Beiträge von Narrator Germaniae

    | Priester


    Der Fremde schien nicht sehr demütig.


    "Bist Du in den Tempel gekommen um mir das zu sagen?"


    Er sah ihn eindringlich an und rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Die Ruhe in dem Raum nahm sakrale Ausßmaße an. Wären andere Besucher des Tempels zugegen gewesen, sie hättten unweigerlich in die Richtung der beiden Männer gesehen und ihre Blicke in den Fremden gebohrt. Was würde er antworten?

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/roemer25.jpg | Tagelöhner


    Das wusste er ganz sicher und packte einen Sack.
    Dann warf er einen Blick auf den Mann und schüttelte den Kopf.


    "Ich bin zum Waren schleppen eingeteilt.
    Ich mache meine Arbeit.
    Dafür werde ich bezahlt."


    Er hielt inne und dachte nach. Viel verstand er ja nicht von der Welt, aber er wusste welchen Platz er hatte und was seine Aufgabe war. Vielleicht wusste aber der andere Kerl nicht, wo sein Platz war und was seine Aufgabe war. Immerhin wäre dies möglich. Dann ging er weiter seiner Arbeit nach und verschwand im Inneren des Gebäudes...

    | Priester


    "Von welchen Maßnahmen redest Du?"


    fragte er den Fremden, den er zuvor noch nie im Tempel gesehen hatte. Zu den fleißigen Tempelgängern und gläubigen Römern konnte dieser nicht gehören. Aber er musste vorsichtig sein mit einem Urteil, denn allzu oft urteilte man zu schnell und die Dinge verhielten sich hinterher anders, als man dachte...

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/roemer25.jpg | Tagelöhner


    "Nein, Herr! Nein! Müh Dich nicht ab.
    Wenn mein Chef sieht, dass Du mir hilfst, denkt er noch, ich kann die Arbeit nicht mehr machen!"


    rief der Tagelöhner, als er wieder aus dem Gebäude zurückkehrte und einen komischen Kerl auf seinem Wagen Säcke abladen sah. Warum musste es auch so verschrobene Typen geben?


    "Bei Iuppiter! Ich komme in die größten Schwierigkeiten!"
    setzte er noch hinzu und näherte sich mit großem Schritten um dem Mann, der vorher noch die Wachstafel gehalten hatte, den Sack abzunehmen...

    | Priester


    "Du brauchst nicht schreien!"


    antworte er und löste sich aus dem Schatten des Raumes.


    "Und entschuldige, dass mein Kommen ungehört blieb, doch ich wollte nachsehen, wer den Tempel betreten hat. Wir wurden erst neulich bestohlen, und ich wollte nicht, dass wieder..."


    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern nickte demütig.


    "Du hast viele Fragen an Mars. Nicht wahr?
    Wir haben alle viele Fragen an Mars.
    Nicht immer antwortet er."

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/roemer25.jpg | Tagelöhner


    "Bei Iuppiter, man schwitzt sich den Wolf bei diesem Wetter.
    Müssen die da oben so viel fressen?"


    Er hatte das Faß abgestellt um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Erst seit einer Woche arbeitete er bei dem Bierbrauer in dieser Stadt und es war unglaublich wieviele Fäßer er nun schon durch die Stadt gefahren hatte. Die meisten davon wurden in das Castellum der Legion eingeliefert, die eigentlich einen beständigen Bedarf hatte.


    Im Grunde war es der falsche Arbeitsplatz für ihn, aber viel Arbeit gab es in Raetia nicht mehr für einen alten Tagelöhner, nachdem die germanischen Horden im letzten Herbst so manchen Hof niedergebrannt und unzählige Siedlungen geplündert hatten. Bei dem Neuaufbau konnte man nur tatkräftige, junge Burschen gebrauchen, nicht ihn.


    Er steckte das Tuch wieder ein und nahm das Faß wieder auf.
    Die Arbeit musste weiter gehen...

    Weinverkäuferin | http://www.imperiumromanum.net…va_galerie/roemerin01.jpg


    "Vinum! Vinum!
    Wein aus dem Illyricum!
    Vinum! Vinum!"


    Die Frau hatte Power und schob sich durch die Menschenmenge. Unter dem Arm trug sie eine Amphore, hinter ihr folgte in etwas Abstand ein Sklave und trug noch einmal drei dieser tönernen Gefäße. Schon trat der erste Kunde hinzu und ließ sich einen Becher einschenken. Er zahlte die Sesterze gerne und machte einen Scherz, in den sowohl die Frau als auch die Umstehenden mit einfielen.


    "Vinum!" "Vinum!" Wenn es einen Ruf gab, welcher die Massen Roms begeistern konnte, dann war es dieser. Ganz gleich in welcher Provinz, in welcher Stadt, Wein vereinte die Bewohner des Reiches. Es waren eben Brot und Spiele, welche die Menschen zusammen hielten, und wenn die die Unterschiede noch so groß waren. So lange es den Menschen gut ging, sie Wein zum trinken hatten und Brot zum essen, so lange die Wagen im Kreis fuhren und die Gladiatoren im Sand ihr Leben aushauchten, war die Welt ertragbar. Und die Herrschaft in Rom gesichert.

