Beiträge von Modorok

    Zwei einzelne Späher, gut versteckt, krochen auf das Castellum zu. Noch waren sie weit entfernt, aber bald würden sie auch in gefährliche Regionen kommen. Aber sie hatten geschworen Informationen zu bringen oder dabei zu sterben.

    Als Modorok endlich wieder bei seinen Männern war, gab er, nach einer kurzen Besprechung mit den Rich, den Berfehl, dass sich die Germanen verschanzen und vergraben sollten. Einfach verschwinden. Für die Römer unsichtbar werden. In die Wälder gehen und dort verstecken und und und.
    Etwas irritiert reagierten die Männer, aber als sie den Sinn und Zweck erfuhren, kamen sie dieser Aufforderung ohne zu zögern nach.


    So war es nun seit zwei Tagen völlig ruhig in Raetia und nur noch wenige Germanen waren in Abusina und den anderen Orten zu sehen. Für die Römer musste es wirken, als wären die Germanen abgezogen und als hätten sie jetzt freie Bahn.

    Die Nachricht von den Legionen in Vetoriana war bereits zu ihnen vorgedrungen. Die ungefähre Mannstärke ebenso.
    Es galt nun die eigenen Truppen geschickt zu verteilen und alles soweit zu befestigen, dass die Römer sich im Zweifel totlaufen würden.
    Das war nicht einfach und nicht selten murrten hier und da ein paar Germanen, wenn sie Befestigungen errichten sollten, aber im Endeffekt taten sie alle das, was letztlich nötig war.

    Castra Regina war eingenommen!


    Somit gehörte das gesamte östliche Raetia zwischen Limes und Isara und bis hin zum Danuvius jetzt den Germanen. Es galt dieses zu halten und weiter gen Westen zu treiben.
    Nachdem man nun im Hinterland nicht mehr viel machen musste, für zivile Bevölkerung brauchte man nicht viel um diese abzuschlachten oder doch die Gnade zu erweisen sie fliehen zu lassen, wurden alle Truppen nach Westen verlegt. Abusina, Celeusum und die Region zwischen Danuvius und Isara würden nun verstärkt werden, womit eine faktische Truppenstärke von etwa 14.000 Germanen in Ostraetia stand, verteilt auf 50 km von Norden nach Süden.
    Die Germanen fühlten sich stark und zuversichtlich, obwohl die Gerüchte umgingen, dass zwei Legionen samt Cohors und Ala auf dem Weg gen Osten waren.
    Aber im Vergleich zu früher hatten sie immense Vorteile. Ihre Ahnen waren oft unkoordiniert, schlecht bewaffnet und im Laufe des Kampfes mit Angst vor den Römern in die Schlacht gezogen. Modorok jedoch hatte immer dafür gesorgt, dass alle gute Waffen besitzen mussten, sie eine gewisse Koordination inne hatten und sie sich von den Weicheiern Römer nicht einschüchtern liessen. Ausserdem hatten sie von den toten Römern zu profitieren gewusst. Alles, was man gebrauchen konnte, wurde requiriert.

    "RÖMER?"
    Ein wütender Ausdruck war im Gesicht des Kriegers erschienen und auch ein entschlossener.
    "Wie viele?"
    Er hörte zu und sah erstaunt.
    "Nur?"
    Der Mann nickte.
    "MÄNNER, AUFSITZEN! VERANSTALTEN WIR EINE KLEINE JAGD! HINTERHER!"


    Nicht alle seine Männer waren zu Pferde hier, aber die Meisten und alle waren heiss darauf eine kleine Beute für die Götter zu erlangen. Allerdings hatten die Römer schon einen großen Vorsprung und er war sich selber nicht sicher, ob sie sie einholen konnten.

    Er wandte sich tief seufzend um und ging zu dem Baum, an dem der Krieger noch eben gefesselt war. Nun war das geschehen, was der Gode immer prophezeihte, er hatte seine Sippe verraten. Er ließ sich nieder und lehnte sich an den Stamm.

    Er blickte hinter dem Krieger her, wohlwissend dass dies sein letzter Abend gewesen war. Sein Vater kannte ihn zu genau, er würde wissen, wer dafür verantwortlich war. Und sein Vater war kalt. Er wollte heim zu seiner Mutter. Doch nun würde er sich seinem Schicksal stellen und das erste Mal Manns genug sein.

    Der Junge lächelte leicht und nickte.


    "Ja, das hatte ich ohnehin vor. Warte einen Moment..."


    Er verschwand in Richtung der Glut und kam mit Flavius' Sachen wieder. Außerdem mit etwas Met und einem Stück Fleisch. Dann ging er hinter Flavius und begann mit seinem Dolch die Fesseln durchzuschneiden.


    "Verrate mich nur nicht. Dein Pferd weidet dort hinten auf einer kleinen Wiese. Halte dich nördlich. Und bitte sei leise, ich möchte nicht erwischt werden. Hier sind deine Waffen"


    Er reichte sie ihm, sobald er los war.

    "Sie war bei Modorok, 3 Tage nördlich von hier. In einem befreundeten Dorf. Sie sollte den Göttern geopfert werden. Das ist dann aber auch das letzte was ich zu ihr sagen kann. Sie soll wunderschön sein."

