Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Sie hätte sich genauso gut einen der unzähligen Sklaven wählen können. Philomelus zum Beispiel. Er hatte Laevina's Alter und wäre ihr eine Stütze, was das Überwinden der Treppen betraf. Nun Avarus wollte zu gegebener Zeit den Sklaven und Dienern des Hauses diesbezügliche Anweisungen geben, damit es nicht zu einem Unfall kam. Immerhin lag die letzte Renovierung schon einige Jahre zurück und selbst der Einzug mehrerer Ehefrauen hatte daran nichts geändert.


    Er zeigte sich erfreut darüber, das Calvena diese 'Last' so bereitwillig tragen wollte, nickte erfreut über die Aussage seiner Großnichte in den Götterdienst zu treten und dachte schonmal darüber nach, was es zur Familie in Rom zu sagen gab. Er konnte sich besser später mit Calvena darüber unterhalten was sie zu diesem Entschluss geführt hatte, welcher Göttin sie zu dienen gedachte und wie das eigentlich so reibungslos gehen sollte, war doch der Fäden ziehende Priester ein Erzfeind der Gens Germanica.


    "Hm sagen wir mal so das Leben hier in Rom hat sich vor einigen Jahren in ein ruhiges und beschauliches Stadtwohnen gewandelt. Seitdem Germanica Aelia mit ihrem Gatten Decius Corvus nach Alexandria gezogen sind und unsere Frauen, also Sedulus und meine mit den Neugeborenen Kindern auf's Land gingen, hat sich dieses Haus in ein leises Gemäuer verwandelt. Natürlich hätte ich meinen Sohn Cossus lieber hier, aber ich verstehe auch die Notwendigkeit dem Kínd eine unbeschwerte Kindheit zu gönnen. Die wird er in Hispanien haben. Trotz das es mir damit verwehrt bleibt für weitere Geschwister zu sorgen, habe ich meiner Frau Lucilla ohne Bedenken zugestimmt auf ein Landgut der Decimer in Hispania zu ziehen. Von der Tragödie um Octavia Paulina, der Frau des Sedulus hast du vielleicht bereits gehört. Gut möglich, das das ein Grund ist warum Sedulus nicht zum Essen erscheint. Aber vielleicht verspätet er sich auch nur. Er hat schwere Tage hinter sich und ja bei den Göttern ich weiß wie mies er sich gerade fühlt."


    Avarus nahm vom Wein, ließ ihn kurz im Mund hin und her schwappen, bevor das träge Gemisch aus viel Wasser und schweren Traubensaft seine Kehle hinunter glitt.


    "Unserem Haus ist es gegönnt zwei Senatoren zu stellen. Wir beide haben zudem Arbeit in Rom. Somit können wir immer direkte Einflussnahme ausüben, was uns als Gesandter in irgendeiner Provinz verwehrt bliebe. Sedulus arbeitet als Curator operum publicorum, ist also für die öffentlichen Gebäudezustände, Renovierungen, Untersuchungen des Bautenstandes und so weiter in Rom zuständig. Ich wurde durch unseren vergöttlichten Kaiser vor vielen Jahren zum Legatus Augusti cursu publico ernannt. Dieses Amt vertrete ich seit daher mit viel Arrangement. Es ist vielleicht nicht der ruhigste Posten, aber ohne einen ausgefüllten Arbeitstag wäre ich auch nicht zufrieden genug am Abend. Unsere Tage sind damit länger als so manch anderes Mitglied des Senats. Fast muß ich nebenbei sagen, doch so stimmt das auch nicht ganz, leite ich noch die Schola Atheniensis als Rector, die römische Eliteschule in Rom. Du wirst sicherlich mit ihr in Kontakt kommen, spätestens aber wenn es dir nach mehr dürstet als die paar tausend Schriften in unserer Hauseigenen Bibliothek."