    Was bleibt einem alten Mann noch lange zu erzählen? Der Legatus kam zügig voran, auf der Strecke ereigneten sich keine Besonderheiten und man könnte fast meinen, dass sie wie im Fluge, oder im Schlaf, von einem Tag auf den anderen statt gefunden hatte.


    Eines freilich blieb dem Legaten und seinen Männern nicht verborgen.


    Auch wenn der letzte Krieg nun schon bald ein Jahr zurück lag, konnten auch die vollen Felder in den Siedlungskammern nicht darüber hinweg täuschen, dass es in vielen Dörfern noch immer nicht gut um die Bevölkerung stand. So mancher Flecken, welcher früher eine Siedlung gewesen war, lag heute brach und verlassen. Die Ruinen der Häuser wurden von Wind und Wetter, dem Bewuchs der Pflanzen und des Waldes wieder abgebaut, nicht wenige Lichtungen wurden kleiner.


    [Blockierte Grafik: http://img101.imageshack.us/img101/8995/waldpq4.jpg]

    http://www.imperium-romanum.in…ava_galerie/Grieche12.jpg | Wettanbieter


    "Wetten! Wetten!
    Wetten können bei mir plaziert werden!
    Wetten! Wetten!
    Wetten können bei mir plaziert werden!"


    schrie ein Greis und marschierte durch die Menschenmenge, welche sich schon auf dem großen Platz eingefunden hatte um die fertige Rennbahn mit einer Mischung aus Skepsis und Begeisterung zu beäugen. In seiner Hand hielt er eine Wachstafel auf der sich einige hatten sogar schon eintragen lassen. Auch wenn die Spiele noch gar nicht angefangen hatten, gab es dennoch die ersten, die schon gewaltig Geld machten.


    Ach, die Spiele. Für viele verhießen sie eine angenehme Zeit der Entspannung, der Erholung, der Freude und des Spaßes. Im Grunde war es einfach nur geil, bei einem Rennen dabei zu sein und zuzusehen, wie die Wagen der Rennställe um jeden Meter kämpften, und sich am Ende mit viel Glück, einer der Beteiligten durchsetzen konnte. Es gab zwar weniger Tote als in der Arena, dafür mehr Taktik, mehr Spannung und ... - was war das Geheimnis der Rennen? - ... mehr Flair!

    Die Soldaten der Legio II hatten zusammen mit der Stadtverwaltung und der Provinzverwaltung alle Hände voll zu tun gehabt, um den Circus rechtzeitig bis zu Beginn der Spiele fertig zu stellen. Doch sie hatten es geschafft. Einen Tag, bevor die Spiele eröffnet werden sollten, erhob sich auf eine gewaltige Länge eine hölzerne Konstruktion vor der Stadt, welche als Tribüne für die Rennen dienen sollte. Sie umschloss die komplette Rennstrecke und bot für annähernd zehntausend Besucher Platz.


    Vor der gigantischen Holzkonstruktion, deren Stabilität durch ein Anrücken der Legion und einem einstündigen Dauersitzen, Aufspringen, Simulationsjubeln, Siegestanzen, ja sogar einer gestellten Massenschlägerei - welche den Probati sichtlich Spaß gemacht hatte - geprüft worden war, befanden sich unzähliche kleine Stände und Buden, die einzig dazu dienten, den Besuchern alle erdenklichen Wünsche zu erfüllen.


    So gab es Weinschenken, Essensstände, Losbuden, Wettbüros, Fanartikelgeschäfte, ja sogar Vertretungen der Factiones, welche fleißig unter den Besuchern für ihren Rennstall werben wollten. An einem Eck der langen Meile befanden sich sogar einige fahrende Bordelle, wie es dazumal nicht unüblich gewesen war.


    Kurz: Man hatte an alles gedacht.


    Der Legatus Augusti Pro Praetore
    MAXIMUS DECIMUS MERIDIUS
    und der Quaestor Pro Praetore
    TITUS PETRONIUS VARUS
    präsentieren:


    SPIELE IN GERMANIEN!


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    KAL SEP DCCCLVI A.U.C.
    (21.8.2006/103 n.Chr.)



    Bürger des Imperiums!
    Freunde des Imperiums


    Es ist uns eine Ehre zu verkünden, dass zu den Ludi Consualia Spiele in Germanien stattfinden werden! Kommt und schaut, wenn sich die geschicktesten Wagenlenker mit den schnellsten und besten Pferden des Imperiums untereinander messen! Seid dabei, wenn das Imperium in den Rausch der Spiele gezogen wird!
    Für das leibliche Wohl ist ausreichend gesorgt.