    Er kauerte sich vor Flavius nieder, auch wenn er Verbot hatte, mit ihm zu sprechen.


    "Ich habe sie nie gesehen, weíß nur den Namen unter dem sie sich immer ausgegeben hat. Sie soll Alrun heißen, aber mehr weiß ich auch nicht."

    Doch die Stricke waren sehr dick, auch wenn Flavius ein wenig von ihnen durchgescheuert hatte. Derweil hatten sich die Germanen schlafen gelegt und auch das Feuer begann langsam zu erlöschen.


    Doch nach kurze Zeit erhob sich eine der Gestalten und ging auf Flavius zu. Es war der Junge, das sah man schon an der Körperstatur.


    "Ich habe dein Gesicht gesehen, als wir von der Frau sprachen. Du kennst sie?"


    Er sprach mit sehr gedämpfter Stimme.

    Der Mann sah Flavius nun ernst an.


    "Unser Kuningaz, umgeben von weisen Goden wird schon wissen was er mit dir tun soll. Ob er dich töten lässt, ob du für ihn von Wert bist."


    Dann wandte er sich von Flavius ab und setzte sich wieder ans Feuer.


    "Junge, aber was ist denn mit dieser Römerin geschehen und verdammt woher hast du diese Information schon wieder?"


    "Ich... habe gelauscht. Was genau geschehen ist, weiß ich auch nicht, ich habe nur deren Wortlaut wiedergegeben..."


    "Du kleiner Bengel!",


    doch nun lachte der Vater und wuschelte dem Sohn durchs Haar. Ja, nützlich konnte dieser kleine Frechdachs durchaus sein.

    "Dann sollten wir dich töten, so bringst du uns rein gar nichts..."


    ein hämisches Grinsen legte sich in sein Gesicht. Die Worte die er sprach ließen Wut in ihm auflodern, doch er ließ sich davon nicht beirren.


    "NEIN Vater, bitte nicht..."


    Zornig sah er nun den kleinen, weinerlichen Jungen an.


    "Sei ruhig, du bringst nur Schande über unsere Sippe!"


    "Vater. er könnte doch ein Geschenk an Modorok sein, er hat doch schon seine letzte Geisel verloren. Dann kann er doch diesen an die Götter opfern!"


    Überrascht sah er den Jungen an, steckte jedoch die Waffe wieder weg.


    "Junge, du hast Grips. Machen wir das so..."

    "Wenn du nicht dein Maul hältst mache ich bei dir weiter! Der Junge hat es sich nicht anders verdient!"


    Demonstrativ, als er Flavius Stimme registriert hatte, trank er genüsslich einige Züge von dem Met. Den Jungen zu schlagen hatte er aufgehört, das Fleisch über dem Feuer war gegart. Sie feierten einen weiteren erfolgreichen Diebstahl. Den Römer würden sie Modorok bringen, wer wusste schon? Vielleicht war er ja etwas wert?

    Gundalf war in der Hütte geblieben, er wusste wie sehr im Alrun fehlen würde, auch wenn er es sich nur ungern eingestand. Und Idilko stand draußen und sah den verschwindenen Gestalten hinterher, zu dritt ritten sie dahin und eine Träne stahl sich aus ihren Augen.


    Ob sie sich wiedersehen würden?

    Derjenige, der sich durchgehend zurückgehalten hatte griff nun ebenfalls an und er hieb mit einiger Macht auf Flavius ein - man merkte, dass er der Anführer war, ein herausragender Kämpfer. Der Junge stand zitternd einige Meter entfernt und beobachtete die Szene. Doch plötzlich hieb einer der dreie Flavius einen mächtigen Knüppel über den Schädel, sodass dieser zu Boden sank.


    Seine Hände wurden verbunden und an hievte ihn mühsam auf Njörd. Njörd wurde am Pferd des Anführers festgemacht, es war ein mächtiger Wallach. Sie ritten den Tag bis langsam die Abenddämmerung einsetzte. Am Abend machten sie Rast und entfachten ein kleines Feuer, nahmen Flavius ebenfalls herunter und banden ihn - völlig entwaffnet - an einen Baum. Mit festen Stricken und stabilden Knoten.


    Als Flavius erwachte, konnte er laute Schreie und leises Wimmern vernehmen, denn der scheinbare Vater schlug auf den Jungen ein.

    Der Gode betrat nun seine Hütte und betrachtete schmunzelnd die beiden Frauen. Oh nein, auch ihm würde der Abschied nicht leicht fallen, doch was half es? Alrun sollte bald, sehr bald zu ihrer Familie zurück. Er sprach sie leise an:


    "Ihr solltet nun aufbrechen. Es wird ein langer Ritt und allein wegen Sarolf solltet ihr schnell das nächste Dorf erreichen, möglichst noch vor Abend."

    Einer grinste nur und begann direkt, Flavius anzugreifen. Oh und da er sich zweier nicht so gut erwehren konnte, griff aus dem Rücken noch der andere, wesentlich jüngere an. Es war fast noch ein Kind. Doch er verfehlte Flavius, wollte niemanden töten. Konnte es einfach noch nicht. Der Blick von Flavius Vordermann wurde zornig und er drohte dem Kind Schläge an, zwischen den Zähnen hervorgequetschte Drohungen. Doch das Kind stolperte ein paar ängstliche Schritte zurück...