"Ein wenig Wein würde ich wohl nehmen." Das war sicher nicht sehr schlau auf den leeren Magen, aber das war ja nur Matidia selbst klar. Sie würde sich sicherlich beherrschen können.
Beiträge von Iunia Matidia
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Auch, wenn Matidia Stilo nicht wirklich kannte, war der Abschied ein wenig traurig, denn es war ein großer Schritt für ihn. Aber als Soldat würde er sicherlich viel lernen und natürlich einen sehr wichtigen Dienst für Rom ableisten. Sie war stolz auf ihren Verwandten!
"Sicherlich einer der Besseren.", lächelte sie.
Dann schaute sie fragend zu ihrem Bruder. "Zum Forum? Jetzt?" Das war ihr eindeutig zu früh. Matidia würde sich wohl erst noch ein wenig ausruhen müssen, nach dieser anstrengenden Verabschiedung. "Ich ... habe Dinge hier zu erledigen.", meinte sie daher uneindeutig. Ihre Mutter sollte sie natürlich besuchen, aber das hatte Zeit.
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"Blutsuppe?" Matidias Gesichtsausdruck sagte vermutlich bereits alles. Das war nun wirklich nichts, was sich nach etwas anhörte, was irgendjemand essen sollte. Die Barbaren vielleicht, aber von denen unterschied man sich ja glücklicherweise. "Klingt ..." Widerlich, wollte sie sagen, beherrschte sich aber, als ihr Bruder etwas probieren wollte. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, als ob sie an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte. "Ich brauche nichts." Eigentlich hatte sie Hunger, aber der Appetit war verflogen in der Aufregung und sie aß ohnehin nie sonderlich viel.
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Matidia hörte interessiert zu und blickte mit kühlen Blick in die Ferne, in Richtung der Flammen. Dort brannte ... was? Ein Dorf? Ein Haus? Das Lebenswerk eines Handwerkers, das Heim einer Familie? Menschen, die gelebt und eine Geschichte gehabt hatten? Nichts davon kümmerte sie, denn es waren keine Römer, sondern Feinde. Feinde Roms und damit auch die ihren, und da speziell die Germanen keine gesichtslose Bedrohung mehr waren, sondern ihre Mutter und sie überfallen hatten, kannte sie weder Mitgefühl noch Mitleid. Was dort geschah war gut, es war rechtens und zu wissen, dass der Mann, der eben ihren Haarschopf und ihre Schläfe küsste, während er ihren schlanken Körper an sich zog, daran seinen Anteil hatte, erfüllte sie mit Stolz.
Sabaco war keiner der jungen verwöhnten Taugenichtse in Rom, die in ihren Villen lagen und sich von morgens bis abends betranken, nein, er kämpfte an vorderster Front, er tat etwas, um Rom noch größer werden zu lassen. Ebenso wie ihr Bruder, auch wenn dieser auf eine andere Weise fleißig arbeitete wie kaum ein Zweiter. Matidia fühlte sich von den Männern in ihrem Leben gesegnet, und sie war sich sicher, dass ihr Vater ebenso zufrieden mit diesen gewesen wäre.
Dennoch fühlte sie, wie ihre Knie weich wurden, als Sabaco anfing, weiterzusprechen. Aus irgendeinem Grund wusste sie direkt, worum es ging, was er sagen wollte. Es war längst keine große Überraschung mehr, dennoch wurde es jetzt ernst. Allerdings musste sie sich ein Lächeln verkneifen, da der Mann eben ein Soldat und kein Poet war. Er war klar und direkt, und vor allem ehrlich, aber seine Worte waren dabei schon etwas zu steril, wie sie fand. Was er brauchte, war Mut zu mehr Gefühl.
Sie wand sich in seinem Arm, drehte sich so, dass sich ihre eine Brust an seine Seite presste. Schaute zu ihm hinauf. "Wir kennen uns ein bisschen? Verstehen uns gut?" Ihr Blick war ernst, ebenso ihre Stimme. Er hatte recht, aber diese Worte waren der Situation einfach nicht angemessen. Sie hob einen Mundwinkel, um ihn nicht weiter ins Leere laufen zu lassen. "Ich habe die ganze Woche nur an dich gedacht, Sabaco. Ich habe mich nach dem Wiedersehen verzehrt. Sei mein Mann von ganzem Herzen, oder lass es direkt." Ihr Stimme brach ein wenig, sie hatte Tränen der Freude in den Augen und strahlte. "Und jetzt küss mich endlich." Dabei griff sie seinen Kragen, durchaus fordernd.
