Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Sim-Off:

    Ups, sorry -.-


    Maximin schüttelte müde den Kopf. Die Reise steckte ihm noch tief in den Knochen.


    "Nein, geh du nur, ich komme nach. Ich glaube, ich werde zwischenzeitlich ein Bad nehmen."


    Das klang doch verlockend. Sehr sogar. Maximian machte sich auf das Zimmer seines Großcousins wieder zu verlassen.


    "Ja, das werde ich tun. Bis später, Mattiacus!"

    "Ja, fang ruhig schon an. Geht das auch so, wie ich liege? Hast du Verbesserungsvorschläge? Ich liege das erste mal Modell, aber du hast das ja sicher schon ein paar mal gemacht."
    Es war schon ein seltsames Gefühl so auf dem Präsentierteller zu liegen. Obwohl, als Sohn des Statthaltes war Maximian das natürlich gewöhnt. Wenn die Familie irgendwo auftauchte, dann galt viel Aufmerksamkeit ihnen, sodass man ganz gleich anders stand, redete und handelte.


    So, wie die Künstlerin ihn musterte, vertraute er ihrem genauen Auge. Wenn es nichts auszusetzen gab, konnte er sich ja entspannen. Und das tat er dann auch gleich, stützte den Kopf auf eine Hand und knabberte ein paar Krümel Brot.
    "Erzählst du mir etwas über dich? Wo kommst du beispielsweise her, wie hast du zu diesem Beruf gefunden.... wenn du magst?"

    Dann wäre sie keine Decima mehr, wiederholte Maximian für sich und öffnete auch das zweite Auge wieder, während die Sesterz langsam aber sicher fiel. Sie dachte an eine Heirat. Also den Gedankensprung hätte er an diesem Abend wirklich nicht mehr ohne Valerias Hilfe hinbekommen. Er legte wieder den Kopf zurück, um darüber nachzudenken. Wie auch Valeria klapperte er da verschiedene Fakten gedanklich ab. Sie musste eine Familie finden (wo er aber glaubte, dass es nicht sonderlich schwer werden würde eine willige zu finden), er musste der Legio beitreten und sich hocharbeiten, und dannnnnnn...... Ja, dann könnten sie heiraten.


    Maximian seufzte, als Valeria sich gerade anders hinlegte. Natürlich verfolgte er das und auch, wie sie die Hand hob, ihm über die Wange strich und verträumt da müde lächelte. Sie war hübsch, wenn sie lächelte. Das war sie auch ohne Lächeln, aber dann sah man ihr an, dass sie krank war. Wenn sie lächelte wirkte ihr Gesicht gleich nicht mehr so schmal und auch nicht eingefallen. Nein, es hatte etwas von dem strahlenden Gesicht, in das er das letzte mal vor langer Zeit in Tarraco gesehen und das ihn seit da an immer begleitet hatte - mal als Sonnenschein, mal als bohrende Dolchspitze.
    Dass ihm Stoppeln wuchsen, war beabsichtigt. Er nannte es schon stolz einen Bart, was er da ums Kinn und die Lippen trug. Mit seiner Hand sammelte er Valerias Finger dort auf und führte sie vor seine Lippen, um einen Kuss darauf zu setzen. Dann schmunzelte er und behielt ihre kühle Hand in seiner, damit sie warm wurde. Die andere Hand ruhte auf Valerias Oberarm, wo der Daumen unentwegt und ruhig drüber strich.


    "Das hat Zeit, Augenstern. Erst einmal könntest du für uns etwas tun, in dem du gleich morgen eine Kleinigkeit isst" sprach er leise und immer noch schmunzelnd.

    Och, nu war eine der kleinen Schüsseln zu Bruch gegangen. Maximian beobachtete das mit einer hochgezogenen Augenbraue und entschied, dass er vielleicht ein wenig mehr als nötig von seinem Geld bei der Malerin lassen würde. Nur so, als Geschenk, wenn das Bild das würde, was er sich mittlerweise trotz mangelnder Kreativität oder künstlerischen Geschicks ausmalte.


    Mit ihrem kleinen Scherz brachte sie ihn dann schnell zum lachen. Auch er grinste frech und ließ eine Olive im Mund verschwinden.


