Themenwechsel über Kotzen oder nicht Kotzen. Schweißperlen traten auf seine Stirn.

    Sempronius nickte, weil er auch annahm, seine verwalterischen Kenntnisse halfen, obwohl er noch nicht einschätzen konnte, wo. Dass seine Ortskenntnisse in Rom Vorteile bargen, daran zweifelte er nicht, aber bestimmt gab es etliche unter den Miles oder Tirones, die Rom kannten. Um die anderen einschätzen zu können, hörte er allen aufmerksam zu. Als jemand berichtete, dass dessen Bruder bereits bei den Cohorten diente, hätte Sempronius am liebten eingeworfen, sein Cousin diente bei den Prätorianern und war auch in dieser Castra untergebracht, aber er traute sich nicht und glaubte auch, es war nicht gestattet, Einwürfe zu machen, also hörte er weiter zu.

    Es folgte eine Ansprache des Ausbilders in Bezug auf gesunde Ernährung. Noch nie hatte sich Sempronius darüber Gedanken gemacht und am allerwenigsten hätte er es hier erwartet. Er aß, was auf den Tisch kam und stellte keine Ansprüche. Als er das ihm bekannte Garum mündlich seziert bekam, entglitten ihm die Gesichtszüge und der Speichel floss ihm aus Ekel im Mund zusammen. Am liebsten hätte er ausgespuckt, aber auch das traute er sich nicht. Zu allem Überfluss kam das Valetudinarium ins Gespräch. Die Untersuchung dort lag ihm nicht in bester Erinnerung, aber wahrscheinlich ging es dieses Mal um keine Sehtests. Sempronius beruhigte sich selbst. Artig folgte er dem Ausbilder Purgitius.

    Sempronius nichte. Er fand die Vorstellungsrunde gut, weil er nicht alle Namen kannte. Allerdings wusste er nicht, ob er vortreten sollte, daher blieb er stehen, aber er drehte seinen Kopf mal nach rechts und mal nach links, sodass er jeden seiner neuen Kameraden einmal anblickte. Die meisten sahen deutlich jünger aus als er.


    "Ich heiße Titus Sempronius Carus, bin 28 Jahre alt, habe bisher als Verwalter gearbeitet und bin jetzt Tiro. Rom ist meine Geburtsstadt und gereist bin ich nie. Ich kenne mich ganz gut aus in meiner Stadt."


    Er blickte zum Cornicularius, weil er unschlüssig war, ob er noch mehr berichten sollte oder ob es vorerst reichte. Dass er nicht Schwimmen konnte, behielt er lieber für sich, solange es niemand explizit wissen wollte, so wie der Arzt bei der Tauglichkeitsprüfung.

    Es lief gut an, dachte er bei sich.

    Als jemand winkte, blickte Sempronius zuerst um sich, um abzuklären, ob er gemeint war. Er kam zu dem Schluss, dass dieser Offizier vermutlich derjenige war, der ihn und die anderen mittels Aushang hierher beordert hatte, also setzte sich Sempronius entschlossen in Gang. Er hatte ein Ziel vor Augen und interessierte sich nicht mehr für die Exerzierenden rechts und links neben ihm. Auf dem Weg versuchte er, sich an den Namen auf dem Aushang zu erinnern und glücklicherweise fiel er ihm ein, bevor er eintraf.

    "Salve Cornicularius Manius Purgitus Lurco. Ich bin Titus Sempronius Carus, gestern hier angekommen, vereidigt und einsatzbereit."

    Jeder der Hinzugetretenen grüßte eine Nuance anders, aber alle stellte sich vor, nachdem Sempronius als Erster unter Nennung des Namens vorgelegt hatte. Im Grunde wusste aber keiner von ihnen, was bei der Vorstellung erwartet wurde.

    Am Vortag hatte Sempronius die Stube bezogen und sich häuslich eingerichtet. Es blieb Zeit, die Ausrüstung zu inspizieren und sogar, um sich vor Anbruch der Nacht schlafen zu legen. Die Aufregung hielt ihn nicht gefangen, sondern entließ ihn in einen geruhsamen Schlaf, aus dem er frühzeitig erwachte. Der Einsatzbefehl beorderte ihn und andere Tirones, die er noch nicht kannte, in voller Montur zum Exerzierplatz, was keine Überraschung darstellte, aber der Platz war groß und er gab verschiedene Gruppen. Sempronius stand etwas hilflos am Rand und hoffte, dass er angesprochen und geleitet wurde.

    Der Tag wurde in vielerlei Hinsicht ein besonderer. Für Sempronius begann ein neuer Lebensabschnitt, der wohl längste in seinem Leben. Er stand vor den Fahnen seiner zukünftigen Einheit und würde einen Eid ableisten, um sich dauerhaft zu binden. Kein Schwur, den er bis jetzt oder je danach leisten würde, käme diesem an Bedeutung gleich, nicht einmal der gegenüber einer Gefährtin. Heiraten durfte Sempronis ohnehin nicht. Von oben bis unten neu eingekleidet trat er heran und prägte sich den Wortlaut des Eides ein, um ihn anschließend ohne abzulesen aufzusagen.

