Beiträge von Eirene

    Nach einer Weile brachte Eirene eine große Amphore aus dem Keller, schaffte Speisen herbei und richtete den Tisch für ihren Dominus. Als dieser keine weiteren Wünsche äußerte, trat die Sklavin einige Schritte zurück und blieb in gebotenem Abstand stehen, während Sophus bereits kräftig dem Vinum zusprach.

    Eirene hatte aus langjähriger Erfahrung sofort erkannt, dass der Herr ein kleines Trinkgelage zu veranstalten gedachte und holte, nachdem die Speisen im kleinen Küchenzimmer bestellt waren, reichlich Vinum aus dem Bestand im Keller...

    Zahlreiche Haussklaven waren damit beauftragt worden, die Villa Aurelia sowohl anlässlich des anstehenden Besuches des Hausherren, als auch des römischen Aedilen entsprechend herzurichten.
    Penibel wurden die großen Räumlichkeiten aufgeräumt und geputzt. Auch der Koch des Hauses bereitete einige Speisen zu.
    Wenig später traf der Herr aus Mantua ein, kleidete sich um, schaffte einige Unterlagen in sein Arbeitszimmer und begutachtete die Villa nach langer Abwesenheit...

    Eirene öffnete die Porte der Villa und erblickte einen Sklaven, der einen großen Karren voller Weinamphoren anlieferte.


    "Es schickt dich dein Herr Sabbatius? Einen Moment, bitte."


    Um den Weinhändler zu bezahlen, verschwand Eirene kurzerhand, um nach dem Beutel voller Sesterzen zu suchen, welchen ihr Herr für den Kauf des Weines aufzuwenden gedachte...


    Dann wird es wohl in der Natur der Dinge liegen, dass sich freundschaftliche Bande ebenso schnell auflösen wie ein geschlossener Pakt.


    Flavius Aurelius Sophus.



    Commodus!


    Es ist eine Sache, mit bestimmten Dingen nicht einverstanden zu sein. Eine ganz andere ist es, mich in meinem eigenen Hause entgegen allen guten Sitten der Vorfahren schärfstens zu beleidigen. Dass du lebend meine Villa verlassen hast, verdankst du alleine der Tatsache, dass uns seit Anbeginn der Soldatenzeit ein Band der Freundschaft und des Blutes vereinte.


    Es ist eine UNVERSCHÄMTHEIT SONDERSGLEICHEN, MIR Machtbesessenheit vorzuwerfen. Offenbar sind dir jene Zugeständnisse, welche ich dir aus Gnade, aus Achtung deiner Interessen, aus Respekt und Freundschaft gemacht habe, zu Kopfe gestiegen.


    Da du offensichtlich glaubst, dich nicht an Vereinbarungen halten zu müssen, die wir in einem Männerwort geschlossen haben, sehe ich keinerlei Verpflichtung, mich im Gegenzuge ebenfalls noch daran zu orientieren.


    Als ich merkte, dass die Mitglieder meiner Familie in der Factio Praesina nicht mehr glücklich waren, tat ich alles, um diesen Zustand zu ändern. IMMER lag mit alles am Wohl meiner Familie. An dir.
    Stets habe ich dich für jemanden gehalten, dem ich blind vertrauen konnte, der über kleinlichen Machtinteressen steht.
    Ich habe mich wohl getäuscht.


    Jeden anderen Mann hätte ich spätestens jetzt aus der Gens geworfen, aber - ob du es glaubst oder nicht - mir liegt an deiner Freundschaft, wenngleich jene ob deines Fehlverhaltens, deren Gründe mir nicht klar vor Augen stehen, schweren Schaden genommen hat.
    Nichts aber gibt es, das nicht zu kitten wäre.
    Ich geben dir daher die Möglichkeit, deine Familie gemäß jenen Vereinbarungen zu führen, denen du zugestimmt hast - oder aber die Familie erneut unter meiner Führung zu vereinen.
    Andernfalls wäre es die beste Lösung für uns, wenn du die Gens Aurelia verlassen würdest. Patent portae.


    Nimm meine Hand, denn ich reiche sie dir nur ein einziges Mal zum Bunde.


    gez.
    Flavius Aurelius Sophus,
    Erbe des Crassus.


    "Cotta, Cotta...richtig, ja.
    Es tut mir leid, Crispina, aber die Villa hier in Rom steht derzeit leer. Der Herr Commodus ist noch bei der Legion, mein eigener Herr und Aurelia Deandra befinden sich auf einer Feier zu Ehren des Triumphators. Die gesamte Gens wurde dorthin eingelagen. Wenn du es wünschst, kannst du noch an der Feier teilnehmen."

    Verwundert blickte Eirene zu Crispina.


    "Wer?"


    Obschon die Sklavin nicht wusste, wer die Frau vor der Türe war, öffnete sie die Porta.


    "Komme erst einmal herein."

    Knarrend öffnete sich die schwere Porta der alten Villa.


    Vorsichtig linste die Haussklavin Eirene ins Freie und musterte Crispina misstrauisch wie immer.


    "Salve. Wen darf ich melden?"

    Nach einer Weile öffnete sich knarzend die schwere, hölzerne Porta der Villa Aurelia.
    Vorsichtig linste Eirene aus dem Halbdunkel des Empfangsraumes hinaus.


    "Ja?"


    Kannte sie die Gesichtszüge dieses Mannes?


    "Wen darf ich melden?"

    Eirene dachte kurz nach.


    "Nein, meines Wissens nach gingen alle Planungen der Aurelier in letzter Zeit in Richtung Familientreffen. Viel kommt ja ohnehin nicht in Frage...in diesen unruhigen Zeiten..."

    "Oh, das steht mir doch nicht zu, Herr.", sagte Eirene etwas verlegen.
    "Die Aurelier sind mit immer gute Herren gewesen. Mancher Sklave wünschte sich, in diesem Anwesen zu dienen."

    "Jawohl, Herr.", antwortete Eirene und eilte sogleich in den Speiseraum, um einen der guten Falerner-Weine herbeizuschaffen.


    Mit demütig gesenktem Blick schenkte sie Barrius ein Glas voll ein.


    "Flavius war nicht mein erster Herr, sondern euer beider Vater Claudius Aurelius Crassus. Ihm habe ich viele Jahre lang bis zu seinem Tode gedient, bevor jener mich meinem jetzigen Herren vermachte."

    Während Eirene einen letzten Kontrollgang durch die Villa machte, bemerkte sie, wie die Porta geöffnet wurde. In Richtung Empfangsraum wandelnd traf sie auf Scipio.
    Mit einer tiefen Verbeugung grüßte sie ihn.


    "Herr, darf ich dir zu Diensten sein?"

    'Verstehe einer die jungen Leute...', dachte sich Eirene, als ihr Herr mit Deandra zu dieser späten Stunde noch aus dem Garten zurückkehrten.


    "Herr, die Schlafgemächer sind gerichtet."

    "Ich bin nur eine einfache Haussklavin und verstehe von solchen Dingen kaum etwas. Aber vielleicht kann Iustus dir weiterhelfen, denn er kennt den Duumviren von Ostia."