Beiträge von Narrator Aegypti

    Pharos ist eine große Insel, die Alexandria vorgelagert ist.
    Zur Hochzeit des Ptolemäerreiches war die Insel besiedelt und hatte ein eigenes Stadtviertel mit wichtigen Tempeln und Instituten des Museions. Durch die zahlreichen Bürgerkriege gegen Ende der Ptolemäerherrschaft spalteten sich die Bewohner der Insel jedoch vom Rest des Reiches ab, bekämpften jedwede staatliche Autorität und verdingen sich als Piraten, die das Hafenbecken und das vorgelagerte Meer unsicher machten.


    Als Iulius Caesar in die Stadt kam, führte er auch einen kleinen Feldzug gegen die Piraten von Pharos, infolgedessen er das gesamte Viertel auslöschte, so dass heute nur noch Ruinen übrig sind.


    Obwohl Pharos nicht mehr besiedelt ist, stehen hier immer noch einige wichtige Gebäude; neben Tempeln des Poseidon und der Isis vor allem der große Leuchtturm von Pharos. Dieser 300 Ellen (ca. 133,5 m) hohe Turm ist eines der sieben Weltwunder. Tagsüber leuchtet er durch ein ausgeklügeltes System von Hohlspiegeln, des Nachts durch ein gewaltiges Pechfeuer.

    Iuliopolis wurde von Augustus als Hafen am Mareotissee gegründet, um Waren durch den See nach Alexandria transportieren zu können und grenzt im Süden direkt an das Stadtgebiet Alexandrias an.


    Die Siedlung liegt mitten im Sumpfgebiet und besitzt als einzige ägyptische Stadt römisches Stadtrecht.


    Um Iuliopolis herum leben die Bukolen, wilde und gefährliche Sumpfbewohner, die sich im Sumpfland gut vor den staatlichen Behörden verstecken und sich durch Raub und Überfälle ein bescheidenes Zubrot verdienen.

    Menuthis ist nach der Gattin des Kanobos, des Steuermanns des Königs Menelaos benannt.


    Der griechische Mythos entstand wohl aus einer Verbindung der Sage um den Trojanischen Krieg mit der Religion der lokalen Bevölkerung des Deltas, die Canobus und Menuthis als wichtige Götter verehrten. Hier steht das Hauptheiligtum der Menuthis, welche noch heute breite Verehrung auch unter den Griechen genießt.

    Pelusium (ägyptisch: Peramoun; "Haus des Amun") ist eine uralte ägyptische Stadt, die in vorhistorischer Zeit als Hafenstadt gegründet wurde, heute jedoch weitgehend versandet ist und heute einige Meilen von der Küste entfernt liegt. Pelusium ist vor allem für seine Leinstoffe bekannt, die als die besten der Welt gelten.

    Herakleion ist der älteste griechische Handelsstützpunkt in Ägypten neben Naukratis und spielte bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. eine große Rolle im Mittelmeerhandel. Die Ägypter nennen die Stadt Thonis, was "Tor zum griechischen Meer" heißt.


    Herakleion ist auf einer Reihe von kleinen Inseln an der Stelle, wo der kanopische Nilarm ins Mittelmeer mündet, gebaut. Die einzelnen Teile der Stadt sind durch zahlreiche Brücken verbunden und von Kanälen durchzogen. Das Stadtgebiet erstreckt sich bis nach Kanobos und bildet mit diesem eine Doppelstadt.


    Herakleion ist Sitz einew weltbekannten Heraklesheiligtum. Der Legende nach soll der Halbgott hier nach dem Trojanischen Krieg dem Trojaner Paris und seine Geliebte Helena auf der Flucht vor König Menelaos von Spartha gerettet haben, weswegen der Tempel seit Urzeiten Asyl für Flüchtlinge ist. Der heraklesische Herakles wird mit dem ägyptischen Amun gleichgesetzt.

    Kanobos (ägyptisch: Goldene Erde) ist eine uralte griechische Stadt an der Mündung des kanopischen Nilarms. Die Stadt wurde schon lange vor der Eroberung Ägyptens durch die Makedonier als griechischer Handelsstützpunkt gegründet. Der Sage nach war der Gründer der Stadt Menelaos, der mythische König von Sparta, welcher bei der Rückreise von Troja nach Griechenland hier strandete und den Ort nach Kanobos, seinen Steuermann, benannte, der hier begraben liegt und als Heros der Stadt gilt.


