Beiträge von Marcus Vinicius Lucianus

    Lucianus fiel in die Tiefe und mit einem Ruck zerrte das Seil an seinem Genick, aber durch die Lage des Knotens brach sein Genick nicht, sondern liess ihn leiden und nach Luft ringen.
    Sein Körper zappelte und zuckte und es dauerte eine Weile, bis er den Kampf ums Überleben, das Ringen nach Luft aufgab. Der zappelnde Körper beruhigte sich langsam und nach ein paar letzten Zuckungen hang Lucianus nur noch regungslos da. Sein Körper war tot und seine Geist würde diesen bald verlassen und ins Elysium aufsteigen.

    Lucianus sah den Vescularier direkt an und die Freud in seinen Augen liess nochmal alles in ihm hoch kommen..... ja, da war er wieder, so wie man ihn kannte und so, wie man ihn niemals als Kaiser sehen wollte.
    Der Grund warum all dies geschah stand direkt vor ihm, der Grund warum der Kaiser sterben musste und der Grund warum man auch nie aufhören sollte den Mann zu bekämpfen. Und hingegen dessen, was er sich vorgenommen hatte nahm Lucianus all seine Kraft zusammen um laut hinaus zu brüllen, sodass jeder es hören sollte:


    "Ich vertraue auf das römische Volk, es wird dich richten! Rom wird siegreich sein! Roma Victrix!"


    Lucianus schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Kommende, er sah seine Familie vor sich Paulina, seinen Sohn Massa, seine Tochter..... Hungaricus..... seinen Vater, den er bald entgegen treten würde. Lucianus würde nun heimkehren und Ruhe finden. Ein Lächeln betrat sein Gesicht.

    Lucianus hatte nicht mitbekommen, was da rund um ihn geschah, nur den Aufruhr in der Menge und dann das verstummen. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass hier jemand versuchen würde für ihn Partei zu ergreifen oder sogar noch schlimmeres. Deswegen bedachte er den Vescularier auch nicht einmal mit eines Blickes und schon gar nicht mehr mit Worten. Es war die Worte nicht wert, die einiges an Kraft gekostet hätten, die Lucianus aber noch zu Genüge brauchen würde.
    Er spürte die Hand und ein kaum merkliches Zucken huschte über sein Gesicht, bevor er sich ohne Widerrede beugte.

    Lucianus hatte das Urteil ohne irgendein Kommentar vernommen. Es war ihm klar, dass dies nach seiner Aussage, so kommen würde. Aber es war auch klar, dass es ohne Aussage so gekommen wäre.
    Salinator musste so handeln und die Schnelligkeit in der das Urteilsschreiben bereit lag und die Schnelligkeit, mit der er das Urteil vollstreckten wollte zeigten, dass ALLES schon vorher klar war.
    Lucianus Blick war starr in eine Richtung gerichtet, innerlich lief voll sein Leben noch mal vor ihm ab und wenn man genau hinsah konnte man meinen das eine oder andere Schmunzeln zu erkennen.
    Er würde auch nichts mehr sagen, er hatte alles gesagt, seine Überzeugung kundgetan und konnte nur noch hoffe, dass die Menschen erkannten welch falscher Kaiser da nun über ihr Leben entscheiden würde.
    Lucianus war sich sicher das richtige getan zu haben und jeder der ihn kannte, egal ob er nun mit der Tat an sich einverstanden war, wusste, dass der Vinicier dies aus tiefster Überzeugung getan hatte. Und so dachte er auch jetzt noch in den letzten Minuten seines langen und erfüllten Lebens und nur die Götter könnten und würden wirklich über ihn richten.
    Mit diesen Gedanken und dieser Einstellung würde Lucianus die Hinrichtung mit Stolz und Gelassenheit, sofern dies möglich war, über sich ergehen lassen.
    Ein langes Leben im Dienste Roms und in Dienste des Volkes mit vielen Höhen und auch Tiefen würde gleich zu Ende gehen, aber niemand konnte Lucianus seinen Ehre und seine Stärke nehmen, nicht einmal Salinator.

