Vielen Dank für eure Beiträge.
Es ist dann wieder alles soweit nachgetragen.
Gerne pflege ich noch weitere Dinge nach. Also fühlt euch aufgerufen den Thread auch weiter zu strapazieren.
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Sie wollte doch gar nicht gehen. Sie musste doch zu schauen wie die Casa ihr Ende fand. Vermutlich sollte sie das gar nicht sehen, aber etwas in ihr sagte, dass sie das musste. Sonst würde sie erneut das Gefühl haben geflohen zu sein und das konnte sie nicht mehr durchstehen. Nicht noch ein weiteres Mal. Es tat gut die Gefühle fest in sich eingeschlossen zu haben. So konnte sie recht nüchtern und mit ausreichend Abstand auf das ganze Geschehen hinabblicken. Dennoch nickte sie auf Witjons Aussage hin und ebenso als Alan das bestätigte. "Ja, wir sollten vorerst ins Warme gehen und uns um Brimheriwan kümmern. Könntest du dich darum kümmern, dass er zu unserer Gastgeberin gebracht wird?" Kurz blickte sie Alan an, ging dann mit den Kindern zu Alpina. "Ich danke dir wirklich herzlich, dass du uns hilfst. das ist sehr freundlich von dir." Sie war bereit der Frau zu folgen.
Einige Zeit später als sie sich sicher sein konnte, dass die Kinder wirklich schliefen und es Brimheriwan gut ging, war sie zurückgekehrt. Sie hatte es Alan freigestellt sie zu begleiten oder sich auszuruhen. Dagmar selbst hatte keine Ruhe finden können. Einige Male hatte sie gegen die Müdigkeit angekämpft, die über sie kommen wollte als sie darauf gewartet hatte, dass die Kinder einschliefen. Doch wenn die Augen ihr zugefallen waren, sah sie jedes Mal ein Feuer hell und fürchterlich auflodern. In den Flammen sah sie immer wieder all die Familienmitglieder, die sie im Laufe der Zeit verloren hatte. Es waren so erschreckend viele gewesen. Nun war sie hier und sah zu wie das letzte Heim, das sie gehabt hatte zu Staub und Asche zerfiel. Die Nornen mussten wirklich eine grausame Art von Humor haben wenn sie ihnen das erneut antaten. Was hatten sie nur angestellt um das zu verdienen. Wieviel Leid musste noch über sie kommen bis alles was sie irgendwann verbrochen haben mochten, gesühnt war. Der Morgen dämmerte als das Feuer in einem letzten Aufbäumen seiner Macht langsam erstarb und auf dem Platz wo bis zum Abend noch ein Haus gestanden hatte nur noch verkohlte Reste zu finden waren. Sie konnte einfach nicht glaube was sie da sah und blieb in sicherem Abstand zu der noch immer leicht glühenden Mitte am Rand der Ruine stehen.
Es schein ewig zu dauern bis Alan mit einer Decke zurückkehrte. Sie nahm die beiden Kinder, schob sie zusammen, wickelte dann die Decke um sie und nahm sie noch mal fest in den Arm. Natürlich weinten sie. Davon überzeugt, dass Alles gut werden würde, erklärte sie es Sevilla und Secundus auch genauso. Es würde wieder wieder gut werden, wurde es immer. Es war kein fremdes Volk, das sie angriff. Vermutlich war es einfach nur ein Unfall, ein Unglück gewesen und sie hatten es alle überlebt. Das hatten sie schon das ein oder andere Mal geschafft. Auch hier würde es so sein. Dagmar konnte aber nur die Kinder beruhigen. Sich selbst nicht. In ihr begann es zu brodeln. Unzählige Erinnerungen wollten sich ihren Weg bahnen und zurück an die Oberfläche drängen. Als sie einen Moment die Augen schloss, sah sie schon wieder das Feuer vor sich das ihr Dorf damals nach dem Überfall der Chauken endgültig vernichtet hatte. Dieses konnte sie aber nicht zulassen. Mühsam kämpfte sie ihre Gefühle fort und verschloss sie in ihrem Inneren.