    Heute ist Kanobos vor allem als wichtige Pilgerstätte von Bedeutung. Denn hier steht eines der wichtigsten Heiligtümer des Osiris, welcher dort in Form des Serapis verehrt wird. Menschen aus der ganzen Provinz und darüber hinaus reisen hierher, um sich den Segen und die Hilfe des Gottes zu holen. Devotionalienverkauf, Wunderheilungen und Weissagungen sind ein äußerst lukratives Geschäft für den lokalen Priesterorden.


    Vor allem für die Römer gilt Kanobos als Inbegriff ägyptisch-griechischer Dekadenz. Die ganze Stadt ist voll von allen Arten von Amusementbetrieben. Tavernen, Lupanarien, Spielhöllen, Lustgärten, Palästen und allen möglichen anderen Stätten kurzweiligen Luxus und Vergnügens. Kanobos ist also ein beliebtes Ausflugsziel für jeden, der seine Freizeit gerne laut und extravagant genießt.

    Das ausgedehnte Grab- und Gruftensystem Alexandrias dient als letzte Ruhestätte der Verstorbenen. Wenigstens im Tode sind alle Alexandriner, ob Arm oder Reich, Grieche, Ägypter oder Jude, miteinander vereint.


    Sim-Off:

    Verstorbene IDs können hier mit Bild und Text verewigt werden.

    Die Wände der Säulenhallen der Agora sind vollgestellt mit den Büsten, Statuen und Inschriften wichtiger Töchter und Söhne der Stadt. Neben Königen und Kaisern stehen hier ehemalige Magistrate oder Menschen, die sonstige Dienste geleistet haben, oft auch in mehrfacher Ausführung.


    Sim-Off:

    Jede von der Stadt erstellte Auszeichnung kann hier eingetragen werden.

    Preisübersicht des Cursus Publicus


    Für den Transport von Briefen und Frachtsendungen innerhalb des
    Imperium Romanum gelten folgende Beförderungsgebühren:

      [*]Standardbrief: 10 Sz.
      [*]Frachtsendung: 50 Sz.


    Sim-Off:

    Die Beförderungsgebühr ist auf das Konto 1225 Cursus Publicus zu überweisen.


    Besucher, die das Palastviertel betreten wollen, müssen zuvor bei den Wachen an den Eingangstoren vorstellig werden.
    Dabei ist es einerlei, ob sie einen Einwohner des Viertels in seiner Domus aufsuchen, oder zur Regia Praefecti möchten.


    Einwohner der Basileia können die Tore hingegen frei passieren, ohne angehalten zu werden.

    Was mir aber mal wieder am Cäsareum besonders auffiel, waren die Bettler. Wirklich, so viele arme und elende Gestalten wie in dieser Stadt habe ich in meinen ganzen Leben noch nicht gesehen. Aber auch hier bin ich noch nie auf eine solche Schar getroffen. Natürlich war hier aber auch der ideale Ort für sie, denn fromme Tempelbesucher lassen sich gerne um den ein oder anderen Obulus für wohltätige Zwecke erleichtern.


    Tausende von ihnen saßen an den Tempeltreppen und flehten die Vorbeiziehenden um eine milde Gabe an. Viele von ihnen verkauften auch selbstgebastelte Kleinigkeiten, boten ihre Fähigkeiten als Hellseher an oder gingen der Prostitution nach, wobei letztere Kategorie alle Geschlechter und Altersstufen umfassten, von einer alten Frau bis zum vielleicht 6jährigem Knaben. Auffällig waren hier auch die vielen Legionäre, die sich an eine Wand gelehnt hatten, gelangweilt dem Treiben zusahen, sich unterhielten und aufpassten, dass nichts geklaut wurde und keiner zu Schaden kam.


    Denn Streitigkeiten unter Bettlern sind in keiner Stadt eine Seltenheit. Meistens haben sich die Leute, die diesem Gewerbe nachgehen, zu einer inoffiziellen Gilde zusammengeschlossen, die die Reviere und Standplätze der einzelnen Personen festlegt, sich um die Schlafplätze und die Sicherheit der Angehörigen kümmert (denn Bettler sind Aufgrund ihres Lebens auf den Straßen ein besonders lukratives Ziel für deren größte Konkurrenz, die Diebe) und die Ausbeute des Tages untereinander aufteilt.


