Beiträge von Modorok

    Modorok liess den gesprächigen Römer mit Fußfesseln und Handfesseln zu sich bringen. Er konnte damit zwar gehen, aber nicht fortlaufen.
    Er winkte die beiden Germanen beiseite, so dass Miros alleine bei ihm stand, während er über die Nebelfeuchten Felder sah, der aufgehenden Sonne entgegen.
    Ist ein Sonnenaufgang nicht etwas schönes? fragte er ruhig und entspannt.

    Seit Tagen schon waren die Kontrollen am Limes verschärft worden. Einige Händler waren verärgert, ander zeigten Verständnis. Und doch, trotz aller Kontrollen, gelang es hier und da Leuten durchzuschlüpfen, die besser nicht durchgeschlüpft wären.

    Weitere Germanen barchten noch ein paar Eimer und Utensilien, dass die Römer sich ordentlich waschen konnten. Dann brachten zwei Frauen Kleidung für die drei und wenig später kamen sie mit Essen. Etwas Wild, Brot und Met.

    Also doch, es stimmte, was er hörte: verweichlicht, vom Luxus aufgeqollen und nicht mehr standhaft. Ein Germane wäre mit hocherhobenen Haupte in den Tod gegangen, wenn es nötig gewesen wäre.
    Es stimmt, was man über Euch sagt, Römer!
    Die Worte waren verächtlich ausgesprochen.
    Sperrt sie ein! Gebt Ihnen zu essen und sorgt dafür, dass sie sich endlich waschen. Sie stinken wie toter Fisch! Bewacht sie gut!
    Er sah wieder zu Miros.
    Wir werden sehen, was wir mit Euch anstellen. Freut Euch erst einmal noch am Leben zu sein.
    Dann gab er seinen Männern einen Wink und alle stellten sich bereit die drei in eine der großen Hütten zu bringen. Man hatte in aller Eile, während hier draussen verhandelt wurde, erst mit den anderen Germanen und dann mit den Römern, den Aufenthaltsbereich für die Tiere so umgestaltet, dass die drei in einem nicht ganz ungeräumigen Bereich hinter starken Holzgittern gefangen waren und mehrere Männer für ihre Bewachung abgestellt wurden.
    Er hatte nicht vor gehabt sie zu töten. Sei denn, es wäre unbedingt nötig gewesen. Aber er hatte sich gedacht, dass eine simple Drohung reichen würde um sie zum Reden zu bringen.

    Gefangene Germane


    Das Wasser erstaunte ihn, aber er nahm es dankbar an und trank gierig. Wer wusste schon, wann er wieder welches bekommen würde.
    Und dann kam noch so ein Römer. Na toll, schien ja ein schönes Schauspiel zu sein, ihn zu Tode zu foltern. Typisch Römer, dachte er sich bitter.

    Er musterte ihn eine weitere Weile schweigend. Dann nickte er den beiden Männern zu, die ihren Griff ein wenig lockerten.
    Warum nicht gleich so?
    Er trat einen Schritt näher und sah dem Mann eindringlich in die Augen.
    Und jetzt nenne mir einen Grund, warum ich Dich und die Deinen nicht doch töten lassen soll!

    Ein weiteres Zeichen liess den Mann mit dem Schwert innehalten und es senken. Er musterte den dreckigen und jämmerlichen Römer.
    Deine letzte Chance! Erzähle, was ich wissen will und ich überlege mir, ob ich sie und Dich verschone.

    Soso, Hispania, Legionär, Stechus Kaktus. Nun denn, Stechus Kaktus, Legionär aus Hispania, sag dem diesseitigen Leben vale und freue Dich darauf Deinen Ahnen begegnen zu können, denn ich habe weder Lust noch Zeit mir irgendwelche Lügen anzuhören, Classismann.


    Er machte ein Zeichen an einen der neben ihm stehenden Germanen, der sein Schwert zog und es bereit hielt dem Gefangen den Kopf abzuschlagen. Die beiden Germanen, die ihn hielten zwangen ign auf die Knie und zogen seine Arme so nach hinten, dass er sich nach vorne beugen musste und der Nacken frei für einen gezielten Schlag war.

