Beiträge von Sica

    Zitat

    Original von Sciurus
    Mit Erstaunen hörte er die Kunde über das dumme Ding und berichtete im Gegenzug leise von den gegenwärtigen Entwicklungen. "Der Sohn der Wölfin zieht die Furchen für seine Stadt." entgegnete er dem Vilicus leise. "Zudem scheint er sein Bündnis mit Tatius gefunden zu haben, doch es ist unsicher, wer der König ist."


    Sica nahm die Information ohne äußerliche Regung auf und nickte nur kurz. In der Tat hatte er längst erkannt, dass sich aus der Zusammenarbeit mit Sciurus weitaus bessere Möglichkeiten ergaben, als dies allein möglich gewesen wäre. Sie ergänzten einander und tauschten die wertvolle Ware 'Information' so rege aus, wie mit sonst wohl keinem. Beide waren äußerst geizig mit diesem Gut, doch manchmal half der Austausch weiter als das Schweigen. Nun galt es allerdings vorerst die Posse ihrer Herren mitzuspielen, um diese in ihrem Bedürfnis nach Erfüllung der Tradition zufriedenzustellen. Sica nahm etwas von den einfachsten der verfügbaren Speisen und gab sich den Anschein einer gelösten Unterhaltung mit dem anderen Sklaven.


    Das Mahl der Götter wird reichhaltig und Apollo zufrieden sein. Der andere König wurde bereits erwartungsgemäß bestimmt?


    Ohne besonderen Genuss nahm er einen Bissen und kaute, während er die restliche Schar der Feiernden stets beiläufig im Auge behielt.

    Sica folgte dem Sohn seines Herrn wenig später. Er hatte noch die Träger entlohnt und die Verteilung des gekauften Falerners in die Wege geleitet. Dann begab er sich dem heutigen Feiertag gegenüber relativ gleichgültig zu den anderen. Auf eine ausgiebige Begrüßung verzichtete Sica. Nachdem er die Anwesenden kurz überblickt hatte, suchte er sich zielstrebig einen Klinenplatz in ungefährer Nähe zu Sciurus. Mit diesem würde wohl am Ehesten noch eine sinnvolle Unterhaltung möglich sein, so dass die elende Zeit der Saturnalien vielleicht nicht ganz und gar vergeudet sein möge. Doch zuerst tat er so, als wolle er jenem eine kurze Rückmeldung aus der Küche überbringen. Sica neigte sich leicht zu Sciurus und unterrichtete ihn leise mit wenigen, verschlüsselten Worten von seiner Beobachtung vor der Villa.

    Sica begleitete den Sohn seines Herrn ohne großes Aufhebens. Natürlich wusste er um die vermeintliche Bedeutung der heutigen Feierlichkeit. Doch ebenso wusste er, dass schon am ersten Tag darauf wieder alles beim Alten sein würde. Er versah seinen Dienst daher wie eh und je. Die Träger zu organisieren und den Händlern einen regulären Preis abzuverlangen, war kein großes Problem gewesen. Ungleich lästiger war all die vergeudete Zeit an den diversen Marktständen gewesen, während derer sich der Sohn des Senators offenbar zu keiner Entscheidung hatte durchringen können. Doch Sica war gelassen, hatte er es doch längst gelernt mit solchen Herren umzugehen.


    Zurück vor der Villa Flavia erblickte er eine ihm wohlbekannte Gestalt. Er fixierte die Sklavin unauffällig, während er dem Sohn seines Herrn die Tür öffnete. Nachdem dieser hineingegangen war, hielt Sica noch einen Moment inne und starrte die nichtsnutzige Sklavin drohend an. Sie sollte nur wissen, was ihr blühte, wenn sie sich erwischen ließ. Sica hatte nicht wenig Lust, ihrer überflüssigen Existenz endlich ein Ende zu setzen. Die Träger mit den Weinamphoren waren bereits instruiert und verschwanden im Dienstboteneingang. Ohne ein Wort zu sagen wandte Sica sich wieder ab und schloss die Tür hinter sich.