    Die Worte von Salinator quittierte ich mit einem eisernen Lächeln und einem Blick der Wasser hätte gefrieren lassen können.
    Alle im Raum konnten die Abscheu erkennen, die ich für diesen Mann hegte, aber auf weitere Worte verzichtete ich, war doch der Ausgang ohnehin schon klar, noch bevor die Tinte auf dem Pergament der Verlautbarung getrocknet war.

    Doch dann ertönte doch noch die Stimme des Senators. Ob es nun aus Absicht geschah, um den Kaiser zu provozieren, oder einfach nur Zufall, dass es solange gedauert hatte würde man wohl nie erfahren.


    Lucianus war sehr mitgenommen, die letzten Wochen, oder waren es Monate im Carcer unter Hunger leidend und Folter ertragend liessen keinen Menschen ohne Zeichen zurück.
    Ausserdem war Lucianus nicht mehr der jüngste, was erschwerend hinzukam.
    Dpch trotz alledem konnte man im Blick von Lucianas noch immer Stolz und Ehre erkennen und niemand sollte Zweifel daran haben, dass die gesprochenen Worte nicht dem entsprachen, was Lucianus wirklich glaubte und fühlte.


    Lucianus sah zum Ankläger "Octavius" und nickte im zu und dann zum Kaiser "Vescularius" und bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick.


    "Dieser Prozess ist eine Farce, der Richter der Geschädigte und der Ankläger eine Marionette seiner... " ich blickte zu Octavius "... es tut mir Leid, aber die Wahrheit muss gesagt werden!"
    Dann sah ich wieder zu dem sogenannten Kaiser "Und du! Du bist ohnehin der letzte, der irgendjemand anklagen sollte, du der du den Kaiser so lange Zeit vor der Öffentlichkeit versteckt hast, ihn vor den Worten des Senats ferngehalten hast und ihn sogar vor uns abgeschirmt hast, damit wir keine Sekunde mit ihm persönlich sprechen konnten. Du hast ihn mit deinen Lügen geimpft und solange eingeredet, dass er nicht mehr regieren konnte, bis er dir all seine Macht in deine gierigen Finger legte.
    Der Senat musste handelt, aber du weisst ja selbst, denn es kam dir ja zugute, welch Memmen im Senat teilweise sitzen und genau aus diesem Grund musste wir handeln, zum Wohle Roms.
    Die Tat an sich kann man so grausam erscheinen lassen, wie man will, der Grund dahinter ist ehrenhaft und verlangte diese Vorgehensweise. Ich bedauere einzig, dass wir nicht so erfolgreich waren und Rom jetzt vielleicht in einen Bürgerkrieg stürzt, welcher das Leben vieler guter Männer kosten wird. Doch am Ende, ihr werdet es alle sehen, wird die Gerechtigkeit siegen und du Salinator wirst dorthin geschickt werden, wo du hingehörst und das ist nicht Rom und nicht der Kaiserstuhl!"


    Kurz hielt ich inne "Richtet über mich, sofern ihr das hier ein Gericht nennen wollt und beendet diese farce endlich! Dann kann ich mich endlich bei denen verantworten, die die ganze Wahrheit kennen, den Göttern und diese sind die einzigen, die richtig urteilen werden!"


    Dass Lucianus alleine hier stand, ihm nicht einmal ein Verteidiger angeboten wurde geschweige denn er gefragt wurde, konnte jeder sehen und es musste nicht gesagt werden. Jeder konnte sich sein eigenes Bild machen und es würde dann an die Öffentlichkeit getragen werden.

    Ich nickte auf die rethorische Frage, ob ich es denn schon wüsste und lauschte dann den Worten.....


    "Nun, Senator Octavius, ich werde gerne alle deine Fragen beantworten, wenn ich mich noch erinnern kann. Du kannst es sicher nicht nachvollziehen, aber nach Monaten in diesen dunklen Räumlichkeiten scheint der Wahnsinn nicht zu weit zu sein und man ist sich selbst oft nicht mehr sicher, was Wahrheit und was Trugbild ist.!"


    Ich senkte den Kopf, um kurz nachzudenken, dann sah ich Victor an


    "Victor, wir kennen uns nun schon eine halbe Ewigkeit, wir hatten zwar nicht allzuviel Kontakt, aber auch keinen Zwist und du kennst mich, du kennst meine Art, meine Ansichten und mein Verhalten aus dem Senat....... Ja, ich habe mich der Verschwörung schuldig gemacht und ich werde die Konsequenzen dafür tragen. Aber ich tat es aus einem guten Grund und wenn ihr jetzt noch nicht seht, was Vescularius aus Rom macht, dann bete ich zu den Göttern, dass sie euch schnellstens die Augen öffnen!"