"Nein, mir ist nicht kalt. Es ist lieb, dass du fragst, aber es geht mir gut." Wer die Frau gut kannte, bemerkte sehr schnell, das etwas nicht stimmte. Ihre Stimme wirkte monoton, ohne irgendein ein Gefühl darin. Auch ihr Gesichtsausdruck war ungewöhnlich neutral und dieser Situation nicht entsprechend. "Wir sollten wohl zu sehen, dass wir Unterkünfte für alle finden damit wir diese Nacht nicht hier draußen verbringen müssen." Kurz blickte sie Alan wieder an ehe sie sich wieder umwandte. Sie legte ihre Hände auf die jeweilige äußere Schulter ihrer Kinder und ging hinüber zu Marsus wo sie das letzte Angebot zur Unterbringung der nun Obdachlosen mitbekam. Noch ein mal ließ sie ihren Blick über alle gleiten. "Witjon. Wir sollten alle Anderen von der Straße bekommen, die hier nicht mehr benötigt werden. Es müssen nicht alle mit ansehen wie ihr Heim niederbrennt." Auch Dagmar würde ihre Kinder dann mitschicken. Sie mussten das auch nicht mitansehen. Aber sie selbst würde bleiben bis das Feuer gelöscht war. Das musste sie einfach.
Eine Casa ließ sich wirklich wieder aufbauen. Aber nicht diese. Nicht so. All die Erinnerungen waren fort. Das andere Gebäude würde sich nicht so anfühlen wie das Alte. Sie musste e smit so intensiver Sicherheit weil sie es eben so schon oft mitgemacht hatte. Nie war es wieder so gewesen wie vorher. Aber da gab es etwas das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre Kinder. Genau. Die waren ja noch da. Mühsam stand Dagmar auf und wartete einen kleinen Moment bis sie sicher stehen konnte. Alles andere war nun egal. Ihre Kinder. Ihr Blick glitt suchend über die Anwesenden ohne sie wirklich wahrzunehmen bis sie die Zwillinge sah. Langsam aber zielstrebig ging sie auf sie zu, hockte sich dann wieder hin und nahm sie in die Arme. Ihr Blick schien abwesend, entrückt zu sein. Sie funktionierte einfach. Jetzt brauchten ihre Kinder sie und sie war da für sie. Körperlich jedenfalls. Ihr Geist hing noch immer bei den ganzen Feuern, die sich auf ein Mal aus ihren Erinnerungen lösten und zu einem gigantischen Sturm vermischten. Stark musste sie sein so wie sie es immer war. Für die Anderen musste sie es einfach sein. "Alan, kannst du schauen ob du etwas findest, das sie wärmt? Sie zittern." Jetzt sah sie ihn an und er konnte genau sehen wie es in ihr vorging.
Ohne es zu wollen zuckte Dagmar unter der Berührung zusammen. Es dauerte ein wenig bis die Worte wirklich zu ihr durchgedrungen waren. Die Erinnerungen an all die brennenden Häuser, die sie bisher gesehen hatte, waren so vereinahmend gewesen. Diese Erfahrungen zeigten sich nun deutlich in ihrem Gesicht als sie die Frau ansah. In diesem Moment wirkte sie um Jahre gealtert. "Nein, ich bin nicht verletzt," antwortete Dagmar und sah noch mal kurz zu dem Haus oder viel mehr der Stelle wo es gestanden hatte. "Aber danke der Nachfrage." Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war es ihr wichtig sich zu bedanken. Dann sah sie zu Alan, der sich auf ihre andere Seite gehockt hatte. "Unser Heim. Es brennt." Noch immer konnte sie es nicht wirklich verstehen was da gerade passierte. Sie hatte geschlafen, es war noch alles in Ordnung gewesen. Dann war da dieses Feuer und am Ende würde einfach gar nichts mehr sein. Das konnte sie nicht wieder ertragen. Nicht schon wieder. Da sie etwas zum Festhalten brauchte, griff sie kräftig nach Alans Handgelenk. Dann sah sie zu der Frau. "Die anderen. Sie brauchen vielleicht Hilfe. Kannst du ihnen helfen?"
So lange Dagmar etwas zu tun hatte, arbeitete sie mit und ließ ihre Gefühle einfach nicht zu. Sie reichte Eimer mit Wasser, nahm Leere zurück und es begann von vorn. Sie hielt sich soweit hinten wie sie gewillt war es zu tun und noch immer helfen konnte. Doch irgendwann mussten sie einsehen, dass sie nichts mehr retten konnten. Sie mussten das Haus, das sie so lange bewohnt hatten aufgeben. Wieder. Wie oft hatte sie jetzt schon an die Flammen ihr Heim verloren? Zu ihrem Entsetzen kam sie auf vier Mal. Damals als die Chauken kamen und sie aus dem Dorf an der Amisia vertrieben haben. Es hatte eine ganze Weile gebraucht bis das kleine Mädchen damals nicht mehr am Liebsten schreiend weggerannt wäre wenn sie irgendwo ein Feuer sah. Dann das Dorf in Britannien. Wieder vernichtete das Feuer ihre Existenz. Dann ihr Haus in Confluentes und jetzt hier. Schlimmer als zuvor. Sie waren im Haus gewesen, hatten geschlafen und nicht mal mitbekommen wie es um sie herum zu brennen begann. Es brannte lichterloh. Aus dem Dach schlugen schon meterhoch die Flammen empor. Auch aus den Fenstern und Türen. Jetzt wo sie das bewusst warhnahm, hatte sie das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Das kann doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder." Ihrer Stimme fehlte jede Kraft. Wie oft würde sie wohl noch mitansehen müssen wie das Haus in dem sie lebte den Flammen zum Opfer fiel? Sie sank auf die Knie und konnte nur fassungslos mit ansehen wie das Feuer weiter wütete.