    Die Sklavin schien fest entschlossen, sich in äußerste Gefahr zu begeben. Unter normalen Umständen hätte Sica nicht lange gezögert und ihr Leben für diese Frechheit als Tribut eingefordert. Doch er hatte noch andere Dinge zu tun und wollte sich hier und heute nicht auch noch mit einem wahrscheinlich nicht einverstandenen Hannibal auseinandersetzen. Sie widersprach sich, indem sie ihm gleichzeitig drohte und ebenso vorgab einen friedlichen Ausweg aus dieser Situation zu suchen. Sica interpretierte dies als eindeutige Verzweiflungstat, deren Nutzen sich ihm völlig verschloss. Zu ihrem Glück war er fest davon überzeugt, dass ihr ohnehin niemand Glauben schenken würde, sein Wort hingegen bedeutend schwerer wog. Ein handfestes Alibi würden sich Sica und Sciurus schon bald beschaffen. Sollte sie dennoch versuchen, auch nur irgendwelche Aktivitäten der Unterwelt aufzudecken, so würde er persönlich dafür sorgen, dass vor allem und in erster Linie Hannibal an Sicas und Sciurus' statt mit in diese Verwicklungen hineingezogen werden würde. Ein letztes Mal fixierte er die Sklavin mit regloser Miene.


    Die Logik deiner Worte ist geradezu lächerlich.


    Von diesem Moment an wollte er seine Zeit nicht weiter verschwenden und wandte sich wieder Hannibal zu, den er abschätzig musterte. Weitere Maßnahmen würden auch ihn betreffend noch zu bedenken sein. Jetzt beschränkte er sich darauf, nur dessen gestellte Frage zu beantworten.


    Nein. Verschwindet.


    Demonstrativ beendete er damit das Gespräch, gab Sciurus einen Wink und wandte sich ab, um dem unterirdischen Gang in entgegengesetzte Richtung zu folgen. Es war notwendig geworden noch einige Getreue zu kontaktieren, die den Abzug der von nun an unwillkommenen Gäste der Unterwelt observierten und ebenso sicherstellten, dass mit der Beseitigung jener Leiche kein Schindluder getrieben wurde.

    Sicas linke Augenbraue schob sich um den Bruchteil eines digitus nach oben. Darüber hinaus erlaubte er sich keinerlei Regung, während er die Erklärung Hannibals aufnahm. Auf die Sklavin reagierte er anfangs nicht einmal, sondern ignorierte sie weiterhin komplett. Seine Antwort ging einzig und allein an Hannibal.


    Ich hoffe für dich, dass das keine Lüge ist. Wenn du uns durch diese sinnlosen Eskapaden den Praefectus Praetorio an den Hals holst, dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Ob dieses nutzlose Ding etwas für sein Leben lernt oder nicht, ist mir vollkommen gleich. Wenn sie dem Haushalt der Flavier nicht mehr zur Last fällt, umso besser. Aber hier hat sie nichts, aber auch rein gar nichts verloren. Sie ist unfähig, faul und eine Verräterin. Bring sie auf der Stelle wieder an die Oberfläche. Wenn ich sie noch einmal hier unten erwische oder erfahre, dass sie sich hier unten herumgetrieben hat, dann kann ich für nichts mehr garantieren. Weiters brauchst auch du selbst dich in dem Fall hier nie wieder blicken lassen. Verstanden?


    Sein eiskalter Blick verharrte noch einige Sekunden auf dem Sklaven, bevor Sica sich endlich dazu herabließ auch die kleine Blonde zu beachten. Voll Verachtung sah er sie von oben herab an und der eben noch zwar scharfe, doch verhältnismäßig neutrale Ton seiner Stimme wurde deutlich drohend.


    Halt dein vorlautes Maul, du dummes Ding. Der Ort, an dem wir uns befinden, ist vollkommen unabhängig von dem was dir blüht, wenn du dich weiter so töricht verhältst.