    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Jetzt gehörte er zu den Soldaten Roms, zumindest ab dem Zeitpunkt, wo er seine Ausbildung beendete. Alle Konzentration gehörte fortan diesem Abschnitt.

    Die Grundausstattung konnte sich sehen lassen. Manches erklärte sich von selbst, anderes würde sich Sempronius auf der Stube genauer ansehen. Zuerst musste er den Erhalt quittieren, also nahm er die Tabula entgegen, sah sich nach einem Schreibgerät um, fand es auch und unterschrieb mit vollem Namen. Anschließend reichte er die Tabula zurück und machte sich daran, die Ausrüstung fortzuschaffen.

    "Danke! Das ist reichlich. Vale!" Umziehen und den Eid leisten lauteten die nächsten Schritte.


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung


    - I Lorica segmentata (Schienenpanzer)

    - I Paenula (Mantel)

    - III Tunicae (Römisches Standardkleidungsstück)

    - I Focale (Halstuch)

    - II Cingula militares (Gürtel)

    - II Paar Caligae (Stiefel)

    - I Loramentum (Lederriemen)

    - I Lucerna (Öllampe)

    - I Reticulum (Tragenetz)

    - I Pera (Tasche)

    - I Mantica (Sack)

    - I Trulla (Kasserolle)

    - I Ligula (Löffel)

    - I Aultellus (Messer)

    - I Ampulla (Feldflasche)

    - I Cingulum (Gurt)

    - I Cassis (Helm)

    - I Paar Ocreae (Beinschienen)

    - I Gladius (Kurzschwert)

    - I Pugio (Dolch)

    - I Hasta (Stosslanze)

    - I Scutum (der viereckige Legionsschild)

    - I Tegimentum (Schildhülle)



    Unterschrift des Soldaten:

    Titus Sempronius Carus

    Schneller als gedacht ging es hier weiter, was Sempronius freute. Er nahm die Wegskizze entgegen und studierte sie, bis er glaubte, die Ausrüstungsausgabe gefunden zu haben. Fragen wollte er an dieser Stelle nicht, denn er gehörte ja nicht mehr zu den Bübchen, die vom Elternhaus direkt in die Castra umzogen. Sempronius weilte schon länger in der Selbstständigkeit.

    "Danke!" Er wusste nicht, wie es nach dem Fahneneid weiterging, glaubte aber, das würde sich ergeben. "Vale!" Während er das Zimmer verließ, drehte er den Zettel um und entdeckte die Nummer seiner zukünftigen Baracke.

    Am Zielort angelangt trat Sempronius nach einem Klopfen ein und grüßte.

    "Salve, mir wurde gesagt, dass ich hier meine Ausrüstung erhalte. Ich weiß nicht, ob die Information schon hier ist, ich komme aus dem Rekrutierungsofficium und war zuvor bei der ärztlichen Kontrolle. Titus Sempronius Carus." Er reichte zur Bestätigung den erhaltenen Zettel.

    Zurück beim Rekrutierungsbüro musste er warten, bis sein Vorgänger herauskam und er zum Eintreten aufgefordert wurde. Dann stand er vor dem Optio und reichte ihm die Tabula entgegen.

    "Hier ist das Ergebnis meiner Untersuchung." Sempronius wusste bereits, dass es gut ausgefallen war, zumindest ausreichend gut, und schaute den Optio erwartungsfroh an. Alles, was jetzt folgte, sollte nicht schlimmer als die Aufnahmeuntersuchung sein, dessen war er sicher.


    Tauglichkeitsprüfung von

    Titus Sempronius Carus


    Alter: 27


    Vorerkrankungen: Vernarbte Schnittverletzung auf Höhe der Schulterblätter, keine Beeinträchtigung festzustellen.


    Körperlicher Zustand: tauglich für den Militärdienst


    Gehör: gut


    Augen: Leichter Silberblick, keine Beeinträchtigung der Sehschärfe oder des räumlichen Sehens festzustellen.


    Sonstiges: Kann lesen und rechnen. Grundkenntnisse im Reiten vorhanden. Nichtschwimmer.


    Untersuchender Arzt:

    Sisenna Iunius Scato

    cu-optio.png

    Optio Valetudinarii - Cohortes Urbanae


    Die Tabula erschien ihm nach der Aussage des Optio, er hätte es überstanden, wie ein Schatz. Erleichtert griff Sempronius nach ihr und drückte sie an sich.

    "Danke!", erwiderte er auf die Wünsche. Fast hätte er durch die Anspannung der letzten Minuten die Massage vergessen, daher bedankte er sich auch für die Erinnerung daran. "Mach ich. In der Not komme ich hierher, so habe ich das verstanden." Massagen standen auf seiner Prioritätenliste nicht oben, aber wer konnte schon wissen, ob sie sich durch die Ausbildung am Ende nicht verstärkten.

    "Vale!" Sein Ziel lautete Rekrutierungsbüro.