Tief atmete Dagmar ein und aus. Es fiel ihr immer schwer Leute zu enttäuschen, aber auch das hatte sie irgendwann hinnehmen müssen. In diesem Moment war es nicht anders. Sie musste damit leben und Alan würde es irgendwann auch schaffen müssen. "Worauf du bei mir immer zählen kannst, ist meine Ehrlichkeit." Wenn sie das mal nicht tat, dann war ihr diese Person ziemlich egal. "Darüber würde ich mich freuen. Du kannst dir ja ein paar aussuchen und dann schauen wir welcher dir am Liebsten ist. Wenn es dir recht ist. "
Der restliche Abend verlief recht ruhig und sie hielten Wache. Am frühen Morgen als es heller wurde, machten sie sich auf um zurück nach Mogontiacum zu kommen. Das schafften sie dann auch ohne weitere Hindernisse.
Ein großer Tag für die Stadt und die Bürger selbst würde es heute werden. Venusia freute sich sehr, dass dieses für Mogontiacum erreicht werden konnte. Auch ihre beiden Kinder und sie begleiten die duccische Wolken-Marschformation, die sich zu den anderen Schau-und Feierlustigen gesellte. Natürlich war den Kindern vorher erklärt worden warum es so ein wichtiger Tag war und alles was Rang und Namen hatte, sich unbedingt zeigen musste. Langsam wurde der Platz immer voller und man war bemüht die Kinder immer wieder nach vorn zu schubsen damit sie genug sehen konnten und in der Nähe zu bleiben damit sie nicht abgedrängt wurden. Gar keine einfache Aufgabe aber als so große Familie konnte es schon bewrkstelligt werden. Da vertraute sie ganz auf das Können Aller. Noch sammelte man sich und es würde wohl noch ein wenig dauern bis es dann richtig losgehen konnte.
Es hatte wieder ewig gedauert bis sie den Schlaf gefunden hatte. Es gab Abende, da ging es erstaunlich schnell und dann dauerte es wieder ewig und manchmal machte es das darüber nachgrübeln warum man nicht schlafen konnte und das sich darüber ärgern einfach nur noch schlimmer. Wenn gar nichts half, dann schlurfte sie sogar des Nachts noch in die Küche um sich die Hilfe irgendwelcher Kräuter zu holen. Diesen Abend hatte sie es aber irgendwann doch geschafft. Sie war eingeschlafen. Meisten träumte sie dann aber irgendeinen Blödsinn. Genau wie jetzt. Wie konnte es sein, dass jemand Feuer rief und kurz zuvor auch noch unsanft die Tür aufgerissen hatte. Nein, dieses Haus würde nie in Flammen aufgehen. Wer kam also auf so einen absurden Gedanken? Doch da war etwas in der Luft, das sie aufmerken ließ. Das aber im wahrsten Sinne des Wortes. Dagmar schreckte auf als ihr Verstand dann auch verarbeitete was ihr schlaftrunkenes Hirn bisher so mitbekommen hatte. In Windeseile war sie aus dem Bett und schon ins Nachbarzimmer geeilt wo die Kinder schliefen. Unsanft zerrte sie diese aus den Betten und verschaffte sich dann einen Überblick über die Fluchtwege. Die Treppe war noch nicht vom Feuer erfasst und so nutzte sie diese um die Kinder hinauszubringen. Währenddessen hatten schon andere mit Naha angefangen eine Eimerkette zu bilden und versuchten das Feuer in Schach zu halten bis alle draußen waren. Als sie ihren Kindern eingetrichtert hatte, dass diese in Sicherheit verweilen sollten und ja nicht von dort weggehen bis sie es von einem der Familie gesagt bekamen, reihte sich Dagmar dann in diese Kette ein und versuchte zu helfen.
