Ich grinste zufrieden, blieb jedoch vor der Tür stehen. In einem solchen Moment sollten die Eltern besser allein sein.
Beschwingt von diesem Ereignis, allerdings auch mehr als müde, machte ich mich erst einmal wieder auf den Weg in mein eigenes Cubiculum, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Corvus würde ich dann später davon erzählen.
Beiträge von Germanica Aelia
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"Decius, Gaukleraufführungen in den Straßen und Possenspiele sind kein Theater.", gab ich trocken zurück.
Hoffentlich war so etwas nicht erblich, am Ende würden unsere Kinder ebenso werden. Nicht auszudenken... -
Heilfroh, nun dem richtigen Adressaten das Kind in die Arme drücken zu können, tat ich selbiges umgehend.
"Ein Junge? Äh..."
In der ganzen Hektik hatte ich das gar nicht mitbekommen. Oder hatte die Hebamme nichts gesagt? Ich wusste es nicht mehr.
"Keine Ahnung... äh... aber, die Dingens... Heb... die Frau hat gemeint, es gäbe noch eine Überraschung."
Hilflos zuckte ich mit den Schultern. -
Erfolgreich verkniff ich mir das Lachen. Das konnte doch nicht sein ernst sein?
"Aber... Iuppiter, das spielt doch nicht in Echtzeit. Die überspringen zwischendurch schon mal einige Stunden. Du wirst doch schon einmal ein Theaterstück gesehen haben?" -
Erleichtert war ich stehen geblieben, als die Schreie des Neugeborenen nach Außen drangen. Die Erleichterung wich, als ich plötzlich jenes Neugeborene in Händen hielt. Mehr als unbeholfen, wie ich ergänzen muss.
"Bei allen Göttern...", murmelte ich, das unbeholfen mit den Armen wedelnde Wesen betrachtend. Ich hatte zwar zahlreiche jüngere Geschwister, allerdings hatte ich die, als sie frisch geboren waren, niemals auf den Arm nehmen dürfen. Aus gutem Grund, vermutlich. Sollte ich jemals schwanger werden, würde ich wohl einen Kurs besuchen müssen.
"Nie ist Magnus da, wenn man ihn mal brauchen könnte... [SIZE=7]Himmelherrgottsakra[/SIZE]..."
Da ich es unpassend fand, in Gegenwart des Babys lauthals zu fluchen, reduzierte ich die Lautstärke auf ein absolutes Minimum.
"Ich weiß ja nichtmal, wo der hin ist."
Die verholen grinsenden Sklaven, die sich versammelt hatten, schickte ich daher sogleich auf die Suche nach dem Vater... -
"Decius, du treibst mich eines Tages in den Wahnsinn."
Langsam beschlich mich der Gedanke, er machte das absichtlich, damit ich ihn nicht eventuell noch zu weiteren Theateraufführungen mitschleppte. Doch den Gefallen würde ich ihm nicht tun. Naien.
"Du weißt doch, worum es geht. Alles was du im Moment wissen musst, weißt du. Der Bruder kommt schon noch. Heiß?"
Meine Stirn furchte sich in tiefe Falten.
"Wem ist heiß? Mir ist nicht heiß, nein. Angenehm, würde ich sagen. Angenehm warm."
Was nichts zu sagen hatte, denn wenn anderen zu heiß war, war die Temperatur für mich meist genau richtig und wenn ich fror, fühlten sich andere pudelwohl. Dass er die Schauspieler meinte war mir natürlich völlig unbewusst. -
Ich unterdrückte den Impuls, meine Schläfen zu massieren und bemühte mich, Geduld mit meinem kulturell uninteressierten Gatten zu haben.
"Dann wäre doch die Spannung dahin. Wenn man alles am Anfang erklärt bekommt, braucht man sich doch das Ende nicht mehr ansehen." -
"Mh?", gab ich, aus der Fiktiven Welt gerissen, zurück. Wenige Sekunden später realisierte ich jedoch, was Corvus gefragt hatte und drehte die Augen gen Himmel.
"Warum wartest du denn nicht, bis es erklärt wird? Hrch, du hast für Theater einfach keine Geduld... nächstes Mal sollten sie lieber Gladiatorenspiele aufführen, hm? Der Bruder von Menander, also Hesperis' Onkel, und Menander haben sich vor vielen Jahren entzweit und nun feiern sie ihre Versöhnung, indem... "
Ich lächelte hintergründig.
"Lass dich überraschen."
Muahaha, es war schön, einmal mehr zu wissen als Corvus und wie man sah, nutzte ich dies schamlos. -
"Hach.", seufzte ich leise, hakte mich bei Corvus unter und rückte ein Stück näher.
"Es ist so romantisch. Eine verbotene Liebe... wie bei uns damals."
Ein verklärtes Lächeln trat in mein Gesicht. Es schien noch gar nicht so lange her zu sein, dass die Didia und der Germanikuss sich in dunklen Gässchen und verschwiegenen Plätzen trafen. Und nun saßen sie hier. -
Ich blinzelte Corvus kurz irritiert an.
"Worum?", erwiderte ich erstaunt, als hätte er mich gefragt, wie man atme. Um während der Erklärung nicht zu viel von der Handlung zu verpassen richtete ich meinen Blick wieder auf die Schauspieler.
"Bei Apollo, wie soll ich das denn jetzt so schnell erklären?", seufzte ich. "Also, Aristides will Hesperis. Und Menander, also... äh... ach, schau es dir doch einfach an, ist ohnehin interessanter, als wenn ich es dir erzähle. Hoffe ich zumindest."
Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
"Auf jeden Fall eher ein Stück für Frauen, solltest du das meinen." -
Aufmerksam hatte ich der Ankündigung des Stücks und der Vorstellung der Schauspieler gelauscht, wobei ich beim ein oder anderer ein "Oh, wundervoll, den kenne ich, der ist gut" oder "Mh... ob der das hinbekommt... " von mir gab.
Kaum hatte das Stück jedoch begonnen, hielt ich wieder meinen Schnabel, um der Aufführung zu folgen. -
Dass Magnus mittlerweile die Flucht ergriffen hatte, ging gänzlich an mir vorüber. Ich brummelte, grummelte und fluchte weiter - man merkte wohl doch noch, dass ich eine Tochter von Plebejern aus Rom war, egal wie kultiviert ich mich sonst zu geben bemühte
Viel mehr beschäftigte ich mich auch mit den Geräuschen, die aus dem Cubiculum kamen. Arme Venusia... so ging ich zwischen meinen Verwünschungen zu Stoßgebeten an Iuno über. Konnte ja nicht schaden...
Indes fiel mein umherschweifender Blick auf die unzähligen Wandmalereien, bzw. die Hieroglyphen, welche Wände und Säulen überall in der Regia zierten. Ein paar der Symbole kannte ich mittlerweile sogar, wenngleich ich diese sonderbare Sprache niemals lernen würde.
"Isis... hm... ", murmelte ich, als ich das Symbol für die Muttergottheit der Ägypter erkannte. Wir waren in Ägypten... vielleicht betete man bei solchen Gelegenheiten besser zu ihr? Unter Römern war sie schließlich ebenfalls sehr verbreitet... -
Die Wanderschaft dauerte nicht allzu lange. Vielleicht der Abstand zwischen einer Wehe, dann blieb ich wieder stehen - und starrte Magnus verwundert an.
"Findest du das witzig?", scharrte ich. "Deine Frau liegt da drin in den Wehen um DEIN Kind zur Welt zu bringen und du machst dir einen Spaß daraus, mich nachzuäffen? Männer!"
Auf die Idee, dass der arme Kerl natürlich selbst nervös war und keineswegs in der Absicht, mich zu karikieren hinter mir herging, kam ich freilich nicht.
"Und Corvus lässt sich natürlich auch nicht blicken... wenn ICH mal schwanger bin, versteckt er sich sicher auch hinter seinem Schreibtisch! Argh!"
Erneut leise grummelnd setzte ich die Wanderschaft fort
"Männer!", wiederholte ich. "IHR solltet die Kinder kriegen, ihr seid ja schließlich auch die, die so scharf auf Erben sind. Was haben wir schon davon? Nichts als Arbeit und Schmerz. Grummelmurmelzeter..." -
Ich lächelte Magnus aufmunternd zu. Würde sicher nicht soooo schlimm werden...
...dachte ich zumindest, bis wenige Sekunden später ächzende und stöhnende Laute aus dem Cubiculum drangen. Umgehend gefror mein Lächeln. Bei allen Göttern, das klang ja furchtbar. Wie musste die arme Venusia leiden und das nur, um ein Kind auf die Welt zu bringen... ob das die ganze Zeit so bleiben würde? Ich schluckte.
Allerlei Gedanken im Kopf fiel mein Blick schließlich wieder auf den werdenden Vater.
"Du! Du hast ihr das angetan!", zischte ich, wie verwandelt und schüttelte den Kopf.
Männer... nur weil sie ihre Erben haben wollten, mussten seit Jahrtausenden Frauen die Schmerzen einer Geburt über sich ergehen lassen. Es war so ungerecht.
Um mich ein wenig zu beruhigen ging ich auf und ab, zunächst noch leise vor mich hin brummelnd. -
In einer römischen Villa blieb nichts lange verborgen. Schon gar nicht in dieser. So hatte auch ich nach kurzer Zeit erfahren, was hier vor sich ging.
Natürlich war ich schlagartig hellwach gewesen, die letzte Geburt, die ich mitverfolgt hatte, war schließlich Jahre her und ein solches Ereignis zu verschlafen wäre sträflich gewesen. Allein weil Venusia - oder zumindest ihr Gatte - moralische Unterstützung brauchten, jawohl
Die Sklavin, welche mich über die Geburt informiert hatte, hatte ich umgehend weiter zu Corvus geschickt, welcher ebenfalls in Kenntnis gesetzt werden sollte. Anschließend warf ich mich flink in eine schlichte Tunika, ließ die Haare offen wie sie waren und tappste mit patschenden Lauten, verursacht durch nackte Füße, durch die Gänge zum einzigen derzeit besetzten Gästecubiculum. Vor der Tür entdeckte ich bereits den werdenden Vater, der wohl aus dem Raum verbannt worden war.
"Decimus Magnus.", sprach ich ihn an. "Wann ist es denn los gegangen? Braucht ihr etwas? Soll ich etwas tun? Etwas holen lassen? Oh Iuno, das ist so aufregend."
Fast könnte man meinen, es sei mein Kind, das in dieser Nacht zur Welt kommen sollte, so hibbelig war ich -
Ein gleichmütiger Blick meinerseits registrierte das Starren des Gatten. Meine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass Corvus - hätten wir nicht, wie alle Römer, die es sich leisten konnten getrennte Schlafzimmer - in der heutigen Nacht (und einigen darauf folgenden) auf dem Sofa (bzw. der Kline) hätte nächtigen müssen. Nichtsdestotrotz würde dies ein Nachspiel haben
"Iunius Silanus.", grüßte ich dennoch freundlich und umgänglich, ganz die Diplomatengattin, den Tribun. "Iunia Varilia."
Auch die Empfängerin von Corvus' Blick erntete ein (falsches) Lächeln und ein Nicken. Pah, so viel besser als ich sah die ja wohl auch nicht aus.
In Zukunft würde ich jedoch dafür Sorge tragen, dass sich das junge Ding möglichst weit weg vom PAeA befand. -
Ich liebte Theater. Nur zu gerne ließ ich mich in fremde Welten und Zeiten entführen, verfolgte dramatische Geschichten und komische Eregnisse, sah den Schauspielern dabei zu, wie sie alles gaben, um dem Zuschauer eine Situation vorzugaukeln, welche ein - in den meisten Fällen - bereits lange verstorbener Dichter oder Schriftsteller niedergeschrieben hatte.
So trug ich ein gelöstes, fröhliches Lächeln zur Schau, als ich an Corvus' Seite ins Theatron kam.
Den vorgestellten Personen nickte ich freundlich zu, darum bemüht, mir alle Namen zu merken. -
Ich gehöre mal vorübergehend zur Gruppe der Nur-Leser
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Wie so oft kam Corvus ganz unverhofft
"Wir hatten eigentlich noch gar nicht mit dir gerechnet.", offenbarte ich bei seinem Eintritt, doch war es Magnus sicherlich lieber, einen Leidensgenossen gefunden zu haben. Rehstreichler, allesamt.
Venusias Blick stumm erwidernd lächelte ich in stillem Einverständnis.Ein Wink in Richtung der Sklaven hatte zur Folge, dass wenige Sekunden später ein jeder von uns einen Becher Wein in der Hand hielt. Ich hielt mich jedoch zurück, war mein Gatte schließlich - zumindest nach Außen hin - der Herr des Hauses:
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Venusia hatte einen gesegneten Appetit, wie mir schien
Fast andächtig sah ich zu, wie sie zwischen den Worten die Leckereien vernichtete. Ououou, der Koch würde, solange sie schwanger war, wohl noch einiges zu tun haben. Aber natürlich würde ich mich hüten, das laut auszusprechen.
"4 Wochen. Hui, gut, da haben wir ja noch ein bisschen Zeit, das Ganze vorzubereiten. Ich weiß ja nicht... brauchst du irgendetwas bestimmtes?"
Wahrscheinlich nicht die intelligenteste aller Fragen, aber mit so etwas hatte ich nunmal keine Erfahrung.
"Oooooh, sobald das Kind da ist muss ich dir unbedingt die ganzen seltsamen Tiere zeigen, die es hier gibt. Schonmal ein Hippopotamus gesehen?"
Ich grinste fröhlich. Die Tatsache, dass für eine solche Besichtigung erstmal wieder ein entsprechendes Besichtigungsobjekt gefangen und hergebracht werden musste verdrängte ich zunächst allerdings. Aber ich hatte ja sowieso eines für den Garten gewollt.