    "Auch besser so" antwortete er kauend und kratzte sich die Nasenspitze, während er sie so ansah. "Es würde dem Geschäft schaden, meine ich."
    Das konnte man jetzt zwar so und so verstehen, aber wer Maximian kannte, der wusste, dass es keine anzügliche Bemerkung war. Ob die Malerin das verstand, konnte er dennoch nicht sagen und so sah er sie beinahe ein wenig skeptisch an, die Stirn leicht gerunzelt und die wachen Augen erwartungsvoll auf ihr ruhend.

    Sim-Off:

    Aus Mangel an Zeit schreib ich Max einfach mal hierher, ob ich dann dazu komme das auszuspielen sei damit aber nicht gesagt...


    Fein heraus geputzt hatte Maximian die Reise genossen und sich wie immer neugierig an seinen Vater geheftet, von dem es immer so viel abzugucken galt, wenn er mit den vielen Leuten zusammentraf. Aufmerksamst hörte er zu und sah sich um, ob er ein paar bekannte Gesichter wieder erkannte.

    Dass er sie mit seinem Witzlein verletzt hatte, bekam Maximian nicht mit. Gerade, als er dachte, sie wäre eineschlummert, seufzte sie mit ihm und hob kaum später ihren Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können, während sie ihm ein Versprechen gab, das ihm viel bedeutete. Er hoffte, Valeria konnte erahnen, wie schwer dieses Versprechen wog und wie dünn doch die Fäden waren, mit denen es gewoben wurde. Natürlich sprach er das nicht aus. Er würde ihr zeigen, wie wichtig sie ihm war und er war sich sicher, dass er sich auf Valeria verlassen konnte. Nach all dem, was geschehen war, konnte er das wieder glauben. Er schmunzelte und dachte sich, dass es dann doch eine Liebe geben musste, die selbst die härtesten Zeiten überstehen konnte.


    Es vering wieder eine Weile, in der es ruhig wurde. Nun langte auch nach Maximian allmählich wieder die Hand des Schlafes, denn er gähnte herzhaft und legte seinen Kopf zurück an die Wand, bevor Valeria murmelte, dass sie sich adoptieren lassen könnte. Maximian, dessen Augen sich gerade geschlossen hatte, öffnete eins von beiden wieder und blinzelte damit Valerias Köpfchen ein wenig verwirrt, ein wenig fragend an. Wie sie da jetzt drauf kam? Er zählte wieder mal nicht 1 und 1 zusammen. ^^


    "Adoptieren? Wie meinst du das?"

    Tja, so war er nun einmal. Deswegen konnte ja auch kaum ein so junger Mensch mit seinen Erlebnissen mit ihm, Maximian, einem Schwerenöter sondergleichen, mithalten. :D


    Maximian schien es, als würde Valeria schwerer werden, je länger sie ruhig in seinen Armen lag und er dachte sich, dass die Erschöpfung nun recht bald zugreifen und sich holen würde, was ihr Körper zur Erholung brauchte, nämlich Schlaf. So streichelte er sie ruhig weiter, immer im gleichen Rhytmus. Nicht nur sie genoss es, auch er entspannte sich zusehends und vergaß, was geschehen war beinahe zur Gänze. Dunkel funkelten seine Augen, die die kleine Flamme der Kerze fixierten und nur selten blinzelten. Und seine Mundwinkel zeigten leicht nach oben, als würde es gar keinen Grund mehr geben noch irgendein Gefühl der Traurigkeit zu verspüren.


    Er schmunzelte, als sie ihn bat, das Thema von nun an ruhen zu lassen. Genau das hatte er in den letzten Wochen versucht und jetzt, so glaubte er, würde es ihm keine Schwierigkeiten mehr bereiten, die verangenen Monate einfach zu vergessen.
    Als er ihr dann in die beinahe schon schläfrigen Augen sah, lächelte er und strich Valerias Haare hinter ihre Ohren.
    "Bleib einfach bei mir, hm?" sprach er leise, überlegte einen Moment und fügte dann mit schelmischem, übertrieben selbstbewusstem Blick und tiefer Stimme hinzu: "Dann brauchst du auch keinen anderen Decimus."