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Hier draußen war es plötzlich wieder empfindlich kühler, aber der Aufstieg hatte der, im Vergleich zu einem Soldaten, selbst wenn sie gerne mal auf eigene Faust unterwegs war, eher ungeübten jungen Frau ein wenig innere Wärme beschert, sodass es angenehmer als nach dem Ritt war. Zumindest für den Moment. Man war nicht ganz allein, aber sie war ihr Leben lang von Sklaven umgeben gewesen, weshalb sie das nicht sonderlich störte. Sie folgte seinem Fingerzeig und genoss es dabei, dass sein starker Arm sich um sie legte und sie an sich drückte. Das war jede Kälte wert, und sie genoss seine Präsenz neben sich. Sie fühlte sich geborgen und beschützt, und der Ausblick auf die ferne Röte machte den Moment in der Tat besonders. Schweigend genoss auch sie diese Augenblicke für eine Weile, bevor sie fragte: "Was ist es? Es sieht schön aus."
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Man merkte Stilo an, dass er nervös war, was Matidia absolut nachvollziehbar fand. Auch sie würde - vielleicht - bald heiraten, was für sie ein ähnlicher Schritt wäre, und daher sah sie hier auch einen Ausblick auf ihre eigene Zukunft.
Jetzt aber war es wichtig, dem Mann einen schönen Abschied zu bereiten, daher lächelte sie und nickte.
"Ich wünsche Dir alles Gute. Ich bin sicher, Du machst Deine Sache gut. Und wir bleiben ja in der Nähe."
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Matidia hasste es, früh aufzustehen, das war wirklich eher etwas für Sklaven, Soldaten und ... Andere, die die römische Welt am laufen hielten. Die junge Römerin führte ein anderes Leben, welches nicht weniger Pflichten beinhaltete, die zugegeben hier in Germanien ein wenig spärlich ausfielen, welches aber natürlich nicht weniger wichtig war. Eine römische Frau stellte ebenso einen Pfeiler der Gesellschaft dar, und sobald sie - endlich - verheiratet wäre, würde sie dieser Rolle auch sicherlich begeistert nachkommen, selbstverständlich ebenfalls mit der tatkräftigen Hilfe einer kleinen Horde von Sklaven, sodass das frühe Aufstehen wiederum vermeidbar wäre.
Manchmal rief aber auch jetzt bereits die Pflicht, und so war Matidia heute vorbereitet, ihren Verwandten, den sie erst seit gestern kannte, bereits wieder zu verabschieden. Entsprechend war sie angemessen gekleidet und hatte ihre Haare gebunden, bot also einen hübschen Anblick. Und sie beherrschte sich, mühte sich um guter Laune, als sie ins Atrium trat, wo sie, natürlich nicht die erste war. Nun, zumindest Stilo und die zwei Sklaven waren bereits dort.
Sie lächelte und trat zu Stilo. "Guten Morgen, Stilo!" Ein wenig übermütig legte sie eine Hand auf die seine und drückte sanft. "Ich wünsche Dir alles Gute bei der Ala." Sie neigte sich ein wenig vor und für in etwas verschwörerischem Ton fort: "Und falls du an Sabaco gerätst, sag ihm, dass Matidia ihn grüßt." Verschmitzt lächelnd entfernte sie sich wieder zu angemessenem Abstand. Sie hatte keine Ahnung, ob das etwas Milde bringen könnte oder ob Stilo das mit seiner Männlichkeit vereinbaren wollte, schließlich dachte sie eher an sich und wollte dem Decurio so einen ungewöhnlichen Gruß zukommen lassen.
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Überrascht, aber dennoch dankbar, ließ sie sich von dem Mann helfen, und war sehr froh darüber. Es war durchaus aufregend, so eine unerwartete Kletterpartie, welche sie tatsächlich lange nicht mehr gemacht hatte, auch wenn ihre Neugier sie früher durchaus öfter mal auch auf eine Leiter getrieben hatte.