    Selten sind diese Gilden dabei gerecht zu ihren Mitgliedern, fast überall gibt es Vorstehende, die oft selbst nicht betteln müssen, sondern nur vom Ertrag der armen Teufel leben, von denen sie sich selbst den Löwenanteil nehmen. Den anderen bleibt dann oft nichts anderes übrig, als ohne Befugnis ihre Pläzte zu erweitern. Da für die Bettler ein kleines bisschen mehr oder weniger ihre nackte Existenz bedeutet, kommt es dann oft zu Gewalttätigkeiten und nicht selten verreckt der Unterlegene dann unbeachtet im Straßengraben...


    Ich hatte auf jeden Fall genug von dem Elend und wollte weiter, mir die angenehmeren Seiten der Stadt anschauen...

    Für das private Seelenheil hingegen zieht sich der normale Grieche lieber vom Öffentlichen zurück und huldigt alleine an seinem Hausaltar oder in einer kleinen Gemeinschaft von Eingeweihten einer bestimmten Gottheit, der er sich aus freien Stücken angeschlossen hat. Diese Gottheiten versprechen ihm Glück und Frieden auf Erden und Erlösung im Jenseits und ihre Rituale sind geheim und nur Auserwählten zugänglich. Sie bestehen oft aus gemeinsamen, aber auch nur dem Einzelnen vorbehaltenen Erleuchtungen, Grenzerfahrungen, in denen der Kultist das Wesen alles Unerklärlichen wie den Tod, die wahre Natur und Nähe des Göttlichen, sowie eine Verschmelzung mit dieser erlebt. Um dies zu erfahren, werden dem Eingeweihten Techniken der Meditation und Körperbeherrschung beigebracht, aber auch profanere Dinge wie magischer Hokuspokus, Drogen und Geschlechtsverkehr mit den Priestern spielen eine wichtige Rolle.


    Wichtige bekannte Mysterienkulte sind der des Dyonisos oder der Demeter für die Griechen, aber auch fremde Religionen wie Mithras, Kybele, Baal, Jahwe, sowie Isis und Sarapis - wie die griechischen Kulte offizieller Kult auf der einen, Mysterienkult auf der anderen Seite - erfreuen sich großer Beliebtheit.


    Ebenso wie mit der Religion verhält es sich übrigens im Privaten auch mit der Philosophie, die für viele, vor allem für die gebildeteren Schichten die Rolle des Götterkultes übernommen hat. Auch dies entspricht einer alten griechischen Tradition. In der alten Zeit nämlich, als sich in Athen und anderen Städten die Philosophie als eigenständige Kunst herausstellte, geschah dies hauptsächlich aus dem Grundgedanken, dass die Existenz der Götter nicht ausreichte, die Welt zu erklären. Man nahm an, dass auch die Götter an Regeln und Prinzipien gebunden waren oder sogar, dass sie gar nicht existierten. Die Philosophie wurde zu einem neuen Modell der Erklärung der Welt, einem neuen Glauben. Philosophische Strömungen wie die Pythagoräer oder die Orphiker nahmen auch die Züge und Lehren eines Mysterienkultes an und nur wenige Philosophien, wie die Sophisten, die Skeptiker und eben die Alexandriner grenzen sich vom Religiösen ab.

    Bei den vielen Göttern, die ich aufgezählt habe, fällt aber noch etwas auf: Häufig geschieht es, dass man einen Tempel der Isis oder ein Heiligtum des Dyonisos findet, in welchem die Gottheit als König oder Königin dargestellt wird. Dazu kommt noch, dass man manchmal einen Schrein oder ähnliches findet, der gar keinen der Götter, sondern nur einem König geweiht ist. Diese Vermischung von Götter- und Königskult ist aber kein Wunder, schließlich war Alexandria ja über Jahrhunderte Residenzstadt eines mächtigen Königshauses.


    Ich erwähnte ja bereits, dass es sich nach den Sitten der Griechen so verhält, dass ihr König von ihnen als lebendiger Gott verehrt wird und seinen festen Platz im Götterhimmel neben Zeus, Apollon und Dyonisos hat.


