Ihm vorzuschreiben, wann er aufhören soll mit dem Weintrinken, das kann Vic überhaupt nicht ab. "Ich glaub, dir gehts zu gut, Junge! Du faselst doch von Bergen. Wat weiß ich, wat mit den Bergen is. Und wann ich aufhör mitm Wein, dat bestimmt immer noch ich!" Er greift nach der Kanne. "Un solang ich noch den Becher treff, is dat noch lang nich so weit!" Vic kneift angestrengt die Augen zusammen und beißt seine Kiefer aufeinander. Es gleicht einem Balanceakt, die Kanne wieder über den Becher zu bringen und sie schnell genug auf den Rand abzlegen, so dass nichts mehr daneben gehen kann. Dass der Becher noch halb voll ist, stört ihn dabei wenig. "Dat wär ja wohl gelacht!" Ein energischer Ruck und der Wein schießt aus der Kanne, die Hälfte über den Becher hinaus. "Für die Götter! Für die Götter!" ruft Vic triumphierend in den Schankraum und lässt die Kanne schwer zurück auf den Tisch knallen.
Ein Stück weiter beobachtet der Wirt das Geschehen aus bangen Augen. Seinen besten Wein, seinen allerbesten Wein hat er ihnen serviert und diese zwei Saufbolde schütten ihn wild über den Tisch und den Boden als wär es Spülwasser! Er hoff nur, sie würden die Rechnung begleichen, ansonsten müsste er morgen auch noch zur Regia des Cultus Deorum laufen und den Priester suchen müssen. Von dem Praefectus Praetorio kann er schließlich schlecht die Schulden eintreiben, solange er noch in Rom bleiben will.
Vic hebt seinen Becher vor sich in die Höhe und ignoriert den Wein, der an der Seite runterläuft. "Also, dat is so. Der Wein is Wein, ja? Kannste mir folgen? Der Becher oder die Schale, dat hat weder mitm Wein noch mitn Göttern wat zu tun, oder haste schonma den Becher mitgetrunken oder die Schale mitgeopfert? Siehste. Dat is ja so, im Moment der cons... conecra... conseka... ach egal, also in dem Moment, wo du den Wein den Göttern übereignen tust, da geht der Wein auf die Meta...dingens über, die Welt von den Göttern halt. Der Wein is dann noch da, also hier da, aber gleichzeitig isser in der Welt von den Göttern. Kommste noch mit? Gut, dat is auch der Grund, warum die Opfergaben am Abend immer noch im Tempel rumliegen, obwohl sie längst die Götter gegessen haben. Also die Götter die Gaben, nich die Gaben die Götter. Is ja klar. Ich hab dat neulich beim epulum iovis ma getestet, dat Zeuch schmeckt im Vergleich zu wat Frischem tatsächlich nen bisschen fad hinterher. Da fehlt einfach nen Teil von der Metadingens, dat, was die Götter eben rausgenommen haben. Dat siehste nich, aber das schmeckste. Glaubste vielleicht, die abgestandene Plörre aus den Weinopfern trinkt hinterher noch einer? Also schon, aber nur die Penner von der Straße, nichma die Tempelsklaven wolln dat..." Er schwenkt den Becher. "Wenn also nu der Wein aufm Boden ankommt, dann ham die Götter da längst ihrn Meta...dingens...wein...anteil...watauchimmer rausgezogen. Dat is ganz egal, wo der Hierwein drin oder drauf is. Jo, so is dat wohl." Lange Rede kurzer Sinn - Wein aus Becher in Kehle rinn.