Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Es war noch früh am Vormittag, als Maximian auf seinem Rappen und in Begleitung seines griechischen Sklaven am Tor des Castellums der Legio I eintraf. Seine Reitkleidung verriet, welcher Bevölkerungsschicht er angehörte, denn sie war trotz der Zweckmäßigeit fein und gepflegt.


    Er stieg ab und trat zu den wachhaltenten Soldaten. Er stand aufrecht da, hatte eine durchschnittliche Größe und war leibhaftig zum Manne gereift.


    "Salve!" grüßte er sie, sah von einem zum anderen und wandte sich an den, der sich am ehesten für ihn zuständig zu fühlen schien. "Mein Name ist Lucius Decimus Maximian, Sohn des ehrwürdigen Senators Decimus Meridius. Ich möchte wie er dem Kaiser dienen und mich am heutigen Tage zum Dienst für Rom melden."

    Genüsslich in einen roten, saftigen Apfel beißend, erreichte Maximian den Stall, in dem die zum Teil sehr prächtigen Pferde der Familie untergestellt waren. Die meisten der Tiere näherten sich den Stalltüren, um den Kopf über das Gatter zu heben und zu schauen, wer da kam. Eins der Pferde war angebunden und wandte ihm schnaubend den Kopf zu, kaum später sah ein Sklave unter dem geschwungenen Pferdehals hindurch, um es den Tieren gleich zu tun.


    Maximian schluckte den Bissen herunter und grüßte den Bediensteten mit einem knappen Kopfnicken, dann tätschelte er mit der freien Hand eine Pferdestirn.


    "Lahmt er noch?" fragte er. Der Schimmel, der seine leere Hand ableckte, doch aber nur den Apfel im Sinn hatte, stubste ihn an und schnaubte, als er damit nichts erreichte.


    "Nein, schon seit gestern nicht mehr, Herr. Er wird sich das Bein verknackst haben, aber nun scheint wieder alles in Ordnung zu sein." Der Sklave antwortete, ohne ihn dabei anzusehen.


    Maximian nickte zufrieden, biss noch einmal ab und gab dem Schimmel den Rest vom Apfel. "Ich denke, er hatte es nur eilig wieder in den Stall zu der rossigen Stute zu kommen." Dem Schimmel den Hals klopfend, grinste Maximian kurz und sah, dass der Sklave es erwiderte, aber nichts weiter antworte, und das Pferd, um das es ging, hob seinen dunklen Kopf und schüttelte den, um den Decima keines weiteren Blickes zu würdigen.
    Es war ein leises lachen zu hören, dann nahm Maximian ein Tuch und reinigte sich damit ein wenig die Hände vom Pferdesabber.


    "Also gut, dann spulen wir am Nachmittag das gewohnte Programm ab" bemerkte er und ging weiter seines Weges, wobei er das untertänige Nicken des Dieners aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm und wie dieser sich wieder an die Arbeit machte.

    Nun sah Maximian in den Spiegel und zwar so, dass er Valeria ansehen konnte, nachdem er sie erst einen Moment suchen musste. Dass sie sich mittlerweile gesetzt hatte, hatte er gar nicht bemerkt und so dauerte es einen Moment, bis er sie im Spiegel fand. Als er sie also endlich ansah, zog er eine Braue und frech grinsend einen Mundwinkel hoch.


    "Wieso? Hast du etwa neuerdings Orangenhaut an den Oberschenkeln?"


    War ihm gar nicht aufgefallen, dass er da fälschlicherweise das falsche Wort benutzt hatte. Machte aber nichts, dachte er, als ihm gerade Valerias Palla am Kopf traf und dann langsam an seinem Körper sich dabei entfaltend hinunterrutschte. Im Folgenden betrachtete der junge Mann also seinen Rücken im Spiegel, glättete den eigentlich nicht sonderlich verunfallten Stoff und warf der jungen Frau in seinem Sessel hin und wieder ein amüsant grimmigen Blick zu.
    Schließlich bückte er sich, um die gefallene Palla aufzuheben und wandte sich seiner Valeria mit einem Lächeln zu.


