Beiträge von Vibius Valerius Victor

    Auch Victor tritt vor, gespannt was nun kommt. Waren sie schon durchgefallen, noch bevor es überhaupt richtig begonnen hatte? Wer weiß, was in dem Schreiben über sie stand, das der Decurio so ausführlich studiert hatte.


    Er versteifte sich ein wenig und versuchte, ein neutrales Gesicht zu wahren.

    Victor war viel zu verwirrt gewesen um zu grinsen. Dieses Hin- und Hergerenne, so anscheinend planlos und doch irgendwie mit System. Denn immerhin standen nun alle Soldaten in einer Ordnung.
    Als er jedoch die Worte des Decurio vernahm, verschwand sogar das nicht vorhandene Grinsen.


    'Naja,' dachte er sich dann jedoch 'Um so besser wirds hinterher.'

    Auch Victor rennt hinüber zum Hauptplatz und stellt sich stramm neben Severus.
    Eigentlich will er ihm etwas zuflüstern, aber die ernste Stimmung lässt ihn doch zögern. So bleibt er nur still neben seinem Kumpel stehen und schaut den Decurio an.

    "Naja, wahrscheinlich würden die hier eh nur im Weg stehen. Und wenns dann ins Feld geht, heulen sie wieder rum. Is doch immer so. Da ist es besser, wenn uns nicht immer die selben Mädels folgen."
    "Mehr Abwechslung für uns."


    Sie grinsen in sich hinein und Victor nimmt seine Rüstung zur Hand und fängt an sie zu reinigen.
    "Was meinste, wie die erst auf uns fliegen, wenn wir erstmal Decurio sind und mit unseren geilen Streitwägen vorfahren. Wir werden uns nicht vor Weibern retten können!"


    Severus holt sein Pugio hervor und betrachtet es erstmals eingehend. "Bisschen klein, um damit die Barbaren abzuschlachten, was?"
    "Da muss einer schon ganz schön nah ran sein. Aber wenn du erstmal dein Gladius verloren hast, bist du auch über das Ding froh."
    "Ich hoffe, ich hab dann überhaupt noch die Möglichkeit, mich über was zu freuen."
    "Mhm." nickt Victor und widmet sich weiter schweigend seiner Rüstung. Über den Kampf will er ersteinmal lieber gar nicht nachdenken.

    Flavius Severus und Vibius Victor sitzen vor dem Zelt der Probati am Kochfeuer. Beide polieren gerade ihr Gladius.


    "Mann, is das ein Stecher." murmelt Victor.
    "Was?" Severus schaut auf.
    Victor hebt das Schwert und betrachtet die Klinge, stößt sie schnell nach vorne in die Luft und zieht sie wieder zurück. "Rein, raus, und der Feind liegt flach."
    Severus lacht. "Darin hast du wohl Übung, wie?"
    "Da kannst du drauf wetten. Wie läuft das hier eigentlich." Er schaut sich ein wenig suchend um. "Hast du schon irgendwo Beute gesichtet?"
    "Nein. Obwohl ich die ganze Zeit schon die Umgebung sondiert habe."
    Victor grummelt etwas Unverständliches vor sich hin und poliert weiter das Gladius. "Hoffentlich ändert sich das noch. Ich habe gehört, den Truppen folgen normalerweise ganze Rattenschwänze."

    Selbstbewusst nimmt Victor ein Pilum auf, wiegt es in der Hand, kneift ein Auge zu und zielt dann. Mit weitem Schwung holt er aus und wirft den Speer mit aller Kraft auf die Zielscheibe zu.
    Missmutig beobachtet er, wie das Pilum meterweit am Ziel vorbeifliegt und schließlich irgendwo dahinter auf den Boden aufschlägt.


    Severus lacht und nimmt nun ebenfalls ein Pilum auf. "Lass mich mal ran, ich zeig dir, wie das geht."
    Doch auch er steckt viel zu viel Kraft in den Wurf und das Pilum fliegt ebenfalls am Ziel vorbei.