    Hm was gab es noch zu sagen? Na erstmal schauen. Germanica Laevina würde schon ihre Fragen stellen... 8)


    [SIZE=7]Edit: Frage der Calvena geistig beantwortet.[/SIZE]

    Avarus nickte Germanica Laevina zu und war recht froh darüber, das seine Nichte früher als er im Esszimmer aufgetaucht war. Er wußte auch noch nicht so recht, was er mit der alten Dame in seinem Haus anfangen sollte. Oder was sie plante. Immerhin mußten sie sich wohl oder übel darauf einrichten, das im sonst so lockeren Haushalt nun etwas mehr Strenge einzog. Keine Frage der Hausherr würde wohl öfter außerhalb zu Abend essen. Schon jetzt nach so wenigen Eindrücken kam ihm Laevina stocksteif vor. Ihm fröstelte ob dieses Gedanken und er war erfreut, das Calvena das Gespräch fortführte.


    "Oh frag lieber nicht. Ich hab kein Frohsinn zu berichten. Aber ich hoffe doch du hattest einen angenehmen Tagesablauf?!"


    Die Antwort kam der Frage ausweichend hinterher. Als Senator gab es nur wenig freudige Arbeit. Zuerst kamen die Klienten zu erzfrüher Stunde in sein Haus und nach dem Senat mußte Avarus auf dem Palatin weiterarbeiten. Einige Senatoren leisteten es sich ohne ein staatliches Einkommen ihr Leben lebenswerter zu machen. Dann nämlich war zum Mittag schluss und man konnte den rhetorischen Auseinandersetzungen auf den Foren seine Aufmerksamkeit widmen oder aber Müßiggang leben. Doch im Staatsamt ging der Arbeitstag straff bis in die vierte Stunde weiter. Dann leerten sich die Gänge und Officien, die Beamten 'flüchteten' nach Haus. Nur selten war ein Germanicus Avarus zu dieser Stunde fertig mit den zu erledigenden Aufgaben.


    Ein Seufzer folgte, die Woche hatte sieben arbeitsreiche Tage. Doch nicht an jedem Tag traf sich der Senat zu Sitzungen in der Curie Iulia. Dann konnte diese Zeit anderweilig genutzt werden. Meist jedoch war der Legatus Avarus dann trotzdem wieder in seinem Arbeitszimmer im Palast, um jene Pergamente und Tabulae abzuarbeiten, die an den Vortagen liegen geblieben waren.


    Er drängte sich dazu an etwas Anderes zu denken.


    "Hast du dich bereits mit dem Haus vertraut gemacht, Germanica Laevina?"

    Es war dem Senator Germanicus Avarus ein Bedürfnis gewesen noch vor dem Abendmahl die hauseigenen Badelandschaften zu besuchen und im Sinne römischer Tradition jene Gewässer ausgiebig zu nutzen. Wie meistens lag er dabei etwas länger im mit Rosenöl verfeinerten Warmbad und huschte schneller aus den kalten Becken.


    Mit einer frischen und edlen Abendgarderobe bekleitet, betrat er so später als wahrscheinlich erwartet eins der Esszimmer. Wie Avarus schnell erkannte, waren die Frauen unter sich. Also kam Sedulus entweder wiedermal 'noch' später zum Abendbrot oder aber der Junge hatte eine seiner unpässlichen Phasen. Nun zurück ging es wohl nimmer.


    "Salve Laevina, Calvena ich hoffe ihr habt nichtzu lange warten müssen und konntet euch bereits näher bekannt machen?!"


    Die Hausherrenkline ward freigehalten. Sehr anständig. Der Liegenbesitzer ließ sich darauf danieder und überlegte, ob es nicht klug war dem gerade im Gange seienden Gespräch einfach erstmal zu lauschen... 8)

    Nicht nur Bürger Ostia's waren an diesem Tag in der Stadt um Weihung, Tempelfertigstellung und das Fest mit all dem schönen Drumherum zu genießen. Avarus wählte daher eine etwas neutralere Ansprache, um genau jene zugereisten Gäste ebenso anzusprechen:


    Bürger, Gäste!