    Er lächelte, aber da seine Augen dabei ohnehin sehr klein wurden, konnte man kaum mehr sehen, dass er blinzelte, bevor er Valeria noch einmal küsste und ihren Kopf dann behutsam wieder an seine Schulter drückte, wonach er friedvoll seufzte.

    Wie Künstler eben so waren. Maximian störte sich nicht an der Unordnung, denn er war selbst nicht der ordentlichste Mensch. Man musste nur seine Mutter fragen. Hm, vielleicht doch besser nicht. Er nahm die Leckereien entgegen und grinste dann leicht, während er sich auf die Kline legte und ein wenig unbeholfen an sich herunter sah, während er schonmal ausprobierte, wie er sich am besten legte. Welches Bein nach vorn, wohin die Arme usw.


    "Nein, besser ist es zu liegen, sonst hätten wir ja auch einen einfachen Stuhl nehmen können." Welch kluge Bemerkung! Maximian zog eine Augenbraue hoch, ließ eine Olive in seiner Futterluke verschwinden und beobachtete die Malerin. Während er kaute, hmmmmte er und deutete auf einen prachtvollen Rahmen.


    "Verkauft ihr die auch? Diese Rahmen?"

    In den Kuss hineingrinsend, als Valerias Arme ihn näher zu sich zogen, folgte Maximian ihrer unausgesprochenen Einladung und ließ Sessel Sessel sein, um sich nebst Valeria auf das Lager zu setzen, mit dem Rücken an die gepolsterte Wand gelehnt und sie an sich drückend. Als wäre nie etwas gewesen, kuschelte sie sich an ihn, was Maximian schmunzelnd beobachtete. Dann schwieg er einen langen Moment, hörte Valeria zwar sprechen, aber lauschte ansonsten in sich hinein. Da war keine Wut mehr und keine Enttäuschung. Vor allem aber keinen Schmerz mehr.
    Da war viel mehr sehr viel Wärme, ein wenig Lust, vor allem aber eine große Portion Glücksgefühle. Schmunzelnd legte Maximian seinen Arm um Valeria und fuhr ihr mit den Fingern durch das Haar. Es roch so gut und noch so wie damals. Genießend schloss er die Augen, ehe er Valeria sagen wollte, dass es ihr nicht mehr leid tun musste. Die Nennung seines Vaters ignorierte er, weil er ihm jetzt schon Kopfschmerzen bereitete. Andersrum wohl auch, wenn Meridius hiervon gewusst hätte. :D


    "Shhhht. Das weiß ich, Valeria. Und mir tut es auch leid. Ich weiß, ich war nicht unbeteiligt daran, das alles anfing schief zu laufen. Aber das ist jetzt ohnehin vorbei."
    Damit hatte er ausgesprochen, was ihm zuerst in den Sinn gekommen war. Nach einer Pause fügte er an:
    "Ein Versprechen gegen ein Versprechen: Ich werde dir schreiben, wenn ich weg bin, so häufig es geht, damit du nicht im Ungewissen leben musst."

    Nun musste Maximian doch leicht schmunzeln, als Valeria sagte, dass sie gerade an genau das gleiche gedacht hatte wie er. Dann nickte er leicht und sah wieder auf die Hand mit dem Ring hinab.


    "Weißt du..." sprach er zögerlich und räusperte sich leise, womit er die letzten Zweifel von sich stoßen und Valeria und sich noch eine Chance geben wollte. Es wirkte. Maximians Herz erwärmte sich urplötzlich wieder, als wäre es aus einer Isolation befreit worden. So wurde sein Lächeln breiter und er nahm den Ring, um ihn sich auf den Zeigefinger seiner linken Hand zu stecken. Zurück dorthin, wo er einst als Zeichen seiner Zugehörigkeit zu ihr fungiert hatte, bevor sie ihre erste Beziehungskrise durchgemacht hatten.


