Beiträge von Ioshua ben David

    Ein Bediensteter hatte ihm mittlerweile eine Abschrift der neuesten Ausgabe der Acta Diurna gebracht wie sie auf dem Forum auf großen Tafeln angeschlagen wurde.


    Sein flüchtiger Blick offenbarte augenscheinlich nichts interessantes oder wissenswertes, doch eines schließlich unter "Meldungen" erregte seine Aufmerksamkeit erregte seine ungehaltene Aufmerksamkeit.


    Er brummte irgendwas unverständliches in seinen Bart, wahrscheinlich war es griechisch oder hebräisch und griff nach Pergament und dem Federkiel. Hier mußte dem römischen Magistrat ohne Zweifel ein Fehler unterlaufen sein. Der Einspruch war so gut wie geschrieben, das Siegel darunter gesetzt, und würde sich auf seinen Weg als Eilbrief nach Rom begeben.

    Wie das so war, wenn ein ausländischer Würdenträger 8) eine Stadt wie Mogontiacum erreichte, erregte er nunmal die Aufmerksamkeit, was unter anderem auch an seinem gepanzerten Begleitschutz liegen mußte.
    Eine kleine Taverne hatte er ausgespäht, nicht weit vom Forum und kurzerhand das ganze Etablissement gemietet. Ein verärgerter Gast wurde zwar so auf die Straße gesetzt, aber die Aussicht auf reichlich klingende Sesterzen ließen den Wirt schnell die Skrupel vergessen.


    So war dieses Lokal, welches über 4 geräumige Zimmer im Obergeschoß nebst einem Speißeraum parterre verfügte für die kommenden Tage oder Wochen Ioshuas Heim. Das größte Zimmer bewohnte er, zwei abkommandierte Soldaten der Bordwacht schoben davor Wache, und ein Zuber mit heißen Wasser vor den herbstlichen Temperaturen erquickten des Tylusiers Lebensgeister.


    Die Waren waren zu Ioshuas Zufriedenheit nun alle verstaut und daß ohne weitere Komplikationen in den Lagerhallen der Stadt aufbewahrt und die Schiffer, die den Transport vom Meer hierher unternommen hatten, ausgezahlt.


    Gerade als er sich auf ein herrliches Bad vorbereiten wollte, klopfte es an der Tür. Ein Fluchen stieß er zur Decke, zog sich also nochmal den seidenen Mantel an und trottete zur Pforte. "Ja, was gibts ?" sprach er im ärgerlichen Tonfall, daß man ihn gerade gestört hatte. Der Bote, den Ioshua zum Palast gesandt hatte, war zurückgekommen, ihm mitzuteilen, daß der Statthalter ihn in Kürze empfangen werde.
    Ioshuas Stimmung erhellte sich in froher Erwartung auf ein baldiges Geschäft, und schloss darauf wieder die Tür.
    Jetzt wollte er erstmal ein Bad nehmen...

    Ein wenig erstaunt sah er den magister officiorum an, ob der unerwarteten, sofortigen Einladung.


    "O, er befindet sich zur Zeit noch am Hafen und überwacht den Abtransport seiner Waren. Doch er wäre sicher sehr erfreut, zu einem späteren Zeitpunkt - heute oder morgen - eine Einladung des Statthalters zu einer Audienz zu erhalten."

    Der Bote machte ein enttäuschendes Gesicht.


    "Bedaure, das weiß ich nicht. Der Herr ist ein vermögender und einflussreicher tylusischer Gesandter des Königs. Ich nehme an, das es von Wichtigkeit sein wird, wenn sich ein tylusischer Bezirksverwalter mit einem römischen Statthalter zu treffen wünscht, wahrscheinlich Geschäftliches."

    "Dabei handelt es sich um den ehrenwerten Ioshua Hraluch aus Tylus, welcher mir aufgetragen, ihn beim Statthalter anzukündigen und um ein Datum für einen Audienztermin mit dem Statthalter anzusuchen.


