Beiträge von Iunia Matidia

    Hallo zusammen,

    ich war schon in den letzten zwei Wochen nicht so ganz anwesend und das wird sich auch leider noch ein wenig ziehen. Ich melde mich daher lieber bis etwa Ende Juli so halb ab, versuche zwischendurch aber dennoch zu antworten. Entschuldigt bitte!

    Man durfte ruhig mitbekommen, wenn Matidia sich näherte. Die Rolle, die sie für sich selbst als angemessen und praktikabel befunden hatte, war häufig ein wenig aufgesetzt, aber sie hatte sich auch sehr gut darin eingefunden. In Rom war sie gar nicht so weit von anderen wohlsituierten Töchtern entfernt, es gab manche, die ihr da sogar noch ein wenig voraus waren, aber am Ende basierte das alles auf dem, was man von ihr erwartete oder zu befürchten hatte.

    Ein Pfau war da fein heraus, denn er lebte sein Leben, wie es ihm gefiel, und die Iunierin war auch nicht wirklich daran interessiert, ihn allzu bald festlich zu verspeisen. Dafür war er dann doch zu hübsch anzuschauen, und Matidia mochte schöne Dinge eben doch zu sehr, als dass sie diese einfach so opfern könnte.


    Dennoch. Iunia Matida war in Mogontiacum erstmals allein und bestimmte über sich selbst, in einem gewissen Rahmen zumindest. Welche Auswirkungen das eventuell haben mochte, wusste sie selbst noch nicht, doch die Saturnalien hatten Spuren hinterlassen.

    Dennoch. Ihre Laune war nicht schlecht. Allein: wie konnte man je zufrieden sein, wenn nur das Beste gut genug war?

    "Zehn Jahre?" Matidia war verwirrt. Wer hatte soviel Zeit? Dennoch, Scato war ein guter Mann, er hatte sich um sie gekümmert, als sie diese Hilfe benötigt hatte, und das würde sie ihm nicht so leicht vergessen. Sie schaute kurz skeptisch, dann trat sie an ihn heran, drückte sich an ihn, den Oberkörper mithilfe ihres einen Armes, dann löste sie sich von ihm. "Was gibt es Neues, Scato?", fragte sie also, recht sanft.

    „Verschwinde, du Biest!“ Ein wenig zu spät war sie, wie so oft, denn natürlich hatte die junge Römerin es nicht sehr eilig oder auch nur nötig, irgendwelche Termine einzuhalten. Weder in Rom, wo sie es gewohnt war, dass die Männer, wenn sie nicht schon von selbst darauf kamen, dass man einer Frau wie ihr besser die Füße küsste, spätestens nachdem man gemerkt hatte, dass sie aus einer guten Familie stammte, Wohlstand in der Hinterhand hatte und noch dazu von den Göttern geküsst und äußerst ansehnlich war (zumindest, wenn man sie fragte), ihr aus der Hand fraßen, sondern erst recht in der Provinz. Und, so leid es ihr tat, denn sie war hier tatsächlich sehr gut aufgenommen worden und konnte weder ihrer entfernten Familie, noch den Bediensteten und schon gar nicht den tapferen Legionären, die hier am Rhenus das Imperium verteidigten, einen Vorwurf machen, hatte sie ein wenig von ihrer Bugwelle verloren, als sich abgezeichnet hatte, dass die Verletzung ihrer Mutter es nötig machte, ein wenig länger hier zu bleiben.

    Spätestens die Begegnung mit einem gewissen Decurio hatte das junge, wilde Herz so weit verwirrt, dass sie gerne hier blieb. Rom, das hatte seine Vorteile, und ihr Bruder war nun sogar dort. Aber hier, da wollte ihr Herz sein. Und Matidia war noch nie jemand gewesen, der länger als nötig geplant hatte!


    Der olle Pfau, dem es doch hier im Norden sicher viel zu kalt war, wurde handwedelnd abgewehrt, als er ihr zu nahe kam, vielleicht in der Hoffnung, etwas Nahrung zubekommen. Möglich, dass er sie mit einem Weibchen verwechselte, allerdings wäre Matidia wohl eher mit einem männlichen Pfau zu vergleichen als mit einem graubraunen weiblichen Exemplar dieser Art. Daran verschwendete sie aber selbstverständlich nicht einmal einen Gedanken.