    Nachdem er ein paar solcher Fehlversuche mitangesehen hat, tritt der Eques zu den beiden und erklärt ihnen, worauf sie achten sollten.
    Mit ein wenig Technik klappt es auch tatsächlich etwas besser und Victor freut sich schon bald ausgelassen darüber, dass sein erstes Pilum die Zielscheibe zumindest berührt hat.
    "Na, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob du das auch kannst, alter Angeber." flüstert er siegessicher zu Severus, als er den Abwurfplatz für ihn freimacht.

    Victor stürmt auf den Pfahl los und schlägt im Takt der Befehle ein. Kurz hat er die Befürchtung, dass er Rechts nicht von Links unterscheiden können würde, doch alles klappt hervorragend. Auf jeden Fall aus seiner Sichtweise.


    Wie wild drescht er auf den imaginären Gegner ein und kommt so langsam richtig in Fahrt. Die Übung ist ein gutes Ventil für all die überflüssige Energie, die sich während des langweiligen Rittes aufgestaut hat.

    'So schwer kann das nicht sein.' denkt Victor und beginnt das Schwert im Takt der Befehle zu schwingen.


    Er ist sehr zufrieden mit sich selbst, auch wenn es bei Severus fast noch flüssiger aussieht. Doch dadurch wird er nur noch mehr angespornt.


    Etwas später spürt er so langsam die Muskeln in der Schulter. Doch er wird sich auf keinen Fall etwas anmerken lassen.

    Nachdem die beiden ihre Pferde versorgt hatten, tauchen sie mit ihrer Ausrüstung beim Übungsplatz auf.


    Victor versucht nicht zu unruhig zu werden. Geduld ist nicht gerade seine Stärke. Lange und ausgiebige Ausbildung, hatte der Eques gesagt. Victor fragt sich nur, wann sie die absolvieren sollen, wenn die Ala doch bald wieder weiterziehen würde.


    Die beiden Rekruten nehmen vor Magnus Haltung an und harren der Dinge die da kommen.

    Severus und Victor fragen sich ihren Weg durch zum Zelt von Eques Magnus. Da dort kein Soldat Wache hält schlagen sie die Eingangszeltplane bei Seite und treten ein.


    Victor wendet sich an die einzige Person, die er in diesem Moment in dem schattigen Zelt ausmachen kann. "Salve. Wir sind Peregrinus Flavius Severus und Peregrinus Vibius Victor. Wir sind neue Rekruten und sollen uns beim Eques Magnus melden."


    Victor überlegt, wie oft sie sich in diesem Lager eigentlich noch vorstellen müssen. Vielleicht sollten sie sich so langsam ein Namensschild umhängen. 8)

    Victor schaut sich neugierig ein wenig in dem Zelt um. So leben also die Kommandanten. Nicht schlecht. Besser als die kleine Hundehütte, die man ihnen zum Übernachten gegeben hatte. Wie schnell man wohl beim Militär aufsteigen konnte? 8)


    Ein wenig ungeduldig schaut er wieder zu dem Decurio. So lang war das Schreiben doch nun auch nicht. Er will endlich loslegen.

    Also betreten Severus und Victor das Zelt.


    Severus salutiert zackig, doch vollkommen falsch. Victor steht einfach nur stramm. "Salve, Decurio! Peregrinus Flavius Severus und Peregrinus Vibius Victor melden sich zum Dienst. Wir kommen geradewegs aus Tarraco. Hier steht alles, was wichtig ist." Victor hält dem Decurio das Schreiben entgegen.

    "So, wir sind am Ziel." sagt Victor. "Dies ist unsere Einheit. Wir müssen uns bei unserem Kommandanten melden."


    Sie verabschieden sich kurz und knapp von Lui Wong und reiten zur Torwache.


    "Salve! Wir sind neue Rekruten und sollen uns bei Decurio Lucius Annaeus Florus melden."