"Es wäre nichts für mich.", stellte sie lapidar fest, als Sabaco ihr die Welt der Soldaten - und damit auch seine Welt - zeigte. Das erwartete er aber auch hoffentlich nicht. Sie nickte den Männern zu, aber ihr Mund verzog sich ein wenig, als sie die neue Leiter vor sich sah, dennoch trat sie mutig heran und nickte zu Sabaco, um ihm dann, minimal sicherer als zuvor, zu folgen.
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Matidia hatte es gar nicht gern, wenn ihr jemand etwas ausreden wollte. Oder jemand etwas sagte, was nicht ihrem Willen entsprach. Scato war also gewarnt, bevor sie den Namen des 'Ortskundigen' erwähnte, und äußerte sich vielleicht auch deshalb neutral bis positiv. Was Matidia wiederum ausreichte und sie nickte zufrieden.
"Hm, irgendwie sicher. Aber ich weiß nichts näheres." Die Familie war groß, wie sie vermutete, und Stilo und Scato waren ja das lebende Beispiel für solche Verhältnisse. Ein gemeinsamer Name bedeutete manchmal nicht direkt nahe Verwandtschaft. "Du kannst ihn ja selbst fragen.", ermunterte sie ihn und fand die Vorstellung reizvoll.
"Ich werde es versuchen zu organisieren. Und vielleicht kann ich ein gutes Wort für Stilo einlegen.", lächelte sie in dessen Richtung.
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Es tat wirklich gut, meinem Bruder so nah zu sein. Zu merken, wie er sich um mich kümmerte, auch wenn ich ihn so lange nicht gesehen hatte, tat gut. Natürlich war Scato auch immer recht aufmerksam gewesen, aber das hier war etwas anderes.
Die Aufmerksamkeit war dann plötzlich voll bei ihr. Und es war nachvollziehbar, sie hatte es ja darauf angelegt. Vermutlich war sie selbst schuld, wollte es aber ja auch so. "Er heißt Publius Matinus Sabaco." Sie verzog den Mund ein wenig. "Ich denke, er ist ein guter Offizier." Natürlich musste man ihr nicht von ihm abraten, und sie warf Scato einen sichtlich bösen Blick zu, ohne sich weiter zu erklären.
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Matidia nickte lächelnd und schaute dabei zur Seite, als ihr Bruder den Stadtführer nochmals erwähnte. "Ja, ein Decurio, ebenfalls von der Ala, hat mir ein paar Dinge gezeigt.", sagte sie halblaut, denn auch sie hatte das Gespräch nebenan mitbekommen. Dabei nickte sie Stilo zu. Sie hatte sich vorgenommen, damit weitaus offener zu sein, doch jetzt, als es soweit war, wusste sie nicht so recht, wie sie ihrem Bruder so eine Sache mitteilen konnte. Mit Mutter hätte sie so etwas vielleicht besprechen können, aber auf die konnte sie gerade nicht bauen.
Als Tacitus sich dann zu ihr lehnte und ihr sein Lob ins Ohr flüsterte, wurden ihre Wangen deutlich röter und erneut schossen ihr ein paar Tränen in die Augen. Sie wollte sich bedanken, doch sie hatte einen Kloß im Hals. Einerseits, weil sie das Lob zu schätzen wusste und es wirklich viel wert war, wenn es von ihrem großen Bruder kam, andererseits, weil es eben wirklich keine so leichte Zeit gewesen war. Und diese nun, endlich, vorbei war. "Ich... bin.. so froh, dass du da bist.", flüsterte sie schließlich erstickt zurück.
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Es war vielleicht ein exklusiver Ort und eine seltene Ehre, dass sie diesen betreten durfte, doch als Ziel für einen solchen morgendlichen Ausflug erschien es ihr dann doch ein wenig ungewöhnlich. Aber sie war bereit, sich überraschen zu lassen und daher auch neugierig, was Sabaco vorhatte.
Durchaus interessiert betrat sie den Innenraum und schaute sich um, doch bei der Leiter wurde ihr doch etwas anders. Sie verzog den Mund, sichtlich wenig begeistert, doch war sie auch entschlossen, den Mann nicht zu enttäuschen. Was, für sie, ein wahrhaft großer Schritt war!