    Sie war im Hause der Iunier, weil Scato sie bestellt hatte, und natürlich folgte sie diesem Ruf. Sie hatte ihren eigenen Kopf, aber sie war immer noch eine Iunierin, und respektierte ihre Pflichten. Auch, wenn sie in der letzten Zeit mehr als eine Nacht keinen Schlaf gefunden hatte, da sie den Moment, als sie kühn in Sabacos Seite gekniffen hatte, immer und immer wieder nachgelebt hatte. Es war nicht recht, dass jemand ihre Präsenz so störte! Dennoch konnte sie ihm nicht böse sein. Und war ebenso froh, dass sie nun Scato treffen würde.


    Eben schritt sie um einen hässlichen Dornbusch, als sie ihn dort sitzen sah. „Salve, Scato!“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir brauchen einen Gärtner.“ Immerhin: Wir.

    Es könnte so einfach sein. Viel fehlte nicht, man hatte eine unterhaltsame Zeit verbracht, hatte sich ein wenig kennengelernt, war sich nah gekommen und nun war man hier zwar nicht gerade allein und unbeobachtet, dennoch schien es nicht viel mehr zu geben, als den Decurio und sie in diesem Theater, welches sich langsam zu leeren begann.

    Das war aufregend, mehr als das, und ihre Neugier war schier überwältigend, hätte der Mann vor ihr nur einen kleinen Schritt mehr gewagt, sie hätte eine große Dummheit getan.

    Natürlich sah sie das eigentlich nicht so, ganz und gar nicht. Es fühlte sich richtig an, sie wollte dieses Abenteuer hier, und sie fand Sabaco erstaunlich anziehend, auch wenn sie das, hätte sie ihn flüchtig an sich vorbeireiten gesehen, wohl niemals gedacht hätte!

    Doch das Schicksal kannte seltsame und unerwartete Wege, und rückblickend wusste man dann, dass es genau so hatte kommen müssen. Dass der Soldat sie seinerseits begehrte und wollte, war für sie indes keine Überraschung, auch wenn es ihr gelegen kam. Sie wusste, dass sie eine junge, gutaussehende Frau aus einer guten und angesehenen Familie war, jeder ledige Mann Roms und darüber hinaus wäre verrückt, wenn er sein seine Ziele nicht auf sie ausrichtete, so sah sie das zumindest, und bisher lag sie damit auch selten einmal falsch.


    Doch man konnte sich beherrschen, und es war selbstverständlich das einzig richtige, was man tat. Ihre Zeit würde kommen, alles, was nun folgte, wäre ein süßes Spiel, welches sie zwar noch nie gespielt hatte, sie sich aber durchaus zutraute. Dennoch schmollte ihr Mund entzückend, aber kurz, als er vorschlug, sie nach Hause zu bringen. Natürlich hatte er aber recht, und sie nickte, schlug die Augen nieder und lächelte, als sie wieder zu ihm hinauf sah. Ein kurzer Moment, sehr oft eingeübt, für genau solche Momente. Zufall war das nicht, aber dennoch kam es von Herzen.

    "So ist es. Du hast Recht, bitte bringe mich in die domus iunia." Dort würde sie heute schlafen, beschloss sie spontan, schließlich wollte sie nicht von Sabaco ins Lager der Legion gebracht werden, das würde viel zu sehr danach aussehen, als gingen sie gemeinsam nach zu ihm. Oder ihr. Und ihrer Mutter wäre es ohnehin egal, zudem war sie alt genug!