    Bevor er weiter sprach, lehnte er sich noch ein Stückchen vor. Valeria sah unsagbar müde aus, aber sie schien dieses Gespräch um alles in der Welt zueende bringen zu wollen. Ihre geröteten, glasigen Augen sahen ihn liebevoll an. Er meinte sogar soetwas wie Angst in ihnen lesen zu können. Angst davor, dass dieser Moment in Confluentes nicht wiederkehren würde? Dann wusste Maximian, wie er sie ganz schnell beruhigen konnte.


    "... ich auch", sagte er doch noch leise, ehe er seine Hand unter Valerias Kinn legte, sich auf sein Bett stützte und seine Lippen den ihren näherte. Zärtlich berührten sie sich ein, zwei mal, während Maximian die Augen noch offen hatte und frech lächelte. Aber dann sollte sich gänzlich die Magie des Momentes in Confluentes wieder einstellen, als Maximian seine Valeria in einem langen und unmissverständliche Kuss bat, von jetzt an wieder an seiner Seite zu leben.


    "Oh..." machte Marcus und nickte, wobei er die Tür weiter öffnete. War sein Gedächtnis mittlerweile so schlecht geworden, dass er sich nicht mal mehr die Gesichter der Familie, der er diente, merken konnte? Dass er Namen vergaß, war ja nichts Neues mehr, aber... Nun, er war halt keine 20 mehr.
    "Dann willst du ihn sicherlich sprechen, Herr, oder reicht es dir, wenn ich dich direkt auf das Cubiculum geleite?"


    Damit bot er dem Decimus an einzutreten und deutete ihm mit einem ausgetreckten Arm den Weg ins Atrium . Als wäre das nötig gewesen, war dieses Haus doch wie jedes andere aufgebaut.


    Marcus, der alte Tür-öffne-Sklave, hatte sich gerade im Schlafe eine empfindliche Stelle gekratzt, als ein kräftiges Klopfen ihn aus seinem Schönheitsschläfchen riss. Nicht sonderlich erfreut darüber stand der Alte klapprig auf und taperte zur Eingangstür des Domus. Er öffnete sie einen Spalt weit und steckte seine von grauen Flusen bedeckte Bowlingkugel hinaus, wo er einen jungen, großgewachsenen Mann erblickte.


    "Ja?" fragte er und runzelte die ohnehin schon tiefrunzlige Stirn.

    Valerias Worten folgend, sah Maximian sie nicht weniger ernst an, als sie das tat. Wie er erfuhr, hatte sie noch in Confluentes eine Entscheidung gefällt, zu wem sie gehören wollte; Livianus oder ihm. Ihre Worte waren sehr einfach gewählt, sodass keine Missverständnisse aufkommen konnten. Maximian zweifelte aber dennoch, ob sie wirklich gesagt hatte, was er hörte, ob sie nicht vielleicht durch ihre Krankheit verwirrt war oder er am Ende noch träumte.


    Eine ganze Weile, nachdem Valeria verstummt war, hatte Maximian langsam den Kopf gesenkt. Unter den zartgliedrigen Frauenhänden hatte seine begonnen den Ring zu ertasten und sich langsam geöffnet, damit der kleine Gegenstand nicht länger im Verborgenen blieb. Der Ring lag in seiner einfache Machart in der kleinen Kuhle seiner Handfläche und reflektierte nur schwach das Licht der Kerze; einem Relikt vergangener Zeiten gleich, das von einer Staubschicht bedeckt wr und so nicht strahlen und glitzern konnte.
    Das, was er sich lange Zeit sehnlichst gewünscht hatte, hatte Valeria ihm gerade versprochen. Sie würde wieder zu ihm gehören, wenn er es zulassen würde. Maximian blinzelte verträumt und ließ den Ring umklappen, indem er den Daumen bewegte.
    Nun hatte er sich aber in den letzten Wochen damit abgefunden, dass es dazu nicht mehr kommen würde. Er hatte mit Valeria abgeschlossen, um sich selbst einen Gefallen zu tun und ihr die Antwort dafür zu geben, dass sie ihn hintergangen hatte. Er hatte ihr vielleicht sogar verziehen, damit seine Seele Ruhe hatte finden konnte.