    Der Ritt geht noch einige Tage so weiter. Severus schweigt die meiste Zeit vor sich hin, Victor beantwortet ab und zu auch ein paar von Lui Wongs Fragen. Die Abende verbringen sie ebenso schweigend bei einer Rast und Severus und Victor teilen sich nachts die Wache.


    Am fünften Tag dann erreichen sie endlich ihr Ziel, zumindest Severus und Victor. Das Lager taucht vor ihnen auf und sie reiten offen drauf zu.

    "Keine Sorge, wir haben sowieso nicht mit Verstärkung gerechnet, also ist das kein Problem." Victor ist erleichtert. Er hätte es nicht gerne gesehen, diesem Mann eine Nachtwache anzuvertrauen.


    Da weder Severus noch Victor nun sehr gesprächig sind, reiten die drei eine Weile schweigend nebeneinander.

    Victor zögert die Antwort etwas hinaus, indem er sein Pferd an einer Weggabelung etwas verlangsamt.


    "Links, nicht wahr?" fragt er Severus, welcher nur bestätigend nickt.


    Als sie weiterreiten, wendet er sich Liu Wong zu: "Noch nicht lange." Er hofft, dies würde seine Neugier befriedigen. Um einer Nachfrage zu entgehen, stellt er selbst eine Frage: "Und wie lange bist du schon im Imperium unterwegs?"

    Victor schaut den Fremden skeptisch an, unsicher, ob dieser die Wahrheit spricht. Er hat weder etwas von Qin noch vom Reich Han gehört, doch das muss ja nicht unbedingt heißen, dass es nicht existiert. Und das exotische Aussehen des Fremden könnte durchaus ein Indiz dafür sein, dass er aus einem Land kommt, das fern von Hispania und sogar fern von Rom liegt.


    Daher stellt sich nun auch Victor Liu Wong vor.


    "Mein Name ist Vibius Victor. Wenn du möchtest, dann kannst du ein Stück mit uns reiten."


    Er beschließt, sein Misstrauen vorerst nicht ganz abzulegen, dem Fremden gegenüber jedoch auch nicht unfreundlich zu sein. Auf keinen Fall sollten sie diesen Herrn beleidigen, denn wenn er die Wahrheit spricht, so ist es wichtig, dass er seinen guten Eindruck der römischen Kultur nicht verwirft. Andererseits will Victor auch nicht im Lager der Ala II ankommen und schon bevor er seinen Dienst antritt seiner Ausrüstung beraubt worden sein.

    Natürlich kann sich da auch Victor nicht zurückhalten. Nach einigem Geprahle merken sie jedoch, dass sie sich ebenbürtig sind und so gehen sie dazu über, über Frauen im Allgemeinen zu reden. Victor erzählt Severus davon, dass er insgeheim ziemlich froh darüber ist, endlich aus seiner Heimat zu kommen, denn dort gibt es nichts neues mehr für ihn.


    Etwas später legt sich Severus zum Schlafen. Victor hält die erste Nachtwache. Er spaziert ein wenig durch die Nacht um sich wach zu halten und um nicht zu frieren. Als er glaubt, dass der Mond weit genug gewandert ist, weckt er Severus, der gähnend aus dem Zelt kriecht.
    "Da hinten ist ein kleiner Fluss, falls du eine Erfrischung brauchst." Victor zwinkert ihm zu und verkriecht sich in das Zelt. Innerhalb von Minuten schläft er ein.


    Am nächsten Morgen wird Victor von Klappern geweckt. Severus schaut in das Zelt hinein und brüllt im Befehlston. "Aufgestanden! Frühstück!"
    Victor streckt sich und lacht. "Hey, noch sind wir nicht im Lager."
    "Je eher du dich daran gewöhnst, um so besser." lacht nun auch Severus.


    Nach einem kurzen Frühstück sitzen die beiden wieder auf ihren Pferden und reiten durch die winterliche Landschaft.