"Oh, fordere mich nicht heraus. Du wärest nicht der Erste, der das bereuen würde," gab sie dann scherzhaft zurück. Wenn Dagmar gut aufgelegt war, konnte sie heute noch immer kleine Streiche spielen. Da hatte sie in jungen Jahren gute Lehrmeister gehabt und manchmal saß ihr dann einfach mal Loki im Nacken. "Lieber Vetter, damit hast du recht. Schmeichler mag ich deutlich lieber." Wer tat das denn auch nicht?
Venusia war sehr erfreut als Marsus ihren Einfall sofort aufgriff und sogar noch weiter ausführte. "Es wäre wohl besser wenn deine Frau und du einladen würden." Schließlich war eine lange Zeit seit ihrem Aufenthat hier vergangen und es gab eine andere Hausherrin als sie. Natürlich stand sie gern mit Rat und Tat und ihrer Erfahrung zur Seite, aber das musste auch gewollt sein. Diese Stelle war nun anders besetzt worden. Es fiel schon schwer diese Aufgabe abzugeben, aber sie tat es. "Gern werde ich bei den Vorbereitungen behilflich sein und mit Octavene bei nächster Gelegenheit darüber sprechen." Als Witjon die Kinder ansprach, lächelte sie milde. "Ja, auch für meine Kinder. Doch sie brauchen mich bei weitem nicht mehr so dringend wie ich es mir wünschen würde. Ich habe sie zu selbstständigen Menschen herangezogen und sie haben die Dickschädel beider Familien geerbt. Es gibt immer mehr Zeit für mich. Es fällt schwer, aber ich gebe ihnen den Freiraum, den sie brauchen und den sie auch ausfüllen können." Mit dem Unterricht war die nächste Sache. "Es könnte nicht schaden wenn sich Milacorix da noch mal versichern würde ob ich mit meinen Fähigleiten genug Aufbauarbeit geleistet habe. Dann sollten wir sie so bald es geht in einem Grammaticus unterbringen. Es würde mir gut gefallen wenn auch Sevilla noch etwas mitnehmen würde." Sie würden später noch früh genug getrennt werden und das konnte wirklich später als früher sein.
"Ja, anfangs tut es das, aber man gewöhnt sich schnell daran. Überraschend schnell," erklärte sie und erinnerte sich daran wie leicht es ihr damals gefallen war. Ein neues Leben hatte sie begonnen und damit einhergehend auch einen zweiten Namen bekommen. "Du kannst mehr sein als ein einfacher Schreiner. Du musst es wollen und alles daran setzen es dann auch zu erreichen. Wurden deine Arbeiten in deinem Dorf denn nicht auch geschätzt und hat man sich nicht gern an dich gewandt?" Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man diesen umgänglichen Menschen gemieden hat oder versucht aus der Dorfgemeinschaft auszuschließen. "Du warst sicher ein angesehenes Mitglied deines Dorfes. Warum bezeichnest du dich dann als einfachen Schreiner? Ohne deine Arbeiten hätte manche auf dem Boden sitzen müssen oder dort auch Essen." Manchmal verwunderte sie es wirklich wie wenig Handwerker von sich hielten. Sicher war Bescheidenheit schon etwas Gutes, aber sein Licht unter den Scheffel stellen, hatte auch keiner nötig.
Es erfreute sie zu hören, dass er der Familie treu bleiben würde. Natürlich konnte sie verstehen, dass er etwas anderes machen wollte als auf dem Gehöft zu arbeiten. Vielleicht wollte er hier ein Schreiner werden? Auch im Römischen Reich wurden Schreinerarbeiten benötigt. Was sie dann aber hörte, überraschte sie und verschlug ihr auch die Sprache. Es brauchte etwas bis sie nach diesem Geständnis die richtigen Worte fand. Sie war eine überaus diplomatische Frau, wenn sie es wollte. Das hatte sie in den vielen Jahren des öffentlichen Lebens lernen müssen und irgendwann hatte sie auch eine gewisse Fertigkeit darin entwickelt. Aber so mit sich nach den richtigen Worten ringend, hatte man sie schon lange nicht mehr gesehen. "Alan, deine Worte ehren mich wirklich sehr und auch ich finde Freude an den Unterhaltungen mit dir." Kurz holte sie Luft ehe sie nun zu dem Teil kam wo sie sehr ehrlich werden musste. "Im Römischen Reich ist manches nicht so einfach wie man vielleicht vermuten mag. Ich habe einiges hier erreicht. Ich habe einen gesellschaftlichen Status inne, der gewisse Dinge von mir verlangt und auch erwartet. Wenn du mit deiner Aussage den Wunsch äußern möchtest eine Bindung mit mir einzugehen so wird dies nicht möglich sein." Er ein Freigelassener und sie eine Eques. Das war undenkbar. "Es tut mir leid das so deutlich machen zu müssen, dass ist nicht möglich." Es tat ihr wirklich leid das so drastisch sagen zu müssen. Noch nie war sie gern ein Bote schlechter Nachrichten gewesen, musste es aber in diesem Moment wieder sein. Wenn er das wirklich hatte sagen wollen was sie verstanden hatte, dann war es ein Traum, den sie schnell zum Platzen bringen musste ehe er zu große Gestalt annahm. Bis eben hatte sie Alan noch ernst aber nicht böse angesehen. Doch jetzt sah sie lieber wieder zum Feuer.