    Es freut mich ganz besonders, das dieser heutige Tag stattfinden kann. Ich versichere euch, Octavius Macer übertreibt maßlos. Im Dienste der Stadt gestanden zu haben, um dieses Bauwerk zu planen, zu errichten und letztlich auch fertig zu stellen, war mir eine besondere Freude. Wie immer bei solch einem imensen Vorhaben gibt es Höhen und Tiefen und ich möchte mich insbesondere bei den Anwohnern bedanken, die das Geschehen an der Baustelle mit soviel Geduld ertragen haben. Mal waren es die Gespanne, die die Straßen verstopften, mal der Dreck und Dunst, der vom Baufeld aufstieg. Immer war es vorallem Lärm. Tags wie Nachts. Eure Geduld darüber hat uns viel Zeit erspart und dafür danke ich euch von ganzem Herzen. Außerdem konnten wir besonders viele römische Handwerker verpflichten. Erneut ist darüber erfreut zu berichten, denn auch dieser Umstand sparte uns viel Zeit. Jenen Männern möchte ich ganz besonders danken. Und ich weiß, das ihr mit dem einfachen Wort des Dankes wenig anzufangen wißt, daher habe ich ein Gespann voll mit dem besten Wein hierher gebracht. Dieser Dank wird euch bestimmt besser gefallen als tausend Worte."


    Eine kleine Pause entstand. Die Bekundungen abwartend führte Germanicus Avarus seine Rede fort:


    "Neben dem Dank gebührt es uns auch ein wenig glücklich zu sein. Wir haben vielen Unkenrufen zum Trotz diesen Tempel in angemessener Zeit fertiggestellt. Es freut mich insbesondere, weil Ostia so ein wichtiger Hafen für Rom ist und wir auf die Gunst der Götter nicht verzichten können.


    Es wurde bereits gesagt... Ostia ist nun in der Pflicht diesen Tempel zu pflegen, Mercuris zu bewirten und sein Heim in Ehren zu halten. Als Diener dieser Sache, als Arbeiter zum Wohle des Handels in Ostia und im ganzen Reich war es mir eine Ehre diese Heimstätte des Mercuris errichten zu dürfen. Möge die Zukunft fruchtbar sein und der Gott des Handels in Ostia sein Lieblingsdomizil wählen.


    Ich danke euch mehr als ihr mir danken solltet."


    Er setzte sich wieder und hoffte soweit bescheiden genug gewesen zu sein. 8)

    Im ersten Augenblick dachte Avarus an die Spatzen und Tauben, die alles auffraßen, das man ihnen vorwarf. Egal wie reichlich die Mast war, egal wie üppig die Auswahl. Diese Viecher verputzten alles und Jeden. Doch gab es in Rom weniger Würmer, dafür ausreichend Fliegen, Mücken und noch größere Brummer. Dazu kamen allerlei Schaben, Käfer und natürlich die allseits beliebten Nacktschnecken. Auf den Plätzen jedoch warfen sie sich auf alles, was vom Menschen hinterlassen wurde und auf manchen Plaza's war der Tisch täglich überreichlich gedeckt.


    Innerlich mußte er schlucken ob dieser Gedanken. Doch so 'verfressen' sah Laevina nun auch nicht aus. Zumindest hatte sie in der Vergangenheit nicht zu sehr in Saus und Braus gelebt, war nicht aufgegangen wie eine Melone. Ein kleiner Hoffnungsschimmer eben...


    "Unsere Hauptköchin Helena ist wirklich eine vorzügliche Küchengöttin. Sie versteht es den Gaumen der Bewohner und Gäste zu verwöhnen. Ich bin mir sicher, das es auch Dir schmecken wird."


    Avarus machte sich bereit das Atrium zu verlassen. Die rumstehenden Sklaven würden sich darum kümmern, das das Gepäck dahin kam, wo es hin sollte und auch die neue Bewohnerin dieses Hauses bis zum Essen vernünftig 'vertan' war. :D


    "Wir sehen uns dann also später, Laevina..."

    Den Göttern sei Dank gepriesen, Avarus konnte keine Gedanken lesen oder wenigstens erahnen. Er wäre vor Schreck im Schock zu Boden geschmettert worden, denn die 'liebreizende' Germanica Laevina gedachte wirklich noch Jahrzehnte zu leben. Das wäre sein Ende gewesen. Der Steinboden im Haus lud nicht unbedingt zum längs Vermessen ein.