    "Nein, den Tieren geht es gut. Ich glaube auch nicht, dass der Schäfer mich in die Nähe der Herde gelassen hätte, hätte ich das Futter umstellen wollen. Er sieht mich immer so an, als würde er mir nicht vertrauen..." Maximian grinste, warf Valeria ihre Palla zurück und lehnte sich ein eine Kommode, setzen konnte er sich mit der Toga nicht, wenn er nicht wollte, dass das Kleidungsstück nach nicht einmal einer halben Stunde an seinem Körper schon ruiniert war.


    "Übrigens werde ich auch immer seekrank." Ungelogen. Deswegen hatte er es sich ja ganz schnell aus dem Kopf geschlagen zur Marine zu gehen. "Was hat der Aufenthalt in Rom gebracht?"

    Hm, der Kuss hatte ihm gefallen. Er folgte Valerias Blick, der vielsagend über die Falten seiner Toga huschte und ließ sich anschließend entwickeln. Während sie zu erzählen begann, stand er in seiner weinroten Tunika vor ihr, hatte zuerst die Hände im Nacken verschränkt und hatte irgendwie Mühe ihren Worten zu folgen, zumal sie ihm immer wieder in militärisch, knapper Art Anweisungen erteilte, die er ausführte und sich zu merken versuchte, wann welcher Arm hoch oder runter musste, wo der Stoff geknickt wurde, wann er sich einwickeln musste, und und und... Bis er schließlich vor ihr stand und wie eine der aus strohgefetigten Puppen beim Schneider gemustert wurde.


    "Was?" fragte er verwirrt und sah an sich hinunter. Die Toga saß - und zwar ziemlich perfekt. So einfach und schnell ging das? "Ich meine ja, das hatte ich. Kannst du das nochmal, diesmal aber bitte etwas langsamer machen? Ich hatte da eine ziemlich revolutionäre Idee, die ich bei deinen Schafen anwandte. Anstatt Heu und Hafer haben sie zwei Dutzend Tage lang nur Olivenkerne und Orangenhaut bekommen. Zuerst hatten sie Probleme beim Beißen und die Orangenhaut hat ihnen wohl auch nicht sonderlich geschmeckt, aber die Ersparnisse waren enorm, sodass ich den Bestand damit wieder auffüllen konnte, nachdem einige Schafe auf unerklärliche Weise tot umfielen" brabbelte er, wandte sich geschäftig dem Spiegel zu und betrachtete sich mit in die höhe gerecktem Kinn und typisch griechischer Pose.

    Maximian war gerade dabei sich die blütenweiße Toga zu richten, nachdem er sich eben umgezogen hatte. Er stand vor einem Spiegel und zupfte mal hier und mal da, war offensichtlich nicht ganz einverstanden, wollte aber nicht schon kleinbeigeben und seinen Leibsklaven Phiobs kommen lassen, dem er zuvor noch übermütig weggeschickt hatte, ankleiden könne er sich immer noch allein.


    Als die Tür sich öffnete, blickte er nur kurz in Erwartung eben jenes Sklaven in den Spiegel und wieder weg, wonach er mit der Hand an seine Schulter griff und den Stoff dort nochmal ein Stück weiter nach vorn zog. Er strich die Falten etwas glatt, verharrte einen Moment, runzelte die Stirn und sah erneut in den Spiegel. Der jemand, der darin immer größer wurde, redete einfach drauflos und als er sich langsam und mit ungläubigem Blick herumdrehte, schmiegte er sich auch schon an ihn.


    Nein, es war nicht Phiobs, es war "Valeria!", um die auch Maximian sofort die Arme schlang. Er sah immer noch ganz überrascht drein, war aber auf der Stelle hoch erfreut und drückte sie an sich. "Du mir auch", sagte er leise und schob sie sanft von sich fort, um sie einer raschen aber sehr fachmännischen Musterung zu unterwerfen. Ihm fiel natürlich sofort auf, dass der Ton ihrer Haut viel gesünder und ihr Körper leicht kräftiger geworden war. "Wie es scheint, hat dir das mildere Klima gut getan. Du hast zugenommen."
    Wie schmeichelhaft, dachte er bei sich und lächelte Valeria verliebt an. "Du bist wunderschön", sagte er dann, trat den kleinen Schritt wieder an Valeria heran und küsste sie ungestüm.

