Beiträge von Iunia Matidia

    Matidia lauschte aufmerksam. Immerhin war jede Information über den Decurio wichtig, wollte sie irgendwie abschätzen, wie er sich als ein potenzieller Ehemann machte. Es war sicherlich nicht die romantischste Herangehensweise, aber gerade nach dem bisherigen Debakel ihrer Germanienreise musste sie natürlich schauen, ob da noch etwas zu retten war. Und auch wenn Sabaco da sicherlich nicht gerade die allererste Wahl war, hatte er sicherlich Potenzial. Ihre Familie würde das eventuell anders sehen, aber diese war gerade nicht hier. Tatsächlich konnte ihr Vater ohnehin nichts mehr einwenden, ihre Mutter gerade auch nicht, und ihr Bruder war weit weg. Und Matidia wäre nicht sie selbst, wenn sie das nicht ausnutzen würde.


    Sie genoss seine Körperwärme, die deutlich mehr bedeutete als nur Schutz vor der Kälte, immer noch trug sie nur eine sehr leichte, ihren Körper nicht viel mehr als verhüllende, Tunika und ein Tuch um die Schultern. Es war sehr willkommen, dass der Mann sie wärmte, mitsamt der Decke, und sie ertappte sich selbst dabei, seinen Körper mit ihrer Hand um seine Hüfte etwas zu sehr zu erkunden. "Ich mag starke Männer.", sagte sie, und meinte dabei sicher keine Gladiatoren.


    Dennoch war Paullus natürlich jemand, der auch ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie schaute gebannt zu, durchaus ein wenig kundig als Zuschauerin, und sie jubelte an den richtigen Stellen. Ein gutes Programm, und sehr überraschend, dass es hier stattfand. Der Abend hörte nicht auf, spannend zu sein!

    Das Zwischenprogramm war weniger spannend, aber es kümmerte sie nicht. Sie hatte anderes zu tun, denn während er wütend einen fliegenden Händler herbeiwinkte, schaute sie ihn aus der Nähe an. Nein, wirklich keine Schönheit. Aber ein Willen, den sie jetzt bereits mochte. Und zudem war er eben derjenige, der den Schritt gemacht hatte. Sie würde diesen Abend auskosten, das nahm sie sich vor.


    "An dich?", fragt sie zurück, schaute ihn kurz gespielt irritiert an, dann lächelte sie. Sie wäre ja nicht hier, wenn sie das stören würde. Sie lehnte sich an ihn. Und legte sogar ihren Kopf an seine kräftige Schulter. "Eine gute Wahl, Sabaco. Hätte nicht gedacht, den großen Paullus hier zu sehen!" Sie grinste in sich hinein, während sie dem Kampf gegen den Bären folgte.

    "Ich bin aber ganz froh, dass du nicht so behaart bist." Womit sie natürlich den Bären meinte.

    <Fest


    Gespannt ging sie neben dem Mann und lernte dabei, sehr zögerlich und erst nach und nach mutiger werdend, die Flanke des Soldaten, um den sie ihren Arm gelegt hatte. Diese war durchaus beeindruckend, auch ohne zu sehen, was sie da anfasste, konnte sie die körperliche Präsenz des Mannes spüren und bewundern. Sie fühlte sich auf jeden Fall sehr sicher neben ihm. "Hast du also noch Familie hier?", fragte sie, bezugnehmend auf seine vorherige Aussage, dass er hier alles habe, was er brauche. So hatte sie das zumindest verstanden, und es würde ja auch erklären, weshalb er sich hier wohlfühlte. "Ich gehe gerne ins Theater. Oder zu Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen. Da gibt es immer viel zu sehen.", schmunzelte sie und schaute ihn von der Seite an. Leicht bekleidete, muskulöse Männer zum Beispiel.