    Wenn es um Andere ging und sie selbst nicht Ziel des Spotts wurde, hatte Matidia sicherlich Humor. Da kannte sie dann auch gerne mal weniger Grenzen und schoss über das Ziel hinaus, was selbstverständlich ganz anders aussah, sofern sie selbst mit irgendwelchen Sprüchen bedacht wurde. Allerdings, hier war das ein wenig anders. Der Mann, mit dem und über den sie ein wenig scherzte, ihn eher aus der Reserve locken als ihn wirklich aufziehen wollte, war ihr sympathisch und beeindruckte sie, allein schon, weil er so anders war als viele Männer, denen sie vorgestellt wurde. Und da sie die vielleicht eher einmalige Gelegenheit an den Saturnalien hatte, relativ ungestört - inmitten eines vollbesetzten Theaters, aber eben gerade dadurch nicht auffallend - mit ihm zusammen zu sein, wollte auch sie das ausnutzen. Weil es aufregend, neu und spannend war, und sie solche Erlebnisse eben genau deshalb nie hatte. Junge Römerinnen aus bestem Hause sollten nichts Neues, aufregendes oder spannendes erleben, sie hatten zu funktionieren und alte, langweilige und weiche Männer heiraten. Keine gestandenen Soldaten wie Sabaco, den in die Seite zu kneifen gar nicht so einfach war. Seine Muskeln waren da ein Hindernis, welches sie wohlwollend zur Kenntnis nahm!


    "Das tut er.", bestätigte sie seine Feststellung und ihr eben noch freches Grinsen fror ihr auf den Lippen ein. Seine Hand in ihrem Haar, das war schon näher, als man sich eigentlich kommen durfte. Sollte. Aber kümmerte es jemanden? Störte es ihn oder sie, das war doch die eigentliche Frage, und die Antwort war eindeutig. Es störte die junge Iunierin nicht, sie wollte seine Hände spüren. Natürlich hätte sie sich vielleicht ein anderes Gesicht für ihn gewünscht, aber trotz allem Sinn für Ästhetik wusste sie, dass ein ebenes Gesicht bei einem Mann nicht alles war. Wie hatte sie sich schon gelangweilt im Beisein von hübschen Patriziersprössen! Das hier war um ein vielfaches besser. Und so musste sie einmal recht trocken schlucken, als man sich anblickte. Es ging eben doch auch alles sehr schnell, und sie war verdammt unerfahren, auch wenn sie sich das niemals anmerken lassen würde. Zumindest nicht freiwillig.

    Als seine Lippen ihre Stirn berührten, keuchte sie einmal tonlos, während ihr Körper verrückt spielte. Ein Teil, ein recht großer Teil, fand gefallen daran, so nah einem Mann zu sein, wie sie es noch nie gewesen war, sie spürte, wie es in ihrem Bauch kribbelte und ihre Brüste plötzlich zogen. Ein anderer Teil aber wollte aufspringen und davon laufen, da ihr klar wurde, dass sie es übertrieben und sich zu weit vorgewagt hatte. Allerdings, was wäre das für eine Verschwendung. Denn Sabaco war sanft in dem, was er tat, auch wenn sein Körper nichts Weiches an sich zu haben schien.

    Ihre Hand an seiner Seite, die abwartend verharrt hatte, legte sich flach auf ihn und streichelte ihn, sanfter als er vielleicht wollte, aber dennoch spürbar. Sie genoss seine Berührung und löste sich erst nach geraumer Zeit, die man so verharrte. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen weit. Auf ihren Lippen ein verwirrtes, aber auch glückliches Lächeln. "Was für ein Erlebnis, Sabaco.", sagte sie dann, immer noch außer sich und dennoch irgendwie nüchtern.

    Zitat

    „Als Getränk haben die Germanen ein schauerliches Gebräu, aus Gerste oder Weizen gegoren, ein Gebräu, welches mit Wein eine sehr entfernte Ähnlichkeit hat.“

    Matidia wird sich eher an Wein gehalten haben, aber ihrem Bruder sicher ähnliches berichten! ;)


    Aber sehr interessant, das stimmt.

    In Düsseldorf bin ich aufgewachsen (und darum auch ganz froh, dass Matidia nicht ausgerechnet in Colonia Agrippina gelandet ist ;)), aber leider mittlerweile nur noch sehr selten dort.

    Matidia hatte sich an diesem Abend gepflegt, ihre Haare behandelt und sich auch um den Rest ihres Körpers gekümmert. Immerhin war dies heute einer der ersten Abende in einer Art von Gesellschaft, die der von Rom nahekam. Sie kannte das so und wollte nicht enttäuschen, und sie war sich gleichzeitig sicher, dass sie da keinen Grund zur Sorge lieferte.

