lief ein Schiff im Hafen von Seleucia Pieriae ein. Es wurde auf See immer stürmiger. Wie lange der Cursus Publicus noch Schiffer fand, die dieses stark steigende Risiko auf sich nahmen, war ungewiss. Eine Kiste Briefe fand allerdings heuer seinen Weg. Zumindest bis zur letzten Station im römischen Reich. Von dort ging es über noch bedenklichere Wege weiter bis zum jetzigen Liegeplatz der Legionen...
Ad Tiberius Iulius Numerianuns
Legio I Traiana Pia Fidelis
Parthia
Salve Numerianuns!
In der Tat hat es mich sehr gewundert einen Brief von dir zu erhalten. Doch es hat mich auch sehr gefreut von einem Iulier aus dem fernen Parthia einen Brief zu erhalten. Mit Freude und Erleichterung habe ich gelesen, dass ihr alle die Schlacht unbeschadet überstanden habt.
Doch beantworte mir bitte eine Frage: Dient mein Onkel, Marcus Iulius Licinus bei der ersten?
Vale bene,
Tiberius Iulius Drusus
An:
Lucius Artorius Avitus
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Legio I Traiana
Poststube der Legio I (Marschlager)
Von:
Servius Artorius Reatinus
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Germania
Mogontiacum
Legio II Germanica
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Salve Vetter,
schon lang ist´s her, als ich dir einige Worte aus Germanien schrieb. Nun habe ich endlich die Zeit dafür gefunden und will meine Zeilen weise nutzen, denn ich schreibe unter anderem auch eines besonderen Anlasses wegen.
Zuerst möchte ich von dir wissen, wie es dir geht. Lebst du noch? Wie geht es dir bei dem Feldzug gegen Parthien? Ich hoffe, dass du die vielen Kämpfe dort unten unbeschadet überstehst, doch da bin ich mir sicher. Schließlich bist du doch Soldat Roms. Dich kriegt man nicht so schnell klein. Es ist schon eine Weile her, als ich das letzte Mal von dir gelesen habe, weshalb ich mich über einige erleichternde Worte von dir freuen würde, Cousin. Lass dich nicht von diesen parthischen Bastarden...
Vielleicht hast du es über die Acta oder so schon erfahren. Ich bin meinerseits zum Centurio befördert worden, und mein vorheriger Centurio, Petronius Crispus zum Primus Pilus. Ich habe das Kommando über unsere Centuria geerbt und freue mich sehr, so weit gekommen zu sein. Es ist mir eine sehr große Ehre, einen solch wichtigen Posten ausüben zu dürfen. Im Laufe meiner Karriere wird aber sicher so Einiges auf mich warten - hoffe ich zumindest.
Doch kommen wir nun zum wichtigsten Teil dieses Schreibens. Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herum schreiben und sofort direkt zur Sache kommen: Ich war bei unserer letzten Stabsbesprechung dabei und habe in Erfahrung gebracht, dass unser Preafectus Castrorum mit einer schweren Krankheit auf der Pritsche liegt - ob er überlebt oder noch zu retten ist, ist ungewiss, doch es soll schlecht um den Mann stehen.
So kommt es, dass wir einen potenziellen Nachfolger suchen. In der Besprechung ist dein Name mehrfach gefallen, und so habe ich den Befehl, dich als meinen Verwandten an zu schreiben. Willst du im Falle eines frühzeitigen Ablebens in die Fußstapfen unseres Preafecten treten? Dieses Angebot mag verbindlich sein, weil es nicht sicher ist, ob unser amtierenden Preafect durchkommt. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn du so schnell wie möglich schreibst, damit ich unserem Legaten etwas zu erzählen habe.
Ich freue mich schon auf deine Antwort und das Wissen, wie es dir so ergangen ist. Mars mit dir, Vetter! [strike]Und zeig´s diesen Hunden in Parthien![/strike]
Servius Artorius Reatinus
An:
Tiberius Artorius Imperiosus
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Provincia Syria/ Parthia
Feldlager der Legio I
Poststube
Von:
Servius Artorius Reatinus
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Provincia Germania
Mogontiacum
Castellum der Legio II
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Sie gegrüßt, mein Bruder,
dein letzter Brief kam natürlich unbeschadet bei mir an, so dass ich mich deiner Zeilen sehr erfreuen konnte. Es war schon eine Weile her, als wir letztes Mal von uns lasen, weshalb doch langsam der richtige Zeitpunkt wäre, weiter zu machen, oder nicht?
Hier in Germanien gibt es schon wieder sehr viel Neues zu berichten. Ich wurde mit einem großen Appell zum Centurio befördert und mein letzter Centurio, Petronius Crispus, amtiert jetzt als Primus Pilus. Wir sind hier nach wie vor in einem recht guten Zustand, und mich freut es sehr, dass ich einen solch glanzvollen, ruhmreichen Posten ausüben darf. Es war ein großer Schritt in meinem Leben, und hoffentlich geht es weiter... wer weiß?
Doch genug von mir, Bruder. Wie geht es dir? Ich hoffe, dir geht es gut, du wirst wenn du mein Schreiben liest sicher schon einige Kämpfe gegen diese parthischen Hunde Parther überstanden haben. Ich weiß auch, was Krieg ist und welche Strapazen du dulden musst. Doch ich wünsche dir auf deinem Weg viel Glück und den Segen der Götter. Auf dass du wieder gesund und munter nach Italien zurück kehrst und auch deine wohlverdiente Beförderung erhälst.
In diesem Sinn, carpe diem, Bruder. Lass mich von dir lesen!
Servius Artorius Reatinus