Es waren die letzten Tage des Sommers. In Roma wurde es wieder angenehmer und man konnte auch tagsüber wieder im Garten sitzen ohne recht schnell vor der Sonne flüchten zu müssen. Venusia nutzte diese Zeit um ihren Kindern etwas beizubringen. Im Moment saß sie mit Sevilla im Garten während Secundus von einem Lehrer unterrichtet wurde. Die hatte die Ausbildung von Sevilla soweit sie konnte selbst übernommen. Heute wollten sie weiter das Sticken verfeinern. Als Venusia im alter ihrer Tochter war, fielen ihr die Stiche auch sehr schwer und sie konnte sich noch gut erinnern wie ihre eigene Mutter und die anderen Frauen ihr immer gut zugeredet hatten und sie ermuntert hatten weiter fleißig zu üben. So saßen sie beide nun nebeneinander auf der Bank. Die Duccia zeigte wie die Stiche aussehen sollten und half ihrer Tochter ihr Geschick zu verfeinern und sie war auf einem guten Weg. Eine Weile stickten sie schweigend weiter bis Sevilla ihre Mutter nach ihrer Heimat zu fragen begann.
"Mama, du hast früher immer viel von deinem zu Hause gesprochen. Kannst du mir nicht noch ein Mal erzählen wie es da so war.?"
Venusia sah kurz ihre Tochter an. Sevilla war 6 Jahre alt und vieles erinnerte sie an sich selbst in diesem Alter. Sie musste Schmunzeln.
Was möchtest du denn wissen? Es gibt so viel zu erzählen. Ich wüsste sonst gar nicht wo ich anfangen sollte."
"Erzähle mir davon wie es bei deiner Familie im Dorf war."
Das war die Lieblingsgeschichte der Duccia. Zu dieser Zeit war noch alles in Ordnung gewesen.
"Unser Dorf lag in der Nähe ines Weihers. Umgeben war es von einem hohen Wald. Wir waren ein ziemlich großes Dorf, denn euer Großonkel war der Rich. Er war ein großer und wichtiger Mann. Viele Menschen wollten Rat von ihm und bei Meinungsverschiedenheiten war er ein Schlichter. Wir hatten alles was wir brauchten. Wir Kinder konnten viel spielen, mussten aber genauso wie du jetzt auch vieles lernen und üben. Ich war zu dieser Zeit das kleinste Kind. Die großen haben mich manches Mal hereingelgt, aber sie waren auch immer für mich da wenn ich mir etwas getan hatte oder ich mal wieder meinen Dickkopf durchsetzen wollte. Ich wollte früh reiten lernen."
Als sie sich daran erinnerte, lächelte sie sie glücklich.
"Und ich wollte kämpfen lernen."
Sie sah ihre Tochter direkt an.
"Wir hatten Probleme mit einem Nachbarstamm, der unbedingt unser Land haben wollte und sie griffen uns immer wieder an. Lange Zeit konnten wir uns gegen sie wehren. Von den ganzen Überfällen hatte ich gehört und ich wollte meine Familie verteidigen können wenn es sein musste. Meine Brüder mussten es lernen und ich wollte es auch. Immer wieder musste ich mir anhören, dass ein Mädchen das nicht braucht und sich gefälligst um ihre Aufgaben kümmern soll. Ich habe es dennoch gelernt. Meine Brüder und meine Cousins haben sich meiner angenommen und es mir beigebracht."
Die kleine Decima sah von ihrer Handarbeit auf und ihre Mutter strahlend an.
"Du kannst mit einem Schwert kämpfen?"
"Ja, das habe ich mal gelernt aber schon lange nicht mehr geübt. Wenn wir beide mal ungestört sind, kann ich dir ein wenig was beibringen, aber du darfst das nicht verraten."
Beschwöhrend sah sie ihre Tochter an, wusste sie doch, dass dies hier in Roma noch weniger erwünscht war als damals bei ihr zu Hause.
"Ja ja, sehr gerne. Ich verrate das nicht. Ich will das auch können. Aber du hast gesagt, dass die Wäldr unverstellbar groß waren. Hast du dir das ausgedacht?"
"Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht. Du konntest viele Tage in eine Richtung reiten und hast nur Wälder, Wiesen und Wälder gesehen. Im Sommer war das immer sehr schön und im Herbst, färbten sich die Blätter bunt und tanzten bei Wind durch die Gegend. Man konnte meinen, dass es Farben schneite und im Winter, deckte der Schnee alles zu. Alles war weiß und man konnte Schneeballschlachten machten oder Figuren bauen. Das haben wir alles sehr gerne gemacht."
Ihr fiel auf wie sie das alles vermisste, wie sie ihre Brüder und Cousins und Cousinen vermisste. Sie alle hatten gemeinsam so viel erlebt, waren getrennt worden und trafen sich im Reich wieder und verloren einander wieder.
"Wie bist du eigentlich nach Britannien gekommen?"
Vom vielen Erzählen hatte sie eine trockene Kehle bekommen. So rief sie einen Sklaven.
"Das meine liebe Tochter erzähle ich dir, wenn wir etwas zu trinken bekommen haben und noch mindestens diese Blume gestickt haben. Sonst lernst du das nicht mehr und ich erzähle mir Fusseln an den Mund."
So stickten sie weiter und warteten auf jemanden, dem gegenüber sie ihren Wunsch äußern konnten.