    Mit einem halb aufgegessenen Apfel in der Hand, hatte Maximian in der Regia das Postamt gesucht, da es an für sich nicht nötig war, dass er selbst losging. Aber da er gerne mal etwas Abwechlung hatte, war er gleich nach dem Morgenmahl losgezogen und hatte den Brief sowie den Apfel mitgenommen.


    Nun stand er vor dem Officum des Postzuständigen, klopfte und trat ein, um sich umzusehen. Die Erwartung, dass sich hier Schriftrollen noch und nöcher übereinander türmten, bestätigte sich nicht wirklich. Leise schloss er die Tür wieder und sah sich kauend um.


    "Salve. Ist da wer?" fragte er gut gelaunt und fröhlich klingend und hoffte, dass das Officum besetzt war und er nicht zu einem späteren Zeitpunkt wiederkehren müsse.


    Niemand. Also legte er den Brief sowie die Zahlungsmittel einfach hin und ging wieder.


    Sim-Off:

    Ist nun schon "verjährt".

    Eines späten abends saß Maximian an seinem kleinen Tisch, vor sich eine kleine Schriftrolle, ein Tintenfass und eine Feder zur Hand und machte sich daran, einen Brief zu verfassen. Das ging bei ihm noch nicht so schnell, er schrieb immer sehr genau und möglichst ordentlich, sodass er sich eine ganze Zeit beschäftigt sah. Dieser Brief sollte nach Rom gehen.


    Als er ihn fertig geschrieben hatte, las er ihn nochmals und stellte fest, dass er den Brief so lassen konnte. Er versiegelte ihn, legte ihn zur Seite und brachte ihm nach dem Aufstehen am nächsten Tag zum Postamt.





    An: Decima Valeria, Roma
    Von: Lucius Decimus Maximian, Mogontiacum



    Salve Valeria,


    nachdem ich jeden Tag auf deine Ankunft in Mogontiacum warte, sich aber Tag für Tag nichts tut, mache ich mir so langsam Sorgen. Geht es dir gut? Bist du heil in Rom angekommen? Hast du deine Angelegenheiten klären können?


    Nun ist das Frühjahr schon bald da und ich hoffe, dass du recht bald mit den milden Winden hergeweht wirst. Wenn du nicht allein reisen magst, schicke mir einen Boten, dann werde ich dich auch abholen.


    Dein dich liebender Cousin
    Maximian

    Mit dieser Antwort verwirrte Ermanagelt nun seinerseits den Decimus, er mit solch einer Antwort gar nicht gerechnet hatte. Doch auch diese Verwirrung löste sich schnell in Luft auf, sodass Maximian irgendwann nur noch um einiges Schlauer und ziemlich lustig dreinschauend nickte, bis er Zeuge dieser Verwandlung eines Menschen in ein Monster wure. Mit großen Augen sah er in den beängstigend großen Mund und hinterher geradezu verstört zu Valeria, die sich da scheinbar vor Lachen gar nicht mehr einkriegen konnte. Maximian schüttelte grinsend den Kopf und sah das schlimmste erwartend zu Ermanangelt zurück, doch dessen Gesicht hatte sich wieder zusammen gefunden. Besser war es so.


    Sein Blick folgte dem Schäfer zu den Schafen zurück, die seinen Worten zur Folge ganz genau wussten, wie sie der Kälte strotzen konnten. Mit gerunzelter Stirn sah Maximian Valeria an und dann zurück zum Hühnen neben ihm. Man, da musste er doch tatsächlich zu ihm aufsehen.