    Man pflegte bereits einigen schriftlichen Briefverkehr, weswegen der Name dem Statthalter bekannt vorkommen dürfte." ergänzte der Bote noch schnell.



    Sim-Off:

    zwar bisher nur per PN, aber irgendwie muß ich ja simon erklären, wieso ich den Weg nach Germanien auf mich genommen habe. ;)

    Der jungen Tylusier, den Ioshua zum Palast des amtierenden Statthalters geschickt hatte, fand das gesuchte Gebäude ziemlich schnell, immerhin war es das größe Gebäude am so stark belebten Forum und die Wachen am Eingang ließen in dem Boten den Schluß zu, daß dort der Statthalter anzutreffen sein mußte.


    Wie er es anstellen sollte und wie er das Audienzgesuch seines Herrn übermitteln sollte, das wußte er aber selbst nicht. Daher ging er etwas beklemmend langsam auf eine der Wachen zu und fragte


    "Entschuldigt, wo kann man eine Audienz beim Statthalter bekommen ?"

    Das letzte Stück der Reise, den Rhenus hinauf verlief ohne weitere Zwischenfälle und die Rheinfahrt stellte sich als sehr angenehm heraus.
    Ioshua gewann die Vision, daß man solche Bootsfahrten auf dem Rhenus auch zum Vergnügen vermögender Römer veranstalten könnte mit entsprechender Verköstigung und musikalischer Untermalung dürfte dies für Römer, welchen Germanien bislang unbekannt war, ein lohnendes Ausflugsziel sein.


    Die Frachter docken an dem kleinen Hafen von Mogontiacum an. Gleichwohl es die Provinzhauptstadt war, war deren Hafen nicht zu vergleichen mit den imposanten Anlagen der Mittelmeerhäfen Ostia oder Tarraco.


    Nachdem das erste Schiff angedockt hatte und die Planken ausgefahren war, betrat der Tylusier das Festland, welches er nicht unfroh war nach den langen Wochen wieder einmal zu betreten. Sie hatten zwar unterwegs in Städten wie Colonia Claudia Ara Agrippinensium oder Castra Vetera gehalten, aber Ioshua hatte es jeweils vorgezogen für die Dauer des kurzen Aufenthalts an Bord zu bleiben.


    Durch die emsige Menge an Hafenarbeitern, Matrosen, Kaufleuten oder einfach nur Tagelöhnern bahnte sich Ioshua seinen Weg zum officium des Hafenmeisters um die Ankunft seiner Schiffe zu melden und alle nötigen Formalia für einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.


    Derweil übernahmen die Matrosen die Entladung der Fracht. Schwere Ballen feinster tylusischer Seide, Fässer mit wertvollen Kostbarkeiten und unzählige Kisten holten sie aus dem Bauch des Schiffes hervor. Wäre auch nur eine Kiste oder ein Ballen in den Rhenus gefallen, die Ware wäre ruiniert und Ioshua hätte den Verantwortlichen eigenhändig betraft. Die tylusischen Soldaten, die aufgrund ihres exotischen Äußeren sicher die Aufmerksamkeit der Menschen erregen mußten, blickten mit grimmigen Gesichtsausdruck ins Rund und überwachten die Löschung der Waren. Ihr martialischer Helmschmuck und die nach griechischem Vorbild angelehnten Rundschilder erweckten einen respekteinflößenden Eindruck. Die pila, mit denen sie unliebsamen Besuchern den Weg versperrten wiesen eine beachtliche Länge von sechs Fuß auf.


    Während die Besatzung weiterhin dabei war, die Schiffe zu entladen und die schweren Fässer über die Holzplanken des Pier zu rollen, tauchte schließlich der Bezirksverwalter wieder auf. Jener schnappte sich einen der Matrosen mit knabenhaften Charakterzug und ordnete an, er solle sich den Weg zum Statthalterpalast zeigen lassen, um beim kaiserlichen Legaten um eine Audienz anzusuchen. Der Tylusier verschwand darauf.