    Man erreichte das Theater und Sabaco handelte ihnen Plätze aus. Eine sehr gute Idee von ihm, wie er fand, das war ein perfekter Ort für diesen Abend. Und die Nacht war danach ja noch nicht einmal vorbei! Der Bau selbst war tatsächlich recht eindrucksvoll, so etwas hatte sie hier eigentlich gar nicht erwartet. Vielleicht war die Stadt ja wirklich nicht so schlecht, wie sie gedacht hatte!

    Matidia nickte dem Mann neben ihr anerkennend zu, als er solch gute Plätze mit ihr einnahm. Sie setzte sich und ließ dabei keinen Abstand zu ihm, rückte sogar noch ein wenig näher. Immerhin ging es ja auch darum, nicht wahr? Nicht nur um die Vorstellung. Dennoch: "Was sehen wir?", fragte sie neugierig.

    Sabaco hatte offensichtlich nicht darüber nachgedacht, was er da anbot, zudem kannte er die junge Iunierin schlecht. Sie war Luxus gewohnt und hatte hohe Ansprüche, sicher nichts, was ein Decurio mit Leichtigkeit bezahlen konnte. Allerdings dachte auch sie darüber nicht wirklich nach, dafür klang das Angebot viel zu gut. Romantisch, irgendwie, und ganz so, als würde er sich wirklich um sie sorgen. Oder sie zumindest beeindrucken wollen, was ähnlich gut war.


    Sich an ihn zu schmiegen war eine spontane Idee, vielleicht ein wenig zu übermütig, aber es fühlte sich auch nicht völlig verkehrt oder unangebracht an. Immerhin war man hier ja quasi allein, auch wenn die Stadt nicht wirklich schlief, heute Nacht. "In Hispania war ich noch nie.", stellte sie fest. Und würde dort wohl so schnell auch nicht hinkommen. Falls Sabaco sie nicht mal dorthin einlud oder so etwas. Interessiert hörte sie zu, und ließ sich von ihm näher an ihn ziehen. Sein Arm um ihren schmalen Körper, der ihre um den seinen. Das war ein gutes Gefühl, allerdings auch sehr aufregend für eine junge Frau, die fremden Männern bisher noch so gut wie nie so nah gekommen war. Plötzlich war ihr Übermut doch ein wenig gedämpft und ihre Neugier musste sich sehr anstrengen, hier die Oberhand zu behalten.

    Dennoch folgte sie ihm natürlich.


    Theater>

    Matidia verstand nicht. Warum musste die Andere auf Wein verzichten? Gab es denn nicht etwas zu feiern, für sie zumindest? Aber gut. Sollte sie eben Fruchtsaft trinken, wenn das der Römerin nicht besonders gesund erschien. Matidia schmunzelte, als die Andere ihre Tätigkeiten erwähnte. Pflanzen waren ihr herzlich egal, auch wenn sie die Ergebnisse schon gutheißen würde. Die Römerin fand diese ganzen Wünsche sehr abwegig, und sie würde sicher nicht auf Wein verzichten in einer Schwangerschaft. Warum auch? "Ich glaube, dass Pflanzen euer kleinste Problem sein werden. Kinder brauchen Zeit." Wusste sie, und schaute die andere durchdringend an. Sollte sie einmal Kinder haben, würde ihr auf jeden Fall keine Pflanze indie Quere kommen! "Ha. Sei froh, dass du einen hast und er dir nicht wegstirbt!", sagte sie, reichlich unempathisch, zu ihrer Gesprächspartnerin.

    Dass der Mann so straffe Oberarme hatte, war sehr angenehm zu spüren. Ein Mann, wie er im Buche stand, und Matidia nahm das durchaus sehr gerne zur Kenntnis. Es war nicht nur Schauspielerei von ihm, wie er sich gab, und das gefiel ihr. Es kam sehr selten - oder sogar nie - vor, dass ein Mann wie er sich so nah zu ihr begab. Eine erfrischende Abwechslung, und einer der Vorteile, dass sie hier fast unabhängig in der Stadt war!


