Beiträge von Tiberia Livia

    "Pentesilea? Nein... Ist das eine Sklavin?"


    Livia schüttelt den Kopf. Sie erinnert sich so gut wie nie an die Namen irgendwelcher Sklaven.


    "Im Moment verfügen wir leider nicht über einen Sklaven, der mit solchen Fähigkeiten ausgestattet wäre. Wir werden uns im Zweifel noch einen zulegen müssen."

    "In diesem Hause gibt es leider keine harten Pritschen. Ihr werdet mit den weichen Lagern vorlieb nehmen müssen, welche euch hier zur Verfügung stehen."


    Livia lächelt freundlich, aber bestimmt. Eine Zurückweisung dieser Gastfreundschaft würde sie als Beleidigung auffassen. In dem Moment kommen einige Sklaven herein und servieren auf mehreren Platten ansehnlich angerichtet eine kleine Mahlzeit. Es gibt frisches Brot, Oliven, ein wenig eingelegtes Obst und auch etwas Käse.


    "Greift zu. Ja... Die Verlobung..."


    Ein Schatten legt sich über Livias Miene und sie sieht Vitamalacus fragend an.


    "Bist du genauer über deren Umstände informiert? Ich bin nicht darüber erfreut, dass ich von diesem Ereignis erst vor wenigen Tagen erfahren habe. Zudem erfuhr ich es aus einer Einladung zu den Feierlichkeiten, welche noch nicht einmal von Claudia selbst unterzeichnet war. Kannst du mir vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat?"

    Mit Verwunderung nimmt Livia den Befehlston zwischen Vater und Sohn zur Kenntnis. Sie kommentiert es jedoch nicht und nimmt wieder in ihrem Korbsessel Platz.


    "Wahrlich, es ist viel passiert. Keine Sorge. Sofern es sich nicht um einen besonderen Anlass handelt, bevorzuge ich selbst ebenfalls eher einfachere Speisen."


    Lächelnd sieht sie von einem zum anderen.


    "Die Sklaven werden euch selbstverständlich angemessene Zimmer herrichten. Was führt euch in die ewige Stadt?"

    Livia schmunzelt leicht. Sie erinnert sich an ihre letzte Begegnung und Anerkennung liegt in ihrem Blick, als sie die beiden ansieht.


    "Es ist auch schön, dich wieder zu sehen. Du hast dich verändert..."


    Lächelnd fällt ihr Blick auf seinen Sohn, von dem er ihr bereits im Brief mitgeteilt hat.


    "Es freut mich dich kennen zu lernen."


    Dann deutet sie auf zwei freie Klinen.


    "Nehmt doch Platz. Seid ihr hungrig? Die Sklaven werden mir gleich eine kleine Mahlzeit servieren und es würde mich freuen, wenn ihr mir dabei Gesellschaft leistet. Mit vollem Magen redet es sich gleich viel besser."

    Verwundert mustert der Sklave die beiden ein weiteres Mal. Dann nickt er eilig.


    "Verwandtschaft? Sehr wohl. Der Herrin wird gerade eine Mahlzeit im Triclinium vorbereitet. Folgt mir bitte..."


    Er schickt sich an die beiden in die Villa zu geleiten, während ein weiterer Sklave voraneilt, um Livia zu informieren.

    Livia runzelt unmerklich die Stirn und überlegt sofort, welchem Sklaven sie die Betreuung des Kindes anvertrauen kann. Angesichts von Flaccus ungewohntem Enthusiasmus rechnet sie sich bereits aus, dass er sich vornehmlich darum kümmern wird. Also lächelt sie leicht und nickt.


    "Wir werden sicher eine gute Lösung finden. Wird sie ein eigenes Kindermädchen oder dergleichen mit sich bringen?"

    "Tatsächlich? Das ist sehr gut. Ich freue mich, dass du so schnell eine so gute Stelle gefunden hast. Ist der Comes ein umgänglicher Mann und guter Vorgesetzter? Ich kenne ihn garnicht. Der Name des Aureliers ist mir natürlich geläufig. Er besuchte diese Villa vor kurzer Zeit. Um was für eine Nachricht handelt es sich?"