    Dann nochmal ein kurzer Seitenblick, ein kleiner Gedanke


    "Aber ich werde niemanden in diese Sache mit hineinziehen, ich werde keine Namen nennen, oder auch nur Andeutungen machen. Du kannst mir glauben, auch die Folter der Praetorianer brachten mich nicht dazu!"


    "Und der Tod erwartet mich so oder so, egal ob ich nun wirklich schuldig wäre oder nicht, Vescularius wünscht meinen Tod, er braucht einen Sündenbock und dieser bin ich!"

    Natürlich hatte ich das Schreiben gelesen, es war keine Überraschung. Vescualrius tat alles, um seinem Ruf gerecht zu werden, alles um seine Feinde loszuwerden und ich sollte wohl so eine Art Exempel werden.


    Überrascht war ich dann doch vom Besuch des Octavius Victor und auch wenn man mir ansah, versuchte ich den Anschein zu wahren, dass es mir halbwegs gut ging.


    "Stören?" fragte ich mich einem gezwungenen Lächeln ".... nein, eher nicht, aber angesichts der Tatsache, welche Aufgabe du inne hast, tut das wohl auch wenig zur Sache! Was verschafft mir die Ehre?"

    Verächtlich sah ich den Mann an, der so unverschämt versucht hatte zuerst mein Vertrauen zu erlangen, nur um ein Geständnis zu bekommen.


    "Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen getränkt werden!"


    Das Schreibzeug wischte ich vom Tisch, das Kästchen zerbrach und der Tinte lief über den Boden.


    "Nichts, nichts wirst du von mir bekommen!" rief ich ihm nach, als ergehen wollte.

    Ein hämisches Grinsen und Seitenblick auf den Mann machten klar, dass ich nicht auf diesen Psychomist hineinfiel. Viel mehr war es mir mittlerweile egal, was mit mir, mit Rom oder mit sonst jemand passierte.


    Ich wollte nur endlich erlöst werden, von der Ungewissheit, wie es meiner Familie erging, meiner Frau und meinen Kindern, die ich nach Aegyptus geschickt hatte.


    "Lass es! Das funktioniert nicht! Ich bin ein gebrochener Mann, der nur noch auf seinen Tod wartet. Du willst mir ein schlechtes Gewissen machen mit Unschuldigen? Was ist mit all den Unschuldigen die nun unter der Tyrannei des Vescularius leiden müssen? Nein, die Götter werden mich richten und erst dann werde ich wissen, ob es richtig war, sich aufzulehnen! Aber nicht ihr und nicht Vescularius!"

    Ich schüttelte müde den Kopf und sah in die Ferne, die sich nur in meinen Gedanken befand, denn hier in der kleine Zelle konnte man kaum davon sprechen..... ich sprach nun leise und wirkte etwas gedankenverloren um nicht zu sagen abwesend


    "Ich weiss es nicht mehr, ich weiss nichts von den Einzelheiten.... nicht mehr!"


    Es war wohl wirklich so, dass er sich nicht erinnern konnte wer und was genau geplant und durchgeführt war. Schliesslich hatte man ihm eine zeitlang ordentlich durchgesetzt und in seinem Alter schlug die Demenz auch schon mal zu.

    Ich lächelte ein wenig, immernoch versuchte der Mann irgendetwas aus mir heruaszubekommen..... doch wozu sollte ich das tun...... ich wandte meinen Blick ab von ihm


    "Dann richtet mich! Führt meiner Strafe zu, dir ihr ja für angemessen haltet! Aber ich werde nichts mehr sagen, denn ich habe alles schon gesagt, und ihr seit so verblendet, dass ihr es nicht seht, also wozu noch reden! Richtet mich endlich!"