"Es wird gehen. Nimm bitte mein Tuch mit.", sagte sie ihm und reichte es ihm bevor er hinaufstieg. Die Leiter wackelte ihr etwas zu sehr, und als er oben angekommen war, trat sie ihrerseits zu jener, hielt diese in den Händen, atmete tief ein und machte sich dann an den Aufstieg, wenn auch deutlich behutsamer als ihr Vorgänger. Daher merkte sie auch nicht, dass sie beinahe mit ihm zusammenstieß, als er sich wieder über die Öffnung beugte und einen Fuß neben eine Sprosse setzte, was sie zum Wanken brachte.
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Matidia war dennoch beeindruckt von dem, was ihr Bruder in Rom erreicht hatte. Nun, nicht direkt der Augustus hin oder her, er verkehrte auf jeden Fall in sehr gewählten Kreisen und hatte Erfolg. Das brauchte er nicht kleinzureden, was er zwar nicht tat, nur weil er realistisch war, aber er durfte ruhig ein wenig stolz sein. Seine Art war so anders als Matidias, dass es sie jetzt schon in den Fingern juckte, ihn zu einem kleineren Gefühlsausbruch zu reizen, aber vielleicht sollte sie ihr Wiedersehen nicht überstrapazieren. "Vater wäre sehr stolz auf dich." Aber das wusste er sicher selbst.
"Natürlich zeige ich dir gerne die Stadt. Zumindest das, was ich davon kenne.", lächelte sie. Das wäre sicher interessant, mit ihm! "Für Details wirst du Scato fragen müssen." Sie zögerte kurz. "Eventuell kenn ich auch einen Stadtführer.", wagte sie sich vorsichtig vor. Es wäre vielleicht eine unverfängliche Gelegenheit, Sabaco vorzustellen.
Dass Tacitus wenig Emotion zeigte, verwunderte sie wenig, er wusste ja letztlich, weshalb sie immer noch hier war. Daher nickte sie nur nachdenklich auf seinen Vorschlag. "Ja, das wird das Beste sein." Hoffnung hatte sie indes aber wenig.
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Von der domus kommend, war der Ritt zwar einerseits schön, aber es war auch trotz warmer Kleidung und des Tuches, sehr kalt zu dieser Stunde. Matidia vermisste ihre Heimat in diesen Stunden, wo die kalten Tage sich eben doch sehr in Grenzen hielten.
Zum Glück war sie abgelenkt von der Umgebung und ihrer Begleitung, die manch einer vielleicht als unpassend beschrieben hätte, aber auch wenn Sabaco objektiv vielleicht ein deutlich raueres Bild als die meisten edlen Römer abgab, hatte er es ihr angetan, und vielleicht genau aus diesem Grund. Er war anders als die meisten Männer, die sie getroffen hatte, und das gefiel ihr eben. Sie fühlte sich ein wenig, als hätte sie etwas gefunden, was sie niemals gesucht hatte, und dieses Gefühl sorgte dafür, dass sie in der letzten Woche oft wach gelegen hatte und manchmal auffallend verträumt durch die domus geschwebt war. Von den blutrünstigen Geschichten der Umgebung ahnte sie vielleicht etwas, wollte davon aber sicher nichts wissen, schon gar nicht in diesem Moment. Sie vertraute darauf, dass Roms Macht, zur Not in Form von Publius Matinius Sabaco, die Barbaren zurückschlagen würde, wann immer es nötig war. Ein wenig naiv, sicher, aber wie sollte es denn anders sein?
Sie hatte keine Ahnung, wohin es gehen würde, daher beobachtete sie schweigend, und solange man nicht mehr nur zu zweit war, sagte sie erst recht nichts, sondern ließ sich vom Pferd helfen um Sabaco dann zu folgen, wohin immer er sie brachte.
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Sie nickte Stilo zu, als dieser sich vorstellte. Sicher würde es noch ausreichend Gelegenheit geben, auch mit ihm zu sprechen, sie war natürlich auch daran interessiert.