    "Sind sie das?" fragte Maximian amüsiert nach, erwartete aber keine Antwort. "Dabei sieht doch das eine Schaf wie das nächste aus." Er schürzte die Oberlippe, ließ einen Moment Ruhe walten und zuckte dann mit dem Kopf. Seine Miene war herrlich, er musste sich das Grinsen schwerstens verkneifen. Er ließ den Blick in Richtung Valeria über die Herde schweifen, die blökend zu ihnen sah.
    "Bis auf das eine Schaf. Es ist ein wenig größer, hab ich recht? Und es ist dunkler. Hm, also das könnte sicher für ein wenig Abwechslung sorgen."


    Jetzt sah er Valeria an und grinste beinahe, zuckte, weil er glucksen musste, tat das aber lautlos und war darauf vorbereitet in Windeseile in Deckung springen zu müssen.

    Nachdem er also die dummen Schafe zur Seite gedrängt und den Topf erreicht hatte, wurde er aufgeklärt, dass es sich bei dem Inhalt um Suppe handelte. Maximian nickte, grinste und räusperte sich dann. Suppe - natürlich. Was auch sonst?


    Erstaunt war Maximian, als Valeria den Namen des Germanen ausgesprochen hatte. Jede Wette: Würde er es auch nur versuchen wollen, würde seine Zunge sich dabei verknoten. Bereits jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob er ihn überhaupt richtig in Erinnerung hatte. Machte aber nichts, dachte sich Maximian, und sah den anderen mit leicht gerunzelter Stirn an, wobei die Mundwinkel unentwegt in einem kleinen Grinsen lustig nach oben deuteten. Das aber nicht wegen dem Namen, sondern wegen Valeria, die sich tatsächlich geärgert gefühlt hatte, ihm war es nicht entgangen. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und sah sich dann um.


    "Und.... Erma.... Schäfer, wie benehmen sich die Schafe heute? Sehen ein bisschen verfroren aus. Obwohl... bei solch einem dicken Fell dürfte es ihnen ja nicht mehr allzu kalt sein." Er sah Valeria an. Ihm saß der Schalk im Nacken, das war nicht zu übersehen.
    "Hm, gute Freundin?"

    Maximian gluckste vergnügt und leise, dann ritt er auch schweigsam.


    Nach Valeria glitt er vom Rücken seines Pferdes und behielt die Zügel in der Hand, während er sich umsah. Er sah eine Schafherde, einen Mann an einem Feuer und eine Hütte. Spannend. Mit gerunzelter Stirn wandte der junge Mann sich der jungen Frau zu und nickte dabei leicht.
    "Beeinruckend" sagte er dann in viel zu ernstem Ton und mit viel zu übertrieben beindruckter Miene, um Valeria zu ärgern. "Was macht er da?" Als er sich dem Mann am Feuer zuwandte, grinste er einen kleinen Moment vor sich hin, dann ging er an das Feuer und den Topf heran.
    "Salve. Was kochst du da?" fragte er diesen und linste in das Gefäß hinein, das warmen, weißen Dampf in den Himmel spieh. Unvermittelt hielt er seine Hände darüber.

    Zuerst sah er ertappt auf, aber dann grinste er breit und sah demonstrativ wieder auf Valerias stämmigen Schenkel.
    "Eine Ausnahme von dieser Regel stellen Söhne von Statthaltern, Senatoren und Legaten dar. Wusstest du das noch nicht, Pelzkügelchen?", lautete seine freche Antwort, mit der er gleich wieder aufsah und zwar direkt in Valerias Augen. Amüsiert gluckste er leise, dann richtete er den Blick wieder nach vorn, wo sich eine weiße Decke über den Feldern vor ihnen ausbreitete. Maximian atmete die kalte, frische Luft tief ein und sah seinem Atem nach, der in kleinen Wolken gen Himmel stieg.

    Zitat

    Original von Duccia Verina
    Svenja begann mit den ersten Strichen und war kurz darauf auch schon in ihrer eigenen Welt gefangen. Sie schaltete dann immer ab und ließ nur die wichtigen Dinge zu sich durch. Aber wenn er redete hörte sie ihn natürlich und würde ihm auch so weit es möglich war antworten. Germanien? Es ist einfach frei. Schwer zu beschreiben. Wir leben in kleinen Döfern zusammen und haben nicht die ganzen Sachen die es hier gibt. Unsere Häuser sind einfach aber zweckmäßig. Es ist schön in solchen Gruppen zu leben, denn wir sind eine richtige Gemeinschaft, aber es gibt nicht mehr wirklich viele da draussen. Sie wurden durch die Römner ziemlich zersteut. Sie plapperte mal wieder viel zu viel und musste dann lachen. Hmmm mal überlegen, ich würde sagen den Duumvir aber der gehört ja zur Familie grinste sie.