    Kommt nach Mogontiacum!


    Wieder warfen einige der Germanen ihre Waffen weg und wieder begann Geschrei unter ihnen. Dann folgten noch mehr und schließlich wurden den Letzten, die noch immer nicht wollten, von den eigenen Leuten die Waffen aus den Händen gerissen, was wieder mit heftigem Gebrüll vonstatten ging.

    Die Worte zeigten Wirkung: Sie lösten nämlich eine totale Konfusion unter den Germanen aus!


    Einige warfen tatsächlich ihre Schwerter und Äxte in Richtung der Römer auf die Erde. Andere blieben weiterhin schweigend wie angewurzelt stehen und wieder Andere begannen sich gegenseitig anzuschreien.
    Scheinbar fehlte ihnen ihr Anführer, der vermutlich entweder geflohen, oder gefallen war.

    Noch immer konnte man von verschiedenen Stellen des Lagers Kampfeslärm vernehmen. Aber es wurde langsam weniger. Einigen, der noch immer im Lager versprengten Germanen gelang die Flucht. Andere starben unter den Schwertern der Legionäre und einige wenige ergaben sich.


    Vor der Porta Decumana war das alles gut zu hören, denn hier war für den Moment eine gespenstische Stille eingetreten. Noch immer befand sich hier die bei weitem größte Gruppe der Eindringlinge. Vor ihnen versperrte weiterhin eine große Zahl Römer den Ausweg durch das Tor. Hinter ihnen lauerten noch mehr Legionäre und warteten nur auf den Befehl zum Angriff. Aber nichts geschah, beide Seiten belauerten einander.
    Einzelne Germanen versucht, durch die schmalen Gänge zwischen den Baracken links und rechts von ihnen hindurch zu schlüpfen. Aber auf der anderen Seite waren die Flüchtenden jedes Mal von dort wartenden Legionären blutig empfangen worden. Auch das konnte man hören und schließlich versuchte keiner mehr diesen verhängnisvollen Weg.

    Mit einem Ruck wurde die Klinge wieder zurückgezogen und sterbend sank der Germane zu Boden.


    “Lass dich doch nicht umbringen.“, sagte der Legionär, der ihn von hinten überwältigt hatte und lächelte Oktavianus kurz zu.

    Auf den seitlichen Wegen, die an der Palisade entlang führten, kamen immer mehr Legionäre zum Tor gelaufen und reihten sich in die Formation ein. Die Germanen, die auf der breiten, von der Mitte des Lagers kommenden Via Praetoria stehen geblieben waren, konnten sich noch immer nicht zu einem Angriff entschließen. Zu allem Überfluss war da auch noch ein wild zerzauster Römer mit einem blutverschmierten Schwert, der sie in ihrer eigenen Sprache beschimpfte.


    Mittlerweile hatten sich so viele Legionäre vor dem Tor versammelt, dass es auch um die zahlenmäßige Überlegenheit der Eindringlinge geschehen war. Erst jetzt, im Schein der Fackeln und nachdem sich das erste Durcheinander gelegt hatte, konnte man ihre Zahl überhaupt abschätzen. Mehr als Hundert waren es nicht und die saßen in der Falle! Denn hinter ihnen marschierte nun das Gros der Römer auf…

    Tatsächlich schien es so. Anfänglich war die Gruppe der Römer vor dem Tor noch klein. Aber obwohl viele der Legionäre nicht einmal ihre Schilde hatten und einige sogar barhäuptig waren, reichte ihr Anblick aus, um die panische Flucht der Germanen zu stoppen. Sie wirkten seltsam ratlos, ja, man hatte fast den Eindruck, als wären sie davon überrascht, so viele Legionäre im Lager vorzufinden.
    Obwohl man doch mit nichts anderem in einem Römerlager zu rechnen hatte.

    Überall strömten mittlerweile die aufgeschreckten Legionäre aus ihren Unterkünften. Nicht alle hatten die Zeit gefunden, ihre Ausrüstung vollständig anzulegen, aber unbewaffnet war keiner von ihnen. Unzählige Fackeln wurden entzündet und vertrieben nun das Dunkel der Nacht.
    Im tanzenden Schein dieser Lichter erkannte man jetzt, wie die Barbaren in das Lager gelangt waren: Die Porta Decumana, dass nördliche Tor, stand offen und die Torwachen lagen mit durchtrennten Kehlen und eingeschlagenen Schädeln davor auf dem Boden.


    Genau hier versuchten die Eindringlinge nun wieder heraus zu kommen. Aber jetzt sahen sie sich den alarmierten Römern gegenüber, die genau das zu verhindern suchten und zwischen ihnen und dem Fluchtweg standen.


    “REIHE BILDEN! IN REIHE, VERDAMMT! SCHILDE HOCH!“, versuchte ein Centurio den Lärm des Getümmels zu übertönen.