    Jetzt ließ sie es ihm offen, ob es wieder so werden sollte, wie es einst gewesen war. Ob er das wollte, konnte man nicht als Frage bezeichnen. Aber ob er es konnte? Waren seine Bemühungen der letzten Tage nicht vielleicht doch nur einfache Dienste eines Freundes, eines Cousins?
    Die Finger der zweiten Hand nahmen den Ring und drehten ihn hin und her. Maximians Blick war nachdenklich und stets auf den kleinen Gegenstand gerichtet. Es wirkte fast, als würde er alles vergessen haben, das um ihn herum war.
    Da war der Kuss, der ganz bestimmt nicht wie der eines Cousins gemeint gewesen war, vor einigen Tagen in Confluentes. Es war dumm gewesen, das hatte er selbst gesagt. Erneut schloss er die Hand um den Ring, wobei er zu Valeria aufsah. Er suchte Blickkontakt und dann ihre Hand. Ein skeptischer Beobachter hätte denken können, er würde ihr das Schmuckstück zurückgeben wollen.


    "Was denkst du? Was möchte ich?" fragte Maximian, der so ernst dreinsah, wie er nur konnte.

    "Nein, so meinte ich das nicht" antwortete Maximian ohne Verzögerung. Valeria sollte ihn nicht falsch verstehen. Es wusste nicht genau warum, aber sich auszudrücken war ihm selten so schwer gefallen, wie in den letzten Tagen, da er wieder viel mehr Zeit mit Valeria verbrachte. Außerdem wusste er, dass es ihr sehr wohl etwas ausmachen würde. Wie es auch ihm etwas ausmachen würde, würde sie jetzt gehen.
    "Es ist mir nicht unangenehm" sprach er dann nach kurzem Zögern weiter. "Es ist nur so, dass ich gegenwärtig nicht mehr verstehe, was hier vorgeht. Aber ich genieße es. Es... fühlt sich gut an."


    Er fühlte sich vor allem ein wenig hilflos. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass Valeria das verstehen konnte. Wenn nicht sie, dann keiner, und deshalb war er ehrlich und verstellte sich nicht.
    Sodann verfolgte er Valerias Bewegungen, mit denen sie den Ring hervor holte. Sein Blick klebte sofort an dem kleinen Gegenstand, der einst das symbolisiert hatte, was sie verband. Dass sie ihn an einer Kette bei sich getragen hatte, seitdem er ihn ihr im Garten der Regia zurückgegeben hatte, war ihm nicht entgangen. Er hatte ihn ihr zurückgegeben, weil er für ihn seinen Wert verloren hatte, nachdem er von Valeria und Livianus erfahren hatte. Damals, nach der verherenden Reise nach Germanien, die zuerst von Valeria und erst viel später von Maximian angetreten worden war.
    Er verfolgte ihn, bis Valeria seine Hand um ihn schloss und seine Augen nur mehr auf ihre Finger sehen konnten. Dann sah er zu ihr auf, blinzelte als sie ihm ihre Frage stellte und kniff die Augenbrauen ein wenig zusammen.


    "Ich verstehe nicht recht. Livianus, er... ich nehme an, er wird nicht sonderlich erfreut sein, wenn er hiervon erfährt."
    Maximians Stimme hatte nun ganz anders geklungen. Ein wenig kälter, ein wenig trockener. Natürlich bezog er sich nicht direkt auf den Ring, denn er wusste nicht, ob Valeria Livianus aufgeklärt hatte, was es mit diesem einfachen Schmuckstück auf sich hatte.

    Ihrer Aufforderung leistete Maximian insofern Folge, dass er sie noch einen Moment nachdenklichst musterte, dann schmunzelte und mit den Fingern an seinem Kinn rumspielte.
    Also: Was ging ihm durch den Kopf? Das war eine Frage, die er sich selbst kaum ausreichend beantworten konnte. Seit ein paar Wochen war er wieder völlig durcheinander. Sein Leben hatte gerade begonnen wieder in geregelten Bahnen zu verlaufen, da war Magnus' Hochzeit gekommen und es hatte sich wieder alles gewendet. Maximians Lippenfanden allmählich wieder zurück in ihre Normalform, dann lehnte er sich vor und legte seine Hand auf die Valerias. Scheinbar gedankenverloren blinzelte er auf sie hinab, während sein Daumen über die weiche aber kühle Haut ihrer Finger strich. Dann lächelte er Valeria an und schnaufte dabei leise.