    Er versuchte es sich vorzustellen. Er sah lustige kleine Häuschen, nur ein paar von ihnen an Stellen, die man als Römer nicht so schnell gefunden hätte, und Menschen, die eine seltsame, kehlige Sprache sprachen und ein Leben führten , das an keinen römischen oder griechischen Standart heranreichte. Gemeinschaft, hörte er sie sagen. Freiheit. Ob die Menschen, die freien Germanen meinte er, auch so viel redeten wie Svenja?
    Maximian schmunzelte, fand er es doch keinesfalls unangenehm, dass sie ausführlich auf seine Fragen antwortete. Anersrum hätte er ihr wenig über die Römer erzählen können, sie kannte sicherlich schon alles.
    "Nun, dann erscheint der Name des Sohnes desStatthalters weit oben auf der Liste" scherzte er und ließ die Gedanken um die Germanen kreisen.

    Auf seinem Schimmel schmunzelte Maximian milde vor sich hin, schwenkte den Blick über die Felder und fragte sich, was sich denn schon gehörte, was Valeria so machte. Oder er. Im ersten Moment fielen ihm nur Dinge ein, die definitiv nicht in diese Kategorie passten, erst dann auch das ein oder andere, das versuchte die Waage wieder herzustellen.
    Er antwortete ihr nichts, wie er es sich angewöhnt hatte, wenn es keiner Antwort bedurfte. Erst der fragende Tonfall ihrer Stimme ließ seinen Blick über die rechte Schulter hinweg zu ihr wandern.


    "Colonia, stimmt ja. Das hatte ich schon ganz vergessen" gab er offen zu. Valeria hatte ihrem Amt nachzukommen und da es ihr stetig besser ging, würde sie irgendwann auch wieder stark genug sein, um die Reise nach Colonia und die Arbeit wieder aufzunehmen. Er runzelte die Stirn.


    "Ja, bitte ihn darum. Wenn sie seinem Gesuch nicht nachkommen, dann wohl auch keinem anderen. Ich verstehe ohnehin nicht, warum sie einer Dienerin der Götter nicht den Gefallen tun, bei ihrer Familie leben zu können."
    Hätte Valeria einen Ehemann, wäre das Ganze sicherlich kein Ding großer Überlegungen gewesen. Maximian senkte den Blick und sah also jetzt auf Valerias Oberschenkel, der beinahe den Umfang eines stattlichen Stammes angenommen hatte.

    Sein Gesicht war bekannt wie das eines bunten Hundes, obwohl er nichts dazu getan hatte. Naja, es hatte auch so seine Vorteile, wie eben jetzt, wenn andere Leute lange warten mussten, um aus Mogontiaum heraus zu kommen. Valeria und Maximian wurden von den Wachen beinahe sofort durchgeschleust; etwas, das er mittlerweile mit einer Selvstverständlichkeit hinnahm, die zu seinem restlichen Lebensstandart passte.
    Er nickte den Soldaten zu und führte sein Pferd hinter Valeria hinaus, wo sie gleich an die Seite der Via trat, um sich auf den Rücken des Reittieres zu schwingen. Maximian hatte ihr helfend zur Hand gehen wollen und war überrascht, mit welcher Leichtigkeit sie aufgesessen hatte. Erfreut darüber überprüfte er noch einmal die Gurte der Pferde und sah gerade zu Valeria auf, als sie frohen Mutes und voller Tatendrang den Tag pries. Er schmunzelte und trat zur Seite, damit er ebenfalls aufsitzen konnte.


