Valerias Worten folgend, sah Maximian sie nicht weniger ernst an, als sie das tat. Wie er erfuhr, hatte sie noch in Confluentes eine Entscheidung gefällt, zu wem sie gehören wollte; Livianus oder ihm. Ihre Worte waren sehr einfach gewählt, sodass keine Missverständnisse aufkommen konnten. Maximian zweifelte aber dennoch, ob sie wirklich gesagt hatte, was er hörte, ob sie nicht vielleicht durch ihre Krankheit verwirrt war oder er am Ende noch träumte.
Eine ganze Weile, nachdem Valeria verstummt war, hatte Maximian langsam den Kopf gesenkt. Unter den zartgliedrigen Frauenhänden hatte seine begonnen den Ring zu ertasten und sich langsam geöffnet, damit der kleine Gegenstand nicht länger im Verborgenen blieb. Der Ring lag in seiner einfache Machart in der kleinen Kuhle seiner Handfläche und reflektierte nur schwach das Licht der Kerze; einem Relikt vergangener Zeiten gleich, das von einer Staubschicht bedeckt wr und so nicht strahlen und glitzern konnte.
Das, was er sich lange Zeit sehnlichst gewünscht hatte, hatte Valeria ihm gerade versprochen. Sie würde wieder zu ihm gehören, wenn er es zulassen würde. Maximian blinzelte verträumt und ließ den Ring umklappen, indem er den Daumen bewegte.
Nun hatte er sich aber in den letzten Wochen damit abgefunden, dass es dazu nicht mehr kommen würde. Er hatte mit Valeria abgeschlossen, um sich selbst einen Gefallen zu tun und ihr die Antwort dafür zu geben, dass sie ihn hintergangen hatte. Er hatte ihr vielleicht sogar verziehen, damit seine Seele Ruhe hatte finden konnte.
Jetzt ließ sie es ihm offen, ob es wieder so werden sollte, wie es einst gewesen war. Ob er das wollte, konnte man nicht als Frage bezeichnen. Aber ob er es konnte? Waren seine Bemühungen der letzten Tage nicht vielleicht doch nur einfache Dienste eines Freundes, eines Cousins?
Die Finger der zweiten Hand nahmen den Ring und drehten ihn hin und her. Maximians Blick war nachdenklich und stets auf den kleinen Gegenstand gerichtet. Es wirkte fast, als würde er alles vergessen haben, das um ihn herum war.
Da war der Kuss, der ganz bestimmt nicht wie der eines Cousins gemeint gewesen war, vor einigen Tagen in Confluentes. Es war dumm gewesen, das hatte er selbst gesagt. Erneut schloss er die Hand um den Ring, wobei er zu Valeria aufsah. Er suchte Blickkontakt und dann ihre Hand. Ein skeptischer Beobachter hätte denken können, er würde ihr das Schmuckstück zurückgeben wollen.
"Was denkst du? Was möchte ich?" fragte Maximian, der so ernst dreinsah, wie er nur konnte.