Mit einem Hechtsprung schnappte sich Sextus den fliegenden Kiesel und rollte sich lachend am Fuss der Tempeltreppe ab
"Meinst Du wirklich?"
Mit einem Hechtsprung schnappte sich Sextus den fliegenden Kiesel und rollte sich lachend am Fuss der Tempeltreppe ab
"Meinst Du wirklich?"
"Hier habe ich Falco"
Sextus legte einen grossen Kiesel auf die zweite Stufe von oben
"..und hier Deine Familie"
und fügte eine Handvoll Kiesel hinzu die nun im Halbkreis lagen
"Was kann Dir schon passieren im leben?"
Sextus schnippte den Aeliakiesel nach unten, der allerdings im Halbkreis hängen blieb
Sextus legte 'Victor' zwei Stufen unterhalb von'Aelia', gab ihm einen Stoss und er kugelte zwei weitere herunter.
"Hier habe ich Spurius"
Sextus hielt einen Kiesel hoch und warf ihn auf die unterste Stufe wo er zum liegen kam
"Richtig? Doch was empfindest Du für ihn?"
"Liebst Du ihn?"
Sextus setzte sich auf die Stufen des Tempels, sah zu Aelia auf und hob einen Kiesel in die Höhe
"Da haben wir Dich..."
Er legte den Kiesel auf die oberste Stufe
"Und hier Victor..."
Den Kiesel hochhaltend sah er Aelia an
"Früher träumte ich oft davon fliegen zu können, einfach abzuheben und frei zu sein. Keine Befehle zu bekommen und nur den Instinkten zu folgen. Es wundert mich das Du ähnliches denkst. Worüber hast Du in der Welt zu klagen?"
"Weniger reden oder gleich das richtige sagen"
sinnierte Sextus während er zum Raben hinaufblickte
Die Laufübungen in Germanien hatten Sextus gutgetan obwohl er dort noch nicht einmal den Rang eines Probatus erreicht hatte. Nur mit leichtem Schnaufen erreichte er den Tempel des Iupiter Capitolinus auf dessen Sima ein grosser Rabe saß.
http://www.galerie-aurika.de/kloesrabe/310-rabe-18-2.jpg
"Vielleicht ist dieses Erscheinen eines so geschwätzigen Tieres ein Hinweis für mich, doch lässt mir sein Hang zum Leichenfrass das Herz kaltwerden."
"Zur Zeit ist mein Bedürfnis Spurius zu schlagen noch zu gross obwohl ich ihn mit jedem Moment besser verstehen kann."
Murmelte Sextus vor sich hin um plötzlich auszurufen
"Schau der Rabe! Da oben auf dem Tempel!"
Urplötzlich wurde Sextus wieder ernst
"Über Jahre hatte ich immer wieder den gleichen Traum, Aelia
Ich stehe auf einer weiten Ebene, in großer Entfernung sehe ich meinen Zwillingsbruder von dem ich vor Ewigkeiten getrennt wurde. Wir gehen aufeinander zu. Als wir uns die Hand reichen geht er in Flammen auf und verbrennt vor meinen Augen.
Er ist mir in Tylus gedeutet worden:
Du wirst in nächster Zeit nahe an etwas herankommen, wonach du dich sehnst, doch dann, wenn du schon glaubst, du hättest es bekommen, wird es wieder unerreichbar sein! Lass dich nun nicht einschüchtern, es kommen auch bessere Zeiten!
Ich sehne mich schon so lange meinen Bruder wiederzusehen, doch ich habe Angst davor...."
Sextus drehte sich um und lief Richtung Capitol
"Begeistert ist das falsche Wort. Ich bin besehlt von tiefer Dankbarkeit für die Aufnahme dort. Der Rest der Zukunft wird sich geben."
Sextus folgte mit den Augen Aelias Finger der zum Capitol hinauf zeigte
"Mögt ihr das Capitol mit einem Sergier besteigen auch wenn ihr gegen seinen Sergier berechtigten Zorn hegt?"
Sextus lief einige Schritte voraus, drehte sich um und lief ein wenig langsamer rückwärts
"Mögt ihr?"
Sextus stand einfach nur vor dem Haus, sah es an und wirkte unsicher
"Ich? Ich habe noch keine Pläne, erst will ich meinen Vater und meinen Bruder treffen. Dann meinen Pater Factionis, also Deinen Bruder..."
Sextus lächelte
"... und zwischendurch natürlich öfter meinen König. Erst dann kann ich wissen wo mein Platz in der Welt ist. Zur Legion könnte ich zur Zeit auch gar nicht so einfach, ich bin kein römischer Staatsbürger mehr."
Sextus blieb stehen und sah Aelia an
"Doch was ist mit euch, Aelia. Wo ist euer Platz in der Welt?"
"Didia... hm. Bist Du verwandt mit Marcus Didius Falco? Ich müsste ihn bei Gelegenheit aufsuchen."
sagte Sextus während sie die ersten Schritte machten
Für Sextus war alles neu und doch vertraut, alles voller Menschen, war er doch das ruhiger Tylus gewöhnt. Als sie auf die Via Sacra einbogen wandte er nach längerer Zeit das Wort an Aelia
"Dies müsste der Tempel der Iupiter Stator sein, er soll die Soldaten auf der Flucht aufhalten. Hoffentlich ist er mit den unsrigen.
Hast Du Verwandte bei der Legion?""
"Kann man denn immer sagen was richtig ist? Manchmal weiss man es vorher nicht und hinterher auch nicht besser. Ich möchte Deinem Vorschlag also folgen, liebe ...."
Sextus wurde erneut bewusst das er ihren Namen gar nicht wusste
"Wurdest Du ein paar Schritte mit mir gehen wollen? Es würde mich freuen."
"Wohin würdest Du gehen wenn Du Deinen Vater so lange nicht gesehen hättest und Dich darauf hinfühlen möchtest? Diesen Ort möchte ich sehen."
"Dann zeig sie mir!"
Sextus stand auf und reichte Aelia die Hand
"Wir waren immer schon anders und waren oft eins und oft uneins. Dazu kommen all die Jahre des anderen Lebens, keiner von uns ist bei Vater aufgewachsen. Das muss einfach anders prägen."
Wir lauschten einige Zeit gemeinsam bis Sextus das Schweigen brach
"Ich kenne die Stadt aus Büchern und Du lebst hier. Sollen wir unser Wissen vergleichen? Es gibt hier so vieles was zu sehen und zu entdecken ist."
"Ich sage das nicht um für meinen Bruder zu bitten, sondern weil ich hoffe Dir damit zu helfen. Du scheinst ihn nicht zu lieben, er Dich dagegen sehr, da ist es besser wie es ist. Du schienst mir allerdings Deinen Ärger mit Victor und Spurius auf die ganze Welt zu übertragen und das verdient selbst diese Welt nicht."
Sextus schloss die Augen, sprach aber weiter
"Du hälst mich nicht auf, denn wenn man eines als Sklave lernt ist es Zeit zu haben und die schönen Momente zu nutzen. Hör nur die Stadt, sie ist für mich nur eine schleierhafte Kindheitserinnerung, Tylus ist so klein, ruhig und beschaulich dagegen. Ist Rom Deine Heimatstadt?"