    Sabaco? Ein wirklich wild aussehender Decurio, das stimmte, aber er hatte einen Familiennamen und immer noch die Möglichkeit, aufzusteigen. Was sie erwartete, keine Frage!

    Natürlich würde ein Matinier nicht einfach einen Kopf verlieren und etwas Unanständiges tun! So zumindest ihre naive Vorstellung. Sie hatte schlicht und ergreifend das Gefühl, dass der Mann mehr war, als er hinter seinem schrecklichen Äußeren verbarg. Männlich war es zwar, aber nichts, was sie vor wenigen Wochen noch interessiert hätte!


    Zunächst schaute aber auch sie zu, und ahnte nicht, dass der Mann neben ihr auch einen Bär in sich hatte, wenn man ihm denn den Raum ließ. Der Löwe indes... Sie zog auch hier die Metapher und war sich sicher, dass Sabaco auch gut Brüllen konnte. Sollte er doch! Matidia war einiges gewöhnt, er würde ihr sicherlich aus der Hand fressen! Dennoch war auch sie beeindruckt. "Diese Haare!", bestätigte sie. Kurz wurde es wieder still, als Paullus kämpfte, doch, zum Glück fand alles seinen Weg.

    Die Vorführung war vorbei, und Sabaco hatte seine Hand immer noch in ihrem Haar. Das war gleichermaßen betörend, wie auch verwirrend, denn sie konnte damit nicht so recht umgehen. Sie hob das Kinn von seiner Schulter. "Beeindruckend, dieser Nubier! Gehen wir nun noch etwas trinken?" Sie schaute zu ihm hoch. "Oder willst du meine Ornatrix sein?" Dabei kniff sie ihm sanft in die Seite. Er war sicher nicht geeignet dafür, aber der Wink war klar. Wollte er ihr näher kommen, dann jetzt!

    Matidia lauschte aufmerksam. Immerhin war jede Information über den Decurio wichtig, wollte sie irgendwie abschätzen, wie er sich als ein potenzieller Ehemann machte. Es war sicherlich nicht die romantischste Herangehensweise, aber gerade nach dem bisherigen Debakel ihrer Germanienreise musste sie natürlich schauen, ob da noch etwas zu retten war. Und auch wenn Sabaco da sicherlich nicht gerade die allererste Wahl war, hatte er sicherlich Potenzial. Ihre Familie würde das eventuell anders sehen, aber diese war gerade nicht hier. Tatsächlich konnte ihr Vater ohnehin nichts mehr einwenden, ihre Mutter gerade auch nicht, und ihr Bruder war weit weg. Und Matidia wäre nicht sie selbst, wenn sie das nicht ausnutzen würde.


    Sie genoss seine Körperwärme, die deutlich mehr bedeutete als nur Schutz vor der Kälte, immer noch trug sie nur eine sehr leichte, ihren Körper nicht viel mehr als verhüllende, Tunika und ein Tuch um die Schultern. Es war sehr willkommen, dass der Mann sie wärmte, mitsamt der Decke, und sie ertappte sich selbst dabei, seinen Körper mit ihrer Hand um seine Hüfte etwas zu sehr zu erkunden. "Ich mag starke Männer.", sagte sie, und meinte dabei sicher keine Gladiatoren.


    Dennoch war Paullus natürlich jemand, der auch ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie schaute gebannt zu, durchaus ein wenig kundig als Zuschauerin, und sie jubelte an den richtigen Stellen. Ein gutes Programm, und sehr überraschend, dass es hier stattfand. Der Abend hörte nicht auf, spannend zu sein!

    Das Zwischenprogramm war weniger spannend, aber es kümmerte sie nicht. Sie hatte anderes zu tun, denn während er wütend einen fliegenden Händler herbeiwinkte, schaute sie ihn aus der Nähe an. Nein, wirklich keine Schönheit. Aber ein Willen, den sie jetzt bereits mochte. Und zudem war er eben derjenige, der den Schritt gemacht hatte. Sie würde diesen Abend auskosten, das nahm sie sich vor.