    "Wir sind doch eine Familie." Samariter entstanden erst später, hatten aber ähnliche Züge. "Deine Räumlichkeiten gehen von diesem Atrium ab. Dort drüben..." er zeigte nach links auf eine massive Holztür, die leider nur einen Riegel innen trug "... geht es hinein." Avarus erhob sich, um der ältlichen Dame aufzuhelfen, sollte das erforderlich sein. "Wir sehen uns also zum Abendmahl?" Ein kurzer Gedanke flammte auf... hinsichtlich der vorherigen Überlegung, das Laevina dafür zu erschöpft war.

    Was sollte man schon mit so einem Balg? Der Händler hatte das selbst erkannt, denn der Mindestpreis betrug heuer nichts. Doch selbst die Situation schien Titus Tranquillus zu stressen, seine sonst so suveräne Vermarktungsstrategie bestand nur aus Zynismus und irgendwie mußte sich da schon der winzigste Intressent vergrault fühlen.


    Egal ob Mädchen oder Junge. Ein Kerl konnte man noch zum Unkraut Zupfen auf das Feld schicken, das wehleidige Mädchen, nunja die machte doch nur Scherereien. Doch für die Frauen im Haus war sie vielleicht eine Abwechslung, welche sie mehr beschäftigen konnte, als dem Hausherren auf den Sack zu gehen. 8)


    Avarus trat daher nach vorn und nannte eine Hausnummer:


    "Zehn Sesterzen." :D


    MGA,
    Casa Germanica - Rom,
    VII ID SEP DCCCLIX


    Ad Servius Artorius Reatinus
    Mantua - Legio I Castellum


    Salve Artorius Reatinus,


    es grüßt Dich der ehrenwerte Senator Germanicus Avarus. Ein Klient unterrichtete mich darüber, das Du eine Pferdezucht zu veräußern wünschst. Nun ich selbst habe in der Zucht dieser Tiere große Erfolge erreicht. Es würde mich freuen, wenn ein paar neue gute Zuchthengste und Stuten durch dieses Angebot in meinen Besitz kämen. Nur leider war auf dem mir zugetragenen Aushang nicht zu erkennen um welche Anzahl es sich handelt und vorallem welches Geschlecht Du anzubieten gedenkst.


    Das die Zuchtanlagen ansich kaum Wert haben, weißt Du sicherlich ebenso. Zumal der von Dir angestrebte Preis darauf schließen läßt, das es sich bei dem bewirtschafteten Land um Pacht- oder Mietflächen handelt.


    Nun ich wäre an dem Gestüt intressiert. Vornehmlich an den Tieren, aber auch die Zuchtutensilien werde ich übernehmen können, so der Zustand pasabel ist. Der Rest wird sich abreißen lassen. Über eine Antwort würde ich mich freuen.


    So verbleibe ich mit Grüßen aus Rom,


    Er blickte kurz Calvena hinterher... 'jaja lass mich doch alleine in dieser Tropfsteinhöhle' :P ... doch die Höflichkeit verlangte sofortige Aufmerksamkeit für Germanica Laevina. Avarus fühlte sich unbehaglich und verbarg nur mit Mühe einen Seufzer. Sein Gesicht hellte sich leicht auf, er spielte die Szene mit und kam zu der gleichen Geste mit ausgestreckten Armen. Die gefassten Hände hatten jede Frische, jede Sanftheit abgelegt. Ihm schauderte dabei, doch er mußte diese Frau zum Glück nicht ehelichen. So entspannte Avarus sich merklich und ignorierte das 'kleine Tränchen' indem er etwas schüchtern (wirkend) an sich herab blickte.


    "Oh danke, aber der Lebenswandel geht auch an mir nicht spurlos vorüber. Ich bin zum zweiten Mal verheiratet, vier Kinder in der ersten Ehe und nun stolzer Vater eines Buben mit Decima Lucilla. Du siehst die römische Pflicht ist getan, jeder weiter Nachkomme für die Freude an einer großen Familie gezeugt."


    Endlich kam der Wein. Natürlich der Gute.


    "Hm du hast geschrieben, das du länger bleiben willst, ich habe mir erlaubt dir bereits ein Gemach im Erdgeschoss bereiten zu lassen. Wenn du möchtest, kannst du dich dort von den Strapatzen der Reise erholen..."