Bei den Worten ihres Bruders lächelte sie, und erneut schossen ihr Tränen in die Augen. Es war so unerwartet, aber so wichtig, dass er hier war, egal, wie lange man sich nicht mehr gesehen hatte! Seine Nähe tat jetzt schon gut, und er würde sich um alles kümmern. Ganz bestimmt, auch wenn er so ein vielbeschäftigter Mann war. Offensichtlich kam er wirklich nach ihrem Vater, was einerseits natürlich gut für die Familie war, andererseits war sie natürlich auch froh, dass er sich diese Zeit genommen hatte. Es rührte sie gar, wenn er sogar solche wichtigen Kunden hatte! "Der Augustus? Ich bin beeindruckt, großer Bruder!", grinste sie und nickte.
Ja, er war nun hier, und sie nahm die Einladung dankend an.
"Danke.", sagte sie und setzte sich, diese Bewegung nun deutlich anmutiger und damenhafter als alles, was sie bisher so gezeigt hatte. Die vielschichtige Verwirrung nahm keine Überhand mehr, sie wusste sich wieder zu benehmen und konnte die römische Frau sein, die sie sein sollte.
"Nun, ich hatte dir ja bereits das Wichtigste berichtet. Man hat mich gut aufgenommen, es geht mir gut, ich habe... Die Stadt ist interessant, aber sicher.", Dass sie jemanden kennengelernt hatte, verschluckte sie doch erst einmal, auch wenn dass ihrer Fassade einen kleinen Riss bescherte. Man musste ja nicht mit der Tür ins Haus fallen!
Ohnehin war das nächste Thema wichtiger: "Mutter... Geht es leider immer noch nicht viel besser. Sie ist selten bei Sinnen und ihre Wunden wollen nicht so recht heilen." Ein Transport nach Rom erschien immer noch unmöglich, aber es stand mittlerweile leider auch schlimmeres im Raum. Bedrückt schaute sie zu Boden und suchte nach Tacitus' Hand, um sie sanft zu drücken. Wären sie bald allein? -
Ja, Matidias Bruder war der Ältere, aber eben auch ruhiger und klügere. Das gab sie gerne zu, er war eben außergewöhnlich klug, das bedeutete ja nicht, dass sie nicht auch klug sein konnte. Zudem las er gerne und viel und wusste sicherlich alles, was man so wissen musste, das zumindest war ihre Hoffnung, und da er nun hier war, würden sich viele Dinge klären. Natürlich konnte auch er ihre Mutter nicht wieder gesund machen, aber das musste er ja auch nicht, solange er hier war und sie nicht mehr alleine.
Er löste die Umarmung und schaute sie warm an, Matidia lächelte und wischte sich eine Träne weg, als ihr klar wurde, dass es ja noch Fremde hier gab. Andererseits, sie durfte sich ja freuen bei so einem Anlass, oder?
"Ach, es half ja nichts.", meinte sie, Bezug nehmend auf den Überfall. Die Barbaren kamen auch über den Fluss, wie es schien, wenn sie wollten. Aber ja, er hatte recht. Wie so oft.
"Es stimmt. Alles ist so viel kleiner. Aber..." Sie schaute zu Scato, dann an ihm vorbei und dachte dabei auch an Sabaco. "Es gibt auch sehr gute Menschen hier. Scato zum Beispiel! Ohne ihn..." Sie führte es nicht weiter aus, was geschehen wäre, aber man mochte sich denken, wie verloren sie dann erst gewesen wäre.
"Entschuldigt... Stilo,richtig? Freut mich, dich zu treffen, Vetter!" Sie nickte ihm zu, lächelte, ein wenig unbeholfen. Den ihr noch fremden Mann hatte sie bislang kaum wahrgenommen, aber wenn er mit Tacitus reiste, musste er ja auch halbwegs anständig sein.
Dann schaute sie wieder zu ihrem Bruder. "Was macht ihr hier?"
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Kein Wunder, dass Matidia im Moment so unordentlich gekleidet war, denn sie war ja gerade erst aufgestanden. Und befand sich hier an einem Ort, den sie tatsächlich für den Moment als ihr Zuhause bezeichnete, auch wenn dies ja, trotz allem, irgendwie nur vorübergehend sein sollte. Dafür verweilte sie zugegeben schon recht lange in Germania und fühlte sich hier auch ziemlich wohl.