    Man kam recht einfach an der Wache vorbei, und sie schmiegte sich ein wenig mehr an den Mann neben sich. "Ich bin sehr gespannt. Es braucht sicher mehr als ein Tuch, um auf mich aufzupassen, Sabaco." Sie zögerte kurz. "Gefällt es dir hier?" Damit meinte sie natürlich die Stadt und drückte sie sich durchaus mit dem ganzen Körper an seinen Oberarm, der werte Soldat sollte durchaus wissen, wie sie empfand. Sie war einfach nicht erfahren genug, um zu wissen, wie sie wirken mochte.

    Die Iunierin hob die Brauen. War das so? Sie war sich da nicht so ganz sicher. Es gehörte sich durchaus, den Hausherren vorstellig zu werden bei so einer Feier, oder nicht? Andererseits... sie hatte ja eine Tochter des Hauses getroffen. War das nicht ausreichend? Und vielleicht sicherlich hatte Sabaco recht, man würde in den nächsten Tagen weitere Gelegenheiten für so etwas bekommen. Und deutlich mehr Ruhe. Sie nickte also, wie sie ja ohnehin bereits zugestimmt hatte.


    Der Einwand bezüglich ihres Aufpassers war berechtigt. Sie wollte natürlich nicht auf diese Weise auffallen, ein Skandal wäre nicht sehr hilfreich. Man sollte dieses Fest hier nicht entehren. Das war absolut nicht nötig, diese Sicherheit gab der Soldat ihr. Sein muskulöser Arm fühlte sich gut an, ein Gefühl, an das sie sich gewöhnen konnte. Man musste ehrlich sein, Sabaco war keiner der herausgeputzten Männer, die sich auf den Festen in Rom herumtrieben und genau wussten, welche Wirkung sie auf die Frauen hatten, aber genau dieser Unterschied wirkte bei ihr. Matidia war jemand, der einerseits wusste, wo er gesellschaftlich stand, der aber davon auch leicht gelangweilt war. Und etwas zu erleben, zu beweisen, dass man ein Mann der Tat war, das war genau das, was sie faszinierte. Sicherlich war Sabaco auch in der Armee ein wahrer Held, und sie schaute ihn von der Seite verstohlen an, wobei ihr ganz anders wurde.


    Sie nickte auf dessen Worte bei ihrer Wache. "Es ist gut. Niemand wird davon erfahren." Was in seine Richtung ging, aber auch klarstellte, dass das Geld nicht nur für den Wein war. Er sollte Stillschweigen bewahren, sie wollte keinen Ärger oder ihrer Mutter keine Sorgen bereiten.

    Und es funktionierte. Die Wache zögerte kurz, nickte dann aber und zog ab. Für ihn lief es sehr gut! Und für das ungleiche Paar war der Weg frei. Vor ihnen lag das nächtliche Mogontiacum. Matidia war allein mit Sabaco, und ihre Kehle war trocken. Das war nicht nur spannend, sie war durchaus angespannter als nötig. Nicht nur, dass sie sich in seinen Arm krallte, die Hand war auch schwitzig und ihr Körper nicht minder gespannt. "Wohin gehen wir, mein Decurio?", versuchte sie zu hauchen, krächzte dabei allerdings mehr, als ihr lieb war.

    "Oh!", tönte es aus Matidia. Sie versteifte sich ein wenig und schaute die andere prüfend an. Hilda? Der Name sagte ihr nichts. Was nicht viel hieß, die meisten Namen waren für sie Schall und Rauch, sofern sich dahinter nicht Macht, Einfluss, Reichtum oder ein gut aussehender Offizier der Armee verbarg. Sie konnte sich nicht jeden Namen eines Sklaven merken, und sie musste es auch nicht. Allerdings... War da etwas, was sie nachdenken ließ. Und das war, natürlich, der andere Name, den sie erwähnte. "Oh!", sagte sie erneut. "Du bist das! Scaot hat mir von euch erzählt." Matidia lächelte, doch dies erreichte ihre Augen nicht. Dafür war ihr letzter Satz zu unpassend für sie, denn natürlich wäre auch sie gerne bereits Mutter oder würde zumindest ein Kind erwarten. Es passte ihr nicht, dass Hilda da einen Vorsprung hatte. "Wie ... Schön.", brachte sie dann hervor. "Trinken wir einen Wein zusammen? Du kannst mir erzählen, wie es ist?"

