"Jo, dat mein ich doch damit."
Und außerdem ist sich Vic natürlich sehr wohl darüber bewusst, dass er mit seinem Status noch gar keinen Stier opfern darf.
"Jo, dat mein ich doch damit."
Und außerdem ist sich Vic natürlich sehr wohl darüber bewusst, dass er mit seinem Status noch gar keinen Stier opfern darf.
"Och, naja... dat wär natürlich kühler, aber sonen Kuchen... kleine Torte statt vieler Worte..."
Immernoch den Kuchen in der Hand haltend schaut Vic die Claudia fragend an.
"Jo, dat frag ich mich allerdings."
Erstaunt schaut Vic in die Kiste und nimmt den Opferkuchen raus.
"Und nu?"
Vic fragt sich ernsthaft, wat er mit nem Kuchen für Mars soll. Wo bleibt nur dat Blutopfer.
Vic geht skeptich zu der Kiste. Bevor er noch lang überlegt, was da drin sein könnt, oder auch nich, öffnet er sie.
"Nu, also anfangs hat sich der Kult stark mit den Legionen verbreitet. Weil Mercurius ja der Gott des Handels ist und sich der Handel in den Provinzen erstmal hauptsächlich um die Leginslager angesiedelt hatte. Das Militär hat den Ruf des Mercurius sozusagen in die ganze Welt getragen."
Vic zeigt ihr die unbeschadete Rolle mit einem Grinsen und setzt zu seiner Rede an. Ein bisschen hat er sie sich zurecht gelegt, ein bisschen stückelt er sie aus seinem neu erworbenen Wissenzusammen.
"Also, der Tempel des Mercurius in Rom wurde an den Iden des Mai von einem Centurio Namens M. Laetorius eingeweiht. Zuvor gab es ein ziemliches Gerangel darum, wer die Weihung vollziehen sollte. Weil man sich nicht einigen konnten, hat dann der Senat das Volk am Comitium entscheiden lassen. Die haben sich für den Leatorius entschieden, welcher dann die Weihe durchgeführt und auch noch das Collegium Mercatorum ge- und damit sozusagen den offiziellen Merkurkult begründet hat."
Vic beobachtet Claudia genau und fängt schonmal an herumzurätseln, was wohl in der Holzkiste drin ist.
"Dadurch, dass sie so dick is, war dat gar nich so einfach, sie richtig auszurollen. Und auch die Worte sind teilweise ganz schön kompliziert, aber ich denke mal, ich hab dann doch noch die richtige Stelle gefunden, um die Frage nach der Tempeleinweihung zu beantworten."
Er schaut sie erwartungsvoll an, ob er nun direkt mit seinen neuen Erkenntnissen herausrücken soll.
Neugierig betritt Victor den Tempel und schaut sich um. Er war nicht wirklich oft in Tempeln gewesen, weder zum Beten noch zum Opfern. Seine Famile is nicht unbedingt sehr religiös. Die Feste werden zum Feiern genutzt, der Hausaltar regelmäßig mit Gaben bedeckt, doch mehr nicht. 'Wenn du willst, dass der Stall sauber wird, dann musst de das Stroh zusammenfegen, raustragen und neues Stroh reinstreuen, Vic.' hatte sein Oppa Saccus immer gesagt. 'Da hilft kein Gebet und kein Opfer, Junge.'
Und Vic hatte diese Weisheit auf die restlichen Bereiche des Lebens übertragen. Hatte sein Leben immer selbst in die Hand genommen. Mittlerweile sieht das ein wenig anders aus. Zwar tut er noch immer, was getan werden muss, aber ein bisschen liegt sein Leben wohl nun doch in der Hand der Götter.
Vic schaut sich die große Marsstatue und den Altar an und achtet dabei darauf, nie mit dem Rücken zum Eingang zu stehen. Dieses Mal will er auf Tiberia Claudia vorbereitet sein.
"Victooooor! Aufstehen!"
"Wat? Wat is?"
"Aufstehen du Schlafmütze, du hast gesacht, ich soll dich früh wecken."
"Öhm... dat hab ich sicher nich ernst gemeint, Tantchen."
"Doch, das hast du. Du musst doch zu deiner Priesterin."
"Ah jeh, verdammt."
Vic quält sich aus dem Bett, zieht sich an und folgt seiner Tante in den Wohnraum, wo Latinus mal wieder in seinem Hundekörbchen pennt.