    "An dich?", fragt sie zurück, schaute ihn kurz gespielt irritiert an, dann lächelte sie. Sie wäre ja nicht hier, wenn sie das stören würde. Sie lehnte sich an ihn. Und legte sogar ihren Kopf an seine kräftige Schulter. "Eine gute Wahl, Sabaco. Hätte nicht gedacht, den großen Paullus hier zu sehen!" Sie grinste in sich hinein, während sie dem Kampf gegen den Bären folgte.

    "Ich bin aber ganz froh, dass du nicht so behaart bist." Womit sie natürlich den Bären meinte.

    <Fest


    Gespannt ging sie neben dem Mann und lernte dabei, sehr zögerlich und erst nach und nach mutiger werdend, die Flanke des Soldaten, um den sie ihren Arm gelegt hatte. Diese war durchaus beeindruckend, auch ohne zu sehen, was sie da anfasste, konnte sie die körperliche Präsenz des Mannes spüren und bewundern. Sie fühlte sich auf jeden Fall sehr sicher neben ihm. "Hast du also noch Familie hier?", fragte sie, bezugnehmend auf seine vorherige Aussage, dass er hier alles habe, was er brauche. So hatte sie das zumindest verstanden, und es würde ja auch erklären, weshalb er sich hier wohlfühlte. "Ich gehe gerne ins Theater. Oder zu Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen. Da gibt es immer viel zu sehen.", schmunzelte sie und schaute ihn von der Seite an. Leicht bekleidete, muskulöse Männer zum Beispiel.


    Man erreichte das Theater und Sabaco handelte ihnen Plätze aus. Eine sehr gute Idee von ihm, wie er fand, das war ein perfekter Ort für diesen Abend. Und die Nacht war danach ja noch nicht einmal vorbei! Der Bau selbst war tatsächlich recht eindrucksvoll, so etwas hatte sie hier eigentlich gar nicht erwartet. Vielleicht war die Stadt ja wirklich nicht so schlecht, wie sie gedacht hatte!

    Matidia nickte dem Mann neben ihr anerkennend zu, als er solch gute Plätze mit ihr einnahm. Sie setzte sich und ließ dabei keinen Abstand zu ihm, rückte sogar noch ein wenig näher. Immerhin ging es ja auch darum, nicht wahr? Nicht nur um die Vorstellung. Dennoch: "Was sehen wir?", fragte sie neugierig.

    Sabaco hatte offensichtlich nicht darüber nachgedacht, was er da anbot, zudem kannte er die junge Iunierin schlecht. Sie war Luxus gewohnt und hatte hohe Ansprüche, sicher nichts, was ein Decurio mit Leichtigkeit bezahlen konnte. Allerdings dachte auch sie darüber nicht wirklich nach, dafür klang das Angebot viel zu gut. Romantisch, irgendwie, und ganz so, als würde er sich wirklich um sie sorgen. Oder sie zumindest beeindrucken wollen, was ähnlich gut war.


    Sich an ihn zu schmiegen war eine spontane Idee, vielleicht ein wenig zu übermütig, aber es fühlte sich auch nicht völlig verkehrt oder unangebracht an. Immerhin war man hier ja quasi allein, auch wenn die Stadt nicht wirklich schlief, heute Nacht. "In Hispania war ich noch nie.", stellte sie fest. Und würde dort wohl so schnell auch nicht hinkommen. Falls Sabaco sie nicht mal dorthin einlud oder so etwas. Interessiert hörte sie zu, und ließ sich von ihm näher an ihn ziehen. Sein Arm um ihren schmalen Körper, der ihre um den seinen. Das war ein gutes Gefühl, allerdings auch sehr aufregend für eine junge Frau, die fremden Männern bisher noch so gut wie nie so nah gekommen war. Plötzlich war ihr Übermut doch ein wenig gedämpft und ihre Neugier musste sich sehr anstrengen, hier die Oberhand zu behalten.

    Dennoch folgte sie ihm natürlich.