    Ein rauher Wind wehte und die Luft schmeckte salzig. Schlagartig hatte sich das Wetter verändert und damit auch der Wellengang als sie das mare britannicum erreichten und die Meeresenge zwischen der Insel und dem Festland passierten.


    Unliebsame Überraschungen blieben aus. Den gefürchteten Nordmännern begegneten sie nicht.


    Der königliche Bezirksverwalter stand die ganze Zeit über an Deck und trotzte den Wellen und dem Wind. Seine Nase führte ihn geradeaus, dorthin, wohin sie wollten und mit eisener Miene und stoiischer Gelassenheit krallte er sich an die Reling.
    Wenn er zwanzig Jahre jünger, fünfzig Kilo weniger und kein Tylusier wäre, er hätte sich bestimmt bei der römischen Flotte gemeldet.


    Allmählich näherte sich man den Gestaden der germanischen Küste, dort wo der Rhenus in das Meer mündete, würde die "Perle von Tylus" vor Anker gehen und dann würde die hektische Betriebsamkeit losgehen mit dem Verladen der kostbaren Fracht auf geeignete Frachter, die ihre Waren gen Süden in die Hauptstadt und zum zentralen Warenumschlagsplatz der Provinz überbringen würden.
    Da die Ware nicht wenig war, würden die Umladungsaktionen sicher einen ganzen Tag brauchen. Außerdem mußte ein annehmbarer Preis mit den Inhabern der Frachter vereinbart werden für die Rheinüberfahrt und auch das stellte sich Ioshua als schwierig vor, da diese Leute wohl kaum mit der Kunst tylusischer Feilsch- und Handelskunst vertraut waren.


    Generell verstand sich der prachtvolle Bezirksverwalter als Tylusier und jemand, der in den östlichen Hochkulturen aufgewachsen war, zuweilen als etwas besseres und hatte nicht unbedingt, eine allzu hohe Meinung von dem Großteil der "Barbaren" aus den niedercivilisierten Ländern, wozu er auch nicht selten die Römer zählte deren Dekadenz wahre Ausmaße besaß. Doch er hatte sich allzu oft geirrt oder sich eines besseren belehren lassen. Letztlich kam es für ihn nur aufs Geschäft an, und da waren alle gleich, ob Römer, Griechen, Germanen, solange derjenige, mit dem er den Handel pflegte ein offenes und ehrliches Gesicht hatte und keine zwielichtigen Züge offenbarte.

    Die Säulen des Herakles, die Verbindung zwischen Europa und Africa lag hinter ihnen. Das mare internum hatten sie zurückgelassen und ein neues Meer breitete sich vor ihnen aus.


    Gades war letzte Station, bevor man die Reise nach Norden antreten würde. Kein langer Aufenthalt war geplant, als die "Perle von Tylus" langsam in den kleinen Provinzhafen einlief.


    Die Kultur unterschied sich hier schon bei weitem von der in den romanisierten Großstädten wie Tarraco oder Carthago Nova. Viele einheimische Iberer lebten hier, die noch wenig von den römischen Gebräuchen übernommen hatte, und der tylusische Bezirksverwalter fühlte sich an Vertrautes erinnert. Nicht umsonst war Gades Anlaufpunkt für viele tylusische Frachter, die den Weg um das Horn von Africa genommen hatten.


    Gades war nicht mehr als eine Routineunterbrechung der andauernden Reise, neben einer grobflächigen Inspektion der verladenden Güter und einer umfangreichen Säuberungsaktion an Deck, informierte man sich über anstehende Schwierigkeiten, mit denen ein Schiffer in dieser Zeit rechnen mußte. Unerwartete Wetterkapriolen, oder unvorhergesehene Begegnungen mit den berüchtigten Nordmännern sind eher unangenehme Erlebnisse, denen man umso lieber aus dem Weg zu gehen hofft.
    Gerade auch aus diesem Grund führte die "Perle von Tylus" eine eigene Bordwacht mit, 15 bewaffnete Soldaten unter der Führung eines Hauptmanns.