    "Die Götter müssen einen Sinn für Humor haben. Oder sie haben einen Hang zur Ironie, da bin ich mir noch nicht so sicher" sprach er genauso leise wie Valeria eben, deren blaue Augen im Licht der Kerze funkelten. Er wackelte kurz in seinem Stuhl herum, dann sah Maximian wieder ihre Hände an. Sein Daumen schien ein wenig nervös, still liegen konnte er jedenfalls nicht.
    "Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich solch eine Situation zwischen dir und mir nie wieder zulassen wollen. Es..." Erunterbrach sich, presste die Lippen aufeinander und schüttelte langsam den Kopf. "... war vorbei für mich. Ein für alle mal. Für immer. Und jetzt bist du wieder hier, ich meine, bei mir, und..."


    Wieder unterbrach sich Maximian, seufzte leise und sah Valeria dann wieder in die Augen. Es war kein gezwungener Blick, eher ein sanfter, sehr liebevoller Blick. Einer, der aussagte, dass der Widerstand schon längst in sich zusammengefallen war. Noch einmal drückte Maximian die Lippen aufeinander und schob damit das beiseite, was so in ihm vorging und das so komplett ohne Struktur war.
    "Du wolltest mir etwas erzählen?"

    Sie waren leise gegangen, sehr leise. Valerias leichte Schritte auf weicher Haut hatte man ohnehin nicht gehört und Maximian hatte sich in den vielen Nächten, in denen er durch das Domus geschlichen war, ein Geschick für beinahe lautloses Vorankommen entwickelt, das so manch einen vor Neid erblassen ließ. Nachdem sie sein Cubiculum erreicht hatten, steuerte Valeria direkt auf einen Korbsessel zu, über dessen Lehne Maximians Tunika vom Vortag lag. Nun ja, daran störte sie sich nicht, denn im nächsten Moment saß Valeria schon.
    Maximian schloss leise die Tür hinter ihnen. Eine Kerze sorgte für ein wenig Licht, sodass sie nicht blind waren und er die Amphore sicher auf einem dreifüßigen Tisch abstellen konnte, ohne das sie dabei verunfallte.


    Dann räusperte er sich und sah, wie Valeria zum Schutz vor der Kälte die Beine anzog. Nein, so konnte das nicht bleiben.
    "Komm her. Du kannst dich auf mein Lager legen. Es ist wärmer und gemütlicher als der Sessel. Mir scheint, du kannst beides gebrauchen."
    Sogleich war er bei ihr, als sie nach etwas zu trinken bat. Bevor er ihr das geben würde, half er ihr ins kuschelige Bettchen umzusiedeln, wo er sie anschließend sorgsam zudeckte. Wie ein liebender Vater vergewisserte er sich, dass es Valeria so gefiel, dann wollte er ihr etwas zu trinken geben. Dazu brauchte er... Einen Becher? Ein Glas? Ah, da stand ja eins. Es war zwar schon in Benutzung gewesen, aber er glaubte kaum, dass es Valeria stören würde.


    Mit dem gefüllten Glas ging er an sein Bett, reichte es Valeria und zog sich dann den Sessel heran. Das Möbel knarzte, als er sich hineinsetzte, und er seufzte, als er sich zurücklehnte. Anschließend betrachtete er schweigsam die Frau in seinem Bett, wie sie nicht ganz mühelos trank. Im matten Licht der kleinen Kerze sah sie nicht mehr so blass und auch nicht sonderlich mager aus. Sie schimmerte sanft. Maximians Lippen kräuselten sich kaum merklich, während er jede Kleinigkeit in sich aufsog und stillschweigend wartete, um nicht zu stören.

    An Maximians Blick änderte sich nicht großartig etwas. Er war ein wenig verwirrt, ein wenig verunsichert und nach wie vor besorgt. So beobachtete, wie Valeria leicht wankte und sich an den Kopf fasste. Inzwischen mussten ihre Füße auch wieder kalt geworden sein, denn sie stand ja immer noch barfuß da. Er zweifelte in dem Moment noch mehr daran, dass es eine gute Idee war den Umweg über sein Cubiculum zu gehen, aber kaum hatte er sich durchgerungen etwas zu sagen, schmiegte Valeria sich an ihn und er blinzelte auf ihren Kopf herab.


