Das kleine Dorf, bestehend aus großen und kleine Zeltanlagen, Trainingsplätzen, Koppeln und Ställen hatte sich in den letzten Wochen zu einem Hort emsiger Betriebsamkeit entwickelt, und obwohl es nur ein Trainingsrennen war, was hier stattfinden sollte, war jeder bemüht, sich nicht die Blöße zu geben. Mit Sorgfalt und Akribie bereiteten die Fahrer sich auf das Rennen zu und die Tiere wurden bestens versorgt. Zu größeren Reibereien kam es nicht, obwohl immerhin drei gegnerische Factiones anwesend waren. Nur einmal kam es zu einem heftigeren Disput, als ein Knecht der einen Factio dem Gehege einer anderen zu nahe kam und dabei einen Wasser umwarf. Es folgte ein kurzer Streit, in dem allerlei Kraftausdrücke fielen - was Rennställe doch für ein Vokabular besaßen - doch die Sache bereinigte sich schließlich von alleine. Jedoch verfolgte daraufhin jeder Rennstall das Treiben des Gegners mit Argwohn. Schließlich wollte man sich nicht ausspionieren lassen, und jeder Rennstall hatte so seine Geheimnisse für die Vorbereitung, sei es die beste Futtermischung für Lenker und Pferd - Doping kannte man ja noch nicht
- der Technik des Wagens oder sonstiger Rafinessen, die einem zum Sieg verhelfen sollten.
Indes Ioshua, der stämmige Tylusier, vertraute ganz auf die Kraft seiner Worte, er glaubte, daß nur ihn seine Tiere verstehen würden
, und redete viel mit seinen Tieren, daß sie seinen Fahrer zum Sieg verhelfen sollten. Dabei verbrachte er fast mehr Zeit mit jenen "Geschöpfen des Himmels" als mit seinem Gast, dem Sohn des Senators Agrippa, der ihn glücklicherweise begleitet hatte.
Der größte Rennstall war jener der Factio Aurata, die mit drei Gespannen angereist waren.
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Als schließlich der große Tag herangebrochen war, erstrahlte die Sonne über dem kleinen Hain, nahe der Oase, als wolle Helios selbst seine Anwesenheit bezeugen. Der Sonnengott fuhr immerhin in einem goldenen Streitwagen auf den Bahnen am Firmament und dürfte sich gewiss gefreut haben über das, was er sah.
Für den Tag hatten sich zahlreiche, honorable Persönlichkeiten aus Alexandria angekündigt, und eine Kutsche nach der anderen fuhr in dem kleinen Lager vor. Ioshua, in all seiner orientalischen Pracht, ließ es sich natürlich nicht nehmen, alle diese Gäste, politische Größen und befreundete Geschäftsleute, herzlich zu empfangen, insbesondere den Praefectus Aegypti, der Ioshua persönlich sein Kommen zugesagt hatte.
Eine Loge war für die Ehrengäste hergerichtet, von wo aus sie das Rennen beobachten konnten und mit allerlei Kulinarischem versorgt wurden.
Währenddessen bereiteten sich die Wagenlenker und ihre Trainer auf den Beginn des Rennens vor.