    Matidia lauschte interessiert den Ausführungen zum Essen. Sie war ja bereits ein Weilchen hier in diesem kühlen Norden, immerhin war sie bereits bis nach Colonia gekommen, diese Dinge waren ihr also nicht ganz fremd. Natürlich hatte man aber auch dafür gesorgt, dass die Inunierinnen, ihre Mutter und sie, sich hier wohl und wie zu Hause fühlten, daher war die Ernährung gar nicht so unterschiedlich zu Roma gewesen. Dies würde sich aber nun wohl zwangsläufig ändern, denn man war ja nun etwas länger hier.


    Sie nickte dennoch wissend und vielsagend, ganz so, als wären ihre diese Dinge und ihre Tragweite, falls es denn eine gab, sehr bewusst. Tatsächlich war ihr das meiste davon relativ egal und sie ging davon aus, dass man ihr schon bringen würde, was sie verlangte. So, wie es eben immer gewesen war, und warum sollte es hier anders sein. Immerhin hatte der Tribun ja auch Wein aus Italia.


    Sie lächelte unbeteiligt und folgte ihm dann, sah dabei allerdings auch kurz dem forteilenden Nubier nach. Das Haus war vielleicht nicht das größte, was sie je gesehen hatte, aber es war durchaus ansehnlich und standesgemäß, wie sie fand. Ihre Mutter würde sich wohlfühlen.

    Im Tablinium wartete sie, bis man ihr einen Stuhl brachte, und mühte sich, dabei nicht zu ungeduldig zu wirken, auch wenn sie wirklich ungern wartete. Dann setzte sie sich endlich. Hier, im Gespräch mit einflussreichen Personen, da sah sie sich, das war ihre Welt, auch wenn sie höchstens schmückendes Beiwerk zu dieser Welt war und sein konnte.

    "Hab Dank. Meine Mutter wird sicher so bald wie möglich eintreffen. Das hier ist allemal besser als ihre bisherige Unterkunft! Wir haben ein wenig Personal, aber natürlich nicht so viel wie du hier." Das ließ sich auf einer Reise kaum bewerkstelligen. "Und auf keinen Fall so attraktives!" fügte sie noch recht direkt an. "Wenn es dir lieber ist, können wir dieses aber gerne anderweitig unterbringen?"

    Matidia war immer mal wieder in der Casa, seit sie sich in Mogontiacum aufhielt. Größtenteils lag das daran, dass sie hier im hohen Norden wenig zu tun hatte (gut – ebenso wie in Roma) und so gut wie niemanden kannte, den sie besuchen konnte. Zudem war dies hier immer noch der Besitz ihrer Familie, wenn auch eines weiter entfernteren Zweigs, und sie fühlte sich, nach anfänglichem Zögern, doch ein wenig verpflichtet.

    Wirklich sinnvolles tat sie indes nicht hier, sie spazierte meistens nur durch das Gebäude und überlegte vor sich hin, wie man die Räume umgestalten könnte, vor allem im Hinblick auf eine baldig hier auszurichtende Feier. Natürlich würde sie das alles nicht eigenhändig tun, sondern Sklaven oder Bedienstete organisieren müssen, was wiederum die nächste Schwierigkeit war. Hach, es gab so vieles zu planen!

    Heute aber traf sie jemanden in der Haupthalle, den sie nicht kannte. Eine Frau, offensichtlich, die ihr ähnlich ziellos vorkam. Sie räusperte sich. "Und wer bist du?"

    Von der Anspannung des Mannes bemerkte die junge Frau nichts, dafür stand man zu nah beieinander und dafür war ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf seinem Gesicht. Und auf seinem Blick, der ihren dreisten Finger und seinen diesen verfolgenden Blick genau im Auge behielt. Eine leichte Gänsehaut zeigte sich auf ihr, sie war sich sicher, dass man Sabaco nur sehr ungern als Feind hatte. Er wirkte nicht, als würde man ihm oft einen Finger auf die Brust legen und wenn, dann machte man das sicher nur ein einziges Mal, bevor man diesen gebrochen hatte.