    Gades brachte nicht viel Neues. Bis auf die Erkenntnis, daß sich die Aufstände im Inneren des Landes anscheinend ausweiteten und seit Tagen keine Reiter mehr aus der Hauptstadt Corduba eintrafen - irgendwas schien da nicht zu stimmen - gab es nichts Nennenswertes.
    Einige Händler berichteten von normannischen Kriegsbooten im mare britannicum. Der Alkoholgehalt, dem diese Aussagen zugrunde lagen, war allerdings deutlich überhöht, und in Wahrheit handele es sich lediglich um normannische Händler, die ihre Waren in römischen Provinz Britannia abzusetzen suchten.


    So brach die Dhow unter tylusischer Flagge nach einem ereignisarmen Zwischenstopp schließlich auf zu ihrer letzten Etappe richtung Germania.

    Die Waren wurden verstaut, die Amphoren sicher im Bauch des Schiffes gelagert. Bei letzterem hatte Ioshua selbst einen sorgsamen Blick drauf, denn die Beschädigung der Tongefäße bei einem heftigeren Seegang hätte unschöne Folgen haben können, was die ansonst rosige Handelsmission sichtlich betrübt hätte.


    So machte sich die "Perle von Tylus" eines Tages, drei Tage, nachdem sie in Tarraco angekommen war, auf ihre Reise gen Süden, entlang der hispanischen Küste zu den Säulen des Herakles. Dort endete das mare internum und die See würde rauher werden, gleichermaßen die Anforderungen, die an Besatzung und Steuermann geboten sein werden.

    Ioshua schaute ungläubig. Hatten sie ihn übersehen ? Nein, das durfte selten der Fall gewesen sein. Er fiel für gewöhnlich auf, wofür allein schon seine Kleidung ausschlaggebend war.


    Er räusperte sich.


    "Nun, meine Herren. Wie es mir scheint, habt Ihr wichtige Dinge zu besprechen. Nicht desto trotz befinde ich mich weiterhin in diesem Raum."


    Er machte keinen Hehl über seine Ungehaltenheit über diesen Vorfall und sprach in gereizten Tonfall weiter "Ich werde nun gehen. Wünsche einen schönen Tag !"


    Damit machte er kehrt und verschwand aus dem officium. Beim Verlassen des Raumes konnte man meinen, ein vermeintliches Grummeln aus seiner Richtung zu hören. Der Artikel in der Acta hatte total recht. Absolut unfähiger Haufen.

    "Verzeih' ich hatte keine Ahnung von deinen weiten Reisen." bemerkte Ioshua süffisant. Lutetia war natürlich schon eine ganz andere Welt im Vergleich zu Tylus. ;)


    Sim-Off:

    Wo steht, daß ein Hebräer nicht so rumlaufen darf ? ;) Ist es der Bart ? :P


    Dann wandte er sich wieder an den Regionarius.


    "Ich danke dir. Nun ?" sah er ihn eindringlich an.

    Zitat

    Original von Gaius Didius Sevycius
    "Ioshua Hraluch, mmmh sehr interessanter Name. Woher kommst du und was ist dein Treiben hier in Hispania. Willst du dich ansiedeln?"


    "Mein Heimat liegt fernab, tief im Osten, ferner als du wahrscheinlich je von Rom entfernt gewesen bist, mein Freund.
    Beileibe nein, wieso sollte ich hier ansieden ? Ich bin gewissermaßen nur auf der Durchreise."



    Zitat

    Original von Quintus Terentius Alienus
    Möchtet ihr Wein trinken?


    "Da sag ich nicht nein." schlug Ioshua das Angebot des Regionarius nicht aus und ignorierte dabei die Worte des Comes. Er war doch kein Moslem und erst kein Araber. ;)