Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    Das Tempo zog an und Antoninus blieb nicht mehr so viel Zeit, sich umzusehen. Bald schon merkte er erste Kraftdefizite, doch sein Wille ließ ihn in gleichem Tempo weiterlaufen. Er kannte diese Zustände. Hier galt es, den inneren Wunsch nach Verlangsamung zu überwinden auch wenn die Beine schwerer wurden.
    Antonius konzentrierte sich fortan nur noch auf den Lauf. Sein Blick ging nach unten und so sah er, wie der Erdboden unter seinen Füßen floh. Auf diese Weise konnte er schon immer längere Belastungszustände durchhalten. Einfach dumpf die Körperbewegungen ablaufen lassen, das Atmen nicht vergessen, dann ging das schon.

    Das Tempo schien geeignet, längere Zeit durchzuhalten und so besah sich Antoninus bei der Gelegenheit die veränderte Umgebung der Tiberinsel. Nicht zu fassen, was sich innerhalb weniger Jahre alles in Rom ändern kann. Nicht nur die Menschen, nein, auch Gebäude und Plätze wandelten sich. Es würde noch gehörige Zeit brauchen, bis Antoninus sich mit allem zurecht und auch abgefunden hatte.


    Die Brücke allerdings war noch dieselbe wie vor seiner Abreise. Massiv und sicher trotzte sie den Veränderungen um sie herum. Antoninus wollte versuchen, ebenso beständig zu sein wie sie. Nicht rein körperlich sondern vor allem in dem, was ihn sonst noch ausmachte. In gemächlichem Tempo ging es weiter.

    Antoninus musste schon die ganze Zeit grinsen. Warum sagte er allerdings nicht.


    "Du bist ein Unikum. Ich freue mich jedenfalls, dich getroffen zu haben. Wir sollten noch viel Spaß miteinander haben, aber nach leichten Mädchen, nee, also danach ist mir heute Abend nicht. Vielleicht ein andermal, dann wenn die Ausbildung weniger geschlaucht hat oder bin ich hier der Einzige, der trotz Kondition abends müde ist?"

    Ausdauertraining war angesagt. Das sollte kein Problem darstellen. Antoninus besaß eine recht gute Kondition, weil er sich anders als andere Verwaltungskräfte damals in Syrien gefordert und somit konditioniert hatte. Aus seinem Gedächtnis heraus war der beschriebene Weg zwar alles andere als kurz, doch er würde das mit Sicherheit bewältigen. Der Princeps Prior wollte ihn begleiten und so würde er sich wenigstens nicht langweilig während des Laufens.


    "Bereit."

    Noch nie hatte Antoninus so eine lustige Type getroffen. Er schüttete sich fast vor Lachen aus, wenn der andere bloß den Mund aufmachte. Mit etwas Alkohol im Blut war allerdings die Verständigung kompliziert, denn das war sie bereits in nüchternem Zustand.


    "Vor Jahren hat man auch auf dem Forum immer leichte Mädchen getroffen.“

    Aufmerksam folgte Antoninus den Befehlen und versuchte, sie sich schnellstmöglich einzuprägen. Als der Befehl zum Losmarschieren kam, klappte auch alles recht gut, bis Antoninus bereits nach der ersten Drehung vor dem Problem stand, den Exerzierplatz verlassen zu müssen, wenn er weitermarschieren würde.


    "Äh, und nu?“

    Antoninus tat wie ihm geheißen und lief locker die angegebenen Runden um den Platz. Dabei entspannten sich Kopf und Arme. Das Tempo war geeignet, um abschalten zu können. Im Anschluss daran trottete er in die Unterkünfte und legte sich erst einmal hin.


    Nach einer Nacht, die ihm nie zuvor zu schnell vorbei zu gehen schien, stand er erneut auf dem Exerzierplatz und meldete sich zur Ausbildung bereit.

    Antoninus griff erneut zu den Pila und visierte die Ziele an. Als er glaubte, sich ausreichend konzentriert zu haben, warf er den Speer ab und siehe da, er traf den ersten Stein. Diese Methode verfolgte er nun auch bei den folgenden Würfen. Die Trefferquote war insgesamt besser als zuvor, wobei sie immer noch durch regelmäßige Übung würde verfeinert werden können.


    Nach je zwei Würfen auf jeden der Steine atmete er zufrieden aus. Die Tendenz ging in die richtige Richtung. Er nahm sich vor, falls die Ausbildung es nicht vorsah, selbstständig immer wieder zum Üben hierher zurückzukehren.

    Mit dem Übungspilum in der Hand folgte Antoninus dem Princeps Prior. Er führte ihn zu einer Stelle, an der sich drei Steine hintereinander aufreihten. Antoninus suchte sich als Ziel zunächst den vorn liegenden heraus. Während des Anpeilens ließ er sich die Worte des PP durch den Kopf gehen. Ein Pilum gehörte also nur bedingt zu den Gebrauchswaffen eines Miles.


    Trotz guten Willens trafen die ersten Versuche nicht. Zunächst vibrierte der Speer zu sehr in der Luft, dann war trotz guten Flugs die Entfernungseinschätzung das Problem. 15 Würfe hatte Antoninus, ab dem 9. wurde es besser. Ab da wäre ein Gegner sicher getroffen gewesen, der schmalere Stein nur in drei der sechs Fälle. Dennoch... die Steigerung der Treffleistung war ersichtlich.

    "Du bist ja zum Redner geboren.“


    Antoninus staunte über die vielen ernsten Worte inmitten dieser Gastwirtschaft. Er prostete seinem Kameraden zu und leerte den Becher. Reden schön und gut, aber nicht mehr nach einem harten Ausbildungstag.


    "Denkst du an jemand Bestimmten, wenn du Schafe mit Zähnen erwähnst?"
    Antoninus hatte da sogleich eine Assoziation, aber die gehörte nicht hierher.

    Mit einem vorgelegten Ziel ging es gleich viel besser, auch wenn das Tempo recht zügig war. Allerdings, bei allem Spaß an der Sache, war es heiß und meine Zunge klebte recht bald am Gaumen. Wie gut, dass Antoninus kein zarter Jüngling mehr war. Das Leben hatte ihn schon einige Anstrengung gekostet und Durchhaltevermögen gelehrt.
    Wucht legte er in die Stichte, mal mehr mal weniger.

    Antoninus verstand nur die Hälfte der Befehle, denn er befand sich gerade erst wenige Tage in den Reihen der Cohortes Urbanae. Gern hätte er schon mehr gelernt, aber schneller ging es wohl nicht.


    Er stand stramm, bildete eine Reihe mit den anderen Miles und drehte sich nach links. Den Rest musste er sich von den anderen abschauen, denn er verstand die Befehle, wie gesagt, nicht.


    Der Rede lauschte er interessiert. Er wusste noch viel zu wenig über die aktuelle Situation der Cohortes Urbanae und war dankbar über jede Information. In den Ruf stimmte er mit ein.


    "ROMA VICTOR"