    Theater>

    Matidia verstand nicht. Warum musste die Andere auf Wein verzichten? Gab es denn nicht etwas zu feiern, für sie zumindest? Aber gut. Sollte sie eben Fruchtsaft trinken, wenn das der Römerin nicht besonders gesund erschien. Matidia schmunzelte, als die Andere ihre Tätigkeiten erwähnte. Pflanzen waren ihr herzlich egal, auch wenn sie die Ergebnisse schon gutheißen würde. Die Römerin fand diese ganzen Wünsche sehr abwegig, und sie würde sicher nicht auf Wein verzichten in einer Schwangerschaft. Warum auch? "Ich glaube, dass Pflanzen euer kleinste Problem sein werden. Kinder brauchen Zeit." Wusste sie, und schaute die andere durchdringend an. Sollte sie einmal Kinder haben, würde ihr auf jeden Fall keine Pflanze indie Quere kommen! "Ha. Sei froh, dass du einen hast und er dir nicht wegstirbt!", sagte sie, reichlich unempathisch, zu ihrer Gesprächspartnerin.

    Dass der Mann so straffe Oberarme hatte, war sehr angenehm zu spüren. Ein Mann, wie er im Buche stand, und Matidia nahm das durchaus sehr gerne zur Kenntnis. Es war nicht nur Schauspielerei von ihm, wie er sich gab, und das gefiel ihr. Es kam sehr selten - oder sogar nie - vor, dass ein Mann wie er sich so nah zu ihr begab. Eine erfrischende Abwechslung, und einer der Vorteile, dass sie hier fast unabhängig in der Stadt war!


    Man kam recht einfach an der Wache vorbei, und sie schmiegte sich ein wenig mehr an den Mann neben sich. "Ich bin sehr gespannt. Es braucht sicher mehr als ein Tuch, um auf mich aufzupassen, Sabaco." Sie zögerte kurz. "Gefällt es dir hier?" Damit meinte sie natürlich die Stadt und drückte sie sich durchaus mit dem ganzen Körper an seinen Oberarm, der werte Soldat sollte durchaus wissen, wie sie empfand. Sie war einfach nicht erfahren genug, um zu wissen, wie sie wirken mochte.

    Die Iunierin hob die Brauen. War das so? Sie war sich da nicht so ganz sicher. Es gehörte sich durchaus, den Hausherren vorstellig zu werden bei so einer Feier, oder nicht? Andererseits... sie hatte ja eine Tochter des Hauses getroffen. War das nicht ausreichend? Und vielleicht sicherlich hatte Sabaco recht, man würde in den nächsten Tagen weitere Gelegenheiten für so etwas bekommen. Und deutlich mehr Ruhe. Sie nickte also, wie sie ja ohnehin bereits zugestimmt hatte.


    Der Einwand bezüglich ihres Aufpassers war berechtigt. Sie wollte natürlich nicht auf diese Weise auffallen, ein Skandal wäre nicht sehr hilfreich. Man sollte dieses Fest hier nicht entehren. Das war absolut nicht nötig, diese Sicherheit gab der Soldat ihr. Sein muskulöser Arm fühlte sich gut an, ein Gefühl, an das sie sich gewöhnen konnte. Man musste ehrlich sein, Sabaco war keiner der herausgeputzten Männer, die sich auf den Festen in Rom herumtrieben und genau wussten, welche Wirkung sie auf die Frauen hatten, aber genau dieser Unterschied wirkte bei ihr. Matidia war jemand, der einerseits wusste, wo er gesellschaftlich stand, der aber davon auch leicht gelangweilt war. Und etwas zu erleben, zu beweisen, dass man ein Mann der Tat war, das war genau das, was sie faszinierte. Sicherlich war Sabaco auch in der Armee ein wahrer Held, und sie schaute ihn von der Seite verstohlen an, wobei ihr ganz anders wurde.


    Sie nickte auf dessen Worte bei ihrer Wache. "Es ist gut. Niemand wird davon erfahren." Was in seine Richtung ging, aber auch klarstellte, dass das Geld nicht nur für den Wein war. Er sollte Stillschweigen bewahren, sie wollte keinen Ärger oder ihrer Mutter keine Sorgen bereiten.