    Ihre Naivität sprach für sich. Sicas sah kurz zu Sciurus, um dessen Meinung zu ihrem weiteren Vorgehen zu erkunden. Falls jener weitergehende Maßnahmen schon jetzt für erforderlich halten würde, würde Sica wohl kaum große Einwände haben.

    Sica bemerkte die Veränderung in Hannibals Verhalten im Umgang mit jener Sklavin und augenblicklich war sein Misstrauen geweckt. Er hatte dem anderen Sklaven für seine Verhältnisse sehr weit vertraut. Allein dessen Rettung und die Einführung in die Unterwelt waren ein deutliches Zeichen dafür gewesen. Jeden geringeren Sklaven hätte Sica bei einer solchen Tat mit deutlich weniger Aufwand aus dem Weg geräumt. Er hatte jedoch eine über sehr lange Zeit gefestigte und alles andere als hohe Meinung von der kleinen blonden Sklavin, die auch durch diese kleine Scharade nicht auch nur im geringsten beeinflusst werden konnte. So kam es, dass Sicas sämtliche Sympathien für Hannibal und jegliches beginnendes Vetrauen bei dessen offensichtlicher Solidarisierung mit der Sklavin sämtlich und restlos verpufften. Sicas Miene verhärtete sich minimal, als er innerlich dieses Urteil über jenen einst so vielversprechenden Sklaven fällte.


    Diese Sklavin war über die Dauer ihrer gesamten Existenz noch nie auch nur zu irgendetwas nützlich. Trotzdem entspricht es den ausdrücklichen Anweisungen ihres Besitzers, dass sie in der Obhut des Caeciliers zu verbleiben hat. Was hast du mit seinem Haushalt zu schaffen? Mit welchem Recht hast du sie von dort entfernt?


    Sica hoffte nicht nur für das kurzfristige Wohl Hannibals und Nadias, dass jener eine gute Erklärung dafür vorbringen konnte. Sich mit dem Praefectus Praetorio anzulegen war einen Dummheit, die ihresgleichen suchte und empfindliche Teile der Unterwelt ernsthaft in Gefahr bringen konnte. Die Sklavin selbst ignorierte er bei alldem konsequent. Er wusste, dass mit ihr ohnehin nicht zu reden war.

    Sicas stechender Blick landete auf der kleinen Sklavin. Seine Haltung veränderte sich nicht, da er in ihr mitnichten eine Gefahr sah. Natürlich erkannte er sie sofort. Er wäre ein schlechter Vilicus gewesen, wenn er die Sklaven des flavischen Haushaltes nicht sämtlich gut gekannt hätte. Selbstverständlich erinnerte er sich auch an ihre Vorgeschichte, die Faulheit und ihre Flucht. Entsprechend gering schätzte er ihren Wert für den Sohn seines Herrn ein, wenn da nicht dessen unnütze Affinität zu dem schmächtigen Ding gewesen wäre. Es wäre nach Sicas Meinung für alle Beteiligten am besten, wenn die Sklavin dem flavischen Anwesen für immer fern bliebe. Entsprechend positiv hatte er ihre 'Verbannung' zu dem Caecilier aufgenommen. Doch auch wenn es Sica eigentlich egal war, wo sich diese nichtsnutzige Sklavin auch immer herumtrieb, so wusste er doch dass sie ausgerechnet hier ganz sicher nichts zu suchen hatte. Ihrem erbärmlichen Gebaren und Gewimmer war nur allzu deutlich zu entnehmen, dass sie in irgendeiner Form mit Hannibal hier war, den Sicas Blick als nächstes unheilvoll durchbohrte.


    Was hat das zu bedeuten?

    Sicas kalter Blick verfolgte jede Regung innerhalb der ihm gegenüberstehenden Gruppe. Mit regloser Miene wartete er die Szene zwischen Sciurus und Hannibal ab, bevor er jenem antwortete.