    Umso besser gefiel es ihr, dass er es sich bei ihr gefallen ließ und sie so auch kurz ein wenig seiner Muskeln spüren konnte, wenn auch nur sehr oberflächlich.


    Prompt sprang er auf ihre wenig zurückhaltend formulierte Bitte an und bot ihr einen Arm. Ihre Augen wurden etwas größer, und plötzlich verließ sie der Mut ein wenig. "Jetzt? Ich habe mich noch nicht einmal bei der Hausherrin vorgestellt...", überlegte sie laut und sah sich dabei prüfend um. Sie wusste nicht einmal genau, wie jene aussah, aber andererseits hatte sie dafür ja auch mit der Tochter des Hauses gesprochen. Ein wenig Unsicherheit blieb, doch am Ende siegte ihre Abenteuerlust. "Wir sollten später wenigstens hierher zurückkehren." Verschwörerisch sah sie ihn an. "Natürlich war ich schon einmal bei Nacht draußen. Aber nicht hier." Wobei sie sich selbst in Rom, wenn sie sich aus dem Haus geschlichen hatte, immer von den ärmeren Gegenden fern gehalten hatte.

    Jetzt hatte sie allerdings einen starken Mann an ihrer Seite, auch wenn sie ihn eigentlich gar nicht kannte. Sie war unvernünftig, aber es war nicht das erste Mal. "Wir werden meine Begleitung überlisten müssen.", sagte sie. Der Bewaffnete stand sicher immer noch irgendwo am Eingang und trank vermutlich (hoffentlich) verdünnten Wein.

    Eigentlich war sie nicht einmal komplett sicher, ob ihre Beschreibung der Wahrheit entsprach. Sie hatte ein Bild in ihrem Kopf gehabt, und dieses wiedergegeben, wie viel davon Fantasie und wie viel Wahrheit war, war ihr tatsächlich nicht klar. Es mochte schon sein, dass es solche germanischen Wegelagerer hier gab, aber es konnte durchaus auch anders sein. Wichtiger war allerdings, wie der Mann darauf reagierte, und seine wenigen Worten sagten alles, was sie hören wollte. Sollte er leiden! Das hatte er verdient, egal, welche Haarfarbe er hatte!


    Ja, sie lächelte und schob ihren Körper wohl auch ein Stück näher an den ihren. Nicht, weil sie fröstelte, sondern weil er versprach, sich um sie und ihre Belange zu kümmern. Was wollte sie denn mehr? Was konnte sie denn mehr erwarten? Das Leid eines Anderen würde das ihre kaum schmälern, aber soweit dachte die junge Frau noch lange nicht. Sie wollte Rache, und anscheinend hatte sie hier ein Werkzeug vor sich, um diese zu erreichen. Und zudem war eine Ausgeburt der Männlichkeit, die ihrem gerade sehr fragilen Geist sehr gelegen kam. Er lieferte einfache Antworten. Mehr brauchte und wollte sie nicht, und noch dazu war er eben hier. Viele Andere waren das nicht.


    "Du wirst leichter empfangen, wenn du den Kopf dieses Unholds bei dir trägst!", kündigte sie an, auch wenn sie so etwas gar nicht sehen wollte. Das Grinsen auf ihren vollen Lippen zeigte das hoffentlich. "Aber melde dich in der domus iunia." Sie senkte den Blick und folgte damit ihrem linken Zeigefinger, der sich auf seine Brust legte. Erst dann sah sie ihn wieder an. "Zeigst du mir ein wenig von der Stadt?" Ihr Blick fing den seinen ein.