    Avarus wartete, ob Germanica Laevina dem zustimmte oder ob sie viel lieber im Atrium verweilen wollte, um Neuigkeiten auszutauschen. Der Hausherr zog es eher in Betracht zum Abend alle Gensmitglieder zu einem angemessenen Begrüßungsmahl zu laden, um die schwere der Worte mit leichten Speisen besser verdauen zu können. Immerhin hatte es wiedermal eine Phase der Finsternis gegeben, die gleich mehrere Seelen dem Fährmann versprach und irgendwie mußte das Versprechen auch gehalten werden. Sprich einige Germanicas waren ins Elysium überstellt worden und erneut war Avarus nicht dabei gewesen...


    Doch von diesem Vorschlag ließ er noch keine Worte erklingen. Immerhin konnte es auch gut sein, das ein abendliches Mahl zuviel des Guten war und Germanica Laevina darauf bestand einen kleinen Happen allein in ihrer Residenz zu verspeisen, um zeitig zu Bett zu gehen.

    Es fühlte sich fast etwas überrumpelt an, als vor wenigen Augenblicken Germanicus Avarus vom Eintreffen der Base aus Dingsda, ach er erinnerte sich: Campania erfuhr. Erst vor wenigen Tagen war ein Schreiben mit dieser Ankündigung eingetroffen und kaum Zeit gewesen das Haus auf diesen Gast vorzubereiten. Immerhin mußte ein Gemach im Erdgeschoss freigeräumt und ausstraffiert werden, die Stufen zum im Keller gelegenen Bad gerichtet sein und die Küche auf Kost ab achzig vorbereitet werden. Was aß man dann? Dafür waren einige Sklaven dieses Alters, die in dem Hause Germanica so eine Art Altersschutz genossen befragt worden. Doch kam dabei kaum etwas heraus, denn ein Sklavenleben war nunmal überhaupt nicht mit dem luxeriösen Sein einer Matrone zu vergleichen. Doch irgendwie hatte man sich dann doch darum gekümmert und war zu dem Entschluss gekommen einige Speisen etwas 'durcher' zu kochen. Kohlrabi, Möhren zum Beispiel auf ihrer Knackigkeit der schlimmste Zahnfeind.


    Die Zimmer waren so halbwegs fertig. Altersgerecht im Erdgeschoss gelegen und dazu noch gut temperiert. Für die drückende Luft im oberen Teil der Casa konnte sich auch der Hausherr nie so recht erwärmen. Er zog damit zwar den Kürzeren, was das Thema Abstand betraf, denn sein Gemach befand sich ganz in der Nähe dieser Räumlichkeiten, aber so tragisch war es nicht, denn Avarus pflegte die meiste Zeit des Tages eh seinen Geschäften außerhalb dieser Casa nachzugehen.


    Er hatte sich beim Lesen des Briefes viel Zeit genommen. Aber umso mehr er nachdachte, umso weniger konnte er sich an die damaligen 'Spielgefährten' erinnern. Nichts rein garnichts hatte sich in seinem Gedächtnis eingebrand. Gab es da nur Gutes zu merken, dann wäre doch sicherlich etwas übrig geblieben. Übrig vom um die Häuser ziehen, übrig vom durch den germanischen Wald toben (egal wie verboten das war), übrig vom Unsinn anstellen, wenn der Herr Papa den Rücken gedreht hatte, die Mutter sich den häuslichen Aufgaben zuwendete, übrig von der großen Base, die für jeden Schabernack in Allianz gezogen wurde...


    Nein nichts der Gleichen hatte sich erhalten. Wie war das damals. War der kleine Avarus vielleicht so winzig, das die großen Anverwandten ihn lieber im Sandkasten absetzten, ihm das Zeug zum Sandkuchen backen versteckten und sich dann einen Scherz daraus machten, wenn der kleine Avarus tollpatschig danach suchte? Nutzten sie sein geringeres Alter aus, um ihre Streiche auf ihn abzuwälzen oder gar, um seine kindliche Befangenheit in den Missionen auszunutzen. Stand der kleine Avarus immer Schmiere und wurde als Einzigster gekascht? Viele dieser Fragen warfen sich auf, aber keine wurde durch Erinnerung beantwortet.