    Die Angelegenheit musste erledigt werden.


    Sein Tonfall ließ dabei deutlich hören, dass er die Anwesenheit dieser Leiche nicht erklärte, sondern schlichtweg feststellte. Das Hilfsangebot rief keine positive Reaktion seinerseits hervor. Die Tatsache, dass Hannibal damit andeutete sie würden eine so einfache Arbeit zu zweit nicht problemlos erledigen können, brachte ihm und seinen Helfern einen kostenlosen Auftrag ein. Sica zog den linken Mundwinkel ein Stück nach unten und schüttelte den Kopf.


    Wir brauchen keine Hilfe. Sorgt dafür, dass diese Ratte von hier verschwindet, und erlaubt euch keine Fehler.


    Die Androhung gegebenenfalls notwendiger Vergeltungsmaßnahmen für einen solchen Fehler ließ Sica deutlich in seinen letzten Worten mitklingen. In diesem Moment wurde seine Aufmerksamkeit allerdings plötzlich von einem Geräusch angezogen, das er hinter Hannibal und dessen Schergen gehört zu haben glaubte. Nur für den Bruchteil einer Sekunde wurde Sicas Blick dadurch von jenen abgelenkt und er starrte kurz in die Dunkelheit hinter ihnen. In der undurchdringlichen Schwärze war nichts erkennen und so gab er nur unauffällig Sciurus ein Zeichen, dass auch er weiter wachsam sein sollte, falls jener es nicht selbst gehört haben sollte.

    Sica sagte nichts und auch die Anspannung seiner Muskeln löste sich nur zum Teil wieder. Er ließ seinen Dolch wieder sinken und steckte ihn mit einer geübten Bewegung weg. Seine vornehmliche Aufmerksamkeit galt dabei den ihnen gegenüberstehenden Männern. Die meisten kannte er und deswegen traute er ihnen vorerst auch nicht. Stumm wartet er ab und beobachtete.

    Sica reagierte nicht auf die Beschwerden des anderen Sklaven. Er blickte während des Gehens starr geradeaus und seine Augen fixierten die nächste Abzweigung. Plötzlich wurde er aufmerksam und glaubte irgendetwas gesehen zu haben. Mit einer leichten Berührung an der Schulter machte er Sciurus auf die Unregelmäßigkeit aufmerksam und die beiden verharrten augenblicklich an Ort und Stelle. In der langen Zeit ihrer Zusammenarbeit hatten sie sich längst zahlreiche unauffällige Zeichen angeeignet, mit denen man sich in solchen Fällen lautlos verständigen konnte. Dabei gab es sowohl Gestiken, die sie überirdisch verwendeten, als auch bestimmte Berührungen, mit denen man sich in absoluter Dunkelheit verständigen konnte. Da sie in diesem Fall aber noch eine kleine Laterne dabei hatten, machte Sica die knappe Geste für 'Licht'. Da er nicht vorhatte, einem Unbekannten in völliger Dunkelheit gegenüber zu treten, ließ er die Laterne selbst jedoch an. Lautlos zogen Sica und Sciurus ihre Dolche und warteten.

    Sica hielt sich nicht für einen Patrizier unter den Sklaven. Er war ein Patrizier unter den Sklaven. Die besondere Betonung, die der Besucher auf die Natur der Angelegenheit verwendete, rief bei ihm automatisch Misstrauen hervor. Doch da es sich nur um den Bruder seines Herrn handelte, störte ihn dieses eher peripher. Er öffnete die Tür, auf dass der Praefectus eintreten konnte.


    Folge mir. Ich werde mich erkundigen, ob er dich empfängt.

    Sica führte den Praefectus Praetorio ins Atrium. Dort hieß er ihn zu zu warten und machte sich seinerseits auf die Suche nach Flavius Aristides. Sobald er diesen in der Villa ausfindig gemacht hatte, näherte er sich ihm und sprach ihn dezent an.