    Matidia war gerade um jede Gesellschaft dankbar. Denn am Krankenbett ihrer Mutter zu sitzen, war vielleicht nötig, aber nicht erfüllend. Sie wollte etwas erleben, und einen Mann der Armee kennenzulernen, ohne dass jemand wirklich auf sie aufpasste, nun, diese Gelegenheit ergab sich leider viel zu selten. Eigentlich nie. Kein Wunder also, dass sie dankbar war! "Das tut es.", schloss sie daher, mit wissendem Schmunzeln.

    Klar, er sah ein wenig einschüchternd aus. Sehr sogar! Und hätte sie ihn das erste Mal alleine im Dunkeln in einer unbeleuchteten (oder ausreichend beleuchteten, so dass sie gerade genug von ihm gesehen hätte, um Angst zu bekommen) Gasse getroffen, wäre sie sicherlich wenig begeistert gewesen. Hier aber hatte er sie angesprochen und den Kontakt gesucht, und das passte gerade für sie. Er wirkte vielleicht anders als einer der übertrieben höflichen Kerle in Rom, die sie für gewöhnlich in ein Gespräch verwickelten, aber genau das war sein Vorteil!


    "Oh.", hauchte sie ihm entgegen, als er näher kam. Das war es also. Er war der Held, den sie brauchte. Eifrig nickte sie. "Ich... Ich wünschte, ich könnte es genauer sagen. Er war einer der ihren. Groß. Blond, mit langen Haaren." Sie zuckte geknickt mit den Schultern. Mehr konnte sie kaum sagen, aber sie verspürte eine ungewöhnliche Wärme. Sabaco sorgte dafür, dass sie sich sicher fühlte, und sie merkte, wie ihr Körper darauf reagierte. Mehr aus Aufregung als allem anderen, aber es war nicht länger nur die Kälte, die ihren Körper unter der Tunika abzeichnen ließ. "Ich bin froh, dass es Männer wie dich gibt, Sabaco."

    Kurz hinter dem Tribun folgte die junge Römerin, die sich sehr aufmerksam hier umsah. Das Haus entsprach durchaus römischen Ansprüchen, allerdings waren es die Sklaven, die Matidias Blicke fingen. Diese waren ausnehmend schön anzuschauen und sie wusste gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. Der Koch war von ihren sehr neugierigen Blicken kein bisschen ausgenommen. Matidia war äußerst froh, dass man auch hier im Norden solche Sklaven bekommen und beschäftigen konnte. Das war ein gutes Zeichen!


    "Ein wenig Wein? Und zu essen..." Sie zögerte kurz. "Man isst sehr viel Fleisch hier im Norden, stimmt das? Ich möchte gerne nur eine Kleinigkeit."

    Ehrlichkeit war viel wert, und so zauberte es ihr tatsächlich ein Lächeln auf die Lippen. Dass er das so direkt sagte, war tatsächlich interessant, denn es viele Männer hielten sich da doch eher zurück. Sei es, weil sie sich nicht angreifbar machen wollten oder weil sie sich davor fürchteten, dass die Frau ablehnend reagierte. Wer wollte schon gerne einen Korb bekommen? Seine Worte von eben, dass man bei ihm wisse, woran man sei, waren offensichtlich keine leeren, und allein das gebot ein wenig Anerkennung.

    "Ich verstehe. Dann darf ich mich geehrt fühlen?" Sie neckte ihn nur ein wenig, es gab keinen Grund, ihn jetzt wirklich zu verärgern. "Ich danke dir auf jeden Fall, dass du mir hier die Zeit vertreibst." Und das meinte sie ehrlich. Die junge Duccierin neben ihr war da zwar auch noch, aber je mehr Leute sie hier traf, desto besser!


    "Gerne Süßen.", entschied sie und ihr erhobener Becher hatte bereits jemanden angelockt, der Getränke bringen würde. Mit dem Tuch und etwas Wein konnte man sich nun endlich über andere Dinge unterhalten, die sie zuvor nicht beantwortet hatte. "Die Stadt ist ganz nett. Natürlich ist es nicht Roma, aber ich hatte... weniger erwartet." Sie rückte ein kleines bisschen näher an ihn heran. "Natürlich ist es auch kalt, aber die Barbaren machen mir mehr Angst.", flüsterte sie ihm zu, sodass Camelia es nicht unbedingt hörte.