    So nahm sich Germanicus Avarus vor die Anverwandte nicht nach der Vergangenheit zu bewerten, sondern zu sehen, was sie in Zukunft einbrachte. Schon ihr Alter machte es fast unmöglich sie erneut gewinnbringend an einen einflussreichen Mann zu verheiraten.


    Der Hausherr betrat das Atrium und wunderte sich zuerst, das er keinerlei Sklaven mit Tabletts entdeckte. Dies mußte sich ändern, war er im Raum. Sicherlich würden sie sehr bald etwas stark verdünnten Wein brauchen.


    Im nächsten Augenblick dann der Schock. Wie konnte man nur derart alt aussehen. Klar Germanica Laevina war alt, sehr alt, aber manch Frau hielt sich einfach besser. Die Luft in Campania mußte arg salzig gewesen sein.


    Seinen Schock überspielend, dachte er bis zum eigentlichen Zusammentreffen über seine Worte nach. Zuerst kam ihm in den Sinn:' Oh salve Laevina erst vor wenigen Tagen habe ich durch deinen Brief erfahren, das du deinen Mann unter die Erde gebracht hast...' sicherlich nicht so angebracht. Egal wie realistisch dies schien...


    "Salve Laevina ich begrüße dich in meinem Haus. Es freut mich sehr, dich schon so rasch hier empfangen zu können. Die Reise war erträglich? Nun du bist sicherlich durstig?!"


    Avarus kam in den Sinn sich noch nachträglich vorzustellen, denn über dreißig Jahre hatten selbst ihn zu einem stattlichen Mann werden lassen und Laevina konnte nur erahnen, wer da vor ihr stand.


    "Ich bin dein Urgroßcousin Germanicus Avarus, mein Neffe Sedulus wird sicherlich auch gleich kommen. Dann sind jene hier wohnenden Germanicas komplett."


    Für mehr Plauderei fehlte vorerst die Grundlage. Ihre Verwandschaftsbeziehungen waren ja soweit auseinander, das es fast unmöglich erschien irgendetwas Gemeinsames zu entdecken. Noch dazu wo Laevina es dreißig Jahre nicht für nötig erachtet hatte den regen Kontakt mit der Familie zu pflegen. Klar kam immer mal ein Brief und wurde dieser beantwortet, aber von familierer Kontaktfreudigkeit war dabei nichts zu spüren gewesen.


    Der Hausherr Avarus überlegte bereits, ob Germanica Laevina länger bleiben wollte...

    Für Germanicus Avarus war diese Bemerkung nicht leicht zu durchschauen. Dafür kannte er den PU zu wenig und hatte auch sonst kaum mit diesem Mann zu tun. Er nahm sich aber vor nicht blindlinks in eine Fangstellung zu tappen indem er übermäßig gesprächig wurde.


    "Gute Handwerker und eine fabelhafte Organisation ließen dies zu."


    Dann erschienen eine ganze Reihe bekannter Gesichter und Avarus war hinlänglich auch etwas froh darüber.


    "Salve Octavius Macer..." war da der Erste. "Calvena, Sedulus salve!" Nummer Zwei und Drei. Da Macer dann erstmal zum etwas abseits hockenden Tiberius wandelte, konnte sich die Sippe platzieren. Der Onkel tippte mit dem Finger zu seiner noch freien linken Seite, damit sein Neffe sich setzte und somit den Blick nach vorn freigab. Dann grinste er Sedi kurz breit an und wies auf Macer... ganz sicher verstand Germanicus Sedulus diesen Wink. Keine Frage da war jemand über beide Ohren verknallt.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus erschien in Begleitung einiger Praetorianer auf dem Platz. Für ihn mußte niemand zur Seite geschoben werden, die Menschen machten bereitwillig Platz. Er trug seine Toga locker über dem Arm, die Glatze glänzte im Sonnenschein. Gut gelaunt schaute sich Salinator nach einem geeigneten Sitzplatz um. Die Ehrenplätze hatte er bald ausgemacht und schritt zielsicher darauf zu. Tiberius Dursus und Germanicus Avarus waren bereits anwesend, natürlich auf den beiden möglichst weit von einander entfernten Ehrenplätzen. Die Entscheidung fiel Salinator nicht schwer. Er ließ sich ungefragt auf dem Platz neben Avarus nieder. "Salve, Germanicus. Nett geworden, der Tempel. Wie ich hörte, ist er Dein Werk?"