"Psst, leise. Der Kleine war gestern lang wach."
"So lang wie ich bestimmt nich. Dat war vielleicht nen dickes Ding, diese Schriftrolle."
"Um was gehts da?"
"Na um Mercurius. Nen bewechtes Leben hat der ja schon."
Vic verdrückt seine Schale voll Puls, packt die Schriftrolle ein und geht dann los zum Marstempel.
Marstempel? Is er nun Discipulus im Auftrag des Mercurius oder nich? Irgendwie scheint sie sich nicht entscheiden zu können. Aber ihm solls recht sein.
Er nimmt die Schriftrolle auf und schaut sie an.
"Dat kann ja ne lange Nacht werden." murmelt er vor sich hin und verlässt die Villa.
Vic nimmt etwas erstaunt über den Sinneswandel seiner Lehrerin Platz. Vielleicht is sie ja doch gar nicht so übel, auch wenn er sich davor hüten würde, sie auf seine Liste der gern gesehenen Damen in seinem Lager zu setzen.
Er überlegt kurz.
"Hmm, also die Iden den Mai wurden gewählt, weil dat der Geburtstag des Mercurius is und er außerdem auch seiner Mutter, der Maia geweiht is. Seitdem is das ja nun der Tag der Kaufleute, weil Mercurius schließlich für die zuständig ist. Zur Einweihung selbst weiß ich aber nix."
Darum geht es also, warum kann sie das nicht gleich sagen. Vic geht zu der Schriftrolle mit der Religions-Fibel, zieht sie nochmals aus dem Regal und rollt sie auf.
"Aus dem Punkt Gabe, im speziellen blutige Opfer möchte ich zitieren: Fehler sind bei der nicht korrekten Durchführung des Opfers und, beziehungsweise oder des Gebetes zu suchen. Darauf Bezug nehmend steht des weiteren im Abschnitt 'Gebet': Es ist auch von entscheidender Bedeutung, dass der genaue Wortlaut der Formel eingehalten wird, da sonst das Gebet nicht wirksam ist."
Er hält Claudia die Rolle vor die Nase.
"Ich habe diese Richtlinien bereits in Rom einige Male gelesen und gestern nun nocheinmal hier wiederholt. Ich bin doch nicht blöd, auch wenn du dies zu glauben scheinst. Ich bin mir durchaus der Bedeutung und des Inhaltes dieser Worte bewusst und habe sie bereits verinnerlicht. Des weiteren wird es mir wenig Mühe bereiten, zuvor gelernte Worte in Syntax und Semantik korrekt aufzusagen und dabei sogar eine gute Intonation zu finden. Denn ich spreche mir durchaus einiges an Talent im Bereich der Eloquenz zu. Was den Göttern jedoch gebührt, das gebührt niemandem sonst und Worte dieser exzellenten Sprechweise, die einen großen Respekt vor den Göttern verdeutlicht, werden daher diesen vorbehalten bleiben. Mit den übrigen Wesen dieser Welt werde ich sprechen, wie man in meiner Heimat spricht, denn ich verleugne weder meine Herkunft, noch werde ich irgendjemanden auf eine Stufe mit den Göttern stellen. Ich hoffe doch, dat leuchtet ein."
Er rollt die Rolle wieder zusammen und legt sie an den ursprünglichen Platz zurück.
"Und im übrigen war dat keine Drohung, ich weiß nur gern, woran ich bin. Und ich hab auch kein Problem damit da oben," er weist mit dem Finger nach oben, "nachzufragen wies aussieht. Niemand is perfekt, auch nicht, wenn er Sacerdos is."
Das geht Vic nun entschieden zu weit. Ja, er will Marspriester werden, und er würde auch Mercurius-Schüler sein, aber er wird dafür nicht seine Herkunft verraten.
"Vernünftige Sprache? Und wer bestimmt dat? Also die Pontifex Hispania Helena Tiberia hat sich ziemlich viel mit mir unterhalten, für dass dat ich so furchtbar rede. Und ich frag mich wahrlich, was es die Götter kümmert, ob da ein T oder ein S steht, oder ob das T überhaupt ganz und gar fehlt. Ganz ehrlich, ich glaub nich, dass die Götter so pingelig sind und wenn doch, dann frag ich mich, warum ich überhaupt hier bin. Aber wenn du meinst, dass dat so wichtig wäre, dann werde ich nach Roma reisen und beim Pontifex Maximus vorsprechen und ihn um die Meinung der Götter bitten. Denn wenn mich die Götter nich so haben wollen, wie ich nunmal bin, dann is dat wohl alles keine gute Idee."
Vic schaut sie skeptisch an. Was meint sie damit? Was soll an seiner Sprache nich stimmen? Wahrscheinlich hat sie Vorurteile, nur, weil er mal ein Peregrinus gewesen ist.
"Mit allem Respekt, ich weiß ja nich, was es an meiner Sprache auszusetzen gibt. Mag sein, dass ich aus einfachen Verhältnissen komm, aber die Götter haben mir dabei geholfen, dass ich meinen Weg gehe, dass ich den Feldzuch überlebt hab, dass ich mein Bürgerrecht bekommen hab und dass ich ihnen dienen kann. Und ich glaub nicht, dass sie das zugelassen hätten, wenn sie an meiner Sprache was auszusetzen hätten. Und um dat hier nochmal zu verdeutlichen, ich will auch kein Mercurius-Priester werden, dat is nich meine Aufgabe. Ich will Mars-Priester werden, Mars, M-A-R-S. Man hat mir gesagt, dat macht nix, ich soll bei der Mercurius-Priesterin lernen, weil die Grundlagen dat selbe sind. Und ich find dat nich schlecht, man muss sich ja nich gleich so versteifen. Aber, eines fernen Tages, wenn ich dat noch erlebe, dann will ich doch einfach nur Mars-Priester sein und auch wenn ich immer noch nich weiß, wat an meiner Sprache verkehrt sein soll, beim Militär hat mich noch jeder verstanden und dat sind die Jungs, die Mars brauchen und die können nix mit nem Priester anfangen, den sie nichmal verstehen, wenn er irgendwelche hochgestochene Worte artikuliert."
Victor schaut ihr grinsend hinterher und stumpt dann Latinus in die Seite.
"Boah, Junge, die war scharf auf dich. Hrhr. Also wenn de mal nach Germanien gehst, dann aber hallo."
Er trinkt seinen Becher aus.
"Aber du darfst dich nich gleich jeder so an Hals schmeißen. Nen Gaul kaufste ja auch nich nachm ersten Blick. Schau dir erstma dat Gebiss an, und vor allem, kauf nie nen Pferd, dass du nich mal zur Probe geritten hast. So, und nu lass uns ma wieder nach Hause gehen."
Noch immer vor sich hingrinsend steht Vic auf und verlässt dann zusammen mit Lati die Taverne.
Wie aufgetragen legt er die Schriftrolle wieder an exakt den Platz zurück, an dem er sie am Vortag aus dem Regal herausgezogen hatte. Dann geht er zu Tiberia Claudia an den Tisch.
"Jo, dat is mir klar. Als du so beschäftigt warst, da hab ich der Pontifex Hispania schon bei nem Opfer geholfen. Ich wollt da eigentlich nur bei zuschauen, weil dat nen Mars-Opfer bei der Legion war aber sie hat mich dann direkt rangenommen... also... ich mein, also, ich durft ihr direkt helfen. Dat war ne kühle Sache."
Vic geht auf Tiberia Claudia zu.
"Salve, Sacerdos. Hier ist deine Schriftrolle, ich habe nun ein Kopie zuhause. Und hier ist mein 70-Wort-Beitrag zum Thema Mercurius."
Er gibt Claudia das Schriftstück:
Mercurius ist Gott des Handels, Gewerbes, Reichtums, Gewinnes, der Kaufleute, Diebe und Wanderer. Er ist Bote der Götter, ebenso wie er Gott des Zufalls und zuständig für List und Tücke ist. Seine Aufgaben sind außerdem das Führen der Seelen der Toten in die Unterwelt und das Überbringen von Geschenken und Nachrichten. Als Attribute trägt er den Heroldstab links und rechts einen Geldbeutel. Dazu einen Reisehut oder Flügel aus dem Kopf.
sry, ich muss ins wochenende ab und bin erst montag wieder da
Vic betritt den Raum und schaut sich beiläufig wieder ein wenig um, während er auf die Sacerdos wartet.
"Jo hoi." grinst Vic, er kennt die Sklavin ja bereits. "Ich komm mal wieder zur Sacerdos Tiberia Claudia um meine Hausaufgaben abzugeben. Hrhr."
Er winkt mit den zwei Schriftstücken.