Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    "Ich habe zu danken.“


    Antoninus griff zum Becher und prostete dem Miles zu. Nach einem großen Schluck begann er zu berichten.


    "Rom ist meine Geburtsstadt, nur trieb es mich vor knapp zwei Jahren fort. Ich wollte mein Glück in Syrien suchen und habe es auch zum Teil gefunden. Aber so ist das eben, wenn man in der Fremde ist. Man sehnt sich nach der ewigen Stadt.
    Einmal hier wollte ich dann nicht schon wieder weg. Das ist ein Grund, warum ich nicht zur Legion gegangen bin, sondern mich bei den städtischen Einheiten umgesehen habe. Die CU erschien mir dann als die beste Einheit, darum bin ich hier, wobei mein Herz durchaus noch an der Legion hängt. Leider kann man nicht alles haben.
    Und wie war es bei dir?“

    Antoninus hob sein Scutum in die zuvor beschriebene Höhe. Das Gewicht war nicht unerheblich. Das hatte er bereits in den Unterkünften festgestellt. Mit dem Schwert in der richtigen Haltung ging er zu den Holzpfählen und versuchte sich aus dieser Stellung heraus an möglichst gelungenen Stichen. Er hatte natürlich schon viel gehört und gelesen und wusste einige grundlegende Dinge. Daher kam ihm die Handhabung jetzt keineswegs fremd vor, aber die Umsetzung war schon schwierig, denn auf beide Arme gleichermaßen aufzupassen und dabei noch möglichst gut zu treffen, musste erst einmal geübt sein. Er gab sich aber jede Mühe.


    Bemerkte er das Absinken des Schildes, korrigierte er möglichst sofort. Bemerkte er eine Fehlhaltung des Holzschwertes, bemühte er sich auch dort um Präzision. Nach gewisser Zeit perlte ihm Schweiß von der Stirn. Es war Sommer und die Sonne meinte es gut mit ihm, nur vergaß sie, dass er nicht mehr Freizeit hatte. Er war mitten in der Ausbildung.

    Ein Miles kam in die Unterkünfte und da Antoninus Probatus bei der Cohortes Urbanae war, längst nicht aufgenommen, aber immerhin, und wir geschlossen zum Appell antreten sollten, begab auch er sich zum Sammelplatz.
    War das jetzt falsch gedacht, so nahm er an, würde man ihm das sicher sagen.

    "Hä? Was hast du gesagt?“


    Antoninus drehte sich dem Neuen auf der Stube zu. Ganz ohne Grinsen ging das nicht. So eine Aussprache hatte er noch nie zuvor gehört, aber sie klang lustig.


    "Ähem, wenn du Lust hast, dann komm doch auch mit in die Kneipe, dann, wenn dein Ausbildungstag vorbei ist. Ich für meinen Fall gehe jetzt was trinken. Mir ist danach und ich habe mir das verdient.“

    Antoninus kam durch die Tür und das Erste, was er machte, er suchte einen Platz. Sitzen wollte er, sonst gar nichts, nach dem langen Tag der Ausbildung. Das heißt doch: Etwas trinken wäre nicht schlecht.


    "Ein Becher Wein.“ Die Worte waren an den Wirt gerichtet, dann sah Antoninus zu seinen Begleitern.


    "Seid ihr schon lange im Dienst?“

    Obwohl Antoninus eigentlich keine Lust hatte, auch nur einen einzigen zusätzlichen Schritt am heutigen Tage noch zu gehen, fand er die Idee recht gut. Wein trank man im Sitzen und den Weg dorthin würde er vermutlich auch noch schaffen.


    "Wenn das kleine Kneipchen irgendwo hier in der Nähe ist, kein Problem. Ist es weiter weg, dann müsst ihr heute auf mich verzichten."

    Antoninus ließ sich das Angebot kurz durch den Kopf gehen. Die Aufklärung von Familienzugehörigkeit war sicher ein interessantes Thema. Hinzu kam, dass die Ereignisse der letzten beiden Jahre tief greifend gewesen sein mussten, denn natürlich kannte er die Situation innerhalb der Gens. An ihm jedoch waren diese Ereignisse relativ unbemerkt vorbeigezogen. Sie hatten ihn bei seiner Rückkehr überrascht. Aufklärung diesbezüglich war ebenfalls angebracht.


    "Ich würde mir gern ein Bild bei einem guten Wein machen. Warum nicht?
    Ganz klar, hier geht die Ausbildung vor. Deswegen bin ich hier."


    Als Antoninus 30 Runden hörte, hielt er für einen Augenblick die Luft an, die er jedoch erleichtert ausstieß, als der Exerzierplatz als Distanz genannt wurde und nicht die komplette Castra Praetoria. Augenblicklich machte er sich daran, in einem Tempo, welches geeignet war, große Distanzen zu bewältigen, den Platz ein um das andere Mal zu umrunden. Bestens zum Aufwärmen kalter Muskeln geeignet, brachte er in diesem Tempo die Runden hinter sich und nahm nach Absolvierung, zwar außer Atem, aber korrekt Haltung an.

    Die Verblüffung war ganz auf Antoninus’ Seite. Ihm fiel die Kinnlade herunter. Minutenlang, oder jedenfalls kam es ihm so vor, starrte er sein Gegenüber an. Dann fasste er sich.


    "Salve Princeps Prior! Nun, zu der Zeit, als ich mit meinem Cousin, dem Gensgründer Crassus, nach Syrien ging, das liegt etwa zwei Jahre zurück, gab es dich noch nicht in der Gens. Nicht mal als Knabe soweit ich mich erinnern kann.“

    Vollbeladen wie er war, stolperte er mehr zur Tür herein, als dass er lief.


    "Salve! Ich bin der Neue und ich hause fortan in dieser Stube.“


    Antoninus suchte sich ein freies Bett und warf zunächst seine Sachen dort drauf. Dann fing er an, diese zu sortieren. Was er nicht benötigte, legte er in den Schrank. Was er für die Ausbildung brauchte, legte er an. Als er damit fertig war, begab er sich ohne Umschweife zu seinem Ausbildungsplatz.

    Die Anweisung lautete, nach der Kleider- und Waffenkammer sofort zum Exerzierplatz zu kommen. Von Umziehen war nicht sie Rede und Antoninus sagte sich, man sollte den Anweisungen lieber korrekt nachkommen als Eigeninitiative ergreifen. Nur das mit dem Laufschritt klappte nicht mehr so ganz.


    Dort angekommen stand er stramm, soweit das mit dem Berg auf seinen Armen eben ging.


    Antoninus grinste zurück als er unterschrieb.


    "Dein Dienst wäre mir zu langweilig. Vale.“


    Anschließend griff er sich den Berg an Ausrüstung und verließ mit diesem die Kleiderkammer. Die Waffen würden bestenfalls noch obendrauf gelegt werden können. Die Hände hatte er jedenfalls dafür nicht mehr frei.

    "Es ist doch nur für die Grundausbildungszeit. Danach kann ich sicher regelmäßig hier vorbeikommen. Nun sieh nicht so betrübt. Du hast Jahre ohne mich gelebt, dann wirst du doch die nächsten Wochen auch noch überstehen, hm?“


    Antoninus hob Deandras Kopf am Kinn an und sah ihr in die Augen. "Hm?“ Dann gab er ihr noch einen Kuss auf die Stirn, hob seinen Lederbeutel auf und verließ die Villa.