    Gefangene Germane


    Die Scmerzen waren stark und beim ersten Mal schrie er auf, mehr aber aus Erstaunen über die Intensität der Schmerzen. Als das zweite Mal das Eisen in die Haut drang, schwieg er, verbissen, mit verzerrtem Gesicht, aber es kam kein Wort über seine Lippen.
    Bei ihm wüde er nur noch auf Schweigen stoßen.
    Mochten die Götter ihn seiner gerechten Strafe zuführen.
    Zwischen den Eisen grinste er den Römer sogar einmal einfach nur an. Siegesgewiss und ohne Angst. Ihn würde man nicht klein kriegen!

    Gefangene Germane


    Verächtlich sa er den Mann an. Sein Kopf fühlte sich recht leicht und kühl an, aber er erwiderte nur den Blick des Römers.
    "Es gibt nichts, was ich wiedersehen könnte!"
    Seine Stimme hatte einen bitteren Unterton, war aber zugleich voller Verachtung für den Soldaten vor ihm.
    "Tu was Du meinst tun zu müssen. Ihr Römer seid alle gleich! Alle, die ihr für nieder haltet, unterdrückt ihr, foltert sie, tötet sie. Alle die nicht Euren Idealen entsprechen nennt ihr Barbaren und versucht sie zu bezwingen. Dabei seid Ihr die Barbaren! Ihr greift sogar Freunde an. Menschen, die seit Jahren loyal an Eurer Seite standen. Ohne Vorwarnung, ohne Grund metzelt Ihr unsere Frauen und Kinder. Nein, Römer, ich spucke auf Euch! Ihr seid nicht mehr wert als der Staub vor Euren Füßen. IHR seid der letzte Abschaum im Angesicht der Götter, denn IHR verratet alles, was im Leben wichtig ist: Freundschaft und Loyalität! Ich verfluche Euch und die Wanen und Asen werden das Entsetzen und die Angst, das Leid und den Schmerz über Euch bringen, in vielfacher Münze dessen, was IHR meinem Dorf angetan habt!"
    Er hatte sich in Rage geredet. Noch immer erinnerte er sich an den kalten Winter, an das Sterben der Menschen im Dorf, wie die Fliegen an der Wand. Daran, dass römische Händler ihnen nur Verachtung entgegenbrachten. Gut, sein Dorf war nicht der beste Freund der Römer gewesen, aber schon lange kein Feind mehr.
    Bis zu jenem Tag, als einige sich entschlossen Rom das zu nehmen, was man ihnen nicht gewährte. Er erinnerte sich auch an all die Geschichten, die er als Junge gehört hatte, all jene Taten, die die Römer vollbracht hatten. All der Wahn, der sie zu immer größeren Expansionen, zu immer größeren Qualen der freien Lande führten.
    Und hier hatte er versuchen wollen neu anzufangen? Oh nein, jetzt erst sah er seinen Fehler. Er hatte erwartet die Chance zu erhalten von den Römern akzeptiert zu werden und seiner Wege zu gehen, aber sie waren nichts als arrogante Invasoren, die sich für die Größten hielten und dabei vergaßen zu denken.


    Nach seinem Ausbruch schwieg er beharrlich. Sollten sie ihn foltern und töten, das wäre ihm egal. Er würde als Mann in Hel's Reich eingehen und von seinen Ahnen als tapferer Krieger begrüßt werden.
    Zufrieden lehnte er sich zurück, die Schmerzen in der Hand und die Kühle am Kopf ignorierend.

    Gefangene Germane


    Sein Bart war nicht so schlimm, aber um seine Haare tat es ihm leid. Sehr sogar. Innerlich seufzte er schwer auf, äusserlich bemühte er sich ruhig zu bleiben. Er war blass von den Schmerzen in seinen Fingern, aber er blieb standhaft.
    Er sah den Römer an und sagte in seiner eigenen Sprache:
    "Was immer Du mir antust, Römer, wirst Du eines Tages in gleicher und doppelter Münze zurückgezahlt bekommen. Vielleicht nicht von mir, aber andere werden an meiner statt es vollziehen."


    Das war alles, was er sagte. Danach blieb er wieder ruhig und liess das scheeren über sich ergehen, innerlich kochend.