Natürlich war das hier keine Feier, der Kommentar war richtig, sogar in der Hinsicht, dass Mogontiacum es sicherlich nicht mit Rom aufnehmen konnte, was es selbstredend aber auch nicht versuchte. Dennoch passte ihr der Einwand nicht, und ihre feinen Augenbrauen verengten sich ein wenig mehr. "Dann verlegt eben ... das was ihr hier macht.", murmelte sie grummelnd, zupfte ihre Tunika zurecht und rieb sich indessen mit einem nackten Fuß über die andere Wade, da es tatsächlich ein wenig frisch wurde, so abseits der Liege.
Als Scato die Sache dann förmlich aufklärte, verharrte sie in der Bewegung, eine Haarsträhne, welche sie notdürftig hinter ein Ohr zurück schieben wollte, in der Hand, starrte ihren Bruder mit großen Augen an und ihr Unterkiefer klappte hinab, was ihrer Erscheinung den letzten Rest an römischer Anmut nahm. Möglich, dass sie hier irgendwelchen Erwartungen nicht entsprach, aber sie war eben auch eine unbeaufsichtigte junge Frau, die hier in der letzten Zeit mehr oder weniger hatte tun und lassen können, was sie wollte. Es hatte nicht immer ihre besten Verhaltensweisen hervorgebracht.
"Tacitus?", wiederholte sie und schaute kurz zu Scato, der sich aber wohl keinen Scherz erlaubt hatte. Dann sah sie wieder zu ihrem Bruder, den anderen Mann, Stilo, ignorierte sie unhöflich, aber vielleicht verständlicherweise. "Du bist hier?"
Damit hatte sie nicht gerechnet, und plötzlich wurde ihr wieder bewusst, wie einsam und verlassen sie sich hier auch schon gefühlt hatte, wie alleine sie mit ihrer immer noch siechenden Mutter gewesen war, und wie sehr sie sich an eine ihr bekanntere Umgebung gewünscht hatte, oder zu jemandem, den sie kannte oder gar vertraute. Ja, sie hatte Scato, der wirklich viel getan hatte, und natürlich auch andere Bekanntschaften und mehr, aber das hier, ihr Bruder, war etwas anderes. Natürlich hatte sie ihn lange - ewig - nicht mehr gesehen, sie wusste nicht, wie er als erwachsener so war, und war somit vielleicht auch eigentlich ein Fremder, aber er war ihr Fleisch und Blut und versprach ein Gefühl von Sicherheit, welches sie vermisst hatte. Natürlich konnte sie das sehr gut überspielen, aber gerade bekam diese sorgsam aufgebaute Mauer um ihr Inneres ein paar Risse.
Ohne abzuwarten oder zu zögern eilte sie, erneut höchst undamenhaft, auf den Bärtigen zu, und schlang ungefragt ihre Arme um ihn um sich an ihn zu drücken. Tacitus war schon immer ein Mann des Geistes gewesen, darum war er ja auch nach Alexandria gegangen, während Matidia ihrem Herzen folgte, eventuell manchmal etwas zu sehr, weil sie es sich eben leisten konnte. Seine recht kühlen Worte eben unterstrichen das, aber der jungen Frau, die in diesem Moment wieder deutlich mehr wie ein Mädchen aussah, war das egal, denn in ihren Augen standen Tränen und sie genoss die brüderliche Nähe. "Danke.", sagte sie leise mit belegter Stimme nah an seinem Ohr.
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"Was habe ich Somnus getan, dass er Menschen schickt, die mich stören?" Das von Matidia gehaltene Schläfchen war offensichtlich gestört worden, und diese war höchst ungehalten über die Störung, wie man unschwer hören konnte. In ihrem cubiculum ruhend, erholte sie sich von den wichtigen Dingen, die das Tochterdasein so mit sich brachte, und es gefiel ihr, offensichtlich, ganz und gar nicht, das man sie störte. Was aber keinen Unterschied machte zu einer Störung am Abend, Mittag oder Morgen.
Seufzend legte sie sich eine Tunika um und spazierte in die Richtung der Geräusche, das Tricilinum, es war ja direkt nebenan.