Leise lachte sie auf und schüttelte dann den Kopf. Das Leben hatte so viel mit ihr angestellt um das aus ihr werden zu lassen was sie nun war und zu gern hätte sie auf einiges davon verzichtet. Zu viele Menschen hatte sie sterben sehen, zu viel Leid und Kummer und Krieg. Eigentlich ein Wunder, das sie noch das war was sie war. "Alan, so lange es keine Beleidungen oder unegrechtfertigte Anschuldigungen sind, darfst du alles sagen. Du bist kein Sklave. Du bist ein erwachsener Mann und hast deine eigene Meinung und die darfst du gern kund tun."
Sie lächelte den Germanen dann an. "Ich möchte mich aber gern für das Kompliment bedanken." Eine kurze Pause und sie sprach weiter. "Ich möchte dich gern ermuntern mit jederzeit deine Meinung zu sagen." Sie lächelte den Mann neben sich an. Denn sie meinte es genau so wie sie es auch gesagt hatte.
Die nächste Frage überraschte sie ein wenig, aber gern gab sie Antwort darauf. "Nach römischem Recht wäre es so üblich ja. Du kannst dir ein Cognomen aussuchen, dann würde eine abgewandelte Form meines Namens folgen. Das wäre Duccianus und dann Alan. Außerdem kannst du dir dein eigenes Geld verdienen wenn du es möchtest. Da hast du schon richtig gehört. Möchtest du dir eine andere Beschäftigung suchen als auf unseren Anlagen?" Gern wollte sie hören wenn etwas nicht passte damit sie dagegen steuern konnte. Sie hatte ihn in Roma aufgelesen und fühlte sich nun auch verantwortlich für ihn.
Dagmar lachte leise auf. "Du hattest noch nicht das Vergnügen etwas länger mit mir unterwegs zu sein. Wer weiß ob du die angeblich angenehme Begleitung nicht recht schnell wieder nach Hause schicken magst." Natürlich sagte sie das mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Dagmar glaubte nicht, dass sie wirklich so nerven würde können, dass sie ihrem Vetter wirklich so auf den Geist ging, dass er sie nach Hause schickte. "Du bist ein Schmeichler," setzte sie dann noch nach. Dennoch tat es natürlich gut das zu hören. "Übermorgen hört sich gut an. Ich habe frei verfügbare Zeit." Und davon mehr als genug. Ihre Kinder waren groß genug, dass sie auch allein bleiben konnten und sie nicht rund um die Uhr da sein musste.
Auf die nächste Frage hatte sie keine schnelle Antwort. "Bisher habe ich nicht viel Anderes, das ich tun kann. Ich könnte schauen ob ich vielleicht die ein oder andere Veranstaltung in unserem Hause ausrichten kann. Gemeinsam mit deiner Frau natürlich, die das federführend ja übernehmen wird. Ansonsten werde ich wohl viel Zeit für mich haben." Was sollte sie denn auch sonst tun. Viel fiel ihr da nicht ein.
"Das ist wohl die beste Variante," kommentierte sie Witjons Vorschlag. "Bei Alrik bleibt uns wohl nicht viel etwas Anderes übrig als davon auszugehen, dass er schon darauf achten wird. Es wird schon werden," hoffte sie.
"Bei der Besichtigung der Ländereien könnte ich dir helfen wenn du es gern möchtest. Ich habe nicht viel Anderes zu tun und wenn es dich nicht stört, könnte ich dich da auch etwas bei der Arbeit entlasten."
Etwas durch die Gegend reisen, das konnte sie ja tun.
Etwas überrascht sah Dagmar Alan an. Es war irgendwie klar, dass die Frage kommen musste wenn sie schon sie viel von ihrer Heimat erzählt hatte. Aber zu wissen, dass etwas Unangenehmes nachgefragt werden könnte war etwas anderes als es dann zu hören. Natürlich konnte sie sich jetzt etwas ausdenken und so tun als wäre damals nicht das mit ihr passiert was geschehen war, aber das war nicht ihre Art. Also sah sie ihn an und sagte ein paar Worte, die sie dann auch ganz genauso meinte.