    Der gefangene Germane hielt stand. Der Schmerz, je weiter das Folterinstrument zugedreht wurde, wurde immer extremer, aber er hielt stand. Und dann machte es knack und er schrie auf.
    Heisser Schmerz durchfuhr den Finger und die Hand und jagte ihm ins Hirn. Er keuchte auf und verfluchte die Römer, aber schweigend. Dann sah er den Peiniger und den Fragesteller wieder unverwandt an.

    Einer seiner Boten hatte unterwegs diese mittlerweile stattlich angewachsenen Gruppe aufgegriffen. Er hatte lange mit deren Anführer geredet und nun wollten sie ihm ihre Gefangenen zeigen.
    Sie kamen zu ihnen und der Anblick war jämmerlich. Er musterte sie lange und schweigend. Dann machte er ein Zeichen und zwei seiner Leute griffen sich einen der drei und führten ihn mit sich in die Mitte der Ansiedlung. Dort wurde er gebunden und während Modorok sich auf seinen Platz setzte, neben sich seinen Bruder und eine Priesterin, musterte er den Römer und begann dann mit kalter Stimme..
    So sprich denn! Name, Rang, Herkunft und warum greifen Römer römerfreundliche Dörfer an?

    Einige wenige derer die ausgeritten waren um die Nachricht zu überbringen waren bereits zurückgekehrt. Nicht alle mit guten Antworten, aber viele.
    Das würde noch nicht reichen, wenn es bis zur Vollendung gehen würde, aber der erste Schritt war getan. Ein bis zwei Wochen würden sie warten müssen, ehe alle benachrichtigt waren und die Antworten vorlagen. Aber das war kein Problem. Er hatte Zeit.
    Das Thing, das ganz Besondere war für in 14 Tage angesetzt und er wusste, selbst die, die noch unentschlossen waren, würden sich bis dahin zum größten Teil entschieden haben und spätestens, wenn die ersten Sachen funktionierten, wie er es sich ausgedacht hatte, spätestens dann würden die letzten Wankelmütigen zu ihnen kommen. Ganz sicher!
    Er hatte sich den Rat der Priester eingeholt und die sahen bisher nur positive Vorboten. So war er guter und zuversichtlicher Dinge.

    Es war frisch an diesem Morgen. Leichter Frühnebel stieg aus den Feldern auf und ließ das Licht der gerade aufsteigenden purpurroten Sonne unwirklich erscheinen. Kaum ein Windhauch war zu spüren und nur hier und da das leise Singen eines Vogels. Hinter ihm, in der Ansiedlung, herrschte bereits frühmorgendliches reges Treiben, aber es war stiller als sonst. Die Sippe war in Trauer. Ihr Häuptling, sein Vater, war am Abend zuvor den Ahnen überführt worden und man konnte noch immer den leichten Geruch verbrannten Holzes wahrnehmen.
    Er war als verbitterter und schwerkranker Mann verstorben, der der Geschichte vieles nicht hatte verzeihen können und dieses immer wieder seinen Söhnen gelehrt hatte. Er hatte sich damit nicht immer Freunde gemacht und zum Schluss wurden öfters die Rufe laut, er solle sich mäßigen, aber hatte er nicht eigentlich mit seinen Worten und Ansichten Recht gehabt?
    Modorok sah nachdenklich über die Felder. Viel hatte er von dem, was sein Vater immer so aufbrachte, selber erlebt. Einiges konnte er nicht nachvollziehen, anderes schon, und bei wieder anderem war er der Meinung, dass genau das viel Schlimmer war als alles andere. Und er hatte vor genau dagegen anzugehen. Er hatte auch schon Ideen diesbezüglich. Die Weiterführungen der Ideen seines Vaters. Sehr viel stärkere Weiterführungen.
    Er winkte seinen Bruder Widukind zu sich und beriet sich leise mit ihm. Dieser schaute zunächst skeptisch, nickte dann aber und versprach sich um alles zu kümmern.
    Gegen Mittag waren 20 Männer der Sippe bereit den Auftrag ihres neuen Häuptlings durchzuführen. Sie hörten der Rede Modoroks zu und wiederholten sie alle. Dann verabschiedeten sie sich voneinander und zogen alle los.
    Sie waren auf dem Weg dafür zu sorgen die Geschicke Germaniens zu beeinflussen, die Geschicke nicht nur dieser Region, sondern die ganz Germaniens. Zumindest war das der Plan.