Natürlich war es erneut Scato, dieser umtriebige Kerl, der dort etwas zu tun hatte, und er hatte dieses Mal sogar zwei Freunde mit sich gebracht. Der eine hatte sogar einen Bart, was ihr nicht passend erschien, modisch war es zumindest nicht. Sie warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
"Könnt ihr eure Feier nicht an einen anderen Ort verlegen?", sagte sie müde und zeigte dabei unbewusst eine nackte Schulter zuviel, weil sie sich unachtsam ankleidet hatte.
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Matidias Blick auf seinen Kommentar war durchaus ein wenig skeptischer, denn im Gegensatz zu dem, was ihre große Klappe vermuten ließ, war sie weitaus weniger erfahren, als es vielleicht vermutet wurde, und konnte einzig ihr Selbstbewusstsein ins Felde führen. Und natürlich war sie froh, dass Sabaco wenigstens die Etikette berücksichtigte, denn auch wenn es früh war und sie gerne mit ihm zusammen war und es genoss, ein wenig unernst zu sein, wollte sie natürlich nicht, dass jemand anders sie so sah.
"Ich bin gespannt.", sagte sie also recht neutral und vielleicht auch enttäuschend, wenn man eine durchtriebene Römerin erwartet hatte, aber mehr wusste sie dazu nicht zu sagen, denn die Doppeldeutigkeit war ihr in ihrem Alter natürlich bekannt. Allerdings, sie war auch nicht gar so abgeneigt, was das anging, denn sofern sie das beurteilen konnte, war Sabaco ein sehr stattliches Mannsbild, und sie eben eine neugierige junge Frau!
Also schlag sie ihre Arme um seinen Oberkörper, als er sich vor sie setzte und das Pferd sehr sanft antrieb. Und durchaus war sie dabei so mutig, ihren Oberkörper zumindest behutsam an seinen Rücken zu schmiegen, denn die pure Manneskraft vor ihr war durchaus sehr verlockend! "Es ist schön, dass du da bist.", sagte sie mit zarter Stimme in sein Ohr. "Mein Decurio."
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"Gymir ist ein zuverlässiger Kamerad", erklärte Sabaco, während er Matidia Zeit ließ, sich mit dem imposanten Hengst bekannt zu machen. "Sonst würde er nicht mein Schlachtross sein, sondern in der Wurst enden", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Es verbreiterte sich, bis sich die Narben um seinen Mund spannten, als Matidia ihm sagte, er müsse die Zügel übernehmen. Das würde er, in jeder Hinsicht, so wie es gut und richtig war.
Nicht ganz zufällig hatte er bei einem Stein auf Matidias Rückkehr gewartet, wie sie an Römerstraßen manchmal bewusst platziert waren, um das Aufsteigen eines Pferdes ohne helfenden Reitknecht zu ermöglichen. Da die Gens Iunia wohlhabend war und manchmal Besuch zu Pferd empfing oder selbst ausritt, war dieser Stein vielleicht nicht zufällig in der Nähe der Porta ihres Wohnhauses platziert. Sabaco hielt Matidia die Hand hin, um ihr beim Aufsteigen zu helfen.
Gymir war heute nicht mit dem schweren Ledersattel, sondern nur mit einer dicken Wolldecke gesattelt, was wohl schon verriet, dass Sabaco nicht vorhatte, zu Fuß vorweg zu trotten. Nichts geschah zufällig an diesem Abend ... oder an den Tagen zuvor. Alles hatte seine Richtigkeit.
Klare Entscheidungen, das gefiel ihr. Aber das wusste sie ja auch bereits von ihm, daher lächelte sie ihn an.
Sie nickte und ging zu dem, in der Tat, bewusst platzierten Stein hin, stellte sich gerne ein wenig zu sehr hilflos an, damit Sabaco ihr an die Hüfte fasste und ihr hinauf half, und steckte dann, im richtigen Moment, ihr Hinterteil hinaus, damit er eben etwas zu sehen hatte. Wenn Matidia etwas konnte, dann wusste sie sich zu verkaufen, und sicherlich würde Sabaco sehen können, was ihn da erwartete mit ihr, wenigstens oberflächlich. Und die Römerin war da wirklich sehr lieblich anzusehen!
"Ohne einen Sattel..." Sie schaute zu Sabaco. "Das wird sicher wild.", und Ihre Brustwarzen verrieten, wie sie das fand.