    Und es funktionierte. Die Wache zögerte kurz, nickte dann aber und zog ab. Für ihn lief es sehr gut! Und für das ungleiche Paar war der Weg frei. Vor ihnen lag das nächtliche Mogontiacum. Matidia war allein mit Sabaco, und ihre Kehle war trocken. Das war nicht nur spannend, sie war durchaus angespannter als nötig. Nicht nur, dass sie sich in seinen Arm krallte, die Hand war auch schwitzig und ihr Körper nicht minder gespannt. "Wohin gehen wir, mein Decurio?", versuchte sie zu hauchen, krächzte dabei allerdings mehr, als ihr lieb war.

    "Oh!", tönte es aus Matidia. Sie versteifte sich ein wenig und schaute die andere prüfend an. Hilda? Der Name sagte ihr nichts. Was nicht viel hieß, die meisten Namen waren für sie Schall und Rauch, sofern sich dahinter nicht Macht, Einfluss, Reichtum oder ein gut aussehender Offizier der Armee verbarg. Sie konnte sich nicht jeden Namen eines Sklaven merken, und sie musste es auch nicht. Allerdings... War da etwas, was sie nachdenken ließ. Und das war, natürlich, der andere Name, den sie erwähnte. "Oh!", sagte sie erneut. "Du bist das! Scaot hat mir von euch erzählt." Matidia lächelte, doch dies erreichte ihre Augen nicht. Dafür war ihr letzter Satz zu unpassend für sie, denn natürlich wäre auch sie gerne bereits Mutter oder würde zumindest ein Kind erwarten. Es passte ihr nicht, dass Hilda da einen Vorsprung hatte. "Wie ... Schön.", brachte sie dann hervor. "Trinken wir einen Wein zusammen? Du kannst mir erzählen, wie es ist?"

    Matidia lauschte interessiert den Ausführungen zum Essen. Sie war ja bereits ein Weilchen hier in diesem kühlen Norden, immerhin war sie bereits bis nach Colonia gekommen, diese Dinge waren ihr also nicht ganz fremd. Natürlich hatte man aber auch dafür gesorgt, dass die Inunierinnen, ihre Mutter und sie, sich hier wohl und wie zu Hause fühlten, daher war die Ernährung gar nicht so unterschiedlich zu Roma gewesen. Dies würde sich aber nun wohl zwangsläufig ändern, denn man war ja nun etwas länger hier.


    Sie nickte dennoch wissend und vielsagend, ganz so, als wären ihre diese Dinge und ihre Tragweite, falls es denn eine gab, sehr bewusst. Tatsächlich war ihr das meiste davon relativ egal und sie ging davon aus, dass man ihr schon bringen würde, was sie verlangte. So, wie es eben immer gewesen war, und warum sollte es hier anders sein. Immerhin hatte der Tribun ja auch Wein aus Italia.


    Sie lächelte unbeteiligt und folgte ihm dann, sah dabei allerdings auch kurz dem forteilenden Nubier nach. Das Haus war vielleicht nicht das größte, was sie je gesehen hatte, aber es war durchaus ansehnlich und standesgemäß, wie sie fand. Ihre Mutter würde sich wohlfühlen.

    Im Tablinium wartete sie, bis man ihr einen Stuhl brachte, und mühte sich, dabei nicht zu ungeduldig zu wirken, auch wenn sie wirklich ungern wartete. Dann setzte sie sich endlich. Hier, im Gespräch mit einflussreichen Personen, da sah sie sich, das war ihre Welt, auch wenn sie höchstens schmückendes Beiwerk zu dieser Welt war und sein konnte.

    "Hab Dank. Meine Mutter wird sicher so bald wie möglich eintreffen. Das hier ist allemal besser als ihre bisherige Unterkunft! Wir haben ein wenig Personal, aber natürlich nicht so viel wie du hier." Das ließ sich auf einer Reise kaum bewerkstelligen. "Und auf keinen Fall so attraktives!" fügte sie noch recht direkt an. "Wenn es dir lieber ist, können wir dieses aber gerne anderweitig unterbringen?"