"Hierher gekommen bin ich im Grunde genauso wie du."
Ein kurzes Schweigen folgte in dem sich etwas sammelte und auf die nachfolgende Geschichte vorbereitete.
"Ich bin als Sklavin hierher gekommen und wurde gerettet."
Das ließ sie für den Moment so stehen und unkommentiert. Die Geschichte sollte wohl am Besten beim Anfang beginnen.
"Wir hatten immer mal wieder Streit mit einem benachbarten Stamm, die unser Land haben wollten. Wir hatten deren Anführer häufiger im Dorf, weil mein Onkel Stammesfürst war. Viele Schlachten waren bereits um dieses Land geschlagen worden und wir hatten gewonnen. Das Schicksal musste sich also irgendwann wenden und wir verloren. Ich kann daher gut verstehen wie du dich fühlen musst. Unser Stamm floh in alle Himmelsrichtungen. Mein Onkel kam hierher, rettete einem Römer das Leben und er bekam das Bürgerrecht für seine Familie verliehen. So sind wir alle zu Römern geworden. Meine Familie zog es nach Britannien. Dort lebten wir einige Zeit, ich lernte latein und das römische Leben ein wenig kennen. Wir lebten in der Nähe einer römischen Siedlung. Meine Brüder wurden fortgeschickt und sollten zu Kämpfern ausgebildet werden wie es üblich war. Nur ich blieb. Diese Siedlung wurde dann auch überfallen. Nur die Kinder überlebten und wurden als Sklaven verkauft. Doch ehe wir gingen, mussten wir mit zusehen wie unsere Familien starben. Durch ZUfall fand mich mein Bruder und befreite mich. Bis ich hier war, hatte nicht nur meine Seele viele namen davongetragen."
Ihr Blick war bei der Erzählung zum Feuer gewandert. Sie konnte niemanden dabei ansehen wenn sie von ihren schrecklichsten Erlebnissen berichtete. Dagmar fühlte sich immer dabei so angreifbar und dieses Gefühl mochte sie nicht was man vermutlich verstehen kann, wenn man einige Angriffe in seinem Leben überstanden hatte. Unbewusst fasste sie sich an die Schulter wo eine ihre schlimmsten Narben prangte. Ihre Vergangenheit würde sie einfach nie loswerden. Aber wollte sie das wirklich? An einigen Tagen ja. Da hatte sie keinen größeren Wunsch als all das vergessen zu können. An vielen anderen Tagen, wusste sie aber, dass das alles genau das aus ihr gemacht hatte was sie jetzt war und so schlecht war es wohl nicht.
"So kam ich ins Reich."
"Wen wir an ihn verheiraten könnten," sinnierte Dagmar und sah Witjon an. "Nun, wenn ich das richtig sehe, gibt es ja nicht so viele Möglichkeiten, oder? Wenn ich noch richtig zählen kann, haben wir nur zwei Möglichkeiten. Naha oder mich. Das wirst du wohl entscheiden müssen. Du bist der Sippenchef."
Dagmars Blick senkte sich auf ihr Brett mit ihrem Frühstück und nahm ein wenig was davon. Solch Entscheidungen hatte sie nicht zu treffen und wenn sie ehrlich war, war sie auch froh darüber.
"So leid es mir tut, ich kenne keinen in Roma, der sich darum kümmern könnte. Viele unserer alten Freunde leben nicht mehr und kennst Alrik selbst. Auf wessen Rat hört er schon?"
Wieder fiel ihr auf wie anders ihr Verwandter im Vergelich mit den anderen Duccii war.
"In Roma hatte ich auch nicht viele Kontakte neben den Decimii. Hier in Germania sind wir bekannt, in Roma ist es etwas anders. Dort beschäftigt man sich nicht großartig mit der Kommunalpolitik im Norden und so sind manche Namen in Vergessenheit geraten. Ich fürchte also, dass Alrik dort auf sich allein gestellt ist und selbst Ratgeber finden muss. Nur auf diese würde er hören egal wem wir hier aus der Ferne empfehlen."
Da war er einfach zu dickköpfig für.
"Dann können wir nur hoffen, dass er diese Investition auch bald tätigt ehe du den deinen nicht mehr nachkommen kannst."
Kurz sah sie ihr Gegenüber über den Becherrand an ehe sie trank.
Dagmar war froh als es Entwarnung gab. Ihr Blick ging zu den schlafenden Kindern hinüer. Sie wirkten friedlich und ihr Atem ging gleichmäßig. Es wäre also nicht so schlimm wenn sie kurz hinüber ging und sich mit alan unterhielt. So stand sie auf und setzte sich dann neben ihn.