    Der Praefectus Praetorio Caecilius Crassus wünscht dich zu sprechen, Herr. Er wartet im Atrium.

    Sica öffnete die Tür und musterte die davor stehende Versammlung mit Skepsis. Die Rüstung der Prätorianer verband er mit nichts Gutem. Doch zumindest schienen die Begleiter des Besuchers keine Soldaten zu sein. Den Praefectus Praetorio erkannte er wieder und sprach ihn emotionslos an.


    Salve.

    Schon kurze Zeit später kehrte Sica wieder aus der Culina zurück. Seinem Herrn bedeutete er durch ein unauffälliges Zeichen, dass die Angelegenheit ohne Probleme erledigt worden sei und begab sich wieder auf seine Position im Hintergrund. Auf dem Rückweg in das Triclinium hatte er sich noch zwei Wachstafeln und einen Stilus organisiert, die jedoch vorerst unbenutzt blieben.

    Wie immer bemühte sich Nigra, ihrer Arbeit vorbildlich nachzugehen. Während ihrer Anfangszeit in der Villa Flavia hatte sie damit noch größere Probleme gehabt. Doch allzu schnell hatte man ihr schmerzhaft bewusst gemacht, was Faulheit für einen Sklaven bedeuten konnte. Ruhig und still wartete sie neben der Herrin ab und versuchte jener so gut es ging ihre Wünsche zu erfüllen. Mit der anschließenden Ohrfeige hatte sie nicht gerechnet, wunderte sich allerdings nicht übermäßig. An manche Dinge gewöhnte man sich eben mit der Zeit, der Schmerz ließ bald nach und Nigra dachte nicht länger darüber nach, während sie das Geschirr der Herrin wegräumte und sich wieder ihren Aufgaben in der Küche widmete.

    Mit regloser Miene sah Sica die in seinen Augen ganz offensichtlich missratene Tochter des missratenen Bruders seines Herrn an. Seine Verachtung gegenüber diesem Teil der Familie verstärkte sich zusehends und ersparte ihm jeglichen Zorn, so dass er ruhig antworten konnte.


    Deine Anweisungen widersprechen denen des Senators. Er befahl mir ausdrücklich sofort in das Triclinium zurückzukehren. Falls du mir das nicht glaubst, kannst du dich gerne bei ihm vergewissern.


    Nach der Szene von vorher wusste er genau, dass sie das kaum tun würde, wenn sie auch nur einen Funken Verstand besaß und es sich nicht mit dem mächtigsten aller Flavier verderben wollte. Die Anrede Herrin ersparte Sica sich von nun an. Hier handelte es sich offensichtlich noch um ein Kind, welches noch einer strengen Erziehung bedurfte, und mit solchen Dingen gab er sich nicht ab. Es war ihm eigentlich relativ egal, ob sie noch zetern oder sich bei irgendwem beschweren würde. Solange er keinen wirklichen Anlass dazu gab, dass sein Herr ihn bestrafen müsste, konnte sie ihm nichts anhaben. Falls sie es doch versuchen würde, müsste er dem Senator nur angemessen von ihren Umtrieben unterrichten. Entsprechend gleichgültig ließ Sica die Flavierin stehen und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche in Richtung Triclinium.

    Sica hatte sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten und die Geschehnisse still verfolgt. Aus seiner Sicht hatten sich einige interessante Beobachtungen über die verschiedenen Flavier machen lassen. Begeistert war der Sklave nicht über seine neuen Anweisungen. Er war es jedoch gewohnt, sich davon nichts anmerken zu lassen. Die Worte seines Herrn kommentierte er mit einem verstehenden Nicken.


    Ja, Herr


    Ungerührt wandte Sica sich der jungen Frau zu und deutete in die Richtung, in welcher die Culina sich befand.


    Folge mir.


    Dann ging er ihr voran aus dem Triclinium hinaus und führte sie zur Küche.