    "Was?" fragte ich eindringlich "bei den Göttern gibt euch das Recht über uns zu urteilen? Wer gibt euch das Recht, es Verbrechen zu nennen! ICH stehe dazu, was ich getan habe! ICH bin nicht untätig im Senat herumgesessen, auf meinen eigenen Vorteil bedacht und dabei das Wohle des Volkes ausser Acht gelassen! Nicht WIE sind schuld, nicht ICH sonder Vescularius und Valerianus. Letzterer weil er blind all die Macht in die Hände dieses Bauern gegeben hatte und Vescularius, weil er ein nach Macht hungernder Bauernjunge aus der Provinz ist. Mach die Augen auf, Decimus, und beginn selbst zu denken, und sei nicht die Mariontte dieses Tyrannen!"

    Der Zornesausbruch rang mir dann doch ein kleines Lächeln ab..... "Du kannst dich aufregen, was du willst, es ist einerlei..... War er eingeweiht? War er es nicht? Wozu sollte ich dir das sagen? Was würde es ändern? Für ihn, für mich, für Rom?"


    Ich schüttelte den Kopf, weniger verneinend, mehr verzweifelt "Ich war dabei, ich habe mit abgestimmt und ich habe das Schicksal Roms besiegelt, aber nicht, wie wir das wollten, leider haben wir versagt! Richte mich, aber ich werde nicht andere vor mich stellen, um mich zu schützen!"

    "Natürlich wusste er davon, alle die eingeweiht wurden wussten davon......" dann sah ich an die Decke, die Zellenwände, den Boden, verwirrt, nachdenklich.
    Dann sah ich den Decimus wieder an ".... wie war sein Name, sagtest du? Ich weiss es nicht mehr genau, wer alles dabei war, ausserdem hatten sich einige aus der Sache entfernt, als sie den Plan hörten...... aber gehört haben sie ihn!"

    "Dafür oder dagegen, was macht das für einen Unterschied? Die Abstimmung ergab ein Ergebnis, wer damals wofür gestimmt hatte, weiß ich heute nicht mehr!"

    Ich blickte zu Boden, dachte nach um dann mit etwas festerer Stimme zu sprechen


    "Valerianus war nicht das eigentliche Ziel, aber wenn er nicht so verbohrt und blind gewesen wäre, würde Rom jetzt nicht da sein, wo es ist...... regiert von einem Diktator. Ich bereue nur, dass der Senat und wir viel zu lange zugesehen haben, wie Vescualrius uns langsam aber sicher, alle Macht entzogen hat! Schande über uns, Schande über den Senat!"

    Ich sah ihn an, hörte den Namen, runzelte fragend die Stirn ".... Manius Gracchus.... ich kenne den Namen...." dann übrlegte ich nochmal und nickte ".... ja, er war dabei, er wollte helfen, Rom zu befreien!"


    Dann zog Trauer in mein Gesicht, denn ich wusste nicht wie die Dinge in Rom überhaupt standen....

    Verwirrt blickte ich hoch "Beschützen? Wovor denn?" Ich deutete auf die Wände der Zellen "Vor dem da?"


    Dann sah ich den Mann genauer an, und es dämmerte mir.... das letzte Verhör, was ich gesagt hatte und wer er war....


    "Was erwartest du von mir? Ich habe dir alles gesagt!"

    Etwas verwirrt musste ich schon aussehen..... warum fragte mich dieser Prätorianer, ob es mir besser ging. Was war passiert, hatte ich wirklich alles vergessen, oder brauchte es nur einen Schubs in die richtige Richtung....


    Verlegen antwortete ich "ähm... ja, es geht einigermassen!"

    Es waren Tage vergangen, oder waren es eher Monate? Wer wusste das schon, ich zumindest nicht. Ich hatte die Zeit verloren in dem Verlies, doch zumindest wurde nach mir gesehen, Ärzte kümmerten sich ein wenig um mich, ich bekam besseres Essen und hatte frische Luft.
    Dennoch hatte ich irgendwann aufgehört die Tage zu zählen, wartete ständig darauf wieder verhört zu werden und gefoltert.


    Plötzlich trat jemand in die Zelle und nannte mich Senator, ich blickte hoch, konnte mich an das Gesicht erinnern, aber woher, wusste ich nicht mehr und schon gar nicht mehr, dass er der Mann war dem ich die bessere Behandlung zu verdanken hatte.
    So musste ein einfaches "Salve" reichen!