"Alan, du kannst dich ruhig etwas ausruhen. Du siehst müde aus und wir haben alles im Griff. Du musst nicht die ganze Zeit auf uns aufpassen."
Venusia lächelte ihn an, ließ aber in ihrer Stimme deutlich durchklingen, dass sie es ernst meinte. Es knackte leise im Feuer und sie sah in die Flammen.
"Wenn das Wetter nicht so schlecht wäre und die Temperaturen auch angenehmer, wäre es fast eine schöne Sache unter freiem Himmel zu schlafen. Wenn man im Sommer all die Sternzeichen erkennen konnte, der lauwarme Wind über die Felder strich und ferne Düfte mit sich brachte. Die Tiere der Nacht ließen ihre Stimmen erklingen. Heute sind es nur noch ferne Erinnerungen aus frühen Kindertagen."
Wieder sah sie Alan kurz an und dann in den dunklen Wald. Ihre Gedanken gingen ein wenig auf die Reise. Viele jahre war sie schon nicht mehr außerhalb des Römischen Reiches gewesen und jetzt trennten sie nur wenige Stunden von ihrem zu Hause. Seit dem Krieg fiel es ihr schwer sich auf dieser Seite des Limes wirklich sicher zu fühlen. Ihre alten Landsleute hatten nur ihre Heimat verteidigt und ihre Neuen ihren Lebensraum und doch war so viel zerstört worden. Oft erinnerte sie sich noch daran wie sie durch die zerstörten Gebiete der Regionen gereist war und geholfen hatte den Aufbau zu koordinieren und das Leid zu mindern. Die Provinzen waren wieder zu neuem Leben erblüht und man konnte ihnen die alten Narben nicht mehr ansehen. Nur die Erinnerungen vermochten noch zu ermahnen, dass nichts von Dauer war und sie hier nicht sicher waren. Auch wenn die Germanen ruhig geworden waren so gab es genug Herumstreuner, die es noch immer auf Römer abgesehen hatten und gerade ehemalige Germanen, die es im Reich zu etwas gebracht hatten, waren nicht beliebt.
"Ruhe dich aus. Es ist wichtig, dass wir alle morgen fit sind. Ich werde so lang aufpassen."
Sie lächelte ihn an und hoffte, dass er ihr zum einen glaubte, dass sie es wirklich konnte und dass er zum anderen auf sie hörte. Es gab genug Arbeit am nächsten Tag zu erledigen und sie benötigte eh wenig Schlaf. Für sie war es nicht schlimm.
Venusia musste trotz ihrer aufgekommenen Wut schmunzeln. Komödiendichter. Das fand sie gut.
"Es stimmt schon. Die Familie hat bisher seit ih mich erinnern kann zu uns gehalten. Die Freundschaft früher war deutlich intensiver als heute. Es wäre vermitlich im Sinne aller die Beziehung zu festigen. Da hat er schon recht."
Dann kam sie nicht umhin zu seufzen.
"Nein, der Exercitus ist es eigentlich auch nicht, der Männer so mit seiner Familie umspringen lässt. Zumindestens bisher nicht. Nicht hier im Hause."
Wieder musste sie lachen.
"Wenn du ihn schröpfen lassen würdest, dann wüsste er zumindestens, dass er wirklich zu weit gegangen ist. Aber wahrscheinlich wäre es wirklich etwas zu viel."
Den Becher mit der warmen Milch hielt sie in der Hand und ließ die Flüssigkeit ein wenig darin kreisen während sie sich kurz ihren Gedanken überließ. In Roma war er ihr gegenüber durchaus höflich gewesen, sehr zielstrebig, aber im Ton hatte er sich nicht vergriffen. Soweit sie wusste war außer seinem Wahlsieg auch nichts passiert was ihn zu diesem Höhenflügen animieren hätte können und bsiher hatte auch noch kein Duccius seine Wurzeln vergessen und woher er kam. Es musste wohl wirklich am Charakter des jungen Mannes liegen, der ihn zu diesen Worte animierte und so den falschen Ton fanden ließ.
"ich denke, das solltest du ihm wirklich mitteilen und vielleicht sollte er auch wieder daran erinnert werden wie es sich mit abgezähltem Vermögen so lebte. Scheinbar hat er da ein wenig den Bezug zu verloren und muss daran etwas rüder einnert werden."