    "Dann sorg auch dafür, dass er schön bleib und reite vorsichtig. Wir haben Zeit und müssen uns nicht hetzen, hörst du?" mahnte Maximian seine kugelige Bärenzottel mit liebevollem sorgendem Blick, denn dass, was zu vermeiden galt, war ein Unfall, der Valeria dorthin zurück brachte, woraus sie sich gerade erst befreien konnte: Das Krankenlager. Er nickte aufmunternd und hoffte, dass Valeria nicht übermütig wurde bei all der Freude.
    "Also gut, los geht's."


    Kaum hatte er es ausgesprochen, machte Valerias Stute einen Satz, der Maximian die Luft anhalten ließ. Aber Valeria schien alles unter Kontrolle zu haben, also schüttelte er nur den Kopf und gab dem Schimmel ein Zeichen, woraufhin dieser sich würdevoll und mit bemerkenswerter Beherrschung neben Valerias Stute setzte.

    Mit klingenden Hufen auf dem steinigen, von einer dünnen Schicht Schnee belegten Weg, führte Maximian sein Pferd von den Stallungen heraus vor die Regia, wo Valeria auf ihn wartete. In Gedanken ging er die Liste durch, die er sich vor diesem Ausflug im Kopf erstellt hatte, damit er auch ja nichts vergaß. Er hatte alle informiert, dass sie bald zurück sein würden. Sie wussten, wo es hin ging und welche Wege sie nehmen würden, damit im Notfall alles schnell gehen konnte. Mit Mattiacus hatte er ebenfalls gesprochen, Anweisungen bekommen, Tipps erhalten.
    Es konnte also gar nichts schief gehen. Maximian nickte zufrieden, als gerade Valeria in Sicht kam, die neben der schwarzen, schlanken Stute ungelogen wie ein Ball wirkte. Er lächelte, als er sie erreichte und den Schimmel an seiner Seite anhalten ließ.


    "So siehst du auch aus", meinte er und sah an ihr herunter, dabei kurz die Stirn runzelnd. Als er sie wieder ansah, grinste er schelmisch."Naja, wohl eher wie eine zottelige Braunbärin. Kannst du dich überhauot noch bewegen? Na los, gib mir eine Vorführung, Zottelchen."


    Er lachte fröhlich, dann gab Valeria ihm die Anweisung ihr zu folgen, wenn er den Ausblick auf ihr bäriges Hinterteil nicht in der Ferne verlieren wollte. Natürlich hatte der junge Mann da nichts anderes eiliger, als an ihr dran zu bleiben und so verließen die den Schutz der Mauern Mogontiacums - hintereinander. ;)

    Früh am Morgen darauf erwachte Maximian, weil er im Traum einen Abgrund hinunter gestürzt war. Der war tief gewesen und der Aufprall unten hatte ihn zermatscht. Er konnte sogar spüren, wie sich der Zustand des Fleckseins anfühlte. Es war kalt, es tat überall weh (vor allem in der Nase) und es roch... es roch eigentlich nach nichts. Das alles war aber so gegenwertig, dass es einen wach machte. Das Herz klopfte sogar schneller.


    Also räkelte Maximian sich träge und bemerkte, dass er auf dem Bauch lag, als er den Kopf drehte, mit der Nase an etwas langschabte und schließlich den Oberkörper anheben konnte. Dann blinzelte er träge und sah unscharf die kleine Kommode direkt vor sich und als er den Kopf etwas drehte, seine Lagerstatt gleich neben sich. Hm. Er runzelte die Stirn, während er da wie ein Baby lag, das noch nicht krabbeln konnte, und schmatzte sogar dementsprechend. Es hätte nur noch gefehlt, dass er angefangen hätte zu weinen, als es ihm langsam dämmerte, dass er aus dem Bett gefallen war.


    Er war aus dem Bett gefallen. Warum war er aus dem Bett gefallen? Verdattert kämpfte er sich vom Boden hoch, rieb sich die angestoßene Nase und erkannte dann den Grund für seinen morgendlichen Unfall. Da lag eine bildhübsche Blondine in seinem Bett - und zwar quer. Viel Platz hatte sie ihm damit nicht gelassen, war ja klar, dass er früher oder später hatte abstürzen müssen.
    Gähnend kratzte Maximian sich am Hinterkopf, während er sich behutsam auf die Kante setzte und den Kopf in beide Hände stürzte.