    Der Germanicus ließ sich von den ab und an vorbeischlurfenden Miesepetern nicht das Geschehen verderben. Er schaute froh über den Bautenstand in die Menge um neue bekannte Gesichter zu erspähen. Frauen und Männer, die einem fachmännischen Gespräch genauso wenig abgeneigt gegenüber standen, wie einem Plausch unter Freunden. Doch bevor Avarus seinen Neffen und dessen Nichte erspähen konnte, setzte sich ein Anderer neben ihm hin, versperrte die Sonne und stellte sich auch noch als PU vor. Über den Schattenspender war Germanicus Avarus recht froh, mit der Person Vescularius Salinator hingegen konnte er immernoch wenig anfangen. So hielt er sich vorerst sehr kurz angebunden in seiner Antwort:


    "Salve Vescularius, so ist es."


    Ein Zünglein Stolz huschte über das Gesicht des Germanicus, verschwand aber genauso schnell, wie es gekommen war...

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    SO - Habe die WiSim leergekauft!


    Viel Spaß mit meinen 110.000 Sesterzen!!!


    PS. Nur Avarus und seine Neben-ID´s sind leer ausgegangen...Pech, mein Kleiner. ;)


    Nur dumm, das du nicht alle meine ID's zu kennen scheinst. Du hast damit in eine Person des öffentlichen Bewußtseins investiert, aber anders als Du es siehst, strebe ich mit meinen Figuren auch nach Unabhängigkeit. Wahrscheinlich ein Grund, warum du nur die beiden offensichtlichen oder sagen wir eh bekannten ID's kennst... Wenn ich keine Bedenken hätte jene ID zu offenbaren, weil sie eventuell neutral bedacht werden würde (denn das ist reine Fiktion, wie sich zeigt), würde ich dir die Kröten glatt zurück überweisen. Es ist einfach zu widerwärtig. -.^

    Ohne Frage es war ein wunderbarer Tag für Ostia, für Merkur, für die Bewohner dieser wichtigen Hafenstadt vor den Toren Roms. Sie alle konnten mit der Fertigstellung gewinnen. Merkur, weil er endlich wieder von den Bürgern dieser Stadt huldvoll beköstigt werden würde, für Ostia, weil die Stadt ihrer wichtigsten Funktion dem Gott Merkur gegenüber in anständigen Maße gerecht wurde und zugleich auf die Gunst des Gottes so zu hoffen wagte und letztlich die Bürger, weil sie zum Einen endlich Merkur wieder unter angemessenen Dach opfern konnten sowie auch ein Quell von Lärm ob Tag oder Nacht verstummte.


    Für Avarus hatte die Fertigstellung vielerlei Vorteile. Erstens war eine stressige Zeit zu Ende. Er mußte nichtmehr so oft von Rom nach Ostia reisen. Zweitens erhöhte sich das Pensium seiner 'Machenschaften' und drittens war Platz für neue große Aufgaben. In Summe dessen war er ganz glücklich, das größere Schwierigkeiten ausblieben, das der Untergrund zum Beispiel sich als ideal zeigte, das die Baumaterialien rechtzeitig geliefert wurden, das die Arbeiter immer Schritt hielten. Alles in Allem konnten sie froh sein, das der Bau im Schatten größerer Bauwunder so rasch und unkompliziert zu Ende gebracht werden konnte...


    ... na ob das Unkomplizierte blieb? Germanicus Avarus erkannte in der Traube einiger Beamter ein bekanntes Gesicht. Er seufzte jetzt schon innerlich, wurden ihm doch schon so einige satirische Köstlichkeiten zugetragen. Dumm nur, das eine Seite dabei den Schalk nicht verstehen würde...


    Er trat in den Blickwinkel der meisten Zuschauer, also genau dorthin, wo man den Duumviren erwartete und verharrte der Dinge, die da zu kommen schienen.