    Lange brennt das Feuer und das Licht der Flammen erhellt die Gesichter der Umstehenden. Die Klagen der Praeficae erheben sich erneut und auch das Trauergefolge fällt mit ein. Livia tritt wieder zu Hungaricus und legt ihm sanft die Hand auf den Arm.


    Erst als das Feuer ganz heruntergebrannt ist, treten wieder einige Helfer des Priesters hinzu und löschen die Asche mit Wein. Die ausgeglühten Gebeine werden eingesammelt und samt Asche in eine Urne gelegt. Es handelt sich um ein kostbares Exemplar aus feinster Keramik. Zusätzlich legt der Priester noch die Totenmünze und ein kleines Salbfläschchen dazu, bevor das Gefäß endgültig geschlossen wird. Dann setzt sich der Zug fort zu einem kleinen, vorbereiteten Erdgrab. Ein schlichter Grabstein ist schon vorbereitet und feierlich wird die Urne dort bestattet.


    Dann wendet der Priester sich wieder den Trauernden zu und beginnt mit der obligatorischen Reinigungszeremonie. Aus einem kleinen Eimer besprengt er die Menschen mit geweihtem Wasser und schließt damit das eigentliche Begräbnis ab. Um das Grab zu weihen, führen einige Helfer nun ein Schwein herbei und opfern es in einer feierlichen Zeremonie. Anschließend muss auch ein Widder in einem weiteren Opfer an die Laren sein Leben lassen. Das Fleisch der Tiere wird beiseite geschafft und für das folgende Leichenmahl zubereitet.

    Livia hat sich gerade für ein paar Minuten hingelegt und die Augen geschlossen. Ihre Gedanken schweifen um die kommende Ausgabe der Acta und den Termin ihrer künftigen Hochzeit. Ein Klopfen reißt sie aus diesen Gedanken. Sie blinzelt kurz und setzt sich dann auf. Ganz automatisch richtet sie kurz Kleid und Haar, bevor sie den Klopfenden hereinbittet.


    "Ja, bitte?"

    Auch Livia tritt ein letztes Mal an den aufgebahrten Bruder ihres Verlobten heran. Nachdenklich betrachtet sie den leblosen Körper und nimmt nach einem kurzen Gebet auch selbst eine kleine Opfergabe hervor. Es handelt sich um eine kleine Phiole mit einer wohlriechenden Essenz. Das kostbare Gefäß besitzt wunderbar geschwungene, einer Blüte gleichende Formen und ist aus feinstem bunten Glas hergestellt. Anschließend wendet Livia sich nachdenklich ab und stellt sich wieder neben ihren Verlobten.


    Der Priester begibt sich wieder zum Scheiterhaufen. Leises Flötenspiel erhebt sich und begleitet seine murmelnden Gebete. Er schließt dem Leichnam die Augen und geht dann wieder beiseite. Fackeln werden entzündet und an Lucianus und Hungaricus übergeben. Diese dürfen nun mit abgewandten Gesichtern den Holzstapel in Brand setzen.

    Als alle Trauergäste eingetroffen sind, treten die bestellten Vispillones zur Lectus Funebris und heben den aufgebahrten Leichnam auf eine Bahre. Diese heben sie vorsichtig empor und setzen sich damit an die Spitze des Trauerzuges aus der Casa Vinicia hinaus. Gemessenen Schrittes folgen auch die Freunde und Verwandten des Toten und gehen so gemeinsam durch die Straßen der Stadt zum Bestattungsort außerhalb der Stadtmauern.


    Livia, die sich bislang eher abseits gehalten hat, gesellt sich nun zu ihrem Verlobten und begleitet ihn in angemessenem Abstand. Stets behält sie dabei das Personal des Libitinarius im Auge und überwacht den ordnungsgemäßen Ablauf der Bestattung.