    Sobald sie in der Küche angekommen waren, ignorierte Sica die Flavierin erst einmal und kümmerte sich um die hier arbeitenden Sklaven. Diese waren noch immer mit den Vorbereitungen der weiteren Gänge für das große Mahl beschäftigt und es dauerte nicht lange, bis Sica sich einen Überblick über den Stand der Dinge verschafft und den dabei entbehrlichsten Sklaven ausfindig gemacht hatte. Er pickte sich ein junges Mädchen heraus, die gerade mit einer anderen Sklavin gemeinsam etwas Obst vorbereitete. Sie war klein, braungebrannt und arbeitete stets zuverlässig. Ihr schwarzes Haar hatte sie, wie alle Sklaven hier in der Küche, unter einem sorgfältig gebundenen Kopftuch verborgen. Sicas Ton ließ keine Widerworte zu.


    Nigra, hol dieser Dame etwas zu essen, aber schnell.


    Die kleine Sklavin sah ein wenig erschrocken aus, sprang aber sofort von ihrem Platz auf und begann eifrig durch die Küche zu laufen, um eine angemessene Auswahl von den verschiedenen Gerichten zusammenzustellen. Erst dann wandte sich Sica wieder der Flavierin zu.


    Meine Anwesenheit wird wieder im Triclinium benötigt, Herrin. Die Sklavin wird sich um dich kümmern, falls du sonst noch etwas benötigst.

    Sica verließ seinen Platz im Hintergrund und trat seitlich an seinen Herrn heran. Er beantwortete die gestellte Frage in nüchternem Ton.


    Euer Vetter Quartus Flavius Lucullus, der Bruder des Flavius Gracchus, sollte sich ebenfalls im Haus befinden, Herr. Er wurde benachrichtigt.


    Anschließend blieb er in respektvollem Abstand zu dem Senator stehen und wartete ruhig auf mögliche weitere Befehle. Seine Augen verfolgten währenddessen aufmerksam das Tun der anderen anwesenden Sklaven. Zwei Sklavinnen betraten den Raum und stellten sich unauffällig an die Seite. Sie waren zum Servieren abbestellt und warteten still, bis das Mahl eröffnet werden würde.

    Schon kurze Zeit, nachdem der Senator in der Villa eingetroffen war, begann sich im Triclinium rege Geschäftigkeit zu entwickeln. Vom Vilicus angetrieben kümmerten sich zuerst einige Sklavinnen um eine gründliche Reinigung des Raumes. Zwar wurde dieser stets sauber gehalten, doch für den Besuch des mächtigsten Flaviers überhaupt gönnte Sica dem Haushalt keine Nachlässigkeiten. So wurde in kürzester Zeit alles noch einmal auf Hochglanz gebracht. Anschließend wurde dafür gesorgt, dass ausreichend Klinen für sämtliche anwesenden Flavier bereit standen und mit frischen Bezügen und Polstern ausgestattet waren. Einige Tische wurden dazwischen arrangiert, so dass viel Platz für den angeforderten Imbiss zur Verfügung stand.


    In der Culina wurde währenddessen parallel unter Hochdruck gearbeitet, da man sich auch hier nicht lumpen lassen wollte. So konnte Sica bald darauf streng überwachen, wie die ersten großen Teller mit einigen Kleinigkeiten aufgetragen wurden. Er selbst übernahm traditionell die Auswahl des Weines und kümmerte sich persönlich darum, dass dieser in ausreichendem Maß unmittelbar verfügbar war. Wasser zum Verdünnen würde vorerst separat serviert, auf dass der Gastgeber das Mischverhältnis wie üblich selbst bestimmen konnte. Als ein Abschluss der Vorbereitungen abzusehen war, schickte Sica einen jungen Sklaven los, die Bewohner der Villa zu benachrichtigen. Er selbst nutzte die restliche Zeit, das Arrangement noch einmal zu überprüfen und zog sich anschließend in eine unauffällige Ecke des Raums zurück, von wo aus er das Geschehen zuverlässig im Blick hatte ohne zu stören.