    So saß er da. Er ließ ein paar ruhige Minuten verstreichen, sah aus den Augenwinkeln mehrmals zu Val und schmunzelte schlussendlich leicht, als er sich erhob und zur Wasserschale ging, um sich die Müdigkeit aus dem Gesicht zu waschen und mit den nassen Händen durchs kurze Kopfhaar zu fahren, wodurch sich dieses aufrichtete. Um sich den Oberkörper zu waschen, schlüpfte er zur Hälfte aus der olivfarbenen Tunica, die er gern zur Nacht trug. Kaltes Wasser auf warmer Haut und dazu die frische Luft. Maximian merkte, wie sich die müden Muskeln anspannten und trocknete sich dann mit einem Tuch, das er im Knäuel zurück neben die Schüssel legte.
    Wieder flog der Blick zu Valeria, bevor er zum dreifüßigen Tischchen gegangen war, auf dem eine frische, warme Tunica und ein noch wärmes, dunkelblaues Pallium bereitgelegt waren. Mit dem Rücken zum Bett machte Max sich daran, die eine gegen die andere Tunica zu vertauschen.

    Sie würde sich am Morgen nicht daran erinnern, dass sie gesagt hatte, sie würde ihm zur Liebe etwas essen. Maximian wusste das, sagte aber nichts weiter, sondern sah Valeria mit leicht sorgenvoller und doch friedlicher Miene zu, wie sie ins Reich des Schlafes abdriftete. Dann war sie dort angekommen und kam nicht mehr zurück. Er sah ihr eine ganze Weile dabei zu, sich fragend, wie das alles sein konnte, und beendete die trägen Gedanken mit einem Gähnen.


    Tja, da lag sie nun bei ihm im Bett. Mal davon abgesehen, dass ihm bereits jetzt der Rücken wehtat und er so keinesfalls liegen bleiben konnte, würde es Ärger geben, wenn man Valeria am Morgen nicht in ihrem Bett vorfand. Er würde sie wecken müssen und auf ihr Cubiculum bringen, bevor die Sklavin erwachte.... und natürlich auch alle anderen.


    Aber noch nicht. Es war mitten in der Nacht und alles schlief. Keiner würde Notiz davon nehmen, dass Valeria nicht dort war, wo sie hingehörte.
    Maximian nahm sachte Valeris Kopf, hielt den hoch und rutschte herunter. Auf seinem Bauch legte er den Kopf wieder ab, wonach er sich erstmal fuchtelnd aus ihrem Haar befreien musste, dann deckte er sie nochmalst sorgfältig zu und befeuchtete die Fingerspitzen, um die Kerze auszudrücken. Es wurde dunkel im Zimmer und bis sich seine Augen umgewöhnt hatte, sah Maximian an die Decke. Aber dann, als die Umrisse Valerias Kopfes erkennbar wurden, strich Max ihr nochmal über die Wange und nahm ihre Hand in seine.


    So ging er ihr nach ins Reich des Schlafes, in dem er wohl ein Förster war...

    Haja, wenn sie sagte, er lag perfekt da, dann blieb er natürlich so liegen und nippte am Wein, den sie ihm gebracht hatte, während er ihre eingehende Musterung über sich ergehen ließ ohne dabei rot anzulaufen. Aber er schmunzelte fragend kurz bevor sie schließlich den ersten Pinselstrich tat... oder mit was sie da malte.
    Er entspannte sich - und wie er das tat. Draußen war es windig und kühl, aber hier drinnen war es angenehm warm, es roch nach Farbe und noch dazu hatte er etwas, das er sich zwischen die Kauleisten schieben konnte, während eine hübsche Frau ihr ein wenig vom Leben erzählte.


    "Wie ist es dort - im freien Germanien?" fragte Maximian neugierig nach. "Und hat euch schonmal ein bedeutender Mensch zum Modell gestanden?"