    Damit und der Aussage, sie hätte ihm noch etwas zu erzählen, stellte sie den Schalter bei ihm um. Das wichtigste war, Valeria kam an einen Ort, an dem es Wärmer war. Das konnte beispielsweise sein Cubiculum sein, denn dort würden sie niemnden stören und er hatte ein Bett, dass er Valeria überlassen konnte, während sie ihm erzählte, was es zu erzählen gab. Nun galt nur noch zu hoffen, dass es nicht nur ein Vorwand war, den sie da angeführt hatte.


    Maximian schlang den freien Arm um Valerias Hüfte und atmete ihren Duft ein, dann nickte er.
    "Na schön. Dann komm jetzt, es ist viel zu kalt hier unten."


    Und so gingen sie los. Maximian ließ seinen Arm um Valerias Hüfte gelegt, denn so war stützte er sie im Notfall nicht nur gleich, sondern vergrößerte die Distanz zwischen ihnen nur kaum mehrklich.

    Auch Maximian blinzelte, nachdem Valeria geendet hatte, weil er sie irgendwie nicht ganz verstehen konnte. Wie war das mit ihrem Zimmer? Und wie kam sie auf die fünf Jahre? Hä? Am Ende blieb ihm nur im Gedächtnis, dass Valeria ihn gebeten hatte ihr sein Zimmer zu zeigen. Gerade als in Maximian die gesunde Gegenwehr zu dieser Bitte aufkeimen wollte, setzte Valeria noch eins mit ihrem beinahe schon gewinselten "Büttööö" drauf.
    Dieser Schmollmund. Maximian hatte Valeria in der Vergangenheit immer schon nur unschwer Bitten abschlagen können, in jüngster Vergangenheit hatte er es gelernt, um sich selbst zu schützen, und jetzt fand er sich in einem Zwiespalt wieder, der ganz beträchtlich in die eine Richtung zu kippen drohte, nämlich pro Valerias Bitte, die ja mehr schon einem Gegenvorschlag für seinen eben gemachten glich.


    Natürlich musste der junge Mann an sich zweifeln, aber in Anbetracht der Umstände fand er die Idee, Valeria mit zu sich aufs Cubiculum zu nehmen (vorerst, er würde sie dann eh zurück zu ihr ins Zimmer bringen) nicht mal so schlecht.


    "Hältst du das für so eine gute Idee?" fragte er dennoch vorsichtig nach, Valeria prüfend musternd. Er war innerlich trotz allem sehr angespannt. Es war noch so vieles offen zwischen ihnen.

    Die Amphore mit dem Wasser im Arm haltend und Valeria ansehend, vernahm Maximian ihren Wunsch. Sie wollte viel lieber bei ihm bleiben. In den vergangenen Tagen hatte er die ein oder andere Stunde an ihrem Bett verbracht. Meistens hatte sie geschlafen und nicht einmal bemerkt, dass er da gewesen war, und war sie dann mal aufgewacht, war ihre Anwesenheit meist nur von kurzer Dauer gewesen oder jemand anderes hatte ihr einen Besuch abstatten wollen.


    "Ist das so?" fragte Maximian Valeria mit einem gespielt skeptischem Lächeln, das sogar ein wenig verriet, wie sehr auch er sich ein wenig Zweisamkeit mit Valeria wünschte. Dann überlegte er einen Moment vorgeblich angestrengt. Einschlafen konnte er eh nicht sofort, weil sein Körper nach mitternächtlichen Mahlzeiten arg mit der Verdauung beschäftigt war. Bedeutete, er wäre jetzt sowieso noch mit zu Valeria gegangen, damit er sich sicher sein konnte, die junge Ausflüglerin habe direkt den Weg ins Bett zurückgefunden.


    "Vorschlag: Ich werde noch mit auf dein Cubiculum kommen und bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist, hm? Und morgen komm ich dich ja sowieso wieder besuchen."