Dagmar war die Letzte, die jemandem aus ihrer Familie etwas Böses wünschte, aber gegen Erziehungsmaßnahmen hatte sie nie etwas einzuwenden wenn es den Kopf wieder gerade rückte und man sich daran erinnerte wer da welchen Weg frei gemacht hatte und von wessen Schultern man getragen wurde...
Manchmal machte es ihr wirklich Spaß allen Morgenmuffeln die Laune noch mehr damit zu vermiesen einfach gute Laune zu haben. Fröhlich lief sie durch die Gegend, strahlte jeden an und zwang sie dazu mit dem Muffeln aufzuhören. Es gelang ihr nicht immer, aber es war ein ausgezeichneter Morgensport. An diesem Morgen hatte sie jedoch nicht so viel Elan übrig, das sie ihn hätte teilen können. Noch ein Schluck Milch und sie sah Witjon weiter fröhlich an.
"Die Provinz ist wirklich keine leichte Aufgabe, aber man kann ausgezeichnet an ihr wachsen. Wer mit Germanien zurecht kommt, schafft auch den Rest des Reiches. Selbst Roma ist dann gar nicht mehr so schlimm."
Sie konnte gar nicht mehr sagen wieviel ihrer Nerven diese Provinz schon gekostet hatte, aber inzwischen war sie einfache Zivilistin und das hatte seine Vorteile. Es war ein deutlich ruhigeres Leben.
Der Brief weckte dann tatsächlich auch ihr Interesse. Aber Witjon war der Hausherr und somit oblag ihm das Vorrecht ihn zu lesen und zu entscheiden was sie wissen durfte. Sehr zufrieden sah er nicht aus und seine Äußerungen schienen ihre Vermutung zu bestätigen. Bei dem Wort Sack zog Dagmar ihre Augenbraue etwas hoch. Solch Worte mochte sie gar nicht. Sie nahm also die Wachstafeln und las. Während sie das tat, zog sich die andere Augenbraue weiter nach oben und sämtliche Freundlichkeit wich aus ihrem Gesicht.
"Ich hatte ja bisher nicht gewusst, dass ich Ambitionen zur Großgrundbesitzerin habe und auch so viel Vermögen."
Einen richtigen Überblick hatte sie da wirklich nicht, da alle Betriebe hier waren und man ihr in regelmäßigen Abständen Geld zukommen ließ. Sie sprach sehr ruhig weiter und jeder der Venusia kannte, wusste dass sie wenn sie besonders ruhig war kurz vor dem explodieren war. Der schlafende Vesuv war gar kein Vergleich in solchen Momenten.
"Manchen scheint es in Roma ein wenig zu gut zu gehen und sie scheinen zu vergessen wem sie das zu verdanken haben."
Sie hatte ihren Neffen wirklich sehr gern, aber so mit der Familie zu reden war wirklich dreist und der Ausruf Sack war nicht ganz unberechtigt.
"Wir sollen also jemanden aus der Familie mit diesem Quintilius verheiraten? Der ist ja lustig."
Sie kannte die Familie und sie hatten in der Tat schon eine menge gemeinsam durchlebt und lange Verbindungen. Dennoch war der Ton sehr daneben. Venusia blickte zu Marsus.
"Was gedenkst du zu tun um diese despektierliche Art zu unterbinden?"
Dagmar hatte nicht besonders gut schlafen können. So war sie auch recht früh wach geworden. Es war noch still im Haus als sie sich auf den Weg in die Küche machte. Es war einfach der wärmste Ort. Sie hoffte auf eine heiße Milch mit Honig und einen kleinen Plausch mit Marga. Also tappste sie leise durch die Casa bis sie de duftenden Gerüche aus der Küche wahrnahm. Ihr Schritt beflügelte sich und voller Schwung öffnete sie die Tür.
"Guten Morgen,"
rief sie gut gelaunt aus und sah, dass sie wohl mit Marga nicht so allein sein würde. Also setzte sie sich neben Witjon und musterte ihn. So richtig wach sah er nicht wirklich aus. Marga brachte ihr wie jeden Morgen ihre Milche und sie trank einen Schluck davon. Heute schien sie besonders heiß zu sein.
"Was beschäftigt denn deinen Kopf so sehr, dass du nicht schlafen kannst?"
Irgendwas musste ihm auf der Seele liegen sonst würde er wohl kaum so aussehen.
Ein Junge kam in die Küche und grüßte alle. Dann legte er dem müden Marsus die Post hin. Er dachte wohl, dass man das so schnell wie möglich zur Kenntnis nehmen wollte.
"Das scheint wohl etwas Wichtiges zu sein wenn es dir sogar schon in die Küche gebracht wird."
Geduldig wartete sie ab ob sie erfahren würde was darin stand.