    "Wir wurden kurz vor der Stadt überfallen, von Colonia kommend. Ich vermute, es waren Germanen." Was ihren Respekt erklärte.

    Matidia schaute sich weiterhin um und überlegte, was hier alles anzupacken war. Tatsächlich war es gar nicht unbedingt heruntergekommen oder unordentlich, aber man müsste ein wenig umräumen. Und den Grillfreunden einen anderen Platz finden, damit sie nicht der erste Eindruck waren, den man bekam, wenn man das Haus betrat. Aber das wäre sicher kein großes Problem. Vor allem brauchte man sicherlich ein paar Sklaven, die hier mithelfen konnten.

    "Danke, das klingt gut." Im Grunde konnte sie also einziehen, und damit war sie nicht mehr ganz so allein und fremd in dieser fremden Stadt, wie noch vor ein paar Minuten. Auf diese Hilda war sie gespannt, auch wenn sie die Verbindung nicht auf den ersten Blick gutheißen konnte. Andererseits gab es viele Heilkundige aus fremden Ländern, auch in Rom. Das war also nichts Ungewöhnliches, und gerade an gewissen Tagen im Monat oder mit manchen anderen Problemen hatte sie wirklich lieber eine Frau, die sich kümmerte, als einen Mann. Vor allem, wenn dieser auch noch verwandt mit ihr war wie Scato. "Darauf werde ich zurückkommen. Vielleicht wird es hier ja bald wieder etwas gemütlicher!" Die Vorstellung gefiel ihr immer mehr.

    Dass die Leute von ihr entzückt waren, auf diese Wirkung legte die junge Frau es eigentlich immer an, denn dann waren sie weitaus zugänglicher, als sonst. Leider gelang ihr dies nicht immer, denn viel zu oft war sie schlicht zu direkt, dreist und vorlaut. Bei Respektspersonen mit ein wenig Einfluss wusste sie sich aber zum Glück meistens zu benehmen.


    "Ich werde mich in der Domus Iunia aufhalten und meinen Teil beitragen, sie ein wenig wohnlicher zu machen. Nur hätte ich gerne meine Mutter in Sicherheit und gut versorgt gewusst. Und da erscheint mir diese Villa erst einmal geeigneter. Hab also bereits jetzt vielen Dank." Sie lächelte zufrieden. "Durst habe ich. Und ich hätte auch nichts gegen eine Kleinigkeit zu essen." Das lief doch ganz gut! Natürlich würde sie ihm folgen, wenn er den Weg wies.

    "Und da du noch hier bist, bedeutet das... Was für mich? Oder über mich?" Die Zähne waren bemerkenswert und sie hatte da einige Fragen, aber an ihn erinnern würde sie sich aus anderen Gründen. Er war anders als viele andere Männer, hatte etwas von einem der einfachen Soldaten, die sie hin und wieder heimlich beobachtete. Aber er war eben auch ein Decurio und konnte hier auf Augenhöhe mit ihr sprechen. So jemanden traf zumindest sie selten und sie war gespannt, was hinter seinen Worten steckte. Eine ehrliche Meinung zu ihr wäre zumindest interessant.


    Das Tuch erreichte sie und Sabaco wagte einen zweiten Versucht. Den sie deutlich begeisterter annahm und ihn ebenfalls anlächelte. "Ja. Danke. Und nun der Wein?" Sie zog das Tuch noch grob zurecht und die Wärme war tatsächlich angenehmer, aber so schnell verschwanden weder die Gänsehaut, noch andere Anzeichen der Kälte. Ihr eigener erdiger Körperduft wurde begleitet von einem unguentum, welches sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Oliven, Zitrusfrüchte, und Honig waren darin zu riechen. Dann hob sie ihren Becher. Vielleicht brachte ja ein Sklave auch noch so einen.