Beiträge von Oppius Vinicius Ingenuus

    Es war ruhig.
    Ein leichter Wind strich durch die Baumkronen und bließ gen Osten, in die weiten wälder jenseits des Rhenus.
    Ingenuus schritt langsam und bedächtig auf dem Turm herum und blickte über den Limes, der sich entlang des ufers erstreckte.


    Es war ruhig.
    Tagelang hatte er hier gewacht, manchmal ohne jemals ein lebendes wesen auf der anderen seite zu erblicken, nur gestört von der Wachablösung oder einer gelegentlichen Kontrolle durch einen Offizier.


    Es war ruhig.
    Er hatte Zeit, nachzudenken, Zeit, sich seiner Vergangenheit zu stellen und Zeit, seine Zukunft sich auszumalen.
    Hier, am Limes, an den Grenzen des Reiches hatte er seine besten Jahre verbracht, im Süden zwar, aber es war das Gleiche.
    Hier würde er seine Bestimmung finden, nicht in Rom, im Zentrum der Bürokratie und des Adels, der ihm so zuwider war.


    Ingenuus trat an das Geländer und sah hinaus über den Rhenus hinein in das Land der Germanen und lauschte dem Gesang der Vögel.
    So friedlich, dachte er bei sich und schloss kurz seine Augen.
    Dann begann er wieder, den Wachturm zu durchschreiten, als einsame Wache am Limesl.
    Und es war ruhig.

    Oppius besah das nächste Schwert, das er reparieren sollte. Ein angebrochener Schaft und einige Einkerbungen der Klinge.
    Kein Problem, dachte er bei sich. Endlich zahlen sich die Monate in der Schmiede in Lauriacum aus.
    Er ging zum Blasebalg und blies noch etwas Luft in die Glut, dann steckte er das Schwert hinein.
    Dann ging er nach draussen, um ein Stück Holz für einen neuen Schaft zu holen.

    Liegestütze waren nicht die Stärke von Ingenuus, und er schaffte gerade mal 30 bevor er aufgab.

    Wofür auch
    , dachte er bei sich, solange ich den Speer weitere schleudere als die meisten....außerdem ist Kraft nicht alles.


    Aber er wollte nicht aufgeben und versuchte es weiter, unter den strengen Augen des Ausbilders.

    Ingenuus lächelte zurück.


    "Ach, ich denke ich werde das schon schaffen. Ich habe die letzten paar Jahre in Illyricum an der Grenze gelebt, ich bin das Leben in der Provinz gewohnt. Das ist auch, warum ich aus Rom weg will...hier ist einfach nicht meine Welt."


    Und außerdem sind die Frauen in der Provinz viel hübscher, dachte er während er wieder lächelte.

    Ingenuus war auf dem Weg aus der Stadt, als er die Kleidung eines Römers erblickte, die ihm bekannt vorkam.


    Ein Germianier...hier in Rom? , dachte er und trat auf den Mann zu.


    "Verzeiht mir, Herr. Ich bin Oppius Vinicius Ingenuus, und ich habe wohl erkannt, dass ihr aus Germanien seit.
    Ich selbst suche nach einem Weg, aus Rom zu gelangen und fragte mich, ob ihr vielleicht eine Möglichkeit für mich wisst, in Germanien eine Stellung zu finden?"


    Ingenuus verneigte sich leicht.

    Nach langen Tagen der Einsamkeit und des Nachdenkens bereitete sich Ingenuus auf die Abreise vor.


    So schön es zu Hause war, es war nicht seine Welt.


    Zu lange hatte er in den fernen Provinzen des Reiches geweilt, zu lange um sich im geschäftigen Treiben Roms wohlzufühlen. Es waren einfach zu viele Menschen für ihn.


    Der Luxus in dem diese Leute wohnten und lebten war für ihn wie eine fremde Welt, eine Welt, in der er nicht gehörte.
    Er war das einfache Leben gewohnt, das Leben an dem man für sein Auskommen noch arbeitete und Freude hatte an jedem einzelnen Tag den man erleben durfte.


    Und so bereitete Ingenuus sich auf die Abreise vor, zum zweiten Male, von zu Hause, von Rom, um seine Bestimmung zu suchen...

    Ingenuus trat ebenfalls in den Raum und besah neugirig die unbekannten Besucher.


    Er verbeugte sich tief und stellte sich vor.


    "Ich bin Oppius Vinicius Ingenuus, Bruder von Hungaricus und erst vor kurzem wieder aus Illyricum nach Hause zurückgekehrt.
    Es ist mir eine Ehre, euch kennenzulernen."

    Ingenuus trat in sein Zimmer, nachdem er 2 Tage lang die Stadt durchstreift hatte.


    Komisch das es so ruhig ist im Hause, dachte er bei sich, was mein Bruder und seine Frau wohl wieder anstellen?


    Er schmunzelte.


    Dann trat er ans Fenster und sah hinaus, in Gedanken versunken.
    Er hatte Rom erkundet, das er so lange vermisst hatte. Doch nun wusste er wieder, warum er es damals verlassen hatte.

    "Danke, ich habe sehr gut geruht."


    Er lächelte Adria an.


    "Hmm, keine schlechte Idee..., ich glaube ich werde wirklich mal die Stadt durchstreifen. Ist immerhin schon ein paar Jahre aus, seit ich das letzte Mal hier war!"


    Mit diesen Worten erhob er sich und trat nach draussen.