    Diese Tradition hat Alexander der Große den Griechen geschenkt. Er war nämlich überaus beeindruckt von der Art, wie sich die Könige in den von ihm eroberten Gebieten von ihren Völkern feiern ließen. Deswegen ließ er sich, als er in Ägypten angelangt war, von den Amun-Priestern als legitimer Nachfahre der ägyptischen Pharaonen zum lebendigen Gott Amun ausrufen. Da Amun zu dieser Zeit mit dem griechischen Zeus gleichgesetzt wurde, galt Alexander seitdem als Sohn des Zeus. Und all seine Nachfolger folgten ihm in dieser Linie.


    Auch die Römer, die den Königen folgten, taten es ihnen gleich. Römische Feldherren fanden sehr schnell Gefallen darin, von der Bevölkerung irgendwelcher Dörfer als lebendiger Gott verehrt zu werden. Und der Senat freute sich über die Gründung zahlreicher Roma-Kulte in der griechischen Welt. Als Octavian die Herrschaft über Ägypten übernahm, knüpfte er sofort an diesen alten Brauch an. Deswegen wird der Kaiser, der für die Römer nur erster Bürger ist, hier als Gott verehrt.

    Jeder gebildete Mensch kennt wohl das griechische Pantheon mit seinen Göttern und der unermesslichen Vielzahl von Heroen, Halbgöttern, Titanen und anderen über oder neben dem Menschen stehenden Sagengestalten und zumindest die wichtigsten Mythen und Legenden. Dieser Kanon ist eines der gemeinsamen Banden, die uns Griechen egal welcher Polis gemein ist und von den Barbaren abgrenzt.


    Doch nun sind wir Griechen nie ein Volk gewesen, das sich über eine gemeinsame Herrschaft definierte und wir werden es auch niemals sein. Nichts ist uns wichtiger, als die Unabhängigkeit unserer Stadt, an die wir uns in erster Linie gebunden fühlen. Und jede einzelne dieser Städte drückt ihre Eigenständigkeit auch in den Heroen und Göttern aus, die nur sie auf ihre eigene Art und Weise verehrt. Der offizielle Stadtkult ist weniger für das Seelenheil der einzelnen Menschen wichtig, sondern eher für das Heil der Polis an sich.


    Das selbe gilt natürlich auch für Alexandria: Die wichtigste Göttin Alexandrias ist Isis. Isis ist die Herrin über Leben und Tod in Ägypten, die Göttin des Mondes und der Gestirne, des Nils, des Meeres, der Magie, der Geburt und der Fruchtbarkeit, die Bezwingerin des Totenreiches und Herrin und Retterin des Menschengeschlechtes. Auch die Mutter des Horus und die Gattin des Osiris ist sie. Eng mit dem Kult der Isis verbunden sind die alexandrinischen Kulte der Demeter, der Persephone, der Aphrodite und der Io, welche den Alexandrinern alle als verschiedene Aspekte der Isis gelten.


    An Isis Seite steht Sarapis in all seinen verschiedenen Aspekten. Als Zeus ist er Herrscher, Retter, Träger des Weltgefüges, als Dyonisos Gott der Lust, des Rausches, der Natur und Fruchtbarkeit, der Rettung und Bezwinger Indiens, als Asklepios Gott der körperlichen und seelischen Heilung und der Medizin, als Hades und Osiris Herr über den Tod und das Totenreich und Gatte der Persephone und der Isis und als Horusknabe, welcher auf ihrem Schoß liegt und an ihrer Brust saugt, der wiedergeborene Sohn der Isis.


    Die Hüteriin der Stadt ist Tyche, das Schicksal, welche im Tychaion verehrt wird. Sie wird mit Alexander dem Großen identifiziert und wacht über die Stadt. Sie trägt die Mauerkrone, das Steuerruder und als Isis auch das doppelte Füllhorn. Auch die Schlange, Symbol von Klugheit und Weisheit, ist ein häufiges Symbol von ihr.


    Poseidon hat einen wichtigen Tempel, um die See und den Hafen zu beruhigen, und Herakles steht ebenfalls in hohen Ehren. Und im Museion werden die Musen verehrt.


    All diese Götter sind nicht scharf voneinander abgetrennt und können in diesem Aspekt dem einen, in jenem dem anderen Gott näher kommen, aber die Alexandriner selbst sehen das so, dass es ein männliches und ein weibliches Prinzip des Göttlichen gibt, das gibt und nimmt, belohnt und straft und welches der Mensch in der Beschränktheit seines Verstandes nicht erfassen kann. Deswegen betet man diese Prinzipien in Form verschiedener Gottheiten an.


    Im Übrigen bemerkte ich noch etwas anderes, als ich mir die Liste der Götter durch den Kopf gehen ließ: Die Götter waren entweder Götter der Freude, des Wohlstandes und des Vergnügens oder dunkle Gottheiten des Todes, der Nacht, des Nichts und der Magie. Oft auch Gottheiten, die beides gemeinsam repräsentierten. Fast so, als würde sich der innere Zwiespalt der Stadt in ihren Gottheiten manifestieren.

    Inmitten des Straßengewirrs des Fremdenmarktes, ganz in der Nähe des Hafenbeckens, befand sich ein größerer Platz, auf welchem ein Tempel aufragte, der unverkennbar in römisch-griechischem Stil erbaut wurde. Dieser Tempel war das Hauptheiligtum der Stadt, das Cäsareum.


    Er wurde von Kleopatra VII., eben jener großen Kleopatra, die es aufs vorzüglichste verstand, zwei der größten Feldherren Roms zu umgarnen und so die Unabhängigkeit ihres Reiches zu wahren, gestiftet. Wir wissen, dass der zweite von ihnen, Marcus Antonius, der Widersacher Octavians ihren Reizen vollkommen erlegen war, dass er auf ihr Geheiß und Aufgrund seiner Liebe zur griechischen Kultur sogar alles römische ablegte und vergaß und sich selbst zum König über Rom und das Reich in Nachfolge Alexanders ernennen lassen wollte. Dank des Geschick des Octavians wurde jedoch nichts aus seinen Plänen, aber wer weiß, vielleicht hätte die Geschichte durch seinen Sieg einen ganz anderen Lauf genommen und in Rom, heute eine eine griechische Polis, würde heute ein griechisch sprechender Basileus tyrannisch über den Erdkreis regieren. Vielleicht wäre auch nicht einmal Rom die Hauptstadt, sondern Alexandria.


    Der erstere der beiden Feldherren hingegen, der göttliche Gaius Iulius Cäsar, war viel umsichtiger in seinem Plan. Seine Treue stand fest zu Rom und er wusste, dass die Wiedereinführung des Königtums bei den Römern niemals akzeptiert werden könnte. Deswegen zog er es vor, Ägypten als römischen Klientelstaat zu erhalten. Seiner und Kleopatras Sohn wurde als Ptolemaios XV. Kaisareion (der kleine Cäsar) sogar der letzte König der ägyptischen Dynastie und verband Rom und Ägypten untrennbar miteinander.


    Auch Kleopatra zeigte sich gegenüber Cäsar dankbar. Während dieser nach Rom zurückkehrte, als einfacher Mann und Feldherr, wurde er in Ägypten nach griechischer Tradition zum Gott erklärt. Kleopatra ließ zu seinen Ehren diesen Tempel errichten, in dem seitdem die römischen Kaiser verehrt werden.


    Neugierig auf die Art und Weise, wie die Alexandriner ihre Götter ehrten, besuchte ich den Tempel...

    Nach der Vorlesung begrüßte ich Lysimachos und wir gingen ein wenig auf dem Gelände spazieren. Wir unterhielten uns über dies und das, wie es uns so ergangen war und was wir so vorhatten. Es war ein überaus angenehmes Gespräch.


    Auf unserem Spaziergang durchquerten wir natürlich auch die weiten Säulengänge der Gebäude, an deren Seiten sich Regale türmten, in denen sich Schriftrollen aller Art und Größe stapelten. Eifrige Bibliothekare rannten hin und her, sortierten und ordneten die Rollen, zogen alte Papyri zum Restaurieren hinaus oder fügten neue hinzu. Und überall in den Hallen saßen Lehrer und Studenten, die die Papyri eifrig studierten. Man hatte mir nicht zu viel versprochen: Eine solche Bibliothek hatte ich noch nie gesehen und ich bezweifelte, dass es irgendwo auf dieser Welt etwas ähnliches gab oder jemals geben würde.


    Lysimachos erzählte mir, wie diese Bibliothek aufgebaut war: Der Grundstock wurde bereits während der Feldzüge Alexanders gelegt, in dessen Begleitung sich stets ein Heer von Geographen und Gelehrten befand, die alle Länder genau kartographierten und jeden Stein, jede Blume und jedes beschriebene Blatt Papier einsammelten. Und jeder Eindruck, jede Erfahrung, alles Wissenswerte wurde aufgeschrieben und archiviert.


    Später setzten die Könige das Werk fort: Sie luden die größten der Forscher und Philosophen nach Alexandria, ließen die Werke ins Griechische übersetzen, und kauften und sammelten jede Schrift auf, die irgendwo in der bekannten Welt verfügbar war. Dabei griffen sie oft zu unlauteren Methoden: Raub, Diebstahl und Spionage waren an der Tagesordnung und kein talentierter Schreiberling konnte sich sicher sein, dass sein neuestes Buch am nächsten Tag noch da lag, wo er es hingetan hatte oder ob die Häscher des Königs schneller waren. Jedes Schiff am Hafen wurde nach Büchern durchsucht und - naja, die Prozedur hatte ich ja selbst schon hinter mir.


    Mit der Eroberung der Stadt durch die Römer fand dieses ehrgeizige Projekt kein Ende: Die Legende, Cäsar habe die Bibliothek in Brand gesteckt, war eben nur eine Legende. In der Tat ging ein Lager in Flammen auf, in dem noch unkopierte Schriftrollen von ankommenden Schiffen lagerten. Im Gegenteil: Marc Anton schenkte Kleopatra die gesamten Bestände der Bibliothek von Pergamon und immer noch wächst der Bestand Tag für Tag, Jahr für Jahr stetig an.


    Dann fragte ich Lysimachos, welche Schriften denn so in der Bibliothek lagerten. Er lachte und meinte: Das genau wisse wohl keiner. Es gäbe allerdings einen offen ausliegenden Katalog, in dem jeder das Benötigte finden konnte und der auch den genauen Standort des Werkes auflistete. Dort seien seines Wissens nach irgendwas zwischen 500.000 und 1.000.000 Schriften niedergeschrieben. Der Katalog sortierte im übrigen die Schriften einmal nach Autor, einmal nach ursprünglichen Besitzer, einmal nach Erwerb und einmal nach Themengebiet.


    Zu den berühmtesten Schriften zählten allerdings der gesamte Kodex des Aristoteles, viele davon im Original und die Gesamtausgabe der Werke Homers, die hier das erste Mal in der heute allgemein gültigen Nummerierung editiert wurden.

    Die Gelehrten des Museions versuchten nämlich nicht mehr, die Welt als Ganzes und Einheitliches zu erkennen. Ihre Logik, ebenso scharf und klar wie die der anderen, diente einem anderen Zweck: Ihr Hauptaugenmerk betraf nicht das Wesen der Dinge, sondern ihre Funktion. Ihre zentrale Frage war nicht das "Warum?" sondern das "Wie?"


    Neben dem Studium der Klassiker und Autoren, der Literatur und der Redekunst, wird hier das Wissen über die vielen Dinge dieser Welt gesammelt und vermehrt, die auf den ersten Blick unwesentlich erscheinen: Man untersucht die Tiere, Pflanzen, Steine, Gewässer, Winde, sowie die Sitten und Geschichte der bekannten Völker, kartographiert Länder und den Lauf der Gestirne und sieht, wie der menschliche Körper im Einzelnen funktioniert.


    Und Mathematiker und Physiker errechnen die Gesetze, nach denen alles funktioniert. Keine Wahrheit wird hier anerkannt, für die nicht auch ein entsprechen Beweis aufgestellt wurde. Feste Größen der anderen Schulen, Recht, Gesetz, Moral, Herrschaft und sogar die Götter, werden hier mit Skepsis betrachtet und gelten oft überhaupt nichts. Eine solche Freiheit des Denkens wird man auf dieser Welt nirgendwo finden.


    Und die Könige und heute der Kaiser garantieren alles, um diese Arbeit zu ermöglichen. Niemand redet den Gelehrten rein, auch wenn ihre Erkenntnisse noch so unbequem sein mögen und viel Geld wird ausgegeben für die zahlreichen Institute und Sammlungen und die ganzen mechanischen und optischen Geräte, die die wichtigen Messungen ermöglichen. Eigentlich ist nur ein Fall bekannt, in dem ein Philologe das Museion verlassen musste. Der Stoiker Zenon von Tarsus lehrte in seinen übrigens gut besuchten Vorlesungen die Sinnlosigkeit des Seins und forderte zum Selbstmord als einzige Alternative auf.


    Und trotz aller Kritik von Seiten der anderen Schulen und neuerdings vor allem der römischen Denker sind die Früchte, die diese Arbeit für alle Menschen trägt, nicht von der Hand zu weisen: Dank des Museions wissen wir, wie die Winde des Meeres und die Läufe der Gestirne funktionieren, was die Schiffahrt enorm erleichtert. Hier erkennt man, welche Pflanzen schädlich sind und welche heilen, aus welchen Tieren man den besten Nutzen zu ziehen vermag und wie man am besten das Korn anbaut. Den menschlichen Körper hat man erforscht und weiß, wie man ihn bei Krankheit richtig behandelt. Und nicht zu vergessen all die Geräte und Mechaniken, die das Leben so erleichtern, die Pumpen, Schiffe, Waffen, Aufzüge, und Kräne. Selbst die Kugelgestalt der Erde, die Erkenntnis, dass die Erde um die Sonne kreist, und die Entfernungen von Sonne, Erde und Mond sind uns heute kein Rätsel mehr dank des Museions.


    Und anders als bei den anderen Schulen hat dieser Weg zur Erkenntnis keine Grenze: Wer weiß, vielleicht wird sich dank der tatkräftigen Arbeit der hellen Köpfe Alexandrias der Mensch eines Tages sich wie ein Vogel in die Lüfte erheben, auf dem Meeresboden wandern, zum Mond fliegen oder ewiges Leben erlangen können...

    Die Einrichtung dieser Schule geht auf Ptolemaios I. Zurück, welcher den Tempel nach dem Vorbild des Lykeions und der Akademie errichten ließ. Es heißt, dass er dabei die berühmtesten Philosophen der Welt an seinen Hof laden ließ, darunter den Peripathetiker Demetrios von Phaleron, einen der damals bedeutendsten athener Philosophen. Dieser Demetrios war es auch, der mit seinen Schaffen die intellektuellen Grundlagen für die Schule schaffte.


    Unter Ptolemaios II. veränderte sich das Wesen des Museions. Demetrios wurde verbannt und an seine Stelle trat Zenodotos von Ephesos. Er war der erste, der kein Philosoph war, sondern ein Philologe, ein Schriftgelehrter. Ptolemaios II. ließ die Bibliothek anlegen, um den Philologen ihre Arbeit zu erleichtern. Die philologische Tradition setzte sich nun am Museion gegenüber der Philosophie durch.


    Die Reihe der Philologen wurde von einer Reihe weiterer berühmter Männer fortgesetzt: Auf Zenodot folgte Kallimachos von Kyrene, ebenfalls der bedeutendste Philologe seiner Zeit, auf ihn folgte sein Schüler Appollonius von Rhodos. Auf Apollonius folgte dann Erathostenes von Kyrene und spätestens bei ihm zeigt sich, wie sich die Philologie am Museion veränderte. Aus der reinen Kunst der Textinterpretation und –Auslegung wurde eine neue Art der Welterklärung.


    Erathostenes war nämlich nicht nur Philologe, er war auch Mathematiker, Geograph und Historiker. Sein bekanntestes Werk ist die Errechnung der Erdkrümmung und des Erdumfanges auf 252.000 Stadien errechnet.


    Andere berühmte Köpfe, die mit dem Museion im Zusammenhang stehen, sind der Astronom Aristarch von Samos, der Mathematiker Euklides von Alexandria, der Physiker Archimedes, der Mechaniker Philon und die Ärzte Erasistratos und Hierophylos von Chalchedon, die das erste Mal den Körper des Menschen öffneten.


    Dann begann allerdings der lange Niedergang des Königshauses und somit auch des Museions. Auf Erastothenes folgten dann die Philologen Aristophanes von Byzanz, Apollonius Eidographos und Aristarchos von Samothrake, alles große Gelehrte jener Zeit, aber längst nicht mehr vom selben Schlag wie ihre Vorgänger. Ptolemaios VIII. schließlich ernannte einen „Kydas von den Speerträgern“ zum Bibliothekar, eine gänzlich unbekannte Gestalt, dessen Beinahme ihn wohl als Soldat auszeichnet. Sicherlich war er kein großartiger Geist sondern verdankte seine Position der königlichen Vetternwirtschaft. Die nachfolgenden Bibliothekare bis heute sind ebenfalls relativ unbekannt.


    Aber auch wenn dem Museion seit Jahrhunderten nicht mehr so große und berühmte Köpfe vorstehen, so hatten die ersten fünf einen Nachlass hinterlassen, der auf der Welt seinesgleichen sucht: Die Sammlung der Schriften und die Methoden der Philologen verbanden sich unter ihrer Leitung mit den alten Künsten der Artes Naturales und erschufen eine vollkommen neue und nie dagewesene Art der akademischen Vorangehensweise, von der ich später noch sprechen will. Natürlich waren die Alexandriner nicht die einzigen, die in dieser Zeit dazu beitrugen, aber hier trug die neue Methode Früchte in Form eines Lehrbetriebes, der bis heute einmalig ist.

    Ich betrat den Hörsaal, in dem Lysimachos lehrte, setzte mich zwischen die Studenten und hörte zu. Ich war nämlich sehr gespannt darauf, wie sich das Museion im Lehrplan von den anderen großen Philosophenschulen unterschied.


    Die bloße Existenz einer Philosophenschule in dieser Stadt war es nämlich sicher nicht, was Alexandria so außergewöhnlich machte. Seit Jahrhunderten gab es in der griechischen Welt große Philosophenschulen mit Tausenden von Lehrern und Studenten, die die großen Denktraditionen über die Zeiten hinweg erweiterten und verbreiteten. Auch die Herrschaft der Römer änderte daran nichts. Die Römer machten es sogar zum Brauch, dass Jeder, der was auf sich hielt, seine Söhne nach Griechenland zum studieren schickte.


    Die vier wichtigsten und tonangebendsten Schulen der Philosophie stehen seit Jahrhunderten zusammen im relativ kleinen Städchen Athen, einer regelrechten Studentenstadt: Aus der Hochzeit dieser Polis kommen die Akademie des Plato, die die Lehren des Sokrates verbreitet und das Lykeion des Aristoteles, das Zentrum der Peripatetiker. Aus jüngerer Zeit hingegen stammen die Lehren des Zenon von Kition, dessen Schule nach ihren Standpunkt an der Agora auch Stoa genannt wird, die bedeutendste Schule. Das Gegenmodell der Stoa, die epikureische Schule, hat ebenfalls in Athen seinen Sitz. Unnötig zu erwähnen, dass die vier Schulen sich untereinander überhaupt nicht leiden können und sich auf den Plätzen Athens aufs heftigste miteinander streiten.


    Der Platonismus fordert nämlich Suche nach Wahrheit durch die Entschleierung der Welt, die als Illusion begriffen wird. Aristoteles hingegen lehrte, dass die Wahrheit in der genauen Betrachtung dieser Welt zu finden sei. Stoa und Epikureismus stammen von diesen beiden Traditionen ab, haben sie zusammengeführt und verneinen doch beide.


    Die Stoa sieht die Welt als zusammenhängendes Ganzes und der Mensch und seine Gemeinschaft sind nur ein Teil davon. Sie fordert deswegen Einklang mit den Gesetzen der Welt. Epikur dagegen ging von einer eher chaotischen Welt aus, in welcher der Mensch autonom handelte. Das größte Ziel des Menschen sei von daher die Erlangung persönlicher Lust, die er als Abwesenheit von Leid erkannte.


    Dank der Nachfolger Alexanders des Großen blieb die Lehre und Erhaltung der Philosophie aber nicht nur auf Athen beschränkt. Jeder König stiftete in seinem Reich einen oder mehrere Musenhöfe mít großen Bibliotheken und heute gibt es viele Zentren der Philosophie, die sich meist an Platon und Aristoteles orientieren.


    In Athen standen vier der großen Schulen. Die fünfte